Die beiden Tore: Abschied und Neu-Beginn

Die Zweiheit ist eine göttliche Anordnung, die dem Menschen gegeben wurde, um zu lernen. Zum Beispiel Beziehungsfähigkeit, die auf Unterschiedlichkeit, oder auf Gegensätzlichkeit beruht, zu lieben also, wenn es anscheinend nicht passt, versöhnlich zu sein, selbst wenn es schmerzt. In diesem Artikel will ich die übermächtigen Tendenzen des Weltgeschehens betrachten, die uns, ob es uns bewusst ist oder nicht, in Atem halten: Das Abschiednehmen und die Resonanz mit dem Neuen, das sich abzeichnet.

Das Tor des Abschieds
Viele spüren, dass die einseitige materielle Ausrichtung auf Rendite, äusseren Erfolg, Ansehen und Macht ein Ende haben muss, da wir nicht mehr verbrauchen und vernichten dürfen, als es das Wachstum erlaubt. Der Kapitalismus, der sich zum seinem wohl letzten, wankenden Höhepunkt herauf schraubt, dem Überwachungs-Kapitalismus, kommt seinem Ende nahe, da er sich selbst verschlingt.
Ebenso kommt das Prinzip des Herrschens und Beherrschens, der eisernen Kontrolle zum notwendigen Zerfall, weil Mensch und Erde sich auf die Dauer nicht der Machbarkeit unterwerfen können, weil sie lebendige Organismen sind und nicht einseitig rational steuerbar sind.
Ich glaube, dass es nicht nötig ist, die Zerfalls-Symptome aufzuzählen. Sie sind all-gegenwärtig und überall wahrzunehmen. Die Zeit ist nahe, wo auch Abgebrühte, nicht mehr in der Lage sein werden, den Zerfall zu bagatellisieren.
Manche sprechen von Ökozid.

Nun sind die anteilnehmenden Betrachter, die sehen, wie sich die Türe zum Tor des Abschieds öffnet, ihrer Trauer und ihrem Schmerz ausgesetzt. Ihr Leiden ist bewusst und es ist gepaart mit Mitgefühl. Sie geben der sterbenden Kreatur eine ursprüngliche Stimme. Sie sind erschüttert. Sie stellen sich dem Prozess des Abschieds; sie fühlen mit. Sie seien gesegnet, getröstet.

Ohne sie, kann das Neue nicht erscheinen! Ohne sie verliert die menschliche Kultur ihre Wurzeln, das Gefühl für den Ursprung, für die Basis, für die Herkunft. Ohne sie, verliert die Menschheit ihr Herz.


Das Tor des Neu-Beginns
Der Neu-Beginn der kommenden Entwicklungsphase des Menschen beinhaltet, so vermute ich, ein sich ausdehnendes, umfassendes Gefühl für das Ganze, das integrale Bewusstsein. Mein inneres Auge sieht liebende Menschen, deren Seelen vibrieren.
Die Lichtpartikel/Zellen in uns sehnen sich danach, sich auszudehnen, ihr Volumen zu vergrössern. Es gibt den Drang in den Lebewesen, sich wieder aufzurichten und den Atem frei fliessen zu lassen.
Liebeslicht wird den erneuerten, den neu-geborenen Menschen erfüllen.

Das sich langsam öffnende, Wohlwollen, Güte und Empathie verströmende Licht-Tor, wird die Herzen der Betrachter beglücken. Sie werden aber ihre Aufnahmekapazitäten erhöhen müssen, um die einströmende Lichtkraft zu fassen und zu integrieren. Sie haben ihre alte Konditionierung, also den Zwang, ihre Wesenheit zu schmälern, sie zu reduzieren und zu unterdrücken, abzulegen und zu überwinden.

Die Betrachter des goldenen Tores spüren, dass ihre Spezies vor der grossartigen Herausforderung steht, leben zu lernen.
Beim Schreiben des eben gesetzten Satzes ist mir bewusst geworden, was ich geschrieben habe und ich möchte es nochmals, ähnlich gesagt, wiederholen:

Wir Menschen stehen vor der grossartigen, schönen und anspruchsvollen Aufgabe Leben zu lernen. Dazu gehört vordringlich, dass wir es wagen, unsere Herzen zu öffnen. Es ist gut, wenn wir uns dabei helfen.

Nun denken wir Menschen ernsthaft daran, uns das Sonnensystem «untertan» zu machen und müssen feststellen, dass wir gar nicht gelernt haben, zu leben, weil wir uns zunehmend von unserer Seele abgetrennt haben. Wenn es so ist, müssen wir also Leer-Raum, Empfangs-Raum in uns schaffen, indem wir uns befreien von Gedankenmüll, der sich in uns festgesetzt hat. Das Leben liegt gleichsam unter einer Glocke aus bleischweren Gedanken, Zahlen und Messwerten. Im gereinigten Raum, kann das ursprüngliche, reine Leben uns lehren, was Leben bedeutet.

Es ist nicht eben leicht für unser Grössenselbst zuzugeben, dass wir so vieles können, nur nicht wahrhaftig leben.
Die, welche sich dem reinen Leben zuwenden seien gesegnet.

Solche Perspektiven mögen auftauchen, wenn wir den Raum hinter dem goldenen Tor, stückweise erkennen.

Dazwischen
Wenn es dem Betrachter gelungen ist, durch die sich öffnenden Tore Einblick zu nehmen, dabei berührt zu sein und gleichzeitig unerschrocken das Gesehene anzunehmen, dann wird sich zwischen den Polen des Abschiedes und des Neu-Beginns ein dynamischer hoch-intensiver Zwischen- oder Begegnungs-Raum bilden.
Dieser Zwischenraum, wird er in Liebe gehalten, wird fruchtbar werden. Im Kreis des Umarmten bildet sich neues Leben, neue Form. In diesem Fall ist es vielleicht eine Brücke, die den Übergang ermöglicht.

Ohne diese haltende Mitte, würde sich vielleicht ein Abgrund auftun.

Ich stelle mir vor, dass auf der Mitte der Brücke ein Licht-Feuer brennt. Oder: eine Person steht in der Brückenmitte und breitet seine Arme aus.

Der Prototyp des all-umarmenden, alles versöhnenden Wesens ist für mich Christus, der auch in uns lebt.

Wir Menschen sind -zumindest viele von uns- Übergangswesen, weil wir in dieser Epoche des Übergangs geboren wurden.

„Die Übergangswesen* sind Begleiter*innen, von denen gefordert ist, Spannungen auszuhalten und zu halten in Hoffnung. Sie stehen zwischen dem Alten, das sich verabschiedet und dem Neuen, das in Geburtswehen liegt. Sie empfinden und bejahen den nötigen «Spannungs-Schmerz», der sich im Prozess des Übergangs ausdrückt.
Viele Menschen – sicher auch Leser*innen dieses Blogs – spüren diese Zeit des Übergangs als eine Erschütterung und als eine Aufforderung handelnd und betend Verantwortung zu übernehmen und mehr noch: sich selbst dem Wandlungsgeschehen zur Verfügung zu stellen, denn wer wandeln will, wird gewandelt, wer das Neue ersehnt, wird erneuert. Die Übergangswesen, sind Begleiter*innen, von denen gefordert ist, Spannungen auszuhalten.“
aus meinem Blog Übergangswesen (siehe unten)

Für Übende:
Eine meditative Imagination: Du siehst die beiden, halb geöffneten Tore vor Dir. Du lässt ihren Gehalt auf Dich einwirken. Du bist ganz geöffnet, Anteil nehmend. Sobald Du die Ausstrahlung beider Tore gleichzeitig spürst, wendest Du Dich dem Beziehungsfeld der Mitte, dem Beziehungsraum, zu. Die Konzentration liegt auf Deinem Herzen. Lass die Dynamik der Mitte zu, halte die mögliche Spannung aus und höre, was die „Dritte Kraft“, die der kreativen Mitte, dir sagen möchte.- Wenn es Dir sinnvoll erscheint, wiederhole diese Meditation während Tagen einige Male.

