Werners  Blog

Offener Brief an den globalen Weisen-Rat der indigenen Völker

Geschätzte Damen und Herren des globalen Weisen-Rates für indigene Völker,
werte Schamaninnen und Schamanen, Medizinmänner und Medizin-Frauen, Heiler*innen und Forscher*innen für das Miteinander von Erde und Mensch,

Wir, die sogenannt «entwickelten, zivilisierten» Bürger*innen der «modernen» Nationen sind nun dabei, Covid- 19, also das Virus der Corona-Krise zu bekämpfen.

Meiner Meinung nach, tun wir es auf eine hilflose Art, auf die alt-bekannte Weise der Symptombekämpfung, wie wir sie von unseren Eltern, den Schulen, den Unternehmungen und dem Militär gelernt haben. Dies befriedigt mich/uns nicht.

Ich bin ein Welten-Bürger der Erde und spreche wohl auch für viele andere Menschen der vermeintlich entwickelten Länder dieser Welt.

Es fehlt meiner Ansicht nach an der Tiefe und Breite des Verständnisses, wie wir die Krise erfassen und wie wir ihr begegnen.

Deshalb wende ich mich an Sie, geschätzte Frauen und Männer. Ich glaube, dass wir «Zivilisierte» das gefühlte und erlebte Verständnis für die Verbindung von Erde und Mensch vergessen haben. Hilflos sind wir, tastend, unsicher, hart und manchmal fanatisch. Ich fühle fest, dass es uns an Weisheit und angemessenem Handeln fehlt.

Deshalb wende ich mich an Sie und Ihre Ahnen, weil ich überzeugt bin, dass ihre Wurzeln tiefer, viel tiefer reichen.

Ich glaube, dass wir uns der tiefliegenden Ursachen der Krise höchstens ansatzweise bewusst sind. Es fehlt uns an Wissen. Wir halten uns für gescheit, doch dieses Wissen ist kopflastig; es hilft uns jetzt nicht weiter. Wir sind auch nicht in der Lage, die Folgen der Anordnungen, die Politiker und Virologen unserer Gesellschaft treffen, richtig abzuschätzen. Zum Beispiel, denke ich, dass der Hausarrest vieler Bewohner*innen der «zivilisierten» Völker, zu einem Verlust an direkter Sonnenbestrahlung führt – und ich frage Sie: Ist das gut, gesund und förderlich? Wahrscheinlich wissen Sie viel mehr über die Bedeutung der Sonne, ihrer Geistkraft und ihrer Bestrahlung, wie Sie wohl auch mehr wissen über die Heilkraft der Erde, der Natur und ihrer «Spirits».

Bitte helfen Sie uns, wir brauchen Ihre Weisheit jetzt. Mit Massnahmen allein können wir uns nicht retten. Wir sind zu Macher*innen verarmt, zu Kopffüsslern.

Es ist nun wichtig, dass wir uns nun wieder vermehrt mit Ihnen und Ihren bedrohten Völkern, die wir weitgehend ausgerottet haben, verbinden. Die Unterdrückung Ihrer Existenz durch unsere meist wohlhabenden, ausbeuterischen Völker, ist vielleicht eine der Ursachen unserer Krankheit und unserer Hilflosigkeit.

Wir können Sie nur um Verzeihung bitten. Wir haben Unrecht gegen Sie getan, wie wir auch gegenüber der Erde und der Natur ungerecht und räuberisch handeln.

Wir haben nicht mehr auf den Grossen Geist, Uakan Tanka, gehört, sondern haben stattdessen unsere technischen und wirtschaftlichen Errungenschaften auf den Thron gestellt und sie verehrt.

Da ist Vieles schief gegangen und Viele von uns spüren das unterschwellig.

Bitte zeigen Sie uns unsere Fehler auf, helfen Sie uns, unsere Sicht auf das Leben auf Erden zu erweitern, helfen Sie uns, wiederzuerkennen, dass die Erde und alles Leben auf ihr heilig sind.

Bitte!

Ihr WB und zahlreiche Bürger*innen unseres Planeten.

 

PS: Ob es diesen Rat auf physischer Ebene gibt, weiss ich nicht, vermutlich aber im Geistigen.

Das Gefühl für das richtige Mass

Ein Bild für den Zustand des Menschen: Wir starren auf unsere Geräte (und Nöte), vor denen wir sitzen, absorbiert von unseren Alltagsverrichtungen, der Blick nach unten gerichtet, der Nacken ist starr. Es wäre gut, das Gesicht ab und zu nach oben zu richten, also aufzublicken, der Sonne zu, hin zu dem, was uns zusammenhält. Es wäre hilfreich, den Kopf mehr zu bewegen, ihn kreisen zu lassen, auf dass wir nicht gefesselt sind, nicht in einer Richtung erstarren, sondern beweglich bleiben. *

Wenn der Mensch im Gleichgewicht ist, so findet er sein richtiges Mass dafür, seinen Möglichkeiten angemessen zu leben und zu handeln. Er hat ein ausgeprägtes Gefühl dafür, wenn ihm etwas zu viel ist, wie auch, wenn ihm etwas zu wenig ist. Ist sein Gefühl für das stimmige Mass gut entwickelt, so können wir von einem ausgeglichenen und ausgleichendem Menschen sprechen; ein Mensch in Harmonie, der gut spürt, wann die Zeit gekommen ist zu handeln und wann es Zeit ist zu warten und einen Prozess reifen zu lassen. Er verzögert nicht, überstürzt nicht, weder verfällt er in Aktivismus, noch verschläft er den richtigen Moment sich auszudrücken und einzugreifen.

Gewiss: es ist nicht der Zweck des Lebens, immer ausgewogen zu sein; Übertreibungen aus Lebenslust und Lebensfreude stellen auch wunderbare Ausbrüche aus der Normalität des Lebens dar, sollten nicht vermieden, sondern zelebriert werden.

Über das Ganze gesehen, ist es aber sicher eine anstrebenswerte Tugend intuitiv das richtige Mass zu spüren.- Dadurch schleifen sich nicht Einseitigkeiten und Extreme in das Leben ein, die Vorherrschaft beanspruchen. Der Nacken bleibt entspannt.

Der Mensch, wenn er ganz eingemittet ist, also verbunden mit dem Wesenskern seiner Seele, wird stets zur rechten Zeit am rechten Ort sein und er wird spüren, wann etwas beginnen soll und wann etwas enden soll. Er weiss es, weil seine Seele ihn führt, weil er mit seinem Wesen, das er ist, in einer einvernehmlichen Beziehung ist.

Die heutige Menschheit leidet in der Regel unter einem Zuviel. Unsere Gesellschaft ist so programmiert, dass sie uns unter einer Flut von Reizen betäubt. Wir sind deshalb überreizt, nervös, weil wir von starken, grellen Eindrücken überflutet sind. Dauernd. Sei es durch Reklame, Verkehrsschilder, Internet und Smartphones. Stundenlang täglich sitzen wir vor Bildschirmen und lassen uns vor allem visuell überfordern.

