Wärme-Räume

Dies ist ein Gastbeitrag von Joachim Pfeffinger

Aussenschau
Zunächst ist das Phänomen “Raum“ angesprochen. Als Architekt kann ich vieles darüber berichten, denn dessen bauliche Erstellung gehört zu meinem täglichen Brot. Dass Räume in physischem Sinne auch erwärmt und klimatisiert werden können sollen (wo es erforderlich ist), gehört zum Lebensstandart der menschlichen Zivilisation. Die Erstellung von gebauten Räumen, besser noch von Architekturräumen, hat also physisch mit der Schaffung von wärmenden und schützenden Räumen zu tun. Täglich erleben wir, wie wichtig es ist, in Räumen leben zu dürfen, die uns schützend dienen und wärmen, zuweilen auch kühlen, wenn der Wärme zu viel ist.

Indessen kann klar werden, dass physischer Raum kein „Raum“ im eigentliche Sinne ist. Verweisen wir auf „Raum“, ist in Wirklichkeit immer das gemeint was „Raum“ bildet: Seine Umhüllungen, aber nicht der Raum selbst. Was ist denn dann „Raum“ eigentlich? Umhüllungen bestehen aus Materie, die aufgrund statischer-ästhetischer-künstlerischer[1], funktionell-juristischer und ökonomischer Kriterien und Regeln „organisiert“ werden. Es kann deutlich werden, dass „Raum“, obwohl ein alltägliches Phänomen, doch etwas Geheimnisvolles und daher nicht so leicht Verständliches ist: „Raum“ ist materialistisch gesprochen jene Sphäre, die zwischen den künstlerisch gestalteten materiellen Hüllen als „Nichts“, als „Leere“ ausgespart ist. „Raum“ ist, insofern wir ihn nur physisch sehen wollen eigentlich: Nichts! Er entzieht sich sinnlicher Beobachtung. Nur bei den Umhüllungen kann ich sagen: „Schau dort, diese oder jene Proportionen und Materialien, sind schön oder ungeeignet organisiert, sie weisen schöne, eleganten oder plumpe Linienführungen auf, die Fenster und Öffnungen sind am richtigen oder falschen Ort…“, wie auch immer. Will ich Aufschluss über tatsächlichen Raum erhalten, muss ich denkend fühlen wollen, was die Umhüllung mit ihrer Gesamtcharakteristik in mir als Seelenraum seelisch bewirkt. Die seelische Reflektion in mir verweist auf „Raum“, der sich meinem Denken als gefühlter Seelenraum offenbart. Wie auch Licht sinnlich nur an Materie erfahrbar wird, Materie, die verdichtetes Licht ist, wird Seelen-Raum durch die spezifische architektonische Anordnung von Materie an seiner Umhüllung manifest. Raum und Licht selbst sind rein geistig-seelische Tatsachen, die sich der direkten sinnlichen Wahrnehmung entziehen. Architektur (als Raumkunst) beruhe auf „Schweigen und Licht“, bemerkte einst der bedeutende Architekt Louis Isidor Kahn.

Gebauter „Raum als Wärmeraum“ ist vor allem die Vorstellung eines Zustandes in der Zukunft, gewonnen aus einem neuen Denken, das „Raum“ eine Wärmequalität zuweist, die jenseits rein materieller Vorstellungen mit der Ausstrahlung von Geborgenheit und im umfassendsten Sinne als „Raum für soziales Leben“, in dem man sich geschützt und wohl fühlt, und zu kreativem Tun, Bildung und zur Ausübung des Schönen-Wahren-Guten stimuliert wird, zu tun hat. Die Erkenntnis andererseits, dass Räume seelisch warm oder kalt sind, setzt eine entsprechende Empfänglichkeit vom Betrachter und Nutzer voraus, die wiederum ausgebildet sein muss. Je sensibler ein Betrachter ist, desto mehr Nuancen wird er erkennen und spüren.

 

Innenschau
Aus Sicht der anthroposophisch orientierten Geisteswissenschaft[2] ist es bekannt, dass ein Wesen nur dann Träger einer eigenen Seele sein kann, wenn es als physische Hülle einen Innenraum ausgebildet hat, der vom kosmischen Aussenraum abgetrennt wird. Dann erst ist es, gemäss Aristoteles, zu „selbstständigem Ortswechsel“ fähig. – Die eingewurzelte Pflanze ist eigentlich ein zweidimensionales lebendiges Wesen. Ihr physischer Organismus kommt, wie es bei allen lebendigen Wesen auf Erden der Fall ist, zwar auch durch Zellteilung zustande. Bei Pflanzen bleibt es aber bei der sich teilenden Zelle hin zu einem zuvor im Keim veranlagten Organismus, der, beeinflusst durch äussere Umstände, die die Keimesveranlagung „umzubiegen“ und abzuändern vermögen, die Organe nach aussen bildet. Die Pflanze entwickelt sich aus der Linie zur Fläche. Die Seele, der „Innenraum“ der Pflanze ist aussen, also der ganze Seelen-Kosmos um sie herum! Die Pflanze als „kosmische Antenne“ bildet lebendige Flächen (nie flach sondern immer mindestens doppelt gekrümmt) aus, die in den Umkreis ausgreifen. Beim Tier und Menschen kommt es zusätzlich zu jener geheimnisvollen Gastrulation, einem Einstülpungsprozess der Blastula, durch den der Hohlraum gebildet wird, in dem die Organe als eigener Kosmos, als Mikrokosmos, gebildet werden. Mit der Tierwelt beginnt in der Erden-Evolution überhaupt „Raum“ als Seelenraum und damit Gefühle in einem Erdenwesen zu existieren. Der Mensch als aufrecht Gehender vereinigt die Merkmale aller Erdenwesen in sich und fügt als Träger eines Ich und (s)eines Schicksals, dessen Lauf er selbst mitbestimmt, somit ein Neues und Einmaliges hinzu. Das ist ein gewaltiger Sprung in der kosmischen Entwicklung hin zur Freiheit, für den wir aber den Mineralien, Pflanzen und Tieren Dankbarkeit schulden. Diese Freiheit, die heute noch in der Individualisierungsphase des Egoismus und Narzissmus steckt, die aber nur eine Durchgangsstation hin zu höheren Entwicklungsstufen ist, zu denen sich entwicklungsfähige Menschen entwickeln können, ist allerdings mit diversen unangenehmen „Nebenwirkungen“ verbunden. Aus den vorigen Überlegungen heraus kann auf das Vorhandensein einer Seele geschlossen werden, denn wir könnten ohne Seele Raum nicht wahrnehmen und Seele kann nur „existieren“, wenn sie sich in einen belebten, physischen Körper senken kann, der ontologisch jenen Hohlraum ausgebildet hat.

Physische Wärme erhält den physischen Körper am Leben, seelische Wärme die Seele, deren Zentrum das Ich bildet. Ohne diese Wärmequalitäten könnte sich unser Ich nicht inkarnieren und inkarniert bleiben. Seelische Wärme strömt uns zweifach durch die uns umgebenden gelungenen architektonischen und die sozial gestimmten Menschen (als „Hüllenwesen“), die in tiefer geistiger Verschränkung zueinander stehen, zu. Der Mensch ist wie Architektur ein Hüllenwesen, das sich durch das innere Licht, das ihn als Wesen ausmacht und das er ausstrahlt, manifestiert, was darauf hindeutet, dass zwischen dem Menschen als geistig-seelischem und physischem Wesen und einem Architekturbau geheimnisvolle Zusammenhänge bestehen: Man könnte geradezu sagen, wenn man den Entwicklungsaspekt des Bewusstsein berücksichtigt, dass Gebäude eigentlich zu Menschen werden sollten.

Ein Menschen- und Weltbild, das sich in der Tiefe einer solchen spirituellen und wissenschaftlich fundierten Anschauung gründet, bedarf eines entsprechenden neuen Denkens, das die heute immer noch verbreitete Art des rein verstandesmässigen analytischen und verstandesmässigen Denkens, wie es vor allem in den durch ökonomische Interessen manipulierten Naturwissenschaften deutlich wird, überwindet. Dann erst werden wir einerseits soziale Menschen haben, die seelische Wärmeräume, wie oben beschrieben, in die Lebenssphäre der Mitwelt aufspannen; und andererseits wird es zu Architekturobjekten und städtebaulichen Anlagen kommen, die (bauliche) Hüllenwesen erzeugen, deren seelische Wirkung als Räume ebenfalls als wärmend und tragend empfunden werden, als Räume, die soziales Leben stimulieren und tragen, gebaute Räume[3], die dem Kosmos und der Natur der Erde Respekt zollen! Die bewusste Schaffung sozialer und architektonischer Wärmeräume steht in innigem Zusammenhang mit einem neuen, lebendigen und empfindenden Denken. Nur dann kann Bau zu Mensch und der Mensch ein Tempel des guten Sonnengeistes werden.

Neues Denken

Dass wir als aufrecht gehende Menschen auf Erden leben können bedingt, dass wir als „Geist-Ich“ uns mit „Hüllen“ umgeben, die uns „erden“. Unser Selbstbewusstsein ist dabei jenes Element, das uns mit der Erde verbindet, wir haben es auf der Erde erlangt. Ansonsten sind wir kosmische Wesen, die aus dem gesamten geistigen Kosmos heraus gebildet sind, wie auch die Erde als geistiges Wesen. Die äussere Hülle um unser Ich ist der physische Leib, der von den Hüllen des Lebens und des Gefühls durchdrungen und vom Ich gestaltet wird. Der Begriff „Mensch“ wird hier nicht nur als abgetrenntes Einzel-Wesen verstanden, das als zufällig zusammengewürfelter Algorithmus auf Erden wandelt und irgendwann im Nichts verschwindet oder womöglich als Plage „Homo Sapiens“ von der Erde als Krankheit abgeschüttelt wird[4]. “Mensch“ wird als geistiges Entwicklungswesen verstanden, das durch Widersacherkräfte irgendwann aus dem Zusammenhang mit der kosmischen Ordnung herausgelöst wurde, um frei werden zu können. Dieses Entwicklungswesen hat heute, im Zeitalter des Individualismus, einen bestimmten Bewusstseinszustand erreicht. Es kann sich aus freier Entscheidung zu einer Geistgemeinschaft mit den Göttern weiterentwickeln und dennoch das Ich-Sein erhalten, ein Zukunftszustand, der als Potenzialität keimhaft veranlagt ist. Insofern ist der Mensch (als heilige Ich-Gemeinschaft) etwas unglaublich Grosses aber eben Unfertiges! Die Weiterentwicklung liegt, im Gegensatz zu den Tieren, die ihren Instinkten folgen müssen, in unseren eigenen Händen. Sie kann auch scheitern.

