7 Christus: Die Kraft der Menschwerdung und der Menschheits-Werdung
Die Hingabe an das Christuslicht bewirkt die Entfaltung hin zu dem, was Christus ist und ausdrückt. Seine Wandlungsenergie fliesst in uns ein, wenn wir sein Wesen aufnehmen, das lebendige Brot, das er ist, uns einverleiben, ganz zu uns selbst kommen, uns in der Tiefe, im Kern, finden. Christus ist die Kraft, die unsere Selbstfindung, die Verwirklichung unseres Wesens, bewirkt, in die ursprüngliche Bewegung des Lebens versetzt, uns die Geburt unseres wahren, göttlichen Selbst gibt. Denn er ist und verkörpert unseren Kern und gleichzeitig ist er der Weg dahin.
Christus ist der Anfang (Alpha), das höchste Ziel (Omega) und der Weg (die Zeit, der Prozess) dazwischen. Er ist der Weg zu uns selbst, also zu unserem höheren Selbst. Dieses zu finden und zu realisieren ist das Ziel (Omega), das im Ur-Anfang, in der ersten Wirklichkeit uns zu Grund gelegt ist.
Wenn wir unser Herz mit dem Christusherz verbinden entsteht eine starke Anziehungskraft, die wir auch Erotik nennen oder Magnetismus. Diese Liebeskraft bringt uns auf den Weg der Selbst-Realisierung, der Selbst-Verwirklichung. Das höchste Selbst, das Christus-Selbst, Repräsentant der Gottes-Wirklichkeit, öffnet die kreative, heilsame Spannung zwischen Ursprung (Anfang) und dem Ziel (unsere Heilung und Ganzwerdung), der Gottes-Schau. In dieser Spannung entsteht unser individueller Weg und es zeigt sich der Weg der Menschheit. Die Evolution.
8 Der Entwicklungs-Sprung:
Empfangen – versus Abwehr der Gnade
Der Sehnsucht nach der Wieder-Vereinigung, der Verschmelzung mit dem göttlichen Ursprung, steht die Angst vor der Erlösung und der Heilung gegenüber, der Angst vor Nähe und Intimität. Der innere Drang nach Selbst-Zerteilung und Zerstückelung wird als „das Böse“ bezeichnet, als „Teufel“ (Widersacher, Diabolo, Ahriman, Luzifer, usw.) oder als „Unreife“.
Wie immer wir die menschliche Abwendung und Ablehnung der göttlichen Gnade nennen wollen: es ist offensichtlich, dass die Menschheit geschwächt ist. Wir können feststellen, dass wir Mechanismen und Strategien zur Selbstschwächung entwickelt haben, die es uns erschweren mit dem göttlichen Licht und dem universellen Mitgefühl in Kontakt zu kommen. Es ist die Angst vor dem tiefgreifenden Wandel, der uns solche Abwehr-Strategien entwickeln lässt. Die Angst neigt dazu, gewalttätig zu werden. Die Angst kann aber auch als Motor zur Bildung von Vertrauen angesehen werden. Eine heilsame Betrachtungsweise!
Wirkungsvoller als die Abwendung von den Kräften des Zerstörerischen ist die beharrliche Entwicklung der Liebeskräfte, insbesondere der Geduld, der Feindesliebe und der Sanftmut.
Die Angst vor der eigenen Heilung und der Heilung der Welt so wie die Abwehr des Lichtes, ist schwer zu ertragen und schwer zu verstehen. „Er war das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, der zur Welt kommt. Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, und die Welt hat ihn nicht erkannt. Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht auf.“ So die Klage des Johannes im Prolog des Evangeliums.
Diese Zurückweisung, Ablehnung ist nach wie vor sicht- und fühlbar, wo immer man hinblickt. Der Widerstand gegen den Impuls zur Entfaltung ist erstaunlich und erschreckend.
Die starken Ego-Kräfte, verstärkt durch unser extrem materielles Weltbild, verbieten gewissermassen Hingabe und setzen an ihre Stelle Kontrolle. Diese ist von Angst geleitet. Empfänglichkeit ist aber Ausdruck von Vertrauen. Der Mensch versucht auch die intimsten und prägendsten Phasen des Lebens unter seine Regie und Kontrolle zu bringen: Geburt und Sterben. Die Eingriffe in das Lebendige sind übermächtig geworden – die Tendenz ist zunehmend.
Befreien wir uns aus dem Korsett dieser gewalttätigen Selbst-Einschnürung und Fesselung. Wenn wir es nicht aus eigenem Antrieb – in freiem Willen und in Einsicht – tun, werden es Krankheiten, Unfälle und Naturkatastrophen für uns tun müssen.
9 Empfänglichkeit
Wenn wir unsere Hände öffnen und in einer Haltung der Empfänglichkeit und Hingabe einatmen, dann können wir spüren, dass uns alles gegeben ist, was wir benötigen, um zu unserer Mitte zu finden, das heisst zu heilen. Der Widerstand gegen unsere Heilung ist beträchtlich.
Der Bewusstseins-Zustand unserer Erde ist sehr erniedrigt. Er ist weitgehend bestimmt durch eine Anspruchshaltung, zusammengefasst in der Aussage: „Ich will jetzt Dinge haben und darüber ohne Verzögerung verfügen.“
Das höhere, göttliche Bewusstsein hingegen erfordert eine sensible, hingebende Empfänglichkeit, die wir uns im Allgemeinen zuerst wieder erarbeiten und einüben müssen.
Nur durch eine feinfühlige aufnehmende Empfänglichkeit sind wir in der Lage, die Ströme seiner Zuwendung in reiner Form zu empfangen.
Folgende Schritte müssen wir einüben:
- Wir machen uns leer und frei von eigenen Vorstellungen und Konzepten, von Mustern und Gedanken von denen wir ergriffen und bestimmt sind.
- Leer-Raum soll aufgehen, Empfängnisraum, Gebärmutter-Raum.
- Es ist nötig, dass wir die Wesenheit Christus einladen und bitten, in uns einzuströmen, einzuwirken. Das braucht etwas Mut und Vertrauen und den Glauben, dass es gut ist, wenn wir uns unsere Hilfsbedürftigkeit eingestehen und davon ausgehen, dass es eine Kraft gibt, die es gut mit uns meint.
- Dadurch kann unser Wesenskern angeregt werden, zu erwachen, zu gedeihen, im Strom der Evolution aufzugehen, zu erblühen.
- Der Glaube, es möglich zu halten, dass das Wesen – Christus – in uns eingeht, um unser eigenes Christus-Wesen anzuregen, unseren Kern ins Leben zu bringen, damit er sich erfüllen kann.