Es ist ein Zuviel an digitaler Technologie, an Esswaren, an Konsum, Reisen, Unterhaltung, Arbeit. Wir wissen es und wir wissen auch, dass wir im Allgemeinen mehr oder weniger süchtig sind. Jedes Zuviel hat ein Zuwenig an seiner Seite: zu wenig Stille, Musse, Nichtstun, Kreativität, Lachen, Zärtlichkeit, Sexualität, Schlaf.

Diese dauerhafte Berieselung und Überflutung reisst unsere gesunden Immunitätsschranken nieder. Es bildet sich eine gefährliche Grenzenlosigkeit heraus. Wir spüren nicht mehr, wann wir müde sind, überfahren die Rufe unseres Herzens, werden blind für die Gefahrenzeichen, die sich uns meistens mittels Körperempfindungen mitteilen.

Wir überfahren uns und andere, spüren kaum mehr, wann wir zu laut und wann wir zu leise sind. Die gesunde psycho-somatische Immunität ist dadurch sehr geschwächt, das Nervensystem überreizt und entzündlich und die Dosierung der Medikamente, die wir infolge dessen zu uns nehmen nicht unseren Möglichkeiten angepasst – meist überdosiert. Und so auch psychisch: Wir fühlen es kaum mehr, wann es an der Zeit ist, nein zu sagen oder später. Das innere, gesunde Gegengewicht ist geschwächt, die Stimme aus der Seele ist bei Vielen betäubt und wir haben es verlernt, sie feinfühlig zu beachten.

Wenn uns die relative Welt massiv dominiert und die Stimme aus dem Absoluten verblasst, die wir im Herzen empfangen, geraten wir schnell aus dem inneren und äusseren Gleichgewicht und wir verlieren uns.

Verlorene Töchter und Söhne sind wir geworden, die wir abgespalten sind von den natürlichen Rhythmen und Zyklen und erst recht vom Kern, der alles zusammenhält.

Wie so oft, empfehle ich auch hier, die Weisheit des Atmens einzubeziehen. Insbesondere das achtsames und bewusstes Einatmen hilft, die Verbindung zum Herzinneren, dem Lichtherz, wieder zu verstärken, die Stimme des Herzens wieder zu erwecken, die uns hilft, rhythmisch, getimt und sensibel durch unser Leben zu wandern und zu tanzen: als Hörende und aus unserem Herzen Handelnde.

Zum gegenwärtigen Atemzug der Menschheit: In den letzten Jahren vor der Corona-Krise hat die Menschheit irgendwie gewalttätig, schroff und gestresst eingeatmet und ist nun beim folgenden Ausatmen kollabiert, in eine Lähmung gefallen. Dieser Zusammenbruch des überreizten und gestressten Systems ist wohl auch Folge des Zuviel. Die wirtschaftlichen «Fortschritte» der vergangenen Jahre, sind schlagartig zusammengebrochen.
Ein Extrem folgte dem andern, eine Masslosigkeit der anderen. Man könnte sagen, dass der Menschheits-Atem bi-polar, manisch-depressiv ist.

Es bleibt, um die Demut zu bitten, uns einzugestehen, dass wir Menschen nicht im Besitz der ganzen Wahrheit und Weisheit sind und dass es nötig ist, dass wir uns lauschend dem seelischen Wesenskern hingeben, der uns hilft, in den natürlichen Rhythmus des Lebens zu finden. Wir können davon ausgehen, dass wir ihn dann gefunden haben, sowohl individuelle wie auch kollektiv, wenn unser Atem sanft und weit geworden ist.

Es ist also höchste Zeit, dass wir uns ausrichten, auf das, was uns zusammenhält.
Wesen und Seelen, welche spüren und erkennen, was uns zusammenhält, werden um dieses Gemeinsame herum einen Kreis der Liebe bilden. Ich nennen diese werdende Gemeinschaft Agapolis (Agape= göttliche Liebe, Polis= Stadt/Gemeinschaft): Die Gemeinschaft der Liebenden. Teilweise ist sie unisichtbar, teilweise sichtbar.

Es ist also höchste Zeit, dass wir uns ausrichten, auf das, was uns zusammenhält.


*Bei der Konzentration auf Nacken und Kopf ist es auch sinnvoll auf folgende Energiepunkt, (hintereinander oder gleichzeitig) die Aufmerksamkeit zu legen: Auf das 3. Auge (Stirn-Chakra), auf das Kron-Chakra (Scheitel) und auf jenes weiche Grübchen am Hinterkopf (das auch Himmelstor genannt wird). Dabei kann der Kopf still oder kreisend sein, oder abwechselnd.

Beitragsbild: Die Mässigkeit, Tarot-Karte.

 

DIE LIEBE FREI LASSEN

Da sich die Mächte der Angst zu dieser Zeit machtvoll inszenieren, scheint es mir nun vordringlich zu sein, dass ich/wir uns vermehrt auf die LIEBE ausrichten.

«Gott ist die Liebe» wird gesagt» – und ich stimme dem zu. Fast.
Keine Aussage über Gott, wie auch über die LIEBE wird dem, was wir als Gott und als LIEBE bezeichnen, ganz gerecht. Vielleicht spüren wir Gott, aber wie könnten wir dieses Mysterium ganz ergründen und erst recht mit einer kognitiven Sprache? Könnten wir es, wäre es kein Mysterium mehr. Dasselbe gilt für die göttliche LIEBE. Sie ist ein grosses Gefühl, ein Bewusstseins-Zustand, eine kosmische Kraft, sie ist Ursprung und die Kraft aller Vereinigung – ja, und alle diese Begriffe sind zutreffend, reichen aber nicht aus, sie vollständig ins Erleben und ins Verstehen zu bringen. So wie Gott, ist auch seine ausstrahlende, grenzenlose LIEBE geheimnisvoll, nie ganz fassbar, greifbar; sie übersteigt unser Fassungsvermögen, unseren Verstand erst recht, der nicht einmal im Ansatz fähig ist, die LIEBE in der Tiefe zu empfangen und zu erfahren.

Ich lebe für die LIEBE – sie ist mir alles. Sie bringt mich um den Verstand, zum Verschwinden und schafft mich neu. Sie ist vollkommen unberechenbar, schon gar nicht steuerbar und gerade deshalb verehre ich sie. Ja, und gleichzeitig ist sie das Treuste, was ich kenne. Sie ist das ewige Ja, das ICH BIN DA.

Manchmal spüre ich zu ihr eine unendliche Leidenschaft und Hingabe-Bereitschaft, die mich an den Rand der Auflösung bringt. Ich spreche nun von ihr, als ob sie eine Person wäre und wer weiss: vielleicht ist sie es auch, in einer Weise, die ich manchmal erahne.

Ich schreibe das Wort LIEBE gross, um es von der kleinen ego-behangenen Liebe abzugrenzen, welche an zahlreiche Bedingungen geknüpft ist.