Unsere physisch-seelisch-geistige Organisation ist polar aufgebaut: Im Kopf mit einem Aussenskelett sehen wir eine gegen den Himmel abgeschlossene Nerven- und Sinneswelt, die aber im Körper wirkt, in der das Gehirn in einer wässrigen Substanz schwerelos wie „tot“ schwimmt. Das Gehirn ist dabei nicht etwa der Produzent von Gedanken, wie heute spekulativ angenommen wird, sondern eine Art „Spiegelungsapparat“, der Gedanken reflektiert und bewusst macht. Obwohl der Sinnes-Nervenprozess ein synthetischer ist, denn in ihm fliessen alle Organtätigkeiten zusammen und werden verknüpft, ist unsere Denktätigkeit heute weitgehend ein analytisches und zerstörendes: Das Erfassen der Welterscheinungen in Begriffen „tötet“ sozusagen den eigentlich lebendigen Zusammenhang der Wirklichkeit ab, die lebendige Wirklichkeit wird herabgelähmt und in abstrakte Begriffe eingeschnürt. Auch die Sprache und Worte, mit denen wir diese Wirklichkeit zu erfassen suchen, zerstört: Wir sagen das Wort „Blume“ und haben von dieser einen Begriff als physischen „Gegenstand“, weil wir nicht zu erkennen vermögen, dass das eigentliche Wesen „Blume“ (das unsichtbar ist) viel tiefer und grösser ist, als wir es uns heute vorzustellen vermögen. Unser Denken ist, insofern es an das Gehirn gebunden bleibt, kalt und abstrakt. Ich spreche gerne vom „Excell-Tabellenbewußtsein“. Der Nerven-Sinnesprozess ist dabei aber nicht der, den die Neurologie heute als stoffgebundenes neuronales Netzwerk versteht. Die Stofflichkeit der Nerven und des Gehirns ist eigentlich Teil des Stoffwechselprozesses. Substanzen und alle ihre Prozesse (Ausschüttungen diverser Botenstoffe wie Dopamin aus der Nebenierenrinde usw.) sind stofflicher Natur und damit dem Stoffwechsel eingegliedert, sie haben nichts mit eigentlicher Nerventätigkeit zu tun. Wer dort Gedanken sucht, sucht nach einem Phantom und geht in die Irre. Nerventätigkeit ist ein Lichtprozess in den Zwischenräumen der Materie und damit der sinnlichen Beobachtung nicht zugänglich! Das Denken drängt dort, wo es tätig wird, die Materie weg. Das Denken ist ein Eigenwesen, das wir selbst im „reinen Denken“ beobachten können, es ist ein geistiger Prozess, der durch die materialistischen Naturwissenschaften nicht, wohl aber durch eine Geisteswissenschaft verstanden werden kann. Durch die Denktätigkeit verbinden wir die Welterscheinungen zu einem Sinnzusammenhang, der aber heute, mit der materialistischen Gesinnung als (kalter) Tötungsprozess wirkt, wie vorher dargestellt. In diesem Sinne bewirkt das abstrakte Denken, das uns auch a(nti)sozial sein lässt (die Voraussetzung des Kapitalismus) einen Abbau- und Sterbeprozess unseres Körpers und notabene auch der Natur, wie wir ja deutlich sehen können.

Im Pol des Stoffwechselsystems, das durch ein Innenskelett getragen wird, wird Materie synthetisiert und als körpereigene Substanz aufgebaut. Während der Kopf egoistisch nach innen weist und wir deshalb ein wach-geistiges Innenleben haben können, verbinden wir uns mit den Gliedmassen, die den Stoffwechsel antreiben, mit der Welt. Sie gehen nach aussen. Kosmos strömt in die Zwischenräume der Finger und der Beine. Der Stoffwechsel-Gliedmassenorganismus, der im gesamten Körper, so auch im Gehirn, wirkt, ist unser Wärmepol, in dem unser Wille (stofflich das Hämoglobin und dort das Eisen) lebt. Im warmen lebendigen Blut als dem „Saft“ der Stoffwechseltätigkeit, das polar zu den Nerven wirkt, lebt unser Ich.

 

Im Kopfprozess des Denkens sind wir wach, im Stoffwechselprozess des Wollens schlafen wir tief, auch wenn wir wach sind. Die Zerstörungen, die durch unser Gedankenleben im Wachleben verursacht werden, werden des nachts, wenn wir bewusstlos schlafen und ausserhalb von unserem Körper leben, regeneriert, denn geistig sind wir dort mit dem ganzen Kosmos verbunden. Hohe geistige Kräfte greifen dann erhaltend in unseren Organismus ein. Weil aber die Regeneration die Zerstörungen nie ganz ausgleichen kann, altern und sterben wir schliesslich, weil unser physischer Körper, wie vorher beschrieben, zerstört wird. Durch das Altern und Sterben werden wir aber weiser (als Potenzial, das wir nutzen können, Weisheit entsteht nicht automatisch), weil der Rückgang der Stoffwechseltätigkeit geistige Weiterentwicklung ermöglicht, wenn wir es zulassen. Bewusstseinssteigerungen sind mit Sterbeprozessen verbunden. Der Tod ist ein Bewusstseinstor ins Licht und in die Wärme der geistigen Welt. Tod ist Teil des Lebens.

 

Zwischen den Polen des Denkens und Wollens lebt die Gefühlswelt im rhythmischen System des Herzens und Atems, das wiederum den ganzen Organismus durchsetzt und durchpulst. Herz und Lunge wirken vermittelnd zwischen dem Wärme- und Kältepol in uns, was leicht verstanden werden kann, wenn wir das Herz genauer studieren und verstehen, wie die Atemluft im Blut in das Gehirn gelangt und den Denkprozess durchsetzt und andererseits die Tätigkeit des Zwerchfells durch die Ausdehnung der Lunge den Stoffwechsel beeinflusst (uvm.!). Die rhythmisch gegliederte Rippenstruktur, aussen liegend und dennoch nicht geschlossen, ist ebenfalls vermittelnd gebildet. Wir werden die abstrakte, kalte und asoziale Denktätigkeit dann wandeln, wenn wir aus der Mitte des Herzens, das Denken fühlend durchwärmen. Synonym dazu werden wir allmählich in jenen Regionen wach, in denen wir heute im Wachzustand des Denkens träumen und schlafen.

 

Lebendiges Denken ist empfindendes und verbindendes Denken. Es ist Gehirn-ungebunden, weil etwas aus dem geistigen Pol unseres Stoffwechsel-Gliedmassensystems, das uns mit hohen kosmisch-geistigen Kräften verbindet, wirkend wach geworden ist und zugleich das Denken in unser unser Herz gesenkt wurde: Wir werden dann zum Schauplatz kosmischer Gedanken, geistiger Kräfte. Das neue Denken ist ein fühlend inspiriertes Denken, das sich kosmischen Weltgedanken öffnet. Es verleugnet nicht die Logik und den Verstand. Wir werden sozusagen gedacht indem wir uns zu einem empfangenden Gefäss umformen. Dieser Prozess muss in Freiheit geschehen können. Dadurch werden wir allmählich sozialer und können das Gespenst des Kapitalismus, der mit dem abstrakten asozialen Denken innerlich zusammenhängt, überwinden.

 

Der Wärmeraum unseres eigentlichen geistigen Zentrums im Bauch öffnet sich, wir gebären ein höheres, lebendig denkendes Selbst und ermöglichen so dem gesamten Kosmos einen Entwicklungssprung.

Anmerkungen:

[1]     Das Thema ist sehr umfassend, daher wird hier nur darauf verwiesen, dass sich in der Architektur alle Künste versammeln: Die Baukunst, das, was Architektur bildet ist eigentlich unsichtbar, auf den Menschen bezogen ist es das Energiegerüst, das sich im Knochenbau abbildet. In dem Moment, wenn Materie geformt wird, spielt das plastische und bildhauerische (im umfassendsten Sinne) hinein. Das Malerische wirkt durch die Art der Farbgebung und wie das Gebäude gesetzt ist, das Musikalische in den Proportionen, die Poesie im Unsagbaren und schliesslich die Eurythmie/Gebärdenkunst in den Gebärden der Bauglieder. All dieses ist voll umfänglich auch beim Menschen als „Bau“ vorhanden!

[2]     Der Begründer ist Dr. Rudolf Steiner, der sie in ca. 50 Büchern, 6‘000 Vorträgen und der Inauguration verschiedener konkreter Einrichtungen des Lebens (Waldorfschulen, Demeterlandwirtschaft, Architektur, Soziale Dreigliederung und Ökonomie, Eurythmie als heilende Gebärdensprache, Bewegung der Christengemeinschaft weltweit uvm. begründet hat. In all diesen Lebensfeldern wurden seit 100 Jahren wertvolle Erfahrungen gesammelt.

[3]     Gebaute Räume erzeugen immer Räume zwischen den Hüllen als Innen- und städtebauliche Aussenräume, die auch Seelenräume sind.

