Beziehungen der Liebe

Im Leben der Menschen gehören Beziehungen zum wichtigsten Lebensgut, insbesondere, wenn sie liebevoll sind. Gibt es etwas Wichtigeres? Reichtum? Gesundheit? Erfolg? Für mich sind es die Beziehungen. Sie sind die Priorität in meinem Leben.
Doch das Beziehungsleben leidet. Schon lange. Seit Corona nun noch verstärkt.

Die einseitige Ausrichtung auf den materialistisch-rationalen Aspekt des Lebens reduziert auch das Beziehungsleben auf das Nützliche, Funktionale. Der Mensch wird zur Arbeitskraft, zum Verbraucher, zum Nutzbringer – zum Rollenträger.
Er neigt sogar dazu, sich der Maschine zu unterstellen.
Beziehungen, nach und nach auf das Funktionieren zu reduzieren, hat etwas Teuflisches an sich. Und dies geschieht verbreitet.

Seit Jahrhundert – oder gar seit Jahrtausenden hat sich der Mensch nach aussen und hierarchisch gesehen, nach oben orientiert, nicht aber nach innen und in die Tiefe (der Erde, der Seele).

Wir Menschen glauben DIE KRANKHEIT (aktuell Corona) mittels Hygiene, Abstand und Impfung zum Verschwinden bringen zu können, die Klimaerwärmung durch CO2-Abgaben, Frieden durch Sanktionen, etc.
Auch wenn die einzelnen Massnahmen nicht einfach falsch sein mögen, so sind sie doch extrem einseitig materialistisch gedacht – wenn man da überhaupt von Denken sprechen kann. Gibt es das Denken denn überhaupt noch, wenn man ihm die Häute von Intuition, Empfinden und Gefühl vom Leibe zieht?

Beziehungen sind gar nicht anders als ganzheitlich zu leben. Das gilt primär für zentrale Beziehungen wie Partnerschaften, Eltern-Kind und Freundschafts-Beziehungen. Da erfahren wir einfach, dass es uns als ganze Menschen braucht.

Der Beziehungs-Zwischenraum, da, wo der direkte, unmittelbare Austausch zwischen Menschen passiert, wird zunehmend okkupiert durch meist technische, digitale oder bio-technische Geräte. Algorithmen und Roboter, programmiert von einigen grauen Herren und Damen regulieren den zwischenmenschlichen Verkehr. Es gibt aber auch Worthülsen, ideologische Sprache, die sich, transportiert von Presse und Fernsehen, Denkfabriken und Geheimdiensten, sich in unseren Köpfen festgenistet haben. Ich nenne sie Gespenster.

Diese Gespenster und Geräte, aufgeladen mit künstlicher Intelligenz und Propaganda, bezwecken, in uns hinein zu wachsen und den Beziehungsraum, der eigentlich klar, hell, rein und leer sein müsste, zu vereinnahmen. Daran hat sich die menschliche Gesellschaft schon gewöhnt. Die Unterhaltungs-Industrie wird sich bedanken.

Wahre Beziehungen sind nicht manipulierbar. Sonst sind es keine.

Von der Dual-Union zur Trinität
Wenn zwei Menschen sich lieben, so bildet sich zwischen ihnen ein Beziehungsraum aus, der von Liebe erfüllt ist. Damit sich ein Liebesraum bilden kann, ist es nötig, dass vorerst dieser Zwischenraum frei von Erwartungen und Projektionen bleibt – und wenn solche doch auftauchen, sie reflektiert und verstanden werden von den Beteiligten, damit sie sich wieder auflösen (erlösen) können. Die Liebenden spüren im besten Falle, dass das Beziehungszentrum, das Herz, umfassendes Sein bedeutet, aus dem alles, auch die Verschiedenheit der sich Liebenden, hervorgeht. Der innerste Beziehungsraum ist demnach heilig. Daraus hervorgehend, erhält die Beziehung ihren Glanz. Es ist der unsterbliche Glanz der «Perle», über den nicht verfügt werden kann. Er ist unbegreiflich und geheimnisvoll.
Es gibt nun also drei «Personen»: der/die Liebende, der/die Geliebte und dazwischen die LIEBE. Wer genau hinsieht, stellt fest, dass schon im Anfangsstadium, der Phase der Verliebtheit, dieses Geheimnis abgezeichnet ist.
Die Liebe ist immer auch ein Prozess und eine Beziehung. Daher dynamisch. Die Liebe tanzt.

Der Liebes-Prozess ist ein schöpferischer. Aus ihm geht das Kind, das Neue, hervor. Das Neue wird aus Liebe geboren. Auch eine neue, tief erneuerte Gesellschaft wird aus Liebe geboren.

Dieses funktionale, auf Reduktion bedachte Denken – welches wahrscheinlich gar nicht als Denken bezeichnet werden darf, ist zweifellos nicht nur nicht geeignet, grosse verbreitete Probleme, wie eine Pandemie zu lösen, es ist schon gar nicht geeignet, die Menschheit zu vermenschlichen.
Diese erwächst aus dem Seelengrund der Erwachten, der Liebenden, der fei Atmenden und in Zuneigung zusammen Arbeitenden.

Wir brauchen nicht mehr Regeln, sondern eine erweiterte, ganzheitliche, integrale Sicht.
Die christlich-mystische Sichtweise, wie sie sich vor allem zwischen dem 11. Und 14. Jahrhundert in Europa ausbreitete, kann uns helfen, die Weite unseres Menschseins wieder zu öffnen. Transformation heisst für mich eine umfassende, in die Tiefe der Seele reichende Umwandlung und Erneuerung des menschlichen Bewusstseins.
Wir brauchen nicht mehr Rezepte, sondern innere Heilung.

Denn die alte, starre und enge Sicht hat uns die Katastrophen beschert, die uns nun bestimmen und betäuben.
Der Glaube an die Machbarkeit und Quantität bringt uns das freudlose Leben und lässt unsere Beziehungen verarmen.

Was wir benötigen ist, dass wir uns gegenseitig heilen und entsprechende Räume der Heilung und Wärme bauen: Heilungsbiotope, Heilkreise, Oasen der Liebe.

