Vorerst möchte ich die beiden im Titel vorkommenden Begriffe erläutern, danach werde ich sie in Beziehung zum jetzt dominanten Narrativ der Corona-Krise setzen.
Die Entstehung der Gesundheit
Salutogene ist das Gegenteil von Pathogenese. Wie werden wir gesund und was hält uns bei Gesundheit? Damit beschäftigt sich die Salutogenese: Welche Faktoren sind es, die uns gesund werden lassen. Aaron Antonovsky kam nach einer gründlichen Untersuchung zu folgendem Ergebnis:
Das Kohärenzgefühl ist ein zentraler Aspekt in der Salutogenese. Sie umfasst drei Aspekte:
- Die Fähigkeit, die Zusammenhänge des Lebens zu verstehen – das Gefühl der Verstehbarkeit.
- Die Überzeugung, das eigene Leben gestalten zu können – das Gefühl der Handhabbarkeit oder Bewältigbarkeit (ähnlich dem Begriff der ‚Selbstwirksamkeitserwartung‘ nach Albert Bandura).
- Der Glaube an den Sinn des Lebens – das Gefühl der Sinnhaftigkeit.
Wikipedia
Die offizielle Medizin (auch Schul-Medizin genannt) wird merklich von einem militanten und militärischen Denken mit-beherrscht. Zumindest die medizinische Sprache bestätigt meine These: Krebs wird bekämpft. Es wird Krieg gegen Zellen und Viren geführt; Fronten werden gebildet gegen krankhafte Geschwüre, Organe müssen entfernt/eliminiert werden, etc. Die Angriffe werden mit Gift, Strahlen und Killerzellen geführt; die Verteidigungslinien werden durch Distanz, Isolation und Quarantäne gebildet, welche mit „Schutz“ bezeichnet werden. –
Was stört wird zerstört oder entfernt.
Die sanfte Medizin betont die Selbstheilungskräfte des Menschen und arbeitet mit den Gedanken der Salutogenes.
Nicht primär die Symptome sind es, die behandelt werden, sondern Krankheits-Bereitschaften. So wird zum Beispiel nicht primär die Erkältung angegangen, sondern die „Erkältlichkeit“.
Das innere psycho-somatische Milieu wird hier gestärkt, damit Körper und Seele konstruktiv Krankheiten überwinden können, ja eventuelle gestärkt daraus hervorgehen können.
Krankheit wird als oft notwendiger und sinnvoller Teil der Entwicklung und Gesundung eines Lebewesens verstanden. Krankheit wird als Selbstheilungsversuch von Körper und Seele angesehen.
Krankheit kann als ein Glied der Gesundwerdung eines Menschen, oder der Menschheit angesehen werden. Die Sprache der Krankheit (insbesondere die Organ-Sprache) will verstanden werden. Aus diesem Verständnis wird die Therapie abgeleitet.
Heilendes Milieu
Das Milieu kann als ein Feld, ein Umfeld oder als eine Umgebung angesehen werden mit einem eigenen Charakter, einer eigentümlichen Atmosphäre und Kultur, in welchem die einzelnen Bereiche, Teilsysteme ein natürliches Ganzes bilden.
Ist das Milieu harmonisch und sind die einzelnen Bereiche gut aufeinander abgestimmt, so kann man von einem therapeutischen oder heilsamen Milieu sprechen. Der eigene Körper bildet ebenso ein Milieu, wie auch zwischenmenschliche Gruppen oder Gesellschaftsschichten (kleinbürgerliches Milieu, Rotlicht-Milieu, etc).
„Das Milieu ist alles, die Mikrobe ist nichts“, so der französische Wissenschaftler Antoine Béhamp.
Mikroorganismen, Viren, Bakterien, Pilze sind nicht Auslöser von Krankheiten; sie bilden das Mikrobiom, bilden das körpereigene Milieu, halten uns gesund, wenn dieses nicht beeinträchtigt ist, zum Beispiel durch Umweltgifte, Elektrosmog, Feinstaub, etc. Ist das Milieu gestört, können sich Krankheiten darin ausbreiten, ist es gesund, ausbalanciert, sind keine Krankheiten zu befürchten oder werden kaum gefährliche Auswirkungen haben.
Natürlich wissen wir auch, dass das Milieu durch psychische Faktoren wie Stress und Angst geschwächt wird, wie es auch durch gute Beziehungen und eine vielseitige, harmonische und ausgeglichene Lebensgestaltung gestärkt wird.