[4]     Derartige Vorstellungen, die heute auch in sog. spirituellen Kreisen umhergeistern, müssen als realitätsfremd strikt zurückgewiesen werden.

Erschütterung durch Schmerz und Schönheit

Garry Zemp, der ehemalige Co-Präsident der IP (Integrale Politik), schreibt auf der Web-Seite der IP:

„Die Menschheit, mindestens die des abendländischen Kulturkreises, steht vor einer existenziellen Wahl. Entweder bleibt sie weiter auf dem durch die kapitalistische Moderne vorgezeichneten Weg der Selbstzerstörung, oder sie entscheidet sich für den kreativen und konstruktiven integralen Weg, ein Weg der persönlichen und sozialen Bewusstseinsentwicklung.“

Ich stimme dieser Analyse zu: Die globale Entwicklung, die sich der Rendite und dem wirtschaftlichen Erfolg auf Kosten von Minderheiten und der Natur verschrieben hat, ist selbstzerstörerisch. Das globale, moderne kapitalistische System verspricht alle Probleme lösen zu können und bietet dafür technisch-wirtschaftliche Reparaturen an, selbst wenn die Ursachen zwischenmenschlicher Art sind. Es verleugnet die wahren Ursachen. Das System ist darauf angelegt, sich selbst zu erhalten, indem es sich für alles zuständig und fähig erklärt. So – um ein Beispiel zu nennen – wollen die USA einfach Palästina kaufen (wir bringen euch allen Wohlstand), um den Preis, dass dieses sich politisch stille hält und seine Forderung nach einem eigenen Staat begräbt.

Die für mein Dafürhalten dringliche und tiefgreifende Bewusstseins- und Verhaltensänderung ist über vernünftige Argumentationen nicht oder nicht alleine zu erwarten.

Deshalb glaube ich, dass es die Erfahrung von Erschütterung, ausgelöst durch Schmerz und Schönheit, braucht, welche bis auf den Grund der Seele wirkt.

Das heute verbreitete rationale und funktional-technische Denken und Handeln („was nützt es mir…“) ist bis in die Knochen verinnerlicht. Es basiert auf Trennung und Zersplitterung.

Die Erschütterung kann sowohl von aussen (gesellschaftliche Umwälzungen, Krisen, Erdbeben, Kriege, usw., wie auch von innen (Krisen, Krankheiten, Träume, Trennungen, usw.) kommen.
In der jetzigen Übergangsphase von einem nun vergehenden Zyklus der Menschheitsgeschichte in einen anderen, höheren, bewussteren, herz-zentrierten Zyklus sind sehr starke Kräfte der Umwälzung am Werk und sehr starke Emotionen wie Angst, Schmerz, Trauer, Auflehnung, Hoffnung und Sehnsucht wahrnehmbar. Aber auch Licht aus hohen Ebenen und Heilkraft. Diese starken Ströme des Wahrheits-Bewusstseins und der damit verbundenen Emotionen sind eingepackt, also isoliert von unserer Alltags-Wahrnehmung. Die allgemeine Verdrängung und Verleugnung sind mächtig.
Hellfühlende, erwachte Menschen, zum Beispiel feinfühlige Künstler*, nehmen aber das gleichsam unterirdische Brodeln und Beben sehr stark wahr.

Die Erschütterung will wahrgenommen und gefühlt werden, will uns Menschen erreichen, damit die inner-seelischen Bewegungen und Prozesse geschehen können,
damit die nötigen Entwicklungsschritte stattfinden. Indem uns die Veränderungsprozesse klar werden, auch emotional, gewinnen sie an Kraft und Realisationsvermögen. Wir können erst dann von „Einsicht“ sprechen, wenn diese alle Schichten der Persönlichkeit durchdrungen hat.

Meistens sind es Erfahrungen von Schmerz oder von Schönheit, die uns helfen, letztlich heilsame Erschütterungen zuzulassen. Sowohl Schmerz, wie auch die Erfahrung von Schönheit können berühren, aufrütteln und erschüttern!

Wenn Menschen lange genug das unterdrückt haben, was ihnen helfen kann, zur Einsicht zu finden, bildet sich Schmerz, der sich schlussendlich durchsetzt in verschiedenen Formen. Dies gilt sowohl für die individuelle, wie auch für die kollektive Ebene. Diese schmerzlichen Erfahrungen, Krisen, bewirken die dringend nötigen Veränderungen und Entwicklungsschritte.

Positive Erschütterungen resultieren meist aus der Erfahrung von Schönheit, wie sie nicht selten in meditativen Zuständen, in der Kunst oder bei Nahtod-Erlebnissen vorkommen. Sie sind umwälzend. Erfahren wird: Schönheit als Ausdruck der LIEBE, wie sie in der ganzen Schöpfung wirkt und Leben entstehen lässt. Das Erleben ursächlicher stupender Schönheit, führt bei Vielen zu einer kompletten Neuorientierung ihrer Lebensweise. Sie fangen an zu staunen und wissen nun Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden. Sie werden sich für den Geist und nicht für das Geld entscheiden.

Ich glaube, dass die meisten Menschen, sowohl das Erleben von Schmerz wie auch von Schönheit für ein Leben in Bewusstheit benötigen. Vermutlich gilt dies auch für die menschliche Gesellschaft.

Meine Grund-Frage ist: Was hilft uns, tiefgreifende heilende Berührungen, die bewegen und erschüttern und damit zur Umwandlung führen, offen zuzulassen?

 

*Die Symphonie Nr. 2 von Thomas Trachsel handelt von der Angst unserer Zeit. Höre hier den 1. Satz der Symphonie. Es ist ratsam, sich ganz in diese moderne, expressive Musik zu versenken. Sie drückt etwas vom Brodeln und Beben dieser Zeit aus:

 

 

 

 

 

Unsere aufgeschreckten Seelen

Viele Menschen wissen oder ahnen, dass die Menschheit auf eine schiefe Ebene geraten ist, dass wir ins Schlingern geraten sind, dass wir, im schlimmsten Fall abgeworfen werden.

Viele fühlen, dass der Mensch mehr ist als eine materielle, körperliche Existenz.
In meinem Blog-Beitrag: «Die Unsichtbaren» (vom 17. Nov.18) schrieb ich:

„Weder das Rendite-Denken und die Ausrichtung auf die Gewinn-Maximierung, noch die neuen Technologien (so gut sie auch sein mögen, wenn sie mit Augenmaas angewendet werden, können uns in unsere Mitte führen. Diese beiden Mega-Trends tragen einen immensen Absolutheits-Anspruch in sich, den Viele -auch ich- als gewalttätig empfinden.
Diese beiden Trends sind daran sich zu einem einzigen zu verschmelzen: Der digitale, neo-liberale Super- oder Übermensch soll entstehen, der sich physisch und mit seinem Verstand mit künstlicher Intelligenz (Trans-Humanismus) verbinden will, bei gleichzeitiger Verleugnung seiner Seele. DER TREND ist dabei, sich in Gesellschaften, die den Erfolg und die weltweite Vorherrschaft anstreben, durchzusetzen. DER TREND saugt alles an sich, dringt in alle gesellschaftlichen Bereiche ein. Wie riesig muss doch die Selbst-Verachtung von Menschen sein, die sich ohne Scham als Konsumenten, Verbraucher, Selbst-Optimierer bezeichnen, als Personen, die damit beschäftigt sind, sich immer raffinierter zu inszenieren, um Erfolg und Ansehen zu haben. Ist es denn nicht eine Selbst-Beleidigung und Selbs-Entwertung, wenn sich Menschen als Kapitalisten sehen, deren Ziel Kapital-Akkumulation ist? Praktisch alle menschlichen Denk- und Handlungsbereiche sind okkupiert von ökonomischen Erwägungen und Sichtweisen, insbesondere vom Renditedenken. Bis tief in die Sprache und tief in die Psyche hinein. “

Die technisch-rationale Entwicklungslinie ist nur eine der vielen Entwicklungsstränge und darf die anderen nicht dominieren. Wir sind vielseitige, viel-dimensionale Wesen.

Viele erkennen, dass die technisch-rationale und digitale Vorherrschaft die ganzheitliche Entwicklung zum integralen und integrierten Menschen beschränkt und behindert. Nicht die Technik ist fragwürdig, aber ihre Dominanz. Nicht die Wirtschaft ist schlecht, aber ihre rücksichtlose Vorherrschaft.

Der technokratische Mensch, der sich nur noch innerhalb des Zugelassenen, des main-stream bewegt, abgeschnitten von all seinen anderen Dimensionen, der sich gezwungen fühlt, sein Glück nur noch innerhalb der rationalen, technisch-wirtschaftlichen Welt zu finden, was unmöglich ist, verkümmert. Er ist abgeschnitten von seiner Essenz, abgeschnitten von seiner Trauer, die ihn noch beleben könnte, sogar getrennt von seiner Verzweiflung. Er ist am Verhungern. – Nun da sind wir (noch) nicht.
Doch auf diese Verödung steuern wir hin und wir wissen das – irgendwie. Trauen wir unserer Wahrnehmung? Ist dieses Wissen um die Verwüstung tatsächlich ganz bei uns angekommen?
Lassen wir die natürliche Trauer über die Öde zu?
Acedia: Ekel, Langeweile, Trägheit, Mutlosigkeit, Mattigkeit, Widerwillen, Schwermut lähmt uns. Die Macht der Gewohnheit, unsere Trägheit, verhindert, dass wir unser Wissen umsetzen und unser wahres Wesen erkennen. Wir wissen, dass es eine destruktive Kraft in uns gibt, die uns lähmt.

Wir wissen es und sind doch (mindestens teilweise) resigniert. Oder löst sich die Lähmung?
Ich glaube: ja. Ich sehe Anzeichen dafür.

