Das gelobte Land

«Durch unsere kollektive Haltung isolieren wir die äussere Welt von ihrem spirituellen Kern. Unser Fokus auf dem Materialismus, unsere Verneinung des Heiligen in der Schöpfung hat uns von der Quelle des Lebens entfernt. Der Strom des Lebens ist nicht mehr rein; seine Gewässer sind äusserlich und innerlich verschmutzt. Die symbolischen Welten, die das äussere Leben früher mit Sinn erfüllten und von innen heraus mit heiliger Nahrung versorgten, wurden entheiligt. Durch die Trennung vom Heiligen und von der Quelle fehlt dem Leben ein essentielles Element, die Natur des Geistes.

Die Aufgabe des Mystikers in der heutigen Zeit ist es, das Leben wieder mit seiner Quelle zu verbinden.»

Llewellyn Vaughan-Lee: Aus Liebe zum Wirklichen

 

Die Reduktion
Heute lässt es sich sehr leicht feststellen, dass die Mehrheit der Menschen nicht mehr das Heil, also das Ganze, das umfassende Leben anstrebt, sondern einfach die physische Gesundheit, ein Leben addierter, möglichst gesunder Lebensjahre und nicht seine Erfüllung.

Diese Reduktion des Lebens fühlt sich mir als eine Verkümmerung an. Die mono-kausale Deutung in unserer Corona-Zeit wird dem Wesen Mensch niemals gerecht, ebenso wenig wie eine Medizin, welche ausschliesslich die Symptom-Bekämpfung (Krieg gegen das Störende) ins Auge gefasst hat.

Lasst uns in unser wahres Wesen atmen, damit wir die Grösse wiedererlangen, die uns gegeben ist. Wir nennen sie auch unsere Würde.

Moses
Mose ist der kraftvolle Visionär in uns, der uns aus der Gefangenschaft (Ägypten) führt.
Wir sind, so meine Deutung, gefangen in der reduktionistischen Betrachtungsweise von uns selbst, die uns unsere Würde nimmt.
Moses in uns symbolisiert die Brücke, also die Verbindung des Menschen zu Gott. Ihm ist es erlaubt, den Berg der Wahrheit zu erklimmen, auf dem er die Botschaften Gottes empfängt. Er ist damit beauftraget, diese dem Volke Gottes zu übermitteln und dessen Beziehung zum «Vater» wiederherzustellen, bzw. zu heilen.
Er hält das Feuer der Sehnsucht in uns wach. Er interveniert, wenn das Volk sich dem Tanz um das goldene Kalb ergibt.
Moses in uns führt uns auf den Weg in die Freiheit, ins gelobte, ins Heilige Land, wo die Wasser rein sind. Er ist sowohl Visionär, wie auch ein Mann der Tat, der mit der Kraft der Umsetzung in der Lage ist, das Gesehene und Erkannte zu verwirklichen

Mystisch betrachtet: Ägypten ist unsere Gefangenschaft, die innere Unfreiheit, die Ego-Fessel. Der innere Führer führt uns in ein höheres Bewusstsein: Israel, in das heilige, gelobte Land, wo wir die Nähe Gottes (Shekina, bzw. den Heiligen Geist) spüren. Die Reise führt uns durch die innere Wüste, durch innere Hindernisse und Verirrungen in das Land unserer Träume: Hier stehen wir auf heiliger Erde. Auf-Licht-Erde, die niemals einbricht. Hier geht die Geist-Sonne auf, hier sind wir verwurzelt – zeitlos.

Es gibt jene Menschen, die im Lande Ägypten bleiben wollen. Andere drängt es unwiderstehlich aufzubrechen.

Aufbruch ins gelobte Land
Ein Seelentraum, voller Glut und Kraft, tief im Innern, bereitet den Aufbruch vor. Es ist der Traum eines heiligen, eines gelobten Landes, dessen Erde heilig ist. Es ist Licht-Erde, die wir dort betreten werden. Alles in diesem Land leuchtet aus sich heraus, alles fühlt sich jung und rein an und das Herz geht den Bewohnern, die dort leben, auf und Ruhe breitet sich aus.
Dort zieht jeder, der diesen Boden betritt seine Schuhe aus, weil er fühlt, dass er heilig ist. Es ist ein goldenes Land, dessen Wasser rein sind.

Hier ist der Boden unerschütterlich. Er bricht niemals ein. Dieser Boden ist wirklich und diese Wirklichkeit lebt in uns.

 

Die Licht-Erde, leiblich gesehen

Neben der „Licht-Erde“, die sich in Augen-Nähe befindet (im Artikel äussere ich mich dazu), lassen sich zwei weitere Erden-Bereiche, bzw. Fundamente dem Körper zuordnen:  Erstens: der materiell-physische Erden-Boden auf der Höhe des Beckenbodens und zweitens: das Fundament des Vertrauens, welches auch als eine Art von Boden betrachtet werden kann: es befindet sich im Übergangs-Bereich zwischen dem Sonngeflecht und der Region des Herzens, etwas unterhalb des Herz-Chakras.

Im physischen Körper finden wir die Zugänge zum spirituellen Köper.

Die Licht-Erde, der Heilige Boden oder das Gelobte Land, befindet sich auf der Höhe der Augen. Das Band der Licht-Erde, beginnt unterhalb der Augen und zieht hoch bis in die Mitte der Stirne.
Folgende wichtigen Punkte finden wir hier:
Das dritte Auge: Es befindet sich zwischen den Augenbrauen. Es ist das hell-sichtige, subtile, intuitive, tiefer blickende Auge, das mit der Seele verbunden ist.
Die Zirbeldrüse. Sie befindet sich, ca. 2 Zentimeter höher als das Dritte Auge und mitten Im Kopf. Sie weckt Freude und ein inneres Lächeln. Durch Imagination, mit Hilfe des Atems und mit Klängen (das intonieren des Klanges A ist gut) kann die Zirbeldrüse, die auch in Verbindung steht mit der geistigen Welt, aktiviert werden.
Die Schläfen: Die Konzentration auf die Schläfen erzeugt Ruhe und Weite, einen Rundblick, die Wahrnehmung des inneren Ohres wird vertieft, Gleichmut und Gelöstheit wird spürbar und die Beziehung zur Region des Herzens wird gestärkt.

Wenn wir die Aufmerksamkeit mit der geschilderten Stirn/Kopf-Region halten, so kann es gut sein, dass sich das Erleben der Licht-Erde, der Heiligen Erde, aufbaut und wir fühlen Aufgehoben-sein – auch in unsicheren und bedrückten Zeiten.

Eine solche innere Aufbauarbeit erforderte einen geduldigen Aufbau und eine ständige Haltung des Lauschens. Falls wir den Boden der Licht-Erde betreten (mit nackten Füssen) ist es durchaus möglich, dass wir Gestalten (Wesenheiten) begegnen, die uns etwas zu sagen haben.

Ich wünsche mir zutiefst, dass einmal die Zeit kommt, in der die Weisheit uns zufallen wird, die Lichter der Erde, die Licht-Samen, (wieder) zu wecken, wodurch uns auch der Planet zum Heiligen Boden wird, den wir behutsam betreten und bebauen werden.

Beitragsbild: Foto N. Bayer

Trennungsschmerz und Heilung

Im Internet entdeckte ich ein Foto, welches eine Mutter im Spital zeigt mit ihrem Neugeborenen. Sie trug eine Maske (wegen Covid 19), ihr eben geborenes Kind lag auf ihrem Bauch, dazwischen, auf Höhe ihrer Brüste war eine Plastik-Plane, von oben nach unten gespannt, als Barriere zwischen Kind und Mutter.
In Österreich und Rumänien gab (oder gibt es immer noch) in verschiedenen Kliniken Maskenzwang während und nach der Geburt eines Kindes. Nach der Geburt wird das Kind entfernt, damit es nicht zu einer Berührung durch die Mutter kommen kann. Stillen geht nicht.

