Olten – Zürich

An der Bushaltestelle Kloosmatte ist es kalt, grau und windig. Das tiefe, kalte Januarloch eben oder der lange schwarze Januar-Tunnel, fast ohne Sonnenstrahlen. Der Kolonnenverkehr vor mir rollt zähflüssig. Auf der einen Seite, die stets volle Strasse und die Bahnlinie (nach Luzern), auf der anderen Seite, die Aare und die Zug-Linie (nach Bern), dazwischen wohne ich, gleich hinter der Tankstelle, die ich aus meinem Wartehäuschen heraus betrachte. Da hat mein Leben mich nun abgeworfen.

Vorher, beim Essen des Müsli (mit Schafmilch-Quark – enthält Orotsäure für natürliche Zellerneuerung) habe ich gelesen, dass alle Milliardäre der Welt täglich um 2 ½ Milliarden Dollar reicher würden.* Ich versuche dies zu fassen: täglich! Die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung verliert täglich 500 Millionen. Täglich! Und es kommt mir auch in den Sinn, dass ich gestern von einem spirituellen Lehrer von der sterbenden Erde gelesen habe. Ich frage mich, ob ich die Erde auch als sterbend erlebe – bin mir nicht recht schlüssig. Sicher aber ist: sie ist schwer angegriffen.

Die Menschen im Bus haben fast alle die Kopfhörer im Ohr und das Smartphone in der Hand, welches sie antippen oder scrollen: rauf und runter. Die meisten Leute scheinen absorbiert zu sein, mit sich selbst beschäftigt. Ich auch.

Im Zug setze ich mich einer Frau gegenüber, die kurz lächelt, wie ein Aufblitzen. Ich vermute, dass sie feinfühlig ist. Sie hat sehr feine Gesichtszüge. Sie tut mir gut. Der Zug fährt an und gleich ist mir wohler im Wissen, dass nicht alles stehen bleibt.

Zwanzig Minuten später taucht der Zug, nach der Tunnel-Durchfahrt (der Baregg-Tunnel?) im Limmattal wieder auf. Neuenhof. Hier spürt man den Wettlauf der Zeit. Hier galoppiert die Zeit, während sie in den Tiefen des Aargaus zähe, schwarz-konservative Bänder zeichnet. Bald wird jede, auch noch so kleine Grünfläche, einem Betonklotz gewichen sein. Das Rennen um die letzten Standort-Vorteile ist im Gange. Im Wettlauf mit der Zeit – was für ein unheilvolle Redewendung!

In meinem geliebten Zürich steige ich aus. Hier rennen die Leute die Rolltreppe hinauf, während sie Olten regungslos stehen. Ein Leben zwischen Reglosigkeit und Rennen. Oben angelangt, die endlich einmal leere Bahnhofshalle und ich bemerke, dass ich bewusst atme. Gut. Hier scheint die Sonne durch die Glaswände -mein Inneres wird mild und fröhlich. Unsere Sonne ist ein Abglanz der Geist-Sonne. Sie hilft mir über manchen Kummer hinweg.
Wenn ich also bewusst atme… bete ich dann? Oder beginnt jedes Gebet mit einem bewussten Atemzug? Ich glaube, ja. Manchmal stelle ich fest, dass es in mir betet. Dann fühle ich mich frei und zu Hause.

Wenn ein Einvernehmen da ist, geschieht es.

An der Bus-Haltestelle, Bahnhofquai füttert ein Mann die Möwen, die ihn kreischend umhüllen, so dass er unsichtbar wird.

Die Leute im 46er sind hier urbaner, modischer gekleidet als in Olten, aber ebenso absorbiert. Auch der Möwenmann ist eingestiegen.

Lehenstrasse. Hier beginnt vertrautes Terrain. Links wohnt Johanna. Ich sage: Hallo; sie antwortet: ah, du, hallo. Der Bus, nun fast leer, fährt weiter.
Hier kenne ich alle Häuser und viele Bäume. Ich grüsse sie. Es ist ein gutes Gefühl, durch ein vertrautes Gebiet zu fahren. Ich atme frei.

«Schwert». Ich steige aus. Die Sonne. Ja! – endlich wieder.
Neben dem Pizza-Laden schliesse ich auf und betrete den gemütlichen schönen Raum und sage wiederum : Hallo, IG (wiederum nur innerlich, aber immerhin).
Es ist etwas Gutes, zu grüssen, auch die vorübergehende Zeit, das Leben, die Vertrauten, die Flüchtigen.

Wenn ich hinausschaue sehe ich die grosse Buche, jetzt ohne Laub. Sie ist auch ein bisschen meine Freundin geworden.

Ich mag die Gewohnheiten des Alltags. Eine davon ist die kleine Reise: Olten – Zürich.

ICH GRÜSSE DIE ZEIT

Ich sitze im Kreis
unendlicher Liebe
und grüsse die Zeit,
die vergeht,
unendlich.

