Das Wesen

«Wenn alte Worte auf der Zunge
sterben, dann brechen neue Melodien im Herzen aus;
und wo alte Spuren verlorengehen, offenbart sich
ein neues Land mit seinen Wundern.»
Rabindranath Tagore: Gotanjali

In den Jahren 2018 und 2019 habe ich in meinen Meditationen nach meinem Wesen gefragt. Beinahe täglich. Ich wollte meine Wesenheit, die ich bin, näher kennenlernen. Wie ist mein Wesen, wie fühlt es sich an und was will es mir sagen? Ich merkte bald, dass dies eine unendliche Arbeit ist, so wie das Wesen unendlich ist und geheimnisvoll und niemals vollständig entschlüsselt werden kann. Das Gefühl, die innere Realität, die Wirklichkeit meiner Wesenhaftigkeit kam mir aber näher. Sie fühlte sich nach einiger Zeit substantiell an, konsistent und ganz wahr: Ich bin es.

Den Begriff des Wesens, so wie ich es verstehe, möchte ich kurz erläutern:

Das Wesen ist die Gestalt, die ich essentiell bin. Sie ist in Verbindung mit der primären Wirklichkeit, wie es Ken Wilber ausdrücken würde. Andere verwandte Begriffe sind: Das höhere oder hohe Selbst, das grosse ICH, der innere Licht-Mensch, das Christus-Selbst.
Dem gegenüber steht das kleine, ego-zentrische Ich, welches aus biografischen, kulturellen und gesellschaftlichen Einflüssen besteht und aus diesen Denk- und Verhaltens-Muster gebildet hat und, wenn diese sehr verhärtet sind, zu einem Charakter-Panzer (Willhelm Reich) geworden sind. Das kleine Ich ist relativ, Spiegel der relativen Welt. Es ist mindestens teilweise illusionär, weil es zu einem grossen Anteil aus Oberflächlichem und Vergänglichem besteht.

Unser wahres Wesen, ist vorerst meistens als Licht-Same anwesend. Dieser will geweckt werden. Durch eine sehr tief gehende, zärtliche Berührung wird dieser Same (oder Funke) zu einem Licht erweckt, dass sich allmählich ausweitet, bis es uns ganz umfasst und umhüllt. Wir nennen diesen Vorgang ERWACHEN und in einem spirituellen Sinn auch Erwachsen werden.
Es handelt sich also um die Geburt unseres wahren Wesens, um sein Werden und um seine Entfaltung.
Der Wesenskern, als die Mitte unseres Wesens, ist von rein göttlicher Natur. Er enthält den Ur-Anfang allen Seins.

Als ich mit meinen Aufzeichnungen 2018 begonnen hatte, versuchte ich dem Ur-Anfang meditativ näher zu kommen und fand dafür folgende Worte:

«Die Menschwerdung geschieht ohne Anstrengung. Es braucht nur die wache Offenheit, die sanften Wellen der Liebe anzunehmen, sich ihnen hinzugeben.

Mit den Liebesstrahlen kommt der Mensch in Berührung, wenn er sich absenken lässt, sich in die Ruhe begibt, in die Versenkung, in den Anfang, der in ihm ist.

Der Anfang ist in uns.

Es gibt nichts zu erlangen: alles ist da.

Ein süss-sanftes Ausatmen führt den Menschen in sich selbst, auf den Grund seines Daseins, wo die Stille ist.

Der Mensch ist das strahlende Geschöpf, das Strahlen der Schöpfung. Wir ruhen im Anfang.»

Das Wesen, das ich bin, umfasst einerseits die göttliche Nuance des Einen, das ich auf dieser Erde repräsentiere, also meinen göttlichen Namen und andererseits, das über-persönliche, transpersonale, universelle Sein, den reinen Geist oder das All-Bewusstsein. Ich vereine also als Mensch, sowohl das Persönliche (Personale) in seiner intimsten Weise, wo ich mir bewusst bin, vollständig in meinem So-Sein wahrgenommen, erkannt und geliebt zu sein wie alle anderen Geschöpfe auch und zugleich bin ich auch die Wirklichkeit, die meine Individualität übersteigt. Es ist mein kosmisches und mein universelle Selbst und auch den Bereich, den man formlose Leere nennen kann.

Das Wesen ist multi-dimensional, all-umfassend.

Das Lebensziel sehe ich darin, dass der Mensch sein Wesen in den Vordergrund bringt, während er sein kleines Ich in den Hintergrund schiebt. Dieses spielt nun nicht mehr eine dominante, sondern eine dienende Rolle.

Wie schon oben gesagt, kann ich das Wesen verstandesmässig niemals ganz erfassen und begreifen, weil es das Höchste und Tiefste ist, das ich (wir) sind, und es ist im Kern geheimnisvoll. Doch mein Wesen kann mich ganz erfüllen, ohne dass ich es ganz definieren kann.

Niemals habe ich es bereut über viele Monate nach meinem Wesen und seiner Wesenhaftigkeit nachzufragen. Das Nachspüren hat mich erweitert, irgendwie kompakter, dichter und wahrer gemacht und mir gezeigt, worauf es in meinem Leben ankommt, ohne dies präzise ausdrücken zu können, da das Wesen, insbesondere der Wesenskern, in einem über-rationalen, supra-mentalem Bewusstsein (Aurobindo) ruht.
Der «Wesens-Duft» ist äusserst zart und fein und es braucht eine verfeinerte Wahrnehmung, um die Wesenheit zu spüren, zu erfahren und zu erleben.
Der neue Mensch, der sich nun individuell und kollektiv entfalten möchte -so spüre ich es- siedelt sich in dieser zarten Wahrnehmung an, in jenem inneren Klang, der in uns Gehör bekommen möchte.
Das Ego, das kleine Ich, hat sich zu mindern und zu bescheiden, damit der Raum für das Wesen grösser und weiter werden kann. Diese Minderung fühlt sich oft wie Sterben an. Dadurch ist es möglich, dass die Menschen die Schwelle überschreiten können, die sie vom höheren Bewusstsein, vom eigenen Wesen, welches im göttlichen Wesen lebt, (noch) trennt.

Es geht nicht ganz von selbst, die Schwelle zu überwinden, da es saugende und niederreissende Kräfte auf Erden gibt. Hier ein Ausschnitt aus meinen Aufzeichnungen:

«Es ist eine Fruchtbarkeit in allem. Diese ist blockiert.

Es ist eine negative Kraft aktiv, welche den Wachstums-Impuls behindert und unterdrückt.

Das ist eine Tragödie.

Die Menschheit ist in eine Schieflage geraten. Zwei Attraktoren hält sie im Atem:

Der eine Anziehungspunkt ist der Wahn der Gewinn-Maximierung. Sie steht für den ökonomischen Menschen, den Kapitalisten, der sein Gewinnstreben -und Denken in alle Bereiche des Lebens treibt und dort bestimmend und dominant agiert.
Der andere Attraktor ist die Technisierung («Roboterisierung»/Digitalisierung) aller Gesellschafts-Bereiche. Er steht für den Maschinen-Menschen und den Eroberer.

Sicher: es gibt noch viele andere Trends. Die beiden genannten aber sind die Mega-Trends: alle anderen dominierend. Sie sind omnipotent.

