Feuer

Feuer ist zurzeit ein Thema: Vulkan-Ausbrüche scheinen sich zu häufen. Gravierender aber sind die Waldbrände im Gebiet des Amazonas, in Brasilien, Bolivien, Alaskas und Indonesien. Feuer durch Brandstiftung mit dem Zweck Landwirtschaftsflächen zu gewinnen für Monokulturen.
Die Lunge der Erde, das Amazonas-Gebiet steht in Flammen!
In Russland explodierte ein Raketen-Triebwerk mit Atomenergie. – Feuer auf einem Tauchboot.
Die Überhitzung der Wirtschaft führt zur Überhitzung des Klimas.
Feuer also in verschiedenen destruktiven Gestalten.
Im Aussen, in der Welt, widerspiegelt sich die innere, kollektive Verfassung unseres Bewusstseins.
Wenn Feuer am Horizont aufflammt scheint mir der Moment gekommen zu sein, zu fragen: Wie steht es zur Zeit um die Beziehung des Menschen zum Feuer, insbesondere aber wie ist sein Verhältnis zum inneren Feuer? Lesen wir also im Aussen die Zeichen, die etwas über uns selbst aussagen.

Feuer begegnet uns vor allem in der Sexualität, im leidenschaftlichen Tun und in der Begeisterung, die uns vorwärts und über unsere Grenzen treibt, in der Kraft des Wandels, der Transformation. Feuer hat aber auch eine reinigende, läuternde Wirkung.

Das Feuer ist eine sehr starke Kraft: Es sucht unmittelbaren Ausdruck, Freiheit; es brennt, wo es will, da, wo das Leben entflammt, zwei Menschen oder zwei Qualitäten sich ergänzend (reibend) treffen. Insbesondere in der Liebe. Verliebte tanzen auf Feuerwellen, ohne zu verbrennen. Entreisst sich hingegen das Feuer von der Anbindung an die Liebe (der Zärtlichkeit, dem Respekt vor dem Leben), führt es zur Selbst-Verbrennung, verbrennt der Feurige, der sich von der göttlichen Ordnung abgetrennt hat.

Hier ist ein Zwischenhalt nötig, um zu klären, was ich mit der göttlichen Ordnung meine:
Diese Ordnung ist Ausdruck der LIEBE, der Weisheit und der Wahrheit. Sie ist beweglich, fliesend, weich; sie bezieht die sich verändernden Situationen stets mit ein, ist also niemals starr und zwanghaft. In jedem Moment werden die sich verändernden Bedingungen und Situationen miteinbezogen, integriert. Das Feuer wirkte also innerhalb dieser hohen weisen Ordnung hilfreich, andernfalls wird es gefährlich und wirkt im Menschen und auf und auf der Erde selbst-destruktiv.

Das Feuer brennt also zwischen Freiheit/Spontaneität und Bindung/Verantwortung. Dies gilt ganz besonders auch für die Sexualität.

Die grossen religiösen Systeme glaubten die Kraft des Feuers und damit auch der Sexualität durch Zwänge und rigide Regeln bändigen zu können. Sie haben diesbezüglich versagt. Sie haben es nicht verstanden mit diesem Paradox (Freiheit und Einbindung in eine höhere Ordnung) umzugehen. Und so lange dies so ist, werden sie sich nicht weiterentwickeln können.
Prometheus stahl das Feuer, Zeus beanspruchte die Hoheit über das Feuer. Das vom Ganzen abgetrennte (das gestohlene) Feuer ist gefährlich und zerstörerisch, während das ins Leben eingebettete Feuer wärmt. Es ist der Motor jeglicher Kreativität.
Brandstiftungen sind die Folge von Macht-Zusammenballungen anmassender Herrschaft über das Feuer. Das ist Frevel.
Trump, der US-Präsident, sagte, dass er Grönland kaufen wolle. Dort will er Wälder roden (verbrennen), um Bodenschätze zu gewinnen. Das ist Anmassung, Herrschaft.

Im gekränkten, beleidigten Stolz, im eifersüchtigen und neidischen Ego, wie wir es bei vielen Herrschern erkennen, ist Feuer-Kraft gefangen: mottendes, zersetzendes und zerstörendes, gestautes Feuer, das lange im Unsichtbaren wirkt, bis es explodiert.
Nicht nur bei Herrschern: bei allen Menschen, die ihr Feuer, ihre Leidenschaft und ihre Träume und Visionen nicht lebens-dienlich leben, es unter Druck halten, besteht die Gefahr, das ihr Leben erodiert, sich die Impulse, auch die aggressiven, sich gegen sie selbst richten: zerstörend oder lähmend-depressiv.

Noch einmal: Das Feuer – und ich denke jetzt vor allem an das innere Feuer – sollte nicht durch Zwang und Konventionen gebändigt werden, sondern durch Weisheit und Mitgefühl, wodurch seine Kraft und Leidenschaftlichkeit leben kann: in Freiheit und Verantwortung.
Es ist nötig, dass das Feuer behütet wird. Es braucht die Hüter*innen des Feuers.

Dem aus dem Wissen um die Ganzheit entrissene und somit gefährliche Feuer scheint uns bedrohlich näher zu kommen.

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Das heilende Bild: Menschen, Frauen und Männer aus allen Nationen sitzen um ein grosses Feuer. Die Suppe, die sie über dem Feuer gekocht haben, zirkuliert jetzt in einer grossen Kalebasse. Sie kreist um das Feuer. Die Anwesenden teilen ihre Herzensanliegen, ihre Visionen miteinander. Der Rede-Stab wandert. Der Abend bricht an und damit die Kühle. Das Feuer in ihrer Mitte wärmt.
Alles kreist um das Feuer, wie die Erde um die Sonne.

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