Ich grüsse die Zeit,
die wie ein Tuch im Wind verweht,
an dir,
an mir
vorübergeht.

Ich segne die Zeit,
die vergeht,
an jedem Ort,
wo ich bin,
unendlich.

Dieses Gedicht habe ich wahrscheinlich 2005 geschrieben.

*Oxfam-Bericht

Die Geburt – der Ton

Der folgende Text ist N.B. gewidmet

Den nachfolgenden Text verstehe ich als den Versuch einer Zusammenfassung der Substanz meiner letzten Artikel. Es ist auch der paradoxe Versuch Unerklärliches zu erfassen. – Dieser Text basiert auch auf rhythmischen Wiederholungen und auf Bilder, die kaum ins Rationale zu übersetzen sind.

Wir brauchen eine existentielle und radikale Spiritualität, die uns berührt (wie die Zärtlichkeit), ergreift (wie die Hingabe) durchströmt (wie lebendiges Wasser) und durchrüttelt (wie ein Sturm und feurige Leidenschaft), eine Spiritualität also, die nicht im Kopf, im Verstand hängenbleibt, sondern bis in die Organe und Knochen eindringt, bis ins Seelenzentrum und uns umwandelt.

Die Metamorphose – durch Vertrauen ausgelöst.

Spiritualität ist Leben, dem wir uns vorbehaltlos hingeben, ist die Bereitschaft, uns vollkommen vom Leben berühren und durchströmen zu lassen. Sie beginnt, wenn wir uns vom Verstand und vom Ego nicht mehr beherrschen lassen und aufgehört haben, zu diskutieren. Wenn wir also die Bücher schliessen, aufstehen und weinen. Weinen, weil wir gerührt, berührt sind.

Stirb und werde durch die befreiende und erlösende Kraft der Metamorphose, die uns über die Schwelle trägt, heiter wie ein Herbstblatt im Wind.
Es ist ein Fallen, ein Gleiten in allem (in Abwandlung von Rilke).


Wir brauchen eine existentielle und radikale Spiritualität – Zärtlichkeit und Hingabe.
Umwandlung, durch das Sterben hindurch, in Heiterkeit.

Die wahre – die zweite Geburt des Menschen- findet dann statt, wenn sein Herz ganz aufgeht und «die Rose» den vollen Duft zu verströmt.

Es ist ein leiser Vorgang. Bevor sich das Herz ganz öffnet ist es bewegt, «schwanger», hervorgerufen durch «die Berührung». Die Rose des Herzens beginnt zu knospen, benötigt nun zärtlichen Schutz.

Doch dann:
Wenn sich die neue Quelle gebildet hat, im Moment der Herz-Öffnung, entsteht ein Ton. Manche sagen: Ein Engel sei geboren worden.
Dieser Ton «sprüht» durch das Universum.

Das Werden des inneren, wahren Menschen ist sehr leise, in einer für das menschliche Ohr unhörbare Frequenz, eine sehr feine Schwingung, die in die Schöpfung eingeht.

Die Schwingungen aller «Neugeborenen» wirken vereinend im Leibe der Schöpfung. Es bildet sich die Gemeinschaft der Liebenden. Aus diesen Schwingungen heilender Liebe erneuert sich der Planet und der Menschheitskörper.

Ist diese Vision auszuhalten? Ich glaube, dass es innere Stärke braucht, um Visionen zu halten. Das verleiht ihnen die Kraft der Verwirklichung.

Der Menschheitskörper erneuert und regeneriert sich fundamental durch das Opfer von Menschen, die bereit geworden sind, dem abgespaltenen Weltenschmerz, dem verdrängten Leiden zu antworten. Opfer ist Darbringung.

Die Antwort des Erwachenden ist Mitgefühl, wahres Mit-Leiden im Vertrauen und im Glauben an das Wirken der heilenden Schwingung, die im «Ton», dem aufbauenden Klang lebt, der in der Stille ist.

Wer hört, wird ins Leben gerufen. Wer hört, wird. Wer hört und empfängt, wird zu dem, was er gehört und empfangen hat. Empfängt er Lebenswasser, wird er zur Quelle.

Wer die Stimme, den Ton/Klang, auf dem Grund der Seele empfindet und empfängt, wird ins Leben hinein verwandelt.

Im «Ton» schwingt der sich in Freude verwandelnde Schmerz.

Wenn Menschen in Stille und Hingabe atmen, entsteht Licht, entsteht Bewusstheit. Darin richtet sich der Licht-Mensch auf, verbunden mit der Quelle, aus der er existiert.

Wo sollen sich die neuen, so benötigten Quellen bilden, wenn nicht im Herzen des Menschen?

Wir Menschen haben die Möglichkeit und Chance, bewusst an der grossen Umwandlung teilzunehmen, um ganz Mensch zu werden, als Mitfühlende, wodurch wir zu Strahlenden werden.