Die Heilung der Erde
Die Heilung der Erde beginnt damit, dass die Menschen (wieder) lernen, mit ihr in Beziehung zu kommen. Sie sprechen wieder mit ihr, einfühlsam, und sie tanzen zärtlich und behutsam auf ihr. Mitgefühl ist der Schlüssel zu wahrer, gefühlter Beziehung. Wie mit dem  Planeten als Ganzes, lernen wir auch mit seinen Geschöpfen in Beziehung zu kommen: den Tieren, den Pflanzen, den Elementen. Wenn wir eingreifen, und manchmal ist es nötig, dann behutsam und empathisch. Dadurch wird die Erde in eine höhere Schwingung kommen können und uns den Boden geben, uns zu entwickeln und zu vermenschlichen. Diese wird uns auf eine heilsame Weise, entschleunigen.

*

Der Stoff aus dem und mit dem wir arbeiten, fliesst aus den Liebesbeziehungen und den Perlen, die wir polieren bis sie glänzen.

Und die Perle, wir haben es gehört, ist das Dritte, die heilige Mitte, die immer auf das EINE verweist. Da, gleichsam über dem Dritten, der Flamme, der Perle, des Lichtherzes, wie immer es wir nennen wollen, öffnet sich der metaphysisch Beziehungsraum, der des kontemplativen Gebetes und der Meditation.

Die Liebe erscheint – 3. Teil

Der Einsturz der gesellschaftlichen Macht-Strukturen ist reine Zwangsläufigkeit tätiger Liebe.
Zu dieser Zeit sehen wir aber auch die extreme Kumulierung von Macht und Geld in den Händen Weniger. Dies ist ein Indiz dafür, dass diese Ungerechtigkeit und damit das alte materialistische System früher oder später zu einem Ende kommen muss.

Der gespaltene Mensch, fremdbestimmt durch einseitige, materielle Ideologien (wie der Transhumanismus), bewirkt eine weitere, beschleunigte, ins Chaos führende Trennung seines Lebens vom hohen Selbst,
während die mystischen Bestrebungen, die wirklichen Innen-Erfahrungen, die aus der Quelle allen Seins emanieren, ihn wieder verbinden mit der alles  durch scheinenden Wirklichkeit, in der er wieder hergestellt wird, als ganzheitlich und integral verstandenes Wesen, welches seine Erklärbarkeit im Lichte der Liebe gesprengt hat, damit er in Freiheit aufatme.

Dies zu sagen, in immer wieder verschiedener und in der Substanz doch gleicher Weise, ist mir ein Herzensanliegen.


Liebe schafft kollektive Erneuerung – Heilung

Wenn das Universum uns seine Essenz enthüllt, ist das ein Zeichen dafür, dass die Kompensationswelten ihre Macht über uns (mindestens teilweise) verloren haben.

Der Zusammenbruch der Scheinwelten ist der Ausdruck der magnetischen Kraft der Liebe.

Die Ersatzwelten (wie suchtartiger Konsum) sind Barrikaden, welche den Ein-Fluss des Lichtes behindern. Ihr Einsturz ist reine Zwangsläufigkeit tätiger Liebe.
Mit dem Zusammenbruch der Systeme tritt die ursächliche Gewalt ins mensch­liche Bewusstsein, welche die Illusions- und Kompensations-Welten hervor­brachte. Wir haben uns mit unserer unerlösten Gewalttätigkeit zu konfrontie­ren und wir sind aufgefordert uns und die Erde zu heilen.
Liebe bewirkt Transformation und Heilung. Damit die Heilung in Kraft treten kann, ist es nötig, dass wir Menschen uns unsere Bedürftigkeit eingestehen, anerkennen, dass wir angewiesen sind auf die Hilfe aus der göttlichen Geist-Welt, auf Seine Barmherzigkeit, dass wir also zugeben, dass unsere Bewusstheit und Liebesfähigkeit begrenzt sind und unsere Ohnmacht gross ist. Der Mensch im Dilemma öffnet sich, wenn er innehält, für den Trost und für die Barmherzigkeit.

Viele ahnen, dass die weltweiten Probleme, die wir Menschen geschaffen haben, unserer Kontrolle entglitten sind. Der Glaube an die Machbarkeit des Erstrebenswerten ist erschüttert. Nur die Anerkennung unserer Ohnmacht kann helfen. Genau an diesem Punkt stellt sich Trost ein. Dies gilt auch für individuelle und zwischenmenschliche Schicksale. Durch die Anerkennung der Grenzen der Machbarkeit, durch die Annahme der Machtlosigkeit, die zum Beispiel auftritt, wenn wir in einem Dilemma stehen, bildet sich eine Lücke, ein leerer Raum, in dem Gott wirken kann. Dies erfahren wir als Hilfe.

Jedes Dilemma, jede Krise ist eine Gelegenheit zur Transzendenz.

Durch die Anerkennung der Machtlosigkeit, der Hilfsbedürftigkeit und der Dilemmas, entsteht Leer-Raum, entstehen Lücken, offene Fenster durch welche Hilfe und Heilung einströmen kann.


Lebensfreude

Der kontrollierte, gesteuerte und gezähmte Mensch, der gelernt hat, sich rasch und unauffällig zu unterordnen, aus Angst vor Ausschluss und Stigmatisierung, erwartet, dass er von aussen gehalten wird: von Autoritäten in Politik, Wissenschaft und Medizin, wartet darauf, dass die Politiker, die Behörden sich bessern, wartet, wartet. – Wartet! Erwartet!

Nimmt der Mensch seine Projektionen, Delegationen und Erwartungen zurück (siehe letzter, also 2. Teil der Trilogie), ist der Mensch soweit, sich selbst zu ermächtigen, sich würdevoll unter die Wahrheit zu stellen, als selbstverantwortlicher, freier, souveräner Mensch, der sich mit anderen freien Individuen in einer Gemeinschaft zusammenzufinden weiss.

Hier zeigt sich ein interessantes Paradoxon: Ich glaube, dass nur der bescheidene Mensch, der um seine Begrenztheit und Bedürftigkeit weiss, zu seiner Würde, Souveränität und Kraft findet. Er ist frei und bereit für die Zusammenarbeit mit anderen Menschen und geistigen, höheren Mächten. Weil er um seine Ergänzungs-Bedürftigkeit weiss, wird er anderen guten Wesenheiten Raum bereitstellen, Wirkungsraum, Liebes-Raum.

Darin sehe ich eine bedeutende Grundlage für den Aufbau einer menschlichen Welt. Auf dieser Grundlage reifen die Früchte der Lebensfreude. Freude fliesst dann, wenn wir uns in Liebe verbinden, im Wissen um unsere Bedürftigkeit und unsere wahre Grösse, die ihre Quelle im Nicht-Wissen und der ursächlichen Stille hat.

