LICHT UND BEWEGUNG – eine Meditation

Ich weiss, dass es ans Unmögliche grenzt, innere tiefe Erfahrungen, wie hier die von Licht und innerer, kinästhetischer, also emotional gefühlter Bewegungen verbal zu vermitteln; bleibt nur die Hoffnung, dass ich Worte, Sprachbilder oder Rhythmen gefunden habe, die geeignet sind, beim Empfänger einen inneren Funken zu erzeugen. An der Grenze zur Unmöglichkeit können sich ganz überraschend Wunder ereignen. In diesem Grenzbezirk, also im Zwischenraum von Unmöglichkeit und Wunder, ist es sinnvoll, ein «Zelt» aufzuschlagen.

Ich atme mit der Vorstellung von Licht.
Die Vorstellung ist ein Fenster,
durch welches das reale, geistige Licht fliesst
und den Lichtkörper, unser himmlisches Fundament
aufbaut, stärkt, – so,
dass er mehr und mehr zur Wirklichkeit wird.

Anders als das physische Licht,
berührt uns das ewige Licht in der Tiefe
und lässt uns SEIN.

Das Licht, das ich empfange,
das Licht, das mich empfängt,
erinnert an eine Liebeserklärung.

Atem und Licht sind nun vereint:
Atem-Licht.

Dieses dient dem Wachsen und der Entwicklung
des Lebens.
Leben aus Liebe – aus Liebes-Licht.

Das Licht intensiviert sich, gewinnt an
Leuchtkraft und Glanz.
Alles, das ganze Universum ist von ihm durchdrungen.

Ich bin Licht im Licht.
Du bist Licht im Licht.
Wir sind Lichter im Licht.

Das Licht bewegt mich.
Seine Bewegung bringt mich mir selbst nahe.
Es öffnet meine Räume der Innerlichkeit,
der Seele.
Da BIN ICH.

Aus dem Innersten ICH BIN strahlt es in die Welt,
unablässig:
Nahrung für dich und mich.

Manchmal schaukelt und wiegt mich das Licht
sehr sanft und zart.
Es öffnet mich, weicht auf, es heilt,
dich und mich – uns.

Bewegtes Licht, das erlöst,
Erstarrtes aufbricht,
verlebendigt.
Sprudelnd, kreisend, spiralförmig, strahlend,
selbst in der dunkelsten Ummantelung
sichtbar, spürbar.

Es bewegt mich so,
wie ich es jetzt brauche,
wie du es jetzt brauchst,
wie wir es jetzt brauchen.

Sprechendes Licht,
sprechende Bewegung,
Bewegungs-Licht in Stille,
Bewegungs-Ruhe.

Das Licht bewegt mich ins Leben hinein,
in den Strom der anima mundi,
der Welt-Seele.

Erwachen im Bewusstsein der Unsterblichkeit.

Das ist die Realität, sagt ER,
das ist die Wirklichkeit, sagt SIE,
die Basis,
auf der ich stehe,
auf der du stehst,
auf der wir stehen.

Fels gewordenes Licht.


Zwei Schluss-Bemerkungen:

  • Dieser Text kann als Meditations-Anleitung dienen. Du liest jeweils einen Abschnitt und lässt danach den Inhalt in Stille in Dir nachklingen. So verfährst Du Abschnitt für Abschnitt. Wenn Dich dieses Vorgehen anspricht, kannst Du es über eine gewisse Zeit wiederholen.

 

Auf der polaren Bewusstseins-Ebene, findet sich neben dem Licht Schatten und Finsternis. In der «Präsenz» ist Licht uneingeschränkt gegenwärtig, auch wenn sich Phänomene im Schattenkleid darstellen, ist es gegenwärtig, schattenlos, todlos.

Grenzerfahrungen

Manchmal komme ich an einen Punkt, wo ich nicht mehr weiter weiss – so, als ob eine Barriere vor mir niederginge.
Oder: ich falle in ein Verhalten zurück, von dem ich dachte, es schon längst überwunden zu haben. Ich werde von Gefühlen übermannt und/oder blockiere mich.
Scheitern. Peinlich. Wie ohnmächtig ich mich fühle.

