Das betrachtende Selbst

Anders als die egozentrische Sicht, welche auf das, was stört, fixiert ist, ist der betrachtende, schauende Blick des hohen Selbst weit, all-umspannend, einbeziehend und weit, in Ausdehnung begriffen und wohlwollend.

Das Ego bindet, fixiert, macht abhängig, nimmt in Besitz. Es fragmentiert, atomisiert, pulverisiert, trennt, während die Sicht aus dem Selbst, organisch und natürlich das was ist, zur Entfaltung und ins volle Leben bringt. Das wahre Selbst ist konsistent und so auch sein Blick, der das Eine im Vielen erkennt, ein Blick voller Güte, der alles akzeptiert, respektiert, alles sanft und sehr liebevoll betrachtet. Wir können auch sagen: mit dem Herzen betrachtetes Leben.

Dieses Schauen entbindet das gefesselte Leben aus der Umklammerung des besitzergreifenden Egos.

Das Ego will das, was es stört, entfernen, abtrennen, aburteilen, verbannen oder vernichten.
Zerstören, was stört heisst die Kürzest-Formel dieses ausschliessenden Systems.

Es gibt Eltern, dies als ein Beispiel, die betrachten ihr Kind (vielleicht deshalb, weil es nicht so angepasst ist) als Störenfried, solange bis es wirklich gestört erscheint und ein falsches Selbst aufgebaut hat, in dem sein angebliches Gestört-sein eingebaut ist und zur Selbst-Verachtung führt. Diese Störung trägt meist einen Namen oder eine stigmatisierende Botschaft, zum Beispiel: «Du bist zu langsam!». Der betreffende «Störenfried» setzt sich in Folge unter Druck schneller zu werden, wird dadurch fehlerhaft und, weil er seine Fehler ausbügeln will, was Zeit braucht, noch langsamer, was wiederum auf Ablehnung stösst. So baut sich ein inneres Drama auf.
Das ist ein zentrales Merkmal des Ego: es erfindet Dramen, bläht diese auf, um vom Wesentlichen abzulenken.
Das Drama -wir können auch von einem Muster sprechen- bindet sehr viel Aufmerksamkeit und damit Energie an sich, wodurch sich die daraus entstehenden Konflikte verschärfen. Die Eltern, um zum Beispiel zurückzublenden, haben den Gewinn, der darin besteht, dass ihr Sohn oder ihre Tochter Träger*in ihrer eigenen, nicht eingestandenen Schwäche geworden ist, Symptom-Träger-in des eigenen Schattenanteiles.

So etwa arbeitet das Ego. Wir alle kennen das – bei uns und bei anderen.

Das Ego fixiert, kapselt ein, bringt in Vereinzelung und damit in Einsamkeit und erzeugt somit eine Art von falscher Identität: Ich bin so, du bist so. Zu Beispiel: Ich bin zuverlässig, du bist chaotisch. Mit dieser Art von Klein-Identitäten zimmern wir unser Lebens-Skript, unser Dreh-Buch des Lebens und daraus ist unser Blick und unser Urteil über andere gespeist. Unserem Drehbuch gemäss urteilen wir und binden andere Menschen an uns.

Wenn wir Andere von unseren Urteilen und Vorstellung entbinden, vergeben wir. Somit lassen wir die anderen Menschen frei, lassen sie ihren eigenen Weg gehen und wir geben ihnen den freien, offenen Raum, um sich ihrem Wesen gemäss zu entfalten. Zur selben Zeit befreien wir uns selbst von den Vorstellungen, die uns behindern, uns selbst zu verwirklichen.

Indem wir verzeihen wechseln wir die Ebene unseres Bewusstseins: Vom fixierenden, urteilenden Sehen wechseln wir zum wohlwollenden Betrachten. Wir lösen uns von unseren Erwartungen, die einengen und ihre Wurzel in der Angst haben. Es ist das betrachtende, göttliche Selbst, welches uns und andere auf den Grund unseres Seins führt.

Die Befreiung geschieht durch die Öffnung des Herzens und die Akzeptation der verschiedenen individuellen Ausdrucksweisen der Menschen, der Wesenheiten, was LIEBE bedeutet.

Durch das wohlwollende Betrachten entbinden wir, befreien Leben zu sich selbst hin. So betrachtet regeneriert sich bedrücktes, gebundenes Leben, findet zu seiner Ursprünglichkeit, zur Frische und Reinheit des Seins.

Dieses Betrachten können wir auch Kontemplation nennen.
Das Betrachten aus der Weite des Herzens befreit und heilt.

Freud und andere Psychologen lehrten, dass neurotisches, zwanghaftes Verhalten, das zu ständigen Wiederholungen neigt, durch Erkenntnis und Einsichten in die Entstehungsgeschichten der Symptomatik zur Gesundung und Lebendigkeit verhilft. Ich bin überzeugt, dass sie recht hatten. Allerdings ist dieser Weg allein mühsam und langwierig, während der Weg des Wechsels der Weise des Sehens vom egozentrischen Blick zum wohlwollenden kontemplativen Betrachten eher geeignet ist, die fixierten Energien frei zu setzen und dem Entfaltungsprozess des Menschen zuzuführen.

Das wohlwollende Betrachten hellt die Grund-Stimmung des Betrachters und des Betrachteten merklich auf.

Durch den Wechsel der Art des Schauens wird nicht nur der Betrachter in einen heilenden Strom geleitet, sondern auch der Betrachtete. Die gebundene Energie, die durch Urteile und Stereotype gefangen wurde, wird durch den geweiteten Blick des kontemplativen Betrachters befreit und steht nun wieder der Entfaltung der menschlichen Seelen-Kräfte und der Verwirklichung des Individuums zur Verfügung.

Der tiefenpsychologische Heilansatz und der von mir geschilderte spirituelle, kontemplative Ansatz lassen sich gut miteinander verbinden.

In Meditation kann es geschehen, dass der Meditierende, das alles akzeptierende und liebende Auge Gottes auf sich ruhen fühlt, wodurch er in tiefe Entspannung versinkt und sich völlig aufgehoben und geborgen fühlt. Es ist derselbe Blick, den er auch nach aussen richten kann, denn was er erfahren hat, will sich, wie alle tiefen Erlebnisse, mit-teilen.

DIE LIEBE FREI LASSEN

Da sich die Mächte der Angst zu dieser Zeit machtvoll inszenieren, scheint es mir nun vordringlich zu sein, dass ich/wir uns vermehrt auf die LIEBE ausrichten.

«Gott ist die Liebe» wird gesagt» – und ich stimme dem zu. Fast.
Keine Aussage über Gott, wie auch über die LIEBE wird dem, was wir als Gott und als LIEBE bezeichnen, ganz gerecht. Vielleicht spüren wir Gott, aber wie könnten wir dieses Mysterium ganz ergründen und erst recht mit einer kognitiven Sprache? Könnten wir es, wäre es kein Mysterium mehr. Dasselbe gilt für die göttliche LIEBE. Sie ist ein grosses Gefühl, ein Bewusstseins-Zustand, eine kosmische Kraft, sie ist Ursprung und die Kraft aller Vereinigung – ja, und alle diese Begriffe sind zutreffend, reichen aber nicht aus, sie vollständig ins Erleben und ins Verstehen zu bringen. So wie Gott, ist auch seine ausstrahlende, grenzenlose LIEBE geheimnisvoll, nie ganz fassbar, greifbar; sie übersteigt unser Fassungsvermögen, unseren Verstand erst recht, der nicht einmal im Ansatz fähig ist, die LIEBE in der Tiefe zu empfangen und zu erfahren.