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Meine Leserinnen und Leser werden spüren, wie oft ich mich mit dem Fundament einer erwachenden menschlichen Gesellschaft beschäftige: Sie wird meiner Ansicht nach im Kosmos des Herzens geboren werden. Ich träume mit offenen Augen von einer einfachen Welt und von Menschen, die sich umarmen in Verbindung mit der Natur, mit Mutter Erde, aufgehoben in der grossen LIEBE des Gütigen, der Liebenden. – Bis dahin (über die zeitliche Dauer wage ich keine Prognosen zu machen) haben wir uns in der Tiefe unsere Seele zu stärken, Schmerz und Leid als Teil des Lebens anzuerkennen – immer in Verbindung zum Schöpfungslicht in uns.

Kriterien für die eigene spirituelle Entwicklung

Folgende Sätze, als subjektive Aussagen, bzw. Merkpunkte formuliert, sollen dir (und mir) Aufschluss geben über die Schritte auf deinem spirituellen Weg. Kannst du einige oder gar mehrere von ihnen bejahen, so kannst du davon ausgehen, dass du dich in einem Prozess der Transformation, des Wandels befindest, auf dem Weg zu dir selbst, dem wahren Wesen, das du bist. Ich habe diese Kriterien so notiert, wie sie in mir aufgeschienen sind und ohne die Erwartung sie logisch zu ordnen. Ausserdem erhebe ich nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.
Wenn Du Dir Zeit nehmen magst, lasse jeden Satz einzeln eine Weile auf Dich wirken.

  • Vermehrt empfinde ich, dass nicht ich, also mein kleines Ich, mich lenkt, sondern dass es ein grösseres, ein Umfassenderes gibt, das aus einer höheren Ordnung wirkt, welches mich lenkt und leitet. Nennen wir es das höhere Selbst oder das ICH.
  • Ich akzeptiere die Unsicherheiten, die auftreten, wenn ich mich der Führung durch das höhere Selbst anvertraue, wage sogar später die Erleichterung zu geniessen, die auftritt, wenn ich nicht mehr glaube, alles selbst richtig einordnen und machen zu müssen.
  • Ich ersetze übertriebene Anstrengung durch Vertrauen und Hingabe und egozentrische, angst-besetzte Gedanken durch bewusstes Atmen.
  • Vermehrt treten Phase in meinem Leben auf, wo ich nicht von Gedanken und Gefühlen getrieben bin, sondern in Stille bin, und/oder mich von einem Mantel (Kleid) aus Zärtlichkeit und Licht umhüllt und geborgen fühle. Nach wie vor, lasse ich Gedanken und Gefühle zu, schätze sie, ohne mich an sie anzusaugen oder mich an sie zu binden. Ich lasse sie kommen und gehen.
  • Dem Leben gegenüber verhalte ich mich biegsam, weich, mitschwingend, sträube mich also nicht gegen seine Äusserungsweisen.
  • Stärke und Nachgiebigkeit wachsen gleichzeitig heran und ergänzen sich.
  • Ich ärgere mich immer weniger über eigene Schwächen und Mängel, fange sogar an, sie zu mögen. Derselbe Prozess zeigt sich anderen Menschen gegenüber.
  • Die innere Stimme, mit der ich mit mir rede, wird zunehmen zärtlicher und milder.
  • Ich gebe mich vermehrt den Wesens-Strömen aus Licht, Liebe und Weisheit hin.
    Ich stelle fest, dass ich nicht mehr so oft über andere und mich urteile und einfach kommentarlos hinnehme und annehme was geschieht, was nicht heisst, dass ich es mir verbiete, eigene, kreative, ev. auch kritische Gedanken anzustellen.
  • Es gelingt mir besser zu unterscheiden, ob ich mich durch kollektive Schwärme unerlöster, abgenützter Gedanken und Gefühle bestimmen lasse, oder ob ich mich höheren Inspirationen aus der geistigen, schöpferischen Welt hingebe.
  • Es ist mir wichtig aus der Intelligenz des Herzens zu denken und zu handeln, indem ich auf mein Herz höre und nicht auf die Meinungen, die mich umschwirren.
  • Ich erkenne die Ausweitung, Ausdehnung meines seelischen Innen-Raumes. Es ist mir klar, dass Angst einengt, während Liebe und Vertrauen mein Bewusstsein erweitern.
  • Oft überkommen mich Liebesgefühle ohne äusseren Grund. Es ist ein Verliebtsein ins Leben und ich weiss, dass die Liebe, die ich fühle, Grund und Ursache meines Lebens ist.
  • Meine Angst vor Sterben und Tod nimmt ab.

Weltschmerz

Wie viele meiner Freundinnen und Freunde kenne auch ich die Empfindung von Schmerz, wenn ich mir den Zustand der Erde vergegenwärtige: Schmerz, eng verbunden mit Trauer, die mich manchmal zu überwältigen droht.
Dies schon seit Jahrzehnten. Viele sind sich darin einig, dass sich die Menschheit in einer sehr schwierigen und schmerzvollen Krise befindet, die vielleicht einen Übergang in eine höher Bewusstseinsphase anzeigt. Mit dem Bewusstsein, welches zu den vielen Fehlentwicklungen dieser Zeit geführt hat, können die Fehl-Haltungen nicht korrigiert werden. Es braucht ein anderes Bewusstsein, eine andere Lebens-Grundlage, die wir vielleicht mit Weisheit oder Herzens-Intelligenz umschreiben können.
Der Weltschmerz verweist auf das leidende, verkümmerte, vergessene und/oder gequälte Leben hin.
Ein Beispiel: Europa nimmt es hin, das seit Jahrzehnten Jahr für Jahr viele Hunderte oder Tausende Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken. Europa will sie nicht haben. Menschen, die dem nicht zu sehen wollen, die helfen, werden verhaftet.
Wir haben gelernt unseren Schmerz und unsere Trauer weitgehend zu betäuben. Eine mächtige Betäubungsmittel-Industrie «unterstützt» uns dabei. Fast-Food  und Drogen gegen den Schmerz. Hektik, Stress, Ultra-Mobilität, Konsum gegen den Schmerz. Wir sind eine Schmerz-Abwehr-Gesellschaft.

Doch der verdrängte, abgewehrte, verleugnete Schmerz sucht Herzen, die ihn aufnehmen. Das ist immer so: Schmerz will gehört und wahrgenommen werden. Abgelehnte Kinder, aber auch Erwachsene unternehmen alles, um endlich ernst genommen, gehört und verstanden zu werden.