Damit Fruchtbarkeit und Wachstum sein können, braucht es ein tiefes Gefühl und Mitempfinden für das Organische und Prozesshafte des Lebens. Dann kann Wachstum geschehen.

Der einseitig ökonomische und mechanische Maschinen-Mensch, der mit der Technik zunehmend verschmilzt (Trans-Humanismus), verliert die feine Vibration, die in allem Organischen zu finden ist und die nötig ist, Wachstums-Impulse zu spüren, aufzunehmen und ins Leben zu bringen.

Der Mensch droht zu brechen, abzubrechen wie ein Ast vom Lebensbaum.

Das Gefühl für das Lebendige und das Seelische scheint zu verkümmern. So empfinde ich es.

Dieses Gefühl für das Lebendige, das Eingestimmt-sein auf das Empfangende, ist die Voraussetzung dafür, dass Fruchtbarkeits- und Wachstums-Impulse greifen können.

Wenn diese Lebens-Impulse unterdrückt sind, veröden sie nach einiger Zeit, da ihnen die Erde und die Luft fehlt, die sie für ihr Wachstum brauchen.»

Lesen wir Teilhard de Chardin:

«Da die personalen Elemente an eine gewisse Grenze der Konzentration gelangt sind, stehen sie einer Schwelle gegenüber, die zu überschreiten ist, um in die Wirksphäre eines Zentrums höherer Ordnung einzutreten. Sie müssen sich in diesem Augenblick nicht nur aus der Trägheit reissen, die sie immobilisieren will. Vielmehr ist für sie der Augenblick gekommen, sich einer Transformation zu überlassen, die ihnen all das zu nehmen scheint, was sie bereits erworben hatten. Sie können nicht mehr wachsen, ohne sich zu wandeln

Im Schwellen-Bereich beginnt die Wandlung und sie vollzieht sich, wenn wir in unserm Wesen angekommen sind. In der Zartheit unserer Wesens-Sphäre richtet sich der Lichtmensch, der auf unseren Ruf gewartet hat, allmählich auf.

Durch das Lauschen auf unsere Mitte erwecken wir den inneren Menschen, das WESEN, das wir sind. Unsere Aufmerksamkeit und Hingabe gibt ihm Wachstumskraft.

Die Corona-Krise, die meines Erachtens eine Krise des menschlichen Bewusstseins ist, in der u.a. auch geprüft wird, wie weit unser Mitgefühl reicht, stösst uns in Richtung unseres Wesensmitte. Darin finden wir die Essenz, die wir benötigen, um die Blockierungen zu lösen und uns mit unseren Herzenskräften zu verbinden.

Wir können nicht mehr wachsen, ohne uns zu wandeln.

Beitrags-Bild: Das Innere einer Pfingstrosen-Blüte

 

Alles ist da

Alles ist da. Nichts fehlt. Anwesenheit in Fülle. Alles ist einbezogen, nichts ausgeschlossen. Alles ist angenommen, vollständig geliebt.
Du bist unfassbar Geliebtes, verkörpertes Geliebt-sein. Immer, stets, uneingeschränkt.

So etwa könnte man eine der Kernerfahrungen des mystisch erlebenden Menschen formulieren. Das wahre Leben basiert also auf der Fülle – und niemals auf Manko und Fehlendem.

Das moderne, eindimensionale und rein materielle Verständnis des menschlichen Wesens beruht auf dem Defizit: Der Mensch, das Mangelwesen, muss verbessert, optimiert werden, angereichert werden durch künstliche Intelligenz, durch Medikamente, Drogen und eingepflanzte Nano-Partikel, zum Beispiel mittels Impfungen, und durch implantierte Messgeräte und damit verbundenen winzigen Depots, welche die Fähigkeiten haben, zur rechten Zeit, benötigte Stoffe abzugeben, wie etwa Vitaminen. Messgeräte lassen sich auch am Handgelenk tragen. Sie geben dir Auskunft darüber, wie viele Schritte du heute noch tun solltest und wann du ins Bett gehen solltest.

Menschen, so denken «Gescheite», sind wie kleine Kinder, denen man solche Sachen mit modernsten Mittel sagen sollte oder noch besser, man sollte sie einfach automatisch optimieren, ohne auf ihr träges Bewusstsein zu warten. Dazu bleibt einfach nicht die Zeit. Zu Vieles liegt auf dieser Welt im Argen. Demokratische Lern-Prozesse sind zäh und langwierig. Der Mensch muss geführt werden, so wird gedacht, und es gibt einige intelligente, umsichtige Leute (Philanthropen), die wissen, wie die Masse geführt werden muss. Diese wissen auch, welche Hilfsmittel dazu benötigt werden, wie Algorithmen, PR-Büros, chemische Prozesse zur Verbesserung des Welt-Klimas, zum Beispiel durch die Herstellung von Wolken und Regenzonen, die Verbesserung der Böden, der Haltbarmachung von Produkten,  gesundheitsfördernder, billiger Lebensmittel, Verteilnetze, usw.
Die Menschheit ist steuerungsbedürftig, ihrer Tendenz zur Infantilisierung muss entgegenkommen werden mit Brot und Spielen, Unterhaltung, Pornografie, Fernsehen, das beruhigt, Hintergrund-Musik, welche stimuliert und ausgleicht – je nach Tages- und Jahreszeit, Gesichtserkennung, um Kriminelle und Andersdenkenden rasch auszumachen und dingfest zu machen. Überwachung also, soweit nötig. Die digitalen Mittel stehen zur Verfügung.

Was zählt ist Gesundheit, bzw. die Verschleierung und Unterdrückung von Krankheit und Unwohlsein. Der Charakter soll formbar sein und bleiben. Kontrolle ist nötig. Sie soll optimiert werden.

Also: Perfektionieren bis zum Tode. Dieser Satz ist nicht einfach nur so hingeschrieben. Ab einem gewissen Masse ist Perfektion tödlich (ich denke an Euthanasie), da sie spontanes, von der Seele geschaffenes Leben, Schwächen, Scheitern und Bedürftigkeit ausschliesst, ja vernichtet.

Viel spüren intuitiv, dass
nun ein natürliches Vorgehen ein künstliches, automatisiertes werden soll.-
Der Einfühlsame spürt, dass Hilfsmittel, insbesondere technische, mit Bedacht, massvoll, einfühlsam und bewusst zu gebrauchen sind. Dies soll für jede Art von Eingriffen und Interventionen gelten.
Die Menschheit hat die natürlichen Grenzen, die auf Einfühlsamkeit und auf Dialog mit dem Lebendigen beruhen, überschritten.» – «Zuerst sei der Hügel zu befragen, wie er bebaut werden möchte», sagte der Religionsphilosoph Alan Watts einmal. Die Einfühlung gehe also der Tat, dem Eingriff, voraus.

Die Mitmacher reiben sich die Hände. Wir sollten sie dabei stören, ohne gewaltsam zu werden. Und wir sollten sie, insbesondere durch unser Vorbild, darauf hinweisen, dass alles in der Tiefe schon da ist.