Das Foto verfolgte mich während Tagen und Nächten, immer wieder tauchte es auf. Manchmal erlebt ich es ein wenig so, als ob ich die Erleidende wäre.

Wenn ein Element des Lebens gequält wird, so schmerzt es auch den Gesamt-Organismus, und wenn jemand leidet, so leidet das Ganze mit, weil es keine absolute Trennung gibt. Das ist natürlich. Wenn wir verletzlich sind und auch verletzbar bleiben wollen, so können wir uns nie völlig vom Schmerz des anderen distanzieren, weil dies eben menschlich und natürlich ist.

Dieses Bild, das die Mutter von ihrem Kind getrennt zeigt, ist für mich ein Symbol, bzw. ein Kennzeichen der gegenwärtigen Menschheitsphase, in welcher Beziehungsangst und Beziehungsabwehr mehr und mehr vorherrschen und Distanzierungsmassnahmen ohne Einspruch hingenommen werden. Also Zoom und Skype, statt Zusammenkünfte lebendiger Menschen – und natürlich werden diese Massnahmen mit vernünftigen Gründen rechtfertigt und rationalisiert: Wir müssen Energie und Zeit sparen, keine unnötigen Reisekosten! etc.

Ist es so, dass wir Menschen Zustände und Umstände erzeugen, die Distanzierungsmassnahmen, Einsamkeit und Isolation erfordern? Schaffen wir eine Welt, die Angst rechtfertigt und scheinbar notwendig macht? Wenn ja, müssten wir dies als eine schwer neurotische Entwicklung ansehen.

Das jetzige Corona-Narrativ besagt, dass der natürliche Ausdruck des Menschen, der auf Lebensfreude beruht, nämlich: Berührung, Nähe, Gesang, Tanz Feiern, Umarmungen und Küssen, ja alle Arten von Zärtlichkeit und Sexualität, sehr begrenzt, ja unterdrückt werden sollten und zwar der Gesundheit zu liebe. Mit anderen Worten: Durch Unterdrückung meiner Lebendigkeit und damit meiner körperlich-seelischen Gesundheit, vermeide ich Krankheit. Das ist maximal paradoxes Verhalten. Das Gespräch darüber findet nur am Rande der Gesellschaft statt, weil es sonst die erwünschte Sicht auf die Dinge in Frage stellen würde.

Wie auch immer: Die jetzigen schwergewichtigen Prozesse auf Erden, erzeugen zunehmend Trennung, Isolation, Vereinzelung und Fragmentierung. Zwischenmenschliche Kontakte werden weg-digitalisiert. Warum denn ausserhalb des Hauses gehen, wenn der Bote es ja bringt? Die Trennung drückt sich auch in der Distanz zwischen den Menschen und der Natur aus.

So, wie wir nach aussen genötigt werden, Distanz zu nehmen (und nicht nur erst seit Corona), distanzieren wir uns auch nach innen, also uns selbst gegenüber und vermeiden so Nähe und Beziehung zu uns selbst – wir Beziehungs-Wesen. Was tun wir uns denn an? Wir verlassen uns, wir Verlassenen. Wir trennen uns ab, wir Abgetrennten. Selbst-Isolation: Strafe, was sonst? Strafen wir uns also selbst? – und wofür?

Man verstehe mich nicht falsch: Besser digitale Kommunikation als keine. Ja. Aber sie sollte niemals an erster Stelle stehen. Wir Menschen sind nun mal soziale und emotionale Beziehungswesen, die auf Zärtlichkeit basieren.

Zärtlichkeit ist unsere Basis und wenn wir Mutter und Kind trennen, dann säen wir Unheil.

Die Mythologien besagen, dass wir Menschen aus dem Bewusstsein der Einheit und der Liebe herausgefallen seien und dass nun Umkehr gefragt sei: um uns auf den Rückweg zu machen, zurück zur Quelle, die wir im Laufe der Jahr-Millionen fast vollständig vergessen haben.

Die Wiedererinnerung an unsere Herkunft, also unseren Ursprung, weckt unsere genuine Sehnsucht nach der Heimat im Licht.

Alle Trennungs-Wunden, die wir Menschen uns zufügen, widerspiegeln die grosse Menschheits-Trennung und wir fügen uns diese Wunden zu (wahrscheinlich alle), weil wir den Schmerz der «Ur-Wunde» anästhesiert haben.

Die Wieder-Erinnerung an unsere wahre Heimat löst Trauer und Schmerz aus. Dahinter aber geht die Sonne auf.

In dem Moment, wenn wir den Mut haben, uns dem Schmerz zu stellen, ihn als Tatsache hinzunehmen, genau dann wird die Wunde zum Ort der Heilung, verwandelt sich der Schmerz in Heilkraft, in heilendes Licht.

Indem wir den Trennungs- Schmerz mitfühlend annehmen und damit den erlittenen Verlust, beginnt die Transformation. Das Mitgefühl ist der Drehpunkt vom Schmerz zur Heilung.

Der grosse Trennungsschmerz formuliert sich nun weltweit, im Grossen und im Kleinen. Er will gehört und verstanden werden.

Die Menschheit stellt diesen Trennungsschmerz her: wohl unbewusst, um sich mit ihm auseinandersetzen zu können. Die gefährliche Tendenz besteht nun darin, den Schmerz alleine mit technischen Mitteln zu betäuben, ihn weg zu machen durch die Bekämpfung der Symptome und durch äussere Massnahmen wie Impfen.

Äussere Massnahmen sind okay, wenn sie auf dem Boden eines Bewusstseinswandel geschehen, bleiben sie aber in der Luft, haben sie den Boden tieferer Einsichten verlassen, schaden sie mehr, als dass sie nützen, denn die Trennung von Bewusstheit und Behandlungsweisen, beruht ja wiederum auf Trennung, welche Ursache des Schmerzes ist.

Das Mitgefühl zu uns und zur Welt ist der Dreh- und Wendepunkt vom Schmerz zur Heilung.

 

Der gewandelte Blick

Dieser Beitrag knüpft an die letzten beiden Blog-Beiträge an: «Umkehr der Perspektive» und «Metamorphose». Der folgende Artikel mag besser verstanden werden nach nochmaligem Durchlesen der erwähnten, vorangegangenen Artikel.
Es geht bei allen Beiträgen um das unvoreingenommene Erkennen der REALITÄT. Das hilft uns, die abgeflachte «Wirklichkeit» unseres globalen Alltags-Bewusstsein schärfer zu sehen, was auch schmerzhaft sein kann. Dieser Schmerz ist Teil des Wandlungsprozesses.

Der gewandelte, liebevolle Blick ist Teil des Prozesses und Ausdruck der Transformation des Menschen in ein sehendes Wesen, welches begonnen hat DIE RAEALITÄT wahrzunehmen.

Das gängige globale, gesellschaftliche Bewusstsein der Welt ist getrübt, illusionär, verzerrt.

Die Wahrnehmung des Menschen auf sich und die Mitwelt erlebe ich als sehr reduziert, verengt auf das Nützliche, Funktionale und Verwertbare der Lebewesen, des Lebens überhaupt. Dieser Blick ist sehr verengt. Das Bewusstsein ist nicht nur getrübt; es trägt auch wahnhafte Züge.

Und das Wahnhafte besteht eben darin, das Leben zu reduzieren auf seine materielle Verwertbarkeit – bei Verdrängung und Verleugnung dieser extremen Verengung des Blickes.

Öffnet sich das Herz und das Auge des Herzens (vielleicht nach Jahren der Einschnürung), so zeigt sich die REALITÄT, oder die Wirklichkeit. Der Mensch beginnt die Welt wirklich zu sehen. Er erkennt und spürt die Welt, das Geschaffene und das Schaffende in seiner Tiefe, in Wahrheit und reiner Wirklichkeit und Schönheit. Der Mensch ist nun auf dem Pfad der Erleuchtung. Er trinkt jetzt aus der Quelle.