Ein Arzt in einer psycho-somatischen Klinik, so lass ich, wurde von seinen Mitarbeiterinnen gerufen, weil da eine Patientin ununterbrochen, seit Stunden, schreie. Durch nichts war sie zu stoppen. Der erfahrene Psychiater setzte sich an das Bett der Frau und lauschte. Voller Aufmerksamkeit versuchte er die Schreie dieser Frau zu verstehen. Er hörte, hörte mit grossen Ohren zu, war nur noch Gehör, über eine sehr lange Zeit, ohne die Frau je zu unterbrechen. Dann sagte er nach langer Zeit: Wir haben sie nun verstanden; sie können jetzt aufhören. Die Frau hörte auf zu schreien.

Ich habe mich gefragt, wie ich mit dem Weltschmerz umgehe und wie meine Freunde und Freundinnen damit umgehen.
Nicht Wenige verwandeln ihren Schmerz in Arbeit, indem sie sich für Benachteiligte einsetzen, für die Natur, für gepeinigte Tiere, im weitesten Sinne ein Engagement eingehen, das Leiden lindert und Gerechtigkeit stärkt. Sie bewegen sich oft im Bereich der Sozialen Arbeit oder der Politik. Mir scheint dieser Weg konstruktiv und hilfreich zu sein.

Der Dalai Lama sagte, dass Mitgefühl die Quelle der Glückseligkeit sei.

Tatsächlich finden sich unter den so Engagierten mehr heitere Menschen, als unter den Resignierten.
Bei dieser Gruppe von Menschen -den Engagierten- neigen nicht Wenige dazu, sich zu überfordernd bis hin zur Erschöpfung oder ernsthaften Krankheiten. Wahrscheinlich gehörte ich selbst dieser Gruppe an.

Andere wählen den Weg der Kontemplation und der Meditation. Sie suchen den inneren Frieden, Liebe und Wahrheit. Sie gehen davon aus, dass nur aus einem Zustand der inneren Stille und Gelassenheit Friede und Heilung für die Welt ausströmen kann, Kraft zur Wiederherstellung des Gleichgewichtes.
Mit dieser Überlegung haben sie recht. Aber sie vergessen manchmal, dass Einsichten und innere Erfahrungen nur durch Taten geerdet werden können.

Eine dritte Gruppe, die einen konstruktiven Weg aus der Erfahrung des Schmerzes gehen, sind jene Menschen, die ein zukunftsträchtiges Modell für eine nachhaltige, liebevolle Welt in Gemeinschaft erarbeiten wollen. Sie bilden neue Wohn- und Arbeitsgemeinschaften, gründen Netzwerke oder erarbeiten ganzheitliche pädagogische Schulkonzepte; sie bauen Bildungsstätten auf, oder sie geben ihre Kraft in die Erziehung ihrer Kinder, in der Absicht ihnen Bedingungen zu schaffen, die der freien Entfaltung ihrer Gaben und ihrer Menschlichkeit dienen.

Schliesslich möchte ich noch eine vierte Gruppe erwähnen: die der KämpferInnen für eine gerechte Welt und für Strukturen, die dem Frieden unter den Völkern dienen. Es sind Kämpfer*innen aus Mitgefühl, vielleicht auch aus Zorn, nicht aber aus Hass. Sie verwandeln den Schmerz in Kraft und Tatkraft. Sie sind mutig, manchmal bis zur Selbstgefährdung.

Viele Menschen sind in zwei oder mehrerer dieser skizzierten Gruppen tätig. Ich meine, dass sie sich bestens ergänzen. Alle diese Ansätze, die aus dem Weltschmerz und dem daraus hervorgegangenen Mitgefühl geboren worden sind, sind meiner Meinung nach zu respektieren und zu schätzen.

Am Anspruch gemessen, eine neue, gute Welt zu kreieren, eine Welt, in der die Wunden weitgehend heilen, werden vielleicht alle genannten Gruppen der engagierten Menschen teilweise oder weitgehend scheitern. Vielleicht werden sie, global betrachtet, das verbreitete Leiden aufgrund globaler Zerstörungsprozesse nur ein bisschen lindern können, was aber kein Grund darstellt, die Bemühungen für das Gute einzustellen. Geläuterte Engagierte orientieren sich nicht mehr am Erfolg. Sie lassen sich einfach von ihrem Herzen leiten.

Ein zu rasches Eingreifen, ein schnelles Tun, so gut die Absicht auch immer sein mag, verhindert jene wichtige Phase des reinen Zuhörens, des Lauschens, des tiefen Verstehens des Schmerzes der Welt – so wie jener Psychiater, der die Schreie jener Patientin einfach an sich herankommen liess, ohne Massnahmen zu ergreifen. Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: jene Handlungsweisen, die ich oben beschrieben habe, sind zweifellos sinnvoll und hilfreich, doch -und dies möchte ich hier betonen- sollten sie jene Phase des reinen Zuhörens nicht verhindern oder abkürzen. – Weshalb?

Wenn Menschen mit einem offenen Herzen, das auch mit dem Herzen der Welt verbunden ist, zuhören, findet der abgespaltene Schmerz, das vergessene Leiden zurück in das Leben, in das Sein des Welten- und des Menschheits-Körpers. Die Verbindung des abgetrennten Schmerzkörpers mit dem Herzen der Welt, mit deinem und meinem Herzen, wird dadurch hergestellt. Das, was aus dem Ganzen herausfiel, kann so reintegriert werden.

Beim Prozess der Verlebendigung ist auch die mitfühlende Trauer von Bedeutung. In meinem Blog “Unsere aufgeschreckten Seelen“ (13. Juli 19) schrieb ich:

„Das lebendige Bewegt-Sein unserer licht-durchlässigen Trauer (ja, die gibt es) kann die Entfremdung von unserem eigenen Leben und der eigenen Lebenskraft beenden. Diese weiche Trauer, die sich im Herzen bildet und Licht freisetzt, ist heilend. Dabei werden auch weibliche Qualitäten wiederbelebt. Transformation bleibt niemals im Kopf begrenzt! Es ist ein Abstieg in die Tiefe der Seele, die uns erhebt, damit wir Neues schaffen können“.

Das offene Ohr bietet Hör-Raum; es ist eine Art von Gebärmutter. Darin kann sich das Bedürftige, das zuvor keinen Platz hatte, aufrichten und aufatmen. Somit löst sich der Schmerz, findet der Traurige, die Traurige Trost.