Ich meine: es gibt ein Recht auf Fehlerhaftigkeit und Unvollkommenheit, auf ein Lernen durch Versuch und Irrtum; es gibt ein Recht auf menschliche Schwächen und Nicht-Wissen, auf Abhängigkeit und Unsicherheit. Alles ist eingebettet und aufgehoben in bedingungsloser, vollkommener LIEBE, in der Präsenz des Einen, welcher keine Mängel und Fehler ausschliesst, im Gegenteil, sie liebend aufhebt und uns tröstet in unserer Unsicherheit und Sehnsucht.

  • Scheitern ist Teil des Ganzen, Misserfolg ist Teil, wie Erfolg ein anderes Teil ist.
  • Krankheit gehört zum Ganzen, wie Gesundheit auch. Beides, Gesundheit und Krankheit bilden das Ganze.
  • Schwäche und Stärke gehören zusammen, bilden ein Ganzes.
  • Das Unvollkommene ist integraler Teil der Vollkommenheit.
  • Die Liebe zwischen dem Tröster und dem Getrösteten bildet eine lebendige, pulsierende Zusammengehörigkeit.

Die Beziehung zwischen dem Einen und dem Andern, verbindet, eint, macht ganz, was getrennt war. Durch die Liebes-Beziehung lernt der Erden-Mensch, vermenschlicht er sich, heilt er und nicht durch seine narzisstische eigene Optimierung und Perfektion, die ihn in die Einsamkeit und Gewalttätigkeit führt. Die Kehrseite der Perfektion ist Ohnmacht, Hilflosigkeit und Verletztheit. Der Perfektionist oder der Super-Idealist schliesst diese Gefühle aus und ist deshalb in Wirklichkeit eben alles andere als perfekt.

Der Liebende weiss:
Alles ist da. Nichts fehlt. Anwesenheit in Fülle. Alles ist einbezogen, nichts ausgeschlossen. Alles ist angenommen, vollständig geliebt.

Du bist unfassbar Geliebtes, verkörpertes Geliebt-sein, mit all deinen Mängeln. Immer, stets, uneingeschränkt.
Fülle.

Das Geheimnis des Lebens

 

Nicht über meine Krankheit und meinen Prozess der Gesundung möchte ich hier berichten, sondern über meine Einsichten und Gefühle, die in mir aufkommen, wenn ich meinem Leben, ja dem Leben schlechthin, nachspüre. Ist es nicht das Er-Leben selbst, das uns zu lebendigen Menschen macht, zu Menschen auf dem Wege der Verwirklichung?

Das Geheimnis des Lebens liegt auf dem Grund des Lebens, das ich bin. Ich bin das Leben und seine Ursache.
Mein Leben birgt das Geheimnis des Lebens.
Regt sich das Geheimnis des Lebens in mir, so bin ich in Berührung mit ihm und in einer hohen Vibration, die mich auf den Seelen- und Lebensgrund führt: zu den Wurzeln.
Dafür lebe ich. Dafür leben wir.
ICH BIN  die Ursache meines Lebens und seine Vollendung. Dieser Zwei-Klang hält mich lebendig; er bildet mein Leben, meinen Lebensklang.
Regt sich das Geheimnis meines Lebens, dann kann es sich erfüllen.
Das tiefste Wissen , warum und weshalb ich bin, fliesst aus Herzens-Intelligenz; sie trägt universelle Herzenswärme in sich.
Fragen wir nach dem Geheimnis, das unseren Lebensgrund bildet, dann befinden wir uns auf dem Weg unseres Lebens. Es ist ein Beben des Herzens, das der Offenbarung voraus geht.
Dann mag der Moment gekommen sein, wo wir in grossem Frieden sterben werden können.
Der Einblick, der uns gewährt wird, wenn sich das grosse Fenster zu öffnen beginnt, ist ergreifend – überwältigend.
Verlieren wir den Faden zu unserem Leben und dem Leben überhaupt…und die Menschheit scheint in grossen Teilen diesen Faden zu verlieren, tauchen wir in Flachland ab und faulendes Gewässer. Die engagierte Frage nach unserem Leben ist es, die unser Leben in Wallung, in Bewegung und in ein feines Zittern bringt. Insbesondre das Zittern -hoch energievollstes Leben aus dem Ursprung – ist es, das uns wieder in unmittelbaren Kontakt mit uns selbst und mit dem Leben überhaupt bringt.

Manchmal manifestiert sich uns Leben als unhörbares Rauschen.

Für jeden schöpferischen Prozess braucht es mindestens ein Quäntchen schöpferische unkontrollierbare Energie, nennen wir sie Zittern, damit Neues aus der Quelle in die Herzen und die Hände fliessen kann.
Von kühlen Gedanken Abgeschmirgeltes verliert den Duft des Betörenden, welches der Frische der Schöpfung eigen ist.
Weg-perfektioniertes Leben erinnert an den Tod. Nur noch Geformtes ist schon in Auflösung, kurz vor dem Tode.

Jedes schöpferische Moment trägt heiliges Nicht-
Wissen in sich: ein anderer Ausdruck für Demut.

Die Kraft des Neuen kommt aus der Balance von Form und Leere, aus dem Gleichgewicht von Form und Geheimnis.
Kein Rezept, keine Demagogie und kein schnelles Rettungsangebot bringen der Menschheit Hilfe.
Das hingebende Hineinstrecken in das oft zittrig-vibrierende Leben hingegen führen uns sanft an seine Quelle.
Kalte Konzepte wie der Great Reset oder der Transhumanismus tragen unvorstellbares Leiden in sich, weil sie der Weisheit entgegenwirken. Das reine Konzept, das sich vollständig der Formgebung und Kontrolle überlassen hat, hört auf zu atmen, verliert die Beziehung zum Geist. Vorzeitiger Tod.
Bewusstes Atmen hält uns im Geistesstrom.

Sie – die kalten Konzepte – wollen das Leiden vermeiden, tragen es aber in sich -und Vermiedenes zeigt sich später: dramatischer und schrecklicher, als wenn es als Teil der Wahrheit zugelassen wäre. Dann nämlich könnte es, sich umwandelnd zu Lichte werden.
Das Vermeiden-wollen (von Unsicherheiten, von Nicht-Wissen, von Zwischen-Räumen, etc.) ist schon selbst Leiden, unerkanntes Leiden.

Wie manche Lieder so enden, wie sie anfangen, möchte ich diesen Artikel so beschliessen, wie ich ihn eröffnet habe:

Das Geheimnis des Lebens liegt auf dem Grund des Lebens, das ich bin. Ich bin das Leben und seine Ursache.

ICH BIN DAS LEBEN UND SEINE URSACHE

 

Sprachlos

Wenn mich etwas berührt, das mich überrascht oder gar erschreckt, etwa Neues, das ich noch nicht kenne, so bin ich erst einmal sprachlos, weil ich es noch nicht formulieren kann, also nicht in Form bringen kann.
Es ist formlos gegenwärtig, als einen Eindruck, eine Stimmung, ein Vor-Gefühl, eine Ahnung, noch kein klares Gefühl, deshalb nicht zu kategorisieren, weder dies noch das und doch klar anwesend. Dieses Etwas: es sucht nach seiner Form, zögert aber, sich festzulegen, einen Namen anzugeben. Es ist also namenlos, noch namenlos, aber allmählich nach einer Form und einem Namen ringend. Doch es (ja, es ist ein es) lässt sich Zeit. Es ist die Zeit des Reifens und der Klärung, der Identitätsfindung.