Die LIEBE erinnert mich an ein Menschenwesen, das seine Arme ganz offenhält, um die Liebessucherin ganz an ihr Herz zu nehmen, sie zu schützen, so dass sie sich völlig aufgehoben und akzeptiert fühlt und sie gleichzeitig frei lässt. Vollkommen. Arme, die also ausdrücken: Wann immer Du es brauchst: fühle Dich willkommen und ganz angenommen und frei jederzeit zu gehen, um deinen eigenen Weg zu suchen und zu finden.

Und, so sagen die liebenden Arme: Wenn du auch gehst, so bleibst Du in meinem Herzen, wo auch immer du hingehst.

Und dies gleichzeitig: Der Liebende hält und lässt frei; er umarmt und gibt allen Raum, den wir benötigen. Die gleichen Arme umarmen und geben allen Wesen Seins-Raum.

LIEBE befreit, dehnt aus und erweitert den Bewusstseins-Raum, immer, während Angst einengt und bindet (vergl. meinen letzten Blog: Das Virus der Angst).

Kein Anflug von Zwang, von Müssen ist in der LIEBE zu erkennen. Da werden keine Auflagen gemacht, keine Bedingungen gestellt, da sind keine unausgesprochenen Erwartungen versteckt wirksam. Die LIEBE ist vollkommen rein – wie klares Wasser.

Manchmal spüre ich die Tendenz in mir, mit der LIEBE etwas zu machen, sie an ein Konzept von mir anzubinden.

Aber ich spüre die feste Absicht, sie frei zu setzen, frei zu lassen, wie sie mich frei lässt. Ich fühle die Absicht, ihr allen Raum in mir zu geben, damit sie geschehen kann, wie der Wille:

Dein Wille geschehe. So auch die LIEBE. Diesem Geschehen möchte ich Raum geben.

Das bedeutet Kontroll-Verlust. Und den will ich einüben, weil ich weiss (aber ich weiss es noch nicht vollständig), dass ich mit dem Anspruch nach Kontrolle, der letzten Ausbreitung und Verwirklichung meines Lebens entgegenhalte. Und dieses Entgegenhalten soll ein Ende finden. Ich weiss ja, die LIEBE bedeutet immer auch Sterben. Sterben des Widerstandes, des Anspruchs und der Kontrolle.

Ich fange an, die LIEBE frei zu lassen.

 

Das Virus der Angst: Corona

Noch gestern sagte ich zu einer Kollegin, dass ich sicher keinen Blog über das Corona-Virus schreiben werde. Knapp 24 Stunden später schreibe ich darüber. – Sage niemals nie.
Panik
Ich habe in den letzten Wochen möglichst wenig Nachrichten über das Virus an mich herankommen lassen, habe also sehr selektiv die Zeitungen gelesen und TV geschaut. Ich will mich nicht primär gegen das Virus schützen, sondern gegen die damit einher gehende Angst-Panik-Welle, die machtvoll über die Erde schwappt und sehr viele latente Ängste an sich saugt, wie eine Nassschnee-Lawine Geröll an sich bindet. Es ist also weniger das Virus, das mich ängstigt, als die überall aufkommende Panik und eine schleichend sich verstärkende paranoide Stimmung, die sich an die realistische (auch gesunde) Furcht vor Corona anhängt und mir zeigt, wie mächtig die weltweiten Ängste sind, die nun Gelegenheit finden, sich zu manifestieren.

Ängste, insbesondere, wenn sie diffus sind, haben eine niedere, schwere und niederdrückende Schwingung. Sie haben die Tendenz, zu vereinnahmen, Leben an sich zu binden, zu fesseln. Nur Ängste, die im Licht des Bewusstseins auftauchen, finden eine erlösende Transformation.

Trotz aller «Corona-Abstinenz» musste ich mir eingestehen, dass mich diese Angstwelle dennoch erreicht hatte in Form von Gedämpftheit, Müdigkeit und Mattigkeit. Freude und Licht, die ich üblicherweise in mir spüre, flossen nur noch verhalten.

Das Virus hatte mich also doch erreicht. Das Virus der Angst – nicht das Corona-Virus. Es war mir also nicht gelungen, die Laterne des Pilgers fest in der Hand zu halten.
Kaum wurde mir dies bewusst und kaum hatte ich mir diese Schwäche eingestanden, wurde es sogleich merklich heller in mir.
Es ist nicht zu spassen mit kollektiven Ängsten. Sie sind machtvoll. Sie verstellen die Tore zum Licht und zur Liebe.
Konditionierte Berichterstattung
Die kapitalistisch-materialistische Weltanschauung (Marktradikalismus nennt sie Joachim Pfeffinger: vergl. Kommentar des letzten Blogs) und ihre Gebote, Verbote, samt den üblichen Reaktionsweisen, haben die meisten Menschen internalisiert. Sie, insbesondere die Journalistinnen, haben auf die welt-überschwappende Corona-Welle auf die typische, konditionierte Art berichtet und reagiert: mit Zahlen, Statistiken, Ordnungsanweisungen und Massnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Virus. Dabei haben sie weitere Angst erzeugt. Nun sind es eben Angst und Stress, welche die Immunität des Menschen schwächen und somit die Ansteckungsgefahr vergrössern. Durch die vielen ängstlichen Reaktionen und die wuchtigen Massnahmen wird Corona einerseits eingedämmt und gleichzeitig in seiner Ausbreitung -eben durch die Herabsetzung der Immunität – verstärkt. Die ca. 60 Millionen Italiener, zur Quarantäne im eigenen Haus verbannt, werden die Zeit zwischen dem Fernseher verbringen, der ununterbrochen über Corona berichten wird und einem vollen Teller mit Pasta -statt auf Spaziergängen in der Natur ihre Immunität zu stärken und sich an der Frühlingssonne zu erfreuen. Aber nicht alle sind so: In Nepal singen viele „Gefangene“ auf den Balkonen, lassen sich also nicht einschüchtern.

Angst macht gehorsam.

Ich habe mir die Frage gestellt, ob es sein könnte, dass die verbreiteten Menschheitsängste und der verbreitete und zunehmende Stress das Corona-Virus erzeugt haben. Wenn es wahr ist, dass Gedankenmächte, die Eigenschaft haben, sich zu verkörpern, dann könnte es ja sein, dass sie auch Viren bilden können. – Kaum habe ich dies gedacht, ist in mir eine Zensur-Stimme aufgetaucht. Sie sagt: «Wenn Du das laut sagst, werden Viele denken, dass du nun unrettbar der Esoterik anheimgefallen bist.»

Auch der Gedanke, ob allenfalls das G5-Netz mit Ursache der Pandemie sein könnte, ordne ich dem allgemeinen Tabu-Bereich zu.