Aber haben wir denn die Stärke, dem Schmerz der Welt -der Mutter Erde- in uns Raum zu geben? Müssen wir uns nicht davor schützen? Uns schützen vor seiner ungeheuren Wucht?

Ich glaube, dass wir die Wucht des Schmerzes dann ertragen, wenn wir mit der LIEBE, aus der das Mitgefühl quillt, verbunden sind. Wenn wir uns also an die LIEBE wenden, aus der wir leben, wird uns die Kraft gegeben, Schmerz in Leben zu verwandeln.

Das ist zweifellos keine leichte Aufgabe, aber sie hilft uns auf dem Weg zum Menschsein.

Schmerz scheint mir vorwiegend die Folge von Trennung zu sein, insbesondere die Trennung von uns selbst. Mitfühlendes Hören erlaubt die Rückkehr dessen, was abgespalten war. Wiedervereinigung ist die glückliche Folge.

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Vergleiche auch den Blog-Beitrag: «Der Weltschmerz und die Samen des Guten» vom 28. Dez. 2018.

Beitragsbild: Farbstift-Zeichnung von Werner Binder

 

Garten Eden

Auf einem meiner Spazierwege befindet sich der ehemalige «Garten», der zu einem toten Schotter-Garten geworden ist. Tonnenweise grauer Schotter liegt da; eine zerzauste Palme kämpft ums Überleben. Buddhas und Störche aus Gibbs oder Stein stehen herum, Plastik-Maskottchen, Gartenzwerge. Dazwischen hängen Schweizerfahnen. Nicht zu übersehen ist die verbreiterte Garageneinfahrt, wo der grosse Gelände-Wagen steht. Es ist ein Kuriosum von moderner Verelendung mit kaum zu übertreffendem Kitsch.

Europaweit sind solche Schottergärten entstanden, pflegeleicht, tot. Versiegelte und zubetonierte Böden, wo nichts mehr lebt. Abstellplätze für Autos und Geräte, Abfall und für allerlei «Dekorationen». Sicher kein Lebensraum mehr für Insekten, Igel und Vögel.

Der Garten Eden ist paradiesisch, fruchtbar von grossen Flüssen durchströmt. Eine blühende Landschaft, von Liebenden bewohnt. – Tatsächlich leben wir (lebten wir) auf einem unglaublich von Leben übersätem Planeten, auf dem Millionen von Lebensarten Leben und Ausdruck fanden. Ein blühendes Land.

«Zerstörung der wertvollen Insektenlebensräume
Geeignete Lebensräume für Insekten sind selten geworden und werden weiterhin beeinträchtigt oder zerstört. Besonders stark ausgeprägt ist dies in Gebieten intensiver Landwirtschaft. Seit 1900 sind 95% der artenreichen Trockenwiesen und -weiden verschwunden…
Die Gewässer wurden über Jahrzehnte aus Gründen der Landgewinnung und des Hochwasserschutzes hart verbaut oder gar eingedolt. In Höhenlagen bis 600 m ü M. sind rund 80% der Gewässer im Siedlungsgebiet sowie rund 50% im Landwirtschaftsgebiet in einem ungenügenden morphologischen Zustand…
In Siedlungen und Agglomerationen, entlang von Strassenrändern und in Privatgärten werden viele Grünflächen reinlich gepflegt, die Böden mit Schad- und Nährstoffen belastet, verdichtet oder versiegelt (Steingärten, Parkplätze), sodass kaum mehr Lebensraum für Insekten bleibt.»*

Ich liebe Blumen und Gärten, Alleen, Hecken und natürlich Wälder. Sie gehören für mich zum Glücklichsein. Tanzende Schmetterlinge und singende Vögel öffnen mein Herz. Sie sagen mir: das Leben ist schön.

Schon lange weiss ich um das Artenstarben: 100 pro Tag – so die Schätzung. Seit den 1970er Jahren hat sich die Anzahl der Arten halbiert.
«Der Mensch verursacht gerade das grösste globale Artensterben seit dem Verschwinden der Dinosaurier.» (WWF, Deutschland). Zwischen einer halben und einer Million Arten sind vom Aussterben bedroht.

Seit ca. zwei Jahren weiss ich um das weltweite Insektensterben. Dort, wo ich jeweils Ferien mache, in den Süd-Alpen, stelle ich mit Bedauern fest, dass es Jahr für Jahr weniger Schmetterlingsarten zu sehen gibt.
Erst jetzt beginne ich aber, die Trauer über das Sterben der vielen Arten zuzulassen. Abschied vom Garten Eden.

Die lichte, sehr tiefe (nicht depressive) und erweichende Trauer ist eine der stärksten Kräfte der Transformation: Sie steht unter dem Segen der göttlichen Mutter. Alleine sie kann Wandel bewirken und zum nötigen Handeln führen. Warum? Diese weiche Trauer öffnet uns für das vernachlässigte, vergessene und verkümmerte Leben.

Insekten bestäuben, befruchten; viele Vögel ernähren sich von ihnen. Wir brauchen eine intakte Insektenwelt. Die Handlungs-Aufforderungen sind klar:

Wir brauchen Magerwiesen, Bäche ohne Pestizid-Rückstände, renaturierte Uferzonen, eine Landwirtschaft, die auch das Land pflegt und Naturschutz-Zonen zur Verfügung stellt und bereit ist auf Pestizide möglichst vollständig zu verzichten.
Die Grünflächen sind auszuweiten: Zum Beispiel Magerwiesen und Sträucher auf Flachdächern.

Und jetzt kommts:
Wir müssen Strassen und Parkplätze wieder für die Natur freigeben, auf Privatautofahrten vermehrt verzichten, den Öffentlichen Verkehr und das Velofahren bevorzugen. Und: Es ist nötig, dass wir den Schotter aus den Gärten räumen und wieder Wiesen anpflanzen.

Es gibt kein «Drumherum»: Mit technischen Innovationen alleine lässt sich die gesunde Balance zwischen Menschen und Erde nicht herstellen. Wir haben der Natur Raum zurückzugeben. Und: Wir haben unserer Seele den Raum zuzugestehen, welchen sie braucht, um sich zu entfalten. Nur bei lebendiger Seele finden wir den tiefen Kontakt zur Natur und zur Mutter Erde, der nötig ist für eine wirklich Kooperation von Erde – Mensch.