Wer sich in seine seelische Wirklichkeit einlässt, erlebt  in der Regel die starke Erfahrung der Erweiterung und der Ausdehnung seines Bewusstseins und seiner Sicht auf DIE REALITÄT und wird gleichzeitig überrascht, von der fast unglaublichen Klarheit seines Blickes auf das Leben, das sich ihm nun in zunehmender Verfeinerung und Zartheit zu erkennen gibt.
Gleichzeitig mit der Verfeinerung der Betrachtung, wird die Wahrnehmung gereinigt und geklärt, wodurch die allem innewohnende Schönheit erscheint.

Die Verfeinerung des Schauens lässt uns also die Schönheit sehen, die allem innewohnt.

«Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin.»
1. Kor. 13,12

Das Erkennen DER REALITÄT: Das Fühlen, Spüren und Erkennen einer allumfassenden, substantiellen Anwesenheit, die auf eine bestimmte Art körperlich empfunden wird, so wie der Geliebte oder die Geliebte, nach langer Reise in die Arme genommen werden darf, ist eben das, was ich als REALITÄT oder Wirklichkeit bezeichne. Es ist Leben pur. Anwesenheit.
Nicht im Entfernten vergleichbar mit dem Flachland der eingetrübten, reduzierten Alltags-Wirklichkeit.

Ein Bekannter erzählte mir, dass er gerne Waldspaziergänge mache, manchmal werde er sich nach solchen Spaziergängen gewahr, dass er gar nicht im Wald gewesen sei, sondern in seinem Kopf.

Die REALITÄT ist durchschienenes Da-Sein, Leben, das von innen her leuchtet.
Im gewandelten Blick erscheint die Wahrheit,
erscheint das Kind, das seine Augen öffnet.
Es ist das Erwachen in einer höheren Bewusstsein-Sphäre, in welcher der Herzschlag wieder hörbar geworden ist. Durchpulste Wirklichkeit.

Wenn das Herz sich öffnet, geschieht Wandel (Metamorphose), wie auch umgekehrt: Stellt sich der Wandlungs-Impuls ein, so öffnet sich das Herz und dieses öffnet sich im Gleichklang mit der Verfeinerung der Wahrnehmung, welche nun die Schönheit, die in allem west, hervorzaubert. –
Während im raum-zeitlichen Bewusstsein alles hintereinander oder nebeneinander erscheint, zeigen sich auf höherer Ebene, im Einheits-Bewusstsein, die Vorgänge und Ereignisse als ein Miteinander, als ein Zusammenspiel verschiedener Entwicklungsvorgänge im gegenwärtigen Moment. So erleben wir es manchmal in der Musik: Verschiedene Stimmen oder Melodie-Linien umtanzen und umspielen sich, verbleiben in ihrer Individualität, aber bilden zusammen ein umfassendes, symphonisches Ganzes.

Im Blick, der sich erneuert und ausweitet, wandeln wir uns und die Welt*, in der wir leben.
Der Blick öffnet sich, wenn der Mensch in Hingabe und Mitgefühl in seine Seele blickt. Bis auf den Seelengrund. Dort findet er sich.

***

Die Schauenden geben sich die Hände im Wissen um ihre Gemeinschaft. Ihre Blicke strahlen. Diese Gemeinschaft im Geiste bildet sich nun. Ihre Mitglieder erkennen sich in der Wachheit ihrer lichten Augen und in der gemeinsamen Aufgabe, das Licht in die Welt zu senden. In der neuen, umfassenden Art ihres Schauens, entsteht die Realität, die Wahrheit und Wirklichkeit, die in ihre schaffenden Hände strömt und in die, welche sich dem Licht geöffnet haben.

 


*Mensch und Erde sind miteinander eng verbunden: Wandelt sich der Mensch, dann wandelt sich auch die Erde, ihre Seele (die Welt-Seele) inbegriffen.

Umkehr der Perspektive

Die aussen orientierte Lebensweise

Die Energie, die von mir in die Welt einwirkt, z.B. indem ich kommuniziere, mich politisch, künstlerisch oder wie auch immer ausdrücke, ist der Fokus, auf den ich mich ausrichte. Jedenfalls war das bei mir lange so.

Ich bin, was ich tue, leiste, hervorbringe. Es gibt kein Zweifel darüber, dass aktives, engagiertes und kreatives Tun erfüllend ist. Die einseitige Fixierung aber auf das von mir Ausgehende, also auf meine Aktionen, bewirken, dass ich früher oder später in einen Zustand der Erschöpfung falle.
Der arbeitende, leistungsbetonte, nach aussen gerichtete Mensch, der sich mit seinem Tun identifiziert, bis hin zur Selbst-Ausbeutung, ist oft gefangen in der Einseitigkeit dieser doch eher männlichen Sichtweise des In-der-Welt-seins.

Das uns Zufliessende

Sind wir Menschen also damit beschäftigt, uns zu beobachten, wie wir uns in der Welt darstellen, was uns, so denken wir, Bedeutsamkeit verleiht, so verkennen und unterschätzen wir jenen uns zufliessenden Energiestrom*, der uns die Lebenskraft gibt, produktiv, hilfreich und aufbauend in die Welt zu gehen, unseren Lebensweg zu erspüren, der nach vorne ausgerichtet ist.
Durch die einseitige Ausrichtung unserer Aufmerksamkeit nach aussen und vorne, verkümmert das uns Zufliessende, weil wir es kaum beachten und somit bleiben wir seelisch unterernährt.

Alle Lebewesen, Menschen, Tiere, Pflanzen sind in der Lage, uns auf ihre Weise wahrzunehmen. Wir werden gesehen, gehört, gerochen oder sonst in einer uns unbekannten Weise wahrgenommen. Wenn wir spüren und erfahren, dass Interesse, Zuneigung, usw. uns entgegen fliesst, werden wir dadurch genährt, wie auch die Lebewesen, die von uns freundlich wahrgenommen werden. Das gilt auch für die unsichtbaren Wesenheiten.

Wenn ich achtsam sehe und höre gebe ich den Wesen, die mir begegnen möchten, Raum, Lebensraum, wodurch sie mir ihre Seins-Qualitäten mitteilen können und sich darüber womöglich erfreuen. Welch ein Reichtum!

Der Zustand des Empfangens in der Kontemplation

In Kontemplation wirkt im Menschen oft der Archetypus des Pilgers auf dem Weg, der auf den Berggipfel führt oder an einen sehr stillen Ort in der Wüste. Wir gehen, so in unserer Vorstellung, achtsam und bewusst Schritt für Schritt unseren Weg dem Licht zu.
Dies ist ein schönes kraftvolles und hilfreiches Bild.
Haben wir die Perspektive gewechselt – und manchmal ist die Zeit dafür gekommen- so bleiben wir am Ort, an dem wir sind und empfangen die Kräfte, die den Weg zu uns finden möchten.
Das Bild hierfür: Wir sind ein empfangender Kelche oder eine weit geöffnete Schale, ganz offen, hingebend im Vertrauen darauf, dass das Licht und die göttliche Präsenz uns finden, die Strahlen unser Herz erreichen, welches sich mehr und mehr weitet. Dabei ist es wichtig, dass wir dem, was zu uns möchte, bewusst und vertrauensvoll Raum geben.
Dabei erfahren wir möglicherweise, dass wir gesehen, gehört, geliebt und erkannt werden. Wir erfahren auch, falls wir ganz offen und zugänglich sind, dass uns genau das gegeben wird, was wir in diesem Augenblick benötigen: «Unser tägliches Brot gib uns heute“, was auch Einsicht bedeutet – jene Einsicht, die uns jetzt dienlich ist.