Das Einzige, was mir dann hilft, ist, dass ich mir diesen Zustand eingestehe. Zu Beispiel: ich kann Gedanken, die mir schaden, nicht stoppen; sie drehen weiter und ich habe keinen Einfluss auf sie. Dann versuche ich mir einfach einzugestehen, dass dem so ist. Ich gebe zu, dass ich mich jetzt ohnmächtig fühle. Dann löst sich manchmal der Klumpen und ich atme wieder durch. Nicht selten aber finde ich mich getröstet wieder, wenn ich mir die Niederlage, das Scheitern, eingestehe.

Die Not zugeben lindert, tröstet.

Es ist immer auch eine Kränkung für das Grössen-Selbst, wenn ich an eine innere oder äussere Mauer stosse, auch eine Ent-Täuschung. «Aha, ich bin noch nicht soweit, nicht so gross, so souverän, wie ich gerne möchte.»

Manchmal kann ich mir darüber ein Grinsen erlauben, selten auch ein nachsichtiges Lächeln.

Der Raum, jenseits meiner Grenzen und Beschränkungen erscheint mir riesig, endlos. Dort möchte ich sein in dieser Weite.

Ich stehe innerhalb der mir zur Verfügung stehenden, begrenzten Möglichkeiten und ausserhalb des mir zur Verfügung stehenden Potentials.

Habe ich den Zugang zum ausserhalb Stehenden?

Ja, ich fühle, weiss es sogar, dass ich auch das, was mir (noch) nicht zur Verfügung steht, bin. Ich erahne mein Potential und dass es meiner Seele möglich ist, sich weit, über meine Unzulänglichkeiten hinaus auszudehnen.

Dort, jenseits meiner Grenzen erkenne ich ab und zu meinen Doppelgänger in strahlendem Licht.

Jenseits meiner Schranken ist die Ahnung des Möglichen.

Ich bin auch das, was jenseits meiner jetzigen Möglichkeiten ist.

Ich lebe und liebe über alle meine Grenzen hinaus. Dort wo «ich» nicht mehr hinreiche, strahle ich über meine Grenzen hinaus, getragen von der grenzenlosen Liebe.

Manchmal fühle ich in meinem Herzen so etwas wie ein Schwungrad. Dort schwingt Hoffnung und Zuversicht. Lebenswasser. Manchmal wird es herausgeworfen. Es bildet sich ein riesiger Bogen über alle Zäune hinweg in jene Weite der geistigen Welt.

Jetzt bin ich Hier und Dort.

Bei Jürg Reinhard lese ich: «Staut sich das Licht an einem Punkt, so entsteht eine Knospe.» *
Er bezog diesen Satz auf den biologischen Kontext. Ich möchte diese Satz auf den entwicklungspsychologischen Kontext beziehen: Wenn zum Beispiel der Expansionsdrang eines Kindes durch seine Eltern massiv gestoppt wird, so entsteht in ihm auch eine Stauung, ev. eine seelische Wunde, die im Lichte der Barmherzigkeit und des Mitgefühls zur Knospe werden kann und diese wiederum zur duften Blüte.

So kann sich auch das Scheitern in eine solche Blüte verwandeln, wenn wir es annehmen und dort, wo wir eingebrochen sind, symbolisch (oder auch real) eine Kerze entzünden, Strafe also vermeiden und uns in das Licht stellen.

Ich glaube, dass die heilende Tätigkeit des Menschen darin besteht, dass er diese Zweiheit als eine wichtige Aufgabe verstehen kann, nämlich eine Brücke zu bilden über diese beiden Pole: jenen des Scheiterns, des Abgrundes mit jenem der Gnade und der ewigen Liebe. Wer sowohl die Erfahrung der Beschränkung und der Ohnmacht, die auch mit Leiden verbunden ist, aber auch die grenzenlose Freiheit der bedingungslosen Liebe und Ausweitung in sich erlebt hat und diese beiden Gegensätze in sich vereint hat, wie es im Weg vieler spiritueller Meister versinnbildlicht und erfahrbar gemacht wurde, vermenschlicht sich.

Dieser Brückenbau geschieht in Milde.

Ich lebe und liebe über alle meine Grenzen hinaus. Dort wo «ich» nicht mehr hinreiche, strahle ich über meine Grenzen hinaus, getragen von der grenzenlosen Liebe.

*Jürg Reinhard: Das Ende der Physik – Seite 75

 

 

 

Gefühle

Gefühle sind eine Tätigkeit der Seele, die Gemütsbewegungen erzeugen. Grundgefühls-Ströme werden als Stimmungen wahrgenommen. Farben und Töne sind mit den Gefühlen verwandt.