Ich vermute, dass lebensdienlicher Verzicht glücklich macht. Fülle durch Verzicht. Nur so geht’s zurück in den Garten Eden – wenn er denn noch zu retten ist.

*Das Insektensterben stoppen – eine Auslegeordnung zuhanden der UREK-N.

 

 

 

 

 

 

 

Feuer

Feuer ist zurzeit ein Thema: Vulkan-Ausbrüche scheinen sich zu häufen. Gravierender aber sind die Waldbrände im Gebiet des Amazonas, in Brasilien, Bolivien, Alaskas und Indonesien. Feuer durch Brandstiftung mit dem Zweck Landwirtschaftsflächen zu gewinnen für Monokulturen.
Die Lunge der Erde, das Amazonas-Gebiet steht in Flammen!
In Russland explodierte ein Raketen-Triebwerk mit Atomenergie. – Feuer auf einem Tauchboot.
Die Überhitzung der Wirtschaft führt zur Überhitzung des Klimas.
Feuer also in verschiedenen destruktiven Gestalten.
Im Aussen, in der Welt, widerspiegelt sich die innere, kollektive Verfassung unseres Bewusstseins.
Wenn Feuer am Horizont aufflammt scheint mir der Moment gekommen zu sein, zu fragen: Wie steht es zur Zeit um die Beziehung des Menschen zum Feuer, insbesondere aber wie ist sein Verhältnis zum inneren Feuer? Lesen wir also im Aussen die Zeichen, die etwas über uns selbst aussagen.

Feuer begegnet uns vor allem in der Sexualität, im leidenschaftlichen Tun und in der Begeisterung, die uns vorwärts und über unsere Grenzen treibt, in der Kraft des Wandels, der Transformation. Feuer hat aber auch eine reinigende, läuternde Wirkung.

Das Feuer ist eine sehr starke Kraft: Es sucht unmittelbaren Ausdruck, Freiheit; es brennt, wo es will, da, wo das Leben entflammt, zwei Menschen oder zwei Qualitäten sich ergänzend (reibend) treffen. Insbesondere in der Liebe. Verliebte tanzen auf Feuerwellen, ohne zu verbrennen. Entreisst sich hingegen das Feuer von der Anbindung an die Liebe (der Zärtlichkeit, dem Respekt vor dem Leben), führt es zur Selbst-Verbrennung, verbrennt der Feurige, der sich von der göttlichen Ordnung abgetrennt hat.

Hier ist ein Zwischenhalt nötig, um zu klären, was ich mit der göttlichen Ordnung meine:
Diese Ordnung ist Ausdruck der LIEBE, der Weisheit und der Wahrheit. Sie ist beweglich, fliesend, weich; sie bezieht die sich verändernden Situationen stets mit ein, ist also niemals starr und zwanghaft. In jedem Moment werden die sich verändernden Bedingungen und Situationen miteinbezogen, integriert. Das Feuer wirkte also innerhalb dieser hohen weisen Ordnung hilfreich, andernfalls wird es gefährlich und wirkt im Menschen und auf und auf der Erde selbst-destruktiv.

Das Feuer brennt also zwischen Freiheit/Spontaneität und Bindung/Verantwortung. Dies gilt ganz besonders auch für die Sexualität.

Die grossen religiösen Systeme glaubten die Kraft des Feuers und damit auch der Sexualität durch Zwänge und rigide Regeln bändigen zu können. Sie haben diesbezüglich versagt. Sie haben es nicht verstanden mit diesem Paradox (Freiheit und Einbindung in eine höhere Ordnung) umzugehen. Und so lange dies so ist, werden sie sich nicht weiterentwickeln können.
Prometheus stahl das Feuer, Zeus beanspruchte die Hoheit über das Feuer. Das vom Ganzen abgetrennte (das gestohlene) Feuer ist gefährlich und zerstörerisch, während das ins Leben eingebettete Feuer wärmt. Es ist der Motor jeglicher Kreativität.
Brandstiftungen sind die Folge von Macht-Zusammenballungen anmassender Herrschaft über das Feuer. Das ist Frevel.
Trump, der US-Präsident, sagte, dass er Grönland kaufen wolle. Dort will er Wälder roden (verbrennen), um Bodenschätze zu gewinnen. Das ist Anmassung, Herrschaft.

Im gekränkten, beleidigten Stolz, im eifersüchtigen und neidischen Ego, wie wir es bei vielen Herrschern erkennen, ist Feuer-Kraft gefangen: mottendes, zersetzendes und zerstörendes, gestautes Feuer, das lange im Unsichtbaren wirkt, bis es explodiert.
Nicht nur bei Herrschern: bei allen Menschen, die ihr Feuer, ihre Leidenschaft und ihre Träume und Visionen nicht lebens-dienlich leben, es unter Druck halten, besteht die Gefahr, das ihr Leben erodiert, sich die Impulse, auch die aggressiven, sich gegen sie selbst richten: zerstörend oder lähmend-depressiv.

Noch einmal: Das Feuer – und ich denke jetzt vor allem an das innere Feuer – sollte nicht durch Zwang und Konventionen gebändigt werden, sondern durch Weisheit und Mitgefühl, wodurch seine Kraft und Leidenschaftlichkeit leben kann: in Freiheit und Verantwortung.
Es ist nötig, dass das Feuer behütet wird. Es braucht die Hüter*innen des Feuers.

Dem aus dem Wissen um die Ganzheit entrissene und somit gefährliche Feuer scheint uns bedrohlich näher zu kommen.

***

Das heilende Bild: Menschen, Frauen und Männer aus allen Nationen sitzen um ein grosses Feuer. Die Suppe, die sie über dem Feuer gekocht haben, zirkuliert jetzt in einer grossen Kalebasse. Sie kreist um das Feuer. Die Anwesenden teilen ihre Herzensanliegen, ihre Visionen miteinander. Der Rede-Stab wandert. Der Abend bricht an und damit die Kühle. Das Feuer in ihrer Mitte wärmt.
Alles kreist um das Feuer, wie die Erde um die Sonne.

Unsere aufgeschreckten Seelen

Viele Menschen wissen oder ahnen, dass die Menschheit auf eine schiefe Ebene geraten ist, dass wir ins Schlingern geraten sind, dass wir, im schlimmsten Fall abgeworfen werden.

Viele fühlen, dass der Mensch mehr ist als eine materielle, körperliche Existenz.
In meinem Blog-Beitrag: «Die Unsichtbaren» (vom 17. Nov.18) schrieb ich:

„Weder das Rendite-Denken und die Ausrichtung auf die Gewinn-Maximierung, noch die neuen Technologien (so gut sie auch sein mögen, wenn sie mit Augenmaas angewendet werden, können uns in unsere Mitte führen. Diese beiden Mega-Trends tragen einen immensen Absolutheits-Anspruch in sich, den Viele -auch ich- als gewalttätig empfinden.
Diese beiden Trends sind daran sich zu einem einzigen zu verschmelzen: Der digitale, neo-liberale Super- oder Übermensch soll entstehen, der sich physisch und mit seinem Verstand mit künstlicher Intelligenz (Trans-Humanismus) verbinden will, bei gleichzeitiger Verleugnung seiner Seele. DER TREND ist dabei, sich in Gesellschaften, die den Erfolg und die weltweite Vorherrschaft anstreben, durchzusetzen. DER TREND saugt alles an sich, dringt in alle gesellschaftlichen Bereiche ein. Wie riesig muss doch die Selbst-Verachtung von Menschen sein, die sich ohne Scham als Konsumenten, Verbraucher, Selbst-Optimierer bezeichnen, als Personen, die damit beschäftigt sind, sich immer raffinierter zu inszenieren, um Erfolg und Ansehen zu haben. Ist es denn nicht eine Selbst-Beleidigung und Selbs-Entwertung, wenn sich Menschen als Kapitalisten sehen, deren Ziel Kapital-Akkumulation ist? Praktisch alle menschlichen Denk- und Handlungsbereiche sind okkupiert von ökonomischen Erwägungen und Sichtweisen, insbesondere vom Renditedenken. Bis tief in die Sprache und tief in die Psyche hinein. “

Die technisch-rationale Entwicklungslinie ist nur eine der vielen Entwicklungsstränge und darf die anderen nicht dominieren. Wir sind vielseitige, viel-dimensionale Wesen.

Viele erkennen, dass die technisch-rationale und digitale Vorherrschaft die ganzheitliche Entwicklung zum integralen und integrierten Menschen beschränkt und behindert. Nicht die Technik ist fragwürdig, aber ihre Dominanz. Nicht die Wirtschaft ist schlecht, aber ihre rücksichtlose Vorherrschaft.

Der technokratische Mensch, der sich nur noch innerhalb des Zugelassenen, des main-stream bewegt, abgeschnitten von all seinen anderen Dimensionen, der sich gezwungen fühlt, sein Glück nur noch innerhalb der rationalen, technisch-wirtschaftlichen Welt zu finden, was unmöglich ist, verkümmert. Er ist abgeschnitten von seiner Essenz, abgeschnitten von seiner Trauer, die ihn noch beleben könnte, sogar getrennt von seiner Verzweiflung. Er ist am Verhungern. – Nun da sind wir (noch) nicht.
Doch auf diese Verödung steuern wir hin und wir wissen das – irgendwie. Trauen wir unserer Wahrnehmung? Ist dieses Wissen um die Verwüstung tatsächlich ganz bei uns angekommen?
Lassen wir die natürliche Trauer über die Öde zu?
Acedia: Ekel, Langeweile, Trägheit, Mutlosigkeit, Mattigkeit, Widerwillen, Schwermut lähmt uns. Die Macht der Gewohnheit, unsere Trägheit, verhindert, dass wir unser Wissen umsetzen und unser wahres Wesen erkennen. Wir wissen, dass es eine destruktive Kraft in uns gibt, die uns lähmt.

Wir wissen es und sind doch (mindestens teilweise) resigniert. Oder löst sich die Lähmung?
Ich glaube: ja. Ich sehe Anzeichen dafür.

Die Übergangsphase, in der wir uns befinden -hin zu einem trans-rationalen, integralen Bewusstsein- kann nicht schmerzlos erfolgen. Der Schmerz will bewusst werden, will gelebt sein. Wie die Trauer. Sie bringen uns wieder in Kontakt zu den abgespaltenen, vergessenen Seiten des Lebens und helfen, die heute wieder zunehmend sich verhärtenden Fronten, wie sie weltpolitisch klar zu beobachten sind, aufzuweichen.

Das lebendige Bewegt-Sein unserer licht-durchlässigen Trauer (ja, die gibt es) kann die Entfremdung von unserem eigenen Leben und der eigenen Lebenskraft beenden. Diese weiche Trauer, die sich im Herzen bildet und Licht freisetzt, ist heilend. Dabei werden auch weibliche Qualitäten wiederbelebt. Transformation bleibt niemals im Kopf begrenzt! Es ist ein Abstieg in die Tiefe der Seele, die uns erhebt, damit wir Neues schaffen können.

Viele Menschen spüren, dass wir Menschen die Kraft der Liebe und der Heilung schwächen und nicht wagen, in Freiheit zu lieben und zu gestalten. Wir ahnen, dass wir uns behindern, festgehalten von starken, ur-alten Ängsten, welche die Entwicklung und Menschenwürde nicht zulassen wollen. Ich glaube, dass die Angst vor der LIEBE sehr mächtig ist, weil sie unser Ego tötet oder zumindest erschüttert. Und es ist nötig, dass wir uns erschüttern lassen, denn Berührung, Erschütterung, Ergriffenheit bewegt uns, wandelt. Lieber eine aufgeschreckte Seele, als eine abgekapselte!

Viele spüren, dass nur die Liebe und ihr Mut, die Intelligenz, die Weisheit auf dem Grund unseres Herzens uns helfen kann, uns von dieser dunklen Hypnose zu retten.

Lasst uns in das Gebet/Gedicht von Dietrich Bonhoeffer, kurz vor seiner Hinrichtung, einstimmen:

Von guten Mächten treu und still umgeben,
Behütet und getröstet wunderbar,
So will ich diese Tage mit euch leben
Und mit euch gehen in ein neues Jahr. Noch will das alte unsre Herzen quälen,
Noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach, Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
Das Heil, für das du uns geschaffen hast.

Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern
Des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
So nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
Aus deiner guten und geliebten Hand.

Doch willst du uns noch einmal Freude schenken
An dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
Dann wolln wir des Vergangenen gedenken
Und dann gehört dir unser Leben ganz.
Lass warm und hell die Kerzen heute flammen,
Die du in unsre Dunkelheit gebracht.
Führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.

Wen sich die Stille nun tief um uns breitet,
So lass uns hören jenen vollen Klang
Der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
All deiner Kinder hohen Lobgesang.

