Ab August 2013 führte ich mit Werner Binder ein „Sudelbuch“, wir kommunizierten aus dem Bauch heraus die Gedanken, die gerade dran waren, ganz spontan. Daraus hat sich dann später sein lesenswerter Blog entwickelt. Werner eröffnete mit folgenden Worten:
„Ich beginne das Sudelbuch gleichsam aus dem Nichts heraus zu schreiben, denn ich weiss nicht, was ich Dir mitteilen werde, selbst das nächste Wort entsteht aus dem Moment heraus und ich werde mich fortwährend wundern, was ich formulieren werde, was also in die Form und in das Wort kommen will…“.
Werner Binder
So möchte ich es auch im folgenden Beitrag halten. Der Vorteil dieser Methode ist, dass das kommt, was gesagt sein will. Es muss nur in eine Form gebracht werden.
Das Chaos des Gegeneinanders
Der Graben zwischen „hüben“ und „drüben“, zwischen den „Bösen“ und „Guten“, den „Wissenden“ und „Keine-Ahnung-Habenden“, und auf allen Seiten sitzen jeweils Vertreterinnen beider „Spezies“, wird in rasantem Tempo breiter und tiefer, der Verbrauch (Konsum, Kriege, Zerstörung) des Erdenwesens geht voran. Es ist tatsächlich alles ziemlich ver-rückt geworden.
Die sogenannten Eliten und ihre Zuarbeiter in Politik und Wirtschaft, die stets an allem schuld zu sein scheinen, ängstigen sich davor, im Getümmel einer angeblich unkontrolliert wuchernden Menschheitsmasse ihre Macht und ihren Reichtum zu verlieren, die ihnen schon immer zugestanden haben sollen; sie sorgen sich um „ihr“ Eigentum aber auch um den Lebensraum Erde, den sie gerne für sich beanspruchen möchten – zu Unrecht. Die anderen, also wir „da unten“, der „Pöbel“, fürchten uns vor dem materiellen und damit auch sozialen Niedergang, vor Bevormundung und Abschaffung der Errungenschaft der Demokratie – zu Recht.
Diese Spaltung in „oben“ und „unten“, auch wenn diese Darstellung etwas grob ist, hat eine sehr lange Tradition.
Bewältigungsstrategien
Die Sorge um die Erde teile ich. Im Grunde wissen wir, dass unser verschwenderisch-oberflächliches Leben im materialistischen Westen nicht mehr weitergehen kann wie bisher. Wir tun Dinge, von denen wir eigentlich wissen sollten, dass sie negative Auswirkungen auf unser Leben und das Leben unserer Nachfahren haben werden.
Für viele ist es dennoch in Ordnung, sie leben im Glauben, dass sie die Folgen
nach ihrem Ableben ohnehin nicht betreffen: nach mir die Sintflut. Andere meinen, dass es sich schon irgendwie regeln wird, sie sind von einen diffusen Glauben an eine Instanz durchdrungen, die gütig und voller Gnade alles das für uns macht, was wir eigentlich selbst tun sollten, sie nennen sie „Urvertrauen“ oder „unsichtbare Hand“ oder gar „Gott/Göttin“.
Wenige -immer noch- ändern ihren Lebensstil, sind bereit hinzuschauen, davon wiederum ein Bruchteil Menschen, die innere Arbeit verrichten. Sie wissen um die karmischen Folgen allen Tuns und Denkens.
„Hüben“ und „drüben“, „oben“ und „unten“ herrschen meistens Ansprüche und Ideen, die sich allein aus der Vergangenheit herleiten: Alter Wein in neuen Schläuchen.
Nur Wenige möchten erspüren, was die Zukunft der gesamten Menschheit zusammen mit der Erde von uns will, ein Gespür, das die Ausbildung spezieller „Spürantennen“ bedingt.
Hirten und Schafe
Die heutige Geschichte handelt von Hirten, die auch in Zukunft uns Schafe hüten und dabei jederzeit dezimieren können möchten, aber in Wirklichkeit auch nur Schafe sind; und von Schafen, die gerne Hirten wären, ein Amt jedoch, das ihnen auch nicht zusteht.
Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.
Johannes 10;11
„Wir Schafe da unten“ als überragende Mehrheit sind sicher keine Engel, wenn der Pelz auch noch so weiss ist: Welche Verschwendungssucht und Nachlässigkeit im Umgang mit der Natur, welche Rücksichtslosigkeit und Brutalität gegenüber den Tieren und Menschen zeigt sich da? Wieviele Menschen -nicht nur die Mächtigen, die ja ebenfalls nur Schafe sind- betrügen regelmäßig das Staatswesen, indem Steuern zurückgehalten werden, Schwarzarbeit geleistet wird und Menschen skrupellos ausgebeutet werden?