Dafür ist es unerlässlich, dass wir die Schreie der Notleidenden hören, wahrnehmen, zu Herzen nehmen. Der Karfreitag geht Ostern voraus.

Der Wandlungsvorgang ist ganz leise, still, sanft; weit weg von allem Getöse.

Wenn sich eine neue grundlegende Qualität, also eine neue Quelle, gebildet hat, entsteht ein Ton, der eine Brücke zwischen Schmerz und Freude bildet – eine Brücke zwischen Hier und Dort, Himmel und Erde.

Der Erwachende ist ein Antwortender. Im Licht der Stille richtet er sich auf.


Zusammenfassung: Eine tiefgreifende Berührung kann den hingebenden Menschen so zentral ergreifen, dass es in ihm zu einem Prozess der Umwälzung kommt. Dabei öffnete sich sein Herz und er kommt in Verbindung mit der göttlichen Quelle, aus der er lebt. Kann und will er dieses erweiterte Bewusstsein und die einströmende Liebe halten, wird er vielleicht zu einer Lichtträgerin oder zu einem Träger göttlichen Wassers. Im Prozess der Rückverbindung zum Ursprung ist dabei ein Klang oder ein Ton entstanden. Die Töne/Klänge der Erwachten finden zu einer Art Chor zusammen, der heilend und regenerierend auf die ausgetrocknete Erde und die durstige Menschheit einwirkt.

Das Unglück der Spaltung und die Freude der Wiedervereinigung

Mit dem Begriff «Weltenkörper», ein Begriff von mir, den ich hier einführe, meine ich erstens die Menschheit, auch in ihrer Geschichte, zweitens unsere Erde als physischen Körper und als Ätherleib und drittens die symbiotische Verbindung, die Union Mensch, Menschheit und Erde.
Körper und Leib werden dem Weiblichen zugeordnet. Die Frau ist die Mutter – Mutter Erde. Wenn der Papst, alle Frau, die je abgetrieben haben, als Auftragsmörderinnen bezeichnet*, lässt sich das interpretieren als letztes Aufbäumen des Patriarchats gegen seinen Zerfall. Denn die Zerstörung, Verurteilung und Abspaltung von Frau, Erde und Natur wendet sich schliesslich gegen seine Urheber.
Ich glaube, dass viele Menschen wieder auf der Suche sind, nach dem Menschen-Erde-Ganzen. Das weckt Hoffnung.

Weltenkörper und Weltseele
Der Mensch hat seinen Weltenkörper und seine damit verbundene Weltseele (anima mundi) weit von sich abgespalten.
Die Spaltung zwischen seiner Individualität, seinem Dasein als Einzel-Mensch auf der einen Seite und seinem Bewusstsein als Erdenbürger, bildet einen tiefen Riss in ihm, ja eine Wunde.

Diese Spaltung ist meines Erachtens eine der Haupt-Ursachen für die anhaltende Zerstörung unserer Mitwelt, die wir als Aussenwelt betrachten.

Die Klima-Katastrophe etwa ist eine der Folgen davon. Die «kapitalistische Philosophie», wenn es diese denn gibt, ist nicht bereit, sich mit dem Schmerz an sich zu befassen, sie kompensiert ihn mittels einer ausufernden und umweltbelastenden Kompensations-Industrie, die alles mit Konsum zudeckt und erstickt, was nach Verstehen und nach wirklichen Lösungen ruft. Ist dies die tragische Konsequenz des patriarchalen Weltverständnisses, welches sich womöglich in den letzten Zügen seines Bestehens befindet?
Die Spaltung erzeugt weltweit, so spüre ich es, eine Unruhe und eine Nervosität. Es ist, als ob wir Menschen schweben würden, wurzellos, entfremdet. Dahinter ist unschwer Trauer zu spüren. Trauer über den Selbst-Verlust. Wir versuchen durch Surrogate dieses «Loch» in der Seele zu stopfen. Zum Beispiel durch Wellness-Kuren, ohne wirkliche und dauerhafte Ruhe zu finden. Auf diese Weise heilt die Ur-Wunde, hervorgerufen durch die Spaltung, nicht.
Was bleibt ist Durst. Durst nach dem, was wir abgewiesen und abgespalten haben.
Vermutlich gab es in früheren Epochen und Kulturen Völker oder Gruppen von Menschen, die ganz mit und in dem Weltenkörper lebten. Ich denke dabei an bestimmte Indianerstämme. Zum Beispiel die Pueblos oder an andere matriarchale Zivilisationen.
Es muss Zeiten gegeben haben, in denen sich der Mensch von seinem Weltenkörper abgespalten hat. Die Gründe kenne ich nicht. Sicher aber ist, dass sich der Entfremdungsvorgang in den letzten Jahrzehnten der hyper-technischen und forcierten, alles an sich reissende wirtschaftliche Entwicklung verstärkt hat. Der abgespaltene Weltenkörper hat sich nun scheinbar gegen ihn gerichtet (Klima-Katastrophe), weil er ihn «verraten» hat. Alles, was wir abspalten, drängt zurück, weil es sich wieder verbinden möchte, es in die Ganzheit zurückstrebt. Wir Menschen fühlen uns von dem, was wir auch sind, angegriffen, doch es ist in Wirklichkeit eine Projektion unserer eigenen Destruktivität und Angst.
Angst vor unserer eigenen, abgespaltenen Natur!
Der Mensch, der sich von seinem Weltenkörper abgetrennt hat, erlebt diesen als etwas Wildes und Fremdes, das er glaubt, bändigen, beherrschen und kontrollieren zu müssen.