Ich habe festgestellt, dass es nicht leicht ist, sich solche Gedanken nur schon einmal zu erlauben, geschweige denn sie zu äussern. Gedanken, Gefühle und innere Bilder, die gegen das herrschende System und damit gegen seine Ideologien verstossen, verbieten wir uns, äussern sie nicht oder nur in bagatellisierter Form, wenn überhaupt. Wir Menschen reagieren also im Allgemeinen gemäss den verinnerlichten Denk- und Verhaltensmustern. Bei Stress regredieren wir auf frühere, Denk- und Reaktionsmuster, von denen wir glauben, sie schon längst überwunden zu haben. Wie schon gesagt: Angst macht gehorsam.

Es ist also «einfacher» beim Alten zu bleiben, welches heisst: (vermeintliche) Sicherheit geht vor, Symptombekämpfung hat Vorrang. Fragen, die den rein materiellen Blickwinkel durchbrechen sind zu unterlassen. Aber eben: dies denken wir in der Regel nicht bewusst, es ist bereits eingefleischtes, konditioniertes, unbewusst gewordenes Verhalten.
Die Schweiz und das Corona-Virus:
Zur dunklen Seite der schweizerischen Mentalität (eine helle Seite gibt es zweifellos auch):
Die Schweizer-innen, vorsichtig und konservativ wie sie sind, neigen dazu, sich nur soweit ethisch und mitfühlende zu verhalten, wie es ihren Wohlstand nicht beeinträchtigt, also wie es den geschäftlichen Tätigkeiten nicht schadet; Krisen und Missstände aller Art vergolden wir Schweizer, versteckt hinter dem Tarnmantel der Solidität und Neutralität – vergleiche Cryptoleaks. Nach diesem Muster werden wir wohl auch mit der Pandemie fertig. Wir werden sehr vernünftig handeln, sorgfältig bedacht, die inneren Gesichtspunkte, die tieferen Fragen, nicht zu beachten und die wirtschaftlichen Aspekte in den Vordergrund zu rücken und dabei vielleicht einige geschäftlichen Perspektiven erarbeiten und diesen alle erdenklich Beachtung schenken – leise und bedrückt.

Leise und bedrückt, so, wie viele Schweizer durch die Welt gehen.

Ich werde mich nun der Frühlingssonne zuwenden und ausgiebige Spaziergänge unternehmen, zur Stärkung meiner Immunität und einfach, weil es mir Freude macht.

Beitragsbild: Anschlag an einer Kirchentüre, wo u.a. steht: «Wir empfehlen älteren oder kranken Personen, die Gottesdienste nicht zu besuchen» !?

 

 

Dissoziation – Zusammenhalt

Seit Jahren erlebe ich die Zerschlagung von internationalen Bündnissen (z.B. die Abrüstungsverträge), ein Abbröckeln von Solidaritäten und globalen Bestrebungen für eine lebenswerte Welt im Einklang mit der Natur. Dies erfahre ich seit dem Aufkommen der wirtschaftlichen Globalisierung und dem Neo-Liberalismus, verstärkt aber ungefähr seit der Wahl von US-Präsident Trump.
Zerwürfnisse, statt Zusammenhalt. Das Wiederaufkommen des Nationalismus und des Gruppen-Egoismus erschreckt mich, ebenso die Unwilligkeit der Europäer gemeinsam ein Abkommen zu erarbeiten für eine gerechte Zuteilung der vielen Flüchtlingen an die Länder. Jeder und jede Nation steht sich selbst am nächsten, alle scheinen vermehrt für ihre nationale Bevorteilung zu kämpfen.

Das Mitgefühl endet bei den Aussen-Grenzen.

Das Bewusstsein einer Welt als Familie, getragen zum Beispiel von einem weltweiten Rat der Ältesten – einen Waisenrat, zusammengesetzt aus Vertreterinnen aller Kulturen und Religionen, scheint in immer weitere Ferne zu rücken.

Einmal mehr scheint Moses aus Zorn die Gesetzes-Tafeln zu zerschlagen, als er vom Berg hinuntersteigend den Tanz des Volkes um das goldene Kalb sieht.

Einmal mehr bröckelt der Turmbau zu Babel.

Wahrheit erodiert. Manipulationen und Fälschungen werden immer raffinierter eingesetzt, um bestimmte Wirkungen, sprich Vorteile, zu erzielen.

Dissoziativer Zerfall weist auf das Fehlen eines inneren Kerns, beziehungsweise auf den Kontaktabbruch zu demselben hin. Es ist derselbe Kern, den ich in meinem Essay über die Seele zu beschreiben versuchte: es ist das Leuchten der innersten Wahrheit und der Liebe, der Ursprung des Kosmos, des Lebens, des Menschen. Wenn die Aussendung des Kerns an lichtundurchlässigen grauen Mauern abprallt, zerfällt der Zusammenhalt der organischen Ganzheiten (der betreffenden Holons). Dann werden geschwächte Bereiche des Ganzen abgestossen, abgespalten, zerstückelt, fragmentiert. Das Ganze zerfällt chaotisch zu Einzelteilen. Bei der menschlichen Person sind es oft traumatisierte, schmerzende Persönlichkeits-Anteile, die abgespalten werden oder unerwünschte, nicht verstandene Begabungen.

Bezogen auf die Gesellschaft sind es meistens Minderheiten, die stigmatisiert und ausgestossen werden. Das Geschwächte scheint immer zuerst ausgesondert zu werden. Müsste es nicht umgekehrt sein?

Die Zentrums-Flüchtigen vergessen wahrhaftig einzuatmen – zu aussen-orientiert sind sie.

Wird der Wesenskern eines Lebewesens geschwächt und in seiner Abstrahlung behindert, verliert das Wesen (eine Person, eine Gruppe oder eine Gesellschaft) den Zusammenhalt (Kohäsion) und die geschwächten Anteile brechen aus der Ganzheit heraus; sie werden gleichsam ins Unbewusste abgeworfen wie Unrat. Der Organismus erkrankt, zerfällt.

Dann zerbrechen die Tafeln, die Gott geschrieben hat und sie dann Moses überreichte: Botschaften an das Volk, welches selbstvergessen im Tanz um das goldene Kalb, diese nicht anzunehmen bereit war/ist.

***

Es ist eine unsichtbare Gemeinschaft im Werden. Es sind die Licht-Sucher-innen, die Erwachten, die Überganswesen* (man beachte meinen Blog vom 18. Januar), die Liebestänzer-innen, die den Weg hin zur Mitte gehen, bewusst einatmend bei jedem Schritt zur Mitte hin.

Dadurch hüten und stärken sie die lebendige Liebesflamme in ihrem Innern und im Kreis der LIEBE. Sie tun dies auch stellvertretend für das Leben auf Erden.

Die Bedeutung bewussten Einatmens im Alltag werde nicht unterschätzt, denn wir leben in einer Gesellschaft, welche so beschaffen ist, dass sie uns wegreisst von unserem Kern, unserem wahren Selbst. Sie erzeugt Benommenheit, Selbst-Vergessenheit und Selbst-Verlorenheit. Bei unbewusstem und oberflächlichem Einatmen werden wir von angstbesetzen Gedanken überschwemmt und getrieben, atmen wir bewusst, so bleiben wir mit dem nährenden Zentrum unserer Seele, das uns auch reinigt und ausrichtet, verbunden.

