Abwesenheit – Anwesenheit

Abwesenheit von Leben zeigt sich in substantiellen Mängeln, in einer kühlen, statischen Atmosphäre, in Bewegungs-Armut (dabei meine ich vor allem die innere Unbeweglichkeit), in einem Mangel von Wärme, Intimität und Zärtlichkeit.

Der Mensch wird zum Abwesenden, zum Unsichtbaren, Tauben, wenn er seine Seele, die ihm Wohnung sein kann, verlässt, wenn er sich also selbst verlässt, meidet, genauso wie öffentliche Plätze rasch abkühlen, wenn sie nicht mehr von Menschen, Tieren und Pflanzen beseelt werden.

Ich erinnere mich, wie es früher in kleinen und mittleren Unternehmungen, in sozialen Einrichtungen, in Läden und Restaurant oft eine sogenannt gute Seele gab. Treue Mitarbeiter*innen, über Jahre verwachsen mit dem Betrieb, in dem sie arbeiteten, oft Vermittler*innen mit mütterlichen Zügen, welche Wärme und Anteilnahme verbreiteten, bei denen man sich notfalls auch ausweinen konnte oder mit denen man mit einem Glas Sekt anstossen konnte bei freudigen Ereignissen. Sie waren erreichbar für die Chefs, wie auch für die Lehrlinge und die kleinen Angestellten. Auch die Putzfrauen und Ausläufer fühlten sich von ihnen geschätzt. Sie wurde respektiert. – Dann kam die Zeit des Neo-Liberalismus. Es hiess, die Unternehmungen müssten schlank werden. Man sprach von Effizienz-Steigerung und von Optimieren. In diesem Trend wurden die guten Seelen eliminiert und, falls sie in Pension gingen wurden ihre Plätze gestrichen. Die freien Wärme-Räume schlossen sich. Wo früher eine gute Seele die Fäden in der Hand hatte – liebevoll! – sind es heute Roboter, die Weisungen erteilen oder es sind kalte Leer-Räume entstanden, wo früher Wärme-Zentren waren.

Die Anonymisierung in der materiellen Gesellschaft nimmt aber auch heute ihren raschen Lauf. Viele der restlichen, organisch gewachsenen Menschennetzwerke zerfallen, deren emotionaler Mittelpunkt diese «guten Seelen» bildeten. Geblieben sind winzige Teil-Funktionen, deren Zusammenhalt nicht durch Menschen gewährleistet sind, sondern durch Roboter. Bezweckt werden reibungslose Abläufe und die Mehrung der Rendite. Man spricht auch von Rationalisierung oder vom Weg-Rationalisieren von nicht effizienten Dienstleistungen oder umständlichen Abwicklungen von Geschäften. Damit können auch Menschen gemeint sein; es können auch gute Seelen sein, deren soziale zwischenmenschliche Aufgabe und Funktion keine Rolle mehr zu spielen scheinen. – Viele von ihnen haben sich in den letzten Jahren in Enklaven oder auf Inseln zurückgezogen und bauen dort im Stillen ihre Oasen, oder sie fühlen sich verlassen und nicht mehr gebraucht in ihren kleinen engen Wohnungen.

Mit der Schilderung des Rückzuges der guten Seelen wollte ich auf das übergreifende Phänomen hinweisen: der Entseelung der Gesellschaft und der Auflösung des menschlichen Zusammenhaltes. Die Welt braucht ein globales Netzwerk, hilfsbereiter, wärmender «Seelen», damit das Herz der Erden-Menschheit weiterhin seine überlebensnotwendigen Impulse aussenden kann. Ich glaube, dass zu dieser Zeit der globale Herzschlag schwach ist, wodurch das Leben auf Erden gefährdet ist und die Verbindung zur Quelle nicht genügend stark ist, damit sich das Leben auf Erden erholen kann.

Um wahre lebendige Wesen zu sein und zu bleiben, also Anwesende zu sein, die mit dem Herzen hören, ist es wohl nötig innere Stärke zu entwickeln, um nicht in den Sog der Abwesenheit zu geraten, in die Unsichtbarkeit abzurutschen oder in der Unbeweglichkeit des Toten zu landen. Das Schlimmste ist Stagnation und  Verbitterung.
Sollten wir den Weg der Liebe (des Herzens) wählen, werden wir zu Pilger*innen. Als solche brauchen wir für unsere Wanderung dreierlei: Den Licht-Mantel, die Laterne und den Wander-Stab.

Der Lichtmantel: Die Umkleidung mit dem Lichtmantel schützt uns. Sie ist die Umhüllung mit dem Geist, dem göttlichen Atem (Prana), der uns umkreist und uns in Verbindung mit unserem Ursprung hält. Dieses Kleid wird uns geschenkt, wenn wir es wagen, uns regelmässig in Stille beschenken zu lassen, zum Beispiel in Form von Meditationen.

Die Laterne: Um auch in einer rauhen und dunklen Welt lebendig zu bleiben, ist es nötig, dass wir eine stets brennende Laterne fest in der Linken halten. Sie stellt das innere Licht dar und die Wärme des Lebens. Sie ist die lebendige Liebesflamme in uns. Die Lampe brennt durch unsere Erinnerung an sie, wenn möglich bei jedem Atemzug. Sie ist es, die bewirkt, dass wir Lichtstrahlen in diese Welt bringen können, ohne uns im Dunkeln zu verirren und verwirren zu lassen.

Der Stab: Er symbolisierte die menschliche Vertikale. Er erinnert uns, dass wir als Menschen, den Übergang und die Verbindung bilden zwischen Erde und Himmel, zwischen Tier und Engel. Er erinnert uns daran, aufrecht und würdig zu gehen, im Bewusstsein unserer Verantwortung.

Es ist hilfreich, uns jeden Morgen symbolisch und imaginativ auf diese Weise einzukleiden, um bewusst in den Tag zu gehen. Wir können diese Handlung durch kleine Gesten verlebendigen.

Ob wir es auf diese oder andere Weise tun spielt nicht so eine Rolle, wichtig ist, dass wir möglichst jeden Tag bewusst beginnen, denn die Kräfte der Verdrängung, der Spaltung und der Abnützung sind in unserer Welt – ich habe sie als rauh bezeichnet – gross.

Ich fühle, dass es gut ist, wenn ich weiss, worauf ich mich ausrichte, denn ich bin nicht gefeit davon, mich von dieser Welt vereinnahmen zu lassen. Denn ich bin ja auch ein Kind dieser Erden-Welt und sie fasziniert mich, obwohl ich weiss, dass sie in Schieflage geraten ist durch den ausufernden Materialismus und den Hyper-Individualismus, der uns einsam macht.