*Vergleiche Übergangswesen, Blog vom 18. Januar 2020. Siehe unter «ältere Beiträge» unterhalb der Schlagwörter.

Beitragsbild: Aquarell WB

 

Trennungsschmerz und Heilung

Im Internet entdeckte ich ein Foto, welches eine Mutter im Spital zeigt mit ihrem Neugeborenen. Sie trug eine Maske (wegen Covid 19), ihr eben geborenes Kind lag auf ihrem Bauch, dazwischen, auf Höhe ihrer Brüste war eine Plastik-Plane, von oben nach unten gespannt, als Barriere zwischen Kind und Mutter.
In Österreich und Rumänien gab (oder gibt es immer noch) in verschiedenen Kliniken Maskenzwang während und nach der Geburt eines Kindes. Nach der Geburt wird das Kind entfernt, damit es nicht zu einer Berührung durch die Mutter kommen kann. Stillen geht nicht.

Das Foto verfolgte mich während Tagen und Nächten, immer wieder tauchte es auf. Manchmal erlebt ich es ein wenig so, als ob ich die Erleidende wäre.

Wenn ein Element des Lebens gequält wird, so schmerzt es auch den Gesamt-Organismus, und wenn jemand leidet, so leidet das Ganze mit, weil es keine absolute Trennung gibt. Das ist natürlich. Wenn wir verletzlich sind und auch verletzbar bleiben wollen, so können wir uns nie völlig vom Schmerz des anderen distanzieren, weil dies eben menschlich und natürlich ist.

Dieses Bild, das die Mutter von ihrem Kind getrennt zeigt, ist für mich ein Symbol, bzw. ein Kennzeichen der gegenwärtigen Menschheitsphase, in welcher Beziehungsangst und Beziehungsabwehr mehr und mehr vorherrschen und Distanzierungsmassnahmen ohne Einspruch hingenommen werden. Also Zoom und Skype, statt Zusammenkünfte lebendiger Menschen – und natürlich werden diese Massnahmen mit vernünftigen Gründen rechtfertigt und rationalisiert: Wir müssen Energie und Zeit sparen, keine unnötigen Reisekosten! etc.

Ist es so, dass wir Menschen Zustände und Umstände erzeugen, die Distanzierungsmassnahmen, Einsamkeit und Isolation erfordern? Schaffen wir eine Welt, die Angst rechtfertigt und scheinbar notwendig macht? Wenn ja, müssten wir dies als eine schwer neurotische Entwicklung ansehen.

Das jetzige Corona-Narrativ besagt, dass der natürliche Ausdruck des Menschen, der auf Lebensfreude beruht, nämlich: Berührung, Nähe, Gesang, Tanz Feiern, Umarmungen und Küssen, ja alle Arten von Zärtlichkeit und Sexualität, sehr begrenzt, ja unterdrückt werden sollten und zwar der Gesundheit zu liebe. Mit anderen Worten: Durch Unterdrückung meiner Lebendigkeit und damit meiner körperlich-seelischen Gesundheit, vermeide ich Krankheit. Das ist maximal paradoxes Verhalten. Das Gespräch darüber findet nur am Rande der Gesellschaft statt, weil es sonst die erwünschte Sicht auf die Dinge in Frage stellen würde.

Wie auch immer: Die jetzigen schwergewichtigen Prozesse auf Erden, erzeugen zunehmend Trennung, Isolation, Vereinzelung und Fragmentierung. Zwischenmenschliche Kontakte werden weg-digitalisiert. Warum denn ausserhalb des Hauses gehen, wenn der Bote es ja bringt? Die Trennung drückt sich auch in der Distanz zwischen den Menschen und der Natur aus.

So, wie wir nach aussen genötigt werden, Distanz zu nehmen (und nicht nur erst seit Corona), distanzieren wir uns auch nach innen, also uns selbst gegenüber und vermeiden so Nähe und Beziehung zu uns selbst – wir Beziehungs-Wesen. Was tun wir uns denn an? Wir verlassen uns, wir Verlassenen. Wir trennen uns ab, wir Abgetrennten. Selbst-Isolation: Strafe, was sonst? Strafen wir uns also selbst? – und wofür?

Man verstehe mich nicht falsch: Besser digitale Kommunikation als keine. Ja. Aber sie sollte niemals an erster Stelle stehen. Wir Menschen sind nun mal soziale und emotionale Beziehungswesen, die auf Zärtlichkeit basieren.

Zärtlichkeit ist unsere Basis und wenn wir Mutter und Kind trennen, dann säen wir Unheil.

Die Mythologien besagen, dass wir Menschen aus dem Bewusstsein der Einheit und der Liebe herausgefallen seien und dass nun Umkehr gefragt sei: um uns auf den Rückweg zu machen, zurück zur Quelle, die wir im Laufe der Jahr-Millionen fast vollständig vergessen haben.

Die Wiedererinnerung an unsere Herkunft, also unseren Ursprung, weckt unsere genuine Sehnsucht nach der Heimat im Licht.

Alle Trennungs-Wunden, die wir Menschen uns zufügen, widerspiegeln die grosse Menschheits-Trennung und wir fügen uns diese Wunden zu (wahrscheinlich alle), weil wir den Schmerz der «Ur-Wunde» anästhesiert haben.

Die Wieder-Erinnerung an unsere wahre Heimat löst Trauer und Schmerz aus. Dahinter aber geht die Sonne auf.

In dem Moment, wenn wir den Mut haben, uns dem Schmerz zu stellen, ihn als Tatsache hinzunehmen, genau dann wird die Wunde zum Ort der Heilung, verwandelt sich der Schmerz in Heilkraft, in heilendes Licht.

Indem wir den Trennungs- Schmerz mitfühlend annehmen und damit den erlittenen Verlust, beginnt die Transformation. Das Mitgefühl ist der Drehpunkt vom Schmerz zur Heilung.

Der grosse Trennungsschmerz formuliert sich nun weltweit, im Grossen und im Kleinen. Er will gehört und verstanden werden.

Die Menschheit stellt diesen Trennungsschmerz her: wohl unbewusst, um sich mit ihm auseinandersetzen zu können. Die gefährliche Tendenz besteht nun darin, den Schmerz alleine mit technischen Mitteln zu betäuben, ihn weg zu machen durch die Bekämpfung der Symptome und durch äussere Massnahmen wie Impfen.

Äussere Massnahmen sind okay, wenn sie auf dem Boden eines Bewusstseinswandel geschehen, bleiben sie aber in der Luft, haben sie den Boden tieferer Einsichten verlassen, schaden sie mehr, als dass sie nützen, denn die Trennung von Bewusstheit und Behandlungsweisen, beruht ja wiederum auf Trennung, welche Ursache des Schmerzes ist.

Das Mitgefühl zu uns und zur Welt ist der Dreh- und Wendepunkt vom Schmerz zur Heilung.

 

Der gewandelte Blick

Dieser Beitrag knüpft an die letzten beiden Blog-Beiträge an: «Umkehr der Perspektive» und «Metamorphose». Der folgende Artikel mag besser verstanden werden nach nochmaligem Durchlesen der erwähnten, vorangegangenen Artikel.
Es geht bei allen Beiträgen um das unvoreingenommene Erkennen der REALITÄT. Das hilft uns, die abgeflachte «Wirklichkeit» unseres globalen Alltags-Bewusstsein schärfer zu sehen, was auch schmerzhaft sein kann. Dieser Schmerz ist Teil des Wandlungsprozesses.

Der gewandelte, liebevolle Blick ist Teil des Prozesses und Ausdruck der Transformation des Menschen in ein sehendes Wesen, welches begonnen hat DIE RAEALITÄT wahrzunehmen.