Als Kontemplierender bin ich nun bereit mich bis in die Tiefe meiner Seele anschauen zu lassen. Ich übergebe mich dem gebenden, strahlenden, Leben erzeugenden Auge Gottes und ich lasse mich erkennen in meiner Totalität, in meiner Ganzheit und Wesenhaftigkeit.

Dieses Erschauen und Erkannt-werden ermöglicht es mir nun, mich selbst in meiner ganzen Wirklichkeit zu erkennen. Ich erkenne mich nun so, wie ich erkannt worden bin. Ich fange an, mich derart uneingeschränkt lieben zu lernen, wie ich nun weiss, dass ich geliebt bin.

Das Erleben, gesehen und geliebt zu werden wie ich bin, ist wunderbar – und in diesem «wunderbar» sind alle erhabenen und freudvollen Gefühle enthalten, die man sich nur denken kann – wirklich ausdrückbar, mit Worten, ist dieses Erleben nicht.

Also: Zuerst lasse ich das, was mich heilt, in mich einfliessen und in Dankbarkeit empfangen.
Danach integriere ich behutsam das, was mir hinzugeströmt ist und gebe es an mich und an die Mitwelt weiter, wechsle nun in den aktiven Modus.
Warum ist es gut, die Gaben in Dankbarkeit zu empfangen? Durch Dankbarkeit intensiviert sich das Empfangene. Zudem: Dankbarkeit bewirkt, dass der Empfänger ganz im Hier und Jetzt verankert bleibt. Wahre Dankbarkeit ist weder in der Vergangenheit, noch in der Zukunft zu erleben (was übrigens leicht ausprobiert und erfahren werden kann).

In Bezug auf Gott sind wir Menschen (Frauen wie Männer) primär weiblich-empfangende Wesen. Deshalb ist es auch wichtig, den Einen auch als die Eine zu erkennen.

Entwickeln wir den Mut, uns in Fülle geben zu lassen vom Geber, der Geberin allen Lebens.

Viele Menschen, die ich kenne, verspüren den Impuls, die zufliessende Kraft und Gnade zu begrenzen, weil sie sich nicht als würdig erachten, die Flut der Liebe und Güte in ihrer Fülle anzunehmen. Sie stoppen die einfliessende Kraft, weil sie glauben, soviel Liebe nicht verdient zu haben oder weil sie Angst haben, ihre Kontrolle zu verlieren über die machtvolle Wirklichkeit, die sich ihnen naht.
Deshalb wählte ich das Wort Mut. Hingabe an das, was einwirkt, braucht einerseits Mut und andererseits so etwas wie Übung und die Bereitschaft, über den Rahmen, den wir uns gesetzt haben, hinaus zu wachsen und ihn damit (das Ego) zu sprengen, den wir mit unserem Kontroll-Bedürfnis gesetzt haben.

Seit Jahren meditiere ich meistens im Modus des Empfangens und bin bemüht, mich dem Wandlungs- und Liebes-Geschehen der unendlichen Schöpferkraft zu übergeben.
Ich lasse mich also einfach anschauen bis auf den Grund meiner Seele und beachte fein, was mit mir geschieht. Die Meditation/Kontemplation selbst hat mich dahin geführt, mich auf diese Weise mit der Liebe und dem daraus hervorgehenden Leben zu verbinden.

ICH BIN, WAS MIR ENTGEGEN KOMMT.
ICH BIN, WAS MIR AUS DER TIEFE MEINER SEELE ENTGEN KOMMT.

* Der uns zufliessende Lebensstrom kann von innen oder von aussen zu uns gelangen.

Metamorphose

Zunehmend schwindet mein Glaube an eine erträumte und geplante Weltveränderung, die ausschliesslich aus den Händen des Menschen kommt. Ich halte die Welt immer weniger für reformierbar.
Ich glaube, dass es eine umfassende Metamorphose des Menschen braucht, damit wir uns auf einer höheren Bewusstseinsebene wiederfinden können. Dazu gehört vor allem der Respekt vor dem Leben und das Wissen, dass dieses aus bedingungsloser LIEBE hervorgeht.

Es ist mir bewusst, dass im ersten Teil so etwas wie Kompromisslosigkeit mitschwingt, was vielleicht abstösst. Es war und ist mir offensichtlich ein Bedürfnis darauf hinzuweisen, dass der Ausschluss jener uns übersteigenden Weisheit, welche die Schwingung der Heiligkeit enthält, uns von uns selber trennt und das Wachsen des Lebens behindert. Diese Schwingung hält alles zusammen und ohne sie, verliert sich, atomisiert sich die Menschheit.

Ich glaube nicht daran, dass eine tiefgreifende Wandlung der Gesellschaft mit bloss kognitiven und technischen Mitteln möglich ist. Auch nicht mit Hilfe künstlicher Intelligenz, Robotik und Biotechnologie. Die Welt ist kein planbares Objekt.
Nein.
Der sich seinem Zentrum verschliessende Mensch verfällt zunehmend der Illusion, selbstherrlich die Welt und sich umgestalten zu können.
Eine reifere, weisere und menschlichere Gesellschaft ist nicht herzustellen, ist nicht zu machen. Auch mit den besten und kühnsten Idealen und Plänen nicht.
Nein.

Forcierter Eigen-Wille trennt. Hybris trennt – so hoch und imposant wir unsere Türme auch bauen.

Die Verachtung des Unfertigen und Gebrechlichen schwächt den Menschen. Das zeigt uns u.a. der Faschismus.

Die Zeit, wo wir noch glaubten, durch Reformen und Renovationen die Welt zum Besseren lenken zu können, scheint mir vorbei gegangen zu sein. Ich glaube, dass wir die Zeit, die uns gegeben wurde, verbraucht und verschlafen haben.
Die Zerrüttung ist nicht aufzuhalten.

The great reset (Das Thema des baldigen WEF und gleichzeitig der Buch-Titel von Klaus Schwab’s neuem Buch), der Neu-Start zu einer neuen, besseren Welt-Ordnung, ist mit Geld, Intelligenz und Planspielen nicht zu haben.
Nein.

Letztlich ist eine durch Manipulationen und Überwachungen, durch künstliche Intelligenz und Automatisation konstruierte «bessere» Welt für mich eine Illusion.

Die Metamorphose ist notwendig, weil die Systeme morsch geworden sind – aber nicht so.

*****

Bei Ausschluss des Numinosen gibt es keine wirkliche und nachhaltige Entwicklung.
Ohne Gott keinen Menschen, keine Entwicklung, kein Leben. Ohne Geist und ohne Seele: Zerfall.
Der Mensch lebt einerseits in der zeit-räumlichen Welt der vorübergehenden Formen der Erscheinungen. Diese relative Welt ist sterblich. Hier ist ein Kommen und Gehen, ein Werden und Vergehen. Und gleichzeitig sind wir im Unvergänglichen verwurzelt. In der Stille des Seins. Diese beiden Seiten bilden eine Ganzheit, bilden den ganzen Menschen. Dieser spürt, weiss, dass in allen Dingen der Geist ist. In traditioneller Sprache: Gott wohnt in allen Dingen. Er ist in allem anwesend. Alles ist vom Geist durchatmet. Dieses Wissen bildet die Grundlage der schöpferischen Potenz des Menschen. Wer die geistige Grundlage verleugnet oder abwertet ist nur halb inkarniert, hat sein Haus auf Sand gebaut.
Nun gibt es eine Macht-Elite, die eine Welt zu prägen gedenkt, die einseitig auf der materiellen Ideologie der rationalen Machbarkeit basiert. Wir sollten sie nicht verdammen, aber auch nicht zu Tische bitten. Nicht sie sollte uns den Wein einschenken.

Wir können nicht auseinanderreissen, was zusammengehört.

*****

Die Metamorphose ist ein Geschehen der Liebe, also nichts, was gemacht werden kann.