Die einseitige, nicht-integrale Bekämpfung des Corona-Virus
Die extremen Hygiene- Verordnungen, die auf Trennung und Isolation abzielen, werden niemals das „Virus besiegen und vernichten“ können, um bei der kriegerischen Sprache noch einmal kurz zu verbleiben, nur schon deshalb, weil es sich stets wandelt und die aggressive Bekämpfung der Krankheit zudem unglaublich tiefgreifende Kollateralschäden, gerade den schwächsten Gliedern der Gesellschaft zufügt (Armut, Traumata). Die Betroffenen: Kinder, Jugendliche, arme und hungernde Menschen, Kleinunternehmer, Künstler.
Es mag ja gut sein, dass in einzelnen Fällen und für eine bestimmte und begrenzte Zeit Schutz-Massnahmen für gefährdete Personengruppen sinnvoll sein können, niemals aber auf unabsehbare Dauer.
Alle ganzheitlich denkenden Menschen und Bewegungen müssten sich für eine inter-disziplinäre, ganzheitlich-integrale Betrachtungsweise der Krise stark machen. Sie müssten die Symptom-Bekämpfungs-Maschinerie anhalten und eine „Welt-Milieu-Therapie“ anstreben und fordern, in der Krankheit und Sterben sein dürfen, als integrierte Bereiche des Lebens. Sie müssten die Prinzipien der Salutogenese verinnerlichen, insbesondere den Aspekt der Sinnhaftigkeit des Lebens.
Was mich persönlich an der Corona-Krise am meisten erschüttert, ist die verbreitete Mitleidlosigkeit gegenüber den Leidenden, insbesondere den Kindern gegenüber.
Hier ein paar Zitate von Christian Kreiss*, gelesen im Nachrichten-Magazin Rubikon, welches für mich glaubwürdig ist, weil es nur gut recherchierte Artikel veröffentlicht. Hier:
„Auf den Philippinen dürfen Kinder unter 15, das ist ein Drittel der Bevölkerung, seit elf Monaten nicht mehr ihr Haus verlassen. „Sie sind verpflichtet zu allen Zeiten in ihrer Wohnung zu bleiben.“
Kinder dürfen seit etwa einem Jahr nicht mehr in die Schule, nicht mehr zu Freunden,….“„Durch die Lockdowns verloren hunderte Millionen Menschen (vor allem in den Entwicklungsländern) ihre Arbeit und wurden in Entbehrung und Hunger gestürzt. Die Zahl der in Armut lebenden Menschen hat sich dadurch seit März 2020 um 200 bis 500 Millionen erhöht, die Zahl der akut hungerleidenden Menschen auf etwa 270 Millionen beinahe verdoppelt. Durch die Lockdownmassnahmen sterben derzeit etwa 6000 bis 12000 Kinder zusätzlich pro Tag an Hunger.“
Solche Nachrichten erschüttern mich. Ebenso erschüttert bin ich darüber, dass viele Menschen, denen ich von diesem Elend erzähle, diese und ähnliche Informationen nicht glauben und keinerlei Mitgefühl zeigen. Das gilt auch für die Leitmedien. Für sie ganz besonders. Es ist nicht ganz falsch von „Hygiene-Wahn“ zu sprechen, der alle anderen Gefühle und Gedanken zu absorbieren und zu dominieren scheint.
Mitgefühl ist die Emotion und Kraft, die ein Klima der Zusammengehörigkeit schafft und ein Milieu des Friedens und der Zusammenarbeit. Ein solches Milieu würde es uns gestatten mit Epidemien behutsamer und vertrauensvoller umzugehen. Das ist wohl die einzige langfristige und menschliche Strategie, wie mit Krankheiten und insbesondre mit Epidemien umzugehen ist. Schock-Starre kann es nicht sein.
Die Art, wie der überwiegende Teil der Menschen mit der Krise umgeht, erhält diese aufrecht und verlängert sie. Die Art, wie wir mit Corona umgehen ist die Krise – nicht das Virus. Es handelt sich um eine Bewusstseins-Krise, in der wir stecken. In dem Moment, wenn sich im Welt- und Menschenbild eine aufbauende Bewegung ankündigen sollte, wird die Krise vorbei sein, wird so rasch verschwinden, wie sie gekommen ist. Dies ist meine Prognose.