Das gängige globale, gesellschaftliche Bewusstsein der Welt ist getrübt, illusionär, verzerrt.

Die Wahrnehmung des Menschen auf sich und die Mitwelt erlebe ich als sehr reduziert, verengt auf das Nützliche, Funktionale und Verwertbare der Lebewesen, des Lebens überhaupt. Dieser Blick ist sehr verengt. Das Bewusstsein ist nicht nur getrübt; es trägt auch wahnhafte Züge.

Und das Wahnhafte besteht eben darin, das Leben zu reduzieren auf seine materielle Verwertbarkeit – bei Verdrängung und Verleugnung dieser extremen Verengung des Blickes.

Öffnet sich das Herz und das Auge des Herzens (vielleicht nach Jahren der Einschnürung), so zeigt sich die REALITÄT, oder die Wirklichkeit. Der Mensch beginnt die Welt wirklich zu sehen. Er erkennt und spürt die Welt, das Geschaffene und das Schaffende in seiner Tiefe, in Wahrheit und reiner Wirklichkeit und Schönheit. Der Mensch ist nun auf dem Pfad der Erleuchtung. Er trinkt jetzt aus der Quelle.

Wer sich in seine seelische Wirklichkeit einlässt, erlebt  in der Regel die starke Erfahrung der Erweiterung und der Ausdehnung seines Bewusstseins und seiner Sicht auf DIE REALITÄT und wird gleichzeitig überrascht, von der fast unglaublichen Klarheit seines Blickes auf das Leben, das sich ihm nun in zunehmender Verfeinerung und Zartheit zu erkennen gibt.
Gleichzeitig mit der Verfeinerung der Betrachtung, wird die Wahrnehmung gereinigt und geklärt, wodurch die allem innewohnende Schönheit erscheint.

Die Verfeinerung des Schauens lässt uns also die Schönheit sehen, die allem innewohnt.

«Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin.»
1. Kor. 13,12

Das Erkennen DER REALITÄT: Das Fühlen, Spüren und Erkennen einer allumfassenden, substantiellen Anwesenheit, die auf eine bestimmte Art körperlich empfunden wird, so wie der Geliebte oder die Geliebte, nach langer Reise in die Arme genommen werden darf, ist eben das, was ich als REALITÄT oder Wirklichkeit bezeichne. Es ist Leben pur. Anwesenheit.
Nicht im Entfernten vergleichbar mit dem Flachland der eingetrübten, reduzierten Alltags-Wirklichkeit.

Ein Bekannter erzählte mir, dass er gerne Waldspaziergänge mache, manchmal werde er sich nach solchen Spaziergängen gewahr, dass er gar nicht im Wald gewesen sei, sondern in seinem Kopf.

Die REALITÄT ist durchschienenes Da-Sein, Leben, das von innen her leuchtet.
Im gewandelten Blick erscheint die Wahrheit,
erscheint das Kind, das seine Augen öffnet.
Es ist das Erwachen in einer höheren Bewusstsein-Sphäre, in welcher der Herzschlag wieder hörbar geworden ist. Durchpulste Wirklichkeit.

Wenn das Herz sich öffnet, geschieht Wandel (Metamorphose), wie auch umgekehrt: Stellt sich der Wandlungs-Impuls ein, so öffnet sich das Herz und dieses öffnet sich im Gleichklang mit der Verfeinerung der Wahrnehmung, welche nun die Schönheit, die in allem west, hervorzaubert. –
Während im raum-zeitlichen Bewusstsein alles hintereinander oder nebeneinander erscheint, zeigen sich auf höherer Ebene, im Einheits-Bewusstsein, die Vorgänge und Ereignisse als ein Miteinander, als ein Zusammenspiel verschiedener Entwicklungsvorgänge im gegenwärtigen Moment. So erleben wir es manchmal in der Musik: Verschiedene Stimmen oder Melodie-Linien umtanzen und umspielen sich, verbleiben in ihrer Individualität, aber bilden zusammen ein umfassendes, symphonisches Ganzes.

Im Blick, der sich erneuert und ausweitet, wandeln wir uns und die Welt*, in der wir leben.
Der Blick öffnet sich, wenn der Mensch in Hingabe und Mitgefühl in seine Seele blickt. Bis auf den Seelengrund. Dort findet er sich.

***

Die Schauenden geben sich die Hände im Wissen um ihre Gemeinschaft. Ihre Blicke strahlen. Diese Gemeinschaft im Geiste bildet sich nun. Ihre Mitglieder erkennen sich in der Wachheit ihrer lichten Augen und in der gemeinsamen Aufgabe, das Licht in die Welt zu senden. In der neuen, umfassenden Art ihres Schauens, entsteht die Realität, die Wahrheit und Wirklichkeit, die in ihre schaffenden Hände strömt und in die, welche sich dem Licht geöffnet haben.

 


*Mensch und Erde sind miteinander eng verbunden: Wandelt sich der Mensch, dann wandelt sich auch die Erde, ihre Seele (die Welt-Seele) inbegriffen.

Der fragile Mensch

«Die Rükkehr zum Anfang wird immer feiner –
Zärtlichkeit über der Quelle.
Netze deine Stirn über dem Wasser.»

Aus einem Gedicht von WB

Ich erlebe den Menschen als verletzt und verletzlich. Er ist eine physiologische Früh-Geburt. Nach seiner körperlichen Geburt, ist er, im Gegensatz zu den Tieren, nicht fähig zu stehen und zu gehen. Er lebt während seiner Säuglingszeit in einem sozialen Uterus. Er muss nun möglichst oft am Körper getragen werden, braucht unendlich viel Nähe und Zärtlichkeit, körperliche und emotionale Wärme und Aufmerksamkeit, damit er Ur-Geborgenheit tanken und sich in späteren Jahren gut entwickeln kann. Er benötigt etwa zwanzig Jahre, bis er als selbstständig gelten kann und in der Lage ist, für sich selbst zu sorgen – eine lange Zeit, etwa eine Viertel seiner Lebenszeit. Schon kürzere Trennungen (ein paar Tage) zwischen Eltern und Kind verursachen im Kleinkind-Alter seelischen Trennungsschmerz, der nicht leicht verarbeitet werden kann.

Der Mensch ist ein überaus komplexes, differenziertes, hoch entwickeltes Wesen, bewusstseinsfähig, feinfühlig, welches, vor allem in der Kindheit, einfühlsam begleitet sein will, damit es Wurzeln bilden und sich erden kann.

So fein der Mensch auch ist, er ist auch irritierbar, verführbar und ablenkbar. Seit Jahrhunderten wird er in eine Welt geboren, die fast pausenlos durch Kriege zerrüttet wird, in einer Welt, in der sehr Viele an Hunger leiden oder auf der Flucht verelenden.

Der Mensch ist im Allgemeinen traumatisiert und brutalisiert durch unzählige verletzende und grausame Eingriffe in seine Integrität. Hauptverantwortlich für diese Entwicklung sind, gesellschaftlich gesehen, primär das Patriarchat, welches für die Unterdrückung der Frau und des Weiblichen verantwortlich ist und seit ca. zweihundert Jahren der immer rücksichtsloser funktionierende Kapitalismus, welcher die Rendite über das Menschenwohl stellt.

Der Mensch, der dazu neigt, sich mit dem Angreifer zu identifizieren, verinnerlichte die Härte, mit der er behandelt wurde und schuf somit eine Welt, die ihn selbst bedrohte. Da er Nähe oft als gefährlich erlebte, baute er Abwehrmechanismen gegen Nähe, Liebe und Zärtlichkeit auf und schuf sich eine kühle und funktionale Welt, die ihn selbst zum Frieren brachte – und bringt.
Eine Welt, die seiner zarten Wesenheit widerspricht!

Der Wärmebedürftige friert nun. Der Zartfühlende baut sich Türme aus Stahl und Beton, um sich darin einzuschliessen.

