Wir helfen mit, den Welten-Raum, das heisst die globale Atmosphäre zu erneuern, in dem wir unseren seelischen Innen-Raum entwickeln. Die äussere Welt ist ein Spiegel der menschlichen Bewusstseinsverfassung. Beginnen wir also damit, an unserem inneren Raum so zu arbeiten, dass er auf uns selbst, wie auch auf unsere Umgebung lebensdienlich wirkt.
Dieser Essay stellt den Versuch dar, einen langen Prozess in Kürze zu beschreiben.
Der Innen-Raum öffnet sich dem Menschen, wenn er nach innen schaut und sich in seinen seelischen Innen-Raum lauschend versenkt.
Dieser Raum ist, wenn wir ihn noch mit wenig Bewusstheit betreten haben, vorerst einmal verstellt, angehäuft mit Gedanken und Gefühlen, die, verkeilt ineinander und zu Mustern verformt, sich repetitiv, manchmal mechanisch bewegen und uns einen starken Eindruck von nervöser Betriebsamkeit geben. Ein völlig nach aussen gerichteter Mensch findet bei ersten Meditationsversuchen oft nicht die ersehnte Ruhe, sondern hektisches Gedankentreiben in einer kühlen, manchmal sogar abweisenden Atmosphäre, wo das Gedachte keine wahre Heimat findet, sondern sich in einem abstossenden Raum aufhält, eingezont, gefangen, ungeliebt, wodurch es sich nicht in positivem Sinne entwickeln kann.
Die Grund-Stimmung und die Atmosphäre sind entscheid für die Innen-Raum-Entwicklung.
Die inner-seelische Stimmung und Atmosphäre entwickeln sich aufgrund des Klanges, des Tones, mit dem wir zu uns sprechen. Ist die innere Stimme, mit der wir zu uns sprechen, unduldsam, gereizt, kritisch oder wohlwollend, gütig, nachsichtig? –
Ist sie wohlwollend und mitfühlend, dann entwickelt sich in unserem Seelen-Innen-Raum Milde, die Wachstum und Versöhnung mit uns und anderen Personen, die in uns leben, erlaubt und ermöglicht.
«C’est le ton, qui fait la musique.» – Die Herzens-Präsenz entscheidet über den Gang der Entwicklung.
Viele Menschen genügen sich selbst nicht. Das ist sehr verbreitet. Aufgrund dieser Einstellung, ist die Stimme, mit der sie zu sich reden, streng, fordernd, Druck ausübend, depressiv oder aggressiv machend. Dadurch wird das Binnen-Klima frostig und die verinnerlichten Gedanken- und Gefühlsmuster werden dementsprechend härter und kälter. Das Ego schafft eine Atmosphäre, welche kühl und feindselig ist.
Die menschliche Befindlichkeit ist vollständig davon abhängig, in welchem Ton wir mit uns sprechen. Der Klang unserer inneren Stimme bestimmt darüber, ob es uns in unserer Haut wohl ist oder ob wir lieber aus ihr fahren möchten.
Klar, auch der Inhalt unserer Weisungen und Kommentare zu uns, sind mitbestimmend über die Qualität in unserem Innen-Raum, entscheidender aber ist der Ton, mit der wir unsere inneren Inhalte qualifizieren.
Das Mitgefühl und die Einfühlung, die sich im Klang unserer inneren Stimme ausdrückt, transformieren uns. Zum Beispiel: Schmerz und Verlust wandelt sich durch Selbst-Einfühlung und Verständnis in Nachsicht und in Heilkraft.
Baut sich Freundschaft zu uns auf (durch den freundschaftlichen Ton, mit dem wir zu uns sprechen), wird es sehr viel leichter, uns dem höheren Selbst (der Innen-Raum im Innen-Raum), dem Seins-Raum (vergl. Im Seins-Raum, 17. Aug. 19) gegenüber zu öffnen.
In einer wachsenden Atmosphäre der LIEBE, erkennen wir unsere Ego-Struktur leichter; wir können ihr zulächeln und uns von ihren Zwängen leichter befreien. Dadurch lebt auch das innere Kind, nun nicht mehr eingeschüchtert, auf.
Wir erkennen nun die Relativität unserer inneren Programmierung und bekämpfen sie nicht mehr – wodurch wir ihr viel Energie gegeben haben – sondern wir lösen uns sanft von ihr ab.
Durch die Empathie zu uns selbst, entwickelt sich unser Verständnis für andere.
Es entsteht nun ein Raum der Heilung und des Wachstums in uns: der Seins-Raum.
In der alten gereizten und unduldsamen Stimmung binden wir uns an innere, alte Prägungen und Strukturen,
durch die wohlwollende, einfühlsame und nachsichtige Stimme, welche aus unserer Seele kommt, lösen wir uns von den alten Gedanken- und Gefühlsmuster, die uns bisher geformt haben, ab.
Das innere Gefängnis wandelt sich somit in einen Raum der Heilung und der Freude für andere, wie für uns selbst.
Wenn wir auf der Suche nach der inneren Wahrheit sind, eingestimmt auf unser Herzens, so können wir leicht am Ton erkennen, ob wir die die Stimme des Herzen hören oder eher die Stimme(n) der verinnerlichten Stimmen unserer Eltern, Lehrer, Erzieher oder der herrschenden Kultur.
Ist der Klang der Stimme, die wir vernehmen eher kritisch, schroff und unduldsam, so handelt es sich wahrscheinlich um die verinnerlichte Stimme (Über-Ich), die eher im Kopf angesiedelt und ihren Ursprung in der Aussenwelt hat und nicht der inneren Wahrheit entsprechen,
hört sich die innere Stimme klar, mild und liebevoll an, so handelt es sich sehr wahrscheinlich um die Stimme des Herzens, um die Stimme der eigenen, tiefliegenden Wahrheit, die der Seele entströmt. Sie ermöglicht es uns, unsere innere Wahrheit zu erkennen, jenseits aller Moral und Verurteilung.
Beitragsbild: Aquarell von WB „Raum“