Ich lebe für die LIEBE – sie ist mir alles. Sie bringt mich um den Verstand, zum Verschwinden und schafft mich neu. Sie ist vollkommen unberechenbar, schon gar nicht steuerbar und gerade deshalb verehre ich sie. Ja, und gleichzeitig ist sie das Treuste, was ich kenne. Sie ist das ewige Ja, das ICH BIN DA.

Manchmal spüre ich zu ihr eine unendliche Leidenschaft und Hingabe-Bereitschaft, die mich an den Rand der Auflösung bringt. Ich spreche nun von ihr, als ob sie eine Person wäre und wer weiss: vielleicht ist sie es auch, in einer Weise, die ich manchmal erahne.

Ich schreibe das Wort LIEBE gross, um es von der kleinen ego-behangenen Liebe abzugrenzen, welche an zahlreiche Bedingungen geknüpft ist.

Die LIEBE erinnert mich an ein Menschenwesen, das seine Arme ganz offenhält, um die Liebessucherin ganz an ihr Herz zu nehmen, sie zu schützen, so dass sie sich völlig aufgehoben und akzeptiert fühlt und sie gleichzeitig frei lässt. Vollkommen. Arme, die also ausdrücken: Wann immer Du es brauchst: fühle Dich willkommen und ganz angenommen und frei jederzeit zu gehen, um deinen eigenen Weg zu suchen und zu finden.

Und, so sagen die liebenden Arme: Wenn du auch gehst, so bleibst Du in meinem Herzen, wo auch immer du hingehst.

Und dies gleichzeitig: Der Liebende hält und lässt frei; er umarmt und gibt allen Raum, den wir benötigen. Die gleichen Arme umarmen und geben allen Wesen Seins-Raum.

LIEBE befreit, dehnt aus und erweitert den Bewusstseins-Raum, immer, während Angst einengt und bindet (vergl. meinen letzten Blog: Das Virus der Angst).

Kein Anflug von Zwang, von Müssen ist in der LIEBE zu erkennen. Da werden keine Auflagen gemacht, keine Bedingungen gestellt, da sind keine unausgesprochenen Erwartungen versteckt wirksam. Die LIEBE ist vollkommen rein – wie klares Wasser.

Manchmal spüre ich die Tendenz in mir, mit der LIEBE etwas zu machen, sie an ein Konzept von mir anzubinden.

Aber ich spüre die feste Absicht, sie frei zu setzen, frei zu lassen, wie sie mich frei lässt. Ich fühle die Absicht, ihr allen Raum in mir zu geben, damit sie geschehen kann, wie der Wille:

Dein Wille geschehe. So auch die LIEBE. Diesem Geschehen möchte ich Raum geben.

Das bedeutet Kontroll-Verlust. Und den will ich einüben, weil ich weiss (aber ich weiss es noch nicht vollständig), dass ich mit dem Anspruch nach Kontrolle, der letzten Ausbreitung und Verwirklichung meines Lebens entgegenhalte. Und dieses Entgegenhalten soll ein Ende finden. Ich weiss ja, die LIEBE bedeutet immer auch Sterben. Sterben des Widerstandes, des Anspruchs und der Kontrolle.

Ich fange an, die LIEBE frei zu lassen.

 

DIE SEELE – Teil 3

Auch im 3. Teil meines Essays unternehme ich den Versuch, mich dem geheimnisvollen Bereich, den wir Seele nennen, anzunähern. Zuerst entwerfe ich zwei Bilder, mit deren Hilfe ich versuche, das reiche Leben der Seele zu erläutern. Danach zeige ich auf, wie wichtig es ist, dass wir der Seele Raum zu atmen, damit sie sich zu entwickeln und zu zeigen vermag. Schliesslich weise ich auf einige Äusserungsweisen der Seele hin.

Bilder der Seele
Ich betrachte mein inneres Bild der Seele: Es hat die Form eines Mandalas. Zuinnerst ist der Punkt der absoluten, unergründlichen göttlichen Ruhe. Daraus geht unsere Buddha-Natur und die Christus-Wirklichkeit hervor. Um diesen ruhenden, zentralen Bereich kommt Bewegung auf: Es ist der Tanz der Liebenden. Sie umkreisen die heilige und heilende Mitte. Die Liebes-Tänzer*innen geben der geschaffenen Welt das Leben; sie halten die Sterne in ihrer Bahn durch die schaffende, bewegende Liebe, die aus ihrem Tanz strömt.
Danach, in weiterer Ausstrahlung sind alle Bereiche der feinstofflichen und grobstofflichen Welten der Schöpfung angeordnet. Auch sie sind, wenn auch nicht mehr so intensiv, durchstrahlt.

Aus den Innen-Bezirken unseres Wesens fliesst uns Nahrung zu: das Brot des Lebens, welches auch Wissen und Weisheit meint, denn -wie ich schon ausführte- ist die Seele eine wissende Substanz, die uns von innen nährt. «Gib uns heute unser tägliches Brot.»

In einem zweiten Bild erfahre ich die Seele als ein hoch-kommunikatives Feld, welches aus unzähligen Lichtfasern besteht (vergleichbar mit Nervenfasern), die in Beziehung und Vernetzung mit zahlreichen Lebewesen aus zahlreichen Bewusstseins- und Wirklichkeits-Ebenen stehen. So wie der Körper atmet auch die Seele –aber in nicht-polarer Weise. Das Feld der Seele vibriert. Sie ist eine lebendige Licht-Liebes-Vibration.

Unsere Seele entfaltet sich, wenn wir ihr zuhören. Damit geben wir ihr Raum (Hör-Raum), damit sie durch verschiedene Kanäle zu uns sprechen kann.

Raum
Der Raum ermöglicht es dem Impuls zu wirken, ermöglicht es dem Leben zu wachsen. Die Mutter (in uns) gibt Raum, Lebens- Gebärmutter- und Seelen-Raum.
Der göttliche Licht-Gedanke fühlt sich vom reinen, leeren Raum angezogen. Die Seele benötigt es, dass wir ihr Hör- und Empfangs-Raum zu atmen, damit sie sich zeigen und äussern kann.
Ausserdem können wir der göttlichen einwirkenden Kraft, die sich in uns inkarnieren möchte, helfen (es ihr leicht machen), sich in uns zu verkörpern, indem wir, achtsam atmend, innerlichen Raum bereitstellen.
Das zu uns Kommende, entfaltet sich, wenn wir ihm Raum geben, was eine Art von Hingabe ist. Dabei entfalten wir uns.

Äusserungsweisen der Seele
Es gibt verschieden Arten, wie sich die Seele ausdrückt. Hier einige Beispiele:
Sie gibt uns Einsichten (Inspirationen), spricht durch Lehr- oder Weisungs-Träume zu uns, offenbart sich in spontanen Meditationen, die im Alltag über uns kommen, sie hebt uns in höhere Welten, oft in der frühen Morgen-Dämmerung, sie enthüllt sich uns in Liebes-Beziehungen.

Ein-Sichten
Hier folgt ein persönliches Beispiel: Einige Tage nach meiner Herz-Operation – es ist schon einige Jahre her – kam eine Ärztin zum mir, um mein Herz mittels Ultra-Schall zu beobachten. Ich hatte freie Sicht auf dem Monitor. Was ich nun sah, erstaunte und erfreute mich und ich fühlte mich, durch das, was ich sehr präzise wahrnahm, erregt:
Ich sah dort, wo sich mein Herz befand, zwei tanzende Engel. Sie waren wunderschön, mit grossen Flügeln. Ihr Tanz war schnell und dynamisch; sie waren völlig aufeinander bezogen. Den Zwischenraum, den sie formten und mit starker Energie aufluden, bildete eine eigene, ebenfalls sehr schöne Gestalt, die sich ständig veränderte. Es war eine Energie-Gestalt, welche die Aufgabe hatte und hat, dem physischen Herzen, die nötige Energie zu geben, um mein Erden- Leben zu ermöglichen. Die Szene war sehr plastisch, realistisch und liess keinen Zweifel offen. Schliesslich konnte ich es mir nicht mehr verkneifen, die untersuchende Ärztin auf das Bild, da sich sah, aufmerksam zu machen. Sie räusperte sich kurz, ignorierte meine Mitteilung, was für mich okay war.

Ein-Sichten hinter die äusseren Erscheinungsweisen verzaubern und erhellen unser Bewusstsein. Spontan können sie sich einstellen.- Es sind Geschenke und bilden Lücken in den engen Verstand.

Lehr- und Weisungs-Träume
Anders als Träume, die der Verarbeitung von noch zu wenig verarbeitenden Alltags-Ereignissen dienen, wirken die eher selten auftretenden Weisungs- und Lehr-Träume, die von einem hohen Bewusstsein einfallen sehr intensiv und nachhaltig. Sie enthalten für uns sehr bedeutende Mitteilungen, die unseren Lebensweg und unsere Lebens-Vision betreffen. Die Botschaften sind in der Regel sehr klar und eindeutig, ob sie sich nun sprachlich, bildlich oder körperlich-kinästhetisch offenbaren.

Die gewöhnlichen Träume steigen aus dem Unbewussten auf, die Lehr-Träume kommen aus dem höheren Bewusstsein, dem Seelen-Zentrum, zu uns. Deshalb fühlen sie sich auch sehr unterschiedlich an.

Spontane Meditationen
Wenn ich gut mit mir selbst verbunden bin, kann es geschehen, dass eine meditative Stille über mich fällt, in mich einfliesst und grosse Stille erzeugt, die sich ausbreitet und sogar allfällig Personen, die sich im gleichen Raum wie ich aufhalten, manchmal erfasst.
Die Meditation oder das kontemplative Gebet kommt zu mir. In solchen Momenten falle ich augenblicklich in eine feierliche, tiefe Stille, in welcher der Verstand stille steht.

Dann sage ich mir: es meditiert oder es betet in mir. Das sind wunderbare Momente. Es ist gut, wenn wir offen sind für das, was zu uns kommen will.
Ich bin auch das, was mir entgegenkommt. Es kann die atmende Seele sein.

Morgen-Dämmerung
Im Zweilicht der Morgen-Dämmerung, im Übergang zwischen Schlaf und Wachen, ist es gut möglich, dass sich eine Brücke bildet zwischen diesen beiden Zuständen. Da können subtile Wahrheiten ins Alltags-Bewusstsein des Menschen einfliessen. Die Ätherwelt kann sich in wunderlichen, durchlichteten Formen darstellen, in zauberhaftem Glanz, uns entzücken und uns leicht machen, fliessend, beweglich. Oder es findet eine Begegnung zwischen zwei Seelen statt, eventuell zwischen uns und Verstorbenen, die uns etwas sagen möchten.

 Liebes-Beziehungen
Alle Beziehungen, die auf die LIEBE hin fokussiert sind, sind Liebes-Beziehungen. Die Kraft der Beziehung, die zwischen den Liebenden fliesst, die dritte Kraft oder der Heilige Geist wie sie auch genannt wird, verweist auf die EINS, auf das Einheits-Bewusstsein. Wenn die höchste Quelle in der Beziehung spürbar wird, Gott im anderen erlebbar wird, erscheint inneres Licht und grosse Freude. Solche Liebes-Beziehungen übersteigen das Endliche; sie sind darum fundamental und bilden die Pfeiler der Welt. Es kommt der Moment, dass die Tanzenden nur noch von der LIEBE bewegt werden, dann reihen sie sich in den grossen Tanz der Liebenden, die um das Lichtherz der Welt-Seele tanzen, ein.

 Wie schon gesagt, habe ich Beispiele für Äusserungsweisen der Seele angetönt im Wissen, dass es noch zahlreiche andere Weisen gib, wie sich die Seele zu äussern vermag. Je deutlicher und eindeutiger unser wahres, inneres Wesen, das wir sind, die Führung in unserem Leben übernommen hat, desto transparenter und durchlässiger werden wir für die Weisheit und Nahrung, die uns zufliesst. Durch das Gewahrsein unserer Seele und das Wissen um ihre Verbundenheit mit der Welt-Seele (Anima mundi) verändert sich unser Lebensgefühl deutlich in Richtung Fülle und Schönheit.

DIE SEELE – Teil 2

Im zweiten Teil dieses Essays gehe ich vorerst (bevor ich auf die Reise zum Mittelpunkt der Seele zu sprechen komme) auf einige begriffliche Klärungen ein, wie «Seele» verstanden werden kann. Noch einmal zitiere ich den grossen hinduistischen Meister Aurobindo:

«Ebenso haben wir in uns eine doppelte psychische Wesenheit:
die Begehren-Seele im Vordergrund, die sich in unseren vitalen Sehnsüchten, unseren Gefühlen, in der ästhetischen Begabung und im mentalen Suchen nach Macht, Wissen und Glück auswirkt, und
eine subliminale psychische Wesenheit, eine reine Macht von Licht, LIEBE, Freude und verfeinerter Essenz des Wesen, die unsere wahre Seele hinter der äusseren Form psychischen Daseins ist, die wir oft mit diesem Namen ehren. Erst wenn ein Widerschein dieser umfassenderen, reineren psychischen Wesenheit an der Aussenseite hervortritt, sagen wir von einem Menschen, er hat eine Seele.»*

Das Subliminale ist ein umfassenderes Bewusstsein als das vordergründige Dasein. Die Seele ist eine wissende Substanz.

In der jüdischen Tradition wird die subliminale Wesenheit Neschamah oder Seelenodem (der Hauch des Lebens) genannt, in der Anthroposophie wird von der Bewusstseins-Seele gesprochen. „Das, was in der Seele als Ewiges aufleuchtet, sei hier Bewusstseinsseele genannt.“ (R. Steiner).

Die individuelle, menschliche Seele ist innig verbunden mit der Seele der Erde und diese wiederum mit der Seele des Universums (Anima mundi), die Ur-Seele, wird auch Purusha oder Atman genannt.: die Welt-Seele

Merkwürdigerweise interessiert sich die westliche Psychologie fast ausschliesslich für die Begehren-Seele (oder Empfindungsseele) und befasst sich nur ausnahmsweise mit der inneren Wesenheit des Menschen, weshalb sich viele Menschen in Therapien auf ihrem spirituellen Weg nicht abgeholt fühlen. Allerdings nehmen jene Therapeuten, die sich für die spirituelle Seite des Menschen interessieren zu.
Noch oft werden tiefe spirituelle Erfahrungen pathologisiert – wie schrecklich!

Die materielle Sichtweise beschränkt sich auch im Hinblick auf die Erde auf die physisch Sicht des Planeten und erlaubt sich nicht nach der Seele der Erde (Anima mundi) zu fragen, wie sie ebenso der Meinung verfallen ist, das Universum sei vorwiegend ein kaltes, schwarzes Gebilde mit schwarzen Löchern, durchzogen von steinigen und gasförmigen kugligen Gebilden. Doch mystisch und seelisch gesehen waltet im Universum des Unendlichen Seligkeit, wirkt höchste kosmische Intelligenz. Die universelle schöpferische Kraft symbolisiert sich im goldenen Fötus. Das äussere, physische Universum ist der Körper Gottes, der seine Glorie und Wesenheit umhüllt und doch physisch ausdrückt.

In diesem Essay beziehe ich mich primär auf die innere Seele, also auf die subliminale psychische Wesenheit des Menschen.

