Der kollektive Energiekörper und Heilung durch Barmherzigkeit

Dumpfheit

Ich frage mich, welche Stimmung löst der kollektive Energiekörper in mir aus, der sich seit Corona weiter verdunkelt hat, und wie empfinde ich die kollektive Welt-Atmosphäre, in der wir leben, wie wirkt sie auf mein Befinden?

Das Energie-Feld wird zunehmend unbeweglich, die Vibrationen schwächer.
Arme Seelen verstummen.
Es wird kälter.
Schwarze Nebelfelder, verklumpter Schnee.
Trauer, vertrocknete Tränen -un-erhört- verkrochen in Ritzen.
Bedrücktes Leben. – Bleierner Deckel über allem.
Die Mächte der Finsternis nehmen von uns Besitz.
Was sich bewegt, wird verklumpt.
Der Atem wird schwerer.
Die leisen Klänge verstummen in den schwarzen Löchern, dumpfe Einsamkeit.
Das Leiden ist verhüllt, verleugnet, zerdrückt. Das Mitgefühl wird schwächer.
Ferne Rufe verlassener Kinder.
Kein Schauen mehr. Beziehungslosigkeit. Die noch tanzenden Lebenselemente werden verschluckt.
Erstickte Trauer, ersticktes Leiden, verengtes Leben.
Weder Ruhe, noch Sturm: Halbierts Leben, gedämpft, stumpf, schwer.
Falsche «Tapferkeit» als Schmerz-Abwehr.
Leben gerinnt zu schwarzem, verklumpten Blut. Blut-Armut ist Seelen-Vergessenheit.
Die Schatten über viele Jahrzehnte verschleiert, verschlingen Leben.

Das eben Geschriebene, erschreckt mich selbst. Doch es stimmt überein mit meinem Empfinden und dem so vieler anderer Menschen, die mir nahe sind.
Ich glaube nicht, dass diese und ähnliche Wahrnehmung übertrieben sind, eher im Gegenteil: Viele mögen die zunehmende Dumpfheit nicht in der ganzen Wucht wahrnehmen.

Franz Renggli:

«Im Laufe des 17. Jahrhunderts ist das westliche Abendland zur «Normalität» zurückgekehrt  oder besser gezwungen worden – die Trennung von Mutter und Baby aber ist im Zeitalter  des Industriekapitalismus laufend weiter verschärft worden, so dass wir heute alle ein total  vereinsamtes und tobendes Baby in uns tragen. Wir alle sind in dieser komplett depressiven und psychologischen Struktur «gefangen», dies ist die Grundlage für das Funktionieren des Industriekapitalismus, Grundlage unserer «Konsumwut», für unsere universelle Sucht und damit für die Zerstörungen unseres Planeten.»*

Nun, bei der Corona-Krise wird wiederum, das, was uns trennt, als Allheilmittel gepriesen: Abstand, Isolation, Quarantäne, Apartheid. Damit traumatisieren wir das vereinsamte Baby in uns weiter, obwohl wir nun sehen, dass harte Trennung uns die Krankheit nicht überwinden lässt.
Die Minderung, Trennung und Abspaltung von unseren seelischen Bereichen, unseren weiblichen Qualitäten und dem persönlichen, zwischenmenschlichen Austausch, haben in den Menschen grosse unbewusste Ängste ausgelöst und gleichzeitig ein Vakuum geschaffen, das leicht mit Ideologien, gewalttätigen Eingriffen und ego-zentrischen Wünschen aufgefüllt werden kann.
Die Angst durch die zunehmende Parzellierung der Persönlichkeit seinen inneren Zusammenhalt zu verlieren verstärkt die Verlust -und Verlassenheitsangst des vergessenen (inneren und äusseren) Kindes.

Es sind viele Ängste, Traumata und unverarbeitete Missbrauchs-Erlebnisse, die sich nun auf Covid fokussieren. Statt mit den Krankheits-Symptomen, müssten wir uns mit den dahinter wirkenden Basis-Ängsten befassen!

Heute brauchen wir zunehmend Kraft, die Verbindung zum höheren Bewusstsein durch den «bleiernen Deckel» hindurch aufrecht zu erhalten.


Heilung und Wandlung durch Barmherzigkeit

Die überragende Kraft der Barmherzigkeit wird in allen Welt-Religionen gepriesen. Barmherzigkeit heilt und transformiert. Es wäre ein Irrtum, diese Kraft als eine alte, fromme Tugend abzuwerten. Vielmehr ist Barmherzig Grundlage aller Heilung. Sie erweicht, was hart ist, erlöst, öffnet, was verschlossen ist, weitet aus vom engen egozentrischen Kreisen um das  kleine Ich in den grossartigen Atem kosmischer, all-gegenwärtiger heilender und transformativer Kraft.
Im Herzensgebet, wie es sich vor allem im osteuropäischen Raum entwickelt hat, kommen folgende drei Element zusammen:

  • Das Herz, als Zentrum der Liebe und der Barmherzigkeit und Ort der Neugeburt,
  • Der Odem, der geistige Atem (als Träger des Geistes)
  • Das Licht der Liebe und der Wahrheit.

Diese drei verbinden sich im Atem der Barmherzigkeit (dem Herzensgebet) zu einer einzigen Kraft, die uns als Einzel-Personen und als Menschheits-Leib zu heilen vermag.
Ebenso schützt uns diese Kraft vor dem Zugriff gewalttätiger, zerstörerischer Energien u. dämonischen Einflussnahmen.

Über den Atem aus der «Wesensmitte» schrieb ich am 16. Okt. 2021 (Siehe ältere Beiträge):

«Wahrscheinlich ist es uns allen bekannt, wie es sich anfühlt, wenn wir aus dem kleinen ego-zentrierten Ich leben, atmen, denken und handeln. Im Vergleich zum Leben aus dem Wesen heraus, fühlt es sich eng, entfremdet und unruhig an.
Ich möchte es Wesens-Atmung nennen, wenn der Mensch sich mit seiner bewussten Atmung, mit seiner Wesensmitte (dem Herz-Zentrum) verbindet.
Nun, atmet sein hohes Selbst, sein wahres Wesen, das er ist, welches verbunden und eins geworden ist mit dem Ursprungslicht und der grenzenlosen LIEBE in ihm. Damit ist der Atem gross und kosmisch geworden.
Inmitten seines Wesens ist die Sonne der Barmherzigkeit aufgegangen und sanftes Leuchten hat sich aufgetan und scheint über alle alten, selbst gesetzten Grenzen hinweg.
Im Atem der Barmherzigkeit eröffnen sich Lichträume des Mitgefühls in grenzenloser Anteilnahme, Heilkraft, unendliche Güte, in sanftem, all-gegenwärtigen, leisen Strömen.

Es handelt ich um einen grossen Wandlungsschritt, der geduldig eingeübt werden will. Hierbei führt uns unsere Sehnsucht nach der Quelle allen Lebens und die schon vorhandene Liebeskraft der Ur-Licht-Quelle zu, die in unserem Innersten glüht.

Der Aufgang der inneren Sonne ist eine erfahrbare Realität. Es ist DIE WIRKLICHKEIT.»

Dies ist eine Möglichkeit, wie wir Menschen uns bei der Heilung unserer Welt-Seele beteiligen können, was aber auch unsere Seelenkräfte fühlbar stärken wird.
Spirituelle Stärke bedeutet grosse Spannungen zwischen unterschiedlichen Sphären und Richtungen auszuhalten, wodurch sich im Spannungsfeld kreative Lösungen auftun können.

Das Zitat von F. Renggli entstammt dem Buch: Thomas Mayer: Corona-Impfungen aus spiritueller Sicht – Auswirkungen auf Seele und Geist und das nachtodliche Leben.
Sehr zu empfehlen für alle, die ihre Sicht auf Corona über das rein materielle und statistische Erkennen erheben wollen.