Ich vermute, dass die nächsten Erdenjahre uns durch unsere selbst geschaffenen Widersprüche, Einseitigkeiten und Ungerechtigkeiten durchschütteln werden. Ich will deshalb auf innere Stärke setzen und mit der inneren Flamme in Beziehung bleiben.

Neben meinem Bett steht der Stab, die Laterne und das Kleid liegt über der Stuhllehne und ich nehme die drei zu mir, wenn ich aufstehe.

 

Nahtod-Erfahrungen: Willkommen im Licht

Seit Wochen höre ich mir bei YouTube Berichte über Nahtod-Erfahrungen an. Dabei habe ich festgestellt, dass alle Schilderungen in der Begegnung mit einem sehr hohen göttlichen Ursprungs-Licht gipfeln, welches zutiefst berührt.
Nahtod-Erlebnisse stellen sich im Übergang von Sterben, Tod und nachtodlichem Leben ein, aber manchmal auch während des Schlafes oder im Dämmerzustand zwischen Traum und Wachwerden oder in einem Schwächezustand.

Der spirituell Reisende wird plötzlich aus seinem diesseitigen Lebensgefühl herausgehoben oder herausgezogen und nähert sich einer intensiven Licht-Quelle an. Er befindet sich in einem Licht- oder Geist-Körper, während er sich dem grossen Licht annähert, dem er sich hingezogen fühlt und in dem er sich vollkommen willkommen fühlt.

Er/sie fühlt: Ich bin vollkommen willkommen,
Ich bin angenommen,
vollkommen und bedingungslos geliebt,
zu Hause angekommen, ganz zugehörig.

Er/sie fühlt: Das Licht ist lebendig,
es ist wesenhaft (wie ein Wesen das ganz an mir interessiert ist).
ich werde in meiner Individualität, in meinen So-Sein völlig erkannt.
Dieses Licht ist anteilnehmend,
es berührt mich zutiefst,
es spricht mich an.

Viele Reisende fühlen durch die Licht-Berührung Glückseligkeit und Schönheit. Sie sind in einem leuchtenden, erleuchteten Bewusstseins-Zustand. Sie sehen das Licht in weiss oder/und golden. Es ist endlos. Alles ist in Ausweitung.

Es kommt in allen Fällen, die mir bekannt sind zu einer Tiefen-Begegnung mit dem lebendigen Licht, welches wandelt, erhellt, klärt, tröstet, erleichtert und vor allem mit LIEBE erfüllt. Nach der Begegnung fühlt sich der Reisende durchtränkt mit ewigem Leben. Seine Angst vor dem Tod hat sich aufgelöst. An dessen Stelle ist Vertrauen und die Freude auf das Leben nach dem Tode getreten.
Diese Erfahrungen, die Menschen in Nahtod-Ereignissen oft machen, fühlen sich bei den Betroffenen als wirklicher an, als alles andere, was sie sonst in ihrem Erden-Leben erfahren haben. Sie möchten in einer ersten Phase in der Licht-Sphäre bleiben, bevor sie dann, meist durch ein Lichtwesen motiviert werden, ihre Lebensaufgabe zu Ende zu führen, beziehungsweise mit einer neuen Aufgabe ins Leben zurückzukehren. Alle richten sich nach der Licht- Erfahrung auf die LIEBE aus.
Ich erlebe die gehörten Zeugnisse fas immer als völlig authentisch und glaubwürdig.

Ich habe in diesem kurzen Text lediglich meine Beobachtungen und die wiederkehrenden Merkmale der Nahtod-Erfahrungen aufgezeichnet, ohne persönlichen Kommentar.

Die hohen Übereinstimmungen bezüglich der Begegnungen mit dem grossen Licht im Erleben der vielen Reisenden finde ich merk-würdig und bedeutungsvoll.

Ich glaube, dass es viele Parallelen zwischen Nahtod-Erfahrungen und Erfahrungen in Kontemplation gibt. Ich bin überzeugt, dass es viele Wege und Möglichkeiten gibt, dem göttlichen Licht zu begegnen. Dieses Licht bildet den innersten Licht-Funken im Menschen.

Zum Schluss noch ein persönlicher Gedanke: Die Sehnsucht nach dem Licht wird in den Nahtod-Erfahrungen stets als ein Sog, als ein Ziehen oder als Auftrieb erlebt.
Ich vermute, dass dies generell gilt: Die Menschheit als Ganzes wird erhoben, heraufgezogen in die höhere Geisteswelt, in die LIEBE Gottes. Diesem natürlichen Auftrieb steht eine dunkle herunterziehende (ahrimanische) Macht entgegen, welche herab- und- zusammendrückt, reduziert. Sie wird als Schwere erlebt. Deswegen fällt es den Menschen schwer, sich dem natürlichen Auftrieb hinzugeben. Dieser würde die Menschheit in eine höhere Bewusstseinsstufe erheben und dies wird wohl auch einmal geschehen, wenn der menschliche Widerstand, der aus der Angst kommt, nachlassen wird.

 

 

 

 

Eine Kultur der Zärtlichkeit Teil 2

Im ersten Teil dieses zweiteiligen Blog-Beitrages äusserte ich mich primär zu den psychologischen und erdnahen Aspekten der Zärtlichkeit. Im zweiten Teil betone ich die spirituelle Seite dieser Wachstumskraft und stelle einen Bezug zu Weihnachten her.

Im Kommentar zum letzten gleichnamigen Artikel machte mich Christoph Albrecht, SJ, auf eine Text-Passage von Kurt Marti* aufmerksam, die mich aufhorchen liess und zu einem fast hörbaren «Ja, so ist es» stiess.

Hier das Zitat:

„Die vollkommene Aufmerksamkeit
Worauf weisen die Begriffe Allgegenwart und Allwissenheit Gottes hin? Vielleicht auf jene universelle, vollkommene Aufmerksamkeit, wie sie altrussische Ikonen als „das nichtschlafende Auge Gottes“ dargestellt haben. Diese universelle, zugleich engagierte Aufmerksamkeit ist weder als Auge des Weltgesetzes noch als das eines „Kosmopolizisten“ (Jan Milič Lochmann), vielmehr als vollendete Zärtlichkeit zu denken: Zärtlichkeit als intensivste Form der Aufmerksamkeit.“

Das leuchtet mir ein; es entspricht meiner inneren Erfahrung: Die Zärtlichkeit als intensivste Form der Aufmerksamkeit.
Ich erfahre Zärtlichkeit auch als eine Schicht der all-gegenwärtigen, universellen Barmherzigkeit.
In der Sphäre der Zärtlichkeit wirkt Trost und Heilung.