 Die Reise zum Mittelpunkt der Seele

Der folgende «Reisebericht» ist eine Skizze. Ich spreche von einigen Stationen und Phasen auf dem Weg zum Mittelpunkt unserer Seele. Auf dieser Reise gibt es unendlich viele Reise-Varianten, so viele, wie es Menschen gibt. Ich versuche hier Phasen aufzuzeigen, die ich als häufig und wahrscheinlich erlebe.

Die Reise beginnt mit der Erkenntnis, dass wir mehr sind als unser Charakter, weit mehr als die hier auf Erden angelernten Gedanken- und Gefühlsmuster, viel mehr sind, als unsere Identifikationen (z.B. mit unserem Geschlecht, dem Beruf, unserem IQ, unseren emotionalen Auffälligkeiten, etc.). Wir spüren immer deutlicher, dass hinter dem angelernten Bereich eine weitere, umfassende Wirklichkeit anwesend ist. Dies erfahren wir meistens, wenn wir uns in Stille nach innen wenden.
Öffnet sich das Herz weiter kann es zur umwälzenden Erfahrung der Erweckung kommen. Die bisherigen Prägungen werden nun relativiert und mit dem Einfluss weiterer Wirklichkeits-Ebenen dehnt sich das menschliche Bewusstsein aus.

Die bisherigen Trennungslinien werden durchlässig (licht-durchlässig) und das bisher Abgespaltene wird neu als bekannt und vertraut erlebt und es verbindet sich wieder mit dem Kern der Person. «Ich bin auch, was mir entgegenkommt; ich bin nicht nur das Geschaffene, sondern auch der schöpferische, kreative Mensch. Ich bin nicht nur der Körper, sondern auch die Kraft, die ihn erschaffen hat.» So etwa kann der Prozess zu Wort kommen.

Parallel zum beschriebenen Prozess rückt die Arbeit am Schatten ins Blickfeld. Indem sich die Grenzen aufzulösen beginnen, fällt mehr Licht in das Innenleben des Menschen, wodurch sich das, was bisher verdrängt wurde, zum Vorschein kommt und damit greifbar und allmählich verstehbar. Die angehäuften Ängste, Verletzungen und die damit verbundenen Schmerzen zeigen ihre Umrisse, intensivieren sich. Die Angst vor einem endlosen Abgrund tut sich auf und wir spüren, dass nicht nur persönliche Ängste in uns stecken, sondern auch kollektive.
Da ist nun Geduld und Vertrauen gefragt: das Vertrauen nämlich, dass jenseits dieser finsteren Abgründe eine Macht wirkt, die uns liebt, die will, dass wir hier und im Leben sind.

In einer folgenden Phase erkennen wir, dass sich die Dunkelheit auflockert. Schimmer von Licht sind bemerkbar, erst schwach, dann stärker werdend.

Plötzlich treten Einbrüche von starkem Licht auf, manchmal an eine Flut erinnernd. Es ist sehr lebendiges Licht, das zu uns spricht, uns in unserer individuellen Wirklichkeit wahrnimmt, Licht, das uns meint, erkennt und wir sind fassungslos, freudig überrascht: wie kann das nur sein! Bis wir realisieren, dass wir geliebt sind. Bedingungslos mit all unseren Fehlern und Schwächen. Geliebt, angestrahlt, aufgehoben in unendlicher Zärtlichkeit.

Unterdessen sind wir umgestiegen, vom Verstand in das «Fahrzeug» der feinsten Sinne, also der Fein-Sinnigkeit und der Übersinnlichkeit. Hier sind wir zugänglich für die Wahrnehmung der bedingungslosen LIEBE, die uns durch alles, was wir sind, heilend berührt.
Je mehr wir uns verfeinern, desto besser kann sich uns die wahre Kraft, das hohe Bewusstsein und die umfassende Liebe offenbaren.

Nun nimmt unser inneres, hauchfeines Wesen Gestalt an. Diese ist durchlichtet und sehr fein. Wir fühlen uns zart, filigran. Manchmal meinen wir nichts zu sein, feiner als Hauch. Wenn wir dann ausharren, erleben wir diese Feinheit, die bis ins Nichts reicht als eine Realität, eine Wirklichkeit: der Hauch des Lebens, der Seelen-Odem. Es ist die Realität unseres innersten Seelen-Raumes und seine Wirklichkeit, das heisst seine Ausstrahlung. Dieser innerste Seelen-Raum ist individuell und universal/kosmisch.

Auf dem Weg zum Ursprungslicht, unserem Seelen-Zentrum, reinigt uns unsere Seele. Narzisstische Höhenflügel und Fehl-Identifikationen halten dem Licht der Wahrheit nicht stand. Sie trocknen allmählich aus, wahre Demut breitet sich aus. In der mystisch-christlichen Tradition spricht man auch von geistiger oder geistlicher Armut. Die Sufis sprechen von Fana, der Vernichtung des falschen Selbst.
Wir erfahren, dass alles, was an uns wesentlich, essentiell ist, Geschenk ist. Gegebenes.

Anstelle des mentalen Überbaues (unser Grössen-Selbst) breitet sich in unserem Bewusstsein Realität aus, die primäre Wirklichkeit dessen, was wir wahrhaftig sind. Es ist unspektakulär und wunderbar. Wo nichts mehr zu sein scheint, geht die Sonne des Bewusstseins und der ewigen Liebe auf.
Nun sind wir ganz nahe an unserem Wesenskern. Dieser ist der göttliche Funke oder die göttliche Flamme, die niemals erlischt. In sie werden wir einst eingehen.

Im Umkreis des Wesenskern tut sich der Himmel auf, wirkt die Aura Gottes. Da ist reines Strahlen. Wenn wir sterben fallen wir in den Kernbereich (den Wesens-Kern) unserer Seele, der heilig ist. Das Innerste unserer Seele ist vollständig durchgeistigt. Dort ist der Ewige/die Ewige, der Gebärer/die Gebärerin, der Liebende, die Liebende, die uns in LIEBE empfängt.

*Sri Aurobindo: Das göttliche Leben, Band 1, S.252

Der dritte und letzte Teil des Essays über DIE SEELE erscheint voraussichtlich in eine Woche.

Innen-Raum-Entwicklung

Wir helfen mit, den Welten-Raum, das heisst die globale Atmosphäre zu erneuern, in dem wir unseren seelischen Innen-Raum entwickeln. Die äussere Welt ist ein Spiegel der menschlichen Bewusstseinsverfassung. Beginnen wir also damit, an unserem inneren Raum so zu arbeiten, dass er auf uns selbst, wie auch auf unsere Umgebung lebensdienlich wirkt.
Dieser Essay stellt den Versuch dar, einen langen Prozess in Kürze zu beschreiben.

Der Innen-Raum öffnet sich dem Menschen, wenn er nach innen schaut und sich in seinen seelischen Innen-Raum lauschend versenkt.

Dieser Raum ist, wenn wir ihn noch mit wenig Bewusstheit betreten haben, vorerst einmal verstellt, angehäuft mit Gedanken und Gefühlen, die, verkeilt ineinander und zu Mustern verformt, sich repetitiv, manchmal mechanisch bewegen und uns einen starken Eindruck von nervöser Betriebsamkeit geben. Ein völlig nach aussen gerichteter Mensch findet bei ersten Meditationsversuchen oft nicht die ersehnte Ruhe, sondern hektisches Gedankentreiben in einer kühlen, manchmal sogar abweisenden Atmosphäre, wo das Gedachte keine wahre Heimat findet, sondern sich in einem abstossenden Raum aufhält, eingezont, gefangen, ungeliebt, wodurch es sich nicht in positivem Sinne entwickeln kann.