Die Blüte, wie wunderbar! Noch vor kurzen war sie eine Knospe.
Das Aufgehen der Knospe und das Hervorgehen der Blüte … was für ein Wunder. Ein wundersames, numinoses Geschehen.

Wir können uns der Metamorphose, ob individuell oder kollektiv nur hingeben. Sie herstellen zu wollen wäre naiv. Sie ist ein göttliches Geschehen, dem wir uns zur Verfügung stellen dürfen, dem wir dienen dürfen – in Demut.
Demütige Schöpfung – sanfte Freude eines Geschehens, dem wir zustimmen.

Wenn wir zustimmen, uns der Metamorphose zur Verfügung zu stellen, kann das vielleicht zu unserem Tode führen, der uns in eine neue sensiblere Leiblichkeit führt.

In Verbundenheit und im Fühlen der Einheit des Geschaffenen geschieht die neue Schöpfung, die neue Menschheitsphase, die am Horizont aufgetaucht ist.

*****

Indem sich der Mensch öffnet, verwandelt er sich. Wie die sich öffnende Knospe, die dadurch zur Blüte wird.

Der Mensch erblüht dadurch, dass er sich vertrauensvoll öffnet.
Dass es so einfach geht, ist vielleicht für Viele ein Ärgernis. Wir haben doch gelernt, dass alles grosser Anstrengung bedarf. Insbesondere die Umwandlung in ein Höheres. Wenn wir etwas durch grosse Anstrengung erworben haben, ist es gemäss unserer Erziehung wertvoller, als wenn wir es geschenkt bekommen haben. «Selbst» ist der Mann, so heisst es doch. Verachten wir vielleicht Hingabe? Ist sie uns zu weiblich? Wir wollen doch sicher sein, dass wir genau das bekommen, was wir angestrebt haben. Das «Geschehen-lassen» verunsichert uns.

Es denjenigen gütigen Kräften zu überlassen, die sich unserer Kontrolle entziehen, ist wahres Vertrauen, echte Hingabe. Diese Qualität macht uns zu Menschen.

Das Leben, die Gnade, die schöpferische Kraft fliesst in das sich öffnende Herz.
Das sich öffnende Herz ist der Beginn der menschlichen Metamorphose.

Das Herz, das sich öffnet (und damit auch das Auge des Herzens) und die Wandlung des Menschen sind eines.

Das offene Herz ist die vollendete Metamorphose, der vollendete tiefgreifende Wandel des Menschen und der Menschheit. Die Geburt des Kindes, das seine Augen öffnet.

Indem sich das Herz öffnet, geschieht die Metamorphose im Einklang mit der göttlichen Quelle allen Seins.

Ja, im Einklang.

 

Ein Funke reinen Lebens

«Die unverfälschte Substanz unseres Wesens ist Liebe. Wir sind ontologisch Liebe. Und auch Gott ist wie ein einziger Liebesschrei, eine unendliche Leidenschaft und ein unendlicher Durst nach Liebe. Unsere einzige Daseinsberechtigung ist diese Liebe.»
Ernesto Cardenal

Je länger ich mein Interesse auf meine Seele richte und mich auf ihren Kern, den Seelen-Kern, konzentriere, desto deutlicher kristallisiert sich mir das menschliche Wesen heraus in seiner Würde, Grossartigkeit und unendlicher Weite.

Unser wahres Wesen, welches gleichsam unter der aussen gerichteten Persönlichkeit, halb verborgen, existiert, ist reines Leben, aus Liebe hervorgehend – und diese Liebe drückt sich in einer Schönheit aus, die unsere äusseren Augen nicht wahrnehmen kann. Diese Tatsache zu erleben, wirft uns aus dem Rahmen, den wir uns ausgesucht haben, in eine Ekstase ausserhalb dieses Rahmens und in ein Entzücken, das der Verstand weder auffassen, noch wiedergeben kann. Hier ist alles belebt bis in jeden Winkel unserer Person. Es ist flammendes Sein in Freude und Begeisterung.

Unser Wesen ist in Ausdehnung begriffen. Sein «Flug» führt uns durch unzählige Dimensionen des Seins bis hin zum grossen Geheimnis des Nicht-Wissens.

So etwa, ganz in Kürze, sei meine Erfahrung angetönt, für die ich mehr als gerne lebe.

Im Gegensatz dazu fühlt sich mein Alltags-Ich, welches klein ist und meine kleine Persönlichkeit widerspiegelt, flach an, bestimmt von eingewöhnten Mechanismen und Gewohnheiten, aber auch von äussern Reizen und engen gesellschaftlichen Konventionen und Strukturen.

Ich vermute, dass die Menschheit als Ganzes, Ausnahmen bestehen natürlich, ermattet ist. Sie ist aus der Einheit gefallen in ein tiefes, erniedrigtes Bewusstsein, in einen Zustand der Selbst-Vergessenheit und der Selbst-Verlorenheit. Es gibt ja sehr viele Menschen, die sagen: «Ich funktioniere nur noch, lebe nicht wirklich. Ich bin erschöpft.» Diese viel gehörte Aussage zeigt deutlich das verflachte, ermattete, maschinenartige Lebensgefühl zahlreicher Menschen an. Und alle wissen, dass Zerstreuung höchstens kurzfristig dagegen hilft. Jetzt, während der Kontaktarmut in der Corona-Krise verbreitet sich dieses sub-depressive Lebensgefühl hinter Mauern von Anpassung und Ängstlichkeit.

Viele Menschen kennen diesen Zwiespalt zwischen dem grossen, erwachten, strahlenden Selbst und ihrem abgeflachten Dasein, welches sich in den eigenen Schatten eingehüllt hat, um sich vor dem Licht zu verstecken, dass ja tief innen so ersehnt wird.

Der himmlische Mensch lebt im Exil.
Es ist von Gutem diese beiden Lebens-Wirklichkeit als Tatsache anzuerkennen und keine dieser geschilderten Anteile weg zu reden oder zu verdrängen.
Spirituelle Kraft heisst auch, diese Zweiseitigkeit, diesen harten Kontrast auszuhalten, wie auch das Leiden, welches dadurch erzeugt wird.
Dadurch wird es möglich eine Brücke zu bauen, zwischen diesen beiden Welten, wobei einzuwenden wäre, dass es nur eine übergreifende Wirklichkeit gibt: Die leuchtende, göttliche (absolute) Wirklichkeit bedingungsloser Liebe, während die Schattenwelt (die relative Welt) deshalb existiert, weil wir uns selbst vor dem Licht stehen, bedingt durch alle unsere Ängste und Verletzungen in dieser manchmal recht harten und grausamen Welt. Deshalb ist es nicht nötig, uns Vorwürfe zu machen, wenn wir oft lichtscheu durch die Welt gehen.

Was aber hilf, ist Verständnis.

Gelingt uns der Brückenbau, dann wird es uns möglich sein, Licht über die Brücke zu «tragen», von der lichten Seite her in die verdunkelte Nacht-Seite, ins Exil.

Wie aber finden wir Boden in der Wirklichkeit unserer Wesenheit, mit anderen Worten, wie vertiefen wir unsere Beziehung zum inneren Menschen, der erkannt werden möchte?

Wer schon einmal in den Raum des wahren inneren Menschen (unserem wahren Wesen) hat blicken dürfen, wird diese Ein-Sicht nie mehr vergessen, wird den Glanz dieses Raumes verinnerlicht haben und sein Sehnen, in diesen Raum ganz eintreten zu können, bleibt in der Regel erhalten. Unsere Seele, ein Speicher des Wissens, lässt sich befragen, in welcher Weise es uns möglich ist, unsere «Heimatland» zu betreten. Sie wird uns auf den Weg, zu uns selbst weisen, wenn wir gelernt haben, unseren inneren Meister, unsere innere Meisterin nach unserem Weg zu befragen. Viele alte Weisheits-Traditionen stehen uns zusätzlich zur Verfügung. Sie weisen uns auf bewährte Eckpunkte des höheren Wissens hin, die uns zusätzlich helfen, den Weg nach innen zu unserer Wesenheit zu finden.

