Die Liebe erscheint – 2. Teil

Die erste Fassung dieses Textes schrieb ich schon vor einigen Jahren. Nun in der Zeit der Corona-Krise hat er sich meiner Ansicht nach aktualisiert. Vermutlich befindet sich die Menschheit jetzt in der Phase des Schmerzes und der selbst-erzeugten Ohnmacht und Kontrolle.

Wer liebt er-scheint
Ich glaube, wir stehen an der Schwelle zum Kosmos des Herzens, wo die allgegenwärtige Liebe als Fundament des Lebens von immer mehr Menschen gefühlt und erkannt wird.

Der Sprung auf die Ebene des Herzens ist oft von Schmerzen begleitet. Es sind die Trennungsschmerzen, die wir erlitten, als wir in die Tiefe der Nacht der Seele stürzten, beim Fall aus der Verbundenheit in die Gespaltenheit. Beim Aufstieg in den Kosmos des Herzens wird dieser Schmerz reaktiviert. Schmerz auf der Rückkehr in die Einheit ist ein wesentlicher Teil des Heilungsvorganges. Schmerz ist Teil der Heilung, Leiden geht der Freude und der Licht-Erfahrung voraus.

Wer zu lieben begonnen hat, fängt an zu scheinen, zu strahlen, zu leuchten. Aus dem Liebenden breitet sich ein Lächeln aus. Ein Duft. Unendlich.
Das selbst gewählte menschliche Drama zwischen Überheblichkeit und Selbst-Vereinsamung (ich brauche niemanden!) kann zu Ende gehen, wenn sich der Mensch in das heilende Licht des Herzens fallen lassen lässt (fallow in love (engl.), tomber amoureux (franz.), in die Erfahrung des unendlichen Aufgehoben-seins, der Liebe und der Freiheit. Ob wir uns nun in einen Menschen oder ins Leben verlieben, es fühlt sich an wie ein sanftes Fallen – ausgelöst durch Vertrauen, Hingabe und Entspannung.

Wer liebt, erscheint. Wer liebt, scheint.

Aufgewühlt – Aufgerüttelt
Zuerst sucht die Liebe durch eine zarte Bewegung und Vereinigung uns zu verlebendigen. Wenn ihre sehr feinen Töne, ihre zarten und betörenden Gesten und Bewegungen mehrfach zurückgewiesen oder ignoriert werden, verwendet die Liebe vehementere Ausdrucksformen.

Wenn die Abwehr eines Menschen gegen die Kraft, die ihn rettet, sehr stark ist, stark wie ein Damm gegen näherkommende Wassermassen, muss der Damm (oder die Mauern) verstärkt werden. Der Druck, der ihn rettenden Kraft verstärkt sich ebenso. Bis zum Durchbruch. Die Liebe hat den Drang in sich, durchzubrechen, zu erreichen, gehört zu werden.

Wenn die Impulse aus dem Herzen von Menschen nicht gehört werden, so intensiviert sich die Dringlichkeit der inneren Stimme. Das ihnen Zufliessende, die Liebe, flösst ihnen Angst ein; es wird als etwas Gefährliches oder Feindseliges missdeutet. Die Kraft der Liebe wird sehr oft verkannt, weil die Liebes-Impulse uns erschüttern und vielleicht auch verwirren.
Manchmal will die Seele, dass ein Reifeschritt sehr schnell erfolgt, aus inneren Gründen, die wir vielleicht erahnen, aber nicht wissen.

Du kannst den Zug verpassen, deine Schlüssel verlieren, eine Panne haben, stürzen. Eingriffe, die etwas in deinem Leben ermöglichen sollen. Du weist diese Ereignisse als Schikane zurück, als Störung, Gemeinheit, weil Du nicht darauf vertraust, dass diese, vielleicht widrige Umstände, eine Gelegenheit in deinem Leben darstellen, etwas zu erfahren, das für dich wichtig ist, zum Beispiel dein Leben in Richtung vertiefter Liebe zu verändern.

Der Mensch baut seine Abwehr noch mehr auf, wenn er sich vor den Inhalten der Herzens-Stimme fürchtet. Der Druck, vielleicht in Form von Blut-Hochdruck, steigt an.

Wenn dem Druck nicht mehr widerstanden werden kann, kommt es zu einem System-Zusammenbruch. Das ganze System, oder ein Teil-System bricht ein. Dies gilt sowohl auf individueller, wie auch auf kollektiver Ebene.

Beim individuellen Menschen kann es sich konkret zum Beispiel um einen Herz -oder Hirnschlag handeln, in der Natur um eine Überflutung, in einer Zweier-Beziehung kann es zu einer Scheidung und/oder zu Gewalttaten führen. Dies ist eine Weise, wie sich Liebe manifestiert: Sie bewerkstelligt einen Zusammenbruch. Sie zerstört eine Abwehr-Struktur oder eine seelische Stagnation. Aus Not, weil die zarten und feinen Signale nachhaltig und über eine lange Zeitstrecke abgewiesen wurden.

Kollektiv: Stress; unruhige gespaltene Gesellschaften. Konflikte eskalieren, finden keine Lösung. Das Immunsystem der Menschen ist zunehmend überfordert, neue Krankheiten brechen auf. Wetter-Extreme wie Orkane mehren sich. Die gesellschaftlichen Strukturen zerbrechen, die natürlichen Öko-Systeme kollabieren.

Was getrennt war, muss einmal wieder zusammenfinden. Das im Wesen angelegte Ziel, will erreicht werden, wie der Strom erst im Meer zur Ruhe kommt. Die Mutter kann sich erst beruhigen, wenn sie das verlorene Kind wiederfindet, so wie der Hirte nicht ruht, solange er das verlorene Lamm nicht gefunden hat. Die natürliche Ordnung „leidet“, wenn das, was fundamental zusammengehört, sich nicht trifft. Die Liebe verbindet, um sich zu erfüllen.

Es ist von grosser Tragik, wenn Menschen, das, was sie im Innersten sind, nämlich Licht und Liebe, weg-projizieren und abspalten, weil sie diese Tatsache ablehnen, nicht aushalten, weil die Selbst-Verachtung zu gross ist. Dies aber geschieht häufig. Es ist bekannt, dass Menschen Schattenanteile veräussern, weniger, dass sie das von sich abspalten, was ihre Essenz ist.
Für die Erneuerung des Menschen ist die Zurücknahme der Projektionen von ausserordentlicher Bedeutung.

Wenn also die natürliche Ordnung schwer gestört ist, zerstört die Liebe das, was stört und Störungen erzeugt. Die Liebe wirft ihre Fesseln ab.
Die Liebe möchte wieder Wohnsitz nehmen, da, wo sie hingehört.

Die Liebe will, dass wir dem begegnen, was uns hilft liebende Menschen zu werden. Durch wahrhaftige Begegnungen, erwacht die Liebe ins uns.

Es sind immer innerliche und äusserliche Begegnungen, die wir brauchen, um glückliche Menschen zu werden.

Innerlich: Wir verbinden unsere äussere Personalität mit unserem Wesenskern, unsere Individualität mit unserer Universalität.
Äusserlich: Wir treffen die Menschen, mit denen wir seelenverwandt sind oder solchen, die uns durch Zuneigung oder Forderungen entwickeln lassen.

Das Leben will uns helfen. Wir können dazu beitragen, indem wir die Liebesbeziehungen in unserem Leben mehren und stärken. Dadurch kräftigen wir die immer existierende Kraft der Liebe, die stets helfend und kräftigend wirkt. Die Seele hilft uns bei der Verwirklichung unseres Lebens. Sie stellt uns alle Informationen zu Verfügung, die wir für unsere Evolution benötigen. Sie kreiert aber auch alle Situationen in unserem Leben, die uns helfen, uns wahrzunehmen, uns zu entwickeln und zu vervollkommnen. Sie weist uns aber auch auf die Beziehungen hin, die zu unserem Wohle sind. Es sind geistige Wesen am Werk, die diese Beziehungen und Zusammenkünfte vorbereiten und begleiten.

Es gibt im Leben jedes Menschen eine Kraft, die unser Bestes will. Wir erkennen sie oft dann nicht, wenn um uns eine anscheinend gefährliche oder ungewohnte Dynamik aufkommt. Die Liebe ist nicht immer süss. Wie die Rose, die manchmal ihren Duft verströmt und manchmal sticht.

Doch immer meint es die Liebe, die vor allem in unserer Seele wohnt, gut mit uns.

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Liebe erwacht – 1. Teil

Schon immer hat mich die Schöpfungsgeschichte der Bibel berührt. Ich erzähle sie hier mit meinen Worten. Sie zeigen, wie ich die Welt verstehe.
Der Mensch ist heute ganz besonders und mit Dringlichkeit gefragt, wie er wirklich leben möchte und was für ihn die Basis seines Lebens ist. Nicht die Mächtigen sollen es uns sagen, sondern wir selbst mögen es in uns er-hören.