Gefühle sind Ausdruck unserer Lebendigkeit – ohne sie wären wir starr und tot. Gefühle korrespondieren mit Wasser, sie sind von fliessender und wechselnder Natur. Sie sind Ausdruck unserer weiblichen Seite.
In diesem Beitrag verwende ich die Worte Gefühle und Emotionen synonym, unterscheide sie also nicht.
Ich behandle hier ein komplexes Thema und ich bin mir nicht sicher, ob es mir gelingt, es verständlich zu machen.

Zwei These
Erste Behauptung: Diese lautet, dass wir nur gesund, frei und authentisch bleiben, wenn wir unsere Gefühle wahrnehmen, sie ernst nehmen und ausdrücken. Tun wir es nicht, empfinden wir uns als unlebendig, dumpf und werden früher oder später seelisch und/oder körperlich krank.
Die Tiefen-Ökologin Joanne Macy betont immer wieder, dass sie es sehr wichtig findet, unsere Reaktionen von Schmerz und Trauer über die Zerstörungsprozesse auf der Erde auszudrücken, sie nicht abzutöten und sie mit anderen Menschen zu teilen.

Zweite Behauptung: Diese lautet, dass wir uns von unseren Gefühlen de-identifizieren sollen. Es empfehle sich, uns hinter unsere Gefühle zu stellen, um uns ihrer beobachtend gewahr zu werden. Wir sollten uns nicht von ihnen hinreissen lassen, da sie Teil unseres kleinen Ichs seien. Dieses würde sich aufblähen, wenn wir uns von unseren Emotionen vereinnahmen lassen würden.

Diese zwei Thesen sind eine Art von Glaubens-Bekenntnisse. Die eher psychologisch sozialisierten Menschen, richten sich eher nach der ersten These aus, die spirituell orientierten halten sich eher an die zweite These.

Weil wir Menschen unter einer Art Zwang stehen, bei polaren Sichtweisen, uns auf die eine oder andere Seite zu schlagen, bevorzugen wir eine der zwei Seiten eifrig und neigen dazu die beiden Aspekte gegeneinander auszuspielen.

Ich halte beide Positionen für wahr und stimmig. Sie erscheinen als paradox. Sind sie dennoch vereinbar?

Im Folgenden mache ich einen kleinen Exkurs in zwei Wirklichkeits-Bereiche, in den Bereich der Welt der Formen und jenen der formlosen, absoluten Welt:

Die Welt der Formen
Gefühle, wie auch Gedanken, gehören zur Welt der Formen, wie die materielle Welt auch.
Hier ist die Vielfalt der relativen Welt.
Die Formen-Welt können wir auch als einen grossen Tanz betrachten, der wellen -oder kreisförmig verläuft. Es ist eine Welt des Kommens und des Gehens, des Erscheinens und des Verschwindens, des Auf- und Ab und des Hin- und Her.
Das Fliessende, Bewegliche ist das hervorragende Merkmal der Formenwelt, der relativen Welt.

Das Formlose, Ruhende, Immerwährende
Das Absolute, Immerwährende ist in ewiger Stille. Es ist das Bleibende, das Unerschaffene, das Unbegreifliche, die Leere, die Potentialität.
Hier ist Einheit.
Aus diesem göttlichen Bereich emaniert die Welt der Formen, die Schöpfung. Wir können auch von Ursprung und Quelle sprechen.

Zurück zu den Gefühlen:

Gefühle, entstanden aus dem ego-zentrischen Ich – Gefühle aus dem höheren Selbst
In der Welt der Formen existieren auch viele unerlöste Formen, also vom egozentrischen Ich ausgelöste Gefühle, die niederdrückend, depressiv und möglicherweise auch krankmachend wirken, wie Hass, Groll, Neid, Scham, Ekel, etc.
Gefühle (Zustände), die aus dem höheren Selbst, also direkt aus dem Geist emanieren (ausstrahlen), entfalten, führen uns dem Leben zu. Ich denke hier vor allem an Freude, Friede, Zärtlichkeit und Empathie.

