Dieser Artikel ist ziemlich emotional und düster, obwohl der westlichen Medizin grosse Verdienste zugesprochen sein sollen. In dieser Betrachtung aber werfe ich kritische Blicke auf kollektive Vorgänge, die unter dem Begriff «Gesundheit» in Erscheinung treten.
Bevor ich über das Thema Gesundheit zu schreiben beginne, stelle ich mir die Frage, welche Assoziationen das Wort Gesundheit in mir auslösen wird. Deshalb schliesse ich jetzt meine Augen zu und horche nach innen.
Hier die Einfälle:
Zuerst atme ich auf: Ich bin gesund, wie gut. Gesundheit ist ein Geschenk. – Beatmungsgeräte, Tod. Ein mulmiges Gefühl. Unbehagen vor einer schwer greifbaren Macht, Bemächtigung, Manipulation. Die Gesundheits-Industrie, ein Monstrum. Gesundheit: ein mächtiger Gedanke, weltweit.
Klar, sind diese Einfälle von der Corona-Krise beeinflusst. Dennoch bemerke ich mit einem gewissen Erschrecken, wie viele negative Assoziationen der Gedanke an Gesundheit bei mir ausgelöst hat. Fast pervers.
Gesundheit als Wert.
Viele Menschen finden, dass die Gesundheit das höchst Lebensgut und der grösste Wert im Leben eines Menschen darstellen. Leben um gesund zu bleiben? Ein Leben, der Gesundheit gewidmet? Solche Aussagen stossen mich ab. Es wäre dasselbe, wie wenn ich sagen würde: Ein schönes Instrument habe den Zweck, es stets gut zu pflegen. Nein doch: Um es schön zu bespielen und um anderen Menschen Freude zu bereiten! Ja.
Leben um zu lieben, um das, was innen ist zu gestalten und auszudrücken: Ja, so verstehe ich das Leben. Leben, um zu heilen, heil zu werden. Ja, auch dazu fühle ich Zustimmung, nicht aber zu einer krankheitsfreien Normalität.
Gesundheit scheint in unsere Welt zu einer allmächtigen Gottheit geworden zu sein, die uns nötigt, auf eine bestimmte, normierte Art zu leben. Zum Beispiel das richtige, Darmflora erzeugendes Jogurt zu essen, uns attraktiv zu bewegen und richtig zu atmen, im Wellness-Tempel Stress abzubauen, Kraft-Training zu machen, die Gesundheits-App zu betätigen, uns einen Chip einpflanzen zu lassen, uns zu impfen, einen Nackenroller zu kaufen, uns stets auf Rat hin operieren zu lassen, lieber früher als später, Stützstrümpfe zu kaufen, etc. Neuerdings gibt es auch eine Uhr, die von uns EKG’s anfertigt und generell unsere Herztätigkeit überwacht.
Gesundheit ist herstellbar und zu beherrschen, wie uns glauben gemacht wird.
Die Gesundheits-Industrie
Ich vermute, dass das Gesundheitswesen, zusammen mit der Pharma-Industrie der mächtigste und grösste Industriezweig der Welt ist. Er wächst ununterbrochen wie eine Kracke und ebenso die Krankenprämien. Ein Stopp ist nicht abzusehen. Die Kosten werden auch in Zukunft zunehmen, weil wir Menschen uns der Macht des Gesundheitsdenkens unterworfen haben. Woran sollten wir uns denn sonst halten, da wir ja nicht so genau wissen, wer wir sind?
Natürlich produziert die Gesundheits-Industrie manchmal auch die Krankheit, die sie behandeln will, zum Beispiel durch brutale und unnötige Eingriffe, die auch traumatisieren. Medikamentenpreise, nur für Super-Reiche erschwinglich, steigen in die Millionen-Höhe.
Der Mensch vergiftet Böden (durch Mono-Kulturen und Pestizide) und Luft (z.B. durch ungefilterte Industrie-Abluft), wodurch die Qualität der Lebensmittel leidet, die dann wiederum durch bestimmte Mechanismen verbessert werden müssen. So werden Medikamente zu Lebensmitteln, wie Lebensmittel zu Medikamenten umgewandelt werden. Das Gesundheitswesen wirkt also tief in die Lebensmittelproduktion ein, wie zum Beispiel Nestlé es vormacht.
Die Angst vor Krankheit, Sterben und Tod wird geschürt, so wie der Wunsch nach einem immer längeren Leben (Trans-Humanismus) und letztlich die Illusion von biologischer Unsterblichkeit. Diese Ängste und irrealen Hoffnungen werden bewirtschaftet und ausgebeutet, um Menschen gefügig zu machen, angepasst und nutzbar für die Profit-Maximierung der Wachstums-Gesellschaft, der es um quantitatives, finanzielles Wachstum geht und nicht um qualitatives Wachstum.