Eine Re-Integration unseres Weltenkörpers ist dringend. Die Wunde ist offen, blutet. Heilung tut Not. Wir können nicht ohne jene Wirklichkeit existieren, die wir auch wesenhaft sind.

Viele Menschen denken, der Erde sei der Mensch egal, oder: sie würde ihn als Störenfried erleben, ohne den sie sich besser entwickeln könnte.
Diese These bezweifle ich.

Ich bin überzeugt, dass die Erde den Menschen braucht, so wie er sie.

Ich stimme der Ansicht von Rudolf Steiner zu, der behauptete, dass der geistige Mensch, sehr lange vor seiner körperlichen Inkarnation, Anlass und Quelle der Bildung der Erde und des Sonnensystems war. Sein göttlicher Geist erschuf seine eigene Lebens-Grund-Lage, unseren Heimat-Planeten.

Mensch-Erde bilden eine Zwei-Einheit – eine Dual-Union. Die Spaltung dieser Einheit ist die Ursache für unsere Menschheits-Krise, die eine Überlebenskrise ist. Es gilt deshalb, sie zu überwinden, beziehungsweise sie zu heilen.

Um diese tiefe Entfremdung und Entwurzelung zu heilen, ist es notwendig, dass wir Menschen unser Mitgefühl entwickeln. Insbesondere unser Mitgefühl zu unserer natürlichen Mit-Welt. Dieser Akt setzt einen Prozess der Selbst-Versöhnung voraus, was bedeutet, dass wir Menschen uns wieder vermehrt unserer Binnen-Natur zuwenden. Wenn wir uns liebevoll der eigenen Natur zuwenden, so werden wir dadurch auch die äussere Natur als uns verwandt erkennen können. Dadurch kann der Heilungsvorgang eingeleitet werden.

Die Binnen-Natur des Menschen
Dazu zähle ich folgende Bereiche:

  • Das Gefühl für die psycho-somatische Einheit und Integrität der eigenen Leiblichkeit.
  • Das Empfinden des Organismus und die Intuition für seine zuträgliche Ernährung.
  • Mündiges, intuitives und selbstverantwortliches sexuelles Fühlen und Handeln.
  • Das Erspüren der Balance zwischen Selbst-Anforderung und Behutsamkeit.
  • Die nötige Intuition für ein ganzheitliches, vielfältiges Alltagsleben mit sich, den Mitmenschen und der Natur.
  • Die Einsicht, dass wir körperliche, seelische und geistige Wesen sind.

Es ist insbesonders der weibliche und mütterliche Bereich unseres Menschseins, der wieder in unsere Ganzheit integriert werden müsste, die wir sind. Durch die Zurücknahme dessen, was wir ausgegrenzt und abgespalten haben, werden wir wieder in sich ruhende und verwurzelte Menschen sein können.

Dies ist meine/unsere Hoffnung: Durch meditative Atemarbeit und durch eine visionäre und praktische Rückkehr zu unserer eigenen Natur, wie zur Natur «da draussen» werden wir uns mit dem unbewusst so vermissten Weltenkörper wiedervereinigen und werden dadurch zur Ruhe des fliessenden Lebens finden. Die Wunde wird sich schliessen durch das neue Erleben einer innigen Zusammengehörigkeit zwischen innen und aussen, zwischen unserer eigenen Seele und der Weltseele, zwischen Frau und Mann. Diese Heilungsarbeit setzt voraus, dass wir unsere Zerrissenheit erkennen und wir verstehen, dass es Sinn macht, uns am Heilungsvorgang zu beteiligen.
Bei unserer Wiedervereinigung wird unser Atem gross** und unsere Ganzheit als ungeteilte Menschen umfassen – all-umarmend. Menschheit und Erde leben nun in unserem Atem-Raum. Es wird sich Frieden einstellen und Freude wird aufkommen.

*So etwas darf nicht hingenommen werden!

**vergleiche den Beitrag zu ATEM 1 + 2

Zum Titelbild: «Der blaue Planet» Bild von Werner Binder

Weihnachten

was sich als heilig entkleiden möchte.

Was erkennen wir, wenn wir nun nach über zweitausend Jahren nach Christi Geburt die Erde von einem hohen Bewusstseinsstandpunkt aus betrachten?

Wir sehen,
wie weite Bereiche der Erde von einem diffusen, trüben Licht bedeckt sind: Smog, Nebel, durchlöchert von eher dunklen und gleichzeitig grellen Erscheinungen einer überhitzten und doch auch kalten Zivilisation, die sich ausbreitet wie ein Moloch: Mega-Citys, die von Nähe betrachtet von tausendfachen irisierenden Scheinwerfen wie in Aufruhr erscheinen. Ein Atmosphäre von Hetze, nicht zu bremsender Geschwindigkeit bei gleichzeitiger Dumpfheit, Schwere und Depression.
Dann nehmen wir Zerfallserscheinungen wahr: Abfallberge, austrocknende Seen, abgeholzte Wälder. Wir bemerken Maschinenparks, chaotisch wirkende Infrastrukturanlagen, Menschenmengen, die Gesetze und Konzepte schmieden und verwerfen, eben neu Gemachtes, als veraltet erklären in immer schneller werdendem Tempo… und dann wieder lange Menschenzüge, Flüchtlinge auf Pfaden des Schreckens, plötzlich von hohen Mauern blockiert , nicht weit entfernt Vergnügungsparks, Tankstellen, Waffen-Depots, Erklärungen suchende Intellektuelle in Thintanks, Scharmützel zwischen Bevölkerungsteilen und der Polizei. Auffällig viele weisse quaderartige Krankenhäuser wachsen zwischen den Wohnsilos aus dem Boden. Ein Gefühl von lähmender Ausweglosigkeit breitet sich aus. Überall riesige Reklametafeln. Werbung per Videos wohin man sieht. Suchende, die vergessen haben, was sie suchen. Durstende.

Beim Anblick tränen die Augen

Wie Inseln tauchen klare oasenartige Landschaften auf, fast unwirklich, Auenwälder, Weiden, Dörfer und Menschen, die sich langsam und bewusst bewegen. Die Inseln erinnern an Oasen. Sie sind in weiches Sonnenlicht eingetaucht, fast unwirklich, aber an den Rändern schwarz eingefärbt, bedroht.
Man erkennt Bestrebungen, wie sich die Bewohnerinnen und Bewohner dieser Inseln durch Landzungen miteinander zu verbinden beabsichtigen. Aus einer grösseren Distanz erkennt man Leuchtpunkte und lichte Verbindungslinien zwischen ihnen. Es sieht wie eine Zeichnung einer werdenden Gestalt aus, bruchstückhaft zwar und unvollständig, doch ein innerer Drang treibt den Betrachter weiter, herauszufinden, was diese Zeichnung zur Darstellung bringen möchte.

Des Betrachters Blicke wandern rasch hin und her zwischen dieser unruhigen, dunklen und Angst geschüttelten Welt und den Lichtspuren.

Mit der Zeit wird es manchen hellsichtigen Beobachtern allmählich bewusst, dass es der Lichtmensch, der Menschheits-Leib ist, der sich manifestieren möchte. Es ist der werdende Mensch, der auf den Morgen wartet, auf das erkennende Herz.

Die Welt wartet auf das erkennende Herz.

Was sich als heilig entkleiden möchte ist nur mit den Augen des Herzens erlebbar.

Die Umrisse der Zeichen und ihre zusammenhängende Gesamt-Gestalt liegen in den Niederungen des Erden-Bewusstsein im Verborgenen.

So braucht es die Stille der Nacht um zu sehen, was sich als heilig entkleiden möchte.

Es braucht die Stille, um zu sehen.

Stille Nacht – heilige Nacht

Die Unsichtbaren

 Zum Begriff des unsichtbaren Menschen, der von mir stammt: Wenn der Mensch den Kontakt mit seinem inneren Licht verliert, kann er nicht mehr strahlen. Er hat sich verdunkelt, verfinstert, ist zum nach aussen gerichteten Abwesenden geworden; er ist einer geworden, der sich im Äussern verloren hat, weil er nicht mehr vom Innern, also vom Sein gehalten ist. Das, was wir im Innersten sind, leuchtet. Haben wir es vergessen, so hören wir auf zu scheinen und verdunkeln. Wir werden unsichtbar.

 

Der Mensch stürzt in die Unsichtbarkeit. Er irrt durch den Nebel der Selbst-Entfremdung.

Er entfremdet sich von sich selbst, wird zum Schatten seiner selbst. Er entwurzelt sich, trennt sich von seiner Seele ab und damit auch vom inneren Licht. Er spürt die Erde, auf der er geht, nicht mehr.