Wenn die Pseudo-Hirten „da oben“ Kraft ihrer weltlichen Macht durch Reichtum aus den genannten Gründen nun versuchen, die Reißleine zu ziehen, kann man dafür auch ein gewisses Verständnis finden, wenngleich P(l)andemien, behauptete Klimakatastrophen, Migrationswaffen, Lügen, politische Gängelung, WHO-Weltregierungen u.v.m. als Mittel zur Durchsetzung absolut inakzeptabel sind, nur: Wie soll man die wild gewordene Konsum-Masse, zu der auch sie selbst gehören, in Griff bekommen?
Diese Möchtegern-Hirten hüten sich jedenfalls davor, Freiheit zu ermöglichen um ihre Alleinmacht zu behalten.
Freiheit?
Innere Einsicht, moralische Phantasie und ethischer Individualismus sind Potenziale, die durch Bildung und Pädagogik freigelegt werden, sie kommen von innen, aus dem Kern der Wildgewordenen und man sieht daran, welchen Stellenwert eben Bildung, Pädagogik und auch Erziehung zu Hause für die Weiterentwicklung der Menschheit hin zu Freiheit und Selbstbestimmung haben. Ein entscheidender Schritt zu wirklicher Freiheit, ist der über die Schlucht der Angst vor dem Weniger-Haben und dem Loslassen und zugleich die Verbindungzur Mit- und Geistwelt.
Ihr aber, Brüder und Schwestern, seid zur Freiheit berufen. Allein seht zu, dass ihr durch die Freiheit nicht dem Fleisch Raum gebt, sondern durch die Liebe diene einer dem andern.
Galater 5,13
Mit „Fleisch“ ist generell auch Besitztum und Reichtum gemeint, bis hin zu den Begierden, die unserer Beherrschung bedürfen.
Erzwungene Armut jedoch schreibt das Chaos fort, bis zum Zusammenbruch und Auslöschen aller Schafe, das sollten sich die Pseudohirten hinter die Ohren schreiben. Es ist ein „Schuss ins eigene Knie“ mit Armutsprogrammen a la „Great Reset“ etwas in Griff bekommen zu wollen, was doch nur aus freier, innerer Einsicht geschehen kann.
Die Signatur des Chaos
Wenn ich versuche, eine größere Flughöhe gegenüber diesem politisch-gesellschaftlichen Geschehen weltweit einzunehmen um zu schauen, was sich am Horizont zeigt, kommt mir der Gedanke, dass auf allen Seiten der sich auftuenden sozialen Gräben Ängste herrschen, die allesamt in die Urangst vor dem Tod münden. Diese ist nicht unbegründet, denn schon unser alltägliches Gedankenleben ist ein totes, ja unsere gesamte Kultur ist mehrheitlich todbringend, unabhängig davon, dass es zweifellos auch immer mehr gute Bestrebungen gibt, die Leben ermöglichen.
Im Chaos zeigt sich eine Signatur des Not-Wendigen:
Das freie Umwerten und Umlenken vom Außen zum Innen, Innehalten, Atem, Reduktion, Kleiner, Herzlichkeit, Liebe, die sich beim etwas tieferen Hinblicken auf das gegenwärtige Chaos zeigen, ist Not-Wendend.
Materialismus
Die Reduktion des Konsums wird von Vielen jedoch ebenso wie die Freiheit als Bedrohung empfunden. Unser Leben im wilden Wertsachen-Westen hat sich zu sehr auf die Materialität und Unterhaltung eingeengt, unsere Teilnahme am Leben und der Welt fokussierte sich entsprechend nur auf das, was sich sinnlich erschließt. Das führte bis heute dazu, dass auch das Leben, der Mensch, alles Lebendige, Beseelte und Geisterfüllte auf Materialität verengt wurde.
Wen wundert es, dass die transhumanistische Ideologie, die ein diametraler Gegenentwurf gegen die christliche Weisheit und Liebe ist, nun den Menschen weiter auf einen verbesserungsträchtigen Apparat reduziert, nachdem ihm bereits im Mittelalter, am Konzil von Konstantinopel 869 selbstständiges Geist-Sein abgesprochen und Darwin und seine eifrigen Jünger, in Folge dieser Reduktion, den Menschen auf ein höheres Tier (Mensch=Anima / Animal) reduzierte?
Tod und Geistbewusstsein
Das Nur-Physische bedeutet Tod, denn alles Materiell-Physische muss definitiv verderben.