Begegnung erweckt

Atem – Bewegung, aus Liebe
Als der Eine, Gott, das Andere, das Gegenüber erschuf, hauchte er seinem Geschöpf seine ganze Liebe und Barmherzigkeit, als sein Erbe, seinen Segen und sein Vermächtnis ein, und liess es frei seinen Weg wählen. Dieser Hauch übermittelte dem Geschöpf die schönste Liebeserklärung, die es je gab. Wenn wir Menschen bewusst einatmen und auf die subtile Dimension des Atems achten, spüren wir diese uns bewegende Liebeserklärung.
Der Hauch, der subtile Atem, wie wir auch sagen können, übermittelt uns die unbedingte Liebe und Solidarität Gottes auf unserem Weg. Dieses liebende Einströmen bewegt uns.
Die Liebeserklärung liegt auf dem Grund unserer Seele. Sie erinnert an eine Melodie.

Die Geburt der Seele – Die Bewegung wird zur Wanderschaft
In diesem liebenden Odem wurde unsere Seele geboren. Ursprünglich ist sie sich in dieser ersten Regung / Berührung als wanderndes und gesegnetes, beseeltes Leben bewusst. Die Liebeserklärung Gottes an sein geliebtes Menschengeschöpf wohnt also der Seele inne. Die erste Bewegung (Regung), ist die Antwort auf den göttlichen Odem. Diese erste Regung wird zum Fluss des Lebens, der uns aus dem Ursprung durchströmt. Er ist Leben gewordene Liebe. Aus dem Ein-Hauch floss und fliesst der Strom der bedingungslosen Liebe, als Urkraft und Ur-Bewegung auf unserer Wanderschaft durch die Welt. Dieser Ein-Hauch ist die Innenseite unseres Atems.

Die Ur-Bewegung als Anfang der menschlichen Geschichte.

Diese erste ursächliche Bewegung (die erste Regung des lebendigen Wesens Mensch) ist die Grundlage aller Bewegungen und Prozesse, aller geschichtlicher Ereignisse, aller Lebensrhythmen und Wandlungsgeschehen.

«da bildete der Herr, Gott, den Menschen aus Staub vom Erdenboden und blies Lebensatem in seine Nase. So wurde der Mensch ein lebendiges Wesen.» (Genesis 2,7)

Der Odem brachte uns in die Bewegung des Lebens.

Der ursprüngliche Segens-Gestus brachte die Seele auf den Weg durch Raum und Zeit, in die geschichtliche Welt.

Die erste ursprüngliche Regung (Ur-Bewegung) als lebendiger Ausdruck der göttlichen Liebe und Barmherzigkeit ist das Erbe, das wir in uns tragen. Die ursächliche Bewegung (Primum mobile) ist Trägerin der Lebensenergie Die erste Regung/Bewegung ist eine geistig-seelische. Der heilige Atem, der Odem belebt uns. Auf der daraus folgenden Stufe der Lebensentwicklung, wo sich überall Lebensenergie (Prana) gebildet hat, entstehen die ersten archetypischen seelisch-körperlich Bewegungen, also die ersten Grundformen der Bewegung als Ausdruck der Lebensenergie:

Lebensenergie ist das, was uns bewegt. Die archetypischen Grundformen der Lebensenergie (Prana, Ki) sind rund, meist wellenförmig, wirblig (Kreiswellen) und spiralförmig. Diese Bewegungsformen sind Trägerinnen des Lebenslichts, fähig Licht zu bilden und zu transportieren. Diese Formen finden sich auf allen Ebenen der Schöpfung, insbesondere im Wasser, welches ja auch für Leben und Emotion (e-motion= Energie in Bewegung) steht. Das Wasser schlängelt sich, mäandert, bildet Wellen Wirbel und Spiralen. Werden Flussläufe begradigt, so häufen sich Überschwemmungen und die Wasserqualität sinkt ab. Dieselben Urformen findet man im All; die Galaxien bilden Spiralen. Man findet aber die lebenserzeugenden Ur-Formen aber auch bei Tänzen und in Liebesspielen wieder (man vergleiche: Willhelm Reich: Die kosmische Überlagerung).

Werden natürliche seelische Bewegungsabläufe im Menschen blockiert, wodurch die Lebenskraft abfällt, so bilden sich, Spannungen, Verkrampfungen und Krankheiten, in der Natur Stauungen und katastrophale Durchbrüche und Explosionen, zum Beispiel Erdbeben.

Unsere Kultur und Zivilisation wiederspiegelt unsere inner-seelische Verfassung:
So wie wir im Äusseren Natur begradigen (Flüsse) und uns in eine rechteckige Architektur zwängen (anstelle einer organischen), so mindern wir auch unsere Lebendigkeit durch ein dominantes lineares und funktionelles Denken, in welchem die Intuition nur eine untergeordnete Rolle spielen darf. Der Mangel an «runden Denkformen» und Emotionen, an innerer und äusserer Beweglichkeit (wie Tanz) schwächt uns Menschen, entwurzelt, entpersönlicht und entfremdet uns in einem Ausmass, das als gesundheits-schädigend bezeichnet werden muss.


Wieder-Erinnerung – Wieder-Erkennen

Zurück zum Odem, dem heiligen Atem:
Im Gebet und in der Meditation und speziell im achtsamen Atem können wir uns an diese Ursprungs-Bewegung, welche Trägerin der Liebe und der Barmherzigkeit und damit auch des Lebens ist, wieder erinnern und damit an unsere Liebesgeschichte mit Gott, der uns sowohl begleitet, wie auch frei lässt. Die Wieder-Erinnerung öffnet sich auch, wenn wir berührt, angerührt werden und damit in Bewegung kommen, insbesondere durch ein Ereignis liebevoller zwischenmenschlicher Begegnung. Wir nennen diesen Vorgang auch Erwachen.
Tiefe Begegnungen bewegen und beleben uns emotional und körperlich. Sie wiederspiegeln uns die ursprüngliche Mensch-Werdung und sie lassen uns auf dem Weg der Menschwerdung weiterkommen.

Erweckung – Einigung

Die Liebe sucht zu erlösen, zu befreien, zu vervollkommnen und zu einen. Immer. Ich glaube, dass es eine wahrhaftige und sehr tiefe Begegnung braucht, damit die Liebe erwacht. Die Begegnung kann sich sowohl in einer sehr zarten Berührung ereignen, in einem intensiven, vehementen Zusammenkommen, einem Akt der Liebe, oder durch einen Zusammenprall und Zusammenbruch. Oder: es fühlt sich als einen Licht-Schimmer an oder einen Ruf in der dunklen Nacht der Seele an. Lesen wir die Schilderung im Prolog des Buches des Sufi-Meisters, Pir Vilayat Inayat Khan «Der Ruf des Derwisch»:

«Wenn wir vorbereitet sind, einen Schritt zu tun weg vom normalen Zustand der Entfremdung, und den Mut haben, durch die dunkle Nacht zu gehen, wenn alle unsere Bemühungen erfolglos scheinen und wir dem Abgrund in uns selbst gegenüberstehen, wenn Verzweiflung uns packt angesichts unserer Unfähigkeit, ihn zu überwinden – selbst wenn wir bis zum Äussersten der Verlassenheit geprüft werden-, in dem Moment, wo alles sinnlos und verloren scheint ,kommt manchmal ein winziger Hinweis – Ayat, wie die Sufis sagen -, ein Zeichen oder vielleicht ein Symbol, so als würden wir das Signal eines Wesens draussen im Weltraum empfangen, das uns zuwinkt, um uns von seiner Anwesenheit zu überzeugen – eine schweigende Stimme, in die wir plötzlich eintauchen…»

Entwicklung, Menschwerdung geschieht im Herzen des Menschen.

Beitrags-Bild: Foto Niklaus Bayer

Sprachlos

Wenn mich etwas berührt, das mich überrascht oder gar erschreckt, etwa Neues, das ich noch nicht kenne, so bin ich erst einmal sprachlos, weil ich es noch nicht formulieren kann, also nicht in Form bringen kann.
Es ist formlos gegenwärtig, als einen Eindruck, eine Stimmung, ein Vor-Gefühl, eine Ahnung, noch kein klares Gefühl, deshalb nicht zu kategorisieren, weder dies noch das und doch klar anwesend. Dieses Etwas: es sucht nach seiner Form, zögert aber, sich festzulegen, einen Namen anzugeben. Es ist also namenlos, noch namenlos, aber allmählich nach einer Form und einem Namen ringend. Doch es (ja, es ist ein es) lässt sich Zeit. Es ist die Zeit des Reifens und der Klärung, der Identitätsfindung.