Eine neue, behutsame Zusammenarbeit
Das menschliche Zusammenleben beruht auf Austausch, auf Kommunikation, Teilen und Verbundenheit. In dieser Corona-Zeit baut sich die gefährliche Überzeugung auf, dass Jede und Jeder Gefahr bedeute, vor dem/der man sich zu schützen habe und so leicht geht die Tatsache vergessen, dass uns vom anderen Menschen auch (oder vor allem) Gutes entgegenkommt.
Ich gehe davon aus, dass ich primär jenen Menschen in meinem Leben begegne, die mir etwas zu sagen haben, dich mich ergänzen und mein Bewusstsein erweitern lassen – und umgekehrt. Wenn wir offen sind für einander, so nähren wir Lebewesen uns gegenseitig. Ja, und wir sind uns Lehrer und wir sind Lernende, erkennen uns im Spiegel des anderen. Wir entwickeln unsere Stärken dadurch, dass wir uns berührbar geben und einfühlsam sind. Wir schaffen ein Klima der Nähe und der Wärme, indem wir uns seelisch und körperlich berühren – in Respekt. Wir bauen Wärme-Räume auf physischer und subtiler Ebene.
Dadurch schaffen wir einen starken, durchpulsten Menschheits-Körper. Und dies befähigt uns auch, uns der Natur gegenüber zu öffnen.
Wir sollten uns vom Abstands-Diktat nicht irre machen lassen. Erinnern wir uns -gerade jetzt- an das, was uns zu Menschen macht: Empathie, Mitgefühl nach allen Seiten, Vertrauen, Mut und Aufrichtigkeit.
Das göttliche Milieu
Wenn der Mensch sich öffnet, geht er ins göttliche Milieu ein, welches immer da, anwesend, präsent ist. Darin erkennen wir unsere wahre Natur, die WIRKLICHKEIT, die von LIEBE erfüllt ist. In dieser All-Gegenwärtigkeit finden wir das richtige Mass.
„Der Mensch, wenn er ganz eingemittet ist, also verbunden mit dem Wesenskern seiner Seele, wird stets zur rechten Zeit am rechten Ort sein und er wird spüren, wann etwas beginnen soll und wann etwas enden soll. Er weiss es, weil seine Seele ihn führt, weil er mit seinem Wesen, das er ist, in einer einvernehmlichen Beziehung ist.“
Blog vom 28. März 2020: Das Gefühl für das richtige Mass. Siehe unter: ältere Beiträge.
Wenn mehr und mehr Menschen das göttliche Milieu erkennen werden -und ich gehe davon aus, wann immer dies geschehen mag- ; wenn der Menschheitsleib also beginnt in das supramentale Bewusstsein (Begriff von Aurobindo) einzutreten, werden die eindimensionalen Betrachtungs- und Vorgehensweisen in sich zusammen fallen und das nötige Wissen (im Sinne von Weisheit) wird der Menschheit zufallen, sich in ihrer ganzen Wesenheit aufzurichten, im Einklang mit der kosmischen Wirklichkeit. Das Liebeslicht wird uns heilen. Meine Hoffnung die Corona-Krise zu überwinden gründet in der Hoffnung, dass möglichst viele Menschen den Pfad des Lichtes beschreiten oder vertiefen werden.
*Christian Kreiss: Mephistos Triumph
Sehr wertvoller Artikel lieber Werner. Eine integrale Sicht auf das Weltgeschehen tut mehr als Not. Corona hat vermutlich nicht wirklich viel verändert, jedoch das mehrheitliche Bewusstsein erschreckend sichtbar und spürbar gemacht.
Dies ist nicht nur eine Gelegenheit für grundlegenden Wandel in der Gesellschaft – vielmehr ist dies ein Auftrag für uns alle.
Lieber Werner, oh ja, das Milieu ist alles, die Microbe nichts! Diese Idee weiterführend: Eine „gute“ Beziehung zu sich selbst ist primär zur Selbstheilung nötig, das körperlich Schadhafte sekundär. Du bist den Weg einer Liebe-vollen Beziehung zu dir selbst auf allen Ebenen konsequent gegangen, auch unter Einbezug deiner „Schattenanteile“ und deshalb durfte Heilung geschehen. Du bist der einzige Mensch, den ich kenne, der den „ sanften“ Heilungsweg gegangen ist! Dazu braucht es grossen Mut! Dann noch: Die heutige weit verbreitete Beziehungslosigkeit, Grobheit gegenüber sich selbst, gegenüber Dingen, der Schöpfung erschüttert mich! Herzlich Maja.