Die menschliche Gesellschaft ist krank geworden. Ihre Welt ist materiell, funktional. Die Menschen verordnen einander Distanz. Sie gehen auch in Distanz zu ihrer Seele, wodurch ihre physische Existenz, nun entseelt, auszudorren droht. Die Menschheit hat ihre Medizin verloren und vergessen. Seine Medizin trägt der Mensch in sich, zum Beispiel im Atem, in seiner Stimme, in seiner Fähigkeit, sich durch Bewegungen (Tanz) auszudrücken, und in seiner Empathie-Fähigkeit).
Weil er die Beziehung zu seiner Medizin teilweise vergessen und vernachlässigt hat, sucht er sie im aussen, etwa in pharmazeutischen Produkten.

Wir Menschen brauchen eine Kultur der Zärtlichkeit. Wir sind auf Zärtlichkeit aufgebaut. Sie ist unser Fundament. Wir sind Kinder des Zärtlichen. Zärtlichkeit ist unser Fluidum, der Duft, der uns stärkt, der unserer wahren Wesenheit entspricht. Das Aussen korrespondiere mit dem Innen. Oder: wie innen so auch aussen.

Wir brauchen eine Kultur des Zuhörens, wo einer dem Anderen zuhört und Anteil nimmt.
Eine Kultur auch, wo Menschen auf die Sprache der Natur und Mutter Erde lauschen.

Wir haben, um uns zu finden, zu lernen, auf unser Herz zu hören und das Gehörte umzusetzen. Dazu gehört es, uns auch von Konventionen zu befreien.

Nur so finden wir zu einem Miteinander.

Der Zuhörende ist unter uns. Es gibt ein Hörendes und Anteil-nehmendes in allem, was ist.

Hier ein Gedicht* von mir:

„Seine leise Gestalt

Jetzt ist der Hörende mitten unter uns
und wir fühlen seine flammenden Schatten,
die sein Vorbeigehen werfen,
die unsere Stirne kühlen
im Branden neuer Sternenwelten.

Nun tritt aus dem Kosmos lächelnd
seine leise Gestalt,
Sterne küssen seine Füsse.

Und wir sehen,
wenn der Sternenmantel sachte fällt
und wir die Augen schliessen,
sehen, was kein Auge je gesehen hat,
hören, was kein Ohr bisher vernahm,
fühlen, was sich unsere Seele
seit je ersehnte.»

 

*Werner Binder: Der Quelle zu, SEBIL-Verlag 2013.
bei mir zu bestellen. Fr. 10.–

Shekinah – eine Betrachtung zu Advent und Weihnachten

Dieses mit dem Verstand unfassbare Liebes-Ereignis, welches in diesem Artikel angetönt werden soll, ist weit jenseits unserer rationalen Alltags-Realität. Das Leben, entwickelt aus diesem geheimnisvollen göttlichen Liebes-Kern, welcher sich über Jahr-Millionen organisch und sehr liebevoll und zart entfaltet hat und noch stets in Entwicklung begriffen ist, ist nur mit dem Herzen zu erahnen, in Stille und Berührbarkeit. Mit offenem Herzen ist es uns möglich in Resonanz mit diesem Liebes-Ereignis zu kommen, aus dem wir hervorgegangen sind.

Dem empfangenden Menschen, der sich kelch-ähnlich öffnet, wird Durchlässigkeit und Transparenz geschenkt. Seine Zellen werden mehr und mehr zu Lichtspeichern, die Licht aufnehmen, halten und weiterstrahlen. Seine Seele kräftigt und erfüllt sich.

In ihm kann der göttliche Geist einwohnen, Wohnsitz nehmen: Shekinah (manchmal auch Schechinah geschrieben.)
Nun kann sich der Mensch Gott sehr nahe fühlen, da er in ihm lebt. Diese Nähe zu Gott nennen wir Shekinah.

Dadurch verändert sich das Körpergefühl und das Körperbewusstsein des Menschen. Freude und Dankbarkeit drücken ihr ausgeweitetes Lebensgefühl wohl am besten aus. Ich möchte von leuchtender Freude sprechen.

Advent meint Annäherung an dieses kosmische Ereignis. Das göttliche Reich ist im Kommen begriffen. Es bahnt sich den Weg zu uns, die wir bereit sind, zu empfangen. «Dein Reich komme».

Vor einigen Jahren befragte ich die Stimme meines Herzens nach der Bedeutung der Anrufung: DEIN REICH KOMME und erhielt folgende Antwort:

« Dein Name eröffnet und feiert mein kommendes Reich auf dem Grund der See­le.

Das HEILIGE erschüttert euch und bringt euch zum Überfliessen, wenn ihr mein ankommendes Reich erkennt und erfahrt. Das Heilige ist der Thron im Zentrum des kommenden Reiches, welches alles überstrahlt und gleichzeitig alles in sich hält.

Das Heilige ist konzentriertes Licht, intensivste Präsenz, ist alles, was euch im Innersten zusammenhält. Hier ist alles gelöscht, nicht existent, was bloss Ge­räusch des Verstandes ist. Hier trübt kein Geräusch meinen Klang: Hier ist Hei­ligstes, ist Stille und Kraft, Licht in Vollendung, der Atem der Geburt.

Dieses Licht des Anfangs und der Vollendung strahlt in meinem Reich, meiner Gegenwart, in der Grund-Schwingung, in der ich die Welt erschaffe.

Das Reich meines Seins überstrahlt eure Träume unendlich. Diese Träume sind Ahnung bloss; mein Reich ist die Wahrheit in einer Schönheit, die alle Vorstel­lungen übersteigt und hinter sich zurücklässt.

Dieses Kommen ist die Antwort auf eure Freigabe (freie Gabe). Wenn ihr euch frei gebt, frei macht, kann sich mein Sein in eurem Herzen ausdehnen. Dies er­lebt ihr als Kommen und als Entgegenkommen meines Reiches des göttlichen Eins-Seins.

Dieses Kommen weckt Freude.»

Advent: Der Raum der Intimität baut sich auf in freudiger, feierlicher Erwartung, in Zärtlichkeit und in hingebender Empfangs-Bereitschaft. Ich kann mir keine intensivere Intimsphäre denken, als eben diese zwischen dem Menschen und Gott. Die Intimität zwischen Menschen-Paaren erinnert zumindest an diese.
Die Intimsphäre, aufgebaut im kontemplativen Gebet, ist Ausdruck der grösstmöglichen Nähe, ist unsere Zuflucht und Geborgenheit, die von äusseren, eindringenden Kräften stets geschützt und behütet bleibt.

Shekinah bezeichnet aber auch die weibliche Matrix (man kann sich eine kosmische, feinstoffliche «Gebärmutter» vorstellen), welche den seelisch-materiellen Leib der Erde und der Menschheit durchwebt und durchatmet. Das göttliche Wort prägt sich in die Shekinah ein, welche dadurch den mystischen, schöpferischen Liebes-Leib bildet.
Aus diesem Leib konnte der Christus hervorgehen, welcher ist der Anfang, das letztendliche Ziel (Alpha und Omega), die Vollendung in EINEM. Mit Ihm kam Gott in die Menschen- und Erden-Seele, durchdrang die Zeitlosigkeit die Zeit, das Unvergängliche das Vergängliche, das Eine die Vielheit.

Advent und Weihnachten ist das grosse, umfassende Kommen und das uns Entgegen-Kommende.

Das Leben, durchdrungen und durchlichtet von göttlicher Gegenwart singt – es ist ein universeller Liebes-Gesang, aus dem sich wiederum neues Leben ausdrückt und gestaltet.

Es ist ein Befruchtungs- und Geburts-Geschehen in allem. Müsste demnach nicht auch die Sexualität geehrt und gefeiert werden?

Weihnachten bedeutet also die Geburt des Neuen, des göttlichen Kindes, das erwachende Bewusstsein  unserer göttlichen Erbschaft.