Sprachlos machen mich Ereignisse, die ich so niemals erwartet oder gedacht hätte: Wie kann es nur sein, dass…

Sprachlos machen mich Gefühle und Empfindungen, die mir auf diese Weise noch nicht begegnet sind und für die ich keine Worte finde, die mir zutreffend erscheinen.

Wenn ich genau hinsehe, kann ich nach einiger gewissen Weile unterscheiden, ob der sich regende Impuls etwas ist, dass mich erschreckt, angreift, verletzt, oder ob ich mit einer guten Macht in Berührung komme, die mir etwas aufzeigen will, das mich etwas erkennen lassen will, das ich benötige.

In Meditation versinke ich manchmal in eine ursächliche Stille, jenseits der schöpferischen Vielfalt, wo nichts ist, aber alles angelegt ist, was einmal wird. Reine Stille, Schweigen in Ehrfurcht, Heiligkeit.

*

Ich weiss, dass es nicht gut ist, mich dem Neuen, das sich ankündigt, gleich zu bemächtigen, es zu ergreifen und festzuhalten, bevor ich ihm, dem Neuen, die Zeit zugestanden habe, sich zu zeigen und in die Erscheinung zu gelangen.

Gehe ich mit etwas schwanger, dann drückt sich damit mein Einverständnis aus, geduldig dem Werde-Vorgang, beziehungsweise der Vision, Raum und Zeit zu gewähren, damit es sich ausformen und ausformulieren kann. Erste Laute, Regungen, die ich ganz innen wahrnehmen, bedürften noch des Schutzes, der schweigenden Umhüllung, solange, bis der Moment gekommen ist, das Neue zu offenbaren. Vor der Offenlegung bin ich im intimen Raum des Werdens und des Wachsens, des Lauschens und der Anteilnahme mit dem, was erscheinen möchte.

*

Die jetzigen Corona-Zeit macht mich immer wieder sprachlos. Ich verstehe die Krise nur stückwerkhaft, dazwischen klaffen Lücken des Nicht-Verstehens und der Sprachlosigkeit.
Ich ahne unterschwellige Wellen einer sprachlosen Kommunikation, von Erkenntnissen, die jetzt (noch) nicht geäussert werden können.

Wer hütet diese stimm- und wortlosen Stimmen?
Wer lauscht in den langen Nächten dem geheimen Vermächtnis.
Wer hütet die Flammen der nächtlichen, lodernden Feuer?
Wer stellt behutsam die lautlosen Fragen, die noch keine Worte gefunden haben?
Wer öffnet sein Ohr dem Kommenden, das sich annähert, sich aber noch nicht artikuliert?

Die Schwangere, in der sich Erbarmen regt. Sie trägt das werdende Kind: behutsam, achtsam.

Ich glaube daran, oder vielmehr ich ahne, dass heilsame Prozesse und Gestaltungskräfte jetzt oder in naher Zeit «geboren» werden sollen. Diese Impulse suchen nun von Barmherzigkeit erfüllte Menschen, die sich bereit fühlen Hebammen-Dienste zu leisten.

Aus meinem Blog-Beitrag Barmherzigkeit vom 19. Sept. 2020 zitiere ich hier zwei Stellen, die zeigen, wie wichtig die Kraft der Barmherzigkeit ist, wenn wir uns dafür einsetzen, dass das Menschenbild der Liebe (vergleiche letzter Blog) hier auf Erden an Kraft und Ausdehnung gewinnt:

– „Rachme (aramäisch für Barmherzigkeit) bildet die Grundlage, die «fliessenden Räume», welche die gegenwärtigen Prozesse ermöglichen, die jetzt nötig sind.
Sie ermöglichen, die jetzt stimmigen Prozesse, die der inneren Notwendigkeit des Momentes entsprechen.
Barmherzigkeit ist die Hebamme der zeit-räumlichen Welt und verbindet diese mit der Welt in Gott, mit Seinem Heiligen Geiste.“

-„Im Althochdeutsch bedeutet Barm: der Geborene. Barmen ist auch austragen, gebären, eng verbunden mit Mutterschoss.“

Barmherzigkeit können wir verstehen als eine mitfühlende, gebärende, schöpferische Kraft, die auf Erden, wie auch im Kosmos stets wirksam ist. Sie begleitet und unterstützt werdendes Leben.

Die mütterliche Kraft der Barmherzigkeit, zusammen mit Geduld, hilft uns, dem Wachstumsprozess jene Aufmerksamkeit zu schenken, damit das in Stille Keimende allmählich die richtige Form und die nötige Kraft finden kann.
Das Keimende manifestiert sich zuerst als sanfte Energiewellen, die noch auf der Suche sind nach ihrer Form, nach ihrem Wort, ihrer Sprache.

Wer hütet diese stimm- und wortlosen Stimmen?

Durchlässigkeit

Oft weise ich darauf hin, wie zum Beispiel im vorletzten Artikel «Bewegungsruhe», dass die meisten Menschen in sich Abwehr-Mechanismen gegen das einströmende Liebeslicht errichtet haben. Wir sondern uns vom Licht, das uns erschaffen hat, ab. Diesen Vorgang nennen wir auch Sünde, wodurch wir uns von dem abspalten und entfremden, was wir im Kern sind. Diese «Widersacher-Kräfte», so kann man auch die Angst besetzten Abwehrmechanismen nennen, sind meistens sowohl persönlicher, wie auch kollektiver Natur.

In Kontemplation oder Meditation können wir uns selbst über die Schultern schauen und unseren Prozess des Eintretens in unser Inneres beobachten.
Dann erkennen wir -ich denke damit rede ich für Viele-, dass wir uns, bildlich gesprochen, mit Gedankenfetzen bewerfen, manchmal geradezu froh darüber sind, dem beginnenden Liebes- und Lichtstrom, etwas gegenübersetzen zu können. Vielleicht beobachten wir, dass die Rastlosigkeit der Gedankensplitter und Erinnerungen gerade dann überhandnehmen, wenn das Herzenslicht heller und leuchtender zu werden beginnt. Es benötigt auch Mut, uns die gewalttätigen Aspekte in uns zuzugeben.

Wir kennen wohl auch die Erfahrung, dass es uns nicht gelingt, jenes innere Reden zu stoppen. Eventuell regen wir uns dann über uns selbst auf, wenn wir unfähig sind, dieses innere Gerede anzuhalten.

Ja, es ist schon auch traurig, wenn wir sehen, wie gross unsere Scheu vor dem inneren Licht und der inneren Liebe ist. Wir selbst stehen uns vor dem Licht – immer wieder. –
Nun, was hilft?

Mir persönlich hilft es, wenn ich mir meine Schwächen, meine Ängste und die innere Unruhe, die oft die Folge der Ängste sind, eingestehe und mir selbst zugebe, dass ich nicht immer in der Lage bin, sie zu stoppen. Es ist mir gewiss -und wie oft habe ich es auch erfahren- dass die göttliche Liebe es mit mir durchwegs gut meint und mich nie eingeengt oder mich bedrängt und vereinnahmt hat. Nie! Und doch sind offenbar alte persönliche, familiäre und kollektive Ängste mit einer Zähigkeit am Werk, die ich kaum für möglich halte.

Das Eingeständnis, dass es so ist, aber auch die Reue darüber, dass ich nicht immer mit der nötigen Geduld meinen inneren Widerständen und Schwächen begegne, hilft mir, mich zu öffnen. Bewusst stelle ich meine Fehler, Mängel und Widersprüche ins Licht der Liebe und befreie mich so, mindestens ansatzweise von ihrer Hartnäckigkeit. Indem ich sie ins Licht halte, entbinde ich mich von ihrer Herrschaft.

Dieser innere Schritt erlebe ich als sehr hilfreich, ja heilend. Mit ihm beginnt die Öffnung und die Wandlung.

Nun ist Geduld wichtig, die Bereitschaft, der göttlichen Antwort Raum zu geben. Die Antwort kann darin bestehen, dass der sich hingebende Mensch eingekleidet wird in einen Lichtmantel, gewoben aus Milde, Barmherzigkeit und Wärme. Dieses Lichtkleid durchstrahlt unsere Seele, löst auf, was verknotet ist, befreit, lockert. Der Charakterpanzer schmilzt oder zerstäubt. Gleichzeitig wird der im Wesen ruhende Lichtkörper des Menschen wieder aktiviert und verlebendigt.

Also: Die Milde und Barmherzigkeit, die über uns gelegt wird, belebt den Lichtkörper.

Nun kann es geschehen, dass uns die sanfte Kraft zufliesst, die uns in Beziehung kommen lässt mit der strahlenden Liebe, Bewusstseinskraft, Seligkeit und Schönheit, die den Lebensgrund bilden, auf dem unsere Existenz sich vollzieht und die uns zudem erhebt.