Jedenfalls braucht es eine spirituelle Alltags-Praxis, die uns hilft, uns dem Sog unserer Ego-Dominanz zu entziehen und uns auf das innere, göttliche Licht auszurichten.

Für mich jedenfalls ist die Hingabe an das, was jenseits dessen ist, was ich im Griff zu haben meine, von grosser Bedeutung, das Interesse an all den Dimensionen, die ausserhalb meines abgegrenzten Rahmens mir zu lächeln. Ich habe auch gelernt, jene inneren Erfahrungen, die mich ausweiten und beglücken, ernst zu nehmen, sie zu schätzen und nicht abzuwerten.

Würde ich mich nur an die Gegebenheiten meiner konditionierten Persönlichkeit halten und an die entsprechenden gesellschaftlichen Gegebenheiten und Normen -oh du meine Güte! – wie schrecklich langweilig und bedrückend ist diese Vorstellung. – Seit langer Zeit fühle ich Gewissheit darüber, dass diese Welt der Erlösung und Bewusstwerdung bedarf, weil sie der Erschöpfung nahe ist, durch die Ausbeutung durch uns Menschen. Und wir beuten ersatzhaft uns selbst und die Erde aus, weil wir die Beziehung zu unserem wahren Seelen-Wesen, dem inneren Lichtmenschen vernachlässigt haben und dadurch unterernährt sind.

Wenn ich vom Lichtmenschen spreche, dann meine ich das exakt im Wortsinn. Wer geduldig in seinem Leben regelmässig nach innen geschaut hat, über Jahre hinweg, wird vielleicht ab und zu die Quelle des Lichtes in sich erspürt und gesehen haben – oder doch ein Funke reinen Lebens.

Ein Funke reinen Lebens kann genügen, um unser Leben von Herzen zu leben.

 

Der fragile Mensch

«Die Rükkehr zum Anfang wird immer feiner –
Zärtlichkeit über der Quelle.
Netze deine Stirn über dem Wasser.»

Aus einem Gedicht von WB

Ich erlebe den Menschen als verletzt und verletzlich. Er ist eine physiologische Früh-Geburt. Nach seiner körperlichen Geburt, ist er, im Gegensatz zu den Tieren, nicht fähig zu stehen und zu gehen. Er lebt während seiner Säuglingszeit in einem sozialen Uterus. Er muss nun möglichst oft am Körper getragen werden, braucht unendlich viel Nähe und Zärtlichkeit, körperliche und emotionale Wärme und Aufmerksamkeit, damit er Ur-Geborgenheit tanken und sich in späteren Jahren gut entwickeln kann. Er benötigt etwa zwanzig Jahre, bis er als selbstständig gelten kann und in der Lage ist, für sich selbst zu sorgen – eine lange Zeit, etwa eine Viertel seiner Lebenszeit. Schon kürzere Trennungen (ein paar Tage) zwischen Eltern und Kind verursachen im Kleinkind-Alter seelischen Trennungsschmerz, der nicht leicht verarbeitet werden kann.

Der Mensch ist ein überaus komplexes, differenziertes, hoch entwickeltes Wesen, bewusstseinsfähig, feinfühlig, welches, vor allem in der Kindheit, einfühlsam begleitet sein will, damit es Wurzeln bilden und sich erden kann.

So fein der Mensch auch ist, er ist auch irritierbar, verführbar und ablenkbar. Seit Jahrhunderten wird er in eine Welt geboren, die fast pausenlos durch Kriege zerrüttet wird, in einer Welt, in der sehr Viele an Hunger leiden oder auf der Flucht verelenden.

Der Mensch ist im Allgemeinen traumatisiert und brutalisiert durch unzählige verletzende und grausame Eingriffe in seine Integrität. Hauptverantwortlich für diese Entwicklung sind, gesellschaftlich gesehen, primär das Patriarchat, welches für die Unterdrückung der Frau und des Weiblichen verantwortlich ist und seit ca. zweihundert Jahren der immer rücksichtsloser funktionierende Kapitalismus, welcher die Rendite über das Menschenwohl stellt.

Der Mensch, der dazu neigt, sich mit dem Angreifer zu identifizieren, verinnerlichte die Härte, mit der er behandelt wurde und schuf somit eine Welt, die ihn selbst bedrohte. Da er Nähe oft als gefährlich erlebte, baute er Abwehrmechanismen gegen Nähe, Liebe und Zärtlichkeit auf und schuf sich eine kühle und funktionale Welt, die ihn selbst zum Frieren brachte – und bringt.
Eine Welt, die seiner zarten Wesenheit widerspricht!

Der Wärmebedürftige friert nun. Der Zartfühlende baut sich Türme aus Stahl und Beton, um sich darin einzuschliessen.

Die menschliche Gesellschaft ist krank geworden. Ihre Welt ist materiell, funktional. Die Menschen verordnen einander Distanz. Sie gehen auch in Distanz zu ihrer Seele, wodurch ihre physische Existenz, nun entseelt, auszudorren droht. Die Menschheit hat ihre Medizin verloren und vergessen. Seine Medizin trägt der Mensch in sich, zum Beispiel im Atem, in seiner Stimme, in seiner Fähigkeit, sich durch Bewegungen (Tanz) auszudrücken, und in seiner Empathie-Fähigkeit).
Weil er die Beziehung zu seiner Medizin teilweise vergessen und vernachlässigt hat, sucht er sie im aussen, etwa in pharmazeutischen Produkten.

Wir Menschen brauchen eine Kultur der Zärtlichkeit. Wir sind auf Zärtlichkeit aufgebaut. Sie ist unser Fundament. Wir sind Kinder des Zärtlichen. Zärtlichkeit ist unser Fluidum, der Duft, der uns stärkt, der unserer wahren Wesenheit entspricht. Das Aussen korrespondiere mit dem Innen. Oder: wie innen so auch aussen.

Wir brauchen eine Kultur des Zuhörens, wo einer dem Anderen zuhört und Anteil nimmt.
Eine Kultur auch, wo Menschen auf die Sprache der Natur und Mutter Erde lauschen.

Wir haben, um uns zu finden, zu lernen, auf unser Herz zu hören und das Gehörte umzusetzen. Dazu gehört es, uns auch von Konventionen zu befreien.

Nur so finden wir zu einem Miteinander.

Der Zuhörende ist unter uns. Es gibt ein Hörendes und Anteil-nehmendes in allem, was ist.

Hier ein Gedicht* von mir:

„Seine leise Gestalt

Jetzt ist der Hörende mitten unter uns
und wir fühlen seine flammenden Schatten,
die sein Vorbeigehen werfen,
die unsere Stirne kühlen
im Branden neuer Sternenwelten.

Nun tritt aus dem Kosmos lächelnd
seine leise Gestalt,
Sterne küssen seine Füsse.

Und wir sehen,
wenn der Sternenmantel sachte fällt
und wir die Augen schliessen,
sehen, was kein Auge je gesehen hat,
hören, was kein Ohr bisher vernahm,
fühlen, was sich unsere Seele
seit je ersehnte.»

 

*Werner Binder: Der Quelle zu, SEBIL-Verlag 2013.
bei mir zu bestellen. Fr. 10.–

Shekinah – eine Betrachtung zu Advent und Weihnachten

Dieses mit dem Verstand unfassbare Liebes-Ereignis, welches in diesem Artikel angetönt werden soll, ist weit jenseits unserer rationalen Alltags-Realität. Das Leben, entwickelt aus diesem geheimnisvollen göttlichen Liebes-Kern, welcher sich über Jahr-Millionen organisch und sehr liebevoll und zart entfaltet hat und noch stets in Entwicklung begriffen ist, ist nur mit dem Herzen zu erahnen, in Stille und Berührbarkeit. Mit offenem Herzen ist es uns möglich in Resonanz mit diesem Liebes-Ereignis zu kommen, aus dem wir hervorgegangen sind.