Das, was ich hier schreibe – wer hat es nicht in der einen oder anderen Form gehört – ist ausserhalb des heutigen Zeitgeistes. Es ist das ganz Andere, das Geheimnis; es ist die grosse Liebesgeschichte, von der wir Teil sind.

Hier ist alles gelöscht, nicht existent, was bloss Ge­räusch des Verstandes ist.
Hier breitet sich das grosse, endlose Schweigen aus
und Stille zieht auf, lange bevor wir ihr gewahr werden,
vor der sich sogar die Gespenster unserer Ängste verbeugen.

Nun ist alles gelöscht, was bloss Geräusch des Verstandes war
und aus dem Nichts erscheint seine leise Gestalt,
wie ein Atemzug.

Ein tiefer Atemzug.

Innerer Halt – am Beispiel meines Vaters

Mein Vater, der strenge Mann, war innerlich verletzt: physisch durch seine chronische Herzkrankheit, seelisch durch seine Scheidung, die er als ausgesprochen schrecklich erlebte und sozial-beruflich durch sein berufliches Fiasko: er scheiterte als Geschäftsmann, als Erbfolger einer kleinen Textil-Fabrik. Ich war das vierte Kind seiner zweiten Ehe.
Gescheitert zwar, verletzt und verletzlich und gesundheitlich sehr gefährdet (er starb mit 59 Jahren; ich war knapp zwölf) war er doch ein Vorbild für mich, weil ich sah und erlebte, dass er von einer inneren Kraft getragen war.

„Er war ein hoch sensibler Mann. Ich suchte hinter seiner eisernen Strenge und Verschlossenheit seine zärtliche und spirituelle Seele, die spürbar, aber verborgen war.

„Sein Studierzimmer in unserer Wohnung war sein Reich. Dort lebt er. Wenn ich etwas wollte von ihm, so hatte ich anzuklopfen. Das kam nicht selten vor. Bevor ich anklopfe spürte ich heftiges Herzklopfen. Würde ich die Wand seiner Strenge und Diszipliniertheit durchdringen können, würde ich ihm begegnen oder an seiner Strenge abprallen?“
Zitat aus meinem Blog: „Männliche Lebenskraft, vom 24. Nov. 2018“

Ich erinnere mich: eines frühen Morgens -ich war unruhig, hatte schlecht geschlafen und geträumt – kam ich an die besagt Zimmertür meines Vaters, und ich glaube, dass ich sie ohne anzuklopfen geöffnet hatte – da sah ich meinen Vater knieend im Pyjama vor dem offenen Fenster knien, völlig versunken, trotz der Kälte im Zimmer. Offenbar kniete er schon lange, irgendwie entrückt in der Kälte, die in das Zimmer eingedrungen war. Stille erfüllt den Raum.
Nun erschrak er, als mich plötzlich wahrnahm. Er schnellte auf. Ich hatte ihn unterbrochen in seiner Andacht.
Es war mir intuitiv klar, dass sein Gebet//Kontemplation diese immense Stille hervorgebracht hatte und ich wusste nun, dass mein Vater aus einer inneren, geistigen Quelle schöpfte.

Eine weitere Erinnerung:
Täglich, vor dem Einschlafen, setzte sich mein Vater an mein Bett und betete mit mir das Vaterunser. Dabei legte er seine Hand auf meine Stirne. Seine Hand bewirkte ein kleines Licht auf meiner Stirne (am Ort des Dritten Auges. Ich schloss daraus, dass mein Vater Zugang zu seinem inneren Licht hatte und mir diese durch seine ruhige Hand mit-teilte.
Die klare Erinnerung daran, öffnete sich mir aber erst Jahre später.

Ich spürte also nicht nur seine erworbene, strenge Autorität, die er auf mich ausübte, sondern auch eine innere Kraft, also eine stille Autorität, die ihn selbst trug und die mir vermittelte, dass es eine Kraft und Präsenz gab, jenseits vordergründiger Macht und Erfolg. An diese konnte ich mich halten, lange über seinen frühen Tod hinaus – bis heute. Diese war sein Erbe an mich. Dafür bin ich dankbar.

Seine Tugenden, von denen er oft sprach und die er wahrhaftig lebte, waren: Würde und Bescheidenheit.
Alles an ihm strahlte Würde aus. Er ging und bewegte sich wie ein kranker König. Krank, aber doch König.
Ich nahm an ihm keine materiellen Ansprüche wahr. Er genoss auch einfachste Malzeiten. Seine Anzüge waren viele Jahre alt; an ihm wirkten sie wie neu.
Heute: In der verschwenderischen, ausbeuterischen Konsum-Gesellschaft in der wir leben, wäre Bescheidenheit wohl eine sehr stimmige Antwort auf die herrschenden Zustände, wie auch Würde, die gute Antwort wäre in einer Welt-Gesellschaft, die auf Propaganda, Manipulation und billige ideologische Beeinflussung setzt.

Ich frage mich, ob es viele Kinder und Jugendliche gibt, die zumindest in einem Elternteil eine tiefliegende Erfahrung spüren, also eine Tragkraft, die unabhängig von ihrem äussern Glück und Erfolg als innere Realität spürbar ist.

Kraft und Würde nahm ich deshalb bei meinem Vater wahr, weil er die Verbindung mit seiner Innenwelt trotz Problemen nicht abbrach. Die Macht und die Niederlagen im Aussen hatte keine Chance seine Würde zu brechen.

Darin erlebe ich bewundernswerte Stärke.

Bei vielen Menschen spüre ich, dass sie leicht hin und her zu stossen sind, weil sie keinen Rückhalt haben und bewusst auch keinen Halt zu suchen scheinen, weil sie offenbar annehmen, dass es keine höhere Realitäten zu finden gäbe und/oder gelernt haben, derartige Ahnungen schon im Entstehen in sich abzuwerten.
Ich glaube, dass es gesellschaftliche Abwehr-Strategien gibt, welche die Bildung von höheren Bewusstseinsebenen verhindern oder zumindest sehr erschweren.
Es erscheint mir als hilfreich, wenn Menschen lernen, solche Mechanismen (zum Beispiel Abwertungen), die inneres Wachstum verhindern oder erschweren, zu erkennen, denn eine Weltgesellschaft, die kaum fähig ist, bei ihren Mitgliedern innere Stärke aufzubauen und/oder zu fördern, ist manipulierbar und verführbar.
Abwehr-Strukturen, welche die Bewusstwerdung verhindern, können meditativ geortet, gefunden und zum Beispiel durch sakrale Gesänge oder Mantras überwunden werden.

Mein Vater hatte offensichtlich den Willen, sich von seiner Seelenkraft leiten zu lassen. Für sein Vermächtnis bin ich dankbar.

Offenheit: Ja zum Leben

Der offene Mensch ist in seinem natürlichen Zustand nach allen Seiten hin geöffnet, zugänglich, kommunizierend, interessiert, mitschwingend, sich in Ausdehnung befindend.
Er ist nicht im materiellen Sinne expansiv, aber im nicht-materiellen, seelischen Sinne ist er in Ausweitung begriffen, er verbindet sich mit allen Dimensionen, ist also mehr-dimensional, integral, weil er sich im Andersartigen wiedererkennt und dieses einbezieht, integriert. Er ist auf dem Weg, sich als eins mit allem zu erkennen.
Diese Offenheit ist Folge des Ja zum Leben, so wie das Leben eine Manifestation der LIEBE ist.
Letztlich ist der Mensch in seinem tiefsten Inneren ein Lichtwesen, eine Strahlende, ein Strahlender.

