Entscheiden

Ich betrachte die Möglichkeit Entscheidungen treffen zu können und für diese Verantwortung zu übernehmen, als eine grosse Freiheit. – Wahl-Freiheit.
Als Kind werden wir weitgehend von aussen geprägt. Später dann, als Erwachsene, steht uns die Möglichkeiten offen, unsere Persönlichkeit auszubilden und wenn erforderlich umzubilden, sie mehr nach dem auszurichten, was unserem inneren Wesen entspricht – durch tiefgehendes Lauschen auf die Stimme des Herzens und die folgerichtigen Entscheidungen.

Als ich mich vor etwa zweieinhalb Jahren nach einer schlimmen Diagnose dafür entschieden hatte, diese, trotz dringlicher Empfehlungen dreier Ärzten, die mir von ihnen nahe gelegten Operationen nicht zu machen und darüber hinaus auf eine schulmedizinische Behandlung zu verzichten -ein Entschluss, den ich über Wochen hinaus zäh errungen hatte-, fühlte ich mich von starken Energien erfüllt. Nach bangen Wochen spürte ich, wie nach dem Fällen des für mich stimmigen Entscheids, alle Kräfte, die sich zurückgezogen hatten, plötzlich wieder da waren, in ungeahnter, überraschender Stärke.

In Phasen der Unentschiedenheit, in denen wir verschiedene Optionen offenhalten und zwischen ihnen abwägend hin und her pendeln, und das ist manchmal nötig, sind unsere Energien unruhig, umherirrend, suchend. Sie können sich auf kein Ziel fokussieren. Das absorbiert. Bei langen Zeiten des inneren Suchens kann dieser Zustand zu einer seelischen Lähmung führen oder zumindest zu einer Schwächung der Lebensgeister. – Ambivalenz schwächt auf die Dauer. Das innere Feuer kann nicht brennen.

Natürlich kehrten bei mir die Energie nicht nur deswegen zurück, weil ich mich entschieden hatte, sondern weit mehr deshalb, weil ich mich richtig, meinem Wesen gemäss, entschieden hatte.
Indem ich mich in der Tiefe des Herzens entscheide, richte ich mich nach dem aus, wonach sich meine Seele sehnt.

Ich spreche hier natürlich nicht von kleinen Alltags-Entscheiden, sondern von den grossen Entscheidungen, die dem Leben Richtung und Sinn geben. Beispiele: Wünsche ich mir inneren oder äusseren Reichtum? Möchte ich ein liebender oder ein erfolgreicher Mensch sein?
Setze ich auf die Karte Vertrauen oder auf Skepsis und Vorsicht?

Bei solchen Fragen geht es um die zentrale Ausrichtung des Lebens, darum, was Priorität haben soll. Deshalb kann der Mensch die genannten Fragen in den meisten Fällen nicht mit «ich will beides» beantworten.

Durch die Entscheidung, die ein Mensch tief in seinem Herzen getroffen hat, verändert sich sein Leben spürbar.- Sollte er sich zum Beispiel für äusseren Reichtum entschlossen haben, so werden viele Aspekte des Themas, die mit äusserem Reichtum zu tun haben, in sein Leben geschwemmt: er gewinnt oder verliert Geld, Leute wollen von seinem Reichtum profitieren oder mit ihm Geschäfte machen. Er erbt oder wird enterbt; er wird bestohlen. Er wird ein gerissener Spekulant, kennt sich an der Börse aus, verliert vielleicht dennoch, usw.

Was er gewählt hat, tritt nun vermehrt in sein Leben und das, wogegen er sich ausgesprochen hat, tritt in den Hintergrund.

Die Seele ist es, die jene Situationen kreiert, die der Mensch braucht, um am Thema oder der Ausrichtung, die er gewählt hat, Erfahrungen zu machen und zu lernen und zu verstehen, was er ist und/oder sein möchte. Er wird zunehmend zu dem, was er anstrebt, wonach er sich ausrichtet.
Wenn er sich gänzlich auf die LIEBE ausrichtet, so wird er zu Liebe. Sollte er dies tun, so wird er bald erfahren, wie ihn dieser Entscheid tiefgehend verwandelt. Sein kleines Ich wird nicht weiter die Herrschaft über «ihn» haben, da er sich dem höheren Selbst übergeben hat, welches ihm die alten vermeintlichen Sicherheiten, die (eingebildete) Kontrolle über sich selbst, entziehen wird.

Darum ist der Entscheidungsprozess so wichtig. Er sollte niemals überstürzt, aber auch nicht verschleppt werden. Es ist wichtig antizipatorisch die Folgen seines Entschlusses abzuschätzen und sich zu fragen: Will ich den möglichen Konsequenzen meines Entscheides auch zustimmen? Bin ich bereit für die Verwirklichung meines Ideals oder Impulses ein Opfer zu erbringen?
Zum Beispiel: Wenn ich das Bedürfnis habe, mein Mitgefühl zu entwickeln, muss ich damit rechnen, sensibler, empfindsamer zu werden. Ich werde womöglich auch verwundbarer, werde mich ev. mit Schlaflosigkeiten auseinanderzusetzen haben, da mir Schmerz und Unrecht bis in den Schlaf zusetzen werden. Ebenso habe ich zu bedenken, dass ich wahrscheinlicher auch beziehungsfähiger und einfühlsamer werde, worüber sich zum Beispiel meine Freunde freuen werden. Auf jeden Fall: Bei jedem tiefgehenden Entscheid, wird nicht alles beim Alten bleiben. Positive und negative Folgen sind zu erwarten.

Wenn ein Mensch also ein Versprechen oder gar ein Gelübde eingeht und er dieses verbindlich meint und es auch feierlicher bezeugen möchte, ist dies mit einem Opfer verbunden, das u.a. darin besteht, von alten Sicherheiten und Gewohnheiten loszulassen oder möglicherweise abgelehnt zu werden.
Verspricht er es sich selbst und seinen geistigen Wesen, mit denen er in Verbindung steht und/oder Personen, die ihm nahestehen, dass er seinen Beschluss verbindlich umsetzen will und sich die Konsequenzen, die Opfer, die damit verbunden sind, tragen und annehmen will, so handelt es sich um ein Gelübde.

Ein derartiger Entscheid, der in ein Versprechen oder Gelübde mündet, ist ein sehr kraftvoller, ja feierlicher Akt, der vorher über lange Zeit gereift sein sollte.

Ein gereifter Entscheid ist eine Weise schöpferisch tätig zu sein, sein Leben bewusst zu gestalten in Selbst-Verantwortung.

Bewusste Entscheidungen sind Absichten, die in Tätigkeiten münden, die richtungsweisend sind und etwas in die Manifestation bringen, welches vorher nur latent anwesend war. Wage ich es zum Beispiel mich für eine Sache stark zu machen, die nicht logisch und sichtbar ist, wie es zum Beispiel die Seele ist, die ich zwar nicht recht fassen kann, die ich aber spüre und erfahre, so begebe ich mich auf eine Art von Pilgerreise, auf der ich ungeahnte Entdeckungen machen werde. Die Treue zur visionären Entscheidung – und tiefe richtungsweisende Entschlüsse sind visionär und geben uns Sinn, wenn sie aus dem Herzen kommen – ist mit einer Liebeserklärung zu vergleichen, die nicht einfach umgestossen werden kann.

Leben wir unentschieden, so wird über uns entschieden. Wir folgen dann einfach den Trends und Bedürfnissen anderer und den gesellschaftlichen Stoss-Richtungen, die oft von kommerziellen Absichten geleitet sind. Oder wir nehmen unsere schöpferische Kraft wahr, die uns von innen erwärmen wird (vergleiche letzter Blog-Beitrag).