Diese Augenblicke, wo wir uns frei fühlen, uns vom Geschenkten durchströmen und durchscheinen zu lassen, sind unvergesslich. Sie lassen uns erfahren, was Aufgehoben-sein meint. Der transparente Mensch, in welchem Freude aufsteigt, reflektiert den Glanz jener mysteriösen Präsenz, die ihn nun durchströmt und durchscheint. Dieser Glanz ist manchmal auch in seinen Augen zu erkennen, wie dies bei Verliebten oft auch der Fall ist.

Im Moment dieser Erkenntnis öffnet sich auch die Wahrnehmung dafür, dass alles, die werdende, wie auch die sterbende Welt, wie auch die noch nicht entfaltende Potentialität von ewiger, bedingungsloser Liebe durchwirkt ist.

Im Grunde, in der ursprünglichen, natürlichen Verfassung, ist alles Leben miteinander verbunden und dementsprechend durchlässig, vom Geist durchatmet. Zunehmendes Vertrauen mündet in Intimität, führt in den Raum der Übergabe, wo es keine Trennung gibt.

Selbst die noch verbliebenen Abwehrmechanismen, wie auch die noch tätigen Ego-Muster werden, wie das innere Herzens-Auge erkennen kann, von Gnade durchflutet, wodurch sie ihre Dominanz und Prägekraft verlieren.

Selbst unsere Schwächen, Fehler und Barrieren werden nun durchlichtet und wir sehen: Es gibt nichts, ausserhalb des göttlichen Lichts. Nichts, das definitiv ausgeschieden, abgespalten wäre. Alles ist vereint, eins in der all-umfassenden Liebe.

Diese Erfahrung legt den Grund zur Heilung der so gefährdeten Welt, in der wir leben.

Manches in diesem Artikel mag auch an Ostern erinnern. Das Eingeständnis und die Reue erinnern an den Karfreitag und an die Bitte um Erbarmen: Kyrie eleison, die alles durchscheinende Präsenz, die Vergebung und die aufgehende Sonne an die Auferstehung.

Unser Menschenbild

Die Meinungsmacher dieser Welt mit ihren Bewusstseins- und  Denkfabriken, Geheimdiensten, ihren Medien, welche uns ihre Nano-Roboter implantieren wollen, denen wir unsere Körper opfern sollen, um uns gleichzuschalten, zu nivellieren, wie die Bildung, mit der sie uns füttern, wollen die Tauglichen von uns so rasch wie möglich für ihre schöne, neue Welt verfügbar machen, damit wir planbar und  verwertbar ihnen zur Verfügung stehen.
Sie also, welche aus unseren finstersten Schichten unseres tiefen Unbewussten entsprungen sind, das sie am Leben erhält und durch die Macht, die wir ihnen geben und weil wir das Bild der Liebe in uns zerfallen lassen, werden jetzt sehr schnell eine digitale Technokratie aufbauen wollen, basierend auf unseren Ängsten und unserer Selbstverlorenheit.

Wie aus Presslufthämmern durchbohrt uns ihr eindimensionales, trostloses Welt- und Menschenbild, in dem weder Seele noch Geist Raum haben sollen.

Die Meinungsmacher haben sich zuerst die Meinungshoheit angeeignet, bzw. gekauft, dann haben sie die Kanäle, die Medien und Universitäten und Schulen, ja das ganze geschmierte, perfektionierte System, erobert, nun sind sie daran, uns zu Erfüllungsgehilfen ihres Weltbildes, einer kalten, materialistischen Welt zu machen, die digital und pharmazeutisch verwaltet und überwacht werden soll. Und wir, ihre Leib-eigenen, auf dem Weg der Ent-körperung und Seelenlosigkeit eingeschüchtert, verstummen und vergraben unser Menschenbild des offenen Herzens in den verwitterten Schichten unseres ungetrösteten Selbst.

Wir verstummen, lassen uns einschüchtern vom Gleichschritt, der uns von unseren Vorfahren, den vielen traumatisierten Kriegsgeschädigten, Verzweifelten, überliefert wurde.

Deshalb, lasst uns unsere Ausdrucksweisen gebrauchen, die natürlich und organisch in uns angelegt sind. Lasst uns unsere Sprache wieder finden.
Also lyrisch weiter:

Deshalb erklinge, was unsere Herzen höher schlagen lässt,
in unseren Gesängen,
ertöne in unseren Worten,
gestalte sich in unseren Bildern und Zeichen,
bewege sich in unseren Tänzen,
streiche über unsere Körper,
wenn wir uns zärtlich berühren.

Was unsere Herzen höher schlagen lässt,
erklinge auf Erden,
und in den Sphären,
weite unsere Seelen aus,
durchflute unsere Köper.

Sage, drücke aus,
was dich erhebt und
dein Herz höher schlagen lässt;
vibriere in deinen Taten,
beflügele die Menschen, denen du begegnest.

Sei ein Beben,
dröhne wie einen Paukenschlag.

Worte wie von Trommeln oder Harfenklänge,
auch wenn es nicht allen passt.

Wisse: Du bist, weil du liebst.

Deine Tränen mögen zu Licht werden,
deine grossen Gedanken zu einem Rauschen in der Nacht.
Umhülle dich mit Stille,
fliege, singe deine Gesänge für die Erde,
auf der du stehst.

Stehe und fliege.

Das Menschenbild, aus Liebe erwachsen,
durchströme uns und unsere Kinder;
es finde seinen Ausdruck und seine Gestaltung,
seine Sprache,
seinen Klang in allem, was lebt,
und es pulsiere in allem,
was wir sind.

Wisse: Du bist, weil du liebst.

Beitrags-Bild: Foto Niklaus Bayer

 

Bewegungsruhe

Einmal habe ich eine Quelle im Wald entdeckt. Ich habe sie betrachtet und mir ist ihre Art wie sie sprudelt, aufgefallen. Es war ein pulsierendes, quirliges Austreten von runden kleinen Wellen, welches ich auch wahrnehme, wenn ich auf meinen Körper, insbesondere mein Herz, horche. Das Betrachten und das Trinken von der Quelle hat mich gleichzeitig beruhigt und belebt. Ich habe Ruhe und Bewegung gleichzeitig erlebt, BEWEGUNGSRUHE.
Dasselbe erlebe ich oft in Meditationen, nämlich, dass Ruhe (der Ursprung) und Bewegung (das Leben) eines sind und beides zusammen die Wirklichkeit sind.

Anerkennen wir das, was uns gegeben ist -das Reich Gottes- in Dankbarkeit an, beginnt es, in uns zu pulsieren und verändert unsere Wahrnehmung vollständig. Die eben noch eindimensionale, getrennte Sicht, wird nun «rund», gegenwärtig, vollständig. In der Einheits-Schau ist alles von Licht und Liebe durchpulst und durchstrahlt. Nichts ist allein gelassen, abgetrennt; alles ist vereint und in Wärme aufgehoben.

Der Schlüssel zur Ganzheits-Schau, oder einer der Schlüssel, besteht also in der dankbaren Annahme des Gegebenen.

Die Menschen haben während langer Zeiträume gelernt, das Geschenkhafte des Lebens (wir sagen auch Gnade) von uns abzuspalten, es als unwirklich und unwahr abzuwerten, es deshalb abzuweisen. Viele denken auch, dass alles, was nicht erkämpft und erlitten wurde, substanzlos sei.
Dies erlebe ich mehr oder weniger stark ausgeprägt in allen Menschen, die ich kenne. Viele glauben, die uns zufliessende Güte nicht verdient zu haben oder sie denken, sie sei eine illusionäre Floskel, eine süsse Sentimentalität. Diese Abwertungsprozesse spielen sich in der Regel sehr schnell ab und sie sind uns zum grossen Teil nicht bewusst, weil sie Teil gewohnter Abwertungs-Muster in uns sind, die sich reflexartig, seit Jahrhunderten, abspielen.

Diese Abwertungsmuster gilt es zu unterbrechen. Immer wieder. Dadurch entstehen Lücken, Öffnungen für das Durchkommen des goldenen Fadens.

Es gibt starke Mächte auf Erden, zum Teil sind es Gedankenmächte, auch Kräfte des Bösen, welche das Liebeslicht nicht zulassen, weil sie über bedrücktes Leben verfügen wollen. Den Absonderungs-Reflex, den wir auch Sünde oder Entfremdung nennen können, ist tief verinnerlicht und entsprechend wirksam. Es sind oft auch unbewusste Schuldgefühle an diesem Reflex beteiligt.