Die Angst, das Gegenteil der LIEBE, führt zur Enge. Der verängstigte Mensch, im Zustand des Schocks, der schweren Verletzung (Trauma) zieht sich zusammen, verkrampft sich. Kontraktion. Soweit ist dies eine normale Reaktion auf Angriff und Schreck. Wird das Zusammenziehen chronisch, so spricht man von Schock-Starre oder von Charakterpanzer (nach Wilhelm Reich). Die Angst kann aber auch zur Atomisierung, zur Zerstückelung, Fragmentierung des verängstigten Menschen führen. Aber auch zu seiner Isolation und Vereinsamung.

Die «Philosophie» des Mainstreams geht davon aus, innerhalb der Abkapselung (des Panzers) nach Lösungswegen suchen zu müssen, in der irrigen Meinung, die harten Schalen der Kapsel seien das Ende der Welt.

Die Corona-Massnahmen verstärken den Pol des Zusammenziehens und der rigiden Abgrenzung durch Angst und Panik – und manche Leute fragen sich meiner Ansicht nach zu Recht, ob die Schutz-Massnahmen mehr nützen oder vielleicht doch mehr schaden.

Der Mensch ist nun einmal ein Beziehungswesen, welcher Nähe braucht um zu wachsen und sein Potential zu entfalten. Während der Mensch in den letzten Jahrzehnten extrem einseitig materiell gewachsen ist, so extrem, dass man von Gier sprechen muss, hat er sein immaterielles Wachstum, seine seelisch-spirituelle Entfaltung vernachlässigt, was zu furchtbaren Störungen in seiner Beziehung zur Mitwelt führte. *

Wenn es also wahr ist, dass der Mensch primär ein strahlendes, sich ausdehnendes Wesen ist, das die Wieder-Verbindung und Wieder-Vereinigung anstrebt, dann müsste die einseitige Ausrichtung auf die Symptombekämpfung, wie wir sie zum Beispiel in der Schul-Medizin feststellen können, aufhören und die Intention wäre dann die Unterstützung der Entfaltungs- und Heilungskräfte im Menschen.
Um Missverständnisse zu vermeiden, möchte ich hinzufügen, dass Symptombekämpfung manchmal sehr sinnvoll und hilfreich ist, wie auch die mechanische Medizin ihren Platz hat – doch, wie ich meine, nur innerhalb der Gesamtausrichtung einer Heilweise, welche auf die Heilung, die Ganzwerdung des Menschen ausgerichtet ist.

In Versenkung, Stille und Meditation lässt sich erfahren, wie die Ur-Sehnsucht des Menschen zur Öffnung drängt, zur Bejahung des Lebens und seine Freilassung:

Wenn die Erregung unreifer und hektischer Gedanken verklingt und die Stille tiefer wird und die Seele sich anfängt zu zeigen in ihrer unglaublich Feinheit, Zartheit und Schönheit und zu atmen beginnt, sich ins Unermessliche ausdehnt, alle Stufen, alle Dimensionen erklimmt, spürt der Versunkene, dass er ankommt in der Essenz, im Lichtermeer, welches er erkennt als den Ursprung, aus dem er kommt und im Kern ist.
Diese Weite, diese wunderbare Ausdehnung, die er immer ist, wird ihm nun bewusst und er erkennt diese Entfaltung als Manifestation der Liebe, einer Blume gleich, die nun aufgegangen ist und ihren Duft verströmt.

Wir sind Wesen, die sich öffnen, wenn wir uns lassen, die sich verströmen als Duft, der die Welt erhellt und verzaubert.

Als ins Unbewusste Gefallene, verstrickt in unsere Eigenmächtigkeit, in der wir vereinsamen, verkapseln wir uns und beginnen, uns mit dieser Verkapselung, die zunehmend verhärtet, zu identifizieren und vermeiden das, was unsere Öffnung, unsere Geburt einleitet, bis uns die Hand findet, die uns so sanft streichelt, dass wir aufzuwachen beginnen und uns hingebungsvoll in die Unendlichkeit ausweiten lassen, die in uns ist.

Ja.


*Die neu gegründete BNK – Bewegung Neue Kultur,
www.bewegung-neue-kultur.ch – betont, dass es Zeit ist, dass sich nun der Mensch erstrangig in seinen immateriellen Dimensionen zu entwickeln hat, statt sich ausbeuterisch weiterhin der Natur zu bemächtigen.

 

Innere Wahrheit

 

 

«Der grösste Verlust ist das, was in uns stirbt, während wir leben.»    N. Consins

In der heutigen Menschheitsperiode, wo sich Strukturen, Werte und Teil-Systeme auflösen oder diffus werden und es immer schwieriger wird, zwischen Wahrheit und Lüge klar zu unterscheiden und Orientierung zu finden, ist es äusserst wichtig, einen inneren Kompass zu haben: einen inneren Raum der Wahrheit.
Da die Meinungsmacher und Ideologen – oft sind es PR-Agenturen und Thingtanks- erkannt haben, dass leise, verdeckte, sozusagen unsichtbare Propaganda eher zielführend und auch billiger ist, als gewalttätiges Durchgreifen, bleibt uns fast nichts anderes übrig als geduldig selbst zu recherchieren, also den Fakten auf die Spur zu kommen und/oder die Kraft der inneren Wahrheit zu befragen durch regelmässige Innenschau.
Dies ist viel besser, als äussere Orientierung, denn sie ist erstens kaum zu finden und meist ideologisch gefärbt.
Der innere Raum der Wahrheit ist ein Ort, den wir geduldig entwickeln können. Er ist in uns, immer, und wir können jederzeit in ihn eintreten, wenn er in uns einmal mit Hilfe des regelmässigen Hinein-Horchens eine gewisse Stärke bekommen hat.

Wenn ich in mir existentiell wichtige Fragen fühle, wie:

  • Was habe ich nun in der gegenwärtigen Zeit zu beachten?
  • Worin besteht meine Lern-Aufgabe jetzt?
  • Welche seelischen Qualitäten und Kräfte gilt es nun zu entwickeln, um meiner Lebensaufgabe gerecht zu werden?
  • Was ist bei wesentlichen Entscheidungen, die mein Leben betreffen, zu beachten? –

trete ich in den inneren Raum der Stille und Wahrheit ein und lausche, wieder und wieder.

Manchmal gehe ich folgendermassen vor:

  1. Ich atme viermal kraftvoll-physisch ein- und aus, um in einen wachen und vitalen Zustand zu gelangen.
  2. Ich atme dreimal sehr fein geistig (hauchartig) ein- und aus, konzentriert auf meinen Herzensraum.
  3. In der Vorstellung gehe ich sachte in die Mitte des Herzensraumes und lasse mich dort nieder.
  4. Ich spüre Helligkeit, Klarheit, Transparenz und Wahrhaftigkeit.
  5. Wenn ich mich ganz zentriert und still fühle, stelle ich die Frage, die mir jetzt wichtig ist und übergebe sie der geistigen Welt.
  6. Nun bin ich nur noch Lauschen und Empfangen.
  7. Ich achte darauf über welchen Kanal die Antwort zu mir kommen möchte, z.B. auditiv, visuell (hier ist die Farb- und Formensprache zu beachten), kinästhetisch, etc. Vielleicht ist es nur eine Ahnung, die ich empfange.
  8. Wenn mir die Antwort noch zu wenig klar erscheint, wiederhole ich diese Übung in den nächsten Tagen noch einmal oder mehrmals, bis in mir Gewissheit hochkommt.
  9. Ich verspreche mir, meiner Einsicht gemäss zu handeln und bedanke mich für die Inspiration.

Wenn ich mein Wahrheits-Bewusstsein stärken möchte, rezitiere ich den göttlichen Namen
al-Haqq (=der Wahre, einer der hundert Namen Gottes in der islamischen Tradition). Dieser Name ist auch ein Mantra. Ich spreche den Namen über eine bestimmte Phase laut aus, dann leise und schliesslich nur noch still, in Gedanken. Ich kann dieses Prozedere einige Male wiederholen.

Eine weitere Möglichkeit, mich mit der Kraft der Wahrheit und der Gerechtigkeit, der Klarheit und Transparenz zu verbinden, besteht darin, dass ich den Erzengel Michael anrufe, um mich seiner Kraft zu öffnen.