Diejenigen, die sich nach innen ausrichten bauen im Wissen um die werdende Gemeinschaft bei jedem Atemzug, den sie bewusst tun, am Haus Sancti Spiritus, wie es die Rosenkreuzer** nennen. Dieses Haus meint ein Kraftfeld, bzw. ein Brennpunkt auf jener Geist-Seelen-Ebene, wo Mensch und Geist sich begegnen, wo das innere seelische Wesen letztendlich mit dem göttlichen Geist verschmilzt.

Ich nenne diesen unsichtbaren Tempel, der um das Lichtherz entsteht Agapolis (Agape=Liebe, Polis=Stadt), die Stadt der Liebenden. Dieser ortlose Ort existiert wirklich.

Ausatmend geben die Wesen, welche sich ihrer Mitte bewusst sind, Wärme und Licht-Kraft an die körperlich und seelisch Hungernden der Welt. Sie sind Mittler zwischen der geistigen und der zeiträumlichen Welt

*Übergangswesen: Ich zitiere aus dem erwähnten Blog-Beitrag: «Es ist anzunehmen, dass viele Seelen, die zu dieser Zeit ins Leben und ins Menschsein gerufen worden sind, die Aufgabe und den Auftrag erhalten haben, die Welt im derzeitigen Übergang, in dem wir uns befinden, zu begleiten und zu unterstützen und zwar durch ihre eigene Wandlungs-Bereitschaft, wie auch durch Taten, welche den schmerzvollen Übergang in eine neue Menschheitsepoche lindern und gleichzeitig ermöglichen helfen.
Es sind Übergangs-Wesen, die helfen ein neues Fundament zu erschaffen, auf dem sich leben und lieben lässt. Es sind Wesen, die helfen ein Zeitalter des Teilens, der Anteilnahme, des Mitgefühls und der Solidarität vorzubereiten und/oder einzuleiten.

**Der Orden der Rosenkreuzer geht auf Christian Rosenkreuz zurück, ein Lichtwesen, welches sich zweimal inkarniert hat. Die Rosenkreuzer vertreten ein esoterisch-mystisches Christentum, welches den inneren Herzens-Weg inniger eigener Erfahrung betont.
Am Ziel angekommen stellen sie sich zur Welt hin, das Licht im Rücken, um dieses der Erdenwelt zu zu-atmen.

 

 

Pflege und Behutsamkeit

Es geht in dieser Zeit vordringlich um die Wahl zwischen Beziehung/Nähe einerseits und Distanz/Entfremdung andererseits.

Beziehung/Nähe führt zu Vertrauen, Intimität und Gemeinschaft, Distanz/Entfremdung zu Vereinzelung, Isolation und Kontrolle.

Und was hat dies nun mit Pflege zu tun?
Pflege schafft Nähe und Beziehung. Die Pflege-Fachfrau -dies als ein Beispiel – die entgegen des neueren Usus, effizient mit Zeit umzugehen hat, sich trotzdem an das Bett des Patienten setzt, von dem sie fühlt, dass er/sie Nähe braucht, innerlich ganz bereit, ganz da, ihm/ihr mitfühlend zuzuhören. Vielleicht berührt sie ihn auch. Dieser Patient fühlt sich verstanden, wahrgenommen und er entspannt sich, was seiner Heilung förderlich ist.
Was seine Heilung wahrscheinlich mindestens ebenso fördert, wie die Medikamente, die er zu sich nehmen muss – das ist leicht einsehbar, aber weit, weit weg von der Realität.
Eine andere Pflegefrau fühlt sich vielleicht verpflichtet, streng die notwendigen medizinischen Verrichtungen exakt durchzuführen, die vor allem darin bestehen genau zu messen: das Fieber, den Puls, den Blutdruck, etc. und die vielen Geräte laufend zu überprüfen. Dadurch fühlt sich der/die Patient*in behandelt, aber nicht betreut, nicht wahrgenommen.

Einen Menschen, ein Ding oder einen Lebensbereich zu pflegen, führt zu Nähe und zu einer Vertiefung der Beziehung – und die Pflege führt meistens auch über Sinnlichkeit- , während Pflege und Intimität, die einem Roboter, einem chemischen Produkt und digitalen Geräten übergeben wird, zu Distanz und Entfremdung führt.

Pflege ist immer (oder fast immer) ein Akt der Sinnlichkeit und der Behutsamkeit. Pflege ist immer (oder fast immer) ein Akt der Sinnlichkeit und ein Akt der Hingabe. Beides.

Pflege schafft Nähe und Vertrauen durch Behutsamkeit und eine sinnliche  und atmosphärische Art von Zuwendung.

Gesamt-gesellschaftlich betrachtet wird die Nähe schaffende Pflege a) professionalisiert und weg-delegiert, oder b) zu einem technischen Produkt abgewertet.

  1. Beispiele: Insbesondere alle Arten von Zärtlichkeiten, die wir vermissen und doch nicht genügend eingehen können holen wir bei Masseur-innen nach und geniessen die vielen Wellness-Tempel. Statt den eigenen Garten zu pflegen, lassen wir es von Abwarten (mit grossen Maschinen) oder von Gärtnern erledigen. Wir lassen handwerkliche Arbeiten mehr und mehr durch Geräte und Roboter ausführen.
  2. Statt, dass wir persönliche Briefe von Hand schreiben, ev. sogar mit beigelegter Zeichnung, versenden wir vorgedruckte Karten per PC, gehen ins hoch-technisierte Kraft-Training und vermeiden Treppen- und Bergsteigen, etc.

Wir lassen uns so vieles, was uns berührt, aus den Händen nehmen: Selbst die Sexualität, die wir an Sex-Toys und Apparate abgeben oder an Filme, in denen wir sehen, was wir uns selbst verweigern oder nicht getrauen, körperlich-seelisch zu realisieren.

Wir essen Gemüse, das nie von einer Hand gesät oder geerntet worden ist.

Wir essen Fleisch von Tieren, welche nie gestreichelt worden sind.

Was wir aus der Hand geben, kann kaum mehr unser Herz berühren.

Die jetzt herrschend Kultur vermeidet mehr und mehr Nähe, verhindert Beziehung, Verbindung und Intimität. Sie schafft das Handwerk ab, die Handreichung, taktile Nähe und Zärtlichkeit. Sie erschwert es dem Menschen, sich zu erden, ein Erden-Mensch zu sein.

Pflege hingegen schafft Nähe und Beziehung. Wir nehmen die Samen in die Hand, die wir in die Erde geben, wie auch das Gemüse und die Blumen, die wir ernten. Wir reichen dem Leidenden die Hand, wir wachsen den Holzboden, auf dem wir gehen, schreiben den Brief an die Liebsten von Hand und wir umarmen die, die wir lieben, jeden Tag.