Sprachlos machen mich Ereignisse, die ich so niemals erwartet oder gedacht hätte: Wie kann es nur sein, dass…

Sprachlos machen mich Gefühle und Empfindungen, die mir auf diese Weise noch nicht begegnet sind und für die ich keine Worte finde, die mir zutreffend erscheinen.

Wenn ich genau hinsehe, kann ich nach einiger gewissen Weile unterscheiden, ob der sich regende Impuls etwas ist, dass mich erschreckt, angreift, verletzt, oder ob ich mit einer guten Macht in Berührung komme, die mir etwas aufzeigen will, das mich etwas erkennen lassen will, das ich benötige.

In Meditation versinke ich manchmal in eine ursächliche Stille, jenseits der schöpferischen Vielfalt, wo nichts ist, aber alles angelegt ist, was einmal wird. Reine Stille, Schweigen in Ehrfurcht, Heiligkeit.

*

Ich weiss, dass es nicht gut ist, mich dem Neuen, das sich ankündigt, gleich zu bemächtigen, es zu ergreifen und festzuhalten, bevor ich ihm, dem Neuen, die Zeit zugestanden habe, sich zu zeigen und in die Erscheinung zu gelangen.

Gehe ich mit etwas schwanger, dann drückt sich damit mein Einverständnis aus, geduldig dem Werde-Vorgang, beziehungsweise der Vision, Raum und Zeit zu gewähren, damit es sich ausformen und ausformulieren kann. Erste Laute, Regungen, die ich ganz innen wahrnehmen, bedürften noch des Schutzes, der schweigenden Umhüllung, solange, bis der Moment gekommen ist, das Neue zu offenbaren. Vor der Offenlegung bin ich im intimen Raum des Werdens und des Wachsens, des Lauschens und der Anteilnahme mit dem, was erscheinen möchte.

*

Die jetzigen Corona-Zeit macht mich immer wieder sprachlos. Ich verstehe die Krise nur stückwerkhaft, dazwischen klaffen Lücken des Nicht-Verstehens und der Sprachlosigkeit.
Ich ahne unterschwellige Wellen einer sprachlosen Kommunikation, von Erkenntnissen, die jetzt (noch) nicht geäussert werden können.

Wer hütet diese stimm- und wortlosen Stimmen?
Wer lauscht in den langen Nächten dem geheimen Vermächtnis.
Wer hütet die Flammen der nächtlichen, lodernden Feuer?
Wer stellt behutsam die lautlosen Fragen, die noch keine Worte gefunden haben?
Wer öffnet sein Ohr dem Kommenden, das sich annähert, sich aber noch nicht artikuliert?

Die Schwangere, in der sich Erbarmen regt. Sie trägt das werdende Kind: behutsam, achtsam.

Ich glaube daran, oder vielmehr ich ahne, dass heilsame Prozesse und Gestaltungskräfte jetzt oder in naher Zeit «geboren» werden sollen. Diese Impulse suchen nun von Barmherzigkeit erfüllte Menschen, die sich bereit fühlen Hebammen-Dienste zu leisten.

Aus meinem Blog-Beitrag Barmherzigkeit vom 19. Sept. 2020 zitiere ich hier zwei Stellen, die zeigen, wie wichtig die Kraft der Barmherzigkeit ist, wenn wir uns dafür einsetzen, dass das Menschenbild der Liebe (vergleiche letzter Blog) hier auf Erden an Kraft und Ausdehnung gewinnt:

– „Rachme (aramäisch für Barmherzigkeit) bildet die Grundlage, die «fliessenden Räume», welche die gegenwärtigen Prozesse ermöglichen, die jetzt nötig sind.
Sie ermöglichen, die jetzt stimmigen Prozesse, die der inneren Notwendigkeit des Momentes entsprechen.
Barmherzigkeit ist die Hebamme der zeit-räumlichen Welt und verbindet diese mit der Welt in Gott, mit Seinem Heiligen Geiste.“

-„Im Althochdeutsch bedeutet Barm: der Geborene. Barmen ist auch austragen, gebären, eng verbunden mit Mutterschoss.“

Barmherzigkeit können wir verstehen als eine mitfühlende, gebärende, schöpferische Kraft, die auf Erden, wie auch im Kosmos stets wirksam ist. Sie begleitet und unterstützt werdendes Leben.

Die mütterliche Kraft der Barmherzigkeit, zusammen mit Geduld, hilft uns, dem Wachstumsprozess jene Aufmerksamkeit zu schenken, damit das in Stille Keimende allmählich die richtige Form und die nötige Kraft finden kann.
Das Keimende manifestiert sich zuerst als sanfte Energiewellen, die noch auf der Suche sind nach ihrer Form, nach ihrem Wort, ihrer Sprache.

Wer hütet diese stimm- und wortlosen Stimmen?

Im Nebelgrau

Gestern:

An meinem Essensplatz mit Blick aus dem Fenster (siehe Beitrags-Bild) beobachtete ich einen grossgewachsenen Mann in schwarz mit zwei kleinen Kindern in orange durch den nassen Schnee waten. Sie waren auf der Spielwiese. Die Kinder liessen sich in den Schnee fallen und schoben Schnee vor sich her. Der Mann, wahrscheinlich der Vater, stand regungslos daneben und telefonierte. Die Kinder bewarfen ihn dann mit Schneebällen, die er, immer noch regungslos, über sich ergehen liess. Die Kinder wandten sich wieder der schnee-nassen Wiese zu, während der Schwarze immer noch telefonierte.
Ein paar Minuten später verliessen die drei diese Wiese, langsam, bummelnd, mir schien es friedlich. Einmal schwarz, zweimal orange.

Zum ersten Mal seit über hundert Blog-Beiträgen spürte ich keinen Drang, einen weiteren Beitrag zu schreiben. Sollte ich eine längere Pause einlegen?

Der Nebel hing den ganzen Tag über. Der kleine Berg, rechts hinter dem Bahn-Trasse (nicht zu sehen auf dem Bild) mit dem neu-romantischen Restaurant-Schlösschen war zur Hälfte vernebelt. Der obere Berg-Hang war überzuckert mit ein bisschen Schnee. Die Bäume kahl, Felsen dazwischen, sonst grau.

An diesem Tage hatte ich keine grossen Gefühle, keine starken Gedanken. Das Nebelgrau aussen und innen überwog.

Es freute mich – ein bisschen- dass die rosa Orchideen auf dem Fenstersims nun voll erblüht waren (siehe Bild), während die Bäume draussen nur noch schütteres Laub trugen (so wie ich Haare). Dazwischen Schneereste, Wiesengrün, alles in braun und grau gehalten.

An diesem Tage bewegte mich nichts wirklich.

Ich fühlte mich stumpf, versunken im Nebelgrau.

Der Güterzug dort hinten (rechts vom Beitragsbild), wirkte endlos lang, ebenfalls in braun und grau.

Kaum war die Morgendämmerung vorbei, brach die Abend-Dämmerung an. Bald haben wir den kürzesten Tag – endlich.

Am Morgen hatte ich die Küche aufgeräumt, am Nachmittag ging ich einkaufen, unter anderem Fisch und Spinat für den morgigen Besuch, für jene zwei liebenswerten Frauen – zur Ehre der einen, welche ihren 70-sten Geburtstag mit uns feiern würde.