Wenn wir uns – zum Beispiel in einer Meditation/Kontemplation – betrachten lassen, so nehmen wir wahr, dass das göttliche Lichtauge, das ev. an eine Sonne erinnert, uns schaut und erschaut, vollkommen zärtlich, liebevoll und tröstlich. So wird es auch in vielen Berichten von Nahtod-Erfahrungen gesagt (die sich manchmal tiefen mediativen-kontemplativen Erfahrungen sehr ähnlich sind), dass eine Lichtwesenheit mit der betreffenden Person in einen Herzens-Dialog eintritt, indem sich die Betroffene oder der Betroffene völlig aufgehoben und geliebt fühlt. Es ist zärtliches Licht, das auch an das Lächeln von Buddha erinnert.
Die Begegnung mit Licht-Wesen verdichtet sich manchmal zu der Frage hin: Bin ich es selbst, der mir begegnet, also mein inneres Licht-Wesen, das in mir angelegt ist?

Dieses zärtliche Licht, so will ich es nun nennen, ist vollendete Aufmerksamkeit, vollendete Präsenz und Zugewandtheit. Es ist erfahrbar, dass es ein Zuhörendes und Anteilnehmendes in allem gibt, was ist.

Sie ist, wie im ersten Artikel schon gesagt, der Boden auf dem wir stehen und die Atmosphäre in der wir wachsen und gedeihen und uns beheimatet fühlen.

Es ist bemerkenswert, dass in kirchlichen und theologischen Kreisen eher selten von Zärtlichkeit gesprochen wird und ich frage mich, warum das so ist. Ist es vielleicht die patriarchalische Prägung dieser Kreise?

Weit öfter findet im Bereich der Mystik die Erfahrung von Zärtlichkeit Ausdruck, so etwa bei Johannes vom Kreuz. Ich zitiere hier zwei Strophen seines wunderbaren Gedichtes aus die Lebendige Liebesflamme **:

„O Flamme, von Liebe lebendig,
die du zärtlich verwundest
meine Seele in tiefster Mitte!
Da du nicht mehr quälend bist,
komm schon ans End‘, wenn’s dir gefällt;
zerreiss den Schleier zur süssen Begegnung!

Wie sanft und liebkosend
erwachst du in meinem Schoss,
wo du allein insgeheim wohnest!
Und in deinem köstlichen Hauch
von Gutem und Herrlichkeit voll,
wie zartkosend machst du mich verliebt!“

Dies ist eine Beschreibung der mystischen Weihnachten.

Zärtlichkeit ist sowohl ein Bewusstseins-Zustand, wie auch ein Gefühl und ein wundervoller Ausfluss bedingungsloser LIEBE.
Die Erfahrung von reiner Zärtlichkeit ist Grund-legend. Sie hat nichts zu tun mit falscher, sentimentaler Süsse, kitschiger Peinlichkeit oder einer hübschen Fassade.

Sie ist Ausdruck einer umfassenden Intimität, die durch Empathie und Nähe entsteht, in einem non-dualen Dialog, der die Einheit allen Lebens atmet.

*

Zärtlichkeit ist erstens eine fundamentale Kraft, die uns Menschen erdet, sowohl in unserm Körper, wie auch auf Mutter Erde. Sie ist die Kraft, die uns hier wachsen lässt, mütterliches Fluidum;

und zweitens: sie ist ebenso die Kraft, die uns mit der geistigen Welt verbindet, die uns zu Anteilnehmenden und Zugehörigen werden lässt,

und drittens ist Zärtlichkeit die Kraft, die eine Brücke bildet zwischen der Erden-Welt und der Geist-Welt, aus der wir kommen und wohin wir gehen.
Sie verbindet Himmel und Erde, die physische Welt mit der geistigen Welt.

Die Kraft der Zärtlichkeit wirkt all-gegenwärtig im Universum, wie auch auf Erden. Hier aber ist sie bedeckt von einer verwundeten und zum Teil abgestorbenen Oberfläche. Die darunter liegende Zärtlichkeit und die damit verbundene Heilkraft können wir bewusst einatmend befreien und sie ausatmend einer werdenden Kultur zärtlichen Erdenlebens zukommen lassen.
Dies ist wohl die wahre Weise, Weihnachten zu feiern.

 

*Kurt Marti, Zärtlichkeit und Schmerz, Darmstadt 81. Vergriffen.
**Johannes vom Kreuz:  Die lebendige Liebesflamme, Herder TB 5049

 

 

Die Kluft

Wenn ich nach aussen schaue, in die Welt, wie sie sich mir präsentiert, fallen mir kalte Schauer über den Rücken. Da sehe ich den Menschen, wie er sich selber reduziert auf einen Körper mit Hirn, welches denkt und sich optimieren möchte – und schon dieses Wort optimieren fügt mehr Kälte hinzu.
Menschen hinter ihren Geräten – es sind mehrheitlich Männer – zwischen Resignation und Sucht. Glitschige Oberfläche soweit das Auge reicht. Die Öffentlichkeit: Schaufenster des Kapitalismus. Ebenso die Massenmedien.

Mich friert. Jetzt vor Weihnachten noch mehr.
Ich lese, dass wir uns in einer Phase massiver militärischer Aufrüstung befinden. Seit langem und niemand scheint darüber aufgebracht zu sein – ausser Gorbatschow, der einst die Aufrüstung durchbrach und Abrüstungsverträge einleitete.

Greta Thunberg wird verunglimpft als Marionette. Was Fake ist und was nicht, ist unklar. Die Digitalisierung ist selbsttätig geworden. Wer hält die Zügel? Die Algorithmen.
Wer sind die Verschwörer und wer schreibt die Verschwörungstheorien?

Und der Mensch? Wo ist er geblieben. Verschleppt in eine Steinwüste? Der Mensch, von dem nur noch der Körper und ein unzulängliches Hirn geblieben ist, der nano-technisch und medikamentös in einem scheinbaren Gleichgewicht gehalten wird.
Der Mensch, reduziert auf Körper und rationales Denken, resigniert, auf mehr Technik wartend.

Trauer.

Ich erfahre und erlebe den MENSCHEN, strahlend im Licht, unfassbar geliebt, beschenkt von strömendem Licht, von LIEBE, in welcher er zu sich findet, aufsteht und sich erkennt in seinem endlosen Reichtum. In unfassbarer Fülle. Der Mensch, der sich in der Erde erkennt und in den himmlischen Lichtwelten, die ihn in zärtliche Lichtwellen einhüllen und beschützen und seinen Lichtkörper hervortreten lassen. Der Mensch in seinem Mitgefühl, welches ihm gegeben worden ist als Anteilhabender und als solcher verbunden mit allem was bedürftig ist und nach Leben strebt. Der Mensch in Beziehung mit allem, was lebt.

Die Kluft, von tiefer, schwerer Trauer erfüllt.

Wenn der Mensch auch die Erde ist, auf der er lebt, dann muss er sich eingestehen, dass er die Erde, auf der er lebt, verbraucht, also isst – eine Form von Kannibalismus.
Er verbraucht sich. Er ist zum Verbraucher geworden. Also beziehungslos.
Ein Selbst-Ausbeuter. Er hat seinen Körper weggegeben, überstellt an pharmazeutische und digitale Einrichtungen. Er läuft mit der Uhr, dem Pulsmesser, dem Mini-EKG-Gerät, dem Chip.
Er ist seinem Körper entfremdet. Er ist entkörpert. Bleibt da noch Eros? Weshalb dieser Hass auf den Körper, versteckt hinter Körperkult?
PS: Ist das alles übertrieben? Ja, zweifellos, doch in der Tendenz vermutlich ziemlich zutreffend.

Die Kluft aus Angst, Trauer und Einsamkeit, das Weinen von Kindern.
Die Kluft, zwischen dem Menschen, wie er gemeint ist und   dem Menschen, wie ihn Mächte (die auch in uns wirksam sind) reduzieren wollen zu einem steuerbaren Verbraucher, tut weh. Doch diese Kluft auszuhalten ist notwendig.

«Ich gebe euch alles, was ihr braucht. Es reicht, wenn ihr die Türe öffnet. Es wird euch alles zufliessen, was ihr braucht, sofern ihr es zulässt. Es ist euch alles gegeben, hingegeben, da ihr geliebt seid. Grenzenlos. So werdet dann, was ihr seid.»
In Stille empfängt der Hörende diese Botschaft, – und andere schmettern diese Botschaft an die Wand.

Die Kluft. An der dunkelsten Stelle der Schlucht in erdrückender Einsamkeit hat jemand ein Feuer entfacht.
Ein wärmendes Feuer entfacht.

Das Beitragsbild, ein Aquarell von Werner Binder zeigt, wie das Feuer allmählich den Abgrund, die Kluft, in einen Kelch verwandelt.

Kriterien für die eigene spirituelle Entwicklung

Folgende Sätze, als subjektive Aussagen, bzw. Merkpunkte formuliert, sollen dir (und mir) Aufschluss geben über die Schritte auf deinem spirituellen Weg. Kannst du einige oder gar mehrere von ihnen bejahen, so kannst du davon ausgehen, dass du dich in einem Prozess der Transformation, des Wandels befindest, auf dem Weg zu dir selbst, dem wahren Wesen, das du bist. Ich habe diese Kriterien so notiert, wie sie in mir aufgeschienen sind und ohne die Erwartung sie logisch zu ordnen. Ausserdem erhebe ich nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.
Wenn Du Dir Zeit nehmen magst, lasse jeden Satz einzeln eine Weile auf Dich wirken.

  • Vermehrt empfinde ich, dass nicht ich, also mein kleines Ich, mich lenkt, sondern dass es ein grösseres, ein Umfassenderes gibt, das aus einer höheren Ordnung wirkt, welches mich lenkt und leitet. Nennen wir es das höhere Selbst oder das ICH.
  • Ich akzeptiere die Unsicherheiten, die auftreten, wenn ich mich der Führung durch das höhere Selbst anvertraue, wage sogar später die Erleichterung zu geniessen, die auftritt, wenn ich nicht mehr glaube, alles selbst richtig einordnen und machen zu müssen.
  • Ich ersetze übertriebene Anstrengung durch Vertrauen und Hingabe und egozentrische, angst-besetzte Gedanken durch bewusstes Atmen.
  • Vermehrt treten Phase in meinem Leben auf, wo ich nicht von Gedanken und Gefühlen getrieben bin, sondern in Stille bin, und/oder mich von einem Mantel (Kleid) aus Zärtlichkeit und Licht umhüllt und geborgen fühle. Nach wie vor, lasse ich Gedanken und Gefühle zu, schätze sie, ohne mich an sie anzusaugen oder mich an sie zu binden. Ich lasse sie kommen und gehen.
  • Dem Leben gegenüber verhalte ich mich biegsam, weich, mitschwingend, sträube mich also nicht gegen seine Äusserungsweisen.
  • Stärke und Nachgiebigkeit wachsen gleichzeitig heran und ergänzen sich.
  • Ich ärgere mich immer weniger über eigene Schwächen und Mängel, fange sogar an, sie zu mögen. Derselbe Prozess zeigt sich anderen Menschen gegenüber.
  • Die innere Stimme, mit der ich mit mir rede, wird zunehmen zärtlicher und milder.
  • Ich gebe mich vermehrt den Wesens-Strömen aus Licht, Liebe und Weisheit hin.
    Ich stelle fest, dass ich nicht mehr so oft über andere und mich urteile und einfach kommentarlos hinnehme und annehme was geschieht, was nicht heisst, dass ich es mir verbiete, eigene, kreative, ev. auch kritische Gedanken anzustellen.
  • Es gelingt mir besser zu unterscheiden, ob ich mich durch kollektive Schwärme unerlöster, abgenützter Gedanken und Gefühle bestimmen lasse, oder ob ich mich höheren Inspirationen aus der geistigen, schöpferischen Welt hingebe.
  • Es ist mir wichtig aus der Intelligenz des Herzens zu denken und zu handeln, indem ich auf mein Herz höre und nicht auf die Meinungen, die mich umschwirren.
  • Ich erkenne die Ausweitung, Ausdehnung meines seelischen Innen-Raumes. Es ist mir klar, dass Angst einengt, während Liebe und Vertrauen mein Bewusstsein erweitern.
  • Oft überkommen mich Liebesgefühle ohne äusseren Grund. Es ist ein Verliebtsein ins Leben und ich weiss, dass die Liebe, die ich fühle, Grund und Ursache meines Lebens ist.
  • Meine Angst vor Sterben und Tod nimmt ab.

Eine Kultur der Zärtlichkeit

«Zärtlichkeit, die friedliche, willkommene Grenzüberschreitung hinüber zum Du, steht als Prinzip der Bejahung, der Berührung und Vereinigung gegen das Prinzip der Verneinung, Abkapselung, Vernichtung.»                                        August E. Hohler

These: Zärtlichkeit ist das Fundament der Menschheit.
Der Mensch ist ein hoch-komplexes, fragiles, aber auch geschwächtes Geschöpf. Er gedeiht in einem Netz nährender, zärtlicher Beziehungen und Kontakte.

Wenn man mich fragen würde, welche Synonyme für mich treffend den Begriff Spiritualität erklären und veranschaulichen würden, so würde ich folgende Worte nennen:

Berührung   –   Bewusstheit   –   Zärtlichkeit.

Berührung:     Initiation, Lebens-Ur-Impuls, Erweckung, Vermittlung, Seins-Übertragung
Bewusstheit:  Gewahrsein des göttlichen Geistes, Reflexionsvermögen, Kontemplation
Zärtlichkeit:    Achtsamkeit, Empathie, Seligkeit, Seele, Heiliger Geist, das Lamm, LIEBE

Dieser Blog-Beitrag handelt von der Bedeutung der Zärtlichkeit im Leben des Menschen, bzw. der Menschheit.

Man hat herausgefunden, dass Haut und Gehirn aus der gleichen fötalen Bindegewebsschicht stammen, dem sogenannten primären Ektoderm. Aus dem ektodermen Keimblatt bilden sich: die Haut, das Nervensystem und die Sinnesorgane. Also diese drei wachsen und differenzieren sich aus dem Keimblatt (dem primären Ektoderm)

Es ist nun leicht einzusehen, dass bei der Entstehung des Embryos und damit des Menschen, Zärtlichkeit die Entwicklung der Haut, des Nervensystems, des Gehirns und der Sinnesorgane unterstützt und fördert und es kann vermutet werden, dass die Zärtlichkeit der Eltern bei der Zeugung des Kindes und danach während der ganzen Schwangerschaft die Bildung des Embryos positiv beeinflusst, genauso wie der Hautkontakt mit dem Neugeborenen später zentral ist für seine menschliche Entwicklung.

Wenn also Haut, Nerven und Sinnesorgane aus einem Gemeinsamem entstanden sind, so ist es leicht nachzuvollziehen, dass es durch Zärtlichkeit nicht nur der Haut, sondern auch den Nerven und Sinnessorganen gut gehen wird.

Hier möchte ich einfügen, dass für mich Zärtlichkeit zwei zentrale Aspekte umfasst:
Erstens: Intimität, taktile Hautkontakte wie Streicheln, Liebkosen, Umarmen, Küssen.
Zweitens: Eine zärtliche zwischenmenschliche Atmosphäre, ein emphatisches, feines Klima.

Beide Aspekte zusammen ergeben für mich die Bedeutung von Zärtlichkeit.

Nach dem der Mensch geboren ist, den mütterlichen Uterus verlassen hat, wechselt er über in die sozial-emotionale Gebärmutter. Er ist eine physiologische Früh-Geburt (Adolf Portmann). Anders als Säugetiere, die kurz nach ihrer Geburt gehen können, ist der menschliche Säugling noch unbeholfen, völlig auf Pflege, Betreuung und Umsorgung angewiesen.
Insbesondere aber auf Zärtlichkeit. Auf dem Boden der Zärtlichkeit reift er, wächst er, gedeiht er. Seine Intelligenz, insbesondere die emotionale Intelligenz, entwickelt sich zu einem grossen Teil durch Hautkontakte:

In einer Atmosphäre der Zärtlichkeit und des Getragen-seins entwickelt sich beim Säugling und beim Klein-Kind Urvertrauen. Ur-Vertrauen ist der Vertrauens-Boden, auf dem der Mensch steht und handelt. Konnte sich dieser Boden von Vertrauen nicht oder nur minimal bilden, spricht man von Ur-Misstrauen. Ohne Ur-Vertrauen fällt es Menschen sehr schwer, stabile und vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen und zu halten. Sie neigen dazu, sich zu isolieren oder sich mit Gewalt das zu holen, was sie brauchen.

Zärtlichkeit erdet! In einem Raum der Zärtlichkeit kann der Mensch ganz inkarnieren. Fehlt diese Basis wird der Mensch nur teilweise inkarnieren können. Die Erde kann nur mittels ganz Inkarnierten zu ihrer ganzen Wesenskraft finden. Lesen wir Jochen Kirchhoff („Was die Erde will“):

„Mir scheint es durchaus plausibel und sei es auch nur metaphorisch, von einer kosmischen Geburt von Erde und Erdenmenschheit zu reden. Vielleicht bedarf es einer kosmischen Geburt, damit die Erde zur ERDE transmutiert, die sie andererseits schon immer war. Die Erde muss das werden, was sie ist, und zwar unter Mithilfe des Menschen…Die Erde braucht den integralen Menschen, um ganz Erde (ERDE) zu sein… Der zu sich selbst gekommene Mensch ist die Erfüllung der Erde.“ (S. 263 und 372)

Zärtlichkeit hat sehr viel mit Erdung und der Bildung von Boden, im Sinne von Fundament zu tun. Vertrauen, durch Zärtlichkeit gewachsen, bildet der Boden, auf dem der Mensch lebt und handelt. Obwohl Zärtlichkeit beim Säugling und Kleinkind von besonderer Wichtigkeit ist, bleibt sie doch ein Leben lang unabdingbare Nahrung für das seelische und geistige Wachstum des Menschen, welcher aus ihr lebt, sich entwickelt und vervollkommnet.
Ich glaube, dass sich alle Kinderpsychologen und Kinder-Psychiater einig sind, dass das Kind, insbesondere der Säugling die Erfahrung der Zärtlichkeit, des Getragen-Werdens, der Körperwärme, unbedingt braucht, damit er sich gut und harmonisch entwickeln kann.
Wäre dies im Bewusstsein der Bevölkerung und seiner PolitikerInnen, wäre eine ausgiebige Elternzeit schon längst Gesetz und keine Frage mehr.
Wer Boden unter den Füssen hat und in einer zärtlichen Umgebung lebt (die er mitaufgebaut hat), hat fast alles was er benötigt: Gemeinschaft, Liebes-Beziehungen, Selbstvertrauen, ein Grundgefühl von Wärme und Akzeptation, Mut zur Selbstgestaltung, eine erfüllte Sexualität.

In Wärmeräumen, die in einer zärtlichen Gesellschaft laufend geschaffen werden (ich habe davon in früheren Beiträgen davon gesprochen) wird ein zärtliches Miteinander gelebt. Im Laufe der Zeit verbinden sich diese Orte miteinander. Ein zärtliches Beziehungsnetz entsteht, über die Landesgrenzen hinaus. An Orten der Zärtlichkeit – so mein Visions-Bild – wird in Liebe zusammengearbeitet und das Leben gefeiert. Und es bleibt viel, viel Zeit, Zärtlichkeit zu zelebrieren, sich somit zu nähren und wertzuschätzen.

Eine solche Erfahrung macht den Menschen im materiellen Sinne genügsam. Fast alles, was unsere moderne Zivilisation und Kultur hervorgebracht hat, ist Ersatz für den Mangel an Zärtlichkeit, Verstehen und Vertrauen.
Je mehr Konsum, desto weniger Zärtlichkeit. Je dicker die Menschen einer Gesellschaft sind, desto weniger echter Friede kann vermutet werden. Der Mangel an Zärtlichkeit macht unruhig, macht nervös. Sucht und fiebriges Reisen sind die Folge.