Der Mensch, als Schatten seiner selbst wird zum Unsichtbaren, der sich von seiner geistig-seelischen, göttlichen Wirklichkeit abtrennt, gleichsam aus dem Licht der Erkenntnis und der Liebe herausfällt und sich dem künstlichen Licht verschreibt, welches ihn blendet.
Geblendet wird alles schwarz vor Augen.
Ist unser Outfit eine Maske, die verdeckt? Glanz ohne Licht?
Ist das künstliche Licht, das sich zum Licht-Smog verdichtet, Ersatz für das wahre, geistige Licht? Das Kunst-Licht, zum Teil aus Atom-Strom gewonnen: Tut es uns in dieser immensen Ausbreitung gut?

Weder das Rendite-Denken und die Ausrichtung auf die Gewinn-Maximierung, noch die neuen Technologien (so gut sie auch sein mögen, wenn sie mit Augenmaas angewendet werden) können uns in unsere Mitte führen. Diese beiden Mega-Trends tragen einen immensen Absolutheits-Anspruch in sich, den Viele -auch ich- als gewalttätig empfinden.

Diese beiden Trends sind daran sich zu einem einzigen zu verschmelzen: Der digitale, neo-liberale Super- oder Übermensch soll entstehen, der sich physisch und verstandesmässig mit künstlicher Intelligenz (Trans-Humanismus) verbinden will, bei gleichzeitiger Verleugnung seiner Seele. DER TREND ist dabei, sich in Gesellschaften, die den Erfolg und die weltweite Vorherrschaft anstreben, durchzusetzen. DER TREND saugt alles an sich, dringt in alle gesellschaftlichen Bereiche ein. Zum Beispiel in die moderne westliche Medizin, in der die Eingriffe alle früheren Grenzen des ethischen Empfindens durchbrechen. Vermehrt werden Chips in den Körper eingefügt um diesen zu optimieren. Die Technologie-Gläubigkeit nimmt geradezu groteske Züge an – auf Kosten der Pflege und der seelischen Betreuung der Patienten – des Menschen überhaupt.
Wie riesig muss doch die Selbst-Verachtung von Menschen sein, die sich ohne Scham als Konsumenten, Verbraucher, Selbst-Optimierer bezeichnen, als Personen, die damit beschäftigt sind, sich immer raffinierter zu inszenieren, um Erfolg und Ansehen zu haben. Ist es denn nicht eine Selbst-Beleidigung, wenn sich Menschen als Kapitalisten sehen, deren Ziel Kapital-Akkumulation ist? Praktisch alle menschlichen Denk- und Handlungsbereiche sind okkupiert von ökonomischen Erwägungen und Sichtweisen, insbesondere vom Renditedenken. Bis tief in die Sprache und tief in die Psyche hinein. Sind wir infiziert?

Haben wir uns abgefunden, uns so zu definieren, weil es üblich geworden ist und wir resigniert haben – oder weil es stimmt?
Nun meine Sicht mag düster sein: Ich stelle fest, dass es einen Mega-Trend gibt, der aber nicht die vollständige Wirklichkeit repräsentiert. Dennoch scheint es mir wichtig und nötig, die Selbst-Verachtung, die wirksam ist, zu erkennen und als Gefährdung wahrzunehmen. Jede radikale Veränderung beginnt mit einem unerschrockenen Hinsehen.
Viele Leute werden einsehen, dass die Menschen (die Mächtigen, die Gescheiten, die Politiker, alle!) nicht mehr aus eigener Kraft zurück finden in das Wissen und in das Gefühl des unendlichen Aufgehoben-sein. Wir haben das Steuer aus den Händen verloren! – Dieses Eingeständnis könnte die Wende bringen – und uns sogar irgendwie trösten.

Ist das alle noch zu managen – oder bedürfen wir der Gnade?

Die Hüterinnen und Hüter des Lichts

Die Aussen- oder Mitwelt ist ein Spiegel unserer Innenwelt, unserer inneren Verfassung, der Seele. Die innere seelische Verfasstheit erzeugt den Charakter unserer Zivilisation und unsere Bewusstheit.
Die Welt ist dunkel, so scheint mir, das Licht dieser Epoche hat sich zurückgezogen. Anzeichen eines globalen Sterbeprozesses sind mit nüchternen Augen zu erkennen. Dies verweist auf unser gefährdetes Innere.

Hüten und nähren wir also die lebendige Liebesflamme in uns, so wird sie einmal auch im Aussen, also in der Welt, in der wir leben, wieder auflodern können.