Das dankbar empfangende Annehmen, der uns pausenlos zufliessenden Liebe, die immer existiert und deren Fluss nie unterbrochen ist, ist, wie schon gesagt, ein Schlüssel dafür, das Muster der Resignation und Abwehr zu durchbrechen und schliesslich aufzulösen. Wenn nötig, können wir darum auch bitten. Wer bittet, dem wir aufgetan.

Alles was wir benötigen, ist die Bereitschaft, das, was uns gegeben ist, zuzulassen, anzuerkennen und zu integrieren. Zuzulassen also, dass wir geliebt sind.

Fällt die Barriere gegen das Leben, das uns gegeben ist, erleben wir, dass alle Daseins-Schichten und Bewusstseins-Ebenen durchpulst und durchströmt sind von einer lichten Liebeskraft und von grenzenloser Schönheit und inmitten fühlen wir die absolute Ruhe, die uns hält und uns schon immer liebend gehalten hat.

BEWEGUNGSRUHE.

In der gegenwärtigen labilen Weltlage sind alle Menschen, die in Verbindung sind mit dem Licht des Lebens oder neu mit Lebenslicht in Kontakt kommen, von grosser Bedeutung. Sie führen der Welt, der Mutter Erde und dem Menschheitsleib, jene Einheits-Energie zu, welche sie und wir brauchten, um zu genesen und zu regenerieren.

Beitragsbild: Foto WB: Regentropfen auf Scheiben.

Der Entscheid

„Da redete Jesus abermals zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ – Johannes 8,12 

„Ich bin in die Welt gekommen als ein Licht, damit, wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe.“
Johannes 12,46

Ausatmen bedeutet gestaltend in die zeiträumliche Welt hinein gehen.
Ich trete aus mir heraus, wirke in die mich umgebende Alltagswelt. Ich versuche mich in der Welt, in der ich lebe, zu verwirklichen, mit ihr in Kontakt zu treten. Atme ich mehr aus, als ein, verliere ich mich in der Aussenwelt, verliere ich die Beziehung zu mir, vernachlässige mein eigenes Quell-Gebiet. Ich komme ins Torkeln, ins Taumeln, falle vielleicht zu Boden, verletze mich, weisss nicht mehr, wo ich bin. Draussen in der Welt, – welch ein Sog! – wirble ich von unzähligen Erscheinungen angezogen, suchtartig, wahnartig, von einem zum anderen hangelnd, bis es mir übel wird und ich anfange zu torkeln, zu taumeln, bis ich falle – verwundet.

Der Tänzer des Lebens hat seine Mitte gefunden.

Wir leben in einer sich mehrheitlich ausatmenden Welt, bis zur Erschöpfung. Der aussen-gerichtete und aussen-gesteuerte Mensch verliert den Kontakt zu seinem Mittelpunkt, zu seinem wahren Selbst, zur Quelle, seiner Substanz; er destabilisiert sich (vergl. letzter Blog-Artikel).

Der taumelnde Rausch ist Selbst-Vergessenheit, der auch wahnhafte Züge aufweist, pervertierte Hingabe: Ich lasse mich in die Arme Fremder fallen, die mich vielleicht missbrauchen. Das Lebensgefühl: Ich mag nicht mehr.

Der die Welt und sich selbst ausbeutende Mensch, lässt sich schliesslich fallen, vielleicht in den Abgrund, dem er, vielleicht angstgetrieben, zusteuert.

Deshalb ist es ja lebensnotwenig, dass wir feinfühlig und bewusst einatmen – immer wieder – um Kontakt zu unserer Quelle zu finden. Immer wieder. Bis uns das Gefühl für die Licht- Quelle für immer präsent ist und bleibt. Bewusstes Einatmen ist Einkehr, ist Heimkommen.

Auf dem Weg zur inneren Wahrheit ist kein klares Ergreifen, kein Zugriff möglich, wie wir es in manchen Krimis sehen können. Auf dem Weg zum Herzen, gilt es die Grenzen des Verstandes zu überschreiten; wir gelangen in schimmernde, unscharfe Zonen, auch in Räume, wo wir das geheimnisvolle Sein spüren. In diesen schimmern Bereichen, jenseits unseres trennenden Verstandes, öffnen sich neuartige, zarte Räume, die unser Herz direkt ansprechen. Dieses schimmernde Licht unterläuft vorerst einmal unseren Verstand, arbeitet zärtlich an uns, ohne dass wir dies klar fassen und erfassen können. Dieses schimmernde Licht wandelt und heilt. – Es ist etwas ganz anderes als jeder Versuch, uns mit rationalen und technischen Mitteln zu optimieren.
Lassen wir uns von den Mächtigen der Welt erziehen oder von unseren Herzenskräften?

Der Mensch ist Licht.
„Ihr seid Lichtwesen“
– Armin Risi legt das in seinem gleichnamigen Buch sehr eindrücklich dar. Im Laufe der Zeit, ist es uns möglich, dies zu erfahren und zu erleben. Damit sind wir in Beziehung zu unserer wahren Natur. Tauchen wir stets bei jedem Atemzug, in unsere wahre Lichtnatur ein, so wirken wir nun als ein strahlendes Licht in der Welt.

Mit Licht meine ich nicht ein metaphorisches Bild oder Symbol, welches auf etwas Höheres hinweist, auch keine blosse Vorstellung von etwas, sondern die innerste Realität, was wir in unserem Kern sind.

Vielleicht kommt der Moment, wo wir Christus in uns sprechen hören: „Ich bin das Licht der Welt.“

In diesem Moment, hat sich unser Atem, von einem ego-zentrischen in einen grossen, kosmischen verwandelt, der von Barmherzigkeit und LIEBE erfüllt ist.

Der ego-zentrische Atem ist angsterfüllt, in ihm kreisen wir um unser kleines, begieriges Ich. Im Licht-Atem der Barmherzigkeit, sind wir von universeller LIEBE erfüllt. Damit sind wir Mensch geworden. WAHRER MENSCH – VERE HOMO. Damit richtet sich der Heiler/die Heilerin in uns auf.

Oder eben: Wir bleiben auf der Kriech-Spur: Kraxeln von Erfolg zu Erfolg oder versuchen durch Anpassungsbereitschaft und Unterwürfigkeit Rosinen zu erhaschen oder wir lassen uns Mini-Roboter einpflanzen, um ein paar Jahre länger zu leben. Oder wir verjüngen uns kosmetisch – wie auch immer die materialistischen Konsum-Angebote sein mögen, die wir wählen oder auch – bei kleinen Einbussen, z.B. Minderung des Ansehen – ablehnen können.

Der Entscheid, die Freiheit, bleibt bei uns, ob wir uns auf unsere äusseren Möglichkeiten verlassen wollen, oder auf die Quell-Kraft in uns, die wir aber erst dann als reale und wirksame Kraft erfahren dürfen, wenn wir uns ihr hingebend zugewandt haben. Durch Hingabe und Zuwendung und durch das Wagnis durch die Zonen der Ungewissheiten hindurch zu gehen, finden wir uns.
Der Entscheid beginnt schon bei der Frage, ob es uns wert ist, bewusst zu atmen.

Woran wollen wir uns halten?

Destabilisierung und Disziplinierung

Mir scheint, dass sich das Weltenganze destabilisiert. Das, was die Welt zusammenhält entzieht sich uns Menschen. Vielleicht haben wir eine Theorie darüber, fühlen aber die Kraft, die alles zusammenhält hält. nicht mehr.

Als Kind, so schien es mir, war die Welt geordnet, gleichbleibend, brav, auch langweilig. Sicher aber: stabil. Jeden Morgen kam der Pöstler mit seinem gelben Velo, verteilte die Post, brachte die AHV (die Rente) den Alten, liess sie unterschreiben. Ein kleiner Schwatz mit der einen oder anderen Frau, die das Kochen hatte unterbrechen müssen. Immer der gleiche Pöstler, über Jahre hinweg.

Ich lebte an der Hauptstrasse der grossen Gemeinde. Etwa einmal pro Woche führte ein Beerdigungszug vorbei. Vorne der Wagen mit dem schwarzen Sarg, mit weissen Nelken geschmückt, gezogen von zwei schwarzen Rossen, die mit schwarzen Tüchern bedeckt waren. Dahinter der Beerdigungszug: zuerst die nächsten Angehörigen, die Freunde, dahinter die Dorfbewohner, die ev. eine lose Beziehung zur verstorbenen Person hatten.

Weiter: der Fastnachtsumzug, der Umzug des Sommerfestes, die Umzüge jener Burschen, die den Eintritt ins Militär, die Rekrutenschule, geschafft hatten, angeführt von mindestens einem Trommler. Alle waren sichtbar stolz auf ihre Wehrtüchtigkeit – Zweifler? Die gab es nicht.