Die Übergangsphase, in der wir uns befinden -hin zu einem trans-rationalen, integralen Bewusstsein- kann nicht schmerzlos erfolgen. Der Schmerz will bewusst werden, will gelebt sein. Wie die Trauer. Sie bringen uns wieder in Kontakt zu den abgespaltenen, vergessenen Seiten des Lebens und helfen, die heute wieder zunehmend sich verhärtenden Fronten, wie sie weltpolitisch klar zu beobachten sind, aufzuweichen.

Das lebendige Bewegt-Sein unserer licht-durchlässigen Trauer (ja, die gibt es) kann die Entfremdung von unserem eigenen Leben und der eigenen Lebenskraft beenden. Diese weiche Trauer, die sich im Herzen bildet und Licht freisetzt, ist heilend. Dabei werden auch weibliche Qualitäten wiederbelebt. Transformation bleibt niemals im Kopf begrenzt! Es ist ein Abstieg in die Tiefe der Seele, die uns erhebt, damit wir Neues schaffen können.

Viele Menschen spüren, dass wir Menschen die Kraft der Liebe und der Heilung schwächen und nicht wagen, in Freiheit zu lieben und zu gestalten. Wir ahnen, dass wir uns behindern, festgehalten von starken, ur-alten Ängsten, welche die Entwicklung und Menschenwürde nicht zulassen wollen. Ich glaube, dass die Angst vor der LIEBE sehr mächtig ist, weil sie unser Ego tötet oder zumindest erschüttert. Und es ist nötig, dass wir uns erschüttern lassen, denn Berührung, Erschütterung, Ergriffenheit bewegt uns, wandelt. Lieber eine aufgeschreckte Seele, als eine abgekapselte!

Viele spüren, dass nur die Liebe und ihr Mut, die Intelligenz, die Weisheit auf dem Grund unseres Herzens uns helfen kann, uns von dieser dunklen Hypnose zu retten.

Lasst uns in das Gebet/Gedicht von Dietrich Bonhoeffer, kurz vor seiner Hinrichtung, einstimmen:

Von guten Mächten treu und still umgeben,
Behütet und getröstet wunderbar,
So will ich diese Tage mit euch leben
Und mit euch gehen in ein neues Jahr. Noch will das alte unsre Herzen quälen,
Noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach, Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
Das Heil, für das du uns geschaffen hast.

Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern
Des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
So nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
Aus deiner guten und geliebten Hand.

Doch willst du uns noch einmal Freude schenken
An dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
Dann wolln wir des Vergangenen gedenken
Und dann gehört dir unser Leben ganz.
Lass warm und hell die Kerzen heute flammen,
Die du in unsre Dunkelheit gebracht.
Führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.

Wen sich die Stille nun tief um uns breitet,
So lass uns hören jenen vollen Klang
Der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
All deiner Kinder hohen Lobgesang.

Von guten Mächten wunderbar geborgen,
Erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
Und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Von der Selbst-Ausbeutung zur Selbst-Heilung

In einem seiner letzten Songs sang Leonard Cohen: «You want it darker; we kill the flame. – Ich glaube sie brennt, doch die Gefahr besteht, dass wir sie aus unserem Bewusstsein löschen. Daraus folgt ein Darben, folgt Durst und Hunger.

I.
Wir Menschen beuten unseren Planten immer rücksichtsloser aus, rasanter, schneller. Das geplante 5G-Netz steht für die Beschleunigung. Nicht alle werden das aushalten. Die letzten Kostbarkeiten wie die Seltenen Erden werden nun aus dem Boden geschürft, die wir für Geräte (Smartphones) verwenden, die wir bald wieder wegwerfen. Produkte werden immer schneller zu Abfall, der oft in den Meeren landen. Diese vermüllen. Fische ersticken am Plastik. – All das wissen wir.
Das Patriarchat, liiert mit dem Turbo-Kapitalismus, meist in den Händen superreicher, weisser Männer, ist auf Rendite, Gewinn-Maximierung und Kapital-Akkumulation hin angelegt.
Auch das wissen wir.
Die Mächte der Finsternis, die manche als das Böse bezeichnen, andere als Unreife, haben in unserer Zeit die Form extremer und kaschierter Ausbeutung angenommen, eine kaschierteAusbeutung, die uns Produkte in die Hände spielt, so als wären sie Geschenke des Himmels oder immerhin der Segen der Technik und der «freien» Marktwirtschaft.
Wir bezeichnen uns als zweitklassige Maschinen, die durch künstliche Intelligenz optimiert werden müssen. Oder wir sehen uns als Warenmenschen, als Verbraucher, die in immer kürzerer Zeit immer mehr Produkte herstellen, um diese rasch zu entwerten, zu verbrauchen – zum Zweck der Rendite-Steigerung.

II.
Diese Art des Benützens, Vermarktens und Verbrauchens haben wir Menschen zunehmend verinnerlicht. So, wie wir mit dem Leben auf Erden umgehen, so behandeln wir uns selbst: ausbeuterisch. Die natürlichen Grenzen – die Immunität – werden zunehmend eingerissen durch eine überfordernde Reiz-Überflutung. Wir spüren längt nicht mehr, wann es genug ist.
Aber im Kopf steht das Gebot, dass es nie genug ist, dass wir nie genügen und nie genügen werden, dass der Mangel nicht zu beheben ist.
Wir lernen – und die neuen Technologien «helfen» uns dabei – die Invasion von Stoffen und Informationen in unsere Körper zuzulassen. Es sind Bilder -und Informationsfluten, in denen wir «ertrinken», es sind Medikamente, Drogen und Luft-Schadstoffe, die in uns eindringen und Chips, die zunehmend die Steuerung unserer Körper übernehmen und nicht zu vergessen: der Elektro-Smog. Die natürlichen Schwellen der Immunität brechen ein.

III.
Die kapitalistische Art zu denken und zu handeln frisst sich jetzt in die letzten Frei-Räume ein: Sie bemächtigt sich nun unserer Emotionen und der spirituellen Bilder und Symbole, die uns bisher ins unserer Sinnfindung unterstützt haben. Wann immer eine Emotion oder ein Seelenbild nützlich ist, um den Konsum zu steigern, wird sie zu diesem Zweck  eingesetzt. Wer die Werbung genau anschaut, wird diese These rasch bestätigt finden. Keine Sphäre der menschlichen Gesellschaft ist intim genug, keine Not, keine Krise zu gross, um nicht vom System zwecks Rendite ausgebeutet zu werden.
Jedes Wissens- und Erfahrungsgebiet ist heute vom Wirtschaftsdenken infiziert, «durch-ökonomisiert». Die Wirtschaftssprache hat sich durchgesetzt.
Die Denkweise des wirtschaftlichen Nutzens haben wir Menschen uns einverleibt. Der Tanz ums goldene Kalb scheint einem neuen Höhepunkt zuzusteuern. Oder handelt es sich um einen Totentanz?
Viele stimmen der Ansicht zu, dass das Bewusstsein des Menschen mit den messbaren Hirnfunktionen endet. Die Schädeldecke bezeichnet das Ende des Menschen. Die Seele gilt mehr und mehr als eine altertümliche Illusion.

IV.
Es gibt nichts schön zu reden, zu bagatellisieren. Der beschriebene Mega-Trend, den gibt es, so wie es viele leuchtende Ausnahmen gibt.
Die Macht des herrschenden Systems hat sich tief in uns eingenistet. Genau hier muss die Heilung ansetzen.

V.
Die Welt widerspiegelt unsere innere Bewusstseins-Verfassung. Deshalb gilt es, sie als erstes zu heilen. Es bedarf der täglichen Arbeit an sich selbst, und sei diese noch so kurz. Fünf Minuten von 24 Stunden, ist schon ein Anfang – aber (verzeiht meine Strenge) bitte täglich.
Hier ein paar Merkpunkte, die hilfreich sein könnten:

  • Wir betrachten uns mit einem milden, nachsichtigen, weiträumigen Blick, in dem wir sein können. Es ist ein Blick zu unserem inneren Selbst, dem wir Raum geben, Seins-Raum. Und dabei geben wir uns die Zeit, die wir brauchen, um uns ganz selbst zu sein.
  • Wir üben die wunderbare Tugend Nachsicht: Es ist das verzeihende Verständnis für unsere eigene Unvollkommenheit, für unsere eigenen Schwächen, wie auch für jene der anderen.
    Immer, wenn wir einen heilenden Blick auf uns selbst werfen, im Wissen, dass wir Teil des Menschheits-Leibes sind, können wir davon ausgehen, dass wir nicht in einer Ego-Perspektive gefesselt sind und dass unsere Güte über uns hinaus wirkt.
    Nachsicht ist das Gegenteil der so verbreiteten Strenge, niemals zu genügen. Nachsicht schafft Lebensraum, hilft, uns in der Tiefe zu akzeptierten wie wir sind.
  • Wir neigen uns dem Verletzten, Bedürftigen, dem inneren Kind und der leidenden Welt, liebevoll zu, nehmen es/sie an unsere Brust und fühlen, wie unser Herz dabei weich und offen wird. Wir lassen alle Gefühle zu, bejahen ihren Ausdruck. Wir verzichten darauf, unsere Gefühle zu bewerten.
  • Wir betreten den inneren Raum der Heilung und Wandlung. (Vergleiche meinen Artikel Wandlung, Teil 3). Es gibt diesen Raum, es gibt den heilenden Geist. Wir können uns mit ihm verbinden. Ich zitiere aus dem erwähnten Artikel:
    „Die bedeutenden Menschheitslehrer wie Christus und Buddha, aber auch viele andere erleuchtete Lehrer, haben uns einen Raum der Heilung, des Wandels und der Auferstehung hinterlassen. Eine geistige Erbschaft, ein wunderbares Geschenk. Dieser gesegnete Raum ist gleichzeitig auch ein subtiler Körper. Er ist universell, immer und von überall her «zu betreten». Alle unsere Kirchen, Tempel und Moschen sind Abbild dieses universellen «Körper-Geist-Raumes», der in uns auch mikrokosmisch besteht: der innere Tempel. Im Tempel-Inneren wirkt die Kraft der Heilung, der Wandlung und der Auferstehung.“
  • Es braucht den Mut zur inneren Selbst-Erforschung. Nicht alles, was wir da entdecken ist schmeichelhaft. Gelingt es uns, diesen Mut mit Spielfreude und Leichtigkeit zu verbinden, so wird die Freude an den Entdeckungen und Erkenntnissen überwiegen.