Mit diesen Vorgehensweisen, die ich seit langem praktiziere habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht.

Wenn der Wahrheitsraum gut im Menschen verankert ist, fühlt er sich autonom und er kann sich darauf verlassen, dass er in sich Orientierung findet. Es entfaltet sich, bezogen auf seinen Lebensweg, eine wohltuende Unabhängigkeit . Er kann darauf vertrauen, dass Entscheide und Einsichten, die auf diese Weise, also durch vertieftes Lauschen gewonnen wurden, sich heilsam und hilfreich auf seine Entwicklung auswirken werden.

Nochmals: Diesen inneren Raum der Wahrheit aufzubauen erfordert Geduld und die Überzeugung, dass das Wahrheits-Bewusstsein ein substantieller Teil unserer Seele ist.

 

Liebe, was dich angreift

Das Böse – der Schmerz – und der liebende Blick: wie stehen diese drei zueinander?

Das Böse
Nicht alle meine Zeitgenossen glauben an die Existenz des Bösen. Ich selbst zweifle nicht daran, dass es existiert. Ich erlebe es als eine finstere, verschlingende, saugende, das Leben erstickende Macht, welche bestrebt ist, uns zu emotionslosen, bloss funktionierenden, seelenlosen «Maschinenmenschen» abzumindern.
Unser Zivilisation und Kultur verstehe ich als Ausdruck unserer inneren Bewusstseins-Verfassung. So nehmen wir von aussen wahr, was in uns (unserer Kollektiv-Seele) ist.

Der Schmerz
Wenn wir die äussere Finsternis nicht nur mit einem darüber hinweg huschenden Blick wahrnehmen, sondern sie auch mit dem Herzen ansehen, uns also von den Grausamkeiten und Gewalttaten, die um uns wirksam sind, berühren lassen – und das seelische Herz ist ein Organ, das äusserst berührbar ist – so spüren wir Schmerz.
Die tödliche Spirale, in der wir uns kollektiv befinden, erlebe ich als schmerzhaft.
Nun, dieser Begriff «tödliche Spirale» wird wohl Opposition hervorrufen. Natürlich gibt es das Gute, liebende Menschen, die ein einfühlsames Herz haben und für den Frieden einstehen und es sind nicht Wenige und von ihnen wird in diesem Artikel die Rede sein. Im grossen Strom, also im Mainstream, dominieren jedoch die Kräfte der Hybris, der strukturellen Gewalt, der rohen Macht und der Kontrolle und sie sind tödlich, weil sie die Abtrennung des Menschen von seiner Seele voran treiben, was eben letztlich todbringend ist.
Die Ausrottung indigener und wehrloser Völker, sehr vieler Tier- und Pflanzenarten erzeugt Schmerz. Ebenso die Ausgrenzung des Schwachen und der Erfolglosen. Der Schmerz liegt im Äther und sucht sich Menschen, die empfänglich dafür sind, Schmerz anzunehmen und auszudrücken. Gesegnet sind sie.
Das Annehmen der Schmerzen ist Voraussetzung und der Beginn für jeden Heilungsprozess.

Der liebende Blick
Der allumfassende, alles einbeziehende, liebende Blick kann nur aus einem grossen Herzen eines Menschen kommen, der mit beiden Füssen auf dem Boden steht.
Das, was uns entgegenkommt in der Welt, in der wir leben, ist nicht nur das Gute (dieses zu lieben ist nicht so schwer), sondern auch das, was uns angreift, die dunkle Seite der Menschheit, damit auch die eigene Bösartigkeit.
Zu lieben, was uns angreift, also auch das Feindliche, erinnert natürlich an die Feindesliebe.
Sie ist der Gipfel der Liebe. Wie unfassbar schwer sie uns üblicherweise erscheint! Doch nur durch sie, ist es möglich, das Abgespaltene wieder zu integrieren. Die Liebe schafft eine Brücke zum anderen, auch zum völlig entgegengesetzten Dasein, welches wir als fremd und schrecklich erleben.

Also lieben, was uns angreift und uns vielleicht sogar vernichtet?
Wie ich oben erwähnte, ist dem Bösen eine verschlingende Kraft eigen. Es ist schwer, dieser Macht standzuhalten.
Nun stehen vor uns zwei Anforderungen, die uns möglicherweise überfordern: Erstens, das, was uns angreift, liebend anzuschauen und zweitens die Kraft aufzubringen fest auf dem Boden zu stehen, wenn wir in den Schlund gewalttätiger, saugender Mächte blicken. Es gibt ja auch in uns den Sog, uns in das Böse, und damit auch in unsere eigenen Egostrukturen hineinfallen zu lassen, da sie (nebst Angst und Unbehagen) Übersichtlichkeit, das Alt-Bekannte und äusseren Erfolg versprechen.

Wir müssen also lernen, uns abzugrenzen vom Feindlichen, in der eigenen Wahrheit stehen zu bleiben und es gleichzeitig zu lieben.
Ich finde das schwierig, beinahe eine Zumutung. In der spirituellen Schulung haben wir es stets mit dem Paradox zu tun – in zahlreichen Variationen. Das Paradox ist ein Tor zur Wahrheit.

Lieben heisst doch verschmelzen, in intime Verbindung zu gelangen, Grenzen zu überwinden und doch nicht, sich abzugrenzen und stand zu halten. Oder?

Jesus war in der Lage, die finsteren Reiche verzeihend und segnende zu durchwandern und dort sogar Lichtsamen einzupflanzen. Menschen aber, welche das Buddha-Bewusstsein und das Christusselbst nicht völlig verwirklicht haben, sind dazu nicht in der Lage.

Aber ihnen ist es gegeben -und das ist sehr viel- im Bewusstsein der Liebe verwurzelt zu bleiben, dem Sog der gewalttätigen Mächte zu widerstehen und sich gleichzeitig dem göttlichen liebenden Blick, deren Instrument sie sind, hinzugeben. Der liebende Blick wird, wenn sich das Herz ganz öffnet, zu einem Gnade und Leben spendenden Schauen.

Und das ist die gute Nachricht, dass der Mensch, der sich hingibt nicht überfordert ist, da ihm die Liebe gegeben ist, wie auch der Boden des Vertrauens, der ihn hält.
Wer und was in Liebe angeschaut ist -und ich spreche nun von den finsteren Mächten- atmet auf. Wer in Liebe ausreichend betrachtet worden ist, fängt an, sich wieder im heilenden Licht zu bewegen. Die im Dunkeln treten nun wieder in die Sichtbarkeit, fangen wieder an, sich zu spüren.

Unser Beitrag ist es, das, was uns gegeben wird, anzunehmen. Das, was vorbehaltlos angenommen wird, verwirklicht sich sogleich!
Wenn Menschen also ohne Vorbehalt, ohne Widerstand und ohne Verzerrung durch das Ego, die Güte, die Hilfe und Kraft, die ihnen geschenkt wird -und dem Menschen wird dauernd gegeben, wenn er empfänglich ist- annehmen, kann sich das Empfangene unverzüglich verwirklichen, entfalten und das göttliche Licht kann uneingeschränkt heilend einwirken.

Unser Beitrag kann ausserdem darin bestehen, bereit zu sein, Lichtträger/Lichtträgerin zu sein in einem grossen Kreis von Menschen und Wesen, die sich ebenfalls in Freude für diesen Dienst bereitstellen.

Gesegnet sind die, welche bereit sind, Schmerzen vertrauensvoll anzunehmen.

PS.  Natürlich gibt es viele Menschen, die lieber sozial-politisch aktiv werden wollen. Diese Art des Engagement ist zu achten und zu schätzen. Sie stellt ein Ergänzung dar zur spirituellen Arbeit.