Ich und oft auch meine Mutter standen auf dem Balkon sahen zu, freuten uns über jeden und jede, welche wir kannten.

Nein, die Welt, war trotzdem nicht in Ordnung: Ich lebte in einer engen Welt voller Vorurteile, Bigotterie und Spiessigkeit. Aber stabil war die Welt schon. Und die Kirchen waren voll.

Nun lade ich die Leserin und den Leser ein, mit mir durch die Jahre von 1965 bis 2000 zu rasen, stets im Zeitraffer, also festhalten:

Die Beatles. Die jungen Männer lassen sich die Haare wachsen, die Frauen tragen indische Kleider, Latzhosen. 1968: Paris und Berlin rauchen, sogar Zürich, Fackeln, Wut auf die Autoritäten. Marcuse hat recht. Pink Floyd. Der Deckel springt vom Fass, überläuft, Hippies, Gruppensex, neuer Feminismus, ganzheitliches Denken, Experimente, dann Nostalgie, die indischen Kleider verschwinden in den Kellern, Grossmutter-Look, kein Sex vor der Hochzeit. Die Yuppies sind da, zwischen Büro und Bar, zwischen Espresso und «Cüpli». Der Vietnamkrieg, der Kambodschakrieg. Europa. Ungebremster Konsum. Terror, Geiselnamen. Das Waldsterben. Die Ressourcen sind endlich, dennoch ungebremster Konsum, Marcuse hatte recht. Globalismus: globale Konkurrenz. Die grossen fressen die Kleinen, Infotainment. Erfolg ist geil. Multikulti. Dis Postmoderne. New Age, die Esoterik-Welle, schöner Wohnen, Feuerlaufen. Die PC, die Handys, grosse Konferenzen, Entwürfe für eine neue Welt, die Schere zwischen Arm und Reich wird grösser.

Und weiter ab 2000 in demselben Tempo:

Der Nationalismus dehnt sich aus, Autokraten auf dem Podest. Die Welt wird kühler, einheitliche Bildung überall, die Anonymisierung der Welt. Den Kassierinnen wird gekündigt. Die Menschen verschwinden mehr und mehr hinter ihren Bildschirmen. Robotik, KI, der gläserne Mensch. Folklore und Gemütlichkeit, der Wochenend-Flug nach New York. Jährlich: das Oktoberfest am Hauptbahnhof Zürich. Hinter Oberflächen: Nachdenklichkeit. Alles ist okay: die Post-Moderne. Personalisierte Werbung. Die Schere zwischen Arm und Reich wird riesig. Urwald-Rodungen. Die Klima-Erwärmung. Alles ist erlaubt, alles ist kontrolliert. Das Insektensterben. Aufrüstung, niemand merkts. Nicht noch mehr Beschleunigung! Die Aushöhlung der Demokratien, noch mehr Konsum, noch mehr Depressionen. Hält das Finanz-System noch lange? Wir leben in einer nach-christlichen Ära. Gender, Transhumanismus, gesundes Leben. Apokalypse. Corona und Still-Stand, digitale Meetings. Luft!! Wer berührt wird krank. Kein Sterben mehr.

Damit sind wir in der Gegenwart angekommen. Natürlich ist dieser Durchlauf sehr subjektiv, auch wenig schonungsvoll, schwindelerregend wie auf einer Achterbahn, unheimlich wie in einer Geisterbahn.

Viele alte Strukturen sind weg, neue wechseln schnell, schlanke Firmen, schlanke, optimierte und gestylte Leute. Rasch werden die Berufe und Stellen gewechselt. Restaurant werden ständig ausgehöhlt und neu möbliert: Wo Holz war, ist nun Stahl und Glas. Kaum etwas, das zur Ruhe kommen kann, das Patina ansetzt.

*

Für Stabilität braucht es mehr als Strukturen. Diese müssen Substanz enthalten, sie müssen von Menschen beatmet sein, von liebenden Händen gepflegt sein. Geist und Form in Einheit bilden starke Formen, bieten Lebensraum, Schöpfungsraum (siehe Beitragsbild). Das meine ich hier mit Stabilität: Gegründete, erdverbundene Menschen, deren Seele weich sind und deren Herzen und Hände offen sind, bilden die Grundlagen für jede Entwicklung, geben Halt, Stabilität. Sie, welche die Mitte verkörpern, bilden Kohäsion, Sonnenkraft.
Der heutige Machbarkeits-Wahn und die Flucht vor der zusammenhaltenden Mitte (der Seelenkern, die Mitte der Welt) schaffen eine zentrumsflüchtige Dynamik, Zerfall, ja Chaos – im Übermass.

Wo Substanz war, ist nun Vakuum. Dieses wird nun gefüllt von den grauen Herren und ihren Ansprüchen nach Macht und Kontrolle. Sie glauben zu wissen, was die Welt, die Menschheit braucht. Was auseinanderzufallen droht, wird nun durch Disziplin zusammengeschnürt. Es sind Bündel von Einzelteilen, nichts, was gewachsen wäre.
Die Menschen, durch Hetze und Lähmung niedergeschlagen und verunsichert, beugen sich den Diktaten und die Herrschenden verstehen es gut aus Angst Kapital zu machen. Womöglich ist der Kapitalismus Auswuchs riesiger Ängste. – Kapitalisierte Ängste.

Wo es fehlt an gewachsener, reifer Autorität, folgt Disziplin, wo Vertrauen fehlt, wird mit Disziplinierung eine Pseudo-Stabilität errichtet, die vergleichbar mit einer bröckligen Säule ist.

Seien wir auf der Hut vor smarten Rezept-Gebern!

Vielleicht naht die Zeit, wo sich aus den Tiefen der Seelen herausschälen wird, was wir bedürfen, was wir wirklich wollen und uns ersehnen. Nach tiefem, erschöpftem Schlaf, wird vielleicht ein Stern über uns, hoch am Firmament, aufgehen. Und wir werden uns die Augen ausreiben und uns fragen, wo wir denn die ganze Zeit waren.

*

Das Kind öffnet seine Augen, lächelt.

Beitragsbild: A. Goldsworthy, Skulptur

Salutogenese – heilendes Milieu

Vorerst möchte ich die beiden im Titel vorkommenden Begriffe erläutern, danach werde ich sie in Beziehung zum jetzt dominanten Narrativ der Corona-Krise setzen.

Die Entstehung der Gesundheit
Salutogene ist das Gegenteil von Pathogenese. Wie werden wir gesund und was hält uns bei Gesundheit? Damit beschäftigt sich die Salutogenese: Welche Faktoren sind es, die uns gesund werden lassen. Aaron Antonovsky kam nach einer gründlichen Untersuchung zu folgendem Ergebnis:

Das Kohärenzgefühl ist ein zentraler Aspekt in der Salutogenese. Sie umfasst  drei Aspekte:

  • Die Fähigkeit, die Zusammenhänge des Lebens zu verstehen – das Gefühl der Verstehbarkeit.
  • Die Überzeugung, das eigene Leben gestalten zu können – das Gefühl der Handhabbarkeit oder Bewältigbarkeit (ähnlich dem Begriff der ‚Selbstwirksamkeitserwartung‘ nach Albert Bandura).
  • Der Glaube an den Sinn des Lebens – das Gefühl der Sinnhaftigkeit.

Wikipedia

Die offizielle Medizin (auch Schul-Medizin genannt) wird merklich von einem militanten und militärischen Denken mit-beherrscht. Zumindest die medizinische Sprache bestätigt meine These: Krebs wird bekämpft. Es wird Krieg gegen Zellen und Viren geführt; Fronten werden gebildet gegen krankhafte Geschwüre, Organe müssen entfernt/eliminiert werden, etc. Die Angriffe werden mit Gift, Strahlen und Killerzellen geführt; die Verteidigungslinien werden durch Distanz, Isolation und Quarantäne gebildet, welche mit „Schutz“ bezeichnet werden. –
Was stört wird zerstört oder entfernt.

Die sanfte Medizin betont die Selbstheilungskräfte des Menschen und arbeitet mit den Gedanken der Salutogenes.
Nicht primär die Symptome sind es, die behandelt werden, sondern Krankheits-Bereitschaften. So wird zum Beispiel nicht primär die Erkältung angegangen, sondern die „Erkältlichkeit“.

Das innere psycho-somatische Milieu wird hier gestärkt, damit Körper und Seele konstruktiv Krankheiten überwinden können, ja eventuelle gestärkt daraus hervorgehen können.
Krankheit wird als oft notwendiger und sinnvoller Teil der Entwicklung und Gesundung eines Lebewesens verstanden. Krankheit wird als Selbstheilungsversuch von Körper und Seele angesehen.
Krankheit kann als ein Glied der Gesundwerdung eines Menschen, oder der Menschheit angesehen werden. Die Sprache der Krankheit (insbesondere die Organ-Sprache) will verstanden werden. Aus diesem Verständnis wird die Therapie abgeleitet.