Das Paradox
Die Wahrheit mag es, sich im Paradox zu verstecken.
Wenn auf der einen Seite gesagt wird, dass es nötig sei, Gefühle auszuleben, um lebendig und gesund zu bleiben, und auf der anderen Seite aufgefordert wird, sich nicht mit den Gefühlen zu identifizieren, so kann man hier von einem Paradox sprechen. Zwei, sich scheinbar nicht zu vereinigende Standpunkte stehen sich gegenüber. Das sich scheinbar Ausschliessende kann aus der Sicht der Mitte heraus zur Ergänzung werden:

Der Raum der Mitte
Aus dem Blickpunkt der Mitte, wo Weite und Ruhe ist, sind die beiden Positionen zu vereinen, ist es uns möglich, sowohl distanziert, wie auch mitfühlend und liebend in die Gefühlswelt hinein zu blicken und gleichzeitig von der Gefühlswelt involviert zu sein, die Gefühle zu leben und sie ruhig zu betrachten. Bevor diese Gleichzeitigkeit möglich ist, wird sich zuvor ein Oszillieren zwischen den beiden Zuständen einstellen.
Damit leben wir in Verbindung zum Absoluten und zur Gefühlswelt (der relativen Welt der vorübergehenden Formen). – Im Herz des Tänzers ist es still.

Die Höherentwicklung der Seele
Gelingt es uns, die Verbindung mit der geistigen Welt (mit dem Absoluten) immer öfter und besser aufrecht zu erhalten, so kann geistige Energie und LIEBE in unsere Alltagswelt und somit auch in unsere Gefühlswelt fliessen.
Dadurch bauen sich die höheren Gefühle von Freude, Friede, Seligkeit und Empathie, die auch Bewusstseinszustände sind, auf, und die ego-gesteuerte Gefühlswelt verliert an Macht und Einfluss, ohne aber zu versiegen.
Dem Menschen ist es gegeben, Übergang und Verbindung zwischen den genannten Welten zu sein. ICH BIN DER WEG, sagt das innere Christus-Selbst. Stellen wir uns diesem Fluss zur Verfügung, so kann in beide Richtungen Liebes-Energie fliessen: von der himmlischen Welt zur Erde und umgekehrt. Damit können wir Menschen der Erdenwelt «Nahrung» zukommen lassen – Nahrung, welche die Erde und die Menschheit so dringend braucht.

Und die unedlen Gefühle?
Doch auch die weniger edlen Gefühle (z.B. Neid) wollen angenommen und verstanden sein. Nur was geliebt ist, löste sich zur rechten Zeit auf, oder verwandelt sich in ein Höheres.

Im Herz des Tänzers ist es still.

 

 

Olten – Zürich

An der Bushaltestelle Kloosmatte ist es kalt, grau und windig. Das tiefe, kalte Januarloch eben oder der lange schwarze Januar-Tunnel, fast ohne Sonnenstrahlen. Der Kolonnenverkehr vor mir rollt zähflüssig. Auf der einen Seite, die stets volle Strasse und die Bahnlinie (nach Luzern), auf der anderen Seite, die Aare und die Zug-Linie (nach Bern), dazwischen wohne ich, gleich hinter der Tankstelle, die ich aus meinem Wartehäuschen heraus betrachte. Da hat mein Leben mich nun abgeworfen.

Vorher, beim Essen des Müsli (mit Schafmilch-Quark – enthält Orotsäure für natürliche Zellerneuerung) habe ich gelesen, dass alle Milliardäre der Welt täglich um 2 ½ Milliarden Dollar reicher würden.* Ich versuche dies zu fassen: täglich! Die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung verliert täglich 500 Millionen. Täglich! Und es kommt mir auch in den Sinn, dass ich gestern von einem spirituellen Lehrer von der sterbenden Erde gelesen habe. Ich frage mich, ob ich die Erde auch als sterbend erlebe – bin mir nicht recht schlüssig. Sicher aber ist: sie ist schwer angegriffen.

Die Menschen im Bus haben fast alle die Kopfhörer im Ohr und das Smartphone in der Hand, welches sie antippen oder scrollen: rauf und runter. Die meisten Leute scheinen absorbiert zu sein, mit sich selbst beschäftigt. Ich auch.

Im Zug setze ich mich einer Frau gegenüber, die kurz lächelt, wie ein Aufblitzen. Ich vermute, dass sie feinfühlig ist. Sie hat sehr feine Gesichtszüge. Sie tut mir gut. Der Zug fährt an und gleich ist mir wohler im Wissen, dass nicht alles stehen bleibt.