 

 

Der Mensch – ein gebärendes Wesen

«Denn die Zeit wird aus Melodie geboren und Melodie aus Gnade.»   Martin Buber

«Es ist gut, wenn uns die verrinnende Zeit nicht als etwas erscheint, was uns verbraucht, sondern als etwas, das vollendet.»
Antoine de Saint-Exupéry

 Mit einer gewissen Scheu möchte ich mich einem mir sehr bedeutungsvollem Thema tastend annähern: dem Menschen als ein gebärendes Wesen. Ich möchte mich dieser menschlichen Wirklichkeit, die in uns angelegt ist, nähern, in dem ich sie ahnend umkreise.

Die Einbettung des inneren Kindes
In der ersten Lebenshälfte ist es äusserst hilfreich, wenn wir Menschen das innere Kind – ich meine das Kind, das wir einmal waren und das stets wirksam Teil unseres Lebens ist – aktiv und bewusst annehmend integrieren. Wir integrieren es, indem wir es lieben, mit ihm reden und ihm Lebens-Raum geben. Das innere Kind kann dann als integriert angesehen werden, wenn es in seinen Stärken und Schwächen, in seiner Bedürftigkeit und in seinen Begabungen, also als Ganzes, akzeptiert worden ist.

Manchmal vervollständigt sich der Prozess der Integration des inneren Kindes erst in der zweiten Lebenshälfte. Auch das ist gut. «Die Zeit als etwas betrachten, das uns vollendet» (Siehe Zitat oben.) Während wir uns mit dem inneren Kinde befassen, entwickelt wir unsere Mütterlichkeit und Väterlichkeit, unsere Fürsorglichkeit zu uns selbst, die schliesslich auch nach aussen abstrahlt und uns zu mitfühlenden Menschen macht.

Nun ist der Boden bestellt für die zweite Geburt: unsere göttliche Natur.

Die Erweckung des hohen Selbst
Folgende Worte sind – so glaube ich – zu uns gesprochen, oder sie werden einmal so oder anders, aber im Sinne ähnlich, zu uns gesprochen werden:

«Deine Liebe führt dich zu dir selber.
Wenn du mich erblickst, fühlst, so führt dich dies zu dir selbst, in dein Inneres, in dein wahres Selbst, das dich erblickte, erschaute und gebar.
Das wahre Selbst hat dich geboren.
Du bist im Prozess der Geburt und des Werdens, Ausdruck dessen, was ICH in dir bin.
Du bist die Ursache, der Grund meiner Liebe
und die Licht-Projektion deiner selbst.
Du bildest dich im Liebes-Licht, das ich in dir bin.

Was wandelt bin ICH. ICH BIN die Liebe. Ich verkörpere (inkarniere) mich in dir und durch dich.»

Nun ereignet sich das Bewusstsein für unsere Gottes-Kindschaft. Unsere geistdurchwirkte Seele wird sich nun selber bewusst. Wir können sie Bewusstseins-Seele nennen. Die Geburt ist Ereignis. Die Geburt ist Gnade.
Dieser Prozess beginnt meistens damit, dass wir spüren, dass wir weit mehr sind, als unsere biografischen Prägungen und mehr sind als die Einflüsse der jetzt wirkenden Kultur, in der wir leben. Der Moment des Erwachens ist dann gegeben, wenn wir uns zutiefst berührt oder ergriffen fühlen vom Leben schlechthin. Es ist ein grosser Glücksmoment, der kaum beschreibbar ist, weil er mehr ist als alle uns bekannten Formen und Strukturen.

Der Geburtsraum – der Raum des Herzens
Aus Liebe quillt Geburtsraum. Der Kosmos des Herzens ist auch ein Raum der Geburt, ein Raum höchster Lebendigkeit. Der mächtige Selbst-Impuls hat im Herzens-Kosmos seinen Raum des Wachstums und der Entfaltung gefunden. Das Männliche (der Impuls) und der Geburts- und Wachstumsraum, das Weibliche: sie sind nun in fruchtbarer Vereinigung.
Lebendige Potentialität; Geist und Materie in liebender Umarmung, im Liebesspiel: Dies ist der Raum der Geburt im Herzen. Hier ist unendliche Zuneigung, das allen und allem gilt: All-Geliebt-Sein. Hier ist tanzendes Strömen, berührtes Bewegt-Sein, gehalten in der Ruhe, im Ursprung des Quell-Grundes.

Wenn wir Menschen es uns erlauben in die Stille des Seins abzutauchen, wird uns ein Bewusstseinsbereich erreichen, den ich als fötale Stille bezeichnen möchte. Dieser Bereich tritt vielleicht als eine Art von Dämmerlicht in Er-Scheinung.
Wir fühlen uns vielleicht umgeben von Licht-Wasser oder geistigem Fruchtwasser, obwohl diese Begriffe nur Hilfen der Annäherung zu diesem geheimnisvollen Prozess sind, in dem unser höheres, göttliches Selbst ins Bewusstsein tritt. Allmählich.
Die Geburtssphäre kann aber auch so fein sein, dass sie sich wie ein Nichts anfühlt. Viele verlassen dann die Meditation, weil sie denken, dass da nichts mehr weiter geschehe. Aber genau dieser Punkt des «Verschwindens» ist derselbe Punkt der Neuwerdung .

Der Prozess des Erwachens und des Erwachsenwerdens, also des Reifens, dessen was schon immer da war, erfüllt sich bis zu einem uns möglichen Grad – bis hin zu unserem Sterben. In diesem langen Reife-Prozess werden wir zu Liebenden und zu bewussten Menschen, die sich als Ausdruck des All-Einen erkennen. Wahrscheinlich benötigen wir viele Inkarnationen auf dem Weg der Menschwerdung bis sich unsere Lichtgestalt (unser Christus-Selbst), die wir in Wirklichkeit sind, ganz in die Entfaltung kommt. Wichtig scheint mir der Weg, das Unterwegssein und die Beharrlichkeit des Weitergehens.

Das schöpferische Selbst.
Wenn der Mensch seinen Lichtkörper zu verwirklichen beginnt, entwickelt sich auch sein schöpferisches Selbst. Dies ist daran erkennbar, dass die Ausatmung des Menschen vermehrt Leben zu erzeugen beginnt. Sie wird hauchartig, gleichzeitig substantiell. Heilender Liebes-Atem oder: Geburts-Atem. Alles in tiefer Stille. Es ist denkbar, dass in grosser Herzens-Intimität nicht nur Leben, sondern auch Lebe-Wesen geboren werden.

Eine neue Menschheit – eine neue Erde
Der Ort der Geburt unseres wahren, göttlichen Selbst ist unser Herz.
Der Ort der Geburt unseres wahren Menschheits-Körpers ist der Kosmos des Herzens.
Ebenso findet die Regeneration des Erden-Körpers im Kosmos des Herzens statt.

Ich glaube nicht, dass in der heutigen Übergansphase mit Reformen (so gut und nötig sie auch sind) allein die Menschheitskrise überwunden werden kann. Auch nicht durch Revolutionen.

Ich glaube, dass wir Menschen guttun, um das grosse Ereignis einer Neu-Geburt zu bitten.

Was wir tun können ist, uns dafür vorzubereiten, indem wir uns reinigen, uns für unsere Wesenhaftigkeit interessieren, bereit sie wahrzunehmen – in Dankbarkeit.
Was wir tun können ist, unser Herz zu öffnen dem Unbekannten, nicht Definierbaren, dem, was uns übersteigt. Vertrauen wir dem, was uns ins Leben ruft, in unsere eigene Geburt führt, also in ein Geschehen oder Ereignis, das wir weder kontrollieren, noch herstellen können,
… uns also öffnen mit und trotz allen Ängsten und Unzulänglichkeiten, um uns dem zu übergeben, was uns zu uns selbst hin wandelt – vertrauensvoll, hingebungsvoll,

vielleicht wird dann die Melodie der Gnade erklingen.