«Unsere Aufgabe und unsere Übung ist es, dieses Licht am Leuchten zu halten und den Zugang zu diesem Licht zu bewahren. Es weist uns den Weg auf unserer inneren Reise in die Tiefen unseres Seins. Ohne es können wir den Weg nicht finden. Und es führt uns auch in der äusseren Welt und befähigt uns, dort ein Leben mit einem wirklichen Sinn zu finden. Das Licht der Seele ermöglicht es unserem wahren Selbst erfüllt zu sein. Ohne es lebt man lediglich das Leben des Ego auf einer kollektiv oberflächlichen Ebene.»    (Llewellyn Vaughan-Lee)

Nur das wahre Licht des Geistes in uns wird uns zurück in die Sichtbarkeit bringen können. Es wird uns mit unserer Hybris konfrontieren und uns helfen, empathisch zu werden und wieder in Verbindung mit dem Lebendigen zu kommen. Das Geistlicht lässt sich aber nicht zwingen; wir können es nur erbitten. Und: wir haben die Freiheit, uns auf die Quelle, aus der wir sind, auszurichten.
Wenn es dem Menschen (wieder) möglich sein wird zu bitten, wird dies ein Zeichen dafür sein, dass er seine Hybris überwunden hat. In dem Masse wie er erkennt, dass er und die Erde heilig ist, werden seine Kompensationen, seine Ersatz-Handlungen zerbröckeln. Was für eine Erleichterung!
Nur das, was wir im Innersten sind, leuchtet.

STREBEN – FALLEN – Eine Herbst-Betrachtung

Im ehrgeizigen Streben des modernen Menschen hat der Herbst kaum Platz.

Da, im Herbst, senkt sich die Energie. Die Blätter fallen schaukelnd zur Erde. Rückzug ringsum. «Wir alle fallen», meint Rilke.
Nehmen wir die Botschaft des Herbstes in uns auf, so sinken wir langsam  ins Verborgene , ins Versteckte ab. Wir decken uns zu, suchen den Schutz und die Wärme in den erdigen Höhlen unserer Stuben, in der bergenden Schwärze.
Alles wird in uns langsamer; Ruhe breitet sich aus, stille Gegenwart und tieferes Atmen entsteht in uns .
Das kann soweit gehen, dass wir selbst von uns loslassen: jenes Drängende, das sich jedem Ausatmen wiedersetzt, das Ego, das selbstverliebte Erfolgsdenken, das nach Höherem strebt, in Wirklichkeit aber kein Aufstieg ist, sondern ein gehetztes Vorwärtsdrängen.
Loslassen also von dieser kleinen Identität, die ein Aufwachen und den Aufstieg in ein umfassendes Dasein verhindert.
Wir reden von Entschleunigung. Der Herbst bietet die Gelegenheit zu verlangsamen, wieder von Neuem einzuwurzeln im Fundament, auf dem wir beruhen:  der Urkraft des Mütterlichen, der uns tragenden Kraft des Vertrauens, das nicht auf Anstrengung beruht, sondern auf Loslassen.

Wir benötigen den zyklischen Aspekt der Zeit, den Zyklus der Erde, der auch in uns angelegt ist.
Widersetzen wir uns dem Zyklus der Jahreszeiten und des Tages, so entfernen wir uns von der eignen Erden-Natur in uns und erschöpfen uns im Zeitgeist des ständigen Machens und Vorwärts-Drängens, im Stress, über den wir uns beklagen, und uns dennoch nicht wagen, uns ihm zu widersetzen und Nein zu sagen zu jenem Ehrgeiz, der uns aufrisst.

Im Herbst breiten sich im Abendland die wie Pilze aus dem Boden hervorschiessenden Oktoberfeste aus. Die Welt als Oktoberfest – mindestens für ein paar Wochen. Weil wir nicht anders zur Ruhe kommen, flüchten wir in diesen fett-dampfenden Rausch von Hähnchen, Dampf und Bier.

Der Herbst erinnert an unser Innenleben, an die Grenzen des äusseren Wachstums und an die Notwendigkeit der Erholung im Nichtstun und an die Feier des Seins.

«Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.»  Rilke

Jetzt, im Herbst steigen in mir die Gefühle von Wehmut, Abschied und Trauer vermehrt auf. Meine/unsere Sterblichkeit wird mir fühlbarer und bewusster – ebenso wie die Einkehr in die Unsterblichkeit. Ich will diese Gefühle zulassen, ja sie sogar willkommen heissen, denn es ist Herbst, Teil-Wirklichkeit unseres Lebens. Ohne diese eher wehmütigen und schmerzlichen Gefühle an mich heran kommen zu lassen, werde ich nicht zu mir finden können, sowenig wie der Wein ohne Kühle und leichten Morgenfrost nicht zu einem wirklich feinen Wein heranreifen kann.

 

Gebrochene Sexualität – erfüllte Sexualität

Die Kraft der Sexualität
Sexualität, die im Orgasmus gipfelt, ist ein sehr kraftvoller Ausdruck der Lebenskraft und der Lebensfreude, welche im Kosmos ebenso existiert wie in den einzelnen Lebewesen.
Vor dieser intensiven Kraft, die kaum zu bändigen und zu kontrollieren ist, hatten und haben wir Menschen offenbar Angst, gerade weil wir ihre Wildheit und ihre zärtliche und schmelzenden Kraft der Vereinigung nicht zu ertragen scheinen.

