„Da redete Jesus abermals zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ – Johannes 8,12
„Ich bin in die Welt gekommen als ein Licht, damit, wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe.“
– Johannes 12,46
Ausatmen bedeutet gestaltend in die zeiträumliche Welt hinein gehen.
Ich trete aus mir heraus, wirke in die mich umgebende Alltagswelt. Ich versuche mich in der Welt, in der ich lebe, zu verwirklichen, mit ihr in Kontakt zu treten. Atme ich mehr aus, als ein, verliere ich mich in der Aussenwelt, verliere ich die Beziehung zu mir, vernachlässige mein eigenes Quell-Gebiet. Ich komme ins Torkeln, ins Taumeln, falle vielleicht zu Boden, verletze mich, weisss nicht mehr, wo ich bin. Draussen in der Welt, – welch ein Sog! – wirble ich von unzähligen Erscheinungen angezogen, suchtartig, wahnartig, von einem zum anderen hangelnd, bis es mir übel wird und ich anfange zu torkeln, zu taumeln, bis ich falle – verwundet.
Der Tänzer des Lebens hat seine Mitte gefunden.
Wir leben in einer sich mehrheitlich ausatmenden Welt, bis zur Erschöpfung. Der aussen-gerichtete und aussen-gesteuerte Mensch verliert den Kontakt zu seinem Mittelpunkt, zu seinem wahren Selbst, zur Quelle, seiner Substanz; er destabilisiert sich (vergl. letzter Blog-Artikel).
Der taumelnde Rausch ist Selbst-Vergessenheit, der auch wahnhafte Züge aufweist, pervertierte Hingabe: Ich lasse mich in die Arme Fremder fallen, die mich vielleicht missbrauchen. Das Lebensgefühl: Ich mag nicht mehr.
Der die Welt und sich selbst ausbeutende Mensch, lässt sich schliesslich fallen, vielleicht in den Abgrund, dem er, vielleicht angstgetrieben, zusteuert.
Deshalb ist es ja lebensnotwenig, dass wir feinfühlig und bewusst einatmen – immer wieder – um Kontakt zu unserer Quelle zu finden. Immer wieder. Bis uns das Gefühl für die Licht- Quelle für immer präsent ist und bleibt. Bewusstes Einatmen ist Einkehr, ist Heimkommen.
Auf dem Weg zur inneren Wahrheit ist kein klares Ergreifen, kein Zugriff möglich, wie wir es in manchen Krimis sehen können. Auf dem Weg zum Herzen, gilt es die Grenzen des Verstandes zu überschreiten; wir gelangen in schimmernde, unscharfe Zonen, auch in Räume, wo wir das geheimnisvolle Sein spüren. In diesen schimmern Bereichen, jenseits unseres trennenden Verstandes, öffnen sich neuartige, zarte Räume, die unser Herz direkt ansprechen. Dieses schimmernde Licht unterläuft vorerst einmal unseren Verstand, arbeitet zärtlich an uns, ohne dass wir dies klar fassen und erfassen können. Dieses schimmernde Licht wandelt und heilt. – Es ist etwas ganz anderes als jeder Versuch, uns mit rationalen und technischen Mitteln zu optimieren.
Lassen wir uns von den Mächtigen der Welt erziehen oder von unseren Herzenskräften?
Der Mensch ist Licht.
„Ihr seid Lichtwesen“ – Armin Risi legt das in seinem gleichnamigen Buch sehr eindrücklich dar. Im Laufe der Zeit, ist es uns möglich, dies zu erfahren und zu erleben. Damit sind wir in Beziehung zu unserer wahren Natur. Tauchen wir stets bei jedem Atemzug, in unsere wahre Lichtnatur ein, so wirken wir nun als ein strahlendes Licht in der Welt.
Mit Licht meine ich nicht ein metaphorisches Bild oder Symbol, welches auf etwas Höheres hinweist, auch keine blosse Vorstellung von etwas, sondern die innerste Realität, was wir in unserem Kern sind.
Vielleicht kommt der Moment, wo wir Christus in uns sprechen hören: „Ich bin das Licht der Welt.“
In diesem Moment, hat sich unser Atem, von einem ego-zentrischen in einen grossen, kosmischen verwandelt, der von Barmherzigkeit und LIEBE erfüllt ist.
Der ego-zentrische Atem ist angsterfüllt, in ihm kreisen wir um unser kleines, begieriges Ich. Im Licht-Atem der Barmherzigkeit, sind wir von universeller LIEBE erfüllt. Damit sind wir Mensch geworden. WAHRER MENSCH – VERE HOMO. Damit richtet sich der Heiler/die Heilerin in uns auf.
Oder eben: Wir bleiben auf der Kriech-Spur: Kraxeln von Erfolg zu Erfolg oder versuchen durch Anpassungsbereitschaft und Unterwürfigkeit Rosinen zu erhaschen oder wir lassen uns Mini-Roboter einpflanzen, um ein paar Jahre länger zu leben. Oder wir verjüngen uns kosmetisch – wie auch immer die materialistischen Konsum-Angebote sein mögen, die wir wählen oder auch – bei kleinen Einbussen, z.B. Minderung des Ansehen – ablehnen können.
Der Entscheid, die Freiheit, bleibt bei uns, ob wir uns auf unsere äusseren Möglichkeiten verlassen wollen, oder auf die Quell-Kraft in uns, die wir aber erst dann als reale und wirksame Kraft erfahren dürfen, wenn wir uns ihr hingebend zugewandt haben. Durch Hingabe und Zuwendung und durch das Wagnis durch die Zonen der Ungewissheiten hindurch zu gehen, finden wir uns.
Der Entscheid beginnt schon bei der Frage, ob es uns wert ist, bewusst zu atmen.
Woran wollen wir uns halten?
Ein anregender, tiefgreifender Text, einer, der „atmet“ sozusagen.
Ein ausgesprochen aktueller Text ebenso, wenn man bedenkt, dass wir gerade in vielerlei Hinsicht am Atmen gehindert werden.
Die Alltagsmaske ist in erster Linie ein Symbol unserer Zeit – nicht für „Solidarität“ oder Ähnliches, sondern für die Tatsache, dass in dieser Gesellschaft so etwas wie „Durchatmen“ keinen grossen Stellenwert zu haben scheint. Atmen als ein Akt der Freiheit, der Entspannung, der Ichfindung und der Transzendenz: Das soll, das darf nicht sein, wenn man den Menschen als reine Funktionsgrösse betrachtet. Eine gemeinschaftliche Besinnung auf unser eigentliches Wesen täte Not. Holen wir uns den Menschen zurück!
Ja, wir leben in einer mehrheitlich ausatmenden Welt bis hin zum Kollaps. Das „echte“, ein weiches, langgezogenes Aa ist verbunden mit Loslassen und so Raum schaffen für Liebe- Licht Aufnahme mit dem Ea. Das oberflächliche, beschleunigte Ea spiegelt das zu viel Aufnehmen von ilusionärem, uns vermeintlich gut Tuendem. Dieses Verhalten hat auch die Tendenz sich zu „ automatisieren, da es in enger Beziehung zum physiologischem Ea steht. Ea ist ein Überlebensrrflex, Aa hingegen geschieht „aktiv“. Das Thema Atem hast du ja schon vor sehr vielen Jahren wunderbar ergründet in deinem Buch: Im Atem der Barmherzigkeit. Dsnk dir lieber Werner für deine nun etwas andere Betrachtungsweise und oh ja, wir alle sind in unserem KernLiebe- Licht Wesen!