Zwanzig Minuten später taucht der Zug, nach der Tunnel-Durchfahrt (der Baregg-Tunnel?) im Limmattal wieder auf. Neuenhof. Hier spürt man den Wettlauf der Zeit. Hier galoppiert die Zeit, während sie in den Tiefen des Aargaus zähe, schwarz-konservative Bänder zeichnet. Bald wird jede, auch noch so kleine Grünfläche, einem Betonklotz gewichen sein. Das Rennen um die letzten Standort-Vorteile ist im Gange. Im Wettlauf mit der Zeit – was für ein unheilvolle Redewendung!

In meinem geliebten Zürich steige ich aus. Hier rennen die Leute die Rolltreppe hinauf, während sie Olten regungslos stehen. Ein Leben zwischen Reglosigkeit und Rennen. Oben angelangt, die endlich einmal leere Bahnhofshalle und ich bemerke, dass ich bewusst atme. Gut. Hier scheint die Sonne durch die Glaswände -mein Inneres wird mild und fröhlich. Unsere Sonne ist ein Abglanz der Geist-Sonne. Sie hilft mir über manchen Kummer hinweg.
Wenn ich also bewusst atme… bete ich dann? Oder beginnt jedes Gebet mit einem bewussten Atemzug? Ich glaube, ja. Manchmal stelle ich fest, dass es in mir betet. Dann fühle ich mich frei und zu Hause.

Wenn ein Einvernehmen da ist, geschieht es.

An der Bus-Haltestelle, Bahnhofquai füttert ein Mann die Möwen, die ihn kreischend umhüllen, so dass er unsichtbar wird.

Die Leute im 46er sind hier urbaner, modischer gekleidet als in Olten, aber ebenso absorbiert. Auch der Möwenmann ist eingestiegen.

Lehenstrasse. Hier beginnt vertrautes Terrain. Links wohnt Johanna. Ich sage: Hallo; sie antwortet: ah, du, hallo. Der Bus, nun fast leer, fährt weiter.
Hier kenne ich alle Häuser und viele Bäume. Ich grüsse sie. Es ist ein gutes Gefühl, durch ein vertrautes Gebiet zu fahren. Ich atme frei.

«Schwert». Ich steige aus. Die Sonne. Ja! – endlich wieder.
Neben dem Pizza-Laden schliesse ich auf und betrete den gemütlichen schönen Raum und sage wiederum : Hallo, IG (wiederum nur innerlich, aber immerhin).
Es ist etwas Gutes, zu grüssen, auch die vorübergehende Zeit, das Leben, die Vertrauten, die Flüchtigen.

Wenn ich hinausschaue sehe ich die grosse Buche, jetzt ohne Laub. Sie ist auch ein bisschen meine Freundin geworden.

Ich mag die Gewohnheiten des Alltags. Eine davon ist die kleine Reise: Olten – Zürich.

ICH GRÜSSE DIE ZEIT

Ich sitze im Kreis
unendlicher Liebe
und grüsse die Zeit,
die vergeht,
unendlich.

Ich grüsse die Zeit,
die wie ein Tuch im Wind verweht,
an dir,
an mir
vorübergeht.

Ich segne die Zeit,
die vergeht,
an jedem Ort,
wo ich bin,
unendlich.

Dieses Gedicht habe ich wahrscheinlich 2005 geschrieben.

*Oxfam-Bericht

WANDEL 2. Teil

Der untenstehende Artikel ist die Fortsetzung von WANDEL – Teil 1, verfasst am 3. November 2018 (nach unten scrollen).

Im ersten Teil dieses Zyklus äusserte ich folgende Ansichten und Thesen:

  • Die Menschheit befindet sich im Übergang von einer Entwicklungsphase in eine nächst höhere. Sie steht an einer Schwelle, die nur durch eine tiefgreifende Transformation zu überschreiten ist. Hohe Wesenheiten geben den Impuls für den Wandlungs-Prozess und sie begleiten ihn.
  • Die bisherige mentale oder rationale Stufe wird von einer trans-rationalen abgelöst.
  • Meine Intuition sagt mir, dass es an der Zeit ist, sich der Herzebene anzunähern. Diese steht für Empathie, Liebe, Integration und Schönheit (entsprechend dem Herz-Chakra).
  • Es sind immer Einzelne oder kleine Gruppen von Menschen, die sich einer grossen Aufgabe hingeben – sie sind ausgerichtet auf die Quelle allen Seins. Es ist eine Avantgarde. Diese ist entschlossen sich dem WANDLUNGS-GESCHEHEN hinzugeben. Die beteiligten Menschen entwickeln diejenigen Wesens-Qualitäten, die diesem Umwandlungs-Geschehen dienen.
    Mahatma Ghandi: «Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst.»
  • Die Erwachten, die sich dem Wandel hingeben, bilden einen Kreis, beziehungsweise Gemeinschaften oder Netzwerke – sichtbar oder unsichtbar-, welche zu einem Fundament werden für die kommende Entfaltung des menschlichen Bewusstseins.

 

Die vier Säulen des erneuerten und erweiterten Bewusstseins
Innerhalb meines begrenzten Wissens erkenne ich vier Bereiche (Eckpfeiler), die es im Wandlungs-Prozess in besonderem Masse zu beachten gilt:
1. Das Eingeständnis der menschlichen Ohnmacht und Bedürftigkeit.
2. Umkehr und Neu-Ausrichtung
3. Erweiterung und Vertiefung der Liebes-Beziehungen. Die Gemeinschaft der Liebenden.
4. Eine lebensdienliche Welt-Ordnung.

Diese Reihenfolge erhebt aber keinen Anspruch auf eine strikte und dogmatische Reihenfolge. Sie kann aber helfen, die verschiedenen Stufen einer spirituellen Entwicklung fühlbar zu machen.

  • Das Eingeständnis

Es ist das Eingeständnis der eigenen Ohnmacht, Hilflosigkeit und Bedürftigkeit des Menschen. – Die Welt ist so komplex und chaotisch geworden, regiert von vielen narzisstischen Persönlichkeiten, die jegliches Augenmass verloren haben, dass es Vielen klar geworden ist, dass die Welt schon längst nicht mehr steuerbar ist. Der Kapitalismus und das ökonomische Denken, das in alle Bereiche und Ritzen aller Gesellschaften und Nationen weitgehenden eingedrungen ist, verhindert eine ganzheitliche Entwicklung zum Wohle des Menschen und der Natur.
Auch individuell gibt es Krisen, die als kaum lösbar erscheinen, wo es nicht die richtige Entscheidung gibt. Mutig hinzuschauen und sich mit der Ausweglosigkeit und der eigenen Ohnmacht zu konfrontieren ist der erste bedeutende Schritt in jedem Wandlungsprozess. Erstaunlicherweise ist es tröstlich, wenn wir uns zugeben und zugestehen, dass wir alleine nicht alles im Griff haben. Das nimmt uns Druck weg.

Das Eingeständnis, dass unsere Probleme, die aus der sehr einseitigen materiellen Ausrichtung entstanden sind, kaum mehr durch Massnahmen gelöst werden können und dass das all-gegenwärtige polarisierende und argumentierende Denken nicht in der Lage ist eine wohlwollende und dem Leben dienliche Atmosphäre zu schaffen, die wahre Freude erzeugt, wird uns individuell wie auch kollektiv, also als Mensch und Menschheit entlasten.

Mit dem Eingeständnis in unsere Begrenztheit, schaffen wir Raum für den Einfluss anderer, höherer Bewusstseins-Ebenen.

  • Umkehr und Neu-Ausrichtung 

Statt uns weiterhin hyperaktiv nach aussen zu wenden, uns im Aussen zu zerstreuen und zu verlieren, kehren wir um und wenden uns nach innen, unserem Herzen zu.
Die Energie folgt unserer Aufmerksamkeit, folgt dem Fokus. Wir brauchen nun die Kraft dafür, uns die Zuwendung zu geben, die es für unseren Wandel braucht. Wir richten uns auf die göttliche Quelle des Lebens aus.
Dabei hilft uns die Frage: «Wer bin ich?» Sie führt uns in die Wahrnehmung des wahren Wesens, das wir sind. Des inneren lichten Menschen also. Das Mitgefühl, das wir im Herzen finden, ist die Quelle des Glücks. Der Dalai Lama weist uns immer wieder auf diesen Zusammenhang von Mitgefühl und Glück hin.
Im Herzen können wir die Erfahrung von saccidananda machen: «Eine Trinität von transzendentem Sein, Bewusstheit des Selbst und Seligkeit des Selbst.» Sri Aurobindo.
Wenn wir die Geduld aufbringen und uns die nötige Zeit geben, uns dieser Erfahrung anzunähern, werden wir reif dafür, zur gegebenen Zeit tatkräftig im Aussen zu handeln – in geläuterter Energie, in Güte und Respekt vor dem Leben.
Durch diese innere Entwicklung werden wir auch ausgestatten mit dem Willen und der Zuversicht zum trans-rationalen Sprung auf die Ebene des Herzens, wo sich, wie ich gerne sage, der Kosmos des Herzens öffnet.