Heilendes Milieu
Das Milieu kann als ein Feld, ein Umfeld oder als eine Umgebung angesehen werden mit einem eigenen Charakter, einer eigentümlichen Atmosphäre und Kultur, in welchem die einzelnen Bereiche, Teilsysteme ein natürliches Ganzes bilden.
Ist das Milieu harmonisch und sind die einzelnen Bereiche gut aufeinander abgestimmt, so kann man von einem therapeutischen oder heilsamen Milieu sprechen. Der eigene Körper bildet ebenso ein Milieu, wie auch zwischenmenschliche Gruppen oder Gesellschaftsschichten (kleinbürgerliches Milieu, Rotlicht-Milieu, etc).

Das Milieu ist alles, die Mikrobe ist nichts“, so der französische Wissenschaftler Antoine Béhamp.
Mikroorganismen, Viren, Bakterien, Pilze sind nicht Auslöser von Krankheiten; sie bilden das Mikrobiom, bilden das körpereigene Milieu, halten uns gesund, wenn dieses nicht beeinträchtigt ist, zum Beispiel durch Umweltgifte, Elektrosmog, Feinstaub, etc. Ist das Milieu gestört, können sich Krankheiten darin ausbreiten, ist es gesund, ausbalanciert, sind keine Krankheiten zu befürchten oder werden kaum gefährliche Auswirkungen haben.
Natürlich wissen wir auch, dass das Milieu durch psychische Faktoren wie Stress und Angst geschwächt wird, wie es auch durch gute Beziehungen und eine vielseitige, harmonische und ausgeglichene Lebensgestaltung gestärkt wird.

Die einseitige, nicht-integrale Bekämpfung des Corona-Virus
Die extremen Hygiene- Verordnungen, die auf Trennung und Isolation abzielen, werden niemals das „Virus besiegen und vernichten“ können, um bei der kriegerischen Sprache noch einmal kurz zu verbleiben, nur schon deshalb, weil es sich stets wandelt und die aggressive Bekämpfung der Krankheit zudem unglaublich tiefgreifende Kollateralschäden, gerade den schwächsten Gliedern der Gesellschaft zufügt (Armut, Traumata). Die Betroffenen: Kinder, Jugendliche, arme und hungernde Menschen, Kleinunternehmer, Künstler.
Es mag ja gut sein, dass in einzelnen Fällen und für eine bestimmte und begrenzte Zeit Schutz-Massnahmen für gefährdete Personengruppen  sinnvoll sein können, niemals aber auf unabsehbare Dauer.

Alle ganzheitlich denkenden Menschen und Bewegungen müssten sich für eine inter-disziplinäre, ganzheitlich-integrale Betrachtungsweise der Krise stark machen. Sie müssten die Symptom-Bekämpfungs-Maschinerie anhalten und eine „Welt-Milieu-Therapie“ anstreben und fordern, in der Krankheit und Sterben sein dürfen, als integrierte Bereiche des Lebens. Sie müssten die Prinzipien der Salutogenese verinnerlichen, insbesondere den Aspekt der Sinnhaftigkeit des Lebens.

Was mich persönlich an der Corona-Krise am meisten erschüttert, ist die verbreitete Mitleidlosigkeit gegenüber den Leidenden, insbesondere den Kindern gegenüber.

Hier ein paar Zitate von Christian Kreiss*, gelesen im Nachrichten-Magazin Rubikon, welches für mich glaubwürdig ist, weil es nur gut recherchierte Artikel veröffentlicht. Hier:

„Auf den Philippinen dürfen Kinder unter 15, das ist ein Drittel der Bevölkerung, seit elf Monaten nicht mehr ihr Haus verlassen. „Sie sind verpflichtet zu allen Zeiten in ihrer Wohnung zu bleiben.“
Kinder dürfen seit etwa einem Jahr nicht mehr in die Schule, nicht mehr zu Freunden,….“

„Durch die Lockdowns verloren hunderte Millionen Menschen (vor allem in den Entwicklungsländern) ihre Arbeit und wurden in Entbehrung und Hunger gestürzt. Die Zahl der in Armut lebenden Menschen hat sich dadurch seit März 2020 um 200 bis 500 Millionen erhöht, die Zahl der akut hungerleidenden Menschen auf etwa 270 Millionen beinahe verdoppelt. Durch die Lockdownmassnahmen sterben derzeit etwa 6000 bis 12000 Kinder zusätzlich pro Tag an Hunger.“

Solche Nachrichten erschüttern mich. Ebenso erschüttert bin ich darüber, dass viele Menschen, denen ich von diesem Elend erzähle, diese und ähnliche Informationen nicht glauben und keinerlei Mitgefühl zeigen. Das gilt auch für die Leitmedien. Für sie ganz besonders. Es ist nicht ganz falsch von „Hygiene-Wahn“ zu sprechen, der alle anderen Gefühle und Gedanken zu absorbieren und zu dominieren scheint.

Mitgefühl ist die Emotion und Kraft, die ein Klima der Zusammengehörigkeit schafft und ein Milieu des Friedens und der Zusammenarbeit. Ein solches Milieu würde es uns gestatten mit Epidemien behutsamer und vertrauensvoller umzugehen. Das ist wohl die einzige langfristige und menschliche Strategie, wie mit Krankheiten und insbesondre mit Epidemien umzugehen ist. Schock-Starre kann es nicht sein.
Die Art, wie der überwiegende Teil der Menschen mit der Krise umgeht, erhält diese aufrecht und verlängert sie. Die Art, wie wir mit Corona umgehen ist die Krise – nicht das Virus. Es handelt sich um eine Bewusstseins-Krise, in der wir stecken. In dem Moment, wenn sich im Welt- und Menschenbild eine aufbauende Bewegung ankündigen sollte, wird die Krise vorbei sein, wird so rasch verschwinden, wie sie gekommen ist. Dies ist meine Prognose.

Eine neue, behutsame Zusammenarbeit
Das menschliche Zusammenleben beruht auf Austausch, auf Kommunikation, Teilen und Verbundenheit. In dieser Corona-Zeit baut sich die gefährliche Überzeugung auf, dass Jede und Jeder Gefahr bedeute, vor dem/der man sich zu schützen habe und so leicht geht die Tatsache vergessen, dass uns vom anderen Menschen auch (oder vor allem) Gutes entgegenkommt.
Ich gehe davon aus, dass ich primär jenen Menschen in meinem Leben begegne, die mir etwas zu sagen haben, dich mich ergänzen und mein Bewusstsein erweitern lassen – und umgekehrt. Wenn wir offen sind für einander, so nähren wir Lebewesen uns gegenseitig. Ja, und wir sind uns Lehrer und wir sind Lernende, erkennen uns im Spiegel des anderen. Wir entwickeln unsere Stärken dadurch, dass wir uns berührbar geben und einfühlsam sind. Wir schaffen ein Klima der Nähe und der Wärme, indem wir uns seelisch und körperlich berühren – in Respekt. Wir bauen Wärme-Räume auf physischer und subtiler Ebene.
Dadurch schaffen wir einen starken, durchpulsten Menschheits-Körper. Und dies befähigt uns auch, uns der Natur gegenüber zu öffnen.
Wir sollten uns vom Abstands-Diktat nicht irre machen lassen. Erinnern wir uns -gerade jetzt- an das, was uns zu Menschen macht: Empathie, Mitgefühl nach allen Seiten, Vertrauen, Mut und Aufrichtigkeit.

Das göttliche Milieu
Wenn der Mensch sich öffnet, geht er ins göttliche Milieu ein, welches immer da, anwesend, präsent ist. Darin erkennen wir unsere wahre Natur, die WIRKLICHKEIT, die von LIEBE erfüllt ist. In dieser All-Gegenwärtigkeit finden wir das richtige Mass.

„Der Mensch, wenn er ganz eingemittet ist, also verbunden mit dem Wesenskern seiner Seele, wird stets zur rechten Zeit am rechten Ort sein und er wird spüren, wann etwas beginnen soll und wann etwas enden soll. Er weiss es, weil seine Seele ihn führt, weil er mit seinem Wesen, das er ist, in einer einvernehmlichen Beziehung ist.“
Blog vom 28. März 2020: Das Gefühl für das richtige Mass. Siehe unter: ältere Beiträge.