Wir pflegen unsere Seele, indem wir liebevolle nach innen schauen. Wir pflegen die Seele der Erde, indem wir mit der Erde sprechen, sie berühren, uns bei ihr für ihre Gaben bedanken. Zum Beispiel vor jedem Essen.

Spiritualität ist berührtes Leben, ist Behutsamkeit. 

Die drängenden weltweiten Probleme – wir kennen sie; ich brauche sie nicht aufzuzählen – können wir grundsätzlich auf zwei Arten, bzw. aus zwei Grundhaltungen heraus angehen:

Erstens: Durch die herkömmliche Art des Eingreifens mittels Strategie und technischer Mittel, alles rational durchdacht und kontrolliert, also die männliche Art des eingreifenden Durchsetzens (mit dem Macher-Instinkt) oder, zweitens, indem wir prozesshafte Lösungen miteinander, also im Gespräch und inter-aktiv entwickeln. Im Gespräch mit anderen Menschen und mit der Natur. Das ist der Weg der Beziehung, wozu die Pflege gehört.
Pflege schafft Beziehung, Nähe, Vertrauen. Nähe, die wir sinnlich erfahren.
Ich meine: zuerst die Behutsamkeit dem Leben gegenüber, dann erst Effizienz.

Natürlich wird die erste Weise der Problemlösung sehr einseitig vorwärts gepeitscht. Effizienz, Wachstum und rascher Erfolg sind die Zauberworte. Deshalb wird High-Technologie gefördert. Während die Angehörige aller Pflegeberufe schlecht bezahlt werden, unter Druck und Stress leiden, fliesst das Geld (insbesondere auch die Forschungsgelder) nach oben, zu den gut verdienenden Spezialisten, in die millionenschwere Technik, in die Landwirtschafts- und Gesundheits-Industrie.

Der weibliche Weg der Entwicklung ist es aber, der nun gewürdigt werden müsste, die Art liebevoll, behutsam und pflegend mit den anderen Lebewesen und der Erde zu kommunizieren. Wir brauchen jetzt Verbundenheit, die uns wärmt. Dringend.

Wir brauchen den liebevollen Weg nach unten, erdwärts.
Genauso, wie sich Reichtum nach unten verlagern müsste, hin zu den Armen und Benachteiligten, genau so müsste sich die Aufmerksamkeit verlagern: weg von den Erfolgskurven derer, die sie hochtreiben hin zu den Bereichen, wo Menschen mit Hand und Herz Beziehungen legen und pflegen. Dies scheint mir letztlich der Weg der Umverteilung und sogar des Überlebens zu sein. – Übertreibe ich?

Um mögliche Missverständnisse zu vermeiden: Ich stelle nicht die Wichtigkeit der männlichen, linearen Strebungen in Frage, auch nicht die Technik an sich, sondern deren Vorherrschaft und Dominanz. Wenn das Gleichgewicht, die Harmonie der männlich-weiblichen Balance gestört ist (zu Ungunsten der weiblichen Kräfte), wie das heute erkennbar ist, so entstehen Risse und Zerfalls-Erscheinungen im ganzheitlichen Organismus Erde-Mensch, die heute nicht zu übersehen sind.
Was jetzt gehoben und gewürdigt werden will sind die runden, organischen Formen, das weiche, fliessende Zusammen-Spiel zwischen Menschen und zwischen Menschen und Natur, der Tanz des Lebens, Fürsorglichkeit und Pflege.

PS: Beim Durchlesen dieses Blog-Beitrages fallen mir die vielen Wiederholungen auf. Ich hatte offenbar das Bedürfnis, auf dasselbe wieder und wieder hinzuweisen.

Wiesen

Von meinem Essensplatz aus (aufmerksame Leserinnen haben ihn in früheren Blogs schon kennengelernt) sehe ich auf die vor mir liegende Spielwiese, die eigentlich ein Rasen ist, der auch ein Fussballplatz ist, dahinter die vielbefahrene Strasse und die Eisenbahnlinie Olten – Luzern.

Diese Wiese wird jetzt erst vereinzelt betreten, bald aber, wenn es warm und sonnig sein wird, wird sie regen Zulauf bekommen.

Beim Essen beobachte ich die Menschen die für einige Minuten oder Stunden die Wiese (den Rasen) betreten, und es ist mir erst nach langer Zeit bewusst geworden, nachdem ich es schon lange gesehen (aber nicht erkannt habe), wie erstaunlich ihre Verwandlung ist, von dem Moment an, wo sie Erden-Boden unter ihren Füssen spüren. Kaum auf der Wiese, beginnen sie zu rennen, zu hüpfen, jagen umher, setzen sich, legen sich hin, bilden kleine ad-hoc-Kreise, stehen wieder auf um Untergruppen zu bilden, kurz: sie sind voller Bewegung, wirken fröhlich, leicht und erleichtert. Dies ist bei den kleinen Kindern am deutlichsten zu erkennen, aber auch bei Jugendlichen und jungen Mütter, welche ihre kleinen Kinder begleiten. Ihre Verwandlung ist für mich eine kleine Sensation. Sie sagt mir, dass viele Menschen, vorab jüngere, die Verbundenheit zur Erde spüren, trotz aller Mangelerscheinungen.

Kaum entfernen sich die Spielwiese-Besucherinnen verwandeln sie sich ebenso schnell wieder – aber jetzt auf eine eher erschreckende Weise: Kaum haben sie wieder versiegelten Boden unter ihren Füssen, bewegen sie sich gleichförmig, irgendwie ermattet, ihre Beweglichkeit scheint erloschen zu sein. Eine unheimliche Normalisierung passiert in kürzester Zeit.Erst nach einiger Zeit erkannte ich die grosse Bedeutung und Wichtigkeit dieser Beobachtung.

Mein Fazit:
– Der Mensch braucht natürlichen Erden-Boden unter sich, damit er sich  lebendig fühlt.
– Wir benötigen vor allem in städtischen Gebieten und dicht bebauten Agglomerationen sowohl Wiesen wie auch verwilderte, dschungelartige Lebensräume. Dies schulden wir vor allem unseren Nachkommen.

Unversiegelten, natürlichen Erden-Boden
Der Stoff, aus dem unsere Körper gemacht sind, ist Erden-Materie. Könnte man Erd-Platten zusammenschieben, würde man erkennen können, dass dieses Gebilde der Schädeldecke und den Platten, aus denen der menschliche Schädel besteht, auf verblüffende Art gleicht. Der Mensch enthält etwa gleich viel Wasser, wie die Oberfläche der Erde: über dreiviertel. Die Verwandtschaft von Erde und Menschenleib ist nicht zu übersehen. Die Menschen- und die Erdenseele entwickeln sich am besten miteinander. Wir benötigen diesen Austausch für unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit in hohem Masse. Bewusst auf der Erde sitzend oder stehend, kann die geistige Kraft von Mutter Erde in uns einströmen. Dadurch finden wir zum Ja zu unserer physischen Existenz und wir empfangen, wenn wir achtsam sind, wieder das Wissen, dass die Erde heilig ist.