Ich fand, dass ich ein gutes Leben habe, inklusive jener nebelgrauen Tage, die manchmal über mich kommen, sowie mich der Spätherbst immer an eine lange Tunneleinfahrt erinnert – nun die fünfundsiebzigste.
Ich bin ein Sonnenmensch.

Es ist mir gewiss, dass wir alle Lichtgeborene sind. An diesem Tag war alles überzogen und ermattet im Grau des Nebels, in meiner Trübsal, die ich manchmal empfinde, zum Beispiel, wenn ich die Tagesschau betrachte oder die müde, maskentragende Verkäuferin in «meinem kleinen Tankstellen-Laden», gleich vis-à-vis. Sie trug ihre Maske tapfer, so schien es mir, wie Viele.

Am Abend – endlich! – trank ich Tee und Wein und lass in meinem Psychothriller mit geringer Beteiligung am Geschehen. Keine Tagesschau.

Die Nacht zog sich dahin, zog sich in die Länge. Ich erträumte eine echt heilende Medizin, eine Art von Vision, und dachte an Sinnlichkeit und Erotik. Heilung, Sinnlichkeit und Erotik: diese drei! Wie wichtig sie mir sind.
Am Morgen fand ich zu einem tieferen Schlaf, träumte auch und erwacht am Morgen hell-gestimmt.

Claptons „Autumn Leaves“ bringt das nötige Gold in die herbstliche Trübe und erzeugt jene Wehmut, die einfach nur schön ist. Einfach zurücklehnen und geniessen.

 

RADIKALE HEILUNG – II

Radikale Heilung bedeutet auch, sich der Menschwerdung hinzugeben, welche uns unsere wahre Grösse und Würde (wieder) gibt. Die Wandlung führt durch Demut und Dankbarkeit, welche ich als den Vorhof der Entfaltung betrachte, und durch Hingabe.

2. Teil:  Umhüllt

Bei innerer Energie-Arbeit, wie auch bei kontemplativer Versenkung gilt es die Energieströme zu beachten. Oft entfalten sie sich von innen nach aussen (das ausstrahlende Herz), von unten nach oben (aufsteigenden Erd-Energie) oder von oben nach unten (sich niedersenkende geistige Kraft), oder – und von dieser Strömung sei hier die Rede- in die menschliche Person umhüllende, oft kreisende Energie-Flüsse.

Die den Menschen umgebende Ausstrahlung nennen wir die Aura. Sie ist sowohl ein elektro-magnetisches Feld, wie auch feinstoffliches Ätherlicht. Äther ist die lichte Vor- oder Ur-Form der materiellen, also körperlichen Formen. Sie ist in und um die Körper anwesend. Eine Art Matrix.
Aber auch der astrale Leib bildet eine Schicht der Aura. Er umfasst und enthält die emotionale Welt des Menschen, seine Befindlichkeit, seine Grundstimmung, seine schöpferische Potenz.

Die Kirlianfotografie ist in der Lage, die Aura des Menschen (zumindest seine elektrische Entladung) farblich abzubilden.

Mit dem Älterwerden richten meditierende Menschen ihre Aufmerksamkeit zunehmend auf ihr gebendes, also ausstrahlendes Wesen und nehmen mehr und mehr ihr lichtes, ausstrahlendes Umfeld, ihre Aura, wahr. Zuerst spüren sie sie partiell, im Lauf der Jahre nehmen sie ihre komplette, strahlende Umhüllung wahr. Sie erscheint in vielen Farben. Die Hülle ist gleichzeitig fest und bewegt.

Sie bildet eine Art von Filter (oder Membran). Das dem Menschen Zuträglich gelangt ganz leicht durch das Aura-Umfeld, schädliche Stoffe, Partikel, werden weggehalten. Sie dringen nicht ein, insbesondere dann nicht, wenn sie ihre Aura regelmässig mit Hilfe von Mantras* reinigen.

Der Kontemplierende realisierst, dass die Grenze seiner Individualität nicht mit der Körpergrenze aufhört. Er bezieht seine Aura, sein gebendes, strahlendes Potential, in sein Selbstverständnis mit ein.
Er spürt, dass das, was ihn fühlbar umgibt, erweitert, schützt und ihm bei der Verwirklichung seines Lebensplanes hilft.

Das Wissen und Spüren des Umhüllt-seins ist sehr wohltuend. Man ist aufgehoben, geborgen.

*

Es ist ja keine Frage, dass die Menschen pausenlos und immer heftiger von saugenden und destruktiven Kräften attackiert werden: auf der körperlichen Ebene ist es zum Beispiel Elektrosmog, sind es zahleiche Umweltgifte, 5 G-Strahlungen, auf seelisch-geistiger Ebene sind es gewalttätige Gedankenmächte (z.B. Gier, Habsucht), Propaganda, Ideologien, welche die Macht haben, uns anzugreifen und zu zersetzen.

Wir Menschen benötigen also einen schützenden Umkreis, um im Gleichgewicht zu bleiben. Spirituelle und psychologische Aufbauarbeit, zu der es auch gehört, dass wir unsere Gedanken- und Gefühlswelt reinigen, sind zur Notwendigkeit geworden.

Beim Aufbau der schützenden Umhüllung ist es wichtig, dass wir uns liebevoll ausdehnen, liebevoll und lichtvoll ausatmen.

*

Die oben erwähnten Schritte, zum Aufbau und zur Ausdehnung unserer Aura, bilden die Vorbereitung für das nachfolgende Geschehen, welches wir als Antwort auf unser Vorbereitungsarbeiten verstehen können.

Was nun folgt, wenn die Zeit dafür reif geworden ist, ist der grosse Segen, der über uns kommt, der um uns gelegt wird, vergleichbar mit einem Licht-Kleid. Der Licht-Segen wirkt auf den hingebungsvoll geöffneten Menschen ein, durchdringt ihn vollständig bis in sein Innerstes hinein. Dieser uns umhüllende Licht-Segen, der sich wie eine sanfte, alle unsere Spannungen lösende Umarmung anfühlt, die aus bedingungsloser LIEBE strömt, erzeugt grosses Glück, Fülle und Schönheit. Es ist ein Glanz von Unsterblichkeit, der sich auf den Menschen legt.
Es ist die Antwort auf den Menschen, der es wagt, sein Herz zu öffnen und bereit ist auf die Gnade zu vertrauen.

Ich spreche hier von einer inneren Erfahrung vieler Menschen.
Paulus schilderte sie so:

«Es gibt himmlische Körper, und es gibt irdische Körper. Doch anders ist der Glanz der himmlischen als der der irdischen. 40
Gesät wird in Vergänglichkeit, auferweckt wird in Unvergänglichkeit. 42
Gesät wird ein natürlicher Leib, auferweckt wird ein geistlicher Leib. 44
Der erste Mensch ist aus Erde, ein irdischer, der zweite Mensch ist vom Himmel. 47
Denn was jetzt vergänglich ist, muss mit Unvergänglichkeit bekleidet werden, und was jetzt sterblich ist, muss mit Unsterblichkeit bekleidet werden. 53″              1. Korinther 15

*

Es gibt Menschen, die betonen, dass innere Arbeit notwendig sei, um Erkenntnis und schliesslich Erleuchtung zu erlangen, und andere sagen, alle Erleuchtung komme durch Gnade.
Ich persönlich bin der Meinung, dass es sowohl Arbeit, wie auch Gnade brauche, um in die Ewigkeit einzugehen, allerdings, so finde ich ausserdem, ist es vor allem Gnade, die Erleuchtung bewirkt.
Die Sufis sagen: Wenn der Mensch einen Schritt auf Gott zu mache, so tue Gott 100 (andere sagen 1000) Schritte auf den Menschen hin. Dieses Bild überzeugt mich. Ich fühle, dass es mit meiner Erfahrung übereinstimmt.

Ich nenne den Erleuchteten den Liebenden: beides ist für mich dasselbe : Es ist der Mensch, der sich von der bedingungslosen LIEBE durchströmen lässt und vom ewigen Licht.
Der Mensch, der es zulässt, vom Licht-Segen, von dem ich gesprochen habe, um- und durchlichtet zu werden ist mitten in der Wandlung: er übergibt sich dem Liebesstrom.

*   Wahrscheinlich in allen spirituellen Traditionen finden sich Mantras, die der inneren Reinigung und Klärung dienen. Es ist nicht nur hilfreich, sondern (gerade in dieser Zeit) notwendig, sie oft zu wiederholen.

 

Das Eingeständnis

Ich bin wieder einmal, wie so oft, meiner mir so bekannten Schwäche begegnet, die ich seit meiner Kindheit kenne, die mit Zahlen, Statistik und Formularen zusammenhängt, die in mir sowohl alte Autoritätsprobleme auslöst, die letztlich auf meinen strengen Vater zurückzuführen sind, wie auch innere Verwirrung und eine Art von erlernter Dummheit in Gange setzt. Das passiert meistens dann, wenn mein PC und/oder mein Smartphone ernstere Störungen aufweisen, wie gerade neulich, als ich keine Mails mehr weder empfangen, noch senden konnte. Auch keine Fachleute in den verschiedenen digitalen Shops konnten mir helfen, bis ich dann – wieder einmal meinen kleinen hilfsbereiten Inder in jenem Laden am Bahnhof der I-phon-Klinik traf, der mir lächelnd in einer Minute alles wieder herstellen konnte, was ich verloren glaubte.

Natürlich stelle ich in solchen Momenten zweierlei fest: Erstens, dass diese alte Angst, diese Verwirrung, mich immer noch mit unverminderter Heftigkeit packen kann, verbunden mit dem Gefühl von dumm, ohnmächtig und hilflos zu sein, und zweitens, dass diese Schwäche (wie andere Schwächen auch) es schafft, mich herauszureissen aus dem inneren Gefühl, getragen zu sein, wie ich es in meinem Blog «Im Seins-Raum» (17. August 19) beschrieben habe. Das Gefühl von Scham hilft nicht weiter, hingegen das Eingeständnis, dass diese Schwäche in mir ist und immer noch eine solche Macht über mich hat.

Oft mache ich dieselbe Erfahrung, nämlich die, dass mich das Eingeständnis und das Zugeben einer Schwäche, einer Schuld oder eines Mangels tröstet. Auch in der geschilderten Situation war dies der Fall. –Wenn ich mich dem höchsten Wesen wieder annähere, fallen alle Ängste von mir ab. Schon alleine diese Erfahrung ist Trost genug.

Geholfen hat mir der Hinweis meiner Tochter, ich solle doch, jetzt an diesem wundervollen Tag (an welchem ich mit ihr telefonierte) die Sonne und die Wärme geniessen, es sei dann immer noch Zeit genug, nach dem Genuss des gegenwärtigen Tages, mich weiter mit dem Problem zu beschäftigen.

Es gibt noch ein Zweites, das mir in solchen Fällen hilft: Ich bitte die Kraft des Geistes, mich wieder zu öffnen für die göttliche Gegenwart. Diese Bitte wird meistens oder immer erhört und ich entspanne mich im Seins-Raum, der wieder aufgeht, in dem alles liebevoll gesehen, gehört und erhört wird – ohne Schuldzuweisung und ohne Strafandrohung.
Im beschuldigenden und strafenden «Gott» begegnen wir in Wirklichkeit unserer eigenen Projektion. Ich glaube das Gott in seiner Manifestation als Wahrheit unsere Authentizität, unsere Ehrlichkeit sucht – und damit unsere Bereitschaft, unsere Schwächen und Mängel einzugestehen. Das genügt – wohl in den meisten Fällen.
Dies ist eine Übung in Geduld: also immer wieder mit mir Geduld zu üben, wie auch mit anderen, was auch auf die Dauer meinen Willen stärkt.

Und: Ich gestehe mir ein, dass es Bereiche gibt, in denen mein Lernen ein langsames, mühevolles Gehen ist: Schrittchen für Schrittchen.

 

Gefühle

Gefühle sind eine Tätigkeit der Seele, die Gemütsbewegungen erzeugen. Grundgefühls-Ströme werden als Stimmungen wahrgenommen. Farben und Töne sind mit den Gefühlen verwandt.

Gefühle sind Ausdruck unserer Lebendigkeit – ohne sie wären wir starr und tot. Gefühle korrespondieren mit Wasser, sie sind von fliessender und wechselnder Natur. Sie sind Ausdruck unserer weiblichen Seite.
In diesem Beitrag verwende ich die Worte Gefühle und Emotionen synonym, unterscheide sie also nicht.
Ich behandle hier ein komplexes Thema und ich bin mir nicht sicher, ob es mir gelingt, es verständlich zu machen.

Zwei These
Erste Behauptung: Diese lautet, dass wir nur gesund, frei und authentisch bleiben, wenn wir unsere Gefühle wahrnehmen, sie ernst nehmen und ausdrücken. Tun wir es nicht, empfinden wir uns als unlebendig, dumpf und werden früher oder später seelisch und/oder körperlich krank.
Die Tiefen-Ökologin Joanne Macy betont immer wieder, dass sie es sehr wichtig findet, unsere Reaktionen von Schmerz und Trauer über die Zerstörungsprozesse auf der Erde auszudrücken, sie nicht abzutöten und sie mit anderen Menschen zu teilen.

Zweite Behauptung: Diese lautet, dass wir uns von unseren Gefühlen de-identifizieren sollen. Es empfehle sich, uns hinter unsere Gefühle zu stellen, um uns ihrer beobachtend gewahr zu werden. Wir sollten uns nicht von ihnen hinreissen lassen, da sie Teil unseres kleinen Ichs seien. Dieses würde sich aufblähen, wenn wir uns von unseren Emotionen vereinnahmen lassen würden.

Diese zwei Thesen sind eine Art von Glaubens-Bekenntnisse. Die eher psychologisch sozialisierten Menschen, richten sich eher nach der ersten These aus, die spirituell orientierten halten sich eher an die zweite These.

Weil wir Menschen unter einer Art Zwang stehen, bei polaren Sichtweisen, uns auf die eine oder andere Seite zu schlagen, bevorzugen wir eine der zwei Seiten eifrig und neigen dazu die beiden Aspekte gegeneinander auszuspielen.