 

Eintritt in das Leben

In dem Moment, in dem ich mich öffne für die mir zufliessende Liebe, aus der das Leben quillt, fange ich an ganz zu leben.

Im lichten, im sich entfaltenden Leben, umhüllt mich Zärtlichkeit, befreites Sein, tiefe Verbundenheit mit allem was lebt, Seins-Seligkeit.

Im Zustand der Verbundenheit bin ich im Bewusstsein des Einströmens der hauch-feinen Geist-Nahrung. Gleichzeitig mit dem Erleben des Einströmens lichtvoller Präsenz, empfinde ich einen sich ausdehnenden Raum unendlicher Stille. Glück.

Dies ist der natürliche und ursprüngliche Zustand des Menschen.

Sobald ich das Erleben des fortwährenden Fliessens verliere, indem ich mich zerstreue und damit zurückfalle in die Gebundenheit des verdunkelten Menschheits-Bewusstseins, falle ich zurück in den Vorhof zum Leben -und unser zivilisatorisches Leben findet eben im Vorhof zum Leben statt und nicht im vollen, im erblühten Leben. Im schattigen Vorhof des Lebens ist das Leben gedämpft.

Der Vorhof: Dieses «Leben», das auf Zweckmässigkeit, Nützlichkeit (Utilitarismus), Eigennutz und materielle Verwertbarkeit gegründet ist, schmälert sich unsere Bewusstheit sehr rasch und erstellt die alte Gebundenheit, die einer Fesselung gleicht, von Neuem. Hüten wir uns also davor, uns vereinnahmen zu lassen von den alten, saugenden Bekannten.

Es braucht die Bereitschaft des Menschen, das bedeckte Leben zu verlassen, seine Fesseln abzuwerfen und in das Licht zu treten. Den Befreiungsakt schaffen wir vielleicht nicht alleine. Wir benötigen ev. Hilfe, doch liegt es an uns, unsere Bereitschaft und unsere Sehnsucht nach einem freien Leben zu erklären.
Wir sind in unerlösten Vorstellungen über das Leben gefesselt. – Wenn wir mit dem Herzen und dem Verstand erkennen, dass wir in einer bedingten und relativen, von Angst gezeichnet Welt leben, so öffnet sich uns früher oder später das Fenster in die Freiheit.

Etwas in uns verbietet es, dass wir unser Gefesselt-sein erkennen. Was ist das?

Ich vermute, dass es oft mit Schuld zu tun hat, Schuld, die wir uns nicht eingestanden haben und die uns zu einem Gefühl von Ungenügen bis hin zu Selbstverachtung geführt hat. Viellicht spielt auch eine Art von kollektivem Unglücklichsein über unser Versagen als Menschheit mit; ich meine, dass es uns nicht gelungen ist, würdevoll und respektvoll zu leben, uns, wie dem Leben als Ganzes gegenüber. Manche denken, sie hätten Glück nicht verdient oder nur in kleinen Dosen. All das scheint uns verzagt zu machen. Hinzu kommt die Macht der Gewohnheit, die bewirkt, uns klein und im gesellschaftlichen Rahmen der Konventionen  fest zu halten und uns selbst zu vergessen.
Entbinden wir uns also, lösen wir uns von den Fesseln, von den kranken Bindungen, von falschen Selbst-Definitionen.

Definitionen und Urteile, gedacht oder gesprochen von uns selbst oder von anderen sind machtvoll und auch gewalttätig, weil sie festlegen, bestimmen und die Bewegungsfreiheit nehmen.

Hier ein Ausschnitt aus einem Buch*, das ich gerade lese. Darin spricht eine Frau mit einem Jungen, über dessen Vater:

«Kennst du die blinden Flecken der Seele? So nennt man es, wenn man etwas an sich selbst nicht sehen kann oder nicht sehen will. Das können Schwächen sein, die du nicht wahrhaben willst, aber auch Stärken, die dir unangenehm sind oder unheimlich. Und dein Vater konnte nicht sehen, dass er sich in sich selbst täuscht. Er dachte, dass er nicht lieben kann. Das habe ich inzwischen verstanden, Sam. Dass sogar die klügsten Menschen dumm sind, wenn es um die Liebe geht.»

Im Zustand der Verinnerlichung, des übergebenden, lösenden Ausatmens, der Hingabe, lässt sich erfahren, wie plötzlich, unvermittelt, alles wieder in ins Fliessen findet, in das sich Bewegende.

Manchmal beginnt die Freiheit mit einem hingebungsvollen Atemzug.

Im Atemzug der Barmherzigkeit – das ist der Moment, in dem der Odem aus dem physischen Atem aufsteigt und sich nun als Licht der Liebe enthüllt – findet Wandlung statt, öffnen sich die Gitterstäbe ohne jegliche Anstrengung und die alten Gewichte fallen von uns ab.

«ICH BIN DER WEG» meint den Weg vom äusseren, gebremsten Leben zum weichen, leichten Licht-Herz-Zentrum.

Dies ist der natürliche und ursprüngliche Zustand des Menschen.

Möge uns der Weg an Weihnachten erinnern.


*Nina George: Das Traumbuch, Knaur

Die Liebesbeziehung

Mit Liebesbeziehung meine ich alle Beziehungen, die auf Liebe beruhen, also nicht nur wie umgangssprachlich geläufig, erotisch oder sexuell gefärbte Beziehungen. Ich denke da an tiefe Freundschaften aller Art.
Im Zusammenhang mit Corona und den dunklen Schatten, welche die Krise wirft, frage ich mich vermehrt, was wirklich essentiell ist und worin die Zusammenhänge des Lebens bestehen.
Verwaltetes Leben gibt es nicht wirklich. Es keimt und erscheint nur im Strom der Liebe.
Ich liebe, darum bin ich.
Liebe ist die grösste Kraft im Universum, die es gibt.

In der Liebesbeziehung zeigt sich das Eine -Gott- in der Weise, die uns zum Verstehen führt. Es ist die schönste Weise, wie es dem Menschen möglich ist, das Wunder der Einheit zu erkennen und zu erleben.
Deshalb erschuf Gott die Zweiheit.

«Es ist schön, wenn du mir erlaubst, dir zu helfen und dich zu unterstützen in deiner Entwicklung. Es ist schön, an deiner Entfaltung teilzunehmen.

Ich traue Deinen Impulsen und dem Spiegel, den Du vor mich hin stellst, weil ich weiss, dass Du es aus Liebe tust.

Zuerst habe ich deine Fehler und Schwächen gehasst, dann toleriert und jetzt mag ich sie, weil ich dich liebe und es mir klar geworden ist, dass Deine Schwächen Teil deiner umfassenden Schönheit sind.
Wenn ich mich dir zeige, dann in meinen Stärken und Schwächen, angemessen, ohne Übertreibungen in die eine oder andere Richtung. Ich mache mich nicht kleiner, noch grösser als ich bin. Das gibt mir innere Ruhe und diese wird noch tiefer, wenn Du mich so annimmst, wie ich bin.

Es ist ein mystisches Erleben, wenn ich unsere Unterschiedlichkeiten sehe und anerkenne und ich gleichzeitig erlebe, dass wir aus der gleichen Ursubstanz sind. Das Eine in Verschiedenheit.
Du.

Körper an Körper atmen wir ein und aus.

Und wenn wir uns so in Freude und Freundlichkeit betrachten, entwickelt sich zwischen uns Raum: Liebes-Raum, der eine eigene Farbe und einen eigenen Klang hat. Das Dritte, Gemeinsame, von uns ins Leben gesetzt. In diesem Raum der Liebe entfaltet sich ein neues Wesen.