Von guten Mächten wunderbar geborgen,
Erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
Und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

WANDEL – Teil 1

Wir können nicht mehr wachsen, ohne uns zu wandeln
Teilhard de Chardin:
«Da die personalen Elemente an eine gewisse Grenze gekommen sind, stehen sie einer Schwelle gegenüber, die zu überschreiten ist, um in die Wirksphäre eines Zentrums höherer Ordnung einzutreten. Sie müssen sich in diesem Augenblick nicht nur aus der Trägheit reissen, die sie immobilisieren will. Vielmehr ist für sie der Augenblick gekommen, sich einer Transformation zu überlassen, die ihnen all das zu nehmen scheint, was sie bereits erworben hatten. Sie können nicht mehr wachsen, ohne sich zu wandeln.»

In früheren Jahren glaubte ich, dass sich die Menschheit, unsere Gesellschaft, durch guten Willen und Reformen erneuern liesse. Vielleicht auch durch bessere und gerechtere Regeln und Gesetze.
Dieser Glaube schwindet dahin.
Ich glaube, dass Reformen und Verbesserungen nicht ausreichen (so gut und sinnvoll sie auch sein mögen), um den nötigen Wandel herbeizuführen.

Ich möchte hier drei (nur drei von vielen) weltweiten Problemkreisen anführen:
• Die Klima-Katastrophe, insbesondere die globale Erwärmung. Die notwendigen Massnahmen werden nur schleppend, oder gar nicht durchgeführt, trotz grösster Dringlichkeit.
• Die überfischten Meere vermüllen, sind von Plastik weiträumig verseucht. Die wichtigste Nahrungsmittelquelle der Menschheit droht zu kollabieren.
• Die extrem einseitige wirtschaftlich-technische Entwicklung, bei der so viele lebensnotwendige Aspekte wie Ethik, ganzheitliche Pädagogik, sanfte Medizin, Friedensarbeit, etc. vernachlässigt werden, führt zu enormen sozialen Spannungen und Disharmonien.

«Ist die Erde noch zu retten?» fragen sich Viele.

Dem Wandel dienen
Der globale Wandel führt über die Transformation und Bewusstseinsentwicklung des einzelnen Menschen und die Hingabe von Gruppen von Menschen, die sich bereit erklärt haben, sich dem Wandel hinzugeben und die sagen: Wir sind Wandel.  1)

Gewandelte werden gemeinschaftlich das Fundament bilden für nachfolgende Gruppen von Menschen und Generationen, welche auf dieser Basis die Gemeinschaft der Liebenden bilden werden.
Dies ist meine Eingebung:
Die nächste, höhere Ordnung, so ahne ich, wird die Sphäre oder der Kosmos des Herzens sein, welche von Mitgefühl, Liebe, Freude und Schönheit erfüllt sein wird. Die Menschen werden den Konflikten und Verletzungen, die auch in dieser nächsten Menschheits-Phase bestehen werden, mit einem offeneren und einfühlsameren Herzen begegnen können – als dies heute im Allgemeinen möglich ist.

Den Wandel werden wir nicht «machen» können. Der Wandel wird geschehen, wenn hohe Wesenheiten den Impuls dazu geben werden. Es wird sich um ein kosmisches Geschehen handeln, dem wir dienen dürfen. Ich bezeichne diesen heilsamen Prozess als WANDLUNGS-GESCHEHEN. (Dein Wille geschehe).
De Chardin sagt im oben zitierten Text, dass es gelte, sich der Transformation zu überlassen (nicht sie in Gange zu setzen!)
Ein heilsames Geschehen ist nicht gradlinig, linear, eingleisig, sondern komplex; es verläuft auf verschiedenen Schichten und Ebenen und auch nicht immer logisch-rational, manchmal sogar scheinbar verworren und widersprüchlich und doch sind alle Entwicklungsfäden aufeinander abgestimmt und auf den heilsamen Wandel bezogen. Dasselbe gilt für den göttlichen Willen.

Geschieht der Wandel bereits – oder ist er in Vorbereitung? Sind genügend Menschen bereit, diesen Wandel mitzutragen, sich ihm vertrauensvoll hinzugeben?

Wir haben die Möglichkeit, diesen Wandel zu fördern. Wir können darum bitten, in den momentanen oder kommenden Wandlungsprozess miteinbezogen zu werden, um ihm zu dienen.
Lasst uns in Kontemplation herausfinden, welche Wesens-Qualitäten, die wir verkörpern, geeignet sind dem Wandel zu dienen. Wir haben die Möglichkeit, genau diese Gaben zu entwickeln.
Unsere Seele wird uns zudem in Situationen führen, die uns fördern, unsere Begabungen, die in unserem Wesen vibrieren, auszubilden. Solche Situationen können durchaus schmerzvoll sein.
Transformation ist auch Schattenarbeit. Ohne Schmerz gibt es keinen tiefgreifenden Wandel. Erlösungsarbeit ist ein wesentlicher Teil jeder Transformation.

Schmerz, sowohl unser eigener, wie auch der kollektive, will durchlebt und tief verstanden sein, damit er sich in Heilkraft und Kreativität verwandeln  kann.

Sowohl Wandel wie auch Metamorphose sind ganzheitliche Geschehen, die uns vollständig ergreifen, von Kopf bis Fuss, bis in die Tiefen unseres Innenlebens und bis in den Kern unserer Zellen.

Der Wandel spielt sich niemals an unserer Peripherie ab, sondern er dringt in unser Innerstes ein. Manchmal führt er einen Zusammenbruch herbei.

Wenn wir also dem Wandlungsgeschehen dienen wollen, dürfen wir nicht naiv sein. Es braucht Mut, sich auf den Wandel einzulassen. Er wird uns an innere Orte hinbringen, mit denen wir nicht gerechnet haben. Er wird unsere Seele ausleuchten.

Andererseits: Wenn wir davon ausgehen, dass wir uns heilenden, göttlichen Kräften hingeben, wenn wir dem Wandel dienen, so erhalten wir auch den nötigen Schutz und ausreichend geistig-seelische Nahrung, um auch leidvolle Prozess zu überstehen.

Wer würde jemals auf den Gedanken kommen, dass aus einem harten, krustigen Kokon, ein Schmetterling hervorkommen würde. Ein Wunder.
Glaubst Du an Wunder?

1):  Die Mitglieder der Integralen Politik (IP) sagen: Wir sind Wandel.   ww.integrale-politik.ch

Weitere Beiträge zum Thema Wandel sollen in unregelmässigen Abständen folgen.