VI.
Ein solcher Heilungsprozess dauert in der Regel Jahre. Doch jeder Lernschritt, der sich erdet, geht sofort in das Menschheits-Bewusstsein ein. So lasst uns also jeden Schritt würdigen, den wir getan haben.

VII.
Zum Schluss: Ich glaube, dass wir in der nächsten Periode unserer Menschheits-Entwicklung primär die weiblichen Qualitäten zu fördern und zu stärken haben und zwar solange, bis die Yin-Yang-Balance hergestellt ist, bis sich die Rechte und die Linke vor der Brust (dem Herzen) gefunden haben. Das ist der Moment der Verneigung.

VIII.
Indem Mass, wie die Heilung in uns voranschreitet, entwickeln wir die Kraft und Entschiedenheit, tatkräftig, liebevoll und heilend in die gesellschaftlichen Prozesse einzuwirken.

 

Was mich freut

Die weltweiten Demonstrationen von Kindern und Jugendlichen für die Wiederherstellung eines erträglichen Klimas freut mich ungemein, ebenso, dass sachte eine Bewegung aufzukommen scheint, welche die weibliche Kraft und Sexualität aufwerten will – ich denke da auch an den Film «Female Pleasure»- Das sind gute Gründe Hoffnung aufkommen zu lassen.

Klima: Der Aufschrei junger Menschen zum Handeln jetzt
Greta Thunberg, die alles in Bewegung gebracht hat, sah sich vor einem Jahr einen Film-Beitrag über den Plastikmüll in den Meeren an, der sie aufrüttelte. Danach weinte sie oft, hörte auf zu essen, weigerte sich später in die Schule zu gehen. Stattdessen sass sie vor dem schwedischen Parlament mit einem Protest-Plakat. Sie sagt, dass sie nicht Hoffnung geben wolle, sondern Panik erzeugen wolle, so wie sie selbst in Panik sei.

Ihr Mut wirkte ansteckend. Nun demonstrieren weltweit Tausende gegen die verbreitete Ignoranz, Lethargie und Halbherzigkeit bezüglich der Umsetzung der Klimaziele, wo es doch jetzt um entschiedenes Handeln geht.
Die Ernsthaftigkeit der Lage wird in der Klima-Diskussion gerne weg-geredet: Von Rationalisierung wird in der Psychologie die nachträgliche, verstandesmässige Rechtfertigung eines aus irrationalen oder triebhaften Motiven erwachsenen Verhaltens gesprochen. Dieser Abwehr-Mechanismus ist in unserer patriarchalischen Kultur sehr weit verbreitet. Der Mechanismus «dient» der Unterdrückung und Verleugnung jener Gefühle, die der jeweilen Situation angemessen wären. «Der Verlust der Gefühle ist recht eigentlich die Neurosenform der heutigen Zeit, wo durch Kopflastigkeit, Rationalität und Objektivität sich allmählich ein Bewusstseinspatriarchat um den Preis weiblicher Werte (nicht geschlechtsspezifisch verstanden) herausgebildet hat.»*

Da brauchte es eine Greta mit dem Asperger-Syndrom, die in der Lage war, unmittelbar, auf eine gesunde Art, rücksichtslos emotional zu agieren.

Lange war ich der Meinung, dass die Jugend völlig a-politisch sei und damit hatte ich wahrscheinlich so recht, wie Unzählige, die das auch so beurteilten. Das hat sich aber jetzt fast schlagartig geändert und darüber freue ich mich riesig.
Ein wenig beschämend für uns Erwachsene ist es ja schon, dass uns eine 15-Jährige helfen musste, uns aus unserer Sprachlosigkeit zu befreien.

Weibliche Kraft – weibliche Sexualität
In meinem Artikel «Das Unglück der Spaltung und die Freude der Wiedervereinigung» äusserte ich die Ansicht, dass es dringend an der Zeit wäre, das Weibliche, Mutter Erde und die Weltseele in unser Selbst-Befinden und Bewusstsein einzubeziehen. Dazu gehört auch die weibliche Erotik und Sexualität, die weltweit gewaltsam unterdrückt wurde und wird, was der erwähnte Film «Female Pleasure» sehr eindrücklich zeigt.
Die Kirche, wie auch alle (ja, alle!) Gross-Religionen über Jahrhundert, glaubte, dass es ihr zustünde, den Menschen ihre Mündigkeit, was ihr Liebes- und Beziehungsleben, aber auch was ihre Sexualität betraf, abzusprechen – dies ganz besonders den Frauen.
Diese Meinungshoheit und Deutungsmacht der Religionen haben heute weitgehend die kapitalistischen Mächte übernommen, insbesondere alle jene Unternehmen, die den sexuellen Milliarden-Markt bedienen.

Sie sprechen sich für die alten Sexual-Konventionen aus, deren problematische Beibehaltung es ihnen erlaubt, grosse Geschäfte mit Ersatzbedürfnissen zu machen wie Schönheits-OPs, Pornografie, Web-Begegnungs-Plattformen, Kosmetik, Mode, Klatsch-Presse, etc.
Wie ich immer wieder betone, glaub ich, dass unsere Gesellschaften auf Kompensation (Ersatz) aufgebaut sind. Das Loch, das die verleugnete Seele und der drangsalierte menschlichen Körper hinterlässt, versucht man durch künstlich geschaffene Schein-Bedürfnisse und entsprechenden energie-verschleissenden Konsum zuzuschütten, wodurch wir unsere Welt verunstalten.

Es scheint die Zeit gekommen zu sein, dass Menschen, vor allem Frauen, sich nun auch in sexueller Hinsicht mündig, selbstverantwortlich und autonom fühlen, und dementsprechend leben und handeln wollen.
Das ist eine sehr gute Nachricht mit globalen Auswirkungen. Der Mensch, insbesondere die Frau, erklärt sich als mündig!

Gerechtigkeit und wahre, auf Respekt beruhende Partnerschaft zwischen Frau und Mann bilden die Grundlage für eine friedvolle und kreative Welt – die Basis für den Welt-Frieden.

Männer des Friedens werden alles dafür tun, sich für die Gleichberechtigung und Würde der Frau einzusetzen. Sie wissen, dass davon auch ihr Glück abhängt – und ihre eigene Würde.

Wie es zusammenhängt
Beim Schreiben über die beiden behandelten Themen wurde es mir immer klarer, zuerst intuitiv-emotional, dann gedanklich, wie diese miteinander in Beziehung stehen:
Ich behaupte, dass der Klimawandel und die mögliche Klimakatastrophe die Folge der unharmonischen und teilweise gestörten Beziehung zwischen Frau und Mann, zwischen männlichen und weiblichen Energien und Qualitäten sind. Der Mensch wurde als Frau und Mann geschaffen. Sie stehen sich polar und in Ergänzung gegenüber. Beide, sowohl Mann wie Frau tragen das Gegen-Geschlecht auch in sich. Individuation nach Jung meint unter anderem, dass der Mann seine weiblichen Qualitäten (Anima) und die Frau ihre männlichen Eigenschaften (Animus) entwickeln. Somit treten beide Geschlechter mit dem anderen Geschlecht in zweifacher Hinsicht, im Aussen und im Innen, in Beziehung. Dies ist ein laufender Prozess; eine Art von leichtem, elegantem Tanz. Dieser schöpferische Tanz wird in weiten Teilen der Welt unterbunden durch strikte Normen, Konventionen, welche das Verhältnis zwischen den Geschlechtern in starre, alle persönlichen und kulturelle Unterschiede übergreifende, zwanghafte Formen presst. Sehr oft auf Kosten der Frau, die sich dem Manne unterstellen soll – sozial und sexuell. Die katholische Kirche steht dafür als ein schreckliches Beispiel.

Während der liebevolle, partnerschaftliche Tanz zwischen Frau und Mann Freude, Friede und Kreativität erzeugt – davon bin ich überzeugt- bewirkt verordnete Unmündigkeit Einengung und Angst. Dadurch wird das menschliche Fundament geschwächt, denn nur die wahre, gleichberechtigte Partnerschaft, welche die mündige Sexualität einbezieht, schafft Friede und Harmonie auf der Welt und die nötige Kraft, Verletztes zu heilen.
Das Loch, das die verleugnete Seele und der Mangel an freier, mündiger Liebe und Sexualität verursacht, wird im Konsumrausch zugepflastert. Das Erzeugen und die Befriedigung von künstlich erzeugten Bedürfnissen, führt zur Ausbeutung der Erde. Natürliche Systeme kollabieren (jetzt z.B. das Insektensterben), die Erde-Atmosphäre erhitzt sich.

Die Klima-Katastrophe ist das Resultat des mangelnden Verständnisses über die ursächlichen, zentralen menschlichen Bedürfnisse.

Dies ist wohl eine wichtige, wenn auch nicht die einzige Ursache der planetaren Krise.
——————-

*Kathrin Asper: Verlassenheit und Selbstentfremdung, S. 43, Patmos Verlag

 

WANDEL – 3. Teil

Im ersten Teil des Zyklus WANDEL äusserte ich meine Ansicht, dass die Menschheit an der Schwelle zu einer höheren, trans-rationalen Phase ihrer Geschichte steht. Ich erläuterte meine Überzeugung, dass es Menschen brauche, die bereit sind, sich dem Wandlungsgeschehen hinzugeben. Dadurch entstehe das Fundament für eine globale Bewusstseinserweiterung. (3. Nov. 18)
Im zweiten Teil (24. Nov. 18) beschrieb ich aus meiner Sicht die vier Säulen die bei diesem kommenden Wandel in besonderer Weise zu beachten seien: Das Eingeständnis der menschlichen Ohnmacht und Bedürftigkeit, die Umkehr und Neu-Ausrichtung, die Vertiefung von Liebesbeziehungen (Gemeinschaften) und der Aufbau einer lebensdienlichen Welt-Ordnung.

