Die Schöpferkraft des Menschen

Dies ist ein utopischer Text. Die Utopie ist ein Ort, den es noch nicht gibt, durch die Kraft der Vision aber ins Leben gerufen werden kann.

«Die Frucht des integralen Bewusstseins ist das schöpferische Selbst.
Im Prozess der Liebe und der Heilung, der uns zu wahren, mitfühlenden, verwirklichten Menschen heranbildet, wird uns die Gabe des bewussten Gebärens verliehen.
Dadurch werden wir zu Mit-Schöpferinnen und Mit-Schöpfern des Lebens – Gebende und Hingebende.»*

Das heutige Menschheits-Bewusstsein kann als rational oder als mental bezeichnet werden.
Der analytische Verstand ist eines seiner zentralen Merkmale. Ein anderes die patriarchale langlebige und dominante Kultur.
Im mentalen, rationalen Bewusstsein behandeln wir folgende Bereich als zweit- oder dritt-rangig:

  • Unsere weibliche Seite, die Emotionen, die emotionale Intelligenz
  • Unsere kindliche Seite. Das Spiel, das Spielen
  • Die Muse, die Leichtigkeit des Seins.
  • Der künstlerische Ausdruck: Tanz, Musik, bildende Künste, Kunsthandwerk
  • Die Kultur der Zärtlichkeit und der liebevollen Zusammenarbeit.
  • Unser psychologisches und spirituelles Wachstum
  • Die Natur und die Natürlichkeit
  • Geerdete Sexualität
  • Die Verbundenheit mit allem und das Erleben der grossen Zusammengehörigkeit

Diese Liste ist unvollständig. Sie beschränkt sich auf ein paar wesentliche Aspekte. Insbesondere auf den letzteren (Verbundenheit).
Wenn der Mensch sich allmählich wieder versöhnt mit seinen wenig beachteten oder abgelehnten Aspekten seiner selbst, sie also reintegriert, wird er zu einem Instrument der göttlichen Schöpfungskraft: Die Frucht des integralen Bewusstseins ist das schöpferische Selbst.

Abgespaltene Aspekte unserer Wesenheit können aber nicht mit dem mentalen Bewusstsein integriert werden, welches das Trennungsgeschehen verursacht hat. Das Überschreiten der rationalen Bewusstseinsebene ist nötig, damit wir heilen und uns vervollständigen.

Im mentalen, rationalen Bewusstsein ist die Schöpferkraft begrenzt, reduziert, bruchstückhaft, durch die Zerteilung geschwächt, nicht mehr in vollem Sinne Leben erzeugend und Leben bewahrend. Projekte sind da zergliedert, fragmentiert in viele Aspekte. Ethik kommt oft am Schluss, die ganzheitliche, lebensdienliche Sichtweise geht teilweise oder ganz verloren.

Innerhalb der mentalen Macht ist der Mensch unbeugsam, will mit Hilfe seiner und der künstlichen Intelligenz seine Endlichkeit überwinden, will seinen Turm endlich bis in den Himmel bauen. Dies ist die kleine, isolierte Schöpferkraft, im Gefängnis des Ego-Turmes.

Unsere Schöpfer*innen Kraft ist verwundet. Durch unser hektisches Tun schwächen wir uns, schaffen mehr Probleme als wir lösen. Wir haben uns sowohl von unseren Erden-Wurzeln wie von unseren Lichtwurzeln abgetrennt, sind nach unten und nach oben abgeschnitten, getrennt, also nicht mehr verbunden mit den Kräften der Erde und der geistigen Welt, der Welten im Licht.

Die Möglichkeit Neues zu gebären geht aus der Hingabe an die Kraft des Ursprungs hervor. – Aus dem vom Ganzen abgespaltenen Eigen-Wille verliert sich das grosse Schauen, zerfällt die Wärme des Schöpfungsstromes aus Weisheit und Liebe, fängt an sich zu fragmentieren in Gedanken- und Gefühlssplitter.

Es ist immer dieselbe Wahrheit, die spirituelle Wahrheitssucher erfahren: Auf dem Weg durch das Tor der Machtlosigkeit, überschreiten wir die Grenzen unserer kleinen Identitäten, erfahren die eigene Nichtigkeit und Leere, bis wir zur Quelle geführt werden –jenes Weg-Stück, das wir nicht mehr aus eigener Kraft gehen können– aus der das schöpferische Licht quillt, in dem sich die Wunden schliessen.

Auf dem Weg zur Schöpferkraft haben wir das Tor der Machtlosigkeit zu durchschreiten, wodurch wir Demut und Würde wieder erlangen und in Verbindung kommen mit unserer wahren Kraft, die niemals auf Kompensation beruht, sondern im Bewusstsein der universellen Zusammengehörigkeit und der unendlichen LIEBE wurzelt. Nun kann das, wovon wir uns abgeschieden haben, zurückfliessen.

Damit werden wir zu co-kreativen Menschen, zu Gebärer-innen von Leben und ich denke nun nicht an das Zeugen und Austragen physischer Kinder (das wird bleiben), sondern an schöpferische Tätigkeiten im feinstofflichen Bereich, aber auch an eine Ausweitung unserer Fähigkeiten im geistigen Heilen. Wir werden vielleicht die Chance und Gabe empfangen, die Wunden, die wir uns und der Erde zugefügt haben, zu heilen.

Utopia, der Ort der Gewandelten, wird von Zärtlichkeit durchweht und durchlichtet sein. Unsere Herzen werden sich warm anfühlen und unsere Schritte werden fest und leicht sein.

 

*Zitat aus meinem Buch: Die Kraft der Wandlung und der Menschwerdung.
unter ISBN 978-3-033-02297-3  im Buchhandel oder bei mir, Werner Binder,
werner.b@sebil.ch Fr. 20.–

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert