Ist es nicht erstaunlich, dass jenes neu geborene Vögelchen, das Platz auf deinem Daumen fände, bei Sturm und verpesteter Luft, zu piepsen anfängt und zu leben beginnt?
Und es gibt den Leo, der auf offener Strasse seine Lea in die Arme nimmt und ihr ganz leise ins linke Ohr eine süsse Unanständigkeit ins Ohr wispert,
um ihr nur eine Woche später eine Liebeserklärung ins Ohr (diesmal ins rechte) zu flüstern.
Lea tanzt im Endlos-Korridor des Kantons-Spitals.
Es gibt jene Welt der Intimitäten, wo jede und jeder erröten darf, eine Sphäre, die Engel umschweben und sich der Mond hinter dunkelblaue Wolken verzieht und unerwartet, wenn alles schläft, wieder hervor tritt in silbernem Licht.
Eine Welt, wo sie, nach all den schweren Verlusten wieder aus den Wassern auftaucht, sich schüttelt und ihm ihr schönstes Lächeln in die Arme legt.
Und erst recht jene Überlebende, die sich mit tränen-geschwollenen Augen aufrichten und (noch) unsichtbar zu tanzen beginnen.
Es sind Intimsphären, die wie zarte Winde in einer steinernen Welt, die Welt bei Atem halten.
Siehst du jene Schülerin dort, die in der zweiten der langen Stuhlreihen in jenem rechteckigen Schulzimmer aus Stahl und Glas, den Kopf auf ihren Händen festhält, damit er nicht herunterfällt, müde und trostlos auf ein Blatt starrt, auf dem Dinge stehen, die sie nicht versteht, bis sie eine innere Stimme hört: «Du, komm.»
Siehst du den Mann in jenem roten Cabriolet, der sich eben entschlossen hat, seinen «Traum-Job» zu kündigen, um Bauer zu werden. Hörst du seine glücklichen Schreie?
Dem Flüstern verwandt ist das Blinzeln, welches nur der oder die Angeblinzelte versteht.
Der Flügelschlag des Schmetterlings kann nicht nur einen Sturm am Ende der Welt auslösen, sondern diesen auch glätten.
Es gibt Lichtwesen, die sich in Tränen niedersetzen und Durstende tränken.
Es sind Intimsphären, die wie zarte Winde in einer steinernen Welt die Welt bei Atem halten.
Jenes Vögelchen, kaum überlebt, schwebt jetzt am sonnigen Märzenhimmel, schlägt Pirouetten. Wie schön.
Wenn im Menschen, zutiefst, innen, der Liebende/die Liebende erscheint, innig, unwiderstehlich und in grosser Schönheit und er in seine/ihre Hände fällt, findet die Sehnsucht ein Ende und die Sonne des Herzens geht auf.
Der Zauber des Lebens hat sich in die Intimsphären zurückgezogen. Dort lebt er und hält die Welt bei Atem.
Beitragsbild: Traumfänger
Erstaunlich, und mit viel Hoffnung befrachtet, ist es auch
wenn Erstaunliches an Selbstverständlichkeit gewinnt.
Welch wunderbarer Sprache du dich bedienst lieber Werner, herzliche Grüsse, Mathias
Ja, und es gibt in jedem Moment etwas zum staunen! Danke, Werner!
Wie können wir die steinerne in eine lebenige Welt wandeln?
Gruss Joachim