Wenn mehr und mehr Menschen das göttliche Milieu erkennen werden -und ich gehe davon aus, wann immer dies geschehen mag- ; wenn der Menschheitsleib also beginnt in das supramentale Bewusstsein (Begriff von Aurobindo) einzutreten, werden die eindimensionalen Betrachtungs- und Vorgehensweisen in sich zusammen fallen und das nötige Wissen (im Sinne von Weisheit) wird der Menschheit zufallen, sich in ihrer ganzen Wesenheit aufzurichten, im Einklang mit der kosmischen Wirklichkeit. Das Liebeslicht wird uns heilen. Meine Hoffnung die Corona-Krise zu überwinden gründet in der Hoffnung, dass möglichst viele Menschen den Pfad des Lichtes beschreiten oder vertiefen werden.

*Christian Kreiss: Mephistos Triumph

Die beiden Tore: Abschied und Neu-Beginn

Die Zweiheit ist eine göttliche Anordnung, die dem Menschen gegeben wurde, um zu lernen. Zum Beispiel Beziehungsfähigkeit, die auf Unterschiedlichkeit, oder auf Gegensätzlichkeit beruht, zu lieben also, wenn es anscheinend nicht passt, versöhnlich zu sein, selbst wenn es schmerzt. In diesem Artikel will ich die übermächtigen Tendenzen des Weltgeschehens betrachten, die uns, ob es uns bewusst ist oder nicht, in Atem halten: Das Abschiednehmen und die Resonanz mit dem Neuen, das sich abzeichnet.

Das Tor des Abschieds
Viele spüren, dass die einseitige materielle Ausrichtung auf Rendite, äusseren Erfolg, Ansehen und Macht ein Ende haben muss, da wir nicht mehr verbrauchen und vernichten dürfen, als es das Wachstum erlaubt. Der Kapitalismus, der sich zum seinem wohl letzten, wankenden Höhepunkt herauf schraubt, dem Überwachungs-Kapitalismus, kommt seinem Ende nahe, da er sich selbst verschlingt.
Ebenso kommt das Prinzip des Herrschens und Beherrschens, der eisernen Kontrolle zum notwendigen Zerfall, weil Mensch und Erde sich auf die Dauer nicht der Machbarkeit unterwerfen können, weil sie lebendige Organismen sind und nicht einseitig rational steuerbar sind.
Ich glaube, dass es nicht nötig ist, die Zerfalls-Symptome aufzuzählen. Sie sind all-gegenwärtig und überall wahrzunehmen. Die Zeit ist nahe, wo auch Abgebrühte, nicht mehr in der Lage sein werden, den Zerfall zu bagatellisieren.
Manche sprechen von Ökozid.

Nun sind die anteilnehmenden Betrachter, die sehen, wie sich die Türe zum Tor des Abschieds öffnet, ihrer Trauer und ihrem Schmerz ausgesetzt. Ihr Leiden ist bewusst und es ist gepaart mit Mitgefühl. Sie geben der sterbenden Kreatur eine ursprüngliche Stimme. Sie sind erschüttert. Sie stellen sich dem Prozess des Abschieds; sie fühlen mit. Sie seien gesegnet, getröstet.

Ohne sie, kann das Neue nicht erscheinen! Ohne sie verliert die menschliche Kultur ihre Wurzeln, das Gefühl für den Ursprung, für die Basis, für die Herkunft. Ohne sie, verliert die Menschheit ihr Herz.


Das Tor des Neu-Beginns
Der Neu-Beginn der kommenden Entwicklungsphase des Menschen beinhaltet, so vermute ich, ein sich ausdehnendes, umfassendes Gefühl für das Ganze, das integrale Bewusstsein. Mein inneres Auge sieht liebende Menschen, deren Seelen vibrieren.
Die Lichtpartikel/Zellen in uns sehnen sich danach, sich auszudehnen, ihr Volumen zu vergrössern. Es gibt den Drang in den Lebewesen, sich wieder aufzurichten und den Atem frei fliessen zu lassen.
Liebeslicht wird den erneuerten, den neu-geborenen Menschen erfüllen.

Das sich langsam öffnende, Wohlwollen, Güte und Empathie verströmende Licht-Tor, wird die Herzen der Betrachter beglücken. Sie werden aber ihre Aufnahmekapazitäten erhöhen müssen, um die einströmende Lichtkraft zu fassen und zu integrieren. Sie haben ihre alte Konditionierung, also den Zwang, ihre Wesenheit zu schmälern, sie zu reduzieren und zu unterdrücken, abzulegen und zu überwinden.

Die Betrachter des goldenen Tores spüren, dass ihre Spezies vor der grossartigen Herausforderung steht, leben zu lernen.
Beim Schreiben des eben gesetzten Satzes ist mir bewusst geworden, was ich geschrieben habe und ich möchte es nochmals, ähnlich gesagt, wiederholen:

Wir Menschen stehen vor der grossartigen, schönen und anspruchsvollen Aufgabe Leben zu lernen. Dazu gehört vordringlich, dass wir es wagen, unsere Herzen zu öffnen. Es ist gut, wenn wir uns dabei helfen.

Nun denken wir Menschen ernsthaft daran, uns das Sonnensystem «untertan» zu machen und müssen feststellen, dass wir gar nicht gelernt haben, zu leben, weil wir uns zunehmend von unserer Seele abgetrennt haben. Wenn es so ist, müssen wir also Leer-Raum, Empfangs-Raum in uns schaffen, indem wir uns befreien von Gedankenmüll, der sich in uns festgesetzt hat. Das Leben liegt gleichsam unter einer Glocke aus bleischweren Gedanken, Zahlen und Messwerten. Im gereinigten Raum, kann das ursprüngliche, reine Leben uns lehren, was Leben bedeutet.

Es ist nicht eben leicht für unser Grössenselbst zuzugeben, dass wir so vieles können, nur nicht wahrhaftig leben.
Die, welche sich dem reinen Leben zuwenden seien gesegnet.

Solche Perspektiven mögen auftauchen, wenn wir den Raum hinter dem goldenen Tor, stückweise erkennen.

Dazwischen
Wenn es dem Betrachter gelungen ist, durch die sich öffnenden Tore Einblick zu nehmen, dabei berührt zu sein und gleichzeitig unerschrocken das Gesehene anzunehmen, dann wird sich zwischen den Polen des Abschiedes und des Neu-Beginns ein dynamischer hoch-intensiver Zwischen- oder Begegnungs-Raum bilden.
Dieser Zwischenraum, wird er in Liebe gehalten, wird fruchtbar werden. Im Kreis des Umarmten bildet sich neues Leben, neue Form. In diesem Fall ist es vielleicht eine Brücke, die den Übergang ermöglicht.

Ohne diese haltende Mitte, würde sich vielleicht ein Abgrund auftun.

Ich stelle mir vor, dass auf der Mitte der Brücke ein Licht-Feuer brennt. Oder: eine Person steht in der Brückenmitte und breitet seine Arme aus.

Der Prototyp des all-umarmenden, alles versöhnenden Wesens ist für mich Christus, der auch in uns lebt.

Wir Menschen sind -zumindest viele von uns- Übergangswesen, weil wir in dieser Epoche des Übergangs geboren wurden.

„Die Übergangswesen* sind Begleiter*innen, von denen gefordert ist, Spannungen auszuhalten und zu halten in Hoffnung. Sie stehen zwischen dem Alten, das sich verabschiedet und dem Neuen, das in Geburtswehen liegt. Sie empfinden und bejahen den nötigen «Spannungs-Schmerz», der sich im Prozess des Übergangs ausdrückt.
Viele Menschen – sicher auch Leser*innen dieses Blogs – spüren diese Zeit des Übergangs als eine Erschütterung und als eine Aufforderung handelnd und betend Verantwortung zu übernehmen und mehr noch: sich selbst dem Wandlungsgeschehen zur Verfügung zu stellen, denn wer wandeln will, wird gewandelt, wer das Neue ersehnt, wird erneuert. Die Übergangswesen, sind Begleiter*innen, von denen gefordert ist, Spannungen auszuhalten.“
aus meinem Blog Übergangswesen (siehe unten)

Für Übende:
Eine meditative Imagination: Du siehst die beiden, halb geöffneten Tore vor Dir. Du lässt ihren Gehalt auf Dich einwirken. Du bist ganz geöffnet, Anteil nehmend. Sobald Du die Ausstrahlung beider Tore gleichzeitig spürst, wendest Du Dich dem Beziehungsfeld der Mitte, dem Beziehungsraum, zu. Die Konzentration liegt auf Deinem Herzen. Lass die Dynamik der Mitte zu, halte die mögliche Spannung aus und höre, was die „Dritte Kraft“, die der kreativen Mitte, dir sagen möchte.- Wenn es Dir sinnvoll erscheint, wiederhole diese Meditation während Tagen einige Male.

*Vergleiche Übergangswesen, Blog vom 18. Januar 2020. Siehe unter «ältere Beiträge» unterhalb der Schlagwörter.

Beitragsbild: Aquarell WB