Die Grund-Stimmung und die Atmosphäre sind entscheid für die Innen-Raum-Entwicklung.

Die inner-seelische Stimmung und Atmosphäre entwickeln sich aufgrund des Klanges, des Tones, mit dem wir zu uns sprechen. Ist die innere Stimme, mit der wir zu uns sprechen, unduldsam, gereizt, kritisch oder wohlwollend, gütig, nachsichtig? –
Ist sie wohlwollend und mitfühlend, dann entwickelt sich in unserem Seelen-Innen-Raum Milde, die Wachstum und Versöhnung mit uns und anderen Personen, die in uns leben, erlaubt und ermöglicht.
«C’est le ton, qui fait la musique.» – Die Herzens-Präsenz entscheidet über den Gang der Entwicklung.

Viele Menschen genügen sich selbst nicht. Das ist sehr verbreitet. Aufgrund dieser Einstellung, ist die Stimme, mit der sie zu sich reden, streng, fordernd, Druck ausübend, depressiv oder aggressiv machend. Dadurch wird das Binnen-Klima frostig und die verinnerlichten Gedanken- und Gefühlsmuster werden dementsprechend härter und kälter. Das Ego schafft eine Atmosphäre, welche kühl und feindselig ist.

Die menschliche Befindlichkeit ist vollständig davon abhängig, in welchem Ton wir mit uns sprechen. Der Klang unserer inneren Stimme bestimmt darüber, ob es uns in unserer Haut wohl ist oder ob wir lieber aus ihr fahren möchten.

Klar, auch der Inhalt unserer Weisungen und Kommentare zu uns, sind mitbestimmend über die Qualität in unserem Innen-Raum, entscheidender aber ist der Ton, mit der wir unsere inneren Inhalte qualifizieren.

Das Mitgefühl und die Einfühlung, die sich im Klang unserer inneren Stimme ausdrückt, transformieren uns. Zum Beispiel: Schmerz und Verlust wandelt sich durch Selbst-Einfühlung und Verständnis in Nachsicht und in Heilkraft.

Baut sich Freundschaft zu uns auf (durch den freundschaftlichen Ton, mit dem wir zu uns sprechen), wird es sehr viel leichter, uns dem höheren Selbst (der Innen-Raum im Innen-Raum), dem Seins-Raum (vergl. Im Seins-Raum, 17. Aug. 19) gegenüber zu öffnen.

In einer wachsenden Atmosphäre der LIEBE, erkennen wir unsere Ego-Struktur leichter; wir können ihr zulächeln und uns von ihren Zwängen leichter befreien. Dadurch lebt auch das innere Kind, nun nicht mehr eingeschüchtert, auf.

Wir erkennen nun die Relativität unserer inneren Programmierung und bekämpfen sie nicht mehr – wodurch wir ihr viel Energie gegeben haben – sondern wir lösen uns sanft von ihr ab.

Durch die Empathie zu uns selbst, entwickelt sich unser Verständnis für andere.
Es entsteht nun ein Raum der Heilung und des Wachstums in uns: der Seins-Raum.

In der alten gereizten und unduldsamen Stimmung binden wir uns an innere, alte Prägungen und Strukturen,
durch die wohlwollende, einfühlsame und nachsichtige Stimme, welche aus unserer Seele kommt, lösen wir uns von den alten Gedanken- und Gefühlsmuster, die uns bisher geformt haben, ab.

Das innere Gefängnis wandelt sich somit in einen Raum der Heilung und der Freude für andere, wie für uns selbst.

Wenn wir auf der Suche nach der inneren Wahrheit sind, eingestimmt auf unser Herzens, so können wir leicht am Ton erkennen, ob wir die die Stimme des Herzen hören oder eher die Stimme(n) der verinnerlichten Stimmen unserer Eltern, Lehrer, Erzieher oder der herrschenden Kultur.
Ist der Klang der Stimme, die wir vernehmen eher kritisch, schroff und unduldsam, so handelt es sich wahrscheinlich um die verinnerlichte Stimme (Über-Ich), die eher im Kopf angesiedelt und ihren Ursprung in der Aussenwelt hat und nicht der inneren Wahrheit entsprechen,
hört sich die innere Stimme klar, mild und liebevoll an, so handelt es sich sehr wahrscheinlich um die Stimme des Herzens, um die Stimme der eigenen, tiefliegenden Wahrheit, die der Seele entströmt. Sie ermöglicht es uns, unsere innere Wahrheit zu erkennen, jenseits aller Moral und Verurteilung.

Beitragsbild: Aquarell von WB „Raum“

 

Wärme-Räume

Dies ist ein Gastbeitrag von Joachim Pfeffinger

Aussenschau
Zunächst ist das Phänomen “Raum“ angesprochen. Als Architekt kann ich vieles darüber berichten, denn dessen bauliche Erstellung gehört zu meinem täglichen Brot. Dass Räume in physischem Sinne auch erwärmt und klimatisiert werden können sollen (wo es erforderlich ist), gehört zum Lebensstandart der menschlichen Zivilisation. Die Erstellung von gebauten Räumen, besser noch von Architekturräumen, hat also physisch mit der Schaffung von wärmenden und schützenden Räumen zu tun. Täglich erleben wir, wie wichtig es ist, in Räumen leben zu dürfen, die uns schützend dienen und wärmen, zuweilen auch kühlen, wenn der Wärme zu viel ist.

Indessen kann klar werden, dass physischer Raum kein „Raum“ im eigentliche Sinne ist. Verweisen wir auf „Raum“, ist in Wirklichkeit immer das gemeint was „Raum“ bildet: Seine Umhüllungen, aber nicht der Raum selbst. Was ist denn dann „Raum“ eigentlich? Umhüllungen bestehen aus Materie, die aufgrund statischer-ästhetischer-künstlerischer[1], funktionell-juristischer und ökonomischer Kriterien und Regeln „organisiert“ werden. Es kann deutlich werden, dass „Raum“, obwohl ein alltägliches Phänomen, doch etwas Geheimnisvolles und daher nicht so leicht Verständliches ist: „Raum“ ist materialistisch gesprochen jene Sphäre, die zwischen den künstlerisch gestalteten materiellen Hüllen als „Nichts“, als „Leere“ ausgespart ist. „Raum“ ist, insofern wir ihn nur physisch sehen wollen eigentlich: Nichts! Er entzieht sich sinnlicher Beobachtung. Nur bei den Umhüllungen kann ich sagen: „Schau dort, diese oder jene Proportionen und Materialien, sind schön oder ungeeignet organisiert, sie weisen schöne, eleganten oder plumpe Linienführungen auf, die Fenster und Öffnungen sind am richtigen oder falschen Ort…“, wie auch immer. Will ich Aufschluss über tatsächlichen Raum erhalten, muss ich denkend fühlen wollen, was die Umhüllung mit ihrer Gesamtcharakteristik in mir als Seelenraum seelisch bewirkt. Die seelische Reflektion in mir verweist auf „Raum“, der sich meinem Denken als gefühlter Seelenraum offenbart. Wie auch Licht sinnlich nur an Materie erfahrbar wird, Materie, die verdichtetes Licht ist, wird Seelen-Raum durch die spezifische architektonische Anordnung von Materie an seiner Umhüllung manifest. Raum und Licht selbst sind rein geistig-seelische Tatsachen, die sich der direkten sinnlichen Wahrnehmung entziehen. Architektur (als Raumkunst) beruhe auf „Schweigen und Licht“, bemerkte einst der bedeutende Architekt Louis Isidor Kahn.