Wiesen und Stadt-Dschungel-Landschaften
Wir brauchen dringend Wiesen in unseren Städten und Agglomerationen – Grünzonen ohne Schilder, Wiesen (oder Rasen) und Wildnis-Oasen voller Sträucher, Blumen, Gras, Teichen, Refugien für wildernde Katzen, für Mäuse, Stadtfüchse und natürlich für Vögel und Insekten. Böden, die einzig da sind für die Natur selbst und Menschen, die sich daran erfreuen wollen.
Wir benötigen nicht-kommerzielle grüne Zonen, geschützt vor jeglicher Spekulation, Bereiche also, wo wir frei atmen und uns bewegen können, wo wir die Lust an freier Erde geniessen können.

An alle Stadt- und Lebensraum-Entwickler*innen: Lasst uns solche Natur- und Heilräume erträumen und erkämpfen! Wir brauchen sie, insbesondere für unsere Kinder, denn sie werden die Erden-Hüter*innen der Zukunft sein. Wer ergreift Initiativen?


«Und betet auf diese Weise auch zu eurer Erdenmutter:

Unsere Mutter, die du bist auf Erden, geheiligt sei dein Name. Dein Reich komme und dein Wille geschehe in uns, wie in dir. Da du jeden Tag deine Engel sendest, so sende sie auch zu uns. Vergib uns unsere Sünden, wie wir alle Sünden gegen dich sühnen. Und führe uns nicht in die Krankheit, sondern erlöse uns von allem Übel, denn dein ist die Erde, der Körper und die Gesundheit. Amen.»
aus dem Friedensevangelium der Essener, Band 1, Verlag Bruno Martin

Beitragsbild: Die erwähnte Wiese mit dem Schatten des Fotografen.

 

DIE SEELE – Teil 3

Auch im 3. Teil meines Essays unternehme ich den Versuch, mich dem geheimnisvollen Bereich, den wir Seele nennen, anzunähern. Zuerst entwerfe ich zwei Bilder, mit deren Hilfe ich versuche, das reiche Leben der Seele zu erläutern. Danach zeige ich auf, wie wichtig es ist, dass wir der Seele Raum zu atmen, damit sie sich zu entwickeln und zu zeigen vermag. Schliesslich weise ich auf einige Äusserungsweisen der Seele hin.

Bilder der Seele
Ich betrachte mein inneres Bild der Seele: Es hat die Form eines Mandalas. Zuinnerst ist der Punkt der absoluten, unergründlichen göttlichen Ruhe. Daraus geht unsere Buddha-Natur und die Christus-Wirklichkeit hervor. Um diesen ruhenden, zentralen Bereich kommt Bewegung auf: Es ist der Tanz der Liebenden. Sie umkreisen die heilige und heilende Mitte. Die Liebes-Tänzer*innen geben der geschaffenen Welt das Leben; sie halten die Sterne in ihrer Bahn durch die schaffende, bewegende Liebe, die aus ihrem Tanz strömt.
Danach, in weiterer Ausstrahlung sind alle Bereiche der feinstofflichen und grobstofflichen Welten der Schöpfung angeordnet. Auch sie sind, wenn auch nicht mehr so intensiv, durchstrahlt.

Aus den Innen-Bezirken unseres Wesens fliesst uns Nahrung zu: das Brot des Lebens, welches auch Wissen und Weisheit meint, denn -wie ich schon ausführte- ist die Seele eine wissende Substanz, die uns von innen nährt. «Gib uns heute unser tägliches Brot.»

In einem zweiten Bild erfahre ich die Seele als ein hoch-kommunikatives Feld, welches aus unzähligen Lichtfasern besteht (vergleichbar mit Nervenfasern), die in Beziehung und Vernetzung mit zahlreichen Lebewesen aus zahlreichen Bewusstseins- und Wirklichkeits-Ebenen stehen. So wie der Körper atmet auch die Seele –aber in nicht-polarer Weise. Das Feld der Seele vibriert. Sie ist eine lebendige Licht-Liebes-Vibration.

Unsere Seele entfaltet sich, wenn wir ihr zuhören. Damit geben wir ihr Raum (Hör-Raum), damit sie durch verschiedene Kanäle zu uns sprechen kann.

Raum
Der Raum ermöglicht es dem Impuls zu wirken, ermöglicht es dem Leben zu wachsen. Die Mutter (in uns) gibt Raum, Lebens- Gebärmutter- und Seelen-Raum.
Der göttliche Licht-Gedanke fühlt sich vom reinen, leeren Raum angezogen. Die Seele benötigt es, dass wir ihr Hör- und Empfangs-Raum zu atmen, damit sie sich zeigen und äussern kann.
Ausserdem können wir der göttlichen einwirkenden Kraft, die sich in uns inkarnieren möchte, helfen (es ihr leicht machen), sich in uns zu verkörpern, indem wir, achtsam atmend, innerlichen Raum bereitstellen.
Das zu uns Kommende, entfaltet sich, wenn wir ihm Raum geben, was eine Art von Hingabe ist. Dabei entfalten wir uns.

Äusserungsweisen der Seele
Es gibt verschieden Arten, wie sich die Seele ausdrückt. Hier einige Beispiele:
Sie gibt uns Einsichten (Inspirationen), spricht durch Lehr- oder Weisungs-Träume zu uns, offenbart sich in spontanen Meditationen, die im Alltag über uns kommen, sie hebt uns in höhere Welten, oft in der frühen Morgen-Dämmerung, sie enthüllt sich uns in Liebes-Beziehungen.

Ein-Sichten
Hier folgt ein persönliches Beispiel: Einige Tage nach meiner Herz-Operation – es ist schon einige Jahre her – kam eine Ärztin zum mir, um mein Herz mittels Ultra-Schall zu beobachten. Ich hatte freie Sicht auf dem Monitor. Was ich nun sah, erstaunte und erfreute mich und ich fühlte mich, durch das, was ich sehr präzise wahrnahm, erregt:
Ich sah dort, wo sich mein Herz befand, zwei tanzende Engel. Sie waren wunderschön, mit grossen Flügeln. Ihr Tanz war schnell und dynamisch; sie waren völlig aufeinander bezogen. Den Zwischenraum, den sie formten und mit starker Energie aufluden, bildete eine eigene, ebenfalls sehr schöne Gestalt, die sich ständig veränderte. Es war eine Energie-Gestalt, welche die Aufgabe hatte und hat, dem physischen Herzen, die nötige Energie zu geben, um mein Erden- Leben zu ermöglichen. Die Szene war sehr plastisch, realistisch und liess keinen Zweifel offen. Schliesslich konnte ich es mir nicht mehr verkneifen, die untersuchende Ärztin auf das Bild, da sich sah, aufmerksam zu machen. Sie räusperte sich kurz, ignorierte meine Mitteilung, was für mich okay war.

Ein-Sichten hinter die äusseren Erscheinungsweisen verzaubern und erhellen unser Bewusstsein. Spontan können sie sich einstellen.- Es sind Geschenke und bilden Lücken in den engen Verstand.

Lehr- und Weisungs-Träume
Anders als Träume, die der Verarbeitung von noch zu wenig verarbeitenden Alltags-Ereignissen dienen, wirken die eher selten auftretenden Weisungs- und Lehr-Träume, die von einem hohen Bewusstsein einfallen sehr intensiv und nachhaltig. Sie enthalten für uns sehr bedeutende Mitteilungen, die unseren Lebensweg und unsere Lebens-Vision betreffen. Die Botschaften sind in der Regel sehr klar und eindeutig, ob sie sich nun sprachlich, bildlich oder körperlich-kinästhetisch offenbaren.

Die gewöhnlichen Träume steigen aus dem Unbewussten auf, die Lehr-Träume kommen aus dem höheren Bewusstsein, dem Seelen-Zentrum, zu uns. Deshalb fühlen sie sich auch sehr unterschiedlich an.

Spontane Meditationen
Wenn ich gut mit mir selbst verbunden bin, kann es geschehen, dass eine meditative Stille über mich fällt, in mich einfliesst und grosse Stille erzeugt, die sich ausbreitet und sogar allfällig Personen, die sich im gleichen Raum wie ich aufhalten, manchmal erfasst.
Die Meditation oder das kontemplative Gebet kommt zu mir. In solchen Momenten falle ich augenblicklich in eine feierliche, tiefe Stille, in welcher der Verstand stille steht.

Dann sage ich mir: es meditiert oder es betet in mir. Das sind wunderbare Momente. Es ist gut, wenn wir offen sind für das, was zu uns kommen will.
Ich bin auch das, was mir entgegenkommt. Es kann die atmende Seele sein.

Morgen-Dämmerung
Im Zweilicht der Morgen-Dämmerung, im Übergang zwischen Schlaf und Wachen, ist es gut möglich, dass sich eine Brücke bildet zwischen diesen beiden Zuständen. Da können subtile Wahrheiten ins Alltags-Bewusstsein des Menschen einfliessen. Die Ätherwelt kann sich in wunderlichen, durchlichteten Formen darstellen, in zauberhaftem Glanz, uns entzücken und uns leicht machen, fliessend, beweglich. Oder es findet eine Begegnung zwischen zwei Seelen statt, eventuell zwischen uns und Verstorbenen, die uns etwas sagen möchten.

 Liebes-Beziehungen
Alle Beziehungen, die auf die LIEBE hin fokussiert sind, sind Liebes-Beziehungen. Die Kraft der Beziehung, die zwischen den Liebenden fliesst, die dritte Kraft oder der Heilige Geist wie sie auch genannt wird, verweist auf die EINS, auf das Einheits-Bewusstsein. Wenn die höchste Quelle in der Beziehung spürbar wird, Gott im anderen erlebbar wird, erscheint inneres Licht und grosse Freude. Solche Liebes-Beziehungen übersteigen das Endliche; sie sind darum fundamental und bilden die Pfeiler der Welt. Es kommt der Moment, dass die Tanzenden nur noch von der LIEBE bewegt werden, dann reihen sie sich in den grossen Tanz der Liebenden, die um das Lichtherz der Welt-Seele tanzen, ein.

 Wie schon gesagt, habe ich Beispiele für Äusserungsweisen der Seele angetönt im Wissen, dass es noch zahlreiche andere Weisen gib, wie sich die Seele zu äussern vermag. Je deutlicher und eindeutiger unser wahres, inneres Wesen, das wir sind, die Führung in unserem Leben übernommen hat, desto transparenter und durchlässiger werden wir für die Weisheit und Nahrung, die uns zufliesst. Durch das Gewahrsein unserer Seele und das Wissen um ihre Verbundenheit mit der Welt-Seele (Anima mundi) verändert sich unser Lebensgefühl deutlich in Richtung Fülle und Schönheit.

DIE SEELE – Teil 2

Im zweiten Teil dieses Essays gehe ich vorerst (bevor ich auf die Reise zum Mittelpunkt der Seele zu sprechen komme) auf einige begriffliche Klärungen ein, wie «Seele» verstanden werden kann. Noch einmal zitiere ich den grossen hinduistischen Meister Aurobindo:

«Ebenso haben wir in uns eine doppelte psychische Wesenheit:
die Begehren-Seele im Vordergrund, die sich in unseren vitalen Sehnsüchten, unseren Gefühlen, in der ästhetischen Begabung und im mentalen Suchen nach Macht, Wissen und Glück auswirkt, und
eine subliminale psychische Wesenheit, eine reine Macht von Licht, LIEBE, Freude und verfeinerter Essenz des Wesen, die unsere wahre Seele hinter der äusseren Form psychischen Daseins ist, die wir oft mit diesem Namen ehren. Erst wenn ein Widerschein dieser umfassenderen, reineren psychischen Wesenheit an der Aussenseite hervortritt, sagen wir von einem Menschen, er hat eine Seele.»*

Das Subliminale ist ein umfassenderes Bewusstsein als das vordergründige Dasein. Die Seele ist eine wissende Substanz.

In der jüdischen Tradition wird die subliminale Wesenheit Neschamah oder Seelenodem (der Hauch des Lebens) genannt, in der Anthroposophie wird von der Bewusstseins-Seele gesprochen. „Das, was in der Seele als Ewiges aufleuchtet, sei hier Bewusstseinsseele genannt.“ (R. Steiner).

Die individuelle, menschliche Seele ist innig verbunden mit der Seele der Erde und diese wiederum mit der Seele des Universums (Anima mundi), die Ur-Seele, wird auch Purusha oder Atman genannt.: die Welt-Seele

Merkwürdigerweise interessiert sich die westliche Psychologie fast ausschliesslich für die Begehren-Seele (oder Empfindungsseele) und befasst sich nur ausnahmsweise mit der inneren Wesenheit des Menschen, weshalb sich viele Menschen in Therapien auf ihrem spirituellen Weg nicht abgeholt fühlen. Allerdings nehmen jene Therapeuten, die sich für die spirituelle Seite des Menschen interessieren zu.
Noch oft werden tiefe spirituelle Erfahrungen pathologisiert – wie schrecklich!

Die materielle Sichtweise beschränkt sich auch im Hinblick auf die Erde auf die physisch Sicht des Planeten und erlaubt sich nicht nach der Seele der Erde (Anima mundi) zu fragen, wie sie ebenso der Meinung verfallen ist, das Universum sei vorwiegend ein kaltes, schwarzes Gebilde mit schwarzen Löchern, durchzogen von steinigen und gasförmigen kugligen Gebilden. Doch mystisch und seelisch gesehen waltet im Universum des Unendlichen Seligkeit, wirkt höchste kosmische Intelligenz. Die universelle schöpferische Kraft symbolisiert sich im goldenen Fötus. