Die Liebesbeziehung

Mit Liebesbeziehung meine ich alle Beziehungen, die auf Liebe beruhen, also nicht nur wie umgangssprachlich geläufig, erotisch oder sexuell gefärbte Beziehungen. Ich denke da an tiefe Freundschaften aller Art.
Im Zusammenhang mit Corona und den dunklen Schatten, welche die Krise wirft, frage ich mich vermehrt, was wirklich essentiell ist und worin die Zusammenhänge des Lebens bestehen.
Verwaltetes Leben gibt es nicht wirklich. Es keimt und erscheint nur im Strom der Liebe.
Ich liebe, darum bin ich.
Liebe ist die grösste Kraft im Universum, die es gibt.

In der Liebesbeziehung zeigt sich das Eine -Gott- in der Weise, die uns zum Verstehen führt. Es ist die schönste Weise, wie es dem Menschen möglich ist, das Wunder der Einheit zu erkennen und zu erleben.
Deshalb erschuf Gott die Zweiheit.

«Es ist schön, wenn du mir erlaubst, dir zu helfen und dich zu unterstützen in deiner Entwicklung. Es ist schön, an deiner Entfaltung teilzunehmen.

Ich traue Deinen Impulsen und dem Spiegel, den Du vor mich hin stellst, weil ich weiss, dass Du es aus Liebe tust.

Zuerst habe ich deine Fehler und Schwächen gehasst, dann toleriert und jetzt mag ich sie, weil ich dich liebe und es mir klar geworden ist, dass Deine Schwächen Teil deiner umfassenden Schönheit sind.
Wenn ich mich dir zeige, dann in meinen Stärken und Schwächen, angemessen, ohne Übertreibungen in die eine oder andere Richtung. Ich mache mich nicht kleiner, noch grösser als ich bin. Das gibt mir innere Ruhe und diese wird noch tiefer, wenn Du mich so annimmst, wie ich bin.

Es ist ein mystisches Erleben, wenn ich unsere Unterschiedlichkeiten sehe und anerkenne und ich gleichzeitig erlebe, dass wir aus der gleichen Ursubstanz sind. Das Eine in Verschiedenheit.
Du.

Körper an Körper atmen wir ein und aus.

Und wenn wir uns so in Freude und Freundlichkeit betrachten, entwickelt sich zwischen uns Raum: Liebes-Raum, der eine eigene Farbe und einen eigenen Klang hat. Das Dritte, Gemeinsame, von uns ins Leben gesetzt. In diesem Raum der Liebe entfaltet sich ein neues Wesen.

Der Liebesraum erinnert an ein Schiff, in welches wir uns setzten. Es trägt uns über den Fluss.

Über uns ist ein blinkender Stern, der uns leitet und begleitet.

Aus dem Schoss der Liebe steigt Gesang auf und der Atem beginnt zu tanzen.»

In der Liebesbeziehung zeigt sich das Eine -Gott- in der Weise, die uns zum Verstehen führt. Es ist die schönste Weise, wie es dem Menschen möglich ist, das Wunder der Einheit zu erkennen und zu erleben.
Deshalb erschuf Gott die Zweiheit.

Beitragsbild: Zwei Rosenblüten in einer.

 

Beten

Ein Raum der Liebe

In der Liebesbeziehung erschafft sich, entzündet durch die Liebe, ein Raum der Liebe, der Heilung und der Schönheit. Wenn zwei oder mehrere sich lieben, wird ein Drittes geboren.
Zuerst entsteht der Liebes-Raum, dann wird darin ein Wesen geboren.

Den Liebes-Raum wage ich Gebet zu nennen.

Gott als Wesenheit

Das Wort Gott mögen viele Menschen nicht, u.a. deshalb, weil sie nicht so recht glauben, dass Gott ein lebendiges Wesen ist, das man ansprechen kann. Vielleicht haben sie auch Angst, dass dieses allmächtige Wesen sie kontrollieren könnte. Viele Leute übertragen die Erfahrungen die sie mit Vater und Mutter gemacht haben auf Gott, der dadurch Züge unserer eignen Vorstellungen und Projektionen bekommt. So ist es Vielen wohler, von einer höheren Macht zu sprechen, welche alle Informationen und Energie in sich vereinigt – ein Gedanke, der nicht falsch ist, aber das Wesenhafte von Gott ausklammert, ohne welches ich nicht von Gebet sprechen könnte.

Dual-Union

Für mich bedeutet Gebet Dialog, Zwiesprache, Austausch, Beziehung, Liebe in Bewegung. Für mich bedeutet Gebet auch ein non-dualer Austausch. Es sind zwei Personen und gleichzeitig nur ein Wesen. Wenn ich also mit Gott spreche, oder auf ihn höre, ist es mir bewusst, dass ich mit meinem Innersten spreche, meinem Wesenskern – und, so wird es mir klar: ICH BIN DIE MITTE MEINES WESENS. Ich spreche also mit mir selbst, wenn ich bete. Es ist eine Art von Selbst-Gespräch, denn ich spreche mit meinem hohen, wahren Selbst, das ich bin, aber welches sich in mir noch nicht ganz verwirklicht hat.
Es sind ZWEI IN EINEM, eine Dual-Union. Im Raum der Zweiheit, der Beziehung findet Erkenntnis statt, baut sich Vertrauen und Hingabe auf. Hier geschieht Vereinigung.
LEBE vereinigt. Damit sich diese entwickeln kann, braucht es Zweiheit. Bewusstwerdung und Einigung benötigt Beziehung.

LIEBE entwickelt sich in Beziehungen. In Liebes-Beziehungen.

Die Ur-Beziehung

Die Ur-Beziehung ist die zwischen Schöpfer und Geschöpf, zwischen dem Einen, dem Liebenden und dem Geliebten, der Geliebten.
Im Menschen ist es die Beziehung zwischen dem äusseren Menschen und seinem Wesen, welches das Göttliche in sich trägt.

Alle anderen Liebes-Beziehung sind Ausformungen und Ausdruck der grossen, ursächlichen Beziehung.

Das Gebetshaus

Das Gebet ist ein Haus, ein Gebets-Haus, welches von Freude, Vertrauen und Dankbarkeit durchdrungen ist, und durch diese drei emotionalen Schwingungen ist es entstanden.

Ist Beten also eine Art von Bauen? Ja, das Gebetshaus baut sich in und durch die Liebeskraft und es begleitet uns auf unserem Lebensweg; es ist also nicht ortsgebunden und von daher auch mit einem Zelt zu vergleichen, das überall, wo wir sind, aufgeschlagen werden kann.

Im «Haus» wirkt heilender Geist. Die Atmosphäre im Raum des Gebetes ist von grösster Dichte, Lebendigkeit und zärtlicher Intimität.
Es braucht auch die menschliche Treue dem Geber allen Lebens gegenüber, damit sich das Gebetshaus, das in unserem Herzbereich und in unserer Aura entsteht, festigt.

*

Ich versuche hier ein paar Merkmale des Betens zu beschreiben, die mir in meiner Gebets-Praxis von grosser Wichtigkeit sind:

In Stille lauschen

Wenn sich die Alltags-Gedanken und die Anzeichen von Stress beruhigt haben und Stille einkehrt, ist der Moment gegeben, lauschend innerliche Wirklichkeit und Wahrheit zu erfahren. Nun wird alles ein grosses Lauschen, das innere Ohr des Herzens hat sich geöffnet. Wir können nun einfach dem zuhören, was Gott uns jetzt sagen möchte oder wir können die eine oder andere Frage stellen, die aus der Tiefe aufsteigt. In offener und geduldiger Weise lauschen wir dann dem, was für uns jetzt wichtig und bedeutsam ist und dabei achten wir darauf, durch welchen Kanal uns Hinweise oder Antworten gegeben werden. Zu manchen Zeiten kommt die Antwort zu uns durch Worte, andere male durch Stimmungen, heilende Bilder oder Symbole, etc.
Manchmal fliessen uns Antworten, Erkenntnisse, Einsichten zu ohne Wort und Bild. Gerade sie sind oft von grosser Kraft aufgeladen. Sie wirken durch unsichtbare, nicht sinnliche Kanäle und verändern und wandeln uns auf eine sehr subtile Weise. Das sehr feine Lauschen nimmt diese zarten Ein-Strömungen wahr und leitet sie unserem Herz-Zentrum zu.
Edith Stein, die jüdisch-stämmige Karmeliterin, die im zweiten Weltkrieg in Ausschwitz umgebracht wurde, sagte:

«Das Entscheidende ist das innere Berührtwerden von Gott ohne Wort und ohne Bild. Denn in dieser persönlichen Begegnung findet das innere Kennenlernen Gottes statt.»
(Wege der Gotteserkenntnis)

Wenn die Nähe zwischen dem Liebenden und dem Geliebten, zwischen Gott und Mensch sich also intensiviert hat, wird die Kommunikation zwischen Gott und Mensch unmittelbarer und direkter und es sind immer weniger Übermittlungshilfen wie zum Beispiel Symbole nötig, weil nun die Übermittlung und Vermittlung ganz auf die Herz-Ebene gelangt ist, wo intuitiv gesendet und empfangen wird und wo es auf einmal  nicht mehr klar ist, ob da noch zwei da sind, oder nur einer, bzw. eines.

Darbringen und übergeben

Es ist hilfreich, tröstend und heilend, wenn wir uns Gott gegenüber rückhaltlos und nackt zeigen, IHM und uns alle unsere Schwächen, Abhängigkeiten, Bösartigkeiten und Bedürfnisse   offen eingestehen. Mehr noch, wir können uns IHM als ganze Persson darbringen und übergeben – in liebender Hingabe. Das ist uns vielleicht nur am Ende unserer Reise möglich.

Aber es kann ja sein, dass wir IHM zunehmend mehr und mehr von uns zeigen:

«Schau, so bin ich, schau: ich lege alles, was ich bin vor Dich auf den strahlenden Altar. –
Nichts will ich zurückhalten, nichts beschönigen, nichts bagatellisieren.
Schau, so steht es um mich.»
Etwa in dieser Art können wir sprechen. Wie ein Kind, das wagt, sich anzuvertrauen.

Natürlich weiss ER schon alles, längst bevor wir es ausgesprochen haben, denn ER ist ja unsere Mitte, unser Wahrheits- und Liebes-Zentrum.

Wir tun diese Offenlegung für uns, weil uns diese Geste der Offenheit und des Vertrauens stärkt – und schon während wir in dieser Weise zu sprechen beginnen, setzt die Heilung womöglich schon ein, denn diese Art aus dem Vertrauen zu reden, ist heilend und die Intimität im Gebetsraum erhöht sich.

Meine Erfahrung ist es und auch die zahlreicher anderer Menschen, dass wir gehört werden, wenn wir aus dem Herzen sprechen.

Ich schrieb schon in früheren Blogs: «Es gibt etwas Anteilnehmendes und Hinhörendes in allem, was ist.» Deshalb gehen wir nie verloren, wenn wir uns öffnen.  Die Aufgehobenen sind die, die sich gewagt haben, sich darzubringen und sich zu übergeben.

Eins-Werden

Wir werden, was wir sind: eins, zugehörig mit allem, was existiert.
Wir können auch von Er-Innerung reden. Wir erinnern uns an unsere All-Verbundenheit, daran, dass wir eins sind in Vielfalt, also dass der eine Geist in allem Geschaffenen lebendig ist.
Im Gebetsraum entfaltet sich diese Wahrheit, Schritt für Schritt und wirkt heilend auf uns ein und in dem Tempo, das für uns möglich und zuträglich ist. Da nämlich, wo Stille und Bewusstsein ist, wird die Art wie etwas geschieht und das zuträgliche Tempo vom grossen Wissen (der Wahrheit und der Weisheit) eingebracht – und dieses Wissen reichert sich ständig an, je öfter wir im Gebetshaus leben.

 

Alles ist da

Alles ist da. Nichts fehlt. Anwesenheit in Fülle. Alles ist einbezogen, nichts ausgeschlossen. Alles ist angenommen, vollständig geliebt.
Du bist unfassbar Geliebtes, verkörpertes Geliebt-sein. Immer, stets, uneingeschränkt.

So etwa könnte man eine der Kernerfahrungen des mystisch erlebenden Menschen formulieren. Das wahre Leben basiert also auf der Fülle – und niemals auf Manko und Fehlendem.

Das moderne, eindimensionale und rein materielle Verständnis des menschlichen Wesens beruht auf dem Defizit: Der Mensch, das Mangelwesen, muss verbessert, optimiert werden, angereichert werden durch künstliche Intelligenz, durch Medikamente, Drogen und eingepflanzte Nano-Partikel, zum Beispiel mittels Impfungen, und durch implantierte Messgeräte und damit verbundenen winzigen Depots, welche die Fähigkeiten haben, zur rechten Zeit, benötigte Stoffe abzugeben, wie etwa Vitaminen. Messgeräte lassen sich auch am Handgelenk tragen. Sie geben dir Auskunft darüber, wie viele Schritte du heute noch tun solltest und wann du ins Bett gehen solltest.

Menschen, so denken «Gescheite», sind wie kleine Kinder, denen man solche Sachen mit modernsten Mittel sagen sollte oder noch besser, man sollte sie einfach automatisch optimieren, ohne auf ihr träges Bewusstsein zu warten. Dazu bleibt einfach nicht die Zeit. Zu Vieles liegt auf dieser Welt im Argen. Demokratische Lern-Prozesse sind zäh und langwierig. Der Mensch muss geführt werden, so wird gedacht, und es gibt einige intelligente, umsichtige Leute (Philanthropen), die wissen, wie die Masse geführt werden muss. Diese wissen auch, welche Hilfsmittel dazu benötigt werden, wie Algorithmen, PR-Büros, chemische Prozesse zur Verbesserung des Welt-Klimas, zum Beispiel durch die Herstellung von Wolken und Regenzonen, die Verbesserung der Böden, der Haltbarmachung von Produkten,  gesundheitsfördernder, billiger Lebensmittel, Verteilnetze, usw.
Die Menschheit ist steuerungsbedürftig, ihrer Tendenz zur Infantilisierung muss entgegenkommen werden mit Brot und Spielen, Unterhaltung, Pornografie, Fernsehen, das beruhigt, Hintergrund-Musik, welche stimuliert und ausgleicht – je nach Tages- und Jahreszeit, Gesichtserkennung, um Kriminelle und Andersdenkenden rasch auszumachen und dingfest zu machen. Überwachung also, soweit nötig. Die digitalen Mittel stehen zur Verfügung.

Was zählt ist Gesundheit, bzw. die Verschleierung und Unterdrückung von Krankheit und Unwohlsein. Der Charakter soll formbar sein und bleiben. Kontrolle ist nötig. Sie soll optimiert werden.

Also: Perfektionieren bis zum Tode. Dieser Satz ist nicht einfach nur so hingeschrieben. Ab einem gewissen Masse ist Perfektion tödlich (ich denke an Euthanasie), da sie spontanes, von der Seele geschaffenes Leben, Schwächen, Scheitern und Bedürftigkeit ausschliesst, ja vernichtet.

Viel spüren intuitiv, dass
nun ein natürliches Vorgehen ein künstliches, automatisiertes werden soll.-
Der Einfühlsame spürt, dass Hilfsmittel, insbesondere technische, mit Bedacht, massvoll, einfühlsam und bewusst zu gebrauchen sind. Dies soll für jede Art von Eingriffen und Interventionen gelten.
Die Menschheit hat die natürlichen Grenzen, die auf Einfühlsamkeit und auf Dialog mit dem Lebendigen beruhen, überschritten.» – «Zuerst sei der Hügel zu befragen, wie er bebaut werden möchte», sagte der Religionsphilosoph Alan Watts einmal. Die Einfühlung gehe also der Tat, dem Eingriff, voraus.

Die Mitmacher reiben sich die Hände. Wir sollten sie dabei stören, ohne gewaltsam zu werden. Und wir sollten sie, insbesondere durch unser Vorbild, darauf hinweisen, dass alles in der Tiefe schon da ist.

Ich meine: es gibt ein Recht auf Fehlerhaftigkeit und Unvollkommenheit, auf ein Lernen durch Versuch und Irrtum; es gibt ein Recht auf menschliche Schwächen und Nicht-Wissen, auf Abhängigkeit und Unsicherheit. Alles ist eingebettet und aufgehoben in bedingungsloser, vollkommener LIEBE, in der Präsenz des Einen, welcher keine Mängel und Fehler ausschliesst, im Gegenteil, sie liebend aufhebt und uns tröstet in unserer Unsicherheit und Sehnsucht.

  • Scheitern ist Teil des Ganzen, Misserfolg ist Teil, wie Erfolg ein anderes Teil ist.
  • Krankheit gehört zum Ganzen, wie Gesundheit auch. Beides, Gesundheit und Krankheit bilden das Ganze.
  • Schwäche und Stärke gehören zusammen, bilden ein Ganzes.
  • Das Unvollkommene ist integraler Teil der Vollkommenheit.
  • Die Liebe zwischen dem Tröster und dem Getrösteten bildet eine lebendige, pulsierende Zusammengehörigkeit.

Die Beziehung zwischen dem Einen und dem Andern, verbindet, eint, macht ganz, was getrennt war. Durch die Liebes-Beziehung lernt der Erden-Mensch, vermenschlicht er sich, heilt er und nicht durch seine narzisstische eigene Optimierung und Perfektion, die ihn in die Einsamkeit und Gewalttätigkeit führt. Die Kehrseite der Perfektion ist Ohnmacht, Hilflosigkeit und Verletztheit. Der Perfektionist oder der Super-Idealist schliesst diese Gefühle aus und ist deshalb in Wirklichkeit eben alles andere als perfekt.

Der Liebende weiss:
Alles ist da. Nichts fehlt. Anwesenheit in Fülle. Alles ist einbezogen, nichts ausgeschlossen. Alles ist angenommen, vollständig geliebt.

Du bist unfassbar Geliebtes, verkörpertes Geliebt-sein, mit all deinen Mängeln. Immer, stets, uneingeschränkt.
Fülle.

Die Liebe erscheint – 2. Teil

Die erste Fassung dieses Textes schrieb ich schon vor einigen Jahren. Nun in der Zeit der Corona-Krise hat er sich meiner Ansicht nach aktualisiert. Vermutlich befindet sich die Menschheit jetzt in der Phase des Schmerzes und der selbst-erzeugten Ohnmacht und Kontrolle.

Wer liebt er-scheint
Ich glaube, wir stehen an der Schwelle zum Kosmos des Herzens, wo die allgegenwärtige Liebe als Fundament des Lebens von immer mehr Menschen gefühlt und erkannt wird.

Der Sprung auf die Ebene des Herzens ist oft von Schmerzen begleitet. Es sind die Trennungsschmerzen, die wir erlitten, als wir in die Tiefe der Nacht der Seele stürzten, beim Fall aus der Verbundenheit in die Gespaltenheit. Beim Aufstieg in den Kosmos des Herzens wird dieser Schmerz reaktiviert. Schmerz auf der Rückkehr in die Einheit ist ein wesentlicher Teil des Heilungsvorganges. Schmerz ist Teil der Heilung, Leiden geht der Freude und der Licht-Erfahrung voraus.

Wer zu lieben begonnen hat, fängt an zu scheinen, zu strahlen, zu leuchten. Aus dem Liebenden breitet sich ein Lächeln aus. Ein Duft. Unendlich.
Das selbst gewählte menschliche Drama zwischen Überheblichkeit und Selbst-Vereinsamung (ich brauche niemanden!) kann zu Ende gehen, wenn sich der Mensch in das heilende Licht des Herzens fallen lassen lässt (fallow in love (engl.), tomber amoureux (franz.), in die Erfahrung des unendlichen Aufgehoben-seins, der Liebe und der Freiheit. Ob wir uns nun in einen Menschen oder ins Leben verlieben, es fühlt sich an wie ein sanftes Fallen – ausgelöst durch Vertrauen, Hingabe und Entspannung.

Wer liebt, erscheint. Wer liebt, scheint.

Aufgewühlt – Aufgerüttelt
Zuerst sucht die Liebe durch eine zarte Bewegung und Vereinigung uns zu verlebendigen. Wenn ihre sehr feinen Töne, ihre zarten und betörenden Gesten und Bewegungen mehrfach zurückgewiesen oder ignoriert werden, verwendet die Liebe vehementere Ausdrucksformen.

Wenn die Abwehr eines Menschen gegen die Kraft, die ihn rettet, sehr stark ist, stark wie ein Damm gegen näherkommende Wassermassen, muss der Damm (oder die Mauern) verstärkt werden. Der Druck, der ihn rettenden Kraft verstärkt sich ebenso. Bis zum Durchbruch. Die Liebe hat den Drang in sich, durchzubrechen, zu erreichen, gehört zu werden.

Wenn die Impulse aus dem Herzen von Menschen nicht gehört werden, so intensiviert sich die Dringlichkeit der inneren Stimme. Das ihnen Zufliessende, die Liebe, flösst ihnen Angst ein; es wird als etwas Gefährliches oder Feindseliges missdeutet. Die Kraft der Liebe wird sehr oft verkannt, weil die Liebes-Impulse uns erschüttern und vielleicht auch verwirren.
Manchmal will die Seele, dass ein Reifeschritt sehr schnell erfolgt, aus inneren Gründen, die wir vielleicht erahnen, aber nicht wissen.

Du kannst den Zug verpassen, deine Schlüssel verlieren, eine Panne haben, stürzen. Eingriffe, die etwas in deinem Leben ermöglichen sollen. Du weist diese Ereignisse als Schikane zurück, als Störung, Gemeinheit, weil Du nicht darauf vertraust, dass diese, vielleicht widrige Umstände, eine Gelegenheit in deinem Leben darstellen, etwas zu erfahren, das für dich wichtig ist, zum Beispiel dein Leben in Richtung vertiefter Liebe zu verändern.

Der Mensch baut seine Abwehr noch mehr auf, wenn er sich vor den Inhalten der Herzens-Stimme fürchtet. Der Druck, vielleicht in Form von Blut-Hochdruck, steigt an.

Wenn dem Druck nicht mehr widerstanden werden kann, kommt es zu einem System-Zusammenbruch. Das ganze System, oder ein Teil-System bricht ein. Dies gilt sowohl auf individueller, wie auch auf kollektiver Ebene.

Beim individuellen Menschen kann es sich konkret zum Beispiel um einen Herz -oder Hirnschlag handeln, in der Natur um eine Überflutung, in einer Zweier-Beziehung kann es zu einer Scheidung und/oder zu Gewalttaten führen. Dies ist eine Weise, wie sich Liebe manifestiert: Sie bewerkstelligt einen Zusammenbruch. Sie zerstört eine Abwehr-Struktur oder eine seelische Stagnation. Aus Not, weil die zarten und feinen Signale nachhaltig und über eine lange Zeitstrecke abgewiesen wurden.

Kollektiv: Stress; unruhige gespaltene Gesellschaften. Konflikte eskalieren, finden keine Lösung. Das Immunsystem der Menschen ist zunehmend überfordert, neue Krankheiten brechen auf. Wetter-Extreme wie Orkane mehren sich. Die gesellschaftlichen Strukturen zerbrechen, die natürlichen Öko-Systeme kollabieren.

Was getrennt war, muss einmal wieder zusammenfinden. Das im Wesen angelegte Ziel, will erreicht werden, wie der Strom erst im Meer zur Ruhe kommt. Die Mutter kann sich erst beruhigen, wenn sie das verlorene Kind wiederfindet, so wie der Hirte nicht ruht, solange er das verlorene Lamm nicht gefunden hat. Die natürliche Ordnung „leidet“, wenn das, was fundamental zusammengehört, sich nicht trifft. Die Liebe verbindet, um sich zu erfüllen.

Es ist von grosser Tragik, wenn Menschen, das, was sie im Innersten sind, nämlich Licht und Liebe, weg-projizieren und abspalten, weil sie diese Tatsache ablehnen, nicht aushalten, weil die Selbst-Verachtung zu gross ist. Dies aber geschieht häufig. Es ist bekannt, dass Menschen Schattenanteile veräussern, weniger, dass sie das von sich abspalten, was ihre Essenz ist.
Für die Erneuerung des Menschen ist die Zurücknahme der Projektionen von ausserordentlicher Bedeutung.

Wenn also die natürliche Ordnung schwer gestört ist, zerstört die Liebe das, was stört und Störungen erzeugt. Die Liebe wirft ihre Fesseln ab.
Die Liebe möchte wieder Wohnsitz nehmen, da, wo sie hingehört.

Die Liebe will, dass wir dem begegnen, was uns hilft liebende Menschen zu werden. Durch wahrhaftige Begegnungen, erwacht die Liebe ins uns.

Es sind immer innerliche und äusserliche Begegnungen, die wir brauchen, um glückliche Menschen zu werden.

Innerlich: Wir verbinden unsere äussere Personalität mit unserem Wesenskern, unsere Individualität mit unserer Universalität.
Äusserlich: Wir treffen die Menschen, mit denen wir seelenverwandt sind oder solchen, die uns durch Zuneigung oder Forderungen entwickeln lassen.

Das Leben will uns helfen. Wir können dazu beitragen, indem wir die Liebesbeziehungen in unserem Leben mehren und stärken. Dadurch kräftigen wir die immer existierende Kraft der Liebe, die stets helfend und kräftigend wirkt. Die Seele hilft uns bei der Verwirklichung unseres Lebens. Sie stellt uns alle Informationen zu Verfügung, die wir für unsere Evolution benötigen. Sie kreiert aber auch alle Situationen in unserem Leben, die uns helfen, uns wahrzunehmen, uns zu entwickeln und zu vervollkommnen. Sie weist uns aber auch auf die Beziehungen hin, die zu unserem Wohle sind. Es sind geistige Wesen am Werk, die diese Beziehungen und Zusammenkünfte vorbereiten und begleiten.

Es gibt im Leben jedes Menschen eine Kraft, die unser Bestes will. Wir erkennen sie oft dann nicht, wenn um uns eine anscheinend gefährliche oder ungewohnte Dynamik aufkommt. Die Liebe ist nicht immer süss. Wie die Rose, die manchmal ihren Duft verströmt und manchmal sticht.

Doch immer meint es die Liebe, die vor allem in unserer Seele wohnt, gut mit uns.

 

 

 

 

 

 

 

 

Kommunizierende Liebes-Felder

 

Liebesfelder, geboren aus Liebes-Beziehungen:
Sie sind zusammengesetzt aus kleinsten Licht-Kristallen, die helfen, das Licht und seine Substanz multi-dimensional mit-zu-teilen.

Es geht hier also um das Teilen. Niemals um Manipulation wie im niederen Bewusstsein unseres Welt-Systems, welches auf materielle Nützlichkeit und auf Verfügungsgewalt hin angelegt ist.

Im neo-liberalen, kapitalistischen, materiellen Denken der Moderne geht es um die Mehrung der Macht und Dominanz über das Leben, um Herrschaft über die Völker. Selbst jene Energie, die gegen das System gerichtet ist, die Opposition, wird derart umgelenkt, dass das System davon profitiert. Alles, selbst Krisen und Leid werden benützt zur Festigung der bestehenden profit-orientierten Strukturen, während
in den Feldern der LIEBE Gesänge entstehen zur Verherrlichung der Schöpfung, die aus der LIEBE hervorgehen.
Es sind Liebes-Felder (wir können auch von Räumen der Liebe sprechen) jenseits aller Manipulationen und Berechnungen, jenseits aller Absichten auf Nützlichkeit.

Das Licht der LIEBE bezweckt einzig Schönheit, unendlich. Hier zelebriert sich das Leben in unendlicher Zärtlichkeit, in unermesslichem Mitgefühl. Es erscheint stimmig, von einem Liebes-Geschehen zu sprechen, welches aus dem Herzen quillt.

Im LIEBES-Gesang entfaltet sich Welt und in demselben Gesang wird sie genährt und behütet.

Im Gesang lösen sich die Tränen; sie beginnen zu fliessen, bilden feinste Licht-Partikel. In ihnen vibriert neues Leben.

Es ist der Geist, der kommunizierende Liebes-Felder bildet,
wenn wir uns in LIEBE erkennen,
face-to-face,
von Angesicht zu Angesicht,
Hand in Hand,
von Herz zu Herz.
Es ist der Geist, der uns durchscheint, durchströmt
und feinste Licht-Fasern, Zellen und glitzernde Kleinst-Kristalle bildet,
die an die Saiten von Streich-Instrumenten erinnern,
auf denen wir gleiten,
die uns zur Quelle tragen,
aus der wir stammen.
Im Geist-Gesang, der aus der Liebes-Beziehung strömt,
baut sich die neue Welt.
Die Liebes-Gesänge übertragen sich,
wenn wir uns liebevoll seelisch und körperlich berühren.
Durch Freundschaft überträgt sich die Liebe,
Durch Freundschaft breitet sie sich aus –

und niemals durch Systeme, welche den Machterhalt und äussere Sicherheit bezwecken.

Wenn der Mensch anfängt zu singen,
wird er frei und schöpferisch.
Es sind unhörbare, aber fühlbare Licht-Liebes-Gesänge, die entstehen
in HINGABE.
Sie finden schliesslich auch in die hörbare Stimme
und zum sinnlich wahrnehmenden Ohr.

 

«Die Gesamtheit dessen,
was du geworden bist,
wandelt sich in ein Empfangendes
für das Lied,
das dich entstehen liess.»

(aus einem Gedicht von mir).

 

 

  

Das Entgegenkommen

Meine Garten-Nachbarin – ich sitze im 2-Meter-Abstgand nehmen ihr – erzählt mir, wie sie als Kind und als junge Erwachsene sich alles habe erkämpfen müssen. Deshalb sei sie oft müde. Später schilderte sie mir freudig erregt, wie neulich das Mondlicht auf sie geschienen habe. Das Licht sei in sie eingedrungen; es habe in ihr gelebt. Dasselbe habe sie auch schon mit sich dem Sonnenlicht erlebt. Das seien mehr als Gefühle gewesen, so betont sie, das Licht sei wirklich lebendig in ihr gewesen. – Also, vieles, was sie sich früher hart erkämpfen musste, wird ihr heute, so habe ich sie verstanden, geschenkt. Sie hat sich offensichtlich dem Geschenkhaften des Lebens geöffnet.

Ich trete aus mir heraus, ziele in die Welt, wähle aus, was mir passt, packe an, bewege, tätige. Das kenne ich. Wer kennt diese Perspektive nicht?
Oder ich kehre die Perspektive um:
Ich öffne mich für das, was zu mir kommen will, was mich berühren und bewegen will, lasse mich ansehen, wahrnehmen, erkennen.

Vielleicht ist es so, dass sich die Herzenstüre vorerst nur nach innen öffnen lässt.

Zuerst soll ich gefunden werden, erkannt und geläutert sein, bevor ich in der Lage bin, im Bewusstsein meiner selbst nach aussen zu treten.

Erst dann, wenn ich es zulasse, von der LIEBE erkannt zu werden, die mich zu dem erweckt, was ich bin, werde ich in die nötige Kraft versetzt, liebevoll und kraftvoll auf die Welt zuzugehen, andere Menschen, Wesen, an mich herankommen zu lassen und ihnen wahrhaftig zu begegnen.

Kann ich es zulassen, mich bedingungslos von der Liebe bewegen zu lassen, mich ihr hinzugeben wie ein Kind? Bin ich bereit, meinen Innenraum jener Liebeskraft zu überlassen, damit ich von ihr gewandelt werde zu einem Wesen, das ich noch nicht ganz ausfülle?

Spüre ich, dass mich die Vögel betrachten, die Hunde, die Eidechsen?
Spüre ich, dass es Geistwesen, zum Beispiel Engel, gibt, welche Beziehung mit mir aufnehmen wollen? Oder Seelen von Verstorbenen? Und: wage ich diese Wesen eintreten zu lassen?

Wage ich vom Wasser der höchsten Quelle zu trinken und das höchste Geist-Licht einzuatmen?

Wage ich es zu fühlen, was in mich einfliessen möchte? Und: Kann ich mir vorstellen, dass dieses, das mir zuströmt, ich selber bin?

ICH BIN, WAS MIR ENTGEGENKOMMT.

Was löst dieser Satz in mir aus?

Ich bin nicht nur der Durst und der Dürstende, sondern auch das Wasser, das sich mir schenkt.

Ich bin nicht nur der Hunger und der Hungernde, sondern auch das Brot, das sich mir gibt.

Es ist heilsam, die bekannte Richtung, umzukehren, sich mit der Gegenseite zu identifizieren und noch besser, zu erkennen und zu verstehen, dass beide Seiten in mir leben und den Drang haben, sich zu vereinigen.

Ich bin der Getröstete und der Tröster.

Ich bin der Verletzte und der Heiler.

Ich bin der Erbarmungswürdige und der Erbarmende.

Ich bin nicht nur Geschöpf, sondern auch Schöpfer und Schöpfungsraum.

Auf höchster Ebene bin ich das, was sich mir gibt.

Es braucht beide Hände um einen Kelch zu bilden.

Ist es nicht so, dass ich auf der Erde bin, um zu lernen, was Beziehung ist?
LIEBES-BEZIEHUNG?
Ich öffne mich dem, was mir entgegenkommt.

Einwand: Ist es aber nicht so, dass auch das Vernichtende in mich eindringt, wenn ich mich öffne?
Dieser Einwand ist völlig berechtigt. Wenn ich jedoch ganz ausgerichtet bin auf den All-Eine, die höchste göttliche Quelle, ausgerichtet auch auf die Barmherzigkeit, so schützt mich diese aufrechte und hingebende Haltung und die Wächter am Tor meiner Wahrnehmung werden aktiviert. Sie helfen mir, das, was mich fördert heraus zu destillieren und jenes weg zu filtern, was mir schadet. Zusätzlich ist es sehr hilfreich, wenn ich mich oft mittels Mantras reinige. – Zum Thema des Selbst-Schutzes werde ich einmal einen Blog verfassen.

Das grosse ENTGEGENKOMMEN wird behütet. Es wird uns zu dem hin öffnen, was in uns primär angelegt ist.

 Beitrags-Bild: Ausschnitt aus einer Zeichnung von WB

 

BETEN

Für mich ist Beten fundamental. Beten ist das Fundament, der Urgrund, der Wesensgrund.

Im Gebet ereignet sich Beziehung zwischen Liebenden, also Liebesbeziehung.
Der Gebetsraum, der sich im Zwischenraum der Liebenden aufbaut, nenne ich auch den Raum der Begegnung, der Intimität und der Innigkeit.

Wenn zwei aufeinander hören, bildet sich Hör-Raum, Schwingungsraum. Resonanz. In ihm bildet sich Substanz.
Gebet ist Tiefen-Kommunikation. Kommunikation heisst Teilen.

Bleiben wir vorerst beim Gebet des Menschen zu Gott – vielleicht sprichst Du lieber von Allah oder von Mutter-Vater, oder vom All-Einen, vom Geliebten oder vom Ursprung oder der Quelle. Wie auch immer. Da die göttliche Quelle auch im Seelenkern anwesend ist, so kann man Beten auch verstehen als ein Dialog mit sich selbst, also als ein Selbst-Gespräch, ein Gespräch mit dem höheren Selbst.

Wenn der Betende durch offenes und hingebendes Da-Sein den Begegnungsraum aufgebaut hat, beginnt der Herzens-Dialog.

Um in Resonanz zu kommen zum grossen DU, benötigen wir eine für uns günstige Balance sowohl von weiblichen, wie auch von männlichen Eigenschaften:

Die männlichen Qualitäten: Eine sehnende, vielleicht sogar leidenschaftliche Hinwendung zur Geliebten, zum Geliebten. Der Betende ist ausgerichtet, konzentriert auf das DU. Er erinnert an einen Liebhaber, der vor seiner Angebeteten niederkniet, flehend, sehnend mit einer Rose in der Hand. Er ruft nach ihr oder er flüstert, erregt, hingebend, feurig.

Die Sprache der Liebs-Mystik, insbesondere in der Tradition der Sufis, kennt keine Scheu, die spirituelle Liebesbeziehung auch in erotischer Sprache auszudrücken.

Die weiblichen Qualitäten: Das spirituelle Herz bildet eine empfangende Form: ein Schale oder einen Kelch. Die Empfindung weit, warm und fliessend, lauschend, das Gefühl sanft-fein, zart-berührt.
Das Weibliche umhüllt auch, spendet liebevoll Geborgenheit, schätzt, akzeptiert, glüht, überschäumt.

Beide Qualitäten in Ergänzung schaffen das gute Klima für das Gebet. Manchmal hilft uns eher die weibliche Seite, manchmal die männliche, um in Beziehung zu gehen.

Ich glaube, dass die meisten Menschen von uns, die weibliche Qualität des Empfangens mehr zu entwickeln haben – und wahrscheinlich ist es auch so, dass das empfangende Lauschen wichtiger ist, als das Finden des eigenen Ausdrucks und des Formulierens, weil unsere Gesellschaft das «Machen», das nach Aussen gehen, einseitig betont. Gleichwohl ist es sehr bewusstseinsbildend, wenn wir tiefste Empfindungen, Anliegen und Bitten feinfühlig in Sprache bringen. Was wir auf diese Weise zum Ausdruck bringen, wird gehört. Daran habe ich keinen Zweifel, denn es ist etwas Zuhörendes und Anteilnehmendes in allem, was ist.

Der Dialog beim kontemplativen Gebet ist in Stille eingebettet. Manchmal entwickelt sich ein wortloser Austausch, ein inniges Zusammensein, wo sich Geben und Nehmen nicht mehr so klar unterscheiden lässt; vielmehr entsteht ein liebendes Zusammen-Sein in Freude und Seligkeit. Daraus fliessen manchmal sehr tiefe Einsichten.

Sat-cit-ananda, auch saccidanana geschrieben, heisst in der hinduistischen Tradition nach Aurobindo: «Sein-Bewusstsein-Seligkeit; Kraft und Sein eins geworden in Seligkeit; die höchste Wirklichkeit als das im Selbst existierende Sein.»
Saccidananda ist eine Drei-Einheit oder Trinität. Im Gebet wird sie oft erlebbar.

Das kontemplative Gebet ist ein non-dualer intimer Austausch in Liebe. Zwei in Einheit, das Eine in Zweiheit. In den Räumen der Begegnung, die sich untereinander verbinden, entsteht das Fundament, auf dem sich Mensch und Menschheit entfalten.

Es muss wohl kaum noch gesagt werden, dass es weder das Internet, noch sonst welche Netzwerke sein können, die eine Alternative dafür sein können für den Boden (Humus im Sinne von Humanität, der sich durch die Herzensbeziehungen aufbaut), der sich betend bildet. Es ist Licht-Erde, die entsteht.

Der erwachte, innere Mensch ist in einem Zustand des Gebetes. Er ist in einem immerwährenden Gebet. Wir sprechen hier vom Herzensgebet. (Vergl. Blog: Atem, 2. Teil, 5. Jan. 19)

«In der ewigen Geburt, die im Grund und im Innersten der Seele geschieht, ergiesst sich Gott mit solchem Licht in die Seele, dass ihr Wesensgrund davon ganz erfüllt wird und das Licht sich hinausschleudert in die Kräfte der Seele und überfliesst in den äusseren Menschen.»
Meister Eckhart, aus Predigt 103

Ich bin überzeugt, dass Meister Eckhart hier eine sowohl persönliche, wie auch eine allgemein menschliche Tiefenerfahrung auf eine wunderbare, treffliche Art beschreibt, wie man sie wahrer und schöner kaum ausdrücken könnte.

Gebet ist auch Geburts-Raum, denn in der Begegnung der Liebes-Beziehung entsteht neues Leben, aus LIEBE geboren.

Wenn zwei Menschen, die sich lieben, im andern auch den göttlichen Kern sehen und diesen begrüssen – Namaste – beten sie dann?

Ja, ich glaube, dass dies auch eine Form von Gebet ist. Es ist ja nicht von ungefähr, dass vor allem Männer von der Angebeteten sprechen, nämlich dann, wenn sie das Wesen ihrer Geliebten erahnen oder mehr noch, fühlen, also nicht nur den äusseren Mensch schätzen, sondern mehr noch den inneren.

Wenn sich im Gebet Geist (Himmel) und Erde verbinden entsteht das Fundament der «neuen Erde»: Licht-Materie.
Es ist die LIEBE im Begegnungs-Raum, welche den Humus/die Licht-Erde bildet.

Die Ehe, der Bund zwischen Gott und Mensch wird genährt durch die gelebte Liebes-Beziehung, das Gebet. Jüdische Mystiker sagen: «Bei der Ehe-Scheidung weint der Altar».
In esoterischer Lese-Art meint «Scheidung» oder «Ehebruch», die Trennung von Gott und Mensch und die Trennung von Geist und Materie.

Und deshalb ist das Gebet so fundamental, weil die Trennungen auf verschiedenen Ebenen weit fortgeschritten sind und es das heilende, Leben erzeugende Gebet braucht.

Ich habe das Bedürfnis, es noch einmal zu sagen: Das Gebet ist das Fundament.

Liebes-Gesänge

Als der Schöpfer, die zuvor leere Hand wieder öffnete, war da ein Vogel, der aus seiner Hand auf einen Zweig flatterte und dort seinen Schöpfer wahrnahm. Da begann er zu singen, zu jubilieren.
Das drei Monate alte Kind, im Arm seiner Mutter lächelte – zu ersten Mal, und die Mutter fühlte sich von ihrem Kind erkannt.

Der Kreis der Liebe war geboren, der lebendige Austausch.

Wenn der Mensch den Geber aller Dinge, den Strahlenden, die Liebende erkennt, steigt Freude in ihm auf, Gesang und Jubel.
Das ganze Universum erscheint ihm von einem dunkel-goldenen Licht durchstrahlt. Die Welt ist von Dankbarkeit und Seligkeit bewegt.

Es ist ein Gesang in allem: ein Lobgesang, ein Jubel.

Der Kreis der Liebe ist nun geboren, die Liebesbeziehung lebt und erfüllt das Universum mit einer vibrierenden Energie, die alles am Leben hält und neues Leben schafft.
Der Liebende – der Geliebte – die Liebe. Das ist die schöpferische Liebes-Trinität, der schöpferische Liebes-Tanz.
Die grosse LIEBES-Beziehung wiederspiegelt sich im Verliebtsein zweier Menschen.

Es ist ein tiefer Wunsch dieses schöpferische Dreieck immer wieder von neuen herzustellen und zu zelebrieren. Ich, Du und die LIEBE dazwischen. Diese drei.

Der sich bewusst werdende Mensch lebt sowohl im ursprüngliche Sein, in der Stille des Ur-Lichtes und er lebt in seiner Geschöpflichkeit, also in der Welt der Formen, mit allen seinen Herausforderungen in Glück und Leid, in Freude und Schmerz und schliesslich lebt er im Beziehungsraum, in der Liebes-Beziehung, die er genau so ist wie der Seiende und der in der materiellen Welt Tätige.

Zwischen ICH und DU der Gesang und der Tanz der LIEBE. Der Zwischen-Raum hier ist transparent, durchschienen, durchlichtet und erfüllt von Dankbarkeit und Zuneigung. Alles ist in Anteilnahme.
Anteilnehmendes Leben.
Manchmal ertönt der Gesang sehr zart, fast tonlos. Er erinnert an Zärtlichkeit. Manchmal schwillt er zu brausendem Jubel an. -Es sind Chöre, tausendfach, zu einem geworden, Sphären-Klänge, die nichts anderes ausdrücken als Liebe in Dankbarkeit.
Dieses dunkel-goldene Licht (das ich oben erwähnte) erinnert an die frühen Morgenstunden, an die Stille vor dem Aufbruch, an Zwielicht. Diese sanfte, «lobende Sphäre» taucht so plötzlich und unerwartet auf, wie sie auch wieder verschwindet, doch in einer zarten inneren Grundstimmung kann sie eher ins Bewusstsein treten. Diese Sphäre kann auch als Zwischen-Kosmos aufgefasst werden. Er ist äusserst subtil und von grosser Schönheit. In ihm sind wir unverletzlich und geschützt, in einem Schöpfungsraum, der grosse Ruhe atmet.

Erlaubt mir folgende Zwischen-Bemerkung:
Bei solchen Schilderungen wie oben, spüre ich, wie in mir immer eine Art Scheu und Verlegenheit aufsteigt, denn eine solche Sprache, so scheint mir, will nicht recht in unsere kühle Zeit passen und ich befürchte auch, dass das Ausgedrückte ins Reich der Fantasie eingestuft werden könnte. Gleichzeitig glaube ich auch, dass ein grosser Durst nach der subtilen Welt existiert, die unendlich realer ist, als die virtuelle Realität.

Normalerweise erleben wir das alles viel verhaltener, ja gedämpfter, als ich dies hier schildere. Oft erleben wir uns als ins Dasein Geworfene, als Verunglückte in einer ziemlich verrückten, dunklen Welt, die makaber ihre Totentänze zelebriert, die von geheimen Kameras aufgenommen und verfremdet (z.B. digital) widergegeben werden.

Und diese dunklen, abgründigen Erfahrungen sind Teil der menschlichen Realität und sie müssen nicht bagatellisiert werden.

Aber es ist nicht nötig, dass wir uns in diese Teil-Realität einschliessen (lassen). Es ist uns erlaubt und vielleicht sogar geboten, uns der wahren Herkunft und der LIEBES-BEZIEHUNG zu öffnen.

Es wird uns ans Herz gelegt, so glaube ich, nicht aufzuhören zu singen, nicht aufzuhören zu tanzen und uns zu bewegen. Trotz allem. – Diese Portion Verrücktheit lasse ich mir jedenfalls nicht nehmen.

Leben: uns von der LIEBE berühren und bewegen lassen – auch in dunkelster Nacht.

Diese letzten vier Artikel gehören zusammen. Sie alle handeln von der schöpferischen Kraft des Menschen, die uns wärmt:
Die Schöpferkraft des Menschen
Entscheiden
Lebens-Mut
Liebes-Gesänge

Beitragsbild: Ausschnitt einer Zeichnung von Werner Binder

 

Das Seelen-Lied – heilende Felder – wärmende Räume

Es spricht in mir:

Es ist wichtig, dass du das Lied,
das in dir gesungen wird, fühlst.
Es ist das individuelle Lied deiner Seele.
Es ist dein Seelen-Lied,
deine ursprüngliche Vibration
(1).

Lass deine Seele singen.
Es ist ein Lichtgesang. –
Licht und Klang
in inniger, einmaliger Verbindung.
Dadurch webst du dein Lebensfeld, dein Lebens-Umfeld
(2).

Wenn Seelenlieder im Geist der Gemeinschaft sich verbinden,
also einen Chor bilden,
entsteht ein heilendes Feld der LIEBE,
entstehen Wärme-Räume
(3),
also wärmende Räume,
welche aus der ursprünglichen Stille erweckt werden,
Seins-Räume
(vergl. Blog vom 17.8.19) Einzelner,
die in der gemeinsamen Gruppen-Vision
verbunden, vernetzt und gehalten sind
(4).
Sie bilden Energie-Felder göttlichen Ursprungs,
welche Leben regenerieren, wiederherstellen und schützen.

Im OM oder AMEN vertiefen sich die heilenden Felder der Liebe.
Sie weben sich und breiten sich aus im heilenden Geist.

Das ICH BIN (5) ist der Ursprung, die Quelle.
Daraus entströmt das LIED,
die Segnung aus Klang und Licht – das OM und das AMEN.

Das ist eine Skizze zum göttlichen Bauplan,
gemäss derer Institutionen und Gemeinschaften,
die dem Schutz, der Heilung, der Wiederherstellung und der Festigung
des Lebens dienen, aufgebaut werden können. (5)

 

Erläuterungen:

  1. Jedes Lebewesen ist die Verkörperung einer göttlichen Vibration, einer Nuance in der grossen kosmischen Symphonie des Lebens. Wenn zum Beispiel die Wale ausstürben, würde eine wichtige, vielleicht die die Ozeane miterhaltende Vibration aussterben, was ein Ereignis grösster Traurigkeit, ein unermesslicher Verlust darstellen würde. Täglich sterben viele Tier- und Pflanzenarten aus. Was für ein Verlust an Vielfalt und Reichtum (das ist der wahre Reichtum!) und wir Menschen tragen dafür die Haupt-Verantwortung.
    Die Vibration, die aus der Liebe strömt, hält die Sonne in ihrer Bahn.
    Wenn wir unser Lied singen, helfen wir uns und dem Leben auf Erden. Es ist segensreich, die eigene Vibration, das eigene Lied kennenzulernen. Dafür haben wir während der ganzen Lebensspanne die Gelegenheit dazu.
  2. Das Lebensumfeld ist das Feld unserer Persönlichkeit, vom höheren Selbst gelenkt. Ist der Mensch gegenwärtig und verbunden, so sind die einzelnen Elemente im Feld gut miteinander verwoben und das ganze Feld ist im Licht und in Harmonie. Nimmt die Präsenz ab, verdunkelt sich das Lebensumfeld, wird es störungsanfällig und die Kraft der Weisheit ermattet. Bewusster Atem hilft, die Flamme unseres Lebensfeldes lebendig zu halten.
  3. Wärme-Räume – ein Begriff, der meines Wissens Rudolf Steiner prägte – entstehen dann, wenn Menschen den Ort, an dem sie in kontemplativer Versenkung sind, einbeziehen und in ihn ausstrahlen, also ihren inneren Seins-Raum in den Ort ihrer Mediation ausdehnen. So entstehen Räume der Wärme, der Stille und der Kraft. Das können Kapellen sein, Plätze, Baumgruppen, Uferzonen, Stuben, Treffpunkte, Kulturräume, Krankenzimmer, etc. Jeder Mensch hat die Freiheit für einen bestimmten Ort Verantwortung zu übernehmen, ihn auf diese besagte Weise zu pflegen, zu «tränken», ihn seelisch-geistig aufzubauen, damit er auch für andere Menschen zu einem Ort der Sammlung werden kann. Es kann auch ein einzelner Baum sein, den du aus deinem Herzen über längere Zeit umströmst und umhüllst, so dass er zu einer Art von Wächter- und Schutz-Baum für seine Umgebung wird.
  4. Auch Energiefelder, die aus Liebesbeziehungen entstehen, haben diese wärmende und zentrierende Kraft, die heilend auf ihre Umgebung wirkt. Die gemeinsame Vision fügt die Visionen ihrer Mitglieder harmonisch zusammen. Es treffen sich also Menschen, um eine Gemeinschaft zu bilden, die eine übergreifende Vision miteinander teilen. Je stärker und bindender diese ist, und je hingebungsvoller die einzelnen Mitglieder sich seelisch-geistig in ihrer je eigenen Vision einbringen, desto eher kann sich ein starkes Energiefeld bilden, welches ausstrahlt und anziehend für die Mitwelt ist.
    Auf diese Weise könnten/sollten vor allem soziale Institutionen aufgebaut werden: Spitäler, Altersheime, Jugendheim, Sterbe-Hospize, Geburtshäuser, Kirchen, etc. Therapeutisch-spirituelle Gemeinschaften, wo sich jede und jeder (von der Putzfrau bis hin zum Direktor) mitverantwortlich fühlt für den Aufbau und die Stärkung eines gemeinsamen heilenden und entwicklungsfördernden Energiefeldes, würden die Basis für die praktisch-konkrete Arbeit bilden.
  5. ICH BIN ist ein kraftvoller Name für Gott, er verdichtet die Wirklichkeit. Ihm kann nichts beigefügt werden, weil er die Essenz des Lebens, des Seins ausdrückt und zur Quelle führt und diese ins Licht des Bewusstseins hebt. Was aus dem ICH BIN lebt, ist behütet, geschützt und gesegnet.
  6. Bauen wir die Welt auf dieser Grundlage auf, wird sie aufblühen können. In Frieden. «Doch im gegenwärtigen Moment muss die Menschheit dringend die nährende Energie des Selbst wieder ins Leben zurückatmen, bewusst die Seele der Welt mit dem Licht der eigenen Seele entzünden.» L. Vaughan-Lee

Danke, Frau Sa

Ich verdanke Frau Sa – so will ich sie nun einmal nennen – so viel. Ihren Vornamen kenne ich nicht. Sie war die Frau des von mir so bewunderten Pfarrers der Gemeinde, in der ich wohnte.

Als ich 18 oder 19 Jahre alt war, traf ich sie eines Tages im Zug von Zürich, wo ich meine Buchhändler-Lehre machte, auf dem Nach-Hause-Weg nach W., meiner Wohngemeinde. Wir sassen uns gegenüber und erzählten uns, was wir in Zürich denn so täten. Sie sagte mir, dass sie immer montags in der Stadt Ballett-Unterricht hätte – schon seit Jahren tanze sie Ballett.

Auf dem Weg vom Bahnhof nach Hause – im Gespräch vertieft, wir waren beim Pfarrhaus angelangt – fragte sie, ob sie mich zu einem Glas Wein einladen dürfe. Gerne nahm ich ihr Angebot an, fühlte mich geschmeichelt.

So sassen wir uns dann in einem Zimmer gegenüber: die junge, schlanke Frau, die wohl etwas über 40 war und ich, ein Jugendlicher in der Adoleszenz, unsicher in allem, doch am Leben interessiert. – Ihr Gesicht, profiliert und ausdrucksstark, drückte Eigenwille, Zartheit und Trauer aus. Sie schien ein wenig entrückt zu sein, in einer anderen Welt.

Es dauert nicht lange und sie begann über die Schwere ihres Lebens zu erzählen. Ich hörte ihr zu – mit beiden Ohren – und voller Mitgefühl. Sie wuchs in Deutschland auf. Im Krieg, unter ständigem Bomben-Alarm, Tage langen beklemmenden Wartens in kalten Kellern. Und Angst, Angst.
Frau Sa war ein traumatisierter Mensch. Ein Teil von ihr lebte immer noch im Keller, im Alarm-Zustand. In der Angst, im Schrecken.

Frau Sa wurde von den meisten Kirchgemeinde-Mitgliedern abgelehnt, weil sie sich der Rolle «der Frau Pfarrer», die damals ein Muss war, verweigerte. Sie wollte ihr eigenes Leben führen, zu dem besonders der Tanz gehörte. Ihr Mann akzeptierte ihre Eigenständigkeit.
Sie verbrachte ein Leben in Schlaflosigkeit, zumindest ohne Tiefschlaf. Es gelang ihr nicht zu entspannen und loszulassen in den Nächten. Jahrelang. Darüber klagt sie, ohne zu klagen. Sie erzählte mir, wie es sich anfühlte, all die Nächte wach und erschöpft schlaflos dazuliegen. Über Jahre!

Ich hörte ihr einfach zu, stellte ihr vielleicht einmal Zwischen-Fragen, über Wochen, über Monate. Unsere Montags-Gespräche waren zur Tradition geworden.

Ich erzählte ihr, was mich beschäftige. Sie war eine wunderbare Zuhörerin. Ich weiss nicht mehr, was ich ihr berichtete, aber ich erinnere mich, wie gut mir ihr Interesse tat. Meine Mutter, mit der ich alleine zusammenlebte – mein Vater war längst gestorben, meine ältere Schwester verheiratet – war eine denkbar schlechte Zuhörerin. Sie monologisierte, während ich mich einsam fühlte.
Und nun Frau Sa: sie fragte und hörte zu, bis in ihr Herz hinein. – Es fanden sich zwei, die sich nach Zuhörenden sehnten.

Es war eine Art nicht sexueller Liebesbeziehung mit einem leichten Hauch von Erotik. Sie war geprägt von Respekt und Achtsamkeit. Wie dankbar ich doch bin für diese Erfahrung, bis heute, weshalb ich diesen Blog-Beitrag schreibe.

Durch sie lernte ich, wie wunderbar und erfüllend eine solche Beziehung ist, die im Zeichen empathischen Zuhörens steht.

Nach einigen Monaten löste sich diese Beziehung wie von selbst auf, wie ein wunderbarer Wind, der abgeklungen war. Die Begegnung hatte sich erfüllt und ich frage mich, ob ich ohne diese Gespräche Psychotherapeut geworden wäre. Auf jeden Fall war der inter-generative Austausch und das Erleben jener zarten Intimität für mein Leben grund-legend. Seither verstehe ich mich als einen Beziehungs-Menschen, als ein allseits Verbunden. Wovon mein Nachname, Binder, auch zeugt.

Im Islam nennt man solche schicksalshaften Begegnungen, die oft Weichenstellungen im Leben einleiten, Kismet. Es können auch Wieder-Begegnungen seelischer Verwandter sein. Sie lassen sich weder verhindern noch erfolgreich unterdrücken. Sie sind von hohen seelischen, beziehungsweise göttlichen Mächten vorbereitet und arrangiert.

Ich danke Ihnen, Frau Sa. Ich weiss nicht, ob sie noch leben. Wie auch immer: Ich grüsse Sie in bester Erinnerung.