Dem empfangenden Menschen, der sich kelch-ähnlich öffnet, wird Durchlässigkeit und Transparenz geschenkt. Seine Zellen werden mehr und mehr zu Lichtspeichern, die Licht aufnehmen, halten und weiterstrahlen. Seine Seele kräftigt und erfüllt sich.

In ihm kann der göttliche Geist einwohnen, Wohnsitz nehmen: Shekinah (manchmal auch Schechinah geschrieben.)
Nun kann sich der Mensch Gott sehr nahe fühlen, da er in ihm lebt. Diese Nähe zu Gott nennen wir Shekinah.

Dadurch verändert sich das Körpergefühl und das Körperbewusstsein des Menschen. Freude und Dankbarkeit drücken ihr ausgeweitetes Lebensgefühl wohl am besten aus. Ich möchte von leuchtender Freude sprechen.

Advent meint Annäherung an dieses kosmische Ereignis. Das göttliche Reich ist im Kommen begriffen. Es bahnt sich den Weg zu uns, die wir bereit sind, zu empfangen. «Dein Reich komme».

Vor einigen Jahren befragte ich die Stimme meines Herzens nach der Bedeutung der Anrufung: DEIN REICH KOMME und erhielt folgende Antwort:

« Dein Name eröffnet und feiert mein kommendes Reich auf dem Grund der See­le.

Das HEILIGE erschüttert euch und bringt euch zum Überfliessen, wenn ihr mein ankommendes Reich erkennt und erfahrt. Das Heilige ist der Thron im Zentrum des kommenden Reiches, welches alles überstrahlt und gleichzeitig alles in sich hält.

Das Heilige ist konzentriertes Licht, intensivste Präsenz, ist alles, was euch im Innersten zusammenhält. Hier ist alles gelöscht, nicht existent, was bloss Ge­räusch des Verstandes ist. Hier trübt kein Geräusch meinen Klang: Hier ist Hei­ligstes, ist Stille und Kraft, Licht in Vollendung, der Atem der Geburt.

Dieses Licht des Anfangs und der Vollendung strahlt in meinem Reich, meiner Gegenwart, in der Grund-Schwingung, in der ich die Welt erschaffe.

Das Reich meines Seins überstrahlt eure Träume unendlich. Diese Träume sind Ahnung bloss; mein Reich ist die Wahrheit in einer Schönheit, die alle Vorstel­lungen übersteigt und hinter sich zurücklässt.

Dieses Kommen ist die Antwort auf eure Freigabe (freie Gabe). Wenn ihr euch frei gebt, frei macht, kann sich mein Sein in eurem Herzen ausdehnen. Dies er­lebt ihr als Kommen und als Entgegenkommen meines Reiches des göttlichen Eins-Seins.

Dieses Kommen weckt Freude.»

Advent: Der Raum der Intimität baut sich auf in freudiger, feierlicher Erwartung, in Zärtlichkeit und in hingebender Empfangs-Bereitschaft. Ich kann mir keine intensivere Intimsphäre denken, als eben diese zwischen dem Menschen und Gott. Die Intimität zwischen Menschen-Paaren erinnert zumindest an diese.
Die Intimsphäre, aufgebaut im kontemplativen Gebet, ist Ausdruck der grösstmöglichen Nähe, ist unsere Zuflucht und Geborgenheit, die von äusseren, eindringenden Kräften stets geschützt und behütet bleibt.

Shekinah bezeichnet aber auch die weibliche Matrix (man kann sich eine kosmische, feinstoffliche «Gebärmutter» vorstellen), welche den seelisch-materiellen Leib der Erde und der Menschheit durchwebt und durchatmet. Das göttliche Wort prägt sich in die Shekinah ein, welche dadurch den mystischen, schöpferischen Liebes-Leib bildet.
Aus diesem Leib konnte der Christus hervorgehen, welcher ist der Anfang, das letztendliche Ziel (Alpha und Omega), die Vollendung in EINEM. Mit Ihm kam Gott in die Menschen- und Erden-Seele, durchdrang die Zeitlosigkeit die Zeit, das Unvergängliche das Vergängliche, das Eine die Vielheit.

Advent und Weihnachten ist das grosse, umfassende Kommen und das uns Entgegen-Kommende.

Das Leben, durchdrungen und durchlichtet von göttlicher Gegenwart singt – es ist ein universeller Liebes-Gesang, aus dem sich wiederum neues Leben ausdrückt und gestaltet.

Es ist ein Befruchtungs- und Geburts-Geschehen in allem. Müsste demnach nicht auch die Sexualität geehrt und gefeiert werden?

Weihnachten bedeutet also die Geburt des Neuen, des göttlichen Kindes, das erwachende Bewusstsein  unserer göttlichen Erbschaft.

Das, was ich hier schreibe – wer hat es nicht in der einen oder anderen Form gehört – ist ausserhalb des heutigen Zeitgeistes. Es ist das ganz Andere, das Geheimnis; es ist die grosse Liebesgeschichte, von der wir Teil sind.

Hier ist alles gelöscht, nicht existent, was bloss Ge­räusch des Verstandes ist.
Hier breitet sich das grosse, endlose Schweigen aus
und Stille zieht auf, lange bevor wir ihr gewahr werden,
vor der sich sogar die Gespenster unserer Ängste verbeugen.

Nun ist alles gelöscht, was bloss Geräusch des Verstandes war
und aus dem Nichts erscheint seine leise Gestalt,
wie ein Atemzug.

Ein tiefer Atemzug.

Im Nebelgrau

Gestern:

An meinem Essensplatz mit Blick aus dem Fenster (siehe Beitrags-Bild) beobachtete ich einen grossgewachsenen Mann in schwarz mit zwei kleinen Kindern in orange durch den nassen Schnee waten. Sie waren auf der Spielwiese. Die Kinder liessen sich in den Schnee fallen und schoben Schnee vor sich her. Der Mann, wahrscheinlich der Vater, stand regungslos daneben und telefonierte. Die Kinder bewarfen ihn dann mit Schneebällen, die er, immer noch regungslos, über sich ergehen liess. Die Kinder wandten sich wieder der schnee-nassen Wiese zu, während der Schwarze immer noch telefonierte.
Ein paar Minuten später verliessen die drei diese Wiese, langsam, bummelnd, mir schien es friedlich. Einmal schwarz, zweimal orange.

Zum ersten Mal seit über hundert Blog-Beiträgen spürte ich keinen Drang, einen weiteren Beitrag zu schreiben. Sollte ich eine längere Pause einlegen?

Der Nebel hing den ganzen Tag über. Der kleine Berg, rechts hinter dem Bahn-Trasse (nicht zu sehen auf dem Bild) mit dem neu-romantischen Restaurant-Schlösschen war zur Hälfte vernebelt. Der obere Berg-Hang war überzuckert mit ein bisschen Schnee. Die Bäume kahl, Felsen dazwischen, sonst grau.

An diesem Tage hatte ich keine grossen Gefühle, keine starken Gedanken. Das Nebelgrau aussen und innen überwog.

Es freute mich – ein bisschen- dass die rosa Orchideen auf dem Fenstersims nun voll erblüht waren (siehe Bild), während die Bäume draussen nur noch schütteres Laub trugen (so wie ich Haare). Dazwischen Schneereste, Wiesengrün, alles in braun und grau gehalten.

An diesem Tage bewegte mich nichts wirklich.

Ich fühlte mich stumpf, versunken im Nebelgrau.

Der Güterzug dort hinten (rechts vom Beitragsbild), wirkte endlos lang, ebenfalls in braun und grau.