Gebauter „Raum als Wärmeraum“ ist vor allem die Vorstellung eines Zustandes in der Zukunft, gewonnen aus einem neuen Denken, das „Raum“ eine Wärmequalität zuweist, die jenseits rein materieller Vorstellungen mit der Ausstrahlung von Geborgenheit und im umfassendsten Sinne als „Raum für soziales Leben“, in dem man sich geschützt und wohl fühlt, und zu kreativem Tun, Bildung und zur Ausübung des Schönen-Wahren-Guten stimuliert wird, zu tun hat. Die Erkenntnis andererseits, dass Räume seelisch warm oder kalt sind, setzt eine entsprechende Empfänglichkeit vom Betrachter und Nutzer voraus, die wiederum ausgebildet sein muss. Je sensibler ein Betrachter ist, desto mehr Nuancen wird er erkennen und spüren.

 

Innenschau
Aus Sicht der anthroposophisch orientierten Geisteswissenschaft[2] ist es bekannt, dass ein Wesen nur dann Träger einer eigenen Seele sein kann, wenn es als physische Hülle einen Innenraum ausgebildet hat, der vom kosmischen Aussenraum abgetrennt wird. Dann erst ist es, gemäss Aristoteles, zu „selbstständigem Ortswechsel“ fähig. – Die eingewurzelte Pflanze ist eigentlich ein zweidimensionales lebendiges Wesen. Ihr physischer Organismus kommt, wie es bei allen lebendigen Wesen auf Erden der Fall ist, zwar auch durch Zellteilung zustande. Bei Pflanzen bleibt es aber bei der sich teilenden Zelle hin zu einem zuvor im Keim veranlagten Organismus, der, beeinflusst durch äussere Umstände, die die Keimesveranlagung „umzubiegen“ und abzuändern vermögen, die Organe nach aussen bildet. Die Pflanze entwickelt sich aus der Linie zur Fläche. Die Seele, der „Innenraum“ der Pflanze ist aussen, also der ganze Seelen-Kosmos um sie herum! Die Pflanze als „kosmische Antenne“ bildet lebendige Flächen (nie flach sondern immer mindestens doppelt gekrümmt) aus, die in den Umkreis ausgreifen. Beim Tier und Menschen kommt es zusätzlich zu jener geheimnisvollen Gastrulation, einem Einstülpungsprozess der Blastula, durch den der Hohlraum gebildet wird, in dem die Organe als eigener Kosmos, als Mikrokosmos, gebildet werden. Mit der Tierwelt beginnt in der Erden-Evolution überhaupt „Raum“ als Seelenraum und damit Gefühle in einem Erdenwesen zu existieren. Der Mensch als aufrecht Gehender vereinigt die Merkmale aller Erdenwesen in sich und fügt als Träger eines Ich und (s)eines Schicksals, dessen Lauf er selbst mitbestimmt, somit ein Neues und Einmaliges hinzu. Das ist ein gewaltiger Sprung in der kosmischen Entwicklung hin zur Freiheit, für den wir aber den Mineralien, Pflanzen und Tieren Dankbarkeit schulden. Diese Freiheit, die heute noch in der Individualisierungsphase des Egoismus und Narzissmus steckt, die aber nur eine Durchgangsstation hin zu höheren Entwicklungsstufen ist, zu denen sich entwicklungsfähige Menschen entwickeln können, ist allerdings mit diversen unangenehmen „Nebenwirkungen“ verbunden. Aus den vorigen Überlegungen heraus kann auf das Vorhandensein einer Seele geschlossen werden, denn wir könnten ohne Seele Raum nicht wahrnehmen und Seele kann nur „existieren“, wenn sie sich in einen belebten, physischen Körper senken kann, der ontologisch jenen Hohlraum ausgebildet hat.

Physische Wärme erhält den physischen Körper am Leben, seelische Wärme die Seele, deren Zentrum das Ich bildet. Ohne diese Wärmequalitäten könnte sich unser Ich nicht inkarnieren und inkarniert bleiben. Seelische Wärme strömt uns zweifach durch die uns umgebenden gelungenen architektonischen und die sozial gestimmten Menschen (als „Hüllenwesen“), die in tiefer geistiger Verschränkung zueinander stehen, zu. Der Mensch ist wie Architektur ein Hüllenwesen, das sich durch das innere Licht, das ihn als Wesen ausmacht und das er ausstrahlt, manifestiert, was darauf hindeutet, dass zwischen dem Menschen als geistig-seelischem und physischem Wesen und einem Architekturbau geheimnisvolle Zusammenhänge bestehen: Man könnte geradezu sagen, wenn man den Entwicklungsaspekt des Bewusstsein berücksichtigt, dass Gebäude eigentlich zu Menschen werden sollten.

Ein Menschen- und Weltbild, das sich in der Tiefe einer solchen spirituellen und wissenschaftlich fundierten Anschauung gründet, bedarf eines entsprechenden neuen Denkens, das die heute immer noch verbreitete Art des rein verstandesmässigen analytischen und verstandesmässigen Denkens, wie es vor allem in den durch ökonomische Interessen manipulierten Naturwissenschaften deutlich wird, überwindet. Dann erst werden wir einerseits soziale Menschen haben, die seelische Wärmeräume, wie oben beschrieben, in die Lebenssphäre der Mitwelt aufspannen; und andererseits wird es zu Architekturobjekten und städtebaulichen Anlagen kommen, die (bauliche) Hüllenwesen erzeugen, deren seelische Wirkung als Räume ebenfalls als wärmend und tragend empfunden werden, als Räume, die soziales Leben stimulieren und tragen, gebaute Räume[3], die dem Kosmos und der Natur der Erde Respekt zollen! Die bewusste Schaffung sozialer und architektonischer Wärmeräume steht in innigem Zusammenhang mit einem neuen, lebendigen und empfindenden Denken. Nur dann kann Bau zu Mensch und der Mensch ein Tempel des guten Sonnengeistes werden.

Neues Denken

Dass wir als aufrecht gehende Menschen auf Erden leben können bedingt, dass wir als „Geist-Ich“ uns mit „Hüllen“ umgeben, die uns „erden“. Unser Selbstbewusstsein ist dabei jenes Element, das uns mit der Erde verbindet, wir haben es auf der Erde erlangt. Ansonsten sind wir kosmische Wesen, die aus dem gesamten geistigen Kosmos heraus gebildet sind, wie auch die Erde als geistiges Wesen. Die äussere Hülle um unser Ich ist der physische Leib, der von den Hüllen des Lebens und des Gefühls durchdrungen und vom Ich gestaltet wird. Der Begriff „Mensch“ wird hier nicht nur als abgetrenntes Einzel-Wesen verstanden, das als zufällig zusammengewürfelter Algorithmus auf Erden wandelt und irgendwann im Nichts verschwindet oder womöglich als Plage „Homo Sapiens“ von der Erde als Krankheit abgeschüttelt wird[4]. “Mensch“ wird als geistiges Entwicklungswesen verstanden, das durch Widersacherkräfte irgendwann aus dem Zusammenhang mit der kosmischen Ordnung herausgelöst wurde, um frei werden zu können. Dieses Entwicklungswesen hat heute, im Zeitalter des Individualismus, einen bestimmten Bewusstseinszustand erreicht. Es kann sich aus freier Entscheidung zu einer Geistgemeinschaft mit den Göttern weiterentwickeln und dennoch das Ich-Sein erhalten, ein Zukunftszustand, der als Potenzialität keimhaft veranlagt ist. Insofern ist der Mensch (als heilige Ich-Gemeinschaft) etwas unglaublich Grosses aber eben Unfertiges! Die Weiterentwicklung liegt, im Gegensatz zu den Tieren, die ihren Instinkten folgen müssen, in unseren eigenen Händen. Sie kann auch scheitern.

Unsere physisch-seelisch-geistige Organisation ist polar aufgebaut: Im Kopf mit einem Aussenskelett sehen wir eine gegen den Himmel abgeschlossene Nerven- und Sinneswelt, die aber im Körper wirkt, in der das Gehirn in einer wässrigen Substanz schwerelos wie „tot“ schwimmt. Das Gehirn ist dabei nicht etwa der Produzent von Gedanken, wie heute spekulativ angenommen wird, sondern eine Art „Spiegelungsapparat“, der Gedanken reflektiert und bewusst macht. Obwohl der Sinnes-Nervenprozess ein synthetischer ist, denn in ihm fliessen alle Organtätigkeiten zusammen und werden verknüpft, ist unsere Denktätigkeit heute weitgehend ein analytisches und zerstörendes: Das Erfassen der Welterscheinungen in Begriffen „tötet“ sozusagen den eigentlich lebendigen Zusammenhang der Wirklichkeit ab, die lebendige Wirklichkeit wird herabgelähmt und in abstrakte Begriffe eingeschnürt. Auch die Sprache und Worte, mit denen wir diese Wirklichkeit zu erfassen suchen, zerstört: Wir sagen das Wort „Blume“ und haben von dieser einen Begriff als physischen „Gegenstand“, weil wir nicht zu erkennen vermögen, dass das eigentliche Wesen „Blume“ (das unsichtbar ist) viel tiefer und grösser ist, als wir es uns heute vorzustellen vermögen. Unser Denken ist, insofern es an das Gehirn gebunden bleibt, kalt und abstrakt. Ich spreche gerne vom „Excell-Tabellenbewußtsein“. Der Nerven-Sinnesprozess ist dabei aber nicht der, den die Neurologie heute als stoffgebundenes neuronales Netzwerk versteht. Die Stofflichkeit der Nerven und des Gehirns ist eigentlich Teil des Stoffwechselprozesses. Substanzen und alle ihre Prozesse (Ausschüttungen diverser Botenstoffe wie Dopamin aus der Nebenierenrinde usw.) sind stofflicher Natur und damit dem Stoffwechsel eingegliedert, sie haben nichts mit eigentlicher Nerventätigkeit zu tun. Wer dort Gedanken sucht, sucht nach einem Phantom und geht in die Irre. Nerventätigkeit ist ein Lichtprozess in den Zwischenräumen der Materie und damit der sinnlichen Beobachtung nicht zugänglich! Das Denken drängt dort, wo es tätig wird, die Materie weg. Das Denken ist ein Eigenwesen, das wir selbst im „reinen Denken“ beobachten können, es ist ein geistiger Prozess, der durch die materialistischen Naturwissenschaften nicht, wohl aber durch eine Geisteswissenschaft verstanden werden kann. Durch die Denktätigkeit verbinden wir die Welterscheinungen zu einem Sinnzusammenhang, der aber heute, mit der materialistischen Gesinnung als (kalter) Tötungsprozess wirkt, wie vorher dargestellt. In diesem Sinne bewirkt das abstrakte Denken, das uns auch a(nti)sozial sein lässt (die Voraussetzung des Kapitalismus) einen Abbau- und Sterbeprozess unseres Körpers und notabene auch der Natur, wie wir ja deutlich sehen können.

Im Pol des Stoffwechselsystems, das durch ein Innenskelett getragen wird, wird Materie synthetisiert und als körpereigene Substanz aufgebaut. Während der Kopf egoistisch nach innen weist und wir deshalb ein wach-geistiges Innenleben haben können, verbinden wir uns mit den Gliedmassen, die den Stoffwechsel antreiben, mit der Welt. Sie gehen nach aussen. Kosmos strömt in die Zwischenräume der Finger und der Beine. Der Stoffwechsel-Gliedmassenorganismus, der im gesamten Körper, so auch im Gehirn, wirkt, ist unser Wärmepol, in dem unser Wille (stofflich das Hämoglobin und dort das Eisen) lebt. Im warmen lebendigen Blut als dem „Saft“ der Stoffwechseltätigkeit, das polar zu den Nerven wirkt, lebt unser Ich.

 

Im Kopfprozess des Denkens sind wir wach, im Stoffwechselprozess des Wollens schlafen wir tief, auch wenn wir wach sind. Die Zerstörungen, die durch unser Gedankenleben im Wachleben verursacht werden, werden des nachts, wenn wir bewusstlos schlafen und ausserhalb von unserem Körper leben, regeneriert, denn geistig sind wir dort mit dem ganzen Kosmos verbunden. Hohe geistige Kräfte greifen dann erhaltend in unseren Organismus ein. Weil aber die Regeneration die Zerstörungen nie ganz ausgleichen kann, altern und sterben wir schliesslich, weil unser physischer Körper, wie vorher beschrieben, zerstört wird. Durch das Altern und Sterben werden wir aber weiser (als Potenzial, das wir nutzen können, Weisheit entsteht nicht automatisch), weil der Rückgang der Stoffwechseltätigkeit geistige Weiterentwicklung ermöglicht, wenn wir es zulassen. Bewusstseinssteigerungen sind mit Sterbeprozessen verbunden. Der Tod ist ein Bewusstseinstor ins Licht und in die Wärme der geistigen Welt. Tod ist Teil des Lebens.

 

Zwischen den Polen des Denkens und Wollens lebt die Gefühlswelt im rhythmischen System des Herzens und Atems, das wiederum den ganzen Organismus durchsetzt und durchpulst. Herz und Lunge wirken vermittelnd zwischen dem Wärme- und Kältepol in uns, was leicht verstanden werden kann, wenn wir das Herz genauer studieren und verstehen, wie die Atemluft im Blut in das Gehirn gelangt und den Denkprozess durchsetzt und andererseits die Tätigkeit des Zwerchfells durch die Ausdehnung der Lunge den Stoffwechsel beeinflusst (uvm.!). Die rhythmisch gegliederte Rippenstruktur, aussen liegend und dennoch nicht geschlossen, ist ebenfalls vermittelnd gebildet. Wir werden die abstrakte, kalte und asoziale Denktätigkeit dann wandeln, wenn wir aus der Mitte des Herzens, das Denken fühlend durchwärmen. Synonym dazu werden wir allmählich in jenen Regionen wach, in denen wir heute im Wachzustand des Denkens träumen und schlafen.

 

Lebendiges Denken ist empfindendes und verbindendes Denken. Es ist Gehirn-ungebunden, weil etwas aus dem geistigen Pol unseres Stoffwechsel-Gliedmassensystems, das uns mit hohen kosmisch-geistigen Kräften verbindet, wirkend wach geworden ist und zugleich das Denken in unser unser Herz gesenkt wurde: Wir werden dann zum Schauplatz kosmischer Gedanken, geistiger Kräfte. Das neue Denken ist ein fühlend inspiriertes Denken, das sich kosmischen Weltgedanken öffnet. Es verleugnet nicht die Logik und den Verstand. Wir werden sozusagen gedacht indem wir uns zu einem empfangenden Gefäss umformen. Dieser Prozess muss in Freiheit geschehen können. Dadurch werden wir allmählich sozialer und können das Gespenst des Kapitalismus, der mit dem abstrakten asozialen Denken innerlich zusammenhängt, überwinden.

 

Der Wärmeraum unseres eigentlichen geistigen Zentrums im Bauch öffnet sich, wir gebären ein höheres, lebendig denkendes Selbst und ermöglichen so dem gesamten Kosmos einen Entwicklungssprung.