Der Liebesraum erinnert an ein Schiff, in welches wir uns setzten. Es trägt uns über den Fluss.

Über uns ist ein blinkender Stern, der uns leitet und begleitet.

Aus dem Schoss der Liebe steigt Gesang auf und der Atem beginnt zu tanzen.»

In der Liebesbeziehung zeigt sich das Eine -Gott- in der Weise, die uns zum Verstehen führt. Es ist die schönste Weise, wie es dem Menschen möglich ist, das Wunder der Einheit zu erkennen und zu erleben.
Deshalb erschuf Gott die Zweiheit.

Beitragsbild: Zwei Rosenblüten in einer.

 

Warmes Warten – Geduld

Nun, das ist kein spektakulärer Titel. Wer wartet schon gerne – und was will das sagen: warmes Warten?

Ich empfinde mich sowohl als einen geduldigen Menschen, wie auch als einen ungeduldigen. Wenn ich zum Beispiel in einem Restaurant bin und nicht gleich bedient werde, so fühle ich mich übergangen und vergessen. Das hat natürlich mit entsprechenden Kindheits-Erlebnissen zu tun. Früher, als ich noch rauchte, habe ich auch kleine Wartezeiten, zum Beispiel an einer Bus-Haltestelle, mit schnellem, nervösem Rauchen überbrückt.

Warten war für mich höchst unangenehm. Es hatte den Beigeschmack von Ungewissheit: Werde ich wohl gesehen, beachtet? Wird das Erwartete eintreffen?

Erwartungen haben etwas Zwingendes an sich. Sie erinnern mich an Erziehung und Wohlverhalten und an Unfreiheit.

Ich bin aber geduldig, wenn es darum geht einem Menschen die Zeit einzuräumen, die er für einen Entwicklungsschritt braucht.

Es ist noch nicht lange her, als ich herausfand – ich weiss nicht mehr bei welcher Gelegenheit-, dass es möglich ist mit einem guten, warmen Gefühl zu warten, mit einem Gefühl, dasjenige, worauf ich warte, zu wärmen, bereit, wenn es dann kommt, freundlich zu empfangen.
So stelle ich mir eine gute und schöne Schwangerschaft und Geburt vor. Die Mutter wartet auf den Tag ihrer Geburt. Sie freut sich darauf, sie wärmt das Werdende. Sie nährt das wachsende Kind, das sie austrägt.

Dies ist ein Modell für schöpferisches Warten. Wärmendes Warten ist ein schöpferischer Wachstum-Prozess, indem sich Leben entfaltet; Leben, welches vielleicht noch nicht sichtbar ist, aber in stiller Entfaltung auf seine Vollendung wartet.

Ich warte auf meine Geliebte – und wenn ich auf sie warte geschieht eine Art von festlicher Vorbereitung auf die kommende Begegnung. Oder: Sie wartet auf den Geliebten und während sie wartet, macht sie sich schön. Was für eine festliche Vorbereitung Warten doch sein kann. Sie ist Leben. Eine Knospe vor dem Aufgehen.

Was für kostbare, lebendige Momente es doch vor dem Erblühen gibt.

Es könnte ja sein, dass ich vor dem Wiedersehen sterbe, dass das Tram, auf das ich warte, entgleist, bevor es bei mir ist, dass die Dinge nicht auf diese Weise erscheinen, wie ich es erhoffe. Jedoch: Ich habe das Leben erwärmt, egal auf welche Weise es auch immer eintrifft. Und diese Wärme, die ich ausstrahle, findet einmal in der für mich richtigen Form zu mir zurück.

Warmes, wärmendes Warten nährt die Zukunft, das Kommende, das Wachsende. Es ist Warten ohne Erwartung, die verpflichtet.

Das, was unterwegs ist, wird geachtet oder gar geliebt, wenn ich das Werdende wärme.

In dieser Zeit, wo so viele Menschen leiden und sich ein erfüllteres, sozialeres und kulturelleres Leben erhoffen und sich eine offenere und zärtlichere Gesellschaft wünschen (und zu denen zähle ich mich auch), ist es so wichtig, dass wir in wärmender Weise da sind für unsere Träume und Visionen. Wir halten die Zeitspanne, die sie benötigen, um sich zu verwirklichen voller Wärme im Herzen.
Vertrauendes Warten ist wahre Geduld.
In diesem Sinne ist der Weg schon das Ziel. Wenn das Brot im Ofen ist, geschieht ja nicht nichts, sondern sehr viel: Das Brot geht auf, wird knusprig und entfaltet seinen Duft. Das Werden und Reifen findet oft im Unsichtbaren, im Bereich des Seelischen statt. Wenn wir den Lebewesen zu-atmen in Liebe, erschaffen wir ihnen den nötigen Wachstums-Raum.

Wir sprechen manchmal auch vom Werden des Menschen. Ich glaube tatsächlich, dass der Mensch im Werden ist, noch lange nicht angekommen in seiner Reife, in seinem Potential. Er hat sich im allgemeine noch lange nicht erkannt als göttliches, lichtes Wesen in einem irdenen Körper. Deshalb scheint es mir so wichtig, dass wir im Prozess des Reifens bewusst und gross und frei atmen und das Geschehen im Herzen erkennen und für es da sind.

Wir können dem vertrauensvollen Warten auch Advent sagen: Es ist die Zeit der Vorbereitung auf die Ankunft des Herrn. Kein Ereignis hat die Welt so tiefgreifend verändert wie die Geburt des Jesus Christus, dessen Ankunft wir nun erneut feiern.
Warmes Warten bedeutet die innere Vorbereitung auf ein bedeutendes, vielleicht ein umwälzendes Ereignis.  Ohne Vorbereitung würde es uns überfordern. Den Einbruch des Christus-Impulses hat die Menschheit bis heute noch nicht in der ganzen Tiefe und Breite vollzogen. Das Erkennen dieses Ereignis wartet noch auf unser volles Verstehen und auf seine Verwirklichung. Warmes Warten setzt die Voraussetzung dafür, dass wir in die Lage kommen, den wunderbaren Impuls des Lebens zu empfangen und ihn auszutragen wie das werdende Kind, oder die Vision, die in uns Gestalt annehmen möchte.
Durch warmes, wärmendes Warten werden wir womöglich zu Geburtshelfern des Erlösers in uns.

Steht uns jetzt oder in den nächsten paar Jahren eine Metamorphose bevor?

Dein Wille geschehe

Der Wille wird nicht strukturiert und nicht als Plan vollzogen und durchgeführt. Er ist nicht etwas, das fertig vorliegt und nun auf eine vorgefertigte Weise abläuft, nein der Wille, und ich spreche vom höchsten, weisen, göttlichen Wille- geschieht.

Wille ist hier also nicht ein Vorgehen, das an eine Anstrengung gebunden ist, sondern ein Geschehen, ein Ereignis, das aufgrund weiser Beschlüsse, die auf einer grossartigen Übersicht und aus einer Haltung feinfühliger LIEBE geschieht.

Der bekannte Satz aus dem Vaterunser heisst:
Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf Erden
und aramäisch, der Sprache von Jesus, heisst es

Nehwê tzevjânach aikâna d’bwaschmâja af b’arha,

was etwa so viel heisst wie:

Dein eines Verlangen wirkt dann in unserem – wie in allem Licht, so in allen Formen.*

Der Mensch, der seine engen Begrenzungen verlässt, öffnet sich also dem höheren Willen, in dem er Raum schafft für diesen. Damit überlässt er die Lenkung seines Lebens, an eine ihn übersteigende Wirklichkeit, ohne diese als fremd zu erleben, denn er weiss, dass der höchste Wille auch in seiner Wesens-Mitte wirkt.

Der hohe Wille ist also ein Geschehen, dem ich mich sowohl in passiv-empfänglicher wie auch in einer aktiven Weise hingebe.

Die passiv-empfängliche Hingabe an den grossen Willen:

Dabei gehe ich davon aus, dass es etwas gibt, das es gut mit mir meint, eine mich führende und lenkende Kraft, die alles was ich bin, also alle meine Aspekte und Nuancen einbezieht, um in dieser Gesamtschau meines Wesens, die nächsten Schritte herauskristallisiert, die zu meinem Besten sind, ob das nun Erleichterungen oder Herausforderungen sind, Krisen oder glückliche Umstände. Diesem Willen darf ich mich vertrauensvoll hingeben, denn es ist das Innerste und Wahrste, dem ich mich hingebe; es ist also keine fremde Macht. Dieser Willen geschehe. Es ist kein eiserner Wille, sondern ein liebender, sanfter Wille.

Die aktive Hingabe:

Ich nehme wahr wie und wohin ich geführt werde, werde zum Zeuge meiner Reise und ich bin offen für Neues, für Neu-Entdeckungen. Indem ich nun geschehen lasse, mich dem Strom des hohen Willens überlasse, finde ich mich in mir bisher noch nicht bekannten Stimmungslagen und ich erkenne, wie mein Lebensgefühl sich verändert. Wenn ich aufhöre, mein Leben zu kontrollieren und engmaschig zu formen, werde ich mehr zum Leben selbst, das ich lebe.

Ein Geschehnis oder ein Ereignis fühlt sich anders an, als ein sich abwickelnder fester und unveränderlicher Plan.
Der Höchste bezieht jeden Entwicklungsschritt eines jeden Individuums mit ein in seinen Plan, welcher sich deshalb stets modifiziert. Es ist, wenn wir von Plan sprechen wollen, ein flüssiger, fein beweglicher Plan, der alle substantiellen Veränderungen ununterbrochen einbezieht und nichts übergeht oder ignoriert. Diese höchste göttliche Intelligenz, die erfüllt ist von LIEBE und Mitgefühl ist personal verbunden mit jedem einzelnen Lebewesen – nicht nur mit jedem Wesen, sondern auch mit der Entwicklung des Erdenkreises, unseres Sonnensystems und allen Galaxien, letztlich mit dem Universum oder den Universen. Der grosse Wille ist durchtränkt vom Wahrheitsbewusstsein und von der bedingungslosen Liebe, so dass es nichts gibt, dass unbeachtet und nicht einbezogen wäre.

Dem Menschen ist die Möglichkeit gegeben, den höchsten göttlichen Willen abzulehnen, sich von ihm abzutrennen.
Das Gute, die Liebe, das Wachstum des Lebens beruht in der Sphäre des Menschen auf Freiwilligkeit. Wir werden nicht zu unserem Glück gezwungen, aber es ist uns stets angeboten.

In den sanften Wogen des grossen Willensraum, der von Weisheit, Wahrheit und Liebe erfüllt ist, fliessen mir manchmal Teil-Einsichten in die grossen Zusammenhänge zu. Im Willensraum fliesst Wissen aus der Vergangenheit und Zukunft zusammen, Ströme aus verschiedenen Bewusstseins-Schichten, die innerhalb der Einheit allen Seins zusammenwirken.

Letztlich sind wir Menschen aufgespannt in Wissen und Unwissenheit, und wir sind sowohl gebrochene, wie auch vollkommene Wesen, beides ist in uns abgebildet. Wir sind Zwischen -bzw. Übergangswesen – die einen mehr, die anderen weniger – und es ist eine unserer Aufgabe die Spannung im Dazwischen auszuhalten und kreativ zu nützen. Dafür ist uns das Herz als den seelischen Ort der Versöhnung und die kraftvolle Sanftheit des göttlichen Willens geschenkt.

*   Neil Douglas-Klotz: Das Vaterunser, Knaur86008

Die Macht der Aufmerksamkeit

Der so verletzliche und irritierbare, aber auch sehr feinfühlige Mensch, verfügt ebenso über eine unglaublich Bewusstseinskraft, wenn er diese nicht vernachlässigt.  Seine ihm gegebene Spannweite ist enorm; sie ist beeindruckend: so leicht ist er gekränkt, so leicht ist er kraftvoll erhaben über Kleinlichkeiten. Beides ist der Mensch. Er steigt oder fällt, je nach dem, wie er sich entscheidet.

Zu seinen Gaben gehört die Macht der Aufmerksamkeit.

Die Energie (Kraft) folgt der Aufmerksamkeit.
Richtet der Mensch seine Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Ziel, zum Beispiel auf ein Ideal, so zieht es Kraft an. Diese Kraft hilft, dass sich das angestrebte Ziel/Ideal erfüllt. Beispiel: Wenn ich mich dem inneren bedürftigen Kind in mir liebevoll zuwende, so erstark es.

Diese Gabe der Aufmerksamkeits-Macht ist segensreich, wenn sie innerhalb einem Welt -und Menschenbild ausgeübt wird, das unter dem «Dach» einer lebensdienlichen Absicht geschieht.

Diese Macht wird zum Macht-Missbrauch, wenn diese Gabe in ego-zentrischer Weise und gerichtet auf eigene Vorteile geschieht.

Hier ein paar Gedanken, wie willentlich missbräuchlich Aufmerksamkeit aufgebaut, vernichtet oder verschoben werden kann im Sinne von Manipulation:

  • Totschweigen oder Minderung einer Bedeutung durch Wegschauen, Bagatellisieren oder an den Rand drängen eines wichtigen Ereignisses oder Prozesses. Auch die Verengung der Sicht auf ein komplexes Ereignis, bis hin zu einer mono-kausalen Betrachtungsweise führt letztlich zur Unwahrheit.

Beispiel l: Die Militärausgaben weltweit werden sprunghaft in die Höhe getrieben: Noch vor einigen Jahren betrugen sie ca. 1 Billion Dollar, jetzt haben sie die Zwei-Billionen-Grenze beinahe erreicht. Im Jahre 2000 gaben die USA für Rüstung 778 Milliarden Dollar aus, gefolgt von China mit 252 Milliarden. Seit der kalte Krieg wieder aufflackerte, zog die Aufrüstung wieder in verheerendem Masse an. Das Militär ist auch verantwortlich für die psychologische Kriegsführung und, zusammen mit Geheimdiensten aller Art, auch verantwortlich für den Ausbau nicht physischer Folter, für die Verbesserung der Propaganda, der Manipulation von Menschengruppen (Völkern); sie ist zudem zuständig für massive Eingriffe in die Wetterereignisse und wahrscheinlich hauptverantwortlich für die Klimaerwärmung und Luftverschmutzung. Mit einem geringen Teil der Militärausgaben könnte man den Hunger auf der Welt definitiv beenden.

Dennoch wird öffentlich kaum geredet über die Tatsache der massiven Aufrüstung. Auch die Medien haben dazu offenbar wenig zu sagen.

Ich frage mich immer, worüber nicht oder kaum berichtet und diskutiert wird und ich frage mich, welche Themen im Schattenbereich des kollektiven dunklen Kellers gelandet sind. Als Psychologe habe ich es mir angewöhnt, unter den Tisch zu schauen, ins Reich des Verdrängten. Ich tue es auch bezogen auf die gesamte Gesellschaft. Worüber wird nicht oder kaum gesprochen und warum nicht?

Themen werden aufgebaut und ins Licht der Aufmerksamkeit gestellt, um von den wahren Problemen abzulenken. Dies ist ein sehr verbreitetes Manöver, um Menschen zu täuschen und sie irre zu führen. Gängig ist wie eh und je das Sündenbock-Denken.

Das können wir den Illusionisten oder Magiern abschauen: Sie zaubern  zum Beispiel ein Ding hervor und lassen es mit Dramatik ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken, während sie unauffällig etwas zum Verschwinden bringen. Auch mit solchen Dingen beschäftigt sich die moderne Kriegsführung.

Zum Beispiel: die Russen sind, so wird im Westen ständig wiederholt, an so vielem Schuld, dass Wirtschafts-Sanktionen nicht ausbleiben können. Im Schatten verschleiert sind die eigenen Aggressionen und Dominanzansprüche des Westens.
Im Falle von Corona wird geflissentlich von Schutz gesprochen, worauf sich die Augen der meisten richten. Das Leid der Ausgegrenzten soll ein Rand-Thema bleiben.

Häufig ist aber auch die Ablenkung vom Wichtigen auf Nebensächlichkeiten, z.B. von grossen politischen Spannungen auf Beziehungs-Skandale.

Ein Beispiel ist die Sexualität. Während Wilhelm Reich sich noch intensiv mit der kosmischen Lebenskraft in Verbindung mit Sexualität auseinandergesetzt hatte und auch über die Verbindung zwischen Sexualität und Politik nachgedacht hatte (Gedanken, welche in den 68er Jahren wieder aufgenommen wurden), beschränken sich die heutigen Diskussionen  auf Missbrauch, Gender-Fragen, Sex. als Selbst-Inszenierung und Verführungsweisen der Werbung zum Kauf von Produkten, auf Pornografie, während Sexualität als eine zentrale menschliche Kraft kaum ein Thema zu sein scheint.

Warum,  muss die Frage sein.

Sobald mit Aufmerksamkeit manipuliert und dirigiert wird, handelt es sich um den Missbrauch der grossartigen Gabe und Gelegenheit, die den Menschen gegeben ist: Nämlich um die Möglichkeit zu lebensdienlichem Handeln, zum Helfen und zum Heilen.

Wie schon anfangs erwähnt, haben wir die wunderbare Möglichkeit das zu kurz gekommene Kind in uns wachsen zu lassen, es zu trösten und zu stärken, indem wir ihm Zuwendung und Aufmerksamkeit zukommen lassen. Dadurch geben wir ihm Energie. Wir erinnern uns, dass Energie der Aufmerksamkeit folgt.

Der Mensch heilt, wenn er aus dem Herzen Aufmerksamkeit schenkt und diese Aufmerksamkeit hält.

Dies gilt es zu lernen und ich verstehe mich damit als Lernender, nämlich den Willen und die Kraft zu entwickeln, Aufmerksamkeit zu halten, also aufrecht zu halten über eine längere Zeit-Periode. Das will geübt sein, wie schnell lassen wir uns ablenken durch eine Störung, einen inneren oder äusseren Einwand oder einen Gedankensprung und schon sind wir aus unsrem Fokus gefallen. Die «Aufmerksamkeit halten» hat viel zu tun mit Geduld und Achtsamkeit, aber auch mit einem liebevollen Warten, bis sich das Feld der Aufmerksamkeit ganz geöffnet hat und sich die Konzentration darauf gefestigt hat.

Die Liebe hält uns in den Armen, am Leben. Sie ist auch als eine Kraft des Da-seins zu verstehen. Sie sagt: «Ich bin da für Dich, auch wenn du unruhig bist, dich sträubst, dich abwendest. Ich akzeptiere alle deine Regungen, ohne dich fallen zu lassen. Ich halte dich auch dann (im Geist), wenn du wegrennst. Ich dränge mich dir nicht auf, aber ich bin da für dich und trete ein, wenn du mir die Türe öffnest.
Aufmerksamkeit für das Leben aufbauen und halten ist ein Akt der Liebe.

Worauf lenke ich also meine Aufmerksamkeit?

Ich lenke meine Aufmerksamkeit auf das Leben, auch auf das werdende Leben und auf das verletzte Leben, das Heilung sucht.

Die Macht der Aufmerksamkeit ströme aus der Liebe. Sie sei eine Gabe an das Leben und werde niemals zu einem Instrument des Eigenwillens und der Manipulation, obwohl uns diese Möglichkeit offensteht. Doch ohne die Freiheit der Wahl, erlange wir nicht das nötige Bewusstsein.
Wählen ist ein Akt der Kontemplation. Wenn wir uns in unsere Wesenstiefe einlassen, wird uns das höhere Wissen (das Gewissen) in die hilfreiche Tat lenken und wir werden spüren, wo unsere Aufmerksamkeit jetzt zur Ruhe kommen möchte.

 

Der Chor der Erde

Ich weiss nicht mehr wie es dazu kam, aber eines Tages hörte ich den Grundton, den Ur-Ton der Liebe – dann den ganzen Chor, der jeden Winkel des Erden-Rundes mit einem mächtig-zarten Klang erfüllte.
Ich stimmte ein, und es war erquickend.
Es war der Chor der Erde, gesungen von Menschen, die ganz auf der Erde stehen, von Engeln, Spirits, Tieren und Elementarwesen.

Der eine Chor, der alle Chöre umfasst und vereinigt, welche der Erde ihr hymnisches Lob darbringen, ertöne an jedem neuen Tag und wir, die Erwachten und die Engel, stimmen ein in das grosse Lob und singen das Lied an die Erde, unseren Heimatplaneten. So sei jede und jeder angefragt und gebeten in diese wunderbare Hymne einzustimmen – wenn möglich Tag für Tag. Und wir werden dieses Lob aus Klang und Licht hören und es wird uns erheben.

Das Licht kommt zu einem (hohen) Punkt, wo es zu singen beginnt.

Aus dem Lauschen geht der Gesang hervor, der unsere Herzen erfüllt. Wer hört, entdeckt seine Stimme. Im Hören ist sie geworden.
Alle nun, die in ihrem Herzen ihre Stimme gefunden haben, sind vereinigt in der Liebe, in der sie geworden sind.
Der Chor der Chöre trägt die Erde und sie trägt uns. Ihre Klänge werden uns heilen. Und wenn wir singen, werden wir Teil des heilenden und klingenden Stromes.
Es sind Sphärenklänge, in denen unsere Seelen vibrieren – singende und atmende Seelen.
Das Lied an die Erde  gibt es, seit es die Erde gibt. Wer einstimmt, stimmt in die Welt-Kraft, in die Welt-Seele, die Anima Mundi ein. Sie legt den Schöpfungsgrund für alle Gestalten des Schönen und für die Freude und Leichtigkeit in der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Erde.
Dieser Chor ist mehr als eine schöne Metapher für das Zusammenwirken von Erde und Mensch.
Diesen gibt es wirklich und er ertönt in uns, wenn der Mensch in die Tiefe seines Wesens eingeht.
Hier noch eine traurig Bemerkung zum Schluss: Mit jedem getöteten Tier, jeder ausgerotteten Tier-Gattung verliert der Chor ein Stimme, eine Klang-Farbe im grossen Chor der Erde. Jede Stimme, jede Vibration trägt zur Lebendigkeit und Schönheit des Erden-Ganzen bei, und jede verstummte Stimme schränkt die Fülle des Reichtums des Lebens ein.
Ich glaube, dass wir das Leben berühren und schützen, wenn wir einstimmen in den grossen Chor. Natürlich könne wir alle auf unsere Art singen, auch wenn wir der Meinung sind, nicht singen zu können. Es ist ja primär der Seelen-Gesang, aus dem wir ins Leben gekommen sind, der uns leitet in Schönheit und Harmonie.

Wesens-Atmung

In diesem Artikel knüpfe ich an den Blog-Beitrag «Das Wesen» an. Wer mag, lese den Text vom 22. September nochmals. Hier soll aufgezeigt werden, wie bewusster Atem die Verbindung zur Wesens-Mitte zu kräftigen vermag.

Wahrscheinlich ist es uns allen bekannt, wie es sich anfühlt, wenn wir aus dem kleinen ego-zentrierten Ich leben, atmen, denken und handeln. Im Vergleich zum Leben aus dem Wesen heraus, fühlt es sich eng, entfremdet und unruhig an.

Ich möchte es Wesens-Atmung nennen, wenn der Mensch sich mit seiner bewussten Atmung, mit seiner Wesensmitte verbindet.
Nun, atmet sein hohes Selbst, sein wahres Wesen, das er ist, welches verbunden und eins geworden ist mit dem Ursprungslicht und der grenzenlosen LIEBE in ihm. Damit ist der Atem gross und kosmisch geworden.
Inmitten seines Wesens ist die Sonne der Barmherzigkeit aufgegangen und sanftes Leuchten hat sich aufgetan und scheint über alle alten, selbst gesetzten Grenzen hinweg.
Im Atem der Barmherzigkeit eröffnen sich Lichträume des Mitgefühls in grenzenloser Anteilnahme, Heilkraft, unendliche Güte, in sanftem, all-gegenwärtigen, leisen Strömen.

Es handelt ich um einen grossen Wandlungsschritt, der geduldig eingeübt werden will. Hierbei führt uns unsere Sehnsucht nach der Quelle allen Lebens und die schon vorhandene Liebeskraft der Ur-Licht-Quelle zu, die in unserem Innersten glüht.

Der Aufgang der inneren Sonne ist eine erfahrbare Realität. Es ist DIE WIRKLICHKEIT.
Daneben ist es leicht zu erkennen, dass wir Menschen in einer selbst-inszenierten, bedrückten Schattenwelt leben. Wir haben aber die uns gegebene, geschenkte Möglichkeit, sie zu verlassen, um zu unserem wahren Selbst zu gelangen, welches unsere Grundlage bildet. Dieses «Alte» zu verlassen erfordert Mut und Vertrauen. Schmerz und Enttäuschungen helfen uns (ja, so können wir das sehen) bei der Ablösung der alten, zähen Muster.

Lassen wir also unser Wesen atmen. Sobald dieses durch Achtsamkeit und Geduld gestärkt ist, wird es seine wunderbare Realität entfalten.

Ist dies geschehen, haben wir die Möglichkeit, die Erde und ihre BewohnerInnen anzustrahlen und es wird von selbst (vom wahren Selbst, vom Wesen her) geschehen.
Innerhalb des Egos ist alles ein Machen, in der Obhut unseres wahren Wesens wird alles zum Geschehen.
Unsere Aufgabe und Möglichkeit ist es, dass wir uns einschwingen, also in Resonanz kommen mit der göttlichen Quelle, in dem wir uns dem, was wir zuinnerst sind, hingeben. Dadurch geben wir der Wesenskraft in uns die Möglichkeit, unser Alltag-Ich direkt und unmittelbar zu erreichen.

In der Obhut unseres Wesens wandelt sich der Atem. Was in einem kleinen Kreis zirkulierte, öffnet sich zu einer endlosen Spirale und gleichzeitig zu einem sich ausdehnenden heilenden Raum. Dadurch heilen wir uns selbst und wir beteiligen uns nun bei der Heilung der Erde, aller Lebewesen und des Erden-Menschen: unsere Schwestern und Brüder.

Was wir in einem reinen Sinne für uns tun, tun wir auch für die Gemeinschaft des Lebens und was wir für die Gemeinschaft des Lebens tun, tun wir auch für uns selbst. Bewusster, liebender Licht-Atem führt uns über uns selbst hinaus, verbindet uns mit den Räumen der Schöpfung und des spriessenden Lebens.

Ist das nicht auch eine erregende Alters-Vision? Wir älteren und alten Menschen können auf diese Weise die Zukunft für unsere Nachkommen nähren. Lasst uns zu Paten des werdenden Menschen-Leibes werden und zu Geburtshelfern einer menschlichen Welt, die auf Teilen, Mitgefühl und Weisheit basiert. Bewusstes Atmen ist eine Weise des Dienens.

Lasst uns Wirklichkeit er-atmen! – Heiliger Atem.

 

 

Beten

Ein Raum der Liebe

In der Liebesbeziehung erschafft sich, entzündet durch die Liebe, ein Raum der Liebe, der Heilung und der Schönheit. Wenn zwei oder mehrere sich lieben, wird ein Drittes geboren.
Zuerst entsteht der Liebes-Raum, dann wird darin ein Wesen geboren.

Den Liebes-Raum wage ich Gebet zu nennen.

Gott als Wesenheit

Das Wort Gott mögen viele Menschen nicht, u.a. deshalb, weil sie nicht so recht glauben, dass Gott ein lebendiges Wesen ist, das man ansprechen kann. Vielleicht haben sie auch Angst, dass dieses allmächtige Wesen sie kontrollieren könnte. Viele Leute übertragen die Erfahrungen die sie mit Vater und Mutter gemacht haben auf Gott, der dadurch Züge unserer eignen Vorstellungen und Projektionen bekommt. So ist es Vielen wohler, von einer höheren Macht zu sprechen, welche alle Informationen und Energie in sich vereinigt – ein Gedanke, der nicht falsch ist, aber das Wesenhafte von Gott ausklammert, ohne welches ich nicht von Gebet sprechen könnte.

Dual-Union

Für mich bedeutet Gebet Dialog, Zwiesprache, Austausch, Beziehung, Liebe in Bewegung. Für mich bedeutet Gebet auch ein non-dualer Austausch. Es sind zwei Personen und gleichzeitig nur ein Wesen. Wenn ich also mit Gott spreche, oder auf ihn höre, ist es mir bewusst, dass ich mit meinem Innersten spreche, meinem Wesenskern – und, so wird es mir klar: ICH BIN DIE MITTE MEINES WESENS. Ich spreche also mit mir selbst, wenn ich bete. Es ist eine Art von Selbst-Gespräch, denn ich spreche mit meinem hohen, wahren Selbst, das ich bin, aber welches sich in mir noch nicht ganz verwirklicht hat.
Es sind ZWEI IN EINEM, eine Dual-Union. Im Raum der Zweiheit, der Beziehung findet Erkenntnis statt, baut sich Vertrauen und Hingabe auf. Hier geschieht Vereinigung.
LEBE vereinigt. Damit sich diese entwickeln kann, braucht es Zweiheit. Bewusstwerdung und Einigung benötigt Beziehung.

LIEBE entwickelt sich in Beziehungen. In Liebes-Beziehungen.

Die Ur-Beziehung

Die Ur-Beziehung ist die zwischen Schöpfer und Geschöpf, zwischen dem Einen, dem Liebenden und dem Geliebten, der Geliebten.
Im Menschen ist es die Beziehung zwischen dem äusseren Menschen und seinem Wesen, welches das Göttliche in sich trägt.

Alle anderen Liebes-Beziehung sind Ausformungen und Ausdruck der grossen, ursächlichen Beziehung.

Das Gebetshaus

Das Gebet ist ein Haus, ein Gebets-Haus, welches von Freude, Vertrauen und Dankbarkeit durchdrungen ist, und durch diese drei emotionalen Schwingungen ist es entstanden.

Ist Beten also eine Art von Bauen? Ja, das Gebetshaus baut sich in und durch die Liebeskraft und es begleitet uns auf unserem Lebensweg; es ist also nicht ortsgebunden und von daher auch mit einem Zelt zu vergleichen, das überall, wo wir sind, aufgeschlagen werden kann.

Im «Haus» wirkt heilender Geist. Die Atmosphäre im Raum des Gebetes ist von grösster Dichte, Lebendigkeit und zärtlicher Intimität.
Es braucht auch die menschliche Treue dem Geber allen Lebens gegenüber, damit sich das Gebetshaus, das in unserem Herzbereich und in unserer Aura entsteht, festigt.

*

Ich versuche hier ein paar Merkmale des Betens zu beschreiben, die mir in meiner Gebets-Praxis von grosser Wichtigkeit sind:

In Stille lauschen

Wenn sich die Alltags-Gedanken und die Anzeichen von Stress beruhigt haben und Stille einkehrt, ist der Moment gegeben, lauschend innerliche Wirklichkeit und Wahrheit zu erfahren. Nun wird alles ein grosses Lauschen, das innere Ohr des Herzens hat sich geöffnet. Wir können nun einfach dem zuhören, was Gott uns jetzt sagen möchte oder wir können die eine oder andere Frage stellen, die aus der Tiefe aufsteigt. In offener und geduldiger Weise lauschen wir dann dem, was für uns jetzt wichtig und bedeutsam ist und dabei achten wir darauf, durch welchen Kanal uns Hinweise oder Antworten gegeben werden. Zu manchen Zeiten kommt die Antwort zu uns durch Worte, andere male durch Stimmungen, heilende Bilder oder Symbole, etc.
Manchmal fliessen uns Antworten, Erkenntnisse, Einsichten zu ohne Wort und Bild. Gerade sie sind oft von grosser Kraft aufgeladen. Sie wirken durch unsichtbare, nicht sinnliche Kanäle und verändern und wandeln uns auf eine sehr subtile Weise. Das sehr feine Lauschen nimmt diese zarten Ein-Strömungen wahr und leitet sie unserem Herz-Zentrum zu.
Edith Stein, die jüdisch-stämmige Karmeliterin, die im zweiten Weltkrieg in Ausschwitz umgebracht wurde, sagte:

«Das Entscheidende ist das innere Berührtwerden von Gott ohne Wort und ohne Bild. Denn in dieser persönlichen Begegnung findet das innere Kennenlernen Gottes statt.»
(Wege der Gotteserkenntnis)

Wenn die Nähe zwischen dem Liebenden und dem Geliebten, zwischen Gott und Mensch sich also intensiviert hat, wird die Kommunikation zwischen Gott und Mensch unmittelbarer und direkter und es sind immer weniger Übermittlungshilfen wie zum Beispiel Symbole nötig, weil nun die Übermittlung und Vermittlung ganz auf die Herz-Ebene gelangt ist, wo intuitiv gesendet und empfangen wird und wo es auf einmal  nicht mehr klar ist, ob da noch zwei da sind, oder nur einer, bzw. eines.

Darbringen und übergeben

Es ist hilfreich, tröstend und heilend, wenn wir uns Gott gegenüber rückhaltlos und nackt zeigen, IHM und uns alle unsere Schwächen, Abhängigkeiten, Bösartigkeiten und Bedürfnisse   offen eingestehen. Mehr noch, wir können uns IHM als ganze Persson darbringen und übergeben – in liebender Hingabe. Das ist uns vielleicht nur am Ende unserer Reise möglich.

Aber es kann ja sein, dass wir IHM zunehmend mehr und mehr von uns zeigen:

«Schau, so bin ich, schau: ich lege alles, was ich bin vor Dich auf den strahlenden Altar. –
Nichts will ich zurückhalten, nichts beschönigen, nichts bagatellisieren.
Schau, so steht es um mich.»
Etwa in dieser Art können wir sprechen. Wie ein Kind, das wagt, sich anzuvertrauen.

Natürlich weiss ER schon alles, längst bevor wir es ausgesprochen haben, denn ER ist ja unsere Mitte, unser Wahrheits- und Liebes-Zentrum.

Wir tun diese Offenlegung für uns, weil uns diese Geste der Offenheit und des Vertrauens stärkt – und schon während wir in dieser Weise zu sprechen beginnen, setzt die Heilung womöglich schon ein, denn diese Art aus dem Vertrauen zu reden, ist heilend und die Intimität im Gebetsraum erhöht sich.

Meine Erfahrung ist es und auch die zahlreicher anderer Menschen, dass wir gehört werden, wenn wir aus dem Herzen sprechen.

Ich schrieb schon in früheren Blogs: «Es gibt etwas Anteilnehmendes und Hinhörendes in allem, was ist.» Deshalb gehen wir nie verloren, wenn wir uns öffnen.  Die Aufgehobenen sind die, die sich gewagt haben, sich darzubringen und sich zu übergeben.

Eins-Werden

Wir werden, was wir sind: eins, zugehörig mit allem, was existiert.
Wir können auch von Er-Innerung reden. Wir erinnern uns an unsere All-Verbundenheit, daran, dass wir eins sind in Vielfalt, also dass der eine Geist in allem Geschaffenen lebendig ist.
Im Gebetsraum entfaltet sich diese Wahrheit, Schritt für Schritt und wirkt heilend auf uns ein und in dem Tempo, das für uns möglich und zuträglich ist. Da nämlich, wo Stille und Bewusstsein ist, wird die Art wie etwas geschieht und das zuträgliche Tempo vom grossen Wissen (der Wahrheit und der Weisheit) eingebracht – und dieses Wissen reichert sich ständig an, je öfter wir im Gebetshaus leben.

 

Das Wesen

«Wenn alte Worte auf der Zunge
sterben, dann brechen neue Melodien im Herzen aus;
und wo alte Spuren verlorengehen, offenbart sich
ein neues Land mit seinen Wundern.»
Rabindranath Tagore: Gotanjali

In den Jahren 2018 und 2019 habe ich in meinen Meditationen nach meinem Wesen gefragt. Beinahe täglich. Ich wollte meine Wesenheit, die ich bin, näher kennenlernen. Wie ist mein Wesen, wie fühlt es sich an und was will es mir sagen? Ich merkte bald, dass dies eine unendliche Arbeit ist, so wie das Wesen unendlich ist und geheimnisvoll und niemals vollständig entschlüsselt werden kann. Das Gefühl, die innere Realität, die Wirklichkeit meiner Wesenhaftigkeit kam mir aber näher. Sie fühlte sich nach einiger Zeit substantiell an, konsistent und ganz wahr: Ich bin es.

Den Begriff des Wesens, so wie ich es verstehe, möchte ich kurz erläutern:

Das Wesen ist die Gestalt, die ich essentiell bin. Sie ist in Verbindung mit der primären Wirklichkeit, wie es Ken Wilber ausdrücken würde. Andere verwandte Begriffe sind: Das höhere oder hohe Selbst, das grosse ICH, der innere Licht-Mensch, das Christus-Selbst.
Dem gegenüber steht das kleine, ego-zentrische Ich, welches aus biografischen, kulturellen und gesellschaftlichen Einflüssen besteht und aus diesen Denk- und Verhaltens-Muster gebildet hat und, wenn diese sehr verhärtet sind, zu einem Charakter-Panzer (Willhelm Reich) geworden sind. Das kleine Ich ist relativ, Spiegel der relativen Welt. Es ist mindestens teilweise illusionär, weil es zu einem grossen Anteil aus Oberflächlichem und Vergänglichem besteht.

Unser wahres Wesen, ist vorerst meistens als Licht-Same anwesend. Dieser will geweckt werden. Durch eine sehr tief gehende, zärtliche Berührung wird dieser Same (oder Funke) zu einem Licht erweckt, dass sich allmählich ausweitet, bis es uns ganz umfasst und umhüllt. Wir nennen diesen Vorgang ERWACHEN und in einem spirituellen Sinn auch Erwachsen werden.
Es handelt sich also um die Geburt unseres wahren Wesens, um sein Werden und um seine Entfaltung.
Der Wesenskern, als die Mitte unseres Wesens, ist von rein göttlicher Natur. Er enthält den Ur-Anfang allen Seins.

Als ich mit meinen Aufzeichnungen 2018 begonnen hatte, versuchte ich dem Ur-Anfang meditativ näher zu kommen und fand dafür folgende Worte:

«Die Menschwerdung geschieht ohne Anstrengung. Es braucht nur die wache Offenheit, die sanften Wellen der Liebe anzunehmen, sich ihnen hinzugeben.

Mit den Liebesstrahlen kommt der Mensch in Berührung, wenn er sich absenken lässt, sich in die Ruhe begibt, in die Versenkung, in den Anfang, der in ihm ist.

Der Anfang ist in uns.

Es gibt nichts zu erlangen: alles ist da.

Ein süss-sanftes Ausatmen führt den Menschen in sich selbst, auf den Grund seines Daseins, wo die Stille ist.

Der Mensch ist das strahlende Geschöpf, das Strahlen der Schöpfung. Wir ruhen im Anfang.»

Das Wesen, das ich bin, umfasst einerseits die göttliche Nuance des Einen, das ich auf dieser Erde repräsentiere, also meinen göttlichen Namen und andererseits, das über-persönliche, transpersonale, universelle Sein, den reinen Geist oder das All-Bewusstsein. Ich vereine also als Mensch, sowohl das Persönliche (Personale) in seiner intimsten Weise, wo ich mir bewusst bin, vollständig in meinem So-Sein wahrgenommen, erkannt und geliebt zu sein wie alle anderen Geschöpfe auch und zugleich bin ich auch die Wirklichkeit, die meine Individualität übersteigt. Es ist mein kosmisches und mein universelle Selbst und auch den Bereich, den man formlose Leere nennen kann.

Das Wesen ist multi-dimensional, all-umfassend.

Das Lebensziel sehe ich darin, dass der Mensch sein Wesen in den Vordergrund bringt, während er sein kleines Ich in den Hintergrund schiebt. Dieses spielt nun nicht mehr eine dominante, sondern eine dienende Rolle.

Wie schon oben gesagt, kann ich das Wesen verstandesmässig niemals ganz erfassen und begreifen, weil es das Höchste und Tiefste ist, das ich (wir) sind, und es ist im Kern geheimnisvoll. Doch mein Wesen kann mich ganz erfüllen, ohne dass ich es ganz definieren kann.

Niemals habe ich es bereut über viele Monate nach meinem Wesen und seiner Wesenhaftigkeit nachzufragen. Das Nachspüren hat mich erweitert, irgendwie kompakter, dichter und wahrer gemacht und mir gezeigt, worauf es in meinem Leben ankommt, ohne dies präzise ausdrücken zu können, da das Wesen, insbesondere der Wesenskern, in einem über-rationalen, supra-mentalem Bewusstsein (Aurobindo) ruht.
Der «Wesens-Duft» ist äusserst zart und fein und es braucht eine verfeinerte Wahrnehmung, um die Wesenheit zu spüren, zu erfahren und zu erleben.
Der neue Mensch, der sich nun individuell und kollektiv entfalten möchte -so spüre ich es- siedelt sich in dieser zarten Wahrnehmung an, in jenem inneren Klang, der in uns Gehör bekommen möchte.
Das Ego, das kleine Ich, hat sich zu mindern und zu bescheiden, damit der Raum für das Wesen grösser und weiter werden kann. Diese Minderung fühlt sich oft wie Sterben an. Dadurch ist es möglich, dass die Menschen die Schwelle überschreiten können, die sie vom höheren Bewusstsein, vom eigenen Wesen, welches im göttlichen Wesen lebt, (noch) trennt.

Es geht nicht ganz von selbst, die Schwelle zu überwinden, da es saugende und niederreissende Kräfte auf Erden gibt. Hier ein Ausschnitt aus meinen Aufzeichnungen:

«Es ist eine Fruchtbarkeit in allem. Diese ist blockiert.

Es ist eine negative Kraft aktiv, welche den Wachstums-Impuls behindert und unterdrückt.

Das ist eine Tragödie.

Die Menschheit ist in eine Schieflage geraten. Zwei Attraktoren hält sie im Atem:

Der eine Anziehungspunkt ist der Wahn der Gewinn-Maximierung. Sie steht für den ökonomischen Menschen, den Kapitalisten, der sein Gewinnstreben -und Denken in alle Bereiche des Lebens treibt und dort bestimmend und dominant agiert.
Der andere Attraktor ist die Technisierung («Roboterisierung»/Digitalisierung) aller Gesellschafts-Bereiche. Er steht für den Maschinen-Menschen und den Eroberer.

Sicher: es gibt noch viele andere Trends. Die beiden genannten aber sind die Mega-Trends: alle anderen dominierend. Sie sind omnipotent.

Damit Fruchtbarkeit und Wachstum sein können, braucht es ein tiefes Gefühl und Mitempfinden für das Organische und Prozesshafte des Lebens. Dann kann Wachstum geschehen.

Der einseitig ökonomische und mechanische Maschinen-Mensch, der mit der Technik zunehmend verschmilzt (Trans-Humanismus), verliert die feine Vibration, die in allem Organischen zu finden ist und die nötig ist, Wachstums-Impulse zu spüren, aufzunehmen und ins Leben zu bringen.

Der Mensch droht zu brechen, abzubrechen wie ein Ast vom Lebensbaum.

Das Gefühl für das Lebendige und das Seelische scheint zu verkümmern. So empfinde ich es.

Dieses Gefühl für das Lebendige, das Eingestimmt-sein auf das Empfangende, ist die Voraussetzung dafür, dass Fruchtbarkeits- und Wachstums-Impulse greifen können.

Wenn diese Lebens-Impulse unterdrückt sind, veröden sie nach einiger Zeit, da ihnen die Erde und die Luft fehlt, die sie für ihr Wachstum brauchen.»

Lesen wir Teilhard de Chardin:

«Da die personalen Elemente an eine gewisse Grenze der Konzentration gelangt sind, stehen sie einer Schwelle gegenüber, die zu überschreiten ist, um in die Wirksphäre eines Zentrums höherer Ordnung einzutreten. Sie müssen sich in diesem Augenblick nicht nur aus der Trägheit reissen, die sie immobilisieren will. Vielmehr ist für sie der Augenblick gekommen, sich einer Transformation zu überlassen, die ihnen all das zu nehmen scheint, was sie bereits erworben hatten. Sie können nicht mehr wachsen, ohne sich zu wandeln

Im Schwellen-Bereich beginnt die Wandlung und sie vollzieht sich, wenn wir in unserm Wesen angekommen sind. In der Zartheit unserer Wesens-Sphäre richtet sich der Lichtmensch, der auf unseren Ruf gewartet hat, allmählich auf.

Durch das Lauschen auf unsere Mitte erwecken wir den inneren Menschen, das WESEN, das wir sind. Unsere Aufmerksamkeit und Hingabe gibt ihm Wachstumskraft.

Die Corona-Krise, die meines Erachtens eine Krise des menschlichen Bewusstseins ist, in der u.a. auch geprüft wird, wie weit unser Mitgefühl reicht, stösst uns in Richtung unseres Wesensmitte. Darin finden wir die Essenz, die wir benötigen, um die Blockierungen zu lösen und uns mit unseren Herzenskräften zu verbinden.

Wir können nicht mehr wachsen, ohne uns zu wandeln.

Beitrags-Bild: Das Innere einer Pfingstrosen-Blüte