Denn alles Fleisch ist wie Gras und alle Herrlichkeit der Menschen wie des Grases Blume. Das Gras ist verdorrt und die Blume abgefallen;
1. Petrus, 24
Hier liegt der Grund dieser abgründigen Angst vor dem Tod, der den Materialismus, Kapitalismus und Transhumanismus nährt. Gibt es ein Bild, das uns aus diesem Dilemma herausführen kann? Geistbewusstsein entsteht aus Erfahrungen des Sterbens und Auferstehens:
Ich denke an Pflanzen, die zentimeterdicke Asphaltdecken durchstoßen können und noch zur Blüte kommen. Ein starkes Bild! Die Pflanze war quasi begraben und hat sich zum Licht emporgereckt, ist wider alle Hindernisse „auferstanden“. Das tun alle Pflanzen immer, denn das Samenkorn muss zuerst zu Grabe gelegt werden, damit es auferstehen kann. Die Kraft, die den Tod überwindet ist Welt-Geist, der das Welt-Leben führt und impulsiert. Die Pflanze ist vom Weltgeist durchdrungen, der sie zum Licht führt und ihm zugewendet.
Wäre der menschliche Leib nur materiell gebaut, müsste er erodieren und zerfallen wie ein Stein, der ständig den äußeren Erdbedingungen ausgesetzt ist; auch das Genom, das ja ebenfalls materiell strukturiert ist, führt aus dem Erklärungsnotstand, den eine materialistische Erklärung des Lebens mit sich bringt, nicht heraus, denn auch dieses würde selbst zerfallen und deshalb den Zerfall nicht aufhalten können.
In unserem Wesen und in der Welt muss etwas anwesend sein, das bewirkt, dass die Todeskräfte im Leib zurückgedrängt werden und uns in die Aufrichte bringt. Dieses vielschichtige Etwas erschließt sich nicht sinnlich, sondern nur durch seine Wirkung im Physischen, die sich zum Beispiel im Bau der Wirbelsäule zeigt. Es Selbst liegt jenseits einer Schwelle.
Allerdings könnte die Pflanze diese Kraft ohne den Widerstand der Straßendecke nicht entwickeln und auch unser Geist, der sich im Ego-Ich verdichtet und im Weltengeist urständet, braucht offensichtlich vom Sterben gezeichnete Materie als Widerstand, um sich äußern und entwickeln zu können. So ist das Erdenleben ein ständiger Kampf gegen den Tod der leiblichen Schwere. Der Mensch, sein Ich, kann im Gegensatz zur Pflanze eine freie Entscheidung treffen.
Wenn aber der Geist dessen, der Jesus aus den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird derselbe, der Christus aus den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt.
Römer 8,11
So könnten wir aus dem Dilemma herauskommen. Gegenwärtig verhindert dies jedoch der Stolz und der Hochmut vieler Menschen.
Schwelle
Die Wirren der heutigen Zeit können uns den Blick auf die Schwelle zur unsichtbaren Welt öffnen. Dies ist ein positiver Aspekt der Ver-Rücktheit, der nicht unterschätzt werden sollte.
Die freie Zurücknahme des Konsums, was ein wenig wie ein Sterben erlebt werden kann, der Schritt nach Innen, das Herstellen der Verbindung zu unserem Inneren und damit zur Geistes-Welt, wandelt unser totes Begriffs- in ein Leben-Denken. Die Willens-Gefühlswelt ist die Antenne, das neue Denken der Empfänger.
Die Überwindung der Zerwürfnisse und Zerstörungen, die Weiterentwicklung der gesamten Menschheit gehen einher mit der Erkenntnis der Schwelle zur geistigen Welt, die einen völlig neuen Raum der Erkenntnis und damit der Erneuerung der menschlichen Kultur eröffnen wird. Dadurch erst erschließt sich uns ein Geistesleben, das durch neue politische Strukturen gestärkt und ermöglicht werden sollte.
Diese Schwelle hat die Menschheit mit dem Ablaufen des Kali-Yuga längst überschritten. Sie muss sie nur noch bewusst ergreifen. Von der Kraft, die uns dazu helfen kann, wenn wir sie suchen, handelt der folgende Text.
In der Zeiten Wende
Trat das Welten-Geistes-Licht
In den irdischen Wesensstrom;
Nacht-Dunkel
Hatte ausgewaltet;
Taghelles Licht
Erstrahlte in Menschenseelen;
Licht,
Das erwärmet
Die armen Hirtenherzen;
Licht,
Das erleuchtet
Die weisen Königshäupter.Göttliches Licht,
Christus-Sonne,
Erwärme
Unsere Herzen;
Erleuchte
Unsere Häupter.Dass gut werde,
Rudolf Steiner, aus dem „Grundsteinspruch“
Was wir
Aus Herzen Gründen,
Aus Häuptern zielvoll führen
Wollen.