Ich halte beide Positionen für wahr und stimmig. Sie erscheinen als paradox. Sind sie dennoch vereinbar?

Im Folgenden mache ich einen kleinen Exkurs in zwei Wirklichkeits-Bereiche, in den Bereich der Welt der Formen und jenen der formlosen, absoluten Welt:

Die Welt der Formen
Gefühle, wie auch Gedanken, gehören zur Welt der Formen, wie die materielle Welt auch.
Hier ist die Vielfalt der relativen Welt.
Die Formen-Welt können wir auch als einen grossen Tanz betrachten, der wellen -oder kreisförmig verläuft. Es ist eine Welt des Kommens und des Gehens, des Erscheinens und des Verschwindens, des Auf- und Ab und des Hin- und Her.
Das Fliessende, Bewegliche ist das hervorragende Merkmal der Formenwelt, der relativen Welt.

Das Formlose, Ruhende, Immerwährende
Das Absolute, Immerwährende ist in ewiger Stille. Es ist das Bleibende, das Unerschaffene, das Unbegreifliche, die Leere, die Potentialität.
Hier ist Einheit.
Aus diesem göttlichen Bereich emaniert die Welt der Formen, die Schöpfung. Wir können auch von Ursprung und Quelle sprechen.

Zurück zu den Gefühlen:

Gefühle, entstanden aus dem ego-zentrischen Ich – Gefühle aus dem höheren Selbst
In der Welt der Formen existieren auch viele unerlöste Formen, also vom egozentrischen Ich ausgelöste Gefühle, die niederdrückend, depressiv und möglicherweise auch krankmachend wirken, wie Hass, Groll, Neid, Scham, Ekel, etc.
Gefühle (Zustände), die aus dem höheren Selbst, also direkt aus dem Geist emanieren (ausstrahlen), entfalten, führen uns dem Leben zu. Ich denke hier vor allem an Freude, Friede, Zärtlichkeit und Empathie.

Das Paradox
Die Wahrheit mag es, sich im Paradox zu verstecken.
Wenn auf der einen Seite gesagt wird, dass es nötig sei, Gefühle auszuleben, um lebendig und gesund zu bleiben, und auf der anderen Seite aufgefordert wird, sich nicht mit den Gefühlen zu identifizieren, so kann man hier von einem Paradox sprechen. Zwei, sich scheinbar nicht zu vereinigende Standpunkte stehen sich gegenüber. Das sich scheinbar Ausschliessende kann aus der Sicht der Mitte heraus zur Ergänzung werden:

Der Raum der Mitte
Aus dem Blickpunkt der Mitte, wo Weite und Ruhe ist, sind die beiden Positionen zu vereinen, ist es uns möglich, sowohl distanziert, wie auch mitfühlend und liebend in die Gefühlswelt hinein zu blicken und gleichzeitig von der Gefühlswelt involviert zu sein, die Gefühle zu leben und sie ruhig zu betrachten. Bevor diese Gleichzeitigkeit möglich ist, wird sich zuvor ein Oszillieren zwischen den beiden Zuständen einstellen.
Damit leben wir in Verbindung zum Absoluten und zur Gefühlswelt (der relativen Welt der vorübergehenden Formen). – Im Herz des Tänzers ist es still.

Die Höherentwicklung der Seele
Gelingt es uns, die Verbindung mit der geistigen Welt (mit dem Absoluten) immer öfter und besser aufrecht zu erhalten, so kann geistige Energie und LIEBE in unsere Alltagswelt und somit auch in unsere Gefühlswelt fliessen.
Dadurch bauen sich die höheren Gefühle von Freude, Friede, Seligkeit und Empathie, die auch Bewusstseinszustände sind, auf, und die ego-gesteuerte Gefühlswelt verliert an Macht und Einfluss, ohne aber zu versiegen.
Dem Menschen ist es gegeben, Übergang und Verbindung zwischen den genannten Welten zu sein. ICH BIN DER WEG, sagt das innere Christus-Selbst. Stellen wir uns diesem Fluss zur Verfügung, so kann in beide Richtungen Liebes-Energie fliessen: von der himmlischen Welt zur Erde und umgekehrt. Damit können wir Menschen der Erdenwelt «Nahrung» zukommen lassen – Nahrung, welche die Erde und die Menschheit so dringend braucht.

Und die unedlen Gefühle?
Doch auch die weniger edlen Gefühle (z.B. Neid) wollen angenommen und verstanden sein. Nur was geliebt ist, löste sich zur rechten Zeit auf, oder verwandelt sich in ein Höheres.

Im Herz des Tänzers ist es still.

 

 

Geduld

Seit ich lebe, übe ich mich in Geduld. Sie ist mir nicht in die Wiege gelegt worden; ich muss (darf) sie erarbeiten.

Geduld ist die Zeit, die es braucht, damit sich eine Vision verwirklichen kann, die Zeit, die nötig ist, damit sich das Leben erfüllen kann und im Kleinen ist Geduld die Zeit, damit sich eine Emotion oder ein Impuls voll aufbauen und entfalten kann.

In Ruhe bei dem verweilen, was ist, ist Geduld. Verweile ich zum Beispiel bei aufkommender Trauer und der sich langsam breit werdenden Bewegung, mit der sie sich aufbaut, dann komme ich langsam in die Tiefe meiner selbst und ich erkenne die Ursache meiner Trauer, die zum Beispiel darin bestehen kann, dass ich in meinem Leben zu wenig auf mein Herz gehört habe. Nur wenn ich mir die benötigte Zeit nehme, mich in meine Trauer* (oder wie immer das jeweilige Gefühl ist) zu versenken, kommt es zur nötigen, tiefen Einsicht, die zu einer Verhaltensänderung führt, zu einer Einstellungsänderung oder gar zu einem Wachstumsschub.
Das Abschneiden und Töten aufkommender Impulse und Gefühle, lange bevor sie sich in ihrer ganzen Gestalt aufbauen können, schadet uns. Es ist als, ob wir Blumen ausrupfen würden, lange vor ihrem Erblühen. Es handelt sich hier um Micro-Tötungs-Impulse, meist unbewusst, die damit zu tun haben, dass wir uns nicht vollständig erlauben, zu lieben und zu leben.

Seit Wochen höre ich immer wieder Klaviermusik von Erik Satie, der jeden Ton in sich erlauscht haben muss, bevor er ihn zu Papier gebracht hatte. Es ist langsame, perlende Musik, melancholisch und verträumt, die stark von der lebendigen Zeit der Pausen zwischen den Tönen lebt. (Erik Satie: Gymnopédies oder Gnossienne.)

Nun, da ich älter werde, akzeptiere ich meine Verlangsamung und erfahre, dass dadurch mehr Ruhe und Friede, die Früchte der Langsamkeit, aufkommen können.

Nun lehne ich zurück und atme tief ein und aus. Ich will diesen Artikel langsam und mit Geduld schreiben.

Der Druck, rasch ein Ziel zu erreichen führt zur Ungeduld, zu Stress und oft zu Gewalt. Nur schon der kontinuierliche Druck, den Menschen auf sich selbst ausüben, ist beginnende Gewalt, die krank machen kann. Ungeduld, ständiges Tempo und Gewalt bedingen sich gegenseitig.