Bei den folgenden Ausführungen gehe ich auf den subtilen Wandlungs-Raum ein. Ihn könnten wir auch als die fünfte Säule deuten, die in der Mitte steht und auf die Quint-Essenz hinweist.


Der Raum der Heilung, des Wandels und der Auferstehung
In diesem dritten Teil des Zyklus zum Thema WANDEL möchte ich eine gute Nachricht übermitteln: Bei dem nötigen Wandel hin auf eine reifere Menschheitsstufe bekommen wir Menschen Hilfe. Alleine wären wir kaum in der Lage diesen grossen Sprung zu tun: zu tief war unser Fall.

Wir stehen auf den Schultern jener Ahnen, die weise waren und die geliebt haben.
Und: Die grossen Menschheitslehrer wie Christus und Buddha, aber auch viele andere erleuchtete Lehrer haben uns einen Raum der Heilung, des Wandels und der Auferstehung hinterlassen. Eine geistige Erbschaft, ein wunderbares Geschenk.

Dieser gesegnete Raum ist gleichzeitig auch ein subtiler Körper. Er ist universell, immer und von überall her «zu betreten».

Alle unsere Kirchen, Tempel und Moschen sind Abbild dieses universellen «Körper-Raumes», der in uns auch mikrokosmisch besteht: der innere Tempel. Im Tempel-Inneren wirkt die Kraft der Heilung, der Wandlung und der Auferstehung.

OM.

Ich verspüre eine grosse Scheu über den subtilen Raum-Körper der Heilung, des Wandels und der Auferstehung zu sprechen. Ich frage mich: Ist es gut, wenn ich dieses doch eher unpersönliche Medium – das Internet – dazu verwende über etwas zu sprechen, dass für mich mehr als kostbar, nämlich heilig ist? Innere Erfahrungen sind ja das Intimste, das es gibt. Nachdem ich von dieser Scheu gesprochen habe, ist es mir möglich, weiter zu schreiben.

Stille, tiefe Stille bereitet uns vor, in der richtigen Verfassung den Heil-Raum zu betreten.

Die Pforte zu jenem Wandlungsraum werden wir dann passieren können, wenn wir uns ausreichend gereinigt haben und aus unserem Herzen Dankbarkeit strömt.

Die Erfahrung dieses Raumes ist überwältigend und mit Worten nur annähernd auszudrücken. Die Atmosphäre in ihm ist ohne jegliches Störungsfeld. Reines Sein.
Es atmet Liebe, Güte und Klarheit, weckt ein Wohlbefinden und vermittelt ein Wohlwollen, Seligkeit, die alles übersteigt, was wir im Alltag je wahrnehmen können.
Der Raum ist heilig. Es ist ein Wandlungs- und Heilungsraum, der allen, die guten Willens sind, offensteht. In ihm können wir genesen und uns zu dem hin wandeln, was wir im Innersten sind: zu Liebenden. Der nötige Wandel, der zu unserer Heilung führt, wird uns also geschenkt, uns als Individuen, uns als Menschheit.
In unserem eigenen Herzen werden wir neu geboren.

Zu Beginn erleben wir die Lichtkraft darin so übermächtig, dass wir nicht lange darin verweilen können. Der Seelen-Körper muss allmählich die Kraft aufbauen, damit wir uns mit der Zeit länger in diesem Transformations-Raum aufhalten können.
In diesem Raum werden wir gewandelt – nach und nach. Unser Beitrag soll Hingabe und Vertrauen sein. Dadurch kann und will die göttliche Kraft wirken.
Ohne unser Einverständnis wird uns nicht gegeben, mit unserem Einverständnis hingegen in Fülle. Das WESEN respektiert unsere Wahl-Freiheit, die wir geschenkt bekommen haben, vollkommen.

Es ist also nicht so, dass wir alleine aus eigener Kraft den so dringenden Bewusstseinswandel schaffen müssen. Wir bekommen alle Hilfe, die wir brauchen, um diesen Prozess behütet und umsorgt durchleben können.

Vertrauen
Um Hilfe annehmen zu können, ist Vertrauen nötig, denn wie sollten wir absolut sicher sein, dass es erstens diesen Raum gibt und zweitens, ob er wirklich unseren Prozess ermöglicht und unterstützt. Wäre diese Sicherheit garantiert, bräuchten wir ja kein Vertrauen. Ein bisschen Mut und Risikobereitschaft braucht es also schon.

Ich glaube, dass ich selbst ein grösseres Risiko darstelle, als diese belebende Kraft, die bei mir immer wieder anklopft und ich glaube auch, dass diese Gesellschaft, in der ich lebe, mich sehr viel eher verunsichert, als jene Substanz, die ich spüre, wenn ich die Augen schliesse und mich ihr überlasse.

Ich möchte meine Leserinnen und Leser also ermutigen mit einem Lächeln auf den Lippen Vertrauen zu riskieren. Das Leben zu riskieren. Jeder Sprung, auch der Sprung ins wahre Leben, braucht ein bestimmtes Quantum an Vertrauen und Mut.

Den Widerstand aufgeben
Es geht darum den Widerstand gegen das was uns heilt, gegen das, was uns rettet, aufzugeben.
Ich erkenne in allen Menschen, die mir bekannt sind, Widerstand gegen ihre Heilung (in unterschiedlicher Stärke, je nach Individuum) – dasselbe gilt für jede Gesellschaft. Ja, und dasselbe gilt für die Kirchen und alle äusseren Machtapparate der Gross-Religionen -nicht aber für ihren mystischen Kern!
Verrückt, so könnte man denken, Widerstand gegen das, was uns heilt, aufzubauen. Aber so ist es.
Es ist Widerstand, der aus der Angst kommt.
Spirituelle Arbeit bedeutet unter anderem das Aufgeben des Widerstandes.
Es ist befreiend, wenn Menschen erkennen, weswegen und aufgrund welcher Erfahrungen sie sich gegen ihre Heilung auflehnen. Es ist wichtig, dass jede und jeder sich darum bemüht, darauf seine Antwort zu finden. Ich nenne es Selbst-Befreiung, Teil der Wandlungsarbeit, Teil unserer Verantwortung für uns und den Planeten.

WANDEL 2. Teil

Der untenstehende Artikel ist die Fortsetzung von WANDEL – Teil 1, verfasst am 3. November 2018 (nach unten scrollen).

Im ersten Teil dieses Zyklus äusserte ich folgende Ansichten und Thesen:

  • Die Menschheit befindet sich im Übergang von einer Entwicklungsphase in eine nächst höhere. Sie steht an einer Schwelle, die nur durch eine tiefgreifende Transformation zu überschreiten ist. Hohe Wesenheiten geben den Impuls für den Wandlungs-Prozess und sie begleiten ihn.
  • Die bisherige mentale oder rationale Stufe wird von einer trans-rationalen abgelöst.
  • Meine Intuition sagt mir, dass es an der Zeit ist, sich der Herzebene anzunähern. Diese steht für Empathie, Liebe, Integration und Schönheit (entsprechend dem Herz-Chakra).
  • Es sind immer Einzelne oder kleine Gruppen von Menschen, die sich einer grossen Aufgabe hingeben – sie sind ausgerichtet auf die Quelle allen Seins. Es ist eine Avantgarde. Diese ist entschlossen sich dem WANDLUNGS-GESCHEHEN hinzugeben. Die beteiligten Menschen entwickeln diejenigen Wesens-Qualitäten, die diesem Umwandlungs-Geschehen dienen.
    Mahatma Ghandi: «Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst.»
  • Die Erwachten, die sich dem Wandel hingeben, bilden einen Kreis, beziehungsweise Gemeinschaften oder Netzwerke – sichtbar oder unsichtbar-, welche zu einem Fundament werden für die kommende Entfaltung des menschlichen Bewusstseins.

 

Die vier Säulen des erneuerten und erweiterten Bewusstseins
Innerhalb meines begrenzten Wissens erkenne ich vier Bereiche (Eckpfeiler), die es im Wandlungs-Prozess in besonderem Masse zu beachten gilt:
1. Das Eingeständnis der menschlichen Ohnmacht und Bedürftigkeit.
2. Umkehr und Neu-Ausrichtung
3. Erweiterung und Vertiefung der Liebes-Beziehungen. Die Gemeinschaft der Liebenden.
4. Eine lebensdienliche Welt-Ordnung.

Diese Reihenfolge erhebt aber keinen Anspruch auf eine strikte und dogmatische Reihenfolge. Sie kann aber helfen, die verschiedenen Stufen einer spirituellen Entwicklung fühlbar zu machen.

  • Das Eingeständnis

Es ist das Eingeständnis der eigenen Ohnmacht, Hilflosigkeit und Bedürftigkeit des Menschen. – Die Welt ist so komplex und chaotisch geworden, regiert von vielen narzisstischen Persönlichkeiten, die jegliches Augenmass verloren haben, dass es Vielen klar geworden ist, dass die Welt schon längst nicht mehr steuerbar ist. Der Kapitalismus und das ökonomische Denken, das in alle Bereiche und Ritzen aller Gesellschaften und Nationen weitgehenden eingedrungen ist, verhindert eine ganzheitliche Entwicklung zum Wohle des Menschen und der Natur.
Auch individuell gibt es Krisen, die als kaum lösbar erscheinen, wo es nicht die richtige Entscheidung gibt. Mutig hinzuschauen und sich mit der Ausweglosigkeit und der eigenen Ohnmacht zu konfrontieren ist der erste bedeutende Schritt in jedem Wandlungsprozess. Erstaunlicherweise ist es tröstlich, wenn wir uns zugeben und zugestehen, dass wir alleine nicht alles im Griff haben. Das nimmt uns Druck weg.