Hat sich das Gesundheitswesen mit dem Teufel eingelassen? – oder viel eher vielleicht mit allen Unternehmungen und Gruppen von Menschen, denen es um die Steuerbarkeit des Menschen geht? Oder ist es eine Mehrheit von Menschen, welche die Selbst-Verantwortung abgegeben haben, weil sie sich überfordert und erschöpft fühlen und nicht mehr wissen, was und wem sie glauben sollen – und damit das bestehende Gesundheits-Verständnis ermöglichen?
Natürlich gibt es eine auf den Menschen und sein seelisches und körperliche Wohl ausgerichtete, feinfühlige ganzheitliche, integrale Medizin: Perlen in vielen Nischen, von der Main-stream-Medizin wenig beachtet oder abgewertet («Placebo»).
Ich spreche hier von jenem Gesundheitswesen, welches gesellschaftlich dominant ist und sich der Symptom-Bekämpfung, dem Profit und dem Prestige verschrieben hat. Dieser Medizin geht es oftmals gar nicht um Gesundheit in einem ganzheitlichen Sinne. (Was denn haben Schönheits-Operationen mit Gesundheit zu tun?)
Normalität statt Entwicklung
Krankheit ist Teil des menschlichen Entwicklungs- und Reifungsprozesses des Menschen. Genauso wie Krisen. Krankheiten sind Teil der menschlichen Ganzwerdung und der Bewusstseinserweiterung. Wird dies nicht einbezogen in den Heilungsprozess, verkürzen sich medizinische Eingriffe zur Wiederherstellung der Normalität und des erwarteten Funktionierens des Menschen als Rädchen der Gesellschaft.
Medizinisches Personal wird somit abgewertet und benützt als Gehilfen und Garanten zur vorübergehenden Normalisierung und Verfügbarkeit des Menschen. Und die Patientinnen und Patienten?
Sie fühlen sich verloren und überfordert in der Mega-Maschine. Sie ergeben sich, lassen geschehen oder reiben sich auf in einem Widerstand, in dem sie wenig Chance haben, Unterstützung zu bekommen und zu sich zu finden.
Wir benötigen nicht eine Medizin, die repariert, sondern eine Heilkunst, die heilt. Gehetztes Pflege-Personal hilft uns höchstens kurzfristig. Für eine nachhaltige Heilung brauchen wir Pfleger*innen, welchen die Zeit zugestanden wird, sich auch um das seelische Wohl des Kranken zu kümmern.
Die Medizin wird immer teurer und die Zeit des medizinischen Personals für die kranken Menschen wird immer knapper. Dies macht nachdenklich.
Die markantesten Gebäude jeder Stadt sind die Shopping-Zentren und die Spitäler. Sie gleichen sich, doch die Spitäler sind hässlicher, liebloser gebaut. Auch das macht nachdenklich.
Sie -die Gross-Medizin- ist ein Abbild der Beziehung des Menschen zu sich selbst.
Körper und Erde
Die Medizin widerspiegelt aber auch die Einstellung/Beziehung des Menschen zur Erde. So wie wir sie uns untertan gemacht haben, sie benützen, aussaugen, so behandeln wir auch unsere Körper: Die Invasion in unser Körperinneres nimmt stetig zu. Durch Chips, Nano-Roboter, Gen-Manipulationen und Pillen überwachen wir unseren Körper, greifen korrigierend dort ein, wo er nicht so funktioniert, wie wir es für richtig halten. Gibt es da eine Grenze?
Wo endet das?
Ich stelle Anzeichen und Tendenzen fest, die auf eine Gesundheits-Diktatkur hinweisen. Gut wäre es, diese Möglichkeit zumindest in Betracht zu ziehen. Falls sich die Mainstream-Medizin sich noch mehr mit der digitalen Industrie verbindet, eröffnen sich beängstigende Perspektiven in Richtung Überwachung, Kontrolle hin zur Erschaffung des Maschinenmenschen, des Cyborgs. Mich ängstigen schon erste Schritte in diese Richtung, weil sie für mein Gefühl zu tiefst unmenschlich sind.
Wir alle sollten uns vehement einsetzen für eine Heilkunde, die der integralen Heilung des Menschen in seiner körperlich-seelischen-geistigen Ganzheit gewidmet ist und für die Aufwertung der Pflege, die das seelische Wohl des Kranken einbezieht.