Damit etwas Gestalt annehmen kann, braucht es Zeit. Die Zeit fliesst aus der absoluten Welt der Zeitlosigkeit in unsere zeiträumliche, relative Welt.
Zeit ist ein zartes, feines Strömen: Wachstums-Elixier. Sie fliesst in der Geschwindigkeit und in den Rhythmen, die ihr aus höherer Weisheit immanent ist. Manche verstehen Zeit als ein Attribut Gottes.

Zeit ist zart. Zeit ist natürlich, wenn sie nicht durchgeplant, chronologisch ist.

Liebe Leserin, lieber Leser: Wenn Du magst, lehne dich jetzt zurück, schliesse die Augen und denke: Ich lass mir alle Zeit, die ich brauche, um mich ganz selbst zu sein.
Atme und spreche diesen Satz ein paar Mal langsam und liebevoll zu dir selbst.

Vermutlich wirst Du eine Veränderung in Deinem Befinden und in deinen Organen fühlen. Vielleicht fühlst Du alten, sich nun lösenden Druck und aufkommende Leichtigkeit.

Ungeduld und dauernde Beschleunigung führen dazu, dass wir Mensch immer heftiger in die natürlichen Abläufe eingreifen. Bis hin zu massloser Gewalt. Die ganze Welt dreht in dieser Beschleunigungsspirale der Ungeduld, die atemlos und rücksichtslos macht. Durch die überdüngten Böden, Monokulturen und den Einsatz von Mega-Maschinen veröden Landschaft, erodieren und vertrocknen Böden, sterben Wälder. Dies als ein Beispiel von vielen.
Es ist wohl Panik, die zu ständig heftigeren Eingriffe in die Natur der Erde und des Menschen führt.

Ohne Entschleunigung keine Natürlichkeit. Ohne Verlangsamung und Geduld kein Gesundheitswesen, das auf Salutogene beruht.

Salutogenese beinhaltet die Fähigkeit, die Zusammenhänge des Lebens zu verstehen, der Glaube an die eigene Wirksamkeit und der Glaube an den Sinn des Lebens. Diese Fähigkeiten entwickeln sich langsam und stetig; sie setzen Geduld voraus.

Langsamkeit und Geduld lassen uns erkennen, dass die Seele, in der wir leben, eine milde, sanfte und wissende Substanz ist. Von ihr getragen finden wir in ein friedvolles Leben, jenseits von Stress und Hetze und fernab von Gewalt.
Die Seele umhüllt und durchströmt uns zärtlich und erfüllt uns mit Seins-Seligkeit. Sie gibt uns den Schutz, den wir in dieser hektischen Welt brauchen. Durch Geduld und Geruhsamkeit wird sie uns immer zugänglicher.

Erst jetzt dürfen wir von Nachhaltigkeit sprechen. Sie baut sich auf der Ebene der Seins-Erfahrung auf.

Wenn wir also noch einmal zurücklehnen, ruhig, tief und liebevoll mit dem Satz atmen:
Ich lasse mir alle Zeit, die ich brauche, um mich ganz selbst zu sein,

werden wir vielleicht spüren können, dass sich eine heilende Energie aufbaut, die unter dem Deckel von Ungeduld und Betriebsamkeit darauf gewartet hat, erkannt und gelebt zu werden.

Ich werde nicht damit aufhören, Geduld einzuüben.

*zur Trauer: Die zur Trauer gehörende Energie-Bewegung geht meist sowohl in die Breite, wie auch in die Tiefe, verbunden auch mit einem Lösen von Spannung und Druck, oft im Bauch-Bereich. Nach einiger Zeit kann sich eine Aufwärts-Bewegung einstellen. Wenn diese Bewegungs-Gestalt abgebrochen wird, kann sich der nachfolgende Entwicklungsschritt kaum oder gar nicht einstellen. Dies gilt für alle Gefühle. Es scheint eine Zeit-Krankheit zu sein, nicht bei einem einzelnen Gefühl verweilen zu können.
E-Motion kann man auch lesen und verstehen als Energie (E) in Bewegung (Motion).

STREBEN – FALLEN – Eine Herbst-Betrachtung

Im ehrgeizigen Streben des modernen Menschen hat der Herbst kaum Platz.

Da, im Herbst, senkt sich die Energie. Die Blätter fallen schaukelnd zur Erde. Rückzug ringsum. «Wir alle fallen», meint Rilke.
Nehmen wir die Botschaft des Herbstes in uns auf, so sinken wir langsam  ins Verborgene , ins Versteckte ab. Wir decken uns zu, suchen den Schutz und die Wärme in den erdigen Höhlen unserer Stuben, in der bergenden Schwärze.
Alles wird in uns langsamer; Ruhe breitet sich aus, stille Gegenwart und tieferes Atmen entsteht in uns .
Das kann soweit gehen, dass wir selbst von uns loslassen: jenes Drängende, das sich jedem Ausatmen wiedersetzt, das Ego, das selbstverliebte Erfolgsdenken, das nach Höherem strebt, in Wirklichkeit aber kein Aufstieg ist, sondern ein gehetztes Vorwärtsdrängen.
Loslassen also von dieser kleinen Identität, die ein Aufwachen und den Aufstieg in ein umfassendes Dasein verhindert.
Wir reden von Entschleunigung. Der Herbst bietet die Gelegenheit zu verlangsamen, wieder von Neuem einzuwurzeln im Fundament, auf dem wir beruhen:  der Urkraft des Mütterlichen, der uns tragenden Kraft des Vertrauens, das nicht auf Anstrengung beruht, sondern auf Loslassen.

Wir benötigen den zyklischen Aspekt der Zeit, den Zyklus der Erde, der auch in uns angelegt ist.
Widersetzen wir uns dem Zyklus der Jahreszeiten und des Tages, so entfernen wir uns von der eignen Erden-Natur in uns und erschöpfen uns im Zeitgeist des ständigen Machens und Vorwärts-Drängens, im Stress, über den wir uns beklagen, und uns dennoch nicht wagen, uns ihm zu widersetzen und Nein zu sagen zu jenem Ehrgeiz, der uns aufrisst.

Im Herbst breiten sich im Abendland die wie Pilze aus dem Boden hervorschiessenden Oktoberfeste aus. Die Welt als Oktoberfest – mindestens für ein paar Wochen. Weil wir nicht anders zur Ruhe kommen, flüchten wir in diesen fett-dampfenden Rausch von Hähnchen, Dampf und Bier.

Der Herbst erinnert an unser Innenleben, an die Grenzen des äusseren Wachstums und an die Notwendigkeit der Erholung im Nichtstun und an die Feier des Seins.

«Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.»  Rilke

Jetzt, im Herbst steigen in mir die Gefühle von Wehmut, Abschied und Trauer vermehrt auf. Meine/unsere Sterblichkeit wird mir fühlbarer und bewusster – ebenso wie die Einkehr in die Unsterblichkeit. Ich will diese Gefühle zulassen, ja sie sogar willkommen heissen, denn es ist Herbst, Teil-Wirklichkeit unseres Lebens. Ohne diese eher wehmütigen und schmerzlichen Gefühle an mich heran kommen zu lassen, werde ich nicht zu mir finden können, sowenig wie der Wein ohne Kühle und leichten Morgenfrost nicht zu einem wirklich feinen Wein heranreifen kann.