Wir brauchen eine Kultur der Zärtlichkeit, damit wir zur Ruhe kommen. Sie ist das Erste, das wir brauchen. Alles andere geht daraus hervor.
Kann das so simpel sein? Ja, das ist es, wenn auch der Bewusstseinsschritt gross ist.

Gewaltfreies Leben

Dieselben Menschen, die an menschliches Leben auf dem Mars glauben, bezweifeln, dass es möglich ist, gute Medikamente ohne Tierversuche zu entwickeln. Oder ist ihr Zweifel nur vorgegeben, um an alten Zuständen festzuhalten?

Menschen lassen durch Tricks gute Produkte veralten, um neue Produkte-Palletten zu lancieren, welche grössere Gewinne versprechen.

Menschen schneiden Organe aus den Organismen anderer Menschen, um künstliche Organe oder nano-technische Vorrichtungen einpflanzen zu können – für gutes Geld.

Menschen verbrennen Wälder im Glauben dadurch neue Anbauflächen zu erhalten, um gefragte landwirtschaftliche Produkte (z.B. Palmöl) anzupflanzen und für gutes Geld zu vermarkten. Sie glauben, dass es unbedingt dieses Produkt in grossen Mengen brauche und dass dafür Wälder weichen müssen.

Brauchen wir wirklich Pestizide, von Multis entwickelt, die durch ihre Gewinne weitere Gifte erfinden?
Ist es wirklich sinnvoll, Häuser abzureissen, nur wenige Jahre nach dem sie fertiggestellt wurden, mit dem Ziel an gleicher Stelle grössere Häuser zu bauen, die mehr Rendite versprechen?
Ist es wirklich nötig, Bäume zu fällen, längt bevor sie ausgewachsen sind und Tiere zu schlachten längst bevor sie ihre Jugend erreicht haben?

Ist es so, dass immer zuerst etwas getötet werden muss, um Fortschritt zu erzielen? Ist Wachstum ohne Vernichtung nicht möglich? Ist jede Kultur von Sünden-Böcken abhängig und von ausgegrenzten Minderheiten? Weshalb kann das Vorübergehende, Alte, nicht integriert werden und ins Werdende eingebracht werden?

Kann neue Kultur nur entstehen, wenn die alte ins Ghetto verbannt wird (z.B. die Indianer)?

Kann eine neue Ära beginnen, die auf einem Rufmord oder auf Ächtung beruht?

Die Energie des Tötens: wohin geht sie? – woran bindet sich die Gewalt?
Geht sie womöglich in das sogenannte Neue ein?
Karma, der ewige Kreislauf. Karma, die Gewalt-Spirale. – Wenn das stimmt, dann geht die Gewalt an Millionen von Tieren, die bei Tierversuchen elendiglich sterben in Medikamente über, die Genesung versprechen!? Und in uns, die wir sie millionenfach schlucken.
Heilung durch Tötung – durch Gewalt?

Wenn etwas nicht durch Gewalt, Anstrengung und Verzicht erworben worden ist, so kann es nicht wertvoll sein – so glauben Viele. Alles, so sind wir erzogen worden, muss durch die Gewalt gehen. Nichts ist geschenkt. Es gibt keine wirkliche Liebe. Alles was hält, ist in Härte errungen. Dies sagt MANN uns.

Deshalb glauben dieselben Menschen, die überzeugt sind, dass sich keine guten Medikamente ohne Tierversuch entwickeln lassen, an eine Zivilisation auf dem Mars (dem Kriegs-Gott).

Ich will hier nicht sagen, dass es nie aggressive Eingriffe brauche. Was ich ausdrücken möchte, ist, dass wir in einer Kultur leben, in der Zerstörung und Tötung von Leben zu einer dunklen, nur halb-bewussten Gewohnheit, ja zu einem Gesetzt, vergleichbar mit einem finsterer Opfer-Mythos geworden ist, die fest in unserer Gesellschaft und in unseren Seelen eingeschrieben zu sein scheint.
Haltungen und Handlungsweisen, die auf Gewalt basieren wirken verunreinigend. Sie behindern den Einfluss von Liebeskraft und von geistiger Durchstrahlung. Aber wir brauchen für unserer Entwicklung als Menschen und Menschheit einfliessende Liebeskraft und geistige Durchstrahlung.

Oft träume ich von einer Kultur, wo Entwicklung gewaltlos geschieht, ohne Tötung von Lebewesen und ohne Ausbeutung, – wo Christus leben darf.
Ja, oft.

Dennoch: Tot und Opfer gehen aller substantieller Erneuerung voraus. Jenseits des finsteren Opfer-Mythos steht die tiefliegende Erkenntnis, dass das Trennende, das sich aus dem Ganzen abisolierende Prinzip, das sich im Ego manifestiert, überwunden werden will. Die Illusion der Trennung, der Eigenwille, die Eigenmacht, die sich dem Gewahrsein der umfassenden Zusammengehörigkeit entgegenstellt, soll sterben und nicht das Andere, das, was wir als fremd ausgrenzen wollen.

Im Lamm Gottes kommt die überfliessende sanfte Hingabe, die umfassende, alles berührende Zärtlichkeit in die Welt, welche die Gewaltspirale dahinschmelzen lässt.

Diese letztere Behauptung weckt im Allgemeinen eine grenzenlose Wut aus, Zweifel, Resignation oder Unglauben. In ihr fliessen ganze Ströme von erlittenen Enttäuschungen und nicht geheilter Traumata.

Wir haben die Chance, sie in die umfassende Zärtlichkeit zu legen.

 

Innen-Raum-Entwicklung

Wir helfen mit, den Welten-Raum, das heisst die globale Atmosphäre zu erneuern, in dem wir unseren seelischen Innen-Raum entwickeln. Die äussere Welt ist ein Spiegel der menschlichen Bewusstseinsverfassung. Beginnen wir also damit, an unserem inneren Raum so zu arbeiten, dass er auf uns selbst, wie auch auf unsere Umgebung lebensdienlich wirkt.
Dieser Essay stellt den Versuch dar, einen langen Prozess in Kürze zu beschreiben.

Der Innen-Raum öffnet sich dem Menschen, wenn er nach innen schaut und sich in seinen seelischen Innen-Raum lauschend versenkt.

Dieser Raum ist, wenn wir ihn noch mit wenig Bewusstheit betreten haben, vorerst einmal verstellt, angehäuft mit Gedanken und Gefühlen, die, verkeilt ineinander und zu Mustern verformt, sich repetitiv, manchmal mechanisch bewegen und uns einen starken Eindruck von nervöser Betriebsamkeit geben. Ein völlig nach aussen gerichteter Mensch findet bei ersten Meditationsversuchen oft nicht die ersehnte Ruhe, sondern hektisches Gedankentreiben in einer kühlen, manchmal sogar abweisenden Atmosphäre, wo das Gedachte keine wahre Heimat findet, sondern sich in einem abstossenden Raum aufhält, eingezont, gefangen, ungeliebt, wodurch es sich nicht in positivem Sinne entwickeln kann.

Die Grund-Stimmung und die Atmosphäre sind entscheid für die Innen-Raum-Entwicklung.

Die inner-seelische Stimmung und Atmosphäre entwickeln sich aufgrund des Klanges, des Tones, mit dem wir zu uns sprechen. Ist die innere Stimme, mit der wir zu uns sprechen, unduldsam, gereizt, kritisch oder wohlwollend, gütig, nachsichtig? –
Ist sie wohlwollend und mitfühlend, dann entwickelt sich in unserem Seelen-Innen-Raum Milde, die Wachstum und Versöhnung mit uns und anderen Personen, die in uns leben, erlaubt und ermöglicht.
«C’est le ton, qui fait la musique.» – Die Herzens-Präsenz entscheidet über den Gang der Entwicklung.

Viele Menschen genügen sich selbst nicht. Das ist sehr verbreitet. Aufgrund dieser Einstellung, ist die Stimme, mit der sie zu sich reden, streng, fordernd, Druck ausübend, depressiv oder aggressiv machend. Dadurch wird das Binnen-Klima frostig und die verinnerlichten Gedanken- und Gefühlsmuster werden dementsprechend härter und kälter. Das Ego schafft eine Atmosphäre, welche kühl und feindselig ist.

Die menschliche Befindlichkeit ist vollständig davon abhängig, in welchem Ton wir mit uns sprechen. Der Klang unserer inneren Stimme bestimmt darüber, ob es uns in unserer Haut wohl ist oder ob wir lieber aus ihr fahren möchten.

Klar, auch der Inhalt unserer Weisungen und Kommentare zu uns, sind mitbestimmend über die Qualität in unserem Innen-Raum, entscheidender aber ist der Ton, mit der wir unsere inneren Inhalte qualifizieren.

Das Mitgefühl und die Einfühlung, die sich im Klang unserer inneren Stimme ausdrückt, transformieren uns. Zum Beispiel: Schmerz und Verlust wandelt sich durch Selbst-Einfühlung und Verständnis in Nachsicht und in Heilkraft.

Baut sich Freundschaft zu uns auf (durch den freundschaftlichen Ton, mit dem wir zu uns sprechen), wird es sehr viel leichter, uns dem höheren Selbst (der Innen-Raum im Innen-Raum), dem Seins-Raum (vergl. Im Seins-Raum, 17. Aug. 19) gegenüber zu öffnen.

In einer wachsenden Atmosphäre der LIEBE, erkennen wir unsere Ego-Struktur leichter; wir können ihr zulächeln und uns von ihren Zwängen leichter befreien. Dadurch lebt auch das innere Kind, nun nicht mehr eingeschüchtert, auf.

Wir erkennen nun die Relativität unserer inneren Programmierung und bekämpfen sie nicht mehr – wodurch wir ihr viel Energie gegeben haben – sondern wir lösen uns sanft von ihr ab.

Durch die Empathie zu uns selbst, entwickelt sich unser Verständnis für andere.
Es entsteht nun ein Raum der Heilung und des Wachstums in uns: der Seins-Raum.

In der alten gereizten und unduldsamen Stimmung binden wir uns an innere, alte Prägungen und Strukturen,
durch die wohlwollende, einfühlsame und nachsichtige Stimme, welche aus unserer Seele kommt, lösen wir uns von den alten Gedanken- und Gefühlsmuster, die uns bisher geformt haben, ab.

Das innere Gefängnis wandelt sich somit in einen Raum der Heilung und der Freude für andere, wie für uns selbst.

Wenn wir auf der Suche nach der inneren Wahrheit sind, eingestimmt auf unser Herzens, so können wir leicht am Ton erkennen, ob wir die die Stimme des Herzen hören oder eher die Stimme(n) der verinnerlichten Stimmen unserer Eltern, Lehrer, Erzieher oder der herrschenden Kultur.
Ist der Klang der Stimme, die wir vernehmen eher kritisch, schroff und unduldsam, so handelt es sich wahrscheinlich um die verinnerlichte Stimme (Über-Ich), die eher im Kopf angesiedelt und ihren Ursprung in der Aussenwelt hat und nicht der inneren Wahrheit entsprechen,
hört sich die innere Stimme klar, mild und liebevoll an, so handelt es sich sehr wahrscheinlich um die Stimme des Herzens, um die Stimme der eigenen, tiefliegenden Wahrheit, die der Seele entströmt. Sie ermöglicht es uns, unsere innere Wahrheit zu erkennen, jenseits aller Moral und Verurteilung.

Beitragsbild: Aquarell von WB „Raum“

 

Liebes-Gesänge

Als der Schöpfer, die zuvor leere Hand wieder öffnete, war da ein Vogel, der aus seiner Hand auf einen Zweig flatterte und dort seinen Schöpfer wahrnahm. Da begann er zu singen, zu jubilieren.
Das drei Monate alte Kind, im Arm seiner Mutter lächelte – zu ersten Mal, und die Mutter fühlte sich von ihrem Kind erkannt.

Der Kreis der Liebe war geboren, der lebendige Austausch.

Wenn der Mensch den Geber aller Dinge, den Strahlenden, die Liebende erkennt, steigt Freude in ihm auf, Gesang und Jubel.
Das ganze Universum erscheint ihm von einem dunkel-goldenen Licht durchstrahlt. Die Welt ist von Dankbarkeit und Seligkeit bewegt.

Es ist ein Gesang in allem: ein Lobgesang, ein Jubel.

Der Kreis der Liebe ist nun geboren, die Liebesbeziehung lebt und erfüllt das Universum mit einer vibrierenden Energie, die alles am Leben hält und neues Leben schafft.
Der Liebende – der Geliebte – die Liebe. Das ist die schöpferische Liebes-Trinität, der schöpferische Liebes-Tanz.
Die grosse LIEBES-Beziehung wiederspiegelt sich im Verliebtsein zweier Menschen.

Es ist ein tiefer Wunsch dieses schöpferische Dreieck immer wieder von neuen herzustellen und zu zelebrieren. Ich, Du und die LIEBE dazwischen. Diese drei.

Der sich bewusst werdende Mensch lebt sowohl im ursprüngliche Sein, in der Stille des Ur-Lichtes und er lebt in seiner Geschöpflichkeit, also in der Welt der Formen, mit allen seinen Herausforderungen in Glück und Leid, in Freude und Schmerz und schliesslich lebt er im Beziehungsraum, in der Liebes-Beziehung, die er genau so ist wie der Seiende und der in der materiellen Welt Tätige.