Kaum war die Morgendämmerung vorbei, brach die Abend-Dämmerung an. Bald haben wir den kürzesten Tag – endlich.

Am Morgen hatte ich die Küche aufgeräumt, am Nachmittag ging ich einkaufen, unter anderem Fisch und Spinat für den morgigen Besuch, für jene zwei liebenswerten Frauen – zur Ehre der einen, welche ihren 70-sten Geburtstag mit uns feiern würde.

Ich fand, dass ich ein gutes Leben habe, inklusive jener nebelgrauen Tage, die manchmal über mich kommen, sowie mich der Spätherbst immer an eine lange Tunneleinfahrt erinnert – nun die fünfundsiebzigste.
Ich bin ein Sonnenmensch.

Es ist mir gewiss, dass wir alle Lichtgeborene sind. An diesem Tag war alles überzogen und ermattet im Grau des Nebels, in meiner Trübsal, die ich manchmal empfinde, zum Beispiel, wenn ich die Tagesschau betrachte oder die müde, maskentragende Verkäuferin in «meinem kleinen Tankstellen-Laden», gleich vis-à-vis. Sie trug ihre Maske tapfer, so schien es mir, wie Viele.

Am Abend – endlich! – trank ich Tee und Wein und lass in meinem Psychothriller mit geringer Beteiligung am Geschehen. Keine Tagesschau.

Die Nacht zog sich dahin, zog sich in die Länge. Ich erträumte eine echt heilende Medizin, eine Art von Vision, und dachte an Sinnlichkeit und Erotik. Heilung, Sinnlichkeit und Erotik: diese drei! Wie wichtig sie mir sind.
Am Morgen fand ich zu einem tieferen Schlaf, träumte auch und erwacht am Morgen hell-gestimmt.

Claptons „Autumn Leaves“ bringt das nötige Gold in die herbstliche Trübe und erzeugt jene Wehmut, die einfach nur schön ist. Einfach zurücklehnen und geniessen.

 

Arbeit am Fundament

Im entstehenden Vakuum lässt sich eine totalitäre Welt installieren.

„Totalitarismus. Totalitarismus bezeichnet in der Politikwissenschaft eine diktatorische Form von Herrschaft, die, im Unterschied zu einer autoritären Diktatur, in alle sozialen Verhältnisse hineinzuwirken strebt, oft verbunden mit dem Anspruch, einen „neuen Menschen“ gemäß einer bestimmten Ideologie zu formen.“ (Wikipedia)

Der „neue“ Mensch ist ein zu lenkendes, manipulierbares, anpassungswilliges Wesen, eine Art von Maschinenwesen, ein Cyborg in einer Welt-Maschine, welches sich einer digitalen, bio-technischen „Aufbesserung“ hingibt, im Glauben und in der Angst, sonst unzureichend zu sein, oder ausser Konkurrenz zu geraten. Dies das Menschenbild des Trans-Humanismus, welcher vor allem im Silicon Valley verankert ist, sich aber nun sehr schnell ausbreitet, insbesondere in technokratischen Kreisen. Der von Ängsten aussen-gesteuerte Mensch verliert sich selbst, sein Fundament. Ist dieses schon rissig oder bröcklig, braucht es nicht sehr viel, bis dieses sich weiter aushöhlt, mürbe wird und zerfällt.

Eines der zentralen Grund-Bedürfnisse des Menschen, vielleicht gar seine zentrale Wirklichkeit besteht darin, sich nach dem göttlichen Licht der Wahrheit auszurichten. Der Mensch ist ein spirituelles Geschöpf mit spirituellen Bedürfnissen. Sind diese eingeschränkt oder gar unterdrückt, erzeugen sie eine Art von Angst-Trieben, welche leicht ausgebeutet werden können durch „grossartige“ Weltanschauungen, wahnhafte Projekte und gesellschaftliche Systeme mit beherrschenden und vereinnahmenden Ansprüchen.

Wie ich schon öfters sagte, glaube ich, dass der Mensch, wenn er sich von seiner Seele und seinem Geist, aus dem er geboren wurde/wird, abtrennt, in eine Art von Todesspirale oder Todestanz gerät und zwar deshalb, weil er ohne Fundament (Geist und Seele sind sein Fundament!) nicht wirklich leben kann. Es ist ein Rück-Fall in die Finsternis und Desorientierung.
Das ist eine sehr ernste Tatsache!
Wenn es also wahr ist, dass die Bindung des Menschen an seinen Geist (an Gott) und an seine Seele ausdünnen, dann ist Totalitarismus ein zwangsläufiges Schreckens-Ereignis. Dieser füllt das Loch an spiritueller Verwurzelung mit pompösem, falschem Glanz. Totalitäre Tendenzen sind in dieser Zeit leicht zu erkennen und es tut weh, wahrzunehmen, das wesentliche Bevölkerungsteile dieser Macht unterworfen sind.

In den letzten Blogs drehte sich alles darum, das eigene Fundament – und damit das Fundament der Erden-Menschen-Welt – zu (er-)halten und zu stärken.
Ich nenne es Die Arbeit am Fundament. Ich halte sie in dieser Zeit als not-wendig.

Ich möchte im Folgenden in Kürze erörtern, was ich mit der Arbeit am Fundament meine:

  • Die hingebende Versenkung auf den Grund der Seele, bis hinab zur göttlichen Quelle allen Seins. Daraus entsteht  Authentizität.

    „Das Gefühl mit etwas sehr Heiligem betraut zu sein, beruht ebenfalls auf wirklichem Erleben. Man kann es  nicht genau definieren. Aber wenn Sie die Heiligkeit des makellosen Zustands im Kern Ihres Wesen gefühlt haben, erkennen Sie, dass sie ihn ehren und schützen müssen. Das zu tun hilft Ihnen, Ihren Zweck im Leben zu erfüllen. Sie beginnen den Zweck wirklich zu sehen. Sie können Bedeutsamkeit sehen. Es bedarf keines blinden Glaubens.“    Pir Vilayat Inayat Khan

  • Leben, Fühlen Denken und Handeln, geläutert in der Quelle, hingegeben in unser Lebensfeld. Geläutertes Sehen und Hören aus der Intelligenz des Herzens. Die geläuterte (gereinigte) Betrachtung der Welt verschliesst sich weder dem wachsenden und sich entfaltendem Leben, noch dem deprivierten und sterbendem Leben. Es wird als Ganzes umarmt.
  • Die Entwicklung des Mitgefühls und der Empathie. Ständiges Einüben einer verzeihenden, nicht-urteilenden Haltung. Anteilnahme und entsprechendes Handeln.
  • Inter- esse: Leben im Dazwischen-Sein, im schöpferischen Beziehungsraum.
  • Nähe, Berührung eingehen, sich im Du erkennen, im Wissen, dass wir auch Beziehung sind.
  • Menschheits-Werdung: Sich als Teil der Menschheit, des Menschheitskörpers erkennen, wie auch als Teil des Erdenganzen und des Kosmos, den wir alle auch als Mikrokosmos in uns haben.
  • Die Erweckung des inneren Geist-Lichtes. Lichtkörper-Arbeit.
  • Lieben lernen, so wie wir allmählich erkennen, dass wir geliebt sind.

Die oben genannten (unvollständigen) Entwicklungslinien, Bereiche des Menschen, müssen zuerst eingeübt werden – über viele Jahre – bis sie in uns Übenden unser Erden-Dasein durchdrungen und durchlichtet haben.

Was zuerst geübt sein will, wird zu unserem natürlichen in der Welt-Sein.

Die Arbeit am Fundament, einzeln und in Gruppen und Gemeinschaften, verstehe ich als ein alles überragende Ziel. Denn wo soll eine sich in der Tiefe erneuernde Gesellschaft stehen, wenn nicht auf den Schultern von Menschen, deren Herzen berührt und damit sensibel geworden sind?