Das Eingeständnis, dass unsere Probleme, die aus der sehr einseitigen materiellen Ausrichtung entstanden sind, kaum mehr durch Massnahmen gelöst werden können und dass das all-gegenwärtige polarisierende und argumentierende Denken nicht in der Lage ist eine wohlwollende und dem Leben dienliche Atmosphäre zu schaffen, die wahre Freude erzeugt, wird uns individuell wie auch kollektiv, also als Mensch und Menschheit entlasten.

Mit dem Eingeständnis in unsere Begrenztheit, schaffen wir Raum für den Einfluss anderer, höherer Bewusstseins-Ebenen.

  • Umkehr und Neu-Ausrichtung 

Statt uns weiterhin hyperaktiv nach aussen zu wenden, uns im Aussen zu zerstreuen und zu verlieren, kehren wir um und wenden uns nach innen, unserem Herzen zu.
Die Energie folgt unserer Aufmerksamkeit, folgt dem Fokus. Wir brauchen nun die Kraft dafür, uns die Zuwendung zu geben, die es für unseren Wandel braucht. Wir richten uns auf die göttliche Quelle des Lebens aus.
Dabei hilft uns die Frage: «Wer bin ich?» Sie führt uns in die Wahrnehmung des wahren Wesens, das wir sind. Des inneren lichten Menschen also. Das Mitgefühl, das wir im Herzen finden, ist die Quelle des Glücks. Der Dalai Lama weist uns immer wieder auf diesen Zusammenhang von Mitgefühl und Glück hin.
Im Herzen können wir die Erfahrung von saccidananda machen: «Eine Trinität von transzendentem Sein, Bewusstheit des Selbst und Seligkeit des Selbst.» Sri Aurobindo.
Wenn wir die Geduld aufbringen und uns die nötige Zeit geben, uns dieser Erfahrung anzunähern, werden wir reif dafür, zur gegebenen Zeit tatkräftig im Aussen zu handeln – in geläuterter Energie, in Güte und Respekt vor dem Leben.
Durch diese innere Entwicklung werden wir auch ausgestatten mit dem Willen und der Zuversicht zum trans-rationalen Sprung auf die Ebene des Herzens, wo sich, wie ich gerne sage, der Kosmos des Herzens öffnet.

  • Die Entstehung der Gemeinschaft der Liebenden

Wenn wir das Empfinden und das Gefühl entwickelt haben, uns aus dem Schoss der Wärme und Liebe mitzuteilen und zu handeln, ist die Zeit gekommen, unsere Sympathie-Beziehungen zu Liebes-Beziehungen zu vertiefen. Die Liebes-Beziehung versteht sich hier nicht als eine primär durch das Sexuelle definierte Beziehung, sondern als eine allumfassende, bedingungslose Liebe, welche Lust, Wildheit und Zärtlichkeit einbezieht, wie alle anderen Ausdrucksformen der Liebe wie Mitgefühl, Hilfsbereitschaft, usw. auch.
Die Beziehung zwischen Frau und Mann will auf dem Weg zur Gemeinschaft der Liebenden erneuert werden. Auseinandersetzungen zwischen ihnen bedürfen der gegenseitigen, respektvollen, gleichberechtigten Partnerschaften auf der Grundlage von Vertrauen und Hingabe. Zweck der Liebes-Beziehungen ist Freude und Kreativität.
Ebenso soll die Beziehung des Menschen zur Natur und zur Erde heilen durch Liebe und Respekt. Jegliche Gewalt und Ausbeutung sollen sich auflösen im Bewusstsein des übergeordneten Einheitserleben.
Neue Gemeinschaften der Liebenden sollen sowohl auf der festen Erde wie auch im Ätherleib der Erde entstehen. Agapolis, die Stadt der Liebenden, so möchte ich sie nennen, soll in Liebe heranwachsen und das Neue Jerusalem möge seine Licht-Tore zum Frieden öffnen.
Auch das «Haus Santi Spiritus» (so die Vision der Rosenkreuzer) ein Kraftfeld und ein Brennpunkt auf der Geist-Seele-Ebene, wo sich Mensch und Geist begegnen, werde von Liebenden bevölkert.
Alle diese Gemeinschaften werden sich durch die magnetische Kraft der Liebe vereinigen und den Raum der Heilung und Transformation*, den es schon gibt, erweitern und intensivieren.

  • Eine lebensdienliche Weltordnung

Eine höhere Ordnung, gespeist durch das erneuerte Bewusstsein der Herz-Ebene, soll aus weichen heilsamen Strukturen bestehen, die wiederum stärkend auf die Bewusstseinsentwicklung des Menschen zurückwirken werden. Die Formen und Strukturen der neuen Weltordnung müssen sich alle der Frage stellen: Sind diese neuen Formen und Ordnungs-Strukturen lebensdienlich?
Der Dienst am Leben sollte das Prinzip aller Element der neuen Ordnung sein – einer Ordnung, die auf Gerechtigkeit, Respekt, Solidarität und Fürsorge beruht.

Von allen bestehenden Organisationen dieser Welt, müsste meiner Ansicht nach die UNO an vorderer Stelle durch entsprechende tiefgreifende Reformen gestärkt werden. Einige starke und reiche Veto-Mächte haben es, zum Beispiel durch die Minderung ihrer Zahlungen, immer wieder geschafft, Reformbestrebungen zu verhindern.
Nebst der Entwicklung der Liebesskräfte, müsste auch konstruktive Kampfbereitschaft in uns wachsen – wohlverstanden diese müssten mit einem liebevollen Engagement legiert sein. Eine solche neue lebensdienliche Weltordnung aufzubauen, erfordert einen langen Atem, Tatkraft und Mut. Deshalb halte ich die Säule zwei, die Umkehr und Neu-Ausrichtung für eine unabdingbare Voraussetzung für tatkräftiges Handeln.

Zum Schluss möchte ich nochmals die beiden genannten Fragen, die uns als Richtschnur der neuen Ausrichtung hin zum Herzen dienen, wiederholen:

Erstens:     Wer bin ich   – Wer sind wir?
Zweitens:   Dient das, was ich denke und tue dem Leben?


*
Zum geistigen Raum der Heilung und Transformation möchte ich mich in einer späteren  Folge des Zyklus WANDEL äussern.

 

 

Die Unsichtbaren

 Zum Begriff des unsichtbaren Menschen, der von mir stammt: Wenn der Mensch den Kontakt mit seinem inneren Licht verliert, kann er nicht mehr strahlen. Er hat sich verdunkelt, verfinstert, ist zum nach aussen gerichteten Abwesenden geworden; er ist einer geworden, der sich im Äussern verloren hat, weil er nicht mehr vom Innern, also vom Sein gehalten ist. Das, was wir im Innersten sind, leuchtet. Haben wir es vergessen, so hören wir auf zu scheinen und verdunkeln. Wir werden unsichtbar.

 

Der Mensch stürzt in die Unsichtbarkeit. Er irrt durch den Nebel der Selbst-Entfremdung.

Er entfremdet sich von sich selbst, wird zum Schatten seiner selbst. Er entwurzelt sich, trennt sich von seiner Seele ab und damit auch vom inneren Licht. Er spürt die Erde, auf der er geht, nicht mehr.

Der Mensch, als Schatten seiner selbst wird zum Unsichtbaren, der sich von seiner geistig-seelischen, göttlichen Wirklichkeit abtrennt, gleichsam aus dem Licht der Erkenntnis und der Liebe herausfällt und sich dem künstlichen Licht verschreibt, welches ihn blendet.
Geblendet wird alles schwarz vor Augen.
Ist unser Outfit eine Maske, die verdeckt? Glanz ohne Licht?
Ist das künstliche Licht, das sich zum Licht-Smog verdichtet, Ersatz für das wahre, geistige Licht? Das Kunst-Licht, zum Teil aus Atom-Strom gewonnen: Tut es uns in dieser immensen Ausbreitung gut?

Weder das Rendite-Denken und die Ausrichtung auf die Gewinn-Maximierung, noch die neuen Technologien (so gut sie auch sein mögen, wenn sie mit Augenmaas angewendet werden) können uns in unsere Mitte führen. Diese beiden Mega-Trends tragen einen immensen Absolutheits-Anspruch in sich, den Viele -auch ich- als gewalttätig empfinden.

Diese beiden Trends sind daran sich zu einem einzigen zu verschmelzen: Der digitale, neo-liberale Super- oder Übermensch soll entstehen, der sich physisch und verstandesmässig mit künstlicher Intelligenz (Trans-Humanismus) verbinden will, bei gleichzeitiger Verleugnung seiner Seele. DER TREND ist dabei, sich in Gesellschaften, die den Erfolg und die weltweite Vorherrschaft anstreben, durchzusetzen. DER TREND saugt alles an sich, dringt in alle gesellschaftlichen Bereiche ein. Zum Beispiel in die moderne westliche Medizin, in der die Eingriffe alle früheren Grenzen des ethischen Empfindens durchbrechen. Vermehrt werden Chips in den Körper eingefügt um diesen zu optimieren. Die Technologie-Gläubigkeit nimmt geradezu groteske Züge an – auf Kosten der Pflege und der seelischen Betreuung der Patienten – des Menschen überhaupt.
Wie riesig muss doch die Selbst-Verachtung von Menschen sein, die sich ohne Scham als Konsumenten, Verbraucher, Selbst-Optimierer bezeichnen, als Personen, die damit beschäftigt sind, sich immer raffinierter zu inszenieren, um Erfolg und Ansehen zu haben. Ist es denn nicht eine Selbst-Beleidigung, wenn sich Menschen als Kapitalisten sehen, deren Ziel Kapital-Akkumulation ist? Praktisch alle menschlichen Denk- und Handlungsbereiche sind okkupiert von ökonomischen Erwägungen und Sichtweisen, insbesondere vom Renditedenken. Bis tief in die Sprache und tief in die Psyche hinein. Sind wir infiziert?

Haben wir uns abgefunden, uns so zu definieren, weil es üblich geworden ist und wir resigniert haben – oder weil es stimmt?
Nun meine Sicht mag düster sein: Ich stelle fest, dass es einen Mega-Trend gibt, der aber nicht die vollständige Wirklichkeit repräsentiert. Dennoch scheint es mir wichtig und nötig, die Selbst-Verachtung, die wirksam ist, zu erkennen und als Gefährdung wahrzunehmen. Jede radikale Veränderung beginnt mit einem unerschrockenen Hinsehen.
Viele Leute werden einsehen, dass die Menschen (die Mächtigen, die Gescheiten, die Politiker, alle!) nicht mehr aus eigener Kraft zurück finden in das Wissen und in das Gefühl des unendlichen Aufgehoben-sein. Wir haben das Steuer aus den Händen verloren! – Dieses Eingeständnis könnte die Wende bringen – und uns sogar irgendwie trösten.

Ist das alle noch zu managen – oder bedürfen wir der Gnade?

Die Hüterinnen und Hüter des Lichts

Die Aussen- oder Mitwelt ist ein Spiegel unserer Innenwelt, unserer inneren Verfassung, der Seele. Die innere seelische Verfasstheit erzeugt den Charakter unserer Zivilisation und unsere Bewusstheit.
Die Welt ist dunkel, so scheint mir, das Licht dieser Epoche hat sich zurückgezogen. Anzeichen eines globalen Sterbeprozesses sind mit nüchternen Augen zu erkennen. Dies verweist auf unser gefährdetes Innere.

Hüten und nähren wir also die lebendige Liebesflamme in uns, so wird sie einmal auch im Aussen, also in der Welt, in der wir leben, wieder auflodern können.

«Unsere Aufgabe und unsere Übung ist es, dieses Licht am Leuchten zu halten und den Zugang zu diesem Licht zu bewahren. Es weist uns den Weg auf unserer inneren Reise in die Tiefen unseres Seins. Ohne es können wir den Weg nicht finden. Und es führt uns auch in der äusseren Welt und befähigt uns, dort ein Leben mit einem wirklichen Sinn zu finden. Das Licht der Seele ermöglicht es unserem wahren Selbst erfüllt zu sein. Ohne es lebt man lediglich das Leben des Ego auf einer kollektiv oberflächlichen Ebene.»    (Llewellyn Vaughan-Lee)

Nur das wahre Licht des Geistes in uns wird uns zurück in die Sichtbarkeit bringen können. Es wird uns mit unserer Hybris konfrontieren und uns helfen, empathisch zu werden und wieder in Verbindung mit dem Lebendigen zu kommen. Das Geistlicht lässt sich aber nicht zwingen; wir können es nur erbitten. Und: wir haben die Freiheit, uns auf die Quelle, aus der wir sind, auszurichten.
Wenn es dem Menschen (wieder) möglich sein wird zu bitten, wird dies ein Zeichen dafür sein, dass er seine Hybris überwunden hat. In dem Masse wie er erkennt, dass er und die Erde heilig ist, werden seine Kompensationen, seine Ersatz-Handlungen zerbröckeln. Was für eine Erleichterung!
Nur das, was wir im Innersten sind, leuchtet.

WANDEL – Teil 1

Wir können nicht mehr wachsen, ohne uns zu wandeln
Teilhard de Chardin:
«Da die personalen Elemente an eine gewisse Grenze gekommen sind, stehen sie einer Schwelle gegenüber, die zu überschreiten ist, um in die Wirksphäre eines Zentrums höherer Ordnung einzutreten. Sie müssen sich in diesem Augenblick nicht nur aus der Trägheit reissen, die sie immobilisieren will. Vielmehr ist für sie der Augenblick gekommen, sich einer Transformation zu überlassen, die ihnen all das zu nehmen scheint, was sie bereits erworben hatten. Sie können nicht mehr wachsen, ohne sich zu wandeln.»

In früheren Jahren glaubte ich, dass sich die Menschheit, unsere Gesellschaft, durch guten Willen und Reformen erneuern liesse. Vielleicht auch durch bessere und gerechtere Regeln und Gesetze.
Dieser Glaube schwindet dahin.
Ich glaube, dass Reformen und Verbesserungen nicht ausreichen (so gut und sinnvoll sie auch sein mögen), um den nötigen Wandel herbeizuführen.

Ich möchte hier drei (nur drei von vielen) weltweiten Problemkreisen anführen:
• Die Klima-Katastrophe, insbesondere die globale Erwärmung. Die notwendigen Massnahmen werden nur schleppend, oder gar nicht durchgeführt, trotz grösster Dringlichkeit.
• Die überfischten Meere vermüllen, sind von Plastik weiträumig verseucht. Die wichtigste Nahrungsmittelquelle der Menschheit droht zu kollabieren.
• Die extrem einseitige wirtschaftlich-technische Entwicklung, bei der so viele lebensnotwendige Aspekte wie Ethik, ganzheitliche Pädagogik, sanfte Medizin, Friedensarbeit, etc. vernachlässigt werden, führt zu enormen sozialen Spannungen und Disharmonien.

«Ist die Erde noch zu retten?» fragen sich Viele.

Dem Wandel dienen
Der globale Wandel führt über die Transformation und Bewusstseinsentwicklung des einzelnen Menschen und die Hingabe von Gruppen von Menschen, die sich bereit erklärt haben, sich dem Wandel hinzugeben und die sagen: Wir sind Wandel.  1)

Gewandelte werden gemeinschaftlich das Fundament bilden für nachfolgende Gruppen von Menschen und Generationen, welche auf dieser Basis die Gemeinschaft der Liebenden bilden werden.
Dies ist meine Eingebung:
Die nächste, höhere Ordnung, so ahne ich, wird die Sphäre oder der Kosmos des Herzens sein, welche von Mitgefühl, Liebe, Freude und Schönheit erfüllt sein wird. Die Menschen werden den Konflikten und Verletzungen, die auch in dieser nächsten Menschheits-Phase bestehen werden, mit einem offeneren und einfühlsameren Herzen begegnen können – als dies heute im Allgemeinen möglich ist.

Den Wandel werden wir nicht «machen» können. Der Wandel wird geschehen, wenn hohe Wesenheiten den Impuls dazu geben werden. Es wird sich um ein kosmisches Geschehen handeln, dem wir dienen dürfen. Ich bezeichne diesen heilsamen Prozess als WANDLUNGS-GESCHEHEN. (Dein Wille geschehe).
De Chardin sagt im oben zitierten Text, dass es gelte, sich der Transformation zu überlassen (nicht sie in Gange zu setzen!)
Ein heilsames Geschehen ist nicht gradlinig, linear, eingleisig, sondern komplex; es verläuft auf verschiedenen Schichten und Ebenen und auch nicht immer logisch-rational, manchmal sogar scheinbar verworren und widersprüchlich und doch sind alle Entwicklungsfäden aufeinander abgestimmt und auf den heilsamen Wandel bezogen. Dasselbe gilt für den göttlichen Willen.

Geschieht der Wandel bereits – oder ist er in Vorbereitung? Sind genügend Menschen bereit, diesen Wandel mitzutragen, sich ihm vertrauensvoll hinzugeben?

Wir haben die Möglichkeit, diesen Wandel zu fördern. Wir können darum bitten, in den momentanen oder kommenden Wandlungsprozess miteinbezogen zu werden, um ihm zu dienen.
Lasst uns in Kontemplation herausfinden, welche Wesens-Qualitäten, die wir verkörpern, geeignet sind dem Wandel zu dienen. Wir haben die Möglichkeit, genau diese Gaben zu entwickeln.
Unsere Seele wird uns zudem in Situationen führen, die uns fördern, unsere Begabungen, die in unserem Wesen vibrieren, auszubilden. Solche Situationen können durchaus schmerzvoll sein.
Transformation ist auch Schattenarbeit. Ohne Schmerz gibt es keinen tiefgreifenden Wandel. Erlösungsarbeit ist ein wesentlicher Teil jeder Transformation.

Schmerz, sowohl unser eigener, wie auch der kollektive, will durchlebt und tief verstanden sein, damit er sich in Heilkraft und Kreativität verwandeln  kann.

Sowohl Wandel wie auch Metamorphose sind ganzheitliche Geschehen, die uns vollständig ergreifen, von Kopf bis Fuss, bis in die Tiefen unseres Innenlebens und bis in den Kern unserer Zellen.

Der Wandel spielt sich niemals an unserer Peripherie ab, sondern er dringt in unser Innerstes ein. Manchmal führt er einen Zusammenbruch herbei.

Wenn wir also dem Wandlungsgeschehen dienen wollen, dürfen wir nicht naiv sein. Es braucht Mut, sich auf den Wandel einzulassen. Er wird uns an innere Orte hinbringen, mit denen wir nicht gerechnet haben. Er wird unsere Seele ausleuchten.

Andererseits: Wenn wir davon ausgehen, dass wir uns heilenden, göttlichen Kräften hingeben, wenn wir dem Wandel dienen, so erhalten wir auch den nötigen Schutz und ausreichend geistig-seelische Nahrung, um auch leidvolle Prozess zu überstehen.

Wer würde jemals auf den Gedanken kommen, dass aus einem harten, krustigen Kokon, ein Schmetterling hervorkommen würde. Ein Wunder.
Glaubst Du an Wunder?

1):  Die Mitglieder der Integralen Politik (IP) sagen: Wir sind Wandel.   ww.integrale-politik.ch

Weitere Beiträge zum Thema Wandel sollen in unregelmässigen Abständen folgen.