«Wenn ich mit Menschen- und mit Engelszungen rede, aber keine Liebe habe, so bin ich ein tönendes Erz, eine lärmende Zimbel.»
1. Kor. 13,1. (Es lohnt sich hier weiter zu lesen.)
Hier möchte ich, was ich in Meditation erfahre, teilen. Für mich ist die Erfahrung von LIEBE das, was ich in der Meditation anstrebe. Klar ist, dass innere Wahrheit mit Worten nur angetönt werden kann. Doch innere Bilder helfen, sich dem Gemeinten anzunähern.
Ich möchte zuerst drei Aspekte der LIEBE nennen – wie sie mir in Versenkung begegnen:
- Liebe ist die Ausweitung der Erfahrung und Ausstrahlung tiefer Zugehörigkeit, von Aufgehoben-sein und dies in einer wunderbaren nährenden und zarten Stille.
- Liebe verbindet, vereint, hebt ins Bewusstsein der Einheit.
- Liebe verwirklicht, was erkannt wird und bildet die Substanz des gegenwärtigen Schöpfungs-Geschehen. Sie ist kreativ; sie gebiert.
In diesem Blog-Beitrag möchte ich näher auf den dritten Aspekt eingehen:
Manchmal, wenn ich in Stille versunken bin, steigen Erkenntnisse hoch. Sie sind wie Samen. Ich erkenne und verstehe, das mir jetzt etwas geschenkt worden ist, was ich nun benötige. Ich sehe und fühle vielleicht Licht, Weisheit und das Wirken der Intelligenz des Herzens. Meine üblichen Alltags-Gedanken sind in den Hintergrund getreten und ich spüre, dass ich dabei bin, mich meinem Wesenskern anzunähern.
Und dann kann es passieren, das ich erkenne, dass etwas fehlt.
Dann wird mir plötzlich klar, dass es die Liebe ist, die innerste Beteiligung meiner Seele, die fehlt.
Ich verbinde mich in solchen Momenten mit meinem Atem und fange an liebevolle zu atmen.
Dies habe ich in den letzten Jahren gelernt, Atem, Liebe und Licht miteinander in Einklang zu bringen. Diese Art von Vereinigung erlebe ich als eine Art von Alchemie. Der Liebesatem hebt mich aus den Verstrickungen meines Egos und befreit mich. Er hebt mich in den grossen universellen Umkreis, in das «Runde», welches abrundet und vervollkommnet.
Erkenne ich also, dass es mir an Liebes-Beteiligung fehlt und ich mich dann in der Folge auf mein Herz konzentriere und den göttlichen Liebesatem (oder Odem) den ich damit freisetze, so öffnet sich mein Wesenskern, den ich als golden erlebe, wie auch die Blüte meines Herzens, und alles kommt, was in mir bereit liegt, auf den Weg, in Fluss.
Dem Wesenskern entströmt nun eine Art von Liebes-Duft, der alles sanft durchdringt und mit Lebendigkeit erfüllt und ich weiss, ich bin dieser Duft.
Dieser Duft der Liebe bringt alles, was vorher angelegt war an höherem Wissen und an Gaben in die Verwirklichung, wenn nötig in die Verkörperung (Inkarnation), in die Geburt. Dieser Vorgang ist im wahrsten Sinne des Wortes wunderbar.
Der erwachte Mensch ist ein gebärendes Wesen.
Der Mensch wird zu einem gebärenden Wesen, wenn er sich dem innersten, göttlichen Wesenskern, der seine wahre Identität begründet, hingibt. Von dem Moment an ist er nicht mehr nur reproduzierend, sondern im ursprünglichen, tiefsten Sinne schöpferisch – und dies ist nicht einfach ein Gedanke, sondern eine Tatsache, die sich mir in Innern als Gewissheit darstellt.
Dieser Duft, voll von Frieden und Anmut, der dem inneren Kern entströmt, bildet Substanz. Erschöpfte und entleerte innere Speicher füllen sich mit nährender Kraft. Oft sehen Meditierende Substanz mit dem inneren Auge wie Milch: sowohl in der Farbe, wie auch in der Konsistenz. So wie Muttermilch substantiell für das Kind ist, benötigen wir seelische Substanz für den Aufbau neuen Lebens. Sie beruht auf Liebe, Wahrheit und Weisheit. Sie bildet der Boden für das, was sich dem höheren Willen gemäss, erschaffen will.
Mitarbeitende, Co-Creative, wissen, dass sich der neue Menschheits-Zyklus, der sich anbahnt, aus dem sich öffnenden Lichtherz des Menschen hervorgeht, insbesondere bei Menschen die sich in Gruppen und Gemeinschaften verbinden. Taten, die daraus erwachsen, bilden das werdende Fundament der neuen Menschheits-Epoche, die auf der Würde des Menschen beruht. Dadurch verfeinert und durchlichtet sich Mensch und Erde.