Geschwächte und gebrochene Sexualität
Deshalb schwächen und brechen wir ihre unmittelbare Kraft, die auch eine transformatorische ist, mit folgenden Mitteln:

  • Wir verteufeln sie, bezeichnen sie als Sünde;
  • Wir entwurzeln sie, entkörperlichen sie und nehmen ihr die Seele, reduzieren sie auf visuelle Anreize.
  • Wir halten sie an der Oberfläche fest, kommerzialisieren sie.

Nicht-befreite und zurückgehaltene Sexualität führt zu Auswüchsen, wie alles Verdrängte. Das Verdrängte will wiederkehren. Ein aktuelles Beispiel sind die zahlreichen pädophilen Übergriffe in der katholischen Kirche.
Da wir Menschen unsere Sexualität zu lange von uns abgespalten haben, kehrt sie verkümmert und entstellt wieder in unser Bewusstsein, eingezwängt in Scham- und Schuldgefühle. Sie zeigt sich als Suchtverhalten oder in Impulsen, die uns ängstigen, weil wir sie nicht als ich-synton (zu unserem Ich gehörend) erleben können. Lange unterdrückte sexuelle Impulse verwandeln sich oft in Gewalt.
Viele Menschen leiden unter einer unerfüllten Sexualität. Sie legen sie resigniert beiseite und glauben nicht mehr an friedvollen sexuellen Austausch. Sie kompensieren ihre Abwesenheit mit Essen und Trinken, durch Unterhaltungen aller Art, durch unruhiges Reisen oder durch arbeitssüchtiges und stressiges Arbeiten.

Teilen und Mehren der Lebenskraft – Wilhelm Reich
Ohne ein tiefes vertrauensvolles Miteinander von Frau und Mann und ohne freudvollen sexuellen Austausch der Geschlechter entgeht der Menschheit jene Energie, die sie unbedingt braucht, um sich selbst und die Erde vor dem Verfall zu retten.

Nebst der Fortpflanzung des Lebens brauchen wir ein reiches befriedigendes sexuelles Leben, um den Fluss der Lebensenergie aufrechtzuerhalten, zu teilen und zu mehren.

An eine Liste aller Arten von Missbrauch der Lebenskraft durch unterdrückten und gewalttätigen Sex mag ich gar nicht denken, geschweige denn eine solche zu erstellen. Sie würde kaum enden.

Wilhelm Reich, der Psychoanalytiker und Forscher, der ein Leben lang an die Wichtigkeit einer fliessenden und bejahten Lebenskraft und Sexualität erinnerte, wurde, wo immer er war in seinem Leben, abgelehnt und verspottet. Er schrieb in seinem Buch «Christusmord» folgendes:

„Das lebendige Leben wird von Christus repräsentiert. Er ist einfach ungeniert gesund – und allein. Weil er so ist, wie er ist, erinnert er alle anderen Menschen an ihre emotionelle Verkrüppelung. Er ist faszinierend, die Menschen saugen sich mit seinem brillanten Charisma voll, doch sie können nicht so sein wie er, obwohl jeder Mensch diesen Christus, das ungepanzerte, nur lebendige Leben in sich trägt. Die Erkenntnis, dass sie so sein könnten wie Christus und dass sie dieses lebendige Erleben niemals erfahren werden, dass es nicht zu „haben“ ist, diese Erkenntnis ist ein unerträglicher Schmerz. Die einzige Methode, sich Christus zu bemächtigen, ist seine Vernichtung. Und deshalb müssen sie ihn ermorden. Sie ermorden den Christus seither in allen Kindern, sie ermorden ihn in der natürlichen Umgebung und in sich selbst.“

Sexualität und Alter – Spiritualisierung der Sexualität
Viele Mensch unterdrücken ihre Sexualität oder mindern sie, wenn sie älter werden. Sie drosseln ihre Flamme und damit ihre Lebensenergie, wodurch sie krankheitsanfälliger werden. Und: ihre Lebensfreude vermindert sich.

Wir benötigen die Flamme der sexuellen Kraft solange wir leben, ob wir nun unsere Sexualität aktiv (physisch) ausleben oder nicht: sie sollte brennen. Dafür müssen wir ev. den Schmerz darüber aushalten lernen, sie mangels Gelegenheit oder Krankheit nicht immer ausleben zu können oder zu wollen.

Ich glaube, dass der Mensch eine gewisse Reife erlangen muss, um die kosmische Dimension (die ich besonders als Kraft und Schönheit erfahre) in die Sexualität integrieren zu können. Gerade der gereifte, ältere Mensch hat die Möglichkeit, sich dafür zu öffnen.

Die Sexualität will «spiritualisiert» werden, damit sie sich erlösen kann – damit die unsägliche Spaltung von Geist und Materie, von Spiritualität und Sexualität überwunden werden kann. Wäre dies nicht eine wunderbare Alters-Vision?

Zum Schluss Friedrich Nietsche:

Denn alle Lust will Ewigkeit -,
tiefe, tiefe Ewigkeit.