Anmerkungen:

[1]     Das Thema ist sehr umfassend, daher wird hier nur darauf verwiesen, dass sich in der Architektur alle Künste versammeln: Die Baukunst, das, was Architektur bildet ist eigentlich unsichtbar, auf den Menschen bezogen ist es das Energiegerüst, das sich im Knochenbau abbildet. In dem Moment, wenn Materie geformt wird, spielt das plastische und bildhauerische (im umfassendsten Sinne) hinein. Das Malerische wirkt durch die Art der Farbgebung und wie das Gebäude gesetzt ist, das Musikalische in den Proportionen, die Poesie im Unsagbaren und schliesslich die Eurythmie/Gebärdenkunst in den Gebärden der Bauglieder. All dieses ist voll umfänglich auch beim Menschen als „Bau“ vorhanden!

[2]     Der Begründer ist Dr. Rudolf Steiner, der sie in ca. 50 Büchern, 6‘000 Vorträgen und der Inauguration verschiedener konkreter Einrichtungen des Lebens (Waldorfschulen, Demeterlandwirtschaft, Architektur, Soziale Dreigliederung und Ökonomie, Eurythmie als heilende Gebärdensprache, Bewegung der Christengemeinschaft weltweit uvm. begründet hat. In all diesen Lebensfeldern wurden seit 100 Jahren wertvolle Erfahrungen gesammelt.

[3]     Gebaute Räume erzeugen immer Räume zwischen den Hüllen als Innen- und städtebauliche Aussenräume, die auch Seelenräume sind.

[4]     Derartige Vorstellungen, die heute auch in sog. spirituellen Kreisen umhergeistern, müssen als realitätsfremd strikt zurückgewiesen werden.

Das Seelen-Lied – heilende Felder – wärmende Räume

Es spricht in mir:

Es ist wichtig, dass du das Lied,
das in dir gesungen wird, fühlst.
Es ist das individuelle Lied deiner Seele.
Es ist dein Seelen-Lied,
deine ursprüngliche Vibration
(1).

Lass deine Seele singen.
Es ist ein Lichtgesang. –
Licht und Klang
in inniger, einmaliger Verbindung.
Dadurch webst du dein Lebensfeld, dein Lebens-Umfeld
(2).

Wenn Seelenlieder im Geist der Gemeinschaft sich verbinden,
also einen Chor bilden,
entsteht ein heilendes Feld der LIEBE,
entstehen Wärme-Räume
(3),
also wärmende Räume,
welche aus der ursprünglichen Stille erweckt werden,
Seins-Räume
(vergl. Blog vom 17.8.19) Einzelner,
die in der gemeinsamen Gruppen-Vision
verbunden, vernetzt und gehalten sind
(4).
Sie bilden Energie-Felder göttlichen Ursprungs,
welche Leben regenerieren, wiederherstellen und schützen.

Im OM oder AMEN vertiefen sich die heilenden Felder der Liebe.
Sie weben sich und breiten sich aus im heilenden Geist.

Das ICH BIN (5) ist der Ursprung, die Quelle.
Daraus entströmt das LIED,
die Segnung aus Klang und Licht – das OM und das AMEN.

Das ist eine Skizze zum göttlichen Bauplan,
gemäss derer Institutionen und Gemeinschaften,
die dem Schutz, der Heilung, der Wiederherstellung und der Festigung
des Lebens dienen, aufgebaut werden können. (5)

 

Erläuterungen:

  1. Jedes Lebewesen ist die Verkörperung einer göttlichen Vibration, einer Nuance in der grossen kosmischen Symphonie des Lebens. Wenn zum Beispiel die Wale ausstürben, würde eine wichtige, vielleicht die die Ozeane miterhaltende Vibration aussterben, was ein Ereignis grösster Traurigkeit, ein unermesslicher Verlust darstellen würde. Täglich sterben viele Tier- und Pflanzenarten aus. Was für ein Verlust an Vielfalt und Reichtum (das ist der wahre Reichtum!) und wir Menschen tragen dafür die Haupt-Verantwortung.
    Die Vibration, die aus der Liebe strömt, hält die Sonne in ihrer Bahn.
    Wenn wir unser Lied singen, helfen wir uns und dem Leben auf Erden. Es ist segensreich, die eigene Vibration, das eigene Lied kennenzulernen. Dafür haben wir während der ganzen Lebensspanne die Gelegenheit dazu.
  2. Das Lebensumfeld ist das Feld unserer Persönlichkeit, vom höheren Selbst gelenkt. Ist der Mensch gegenwärtig und verbunden, so sind die einzelnen Elemente im Feld gut miteinander verwoben und das ganze Feld ist im Licht und in Harmonie. Nimmt die Präsenz ab, verdunkelt sich das Lebensumfeld, wird es störungsanfällig und die Kraft der Weisheit ermattet. Bewusster Atem hilft, die Flamme unseres Lebensfeldes lebendig zu halten.
  3. Wärme-Räume – ein Begriff, der meines Wissens Rudolf Steiner prägte – entstehen dann, wenn Menschen den Ort, an dem sie in kontemplativer Versenkung sind, einbeziehen und in ihn ausstrahlen, also ihren inneren Seins-Raum in den Ort ihrer Mediation ausdehnen. So entstehen Räume der Wärme, der Stille und der Kraft. Das können Kapellen sein, Plätze, Baumgruppen, Uferzonen, Stuben, Treffpunkte, Kulturräume, Krankenzimmer, etc. Jeder Mensch hat die Freiheit für einen bestimmten Ort Verantwortung zu übernehmen, ihn auf diese besagte Weise zu pflegen, zu «tränken», ihn seelisch-geistig aufzubauen, damit er auch für andere Menschen zu einem Ort der Sammlung werden kann. Es kann auch ein einzelner Baum sein, den du aus deinem Herzen über längere Zeit umströmst und umhüllst, so dass er zu einer Art von Wächter- und Schutz-Baum für seine Umgebung wird.
  4. Auch Energiefelder, die aus Liebesbeziehungen entstehen, haben diese wärmende und zentrierende Kraft, die heilend auf ihre Umgebung wirkt. Die gemeinsame Vision fügt die Visionen ihrer Mitglieder harmonisch zusammen. Es treffen sich also Menschen, um eine Gemeinschaft zu bilden, die eine übergreifende Vision miteinander teilen. Je stärker und bindender diese ist, und je hingebungsvoller die einzelnen Mitglieder sich seelisch-geistig in ihrer je eigenen Vision einbringen, desto eher kann sich ein starkes Energiefeld bilden, welches ausstrahlt und anziehend für die Mitwelt ist.
    Auf diese Weise könnten/sollten vor allem soziale Institutionen aufgebaut werden: Spitäler, Altersheime, Jugendheim, Sterbe-Hospize, Geburtshäuser, Kirchen, etc. Therapeutisch-spirituelle Gemeinschaften, wo sich jede und jeder (von der Putzfrau bis hin zum Direktor) mitverantwortlich fühlt für den Aufbau und die Stärkung eines gemeinsamen heilenden und entwicklungsfördernden Energiefeldes, würden die Basis für die praktisch-konkrete Arbeit bilden.
  5. ICH BIN ist ein kraftvoller Name für Gott, er verdichtet die Wirklichkeit. Ihm kann nichts beigefügt werden, weil er die Essenz des Lebens, des Seins ausdrückt und zur Quelle führt und diese ins Licht des Bewusstseins hebt. Was aus dem ICH BIN lebt, ist behütet, geschützt und gesegnet.
  6. Bauen wir die Welt auf dieser Grundlage auf, wird sie aufblühen können. In Frieden. «Doch im gegenwärtigen Moment muss die Menschheit dringend die nährende Energie des Selbst wieder ins Leben zurückatmen, bewusst die Seele der Welt mit dem Licht der eigenen Seele entzünden.» L. Vaughan-Lee