Lieber Werner
Diese Kraft, die uns aus der Zukunft entgegenkommt, die Du als „kreative, schöpferische“ bezeichnest brauchen wir. Erst dann können wir a u c h Altes -alte Begriffe, überhaupt Begriffe- auch loslassen und uns Neuem, was vielleicht schon längst in der Welt ist aber bisher noch nicht wahrgenommen wurde, öffnen.
Wenn wir künstlerisch arbeiten, wirklich künstlerisch, können wir das voll erleben. Gebähren geschieht gegenwärtig und hat mit Schmerz zu tun.
Ich glaube, dass grosse, erlösende Ideen, die weit in die Zukunft wirken, längst geboren sind. Wir müssen sie aber finden und ent-decken und so durcharbeiten, dass sie zu unseren eigenen Ideen werden können. Dadurch verbinden wir uns mit etwas universellem, das niemandem gehört aber allen zur Verfügung steht, was aber nicht heisst, dass keine neuen Ideen mehr möglich sind!
Durch Meditation, wie Du sie ja seit Jahrzehnten praktizierst, lockern wir in unserem seelischen Organismus die Schicht in uns, die uns von uns selbst, dem wirklichen Selbst, das in der Gegenwart lebt, trennt. Aber nicht nur durch Meditation. Im wachen Alltagsleben ist es wichtig, trennende Erfahrung -wenn wir uns zum Bsp. über jemanden aufregen- als solche wahrzunehmen und zu erleben. Denn die Trennung habe ich ja selbst erzeugt, sie geschah in mir. Mein Gegenüber hat es mir einfach ermöglicht, durch sein/ihr Verhalten, durch ein Wort usw. mir die Erfahrung zu ermöglichen.
Dieser Entstehungsprozess geschieht also dauernd, im Alltag, in der Gegenwart, schon, wenn wir morgens die Augen öffnen.
Wenn ich abends, vor dem Schlafen-gehen den gesamten Tag rückwärts erlebe, und nochmals in alles hineinschlüpfe, was ich erlebt habe, werden oft kleinste Erlebnisse gross, sie entpuppen sich als kleine Öffnungen in einen grossen Raum, der sich mir zeigt, Anderes, was zunächst gross und erdrückend wirkte, entpuppt sich in dieser Rückschau nicht selten als marginal, unbedeutend. Es sind oft die anscheinend kleine Dinge, die doch so gross sind.
In Geistesgegenwart tief durchatmen ist gut.
Ich glaube nicht, dass wir einer neuen Epoche entgegengehen, ich glaube vielmehr, dass die jetzige Epoche einer weiteren Vertiefung harrt. Diese Vertiefung wird aber nur geschehen, wenn Sie jeder einzelne Mensch auf seine Art, mit den Möglichkeiten, die er eben hat, aus sich entstehen lässt. Insofern wird sich diese Epoche immer mehr aus einzelnen Herzen, die sich aufmachen, um ein neues Ganzes zu schaffen, gestalten.
Ich erlebe Liebe immer mehr als etwas aus dem Alltag herauskommendes, das uns handeln lässt, konkretes Handeln im sozialen Kontext. Also nicht primär ein Gefühl sondern ein Willensakt, der es vermag, über eigene Schatten zu springen, „innere Schweinehunde“ zu überwinden, sich in den Raum des „Zwischen“ zu begeben.
Liebe lebt in diesem Raum des Zwischen, in der Gegenwart, die zwischen Vergänglichem und Zukünftigem vermittelt. In diesem Raum ist wirkliche Freiheit anwesend.
Herzlicher Gruss
Joachim
Lieber Werner
Wieder einmal beschreibst Du das Unbeschreibliche so wunderbar! Gerade der letzte Abschnitt hat es mir besonders angetan und darf wiederholt werden:
Mitarbeitende, Co-Creative, wissen, dass sich der neue Menschheits-Zyklus, der sich anbahnt, aus dem sich öffnenden Lichtherz des Menschen hervorgeht, insbesondere bei Menschen die sich in Gruppen und Gemeinschaften verbinden. Taten, die daraus erwachsen, bilden das werdende Fundament der neuen Menschheits-Epoche, die auf der Würde des Menschen beruht. Dadurch verfeinert und durchlichtet sich Mensch und Erde.
Danke! In Liebe
Wolfgang
Lieber Werner,
herzlichen Dank für diesen göttlich gewirkten Text. Ja, genau dort liegt der Ursprung eines höheren menschlichen Seins. Es sind Anmutungen von dem, was Göttlichkeit wirklich ist.
Herzensgruß, Mona