 

Ausrichten auf den Ursprung

Die Schule des Lebens, wenn wir das Leben so verstehen wollen, kann für uns ihr Bestes tun, wenn wir uns klar auf die göttliche, universelle Liebe und auf das Wahrheits-Bewusstsein ausrichten. Damit öffnen wir das Tor unserer Seele der göttlichen Wirkkraft und wir geben uns damit der höchsten Leitung und Begleitung hin.
Damit ist die Seele, da sie nun mit dem Ursprung verbunden ist, in der Lage, uns die nötigen Impulse und Situationen zu kreieren, die wir für die nötigen Entwicklungsschritte brauchen.
Die zahlreichen Störungs-Felder in und um uns -unerlöste Gedanken, Konzepte und Meinungen- vermögen unsere Seele anzugreifen und zu beeinträchtigen. Von diesen Störungen ausgenommen ist unser Seelenzentrum: dieses ist unverletzlich, weil es in Gott ruht.

Ich glaube, dass wir uns immer wieder neu auf das Höchste und Innerste ausrichten und innere Klärung und Reinheit erbitten sollten, damit unserer Seele den Schutz und die Orientierung zufliesst, die sie benötigt, um uns subtil und stimmig zu leiten.

Wenn wir unseren Atem bewusst auf den Ursprung, die Quelle hin, ausrichten, die sich auch im Zentrum unserer Seele befindet, wird sich diese harmonisieren und damit auch unser Körper. Das Innerste unserer Atmung ist Geist. Deshalb können wir auch von Geist-Atmung oder von Odem sprechen.
Die Verbindung zwischen Geist und Seele ist befruchtend. Aus ihr geht Leben hervor.

Durch die stetige Neu-Ausrichtung auf das höchste Ziel, durch ständige Reinigung und Klärung unserer seelischen Verfassung mit Hilfe des bewussten Atmens, welches auch eine Art von Gebet oder Meditation ist, kann uns der innere Lehrer oder die innere Meisterin, die in uns wirkt, direkt erreichen, uns fördern und für uns jene Lebensstationen und Situationen kreieren, die wir brauchen, um uns zu entfalten, hin zur Verwirklichung unseres Mensch-seins.
Natürlich ist die Frage, worin das höchste Ziel unserer Lebens-Reise besteht, von grösster Bedeutung. Die tiefste Sehnsucht in uns, drängt der Antwort zu, wie die Blume der Sonne.

Die Seele ist eine wissende Substanz. Sie trägt alle Informationen in sich, damit sich unser wahres Wesen entfalten kann. Wir können sie mit einem Licht-Gewebe vergleichen, welches ausserdem auch hoch empfänglich für Freude und die Erfahrung von Seligkeit (Glückseligkeit, Ananda) ist. Sie ist darauf angewiesen, dass wir ihr Geistatem zukommen lassen, damit sie ihr wunderbare Tätigkeit voll entfalten kann.

Wie eben gesagt, kreiert uns unsere Seele, jene Lebens-Situationen, die geeignet sind, uns zu erkennen und zu fördern. Sie führt uns aber auch in jene Bewusstseins-Ebenen, die uns jetzt zuträglich sind. Einmal ist es nötig, dass die Erde oder die Ur-Materie zu uns spricht, ein anderes Mal führt uns die Sprache des Lichtes weiter oder wir benötigen eine uns tief ansprechende menschliche Begegnung, usw. Wie auch immer: Die gereinigte Seele, die mit der Geist-Kraft in Verbindung steht, wird uns heilend und fördernd zur Seite stehen, wenn wir uns ihr öffnen. Die innere Führung kann sich nun ausdrücken und wir dürfen fest vertrauen, dass uns die richtigen Lebensumstände und Einsichten zur rechten Zeit gegeben werden, die uns liebevoll und manchmal auch fordernd, helfen, die jetzt nötigen Erfahrungen zu machen und zu integrieren.