Zwischen ICH und DU der Gesang und der Tanz der LIEBE. Der Zwischen-Raum hier ist transparent, durchschienen, durchlichtet und erfüllt von Dankbarkeit und Zuneigung. Alles ist in Anteilnahme.
Anteilnehmendes Leben.
Manchmal ertönt der Gesang sehr zart, fast tonlos. Er erinnert an Zärtlichkeit. Manchmal schwillt er zu brausendem Jubel an. -Es sind Chöre, tausendfach, zu einem geworden, Sphären-Klänge, die nichts anderes ausdrücken als Liebe in Dankbarkeit.
Dieses dunkel-goldene Licht (das ich oben erwähnte) erinnert an die frühen Morgenstunden, an die Stille vor dem Aufbruch, an Zwielicht. Diese sanfte, «lobende Sphäre» taucht so plötzlich und unerwartet auf, wie sie auch wieder verschwindet, doch in einer zarten inneren Grundstimmung kann sie eher ins Bewusstsein treten. Diese Sphäre kann auch als Zwischen-Kosmos aufgefasst werden. Er ist äusserst subtil und von grosser Schönheit. In ihm sind wir unverletzlich und geschützt, in einem Schöpfungsraum, der grosse Ruhe atmet.

Erlaubt mir folgende Zwischen-Bemerkung:
Bei solchen Schilderungen wie oben, spüre ich, wie in mir immer eine Art Scheu und Verlegenheit aufsteigt, denn eine solche Sprache, so scheint mir, will nicht recht in unsere kühle Zeit passen und ich befürchte auch, dass das Ausgedrückte ins Reich der Fantasie eingestuft werden könnte. Gleichzeitig glaube ich auch, dass ein grosser Durst nach der subtilen Welt existiert, die unendlich realer ist, als die virtuelle Realität.

Normalerweise erleben wir das alles viel verhaltener, ja gedämpfter, als ich dies hier schildere. Oft erleben wir uns als ins Dasein Geworfene, als Verunglückte in einer ziemlich verrückten, dunklen Welt, die makaber ihre Totentänze zelebriert, die von geheimen Kameras aufgenommen und verfremdet (z.B. digital) widergegeben werden.

Und diese dunklen, abgründigen Erfahrungen sind Teil der menschlichen Realität und sie müssen nicht bagatellisiert werden.

Aber es ist nicht nötig, dass wir uns in diese Teil-Realität einschliessen (lassen). Es ist uns erlaubt und vielleicht sogar geboten, uns der wahren Herkunft und der LIEBES-BEZIEHUNG zu öffnen.

Es wird uns ans Herz gelegt, so glaube ich, nicht aufzuhören zu singen, nicht aufzuhören zu tanzen und uns zu bewegen. Trotz allem. – Diese Portion Verrücktheit lasse ich mir jedenfalls nicht nehmen.

Leben: uns von der LIEBE berühren und bewegen lassen – auch in dunkelster Nacht.

Diese letzten vier Artikel gehören zusammen. Sie alle handeln von der schöpferischen Kraft des Menschen, die uns wärmt:
Die Schöpferkraft des Menschen
Entscheiden
Lebens-Mut
Liebes-Gesänge

Beitragsbild: Ausschnitt einer Zeichnung von Werner Binder

 

Lebensmut

Die LIEBE weitet sich aus,
unendlich …

Ich glaube es kaum,
wie innig, wie stark, wie unsagbar gross sie ist.
Ich schwebe weg, bin über den Bergen
und die Sonne wird gross und grösser
und Lichtstrahlen, bündelweise,
wie orchestriert
fallen wie ein Blumenmeer über mich, –

Und dann: ein Aussetzer. Stillstand –
und etwas später bemerke ich,
dass sich alles zusammengezogen hat,
wie ein Kind mit Blähungen,
ein Mensch, der zu viel gegessen hat,
ein Kranker, bevor er sich übergibt.

Alles hat sich zusammengezogen.
So wirkt die Angst oder die Strenge:

«So jetzt genug! Was glaubst du denn,
wer du bist, dass du dich so aufblähst.
Noch kein Baum ist je in den Himmel gewachsen!
Wage nicht,
über die bemessene menschliche Kraft hinauszugehen.»

Alles hat sich zusammengezogen:
Es ist die Angst vor der Weite, die Angst vor dem Leben;
die Angst vor dem Glück.
Es kann auch Schuld oder Scham sein
oder es sind Minderwertigkeitsgefühle,
oder unbewusste Selbstbestrafungsbedürfnisse.

Ist denn jemand da, der für mich atmet,
wenn mein Atem stockt?

Millionenfach, milliardenfach geschieht dies täglich.
Es ist abgewürgte, erdrosselte LIEBE,
abgewehrt, abgeschüttelt,
von uns, die ihre unendliche Kraft ablehnen, mindern,

wir Mangelwesen!

Also:
Lasst uns in der Kraft bleiben.
Lassen wir es zu
(wir Ängstlichen),
dass uns die Mutter trägt
und uns all ihre Wärme gibt,
ihre Milch, ihr Lebenswasser.

Das ist der wahre Mut: uns der LIEBE, die uns über die Grenze führt,
anzuvertrauen, sie zu halten in Dankbarkeit,

zu wagen, die Wärme zu ertragen, die sich manchmal zur Hitze steigert,
die Feuchtigkeit der unzähligen Küsse anzunehmen,
die Früchte, die vielen, zu essen,
mit den Tautropfen zu spielen,
uns von der LIEBE völlig erweichen zu lassen,
bis wir schmelzen und uns auflösen,
wissend, dass wir wieder zusammengesetzt werden
und uns erheben, uns der Sonne entgegenstrecken,
weinend und lachend – leidenschaftlich.

Es bedeutet Mut, die Freude gross und mächtig werden zu lassen,
weit und unendlich.

Es ist die Kraft des Ja zum Leben, zu uns, zur Welt, zu IHM
Möge sie wachsen, Tag für Tag
Nacht für Nacht, durch alles Leid,
durch unser kleines wimmerndes Ich hindurch.

Zum Schluss Khalil Gibran:

«Meister ,Meister, aller Sänger,
deine Tränen waren Maischauer
und dein Lachen wie die gischtweissen Wellen
des Meeres,
deine Worte waren das Flüstern
vom Feuer entfachter Lippen.
Du lachtest für ihren innersten Nerv,
der noch nicht zum Lachen bereit war,
du weintest für ihre Augen,
die noch trocken waren.»

(aus Jesus Menschensohn)

Beitragsbild: Ausschnitt eines Bildes von W. Turner