  • Die Entstehung der Gemeinschaft der Liebenden

Wenn wir das Empfinden und das Gefühl entwickelt haben, uns aus dem Schoss der Wärme und Liebe mitzuteilen und zu handeln, ist die Zeit gekommen, unsere Sympathie-Beziehungen zu Liebes-Beziehungen zu vertiefen. Die Liebes-Beziehung versteht sich hier nicht als eine primär durch das Sexuelle definierte Beziehung, sondern als eine allumfassende, bedingungslose Liebe, welche Lust, Wildheit und Zärtlichkeit einbezieht, wie alle anderen Ausdrucksformen der Liebe wie Mitgefühl, Hilfsbereitschaft, usw. auch.
Die Beziehung zwischen Frau und Mann will auf dem Weg zur Gemeinschaft der Liebenden erneuert werden. Auseinandersetzungen zwischen ihnen bedürfen der gegenseitigen, respektvollen, gleichberechtigten Partnerschaften auf der Grundlage von Vertrauen und Hingabe. Zweck der Liebes-Beziehungen ist Freude und Kreativität.
Ebenso soll die Beziehung des Menschen zur Natur und zur Erde heilen durch Liebe und Respekt. Jegliche Gewalt und Ausbeutung sollen sich auflösen im Bewusstsein des übergeordneten Einheitserleben.
Neue Gemeinschaften der Liebenden sollen sowohl auf der festen Erde wie auch im Ätherleib der Erde entstehen. Agapolis, die Stadt der Liebenden, so möchte ich sie nennen, soll in Liebe heranwachsen und das Neue Jerusalem möge seine Licht-Tore zum Frieden öffnen.
Auch das «Haus Santi Spiritus» (so die Vision der Rosenkreuzer) ein Kraftfeld und ein Brennpunkt auf der Geist-Seele-Ebene, wo sich Mensch und Geist begegnen, werde von Liebenden bevölkert.
Alle diese Gemeinschaften werden sich durch die magnetische Kraft der Liebe vereinigen und den Raum der Heilung und Transformation*, den es schon gibt, erweitern und intensivieren.

  • Eine lebensdienliche Weltordnung

Eine höhere Ordnung, gespeist durch das erneuerte Bewusstsein der Herz-Ebene, soll aus weichen heilsamen Strukturen bestehen, die wiederum stärkend auf die Bewusstseinsentwicklung des Menschen zurückwirken werden. Die Formen und Strukturen der neuen Weltordnung müssen sich alle der Frage stellen: Sind diese neuen Formen und Ordnungs-Strukturen lebensdienlich?
Der Dienst am Leben sollte das Prinzip aller Element der neuen Ordnung sein – einer Ordnung, die auf Gerechtigkeit, Respekt, Solidarität und Fürsorge beruht.

Von allen bestehenden Organisationen dieser Welt, müsste meiner Ansicht nach die UNO an vorderer Stelle durch entsprechende tiefgreifende Reformen gestärkt werden. Einige starke und reiche Veto-Mächte haben es, zum Beispiel durch die Minderung ihrer Zahlungen, immer wieder geschafft, Reformbestrebungen zu verhindern.
Nebst der Entwicklung der Liebesskräfte, müsste auch konstruktive Kampfbereitschaft in uns wachsen – wohlverstanden diese müssten mit einem liebevollen Engagement legiert sein. Eine solche neue lebensdienliche Weltordnung aufzubauen, erfordert einen langen Atem, Tatkraft und Mut. Deshalb halte ich die Säule zwei, die Umkehr und Neu-Ausrichtung für eine unabdingbare Voraussetzung für tatkräftiges Handeln.

Zum Schluss möchte ich nochmals die beiden genannten Fragen, die uns als Richtschnur der neuen Ausrichtung hin zum Herzen dienen, wiederholen:

Erstens:     Wer bin ich   – Wer sind wir?
Zweitens:   Dient das, was ich denke und tue dem Leben?


*
Zum geistigen Raum der Heilung und Transformation möchte ich mich in einer späteren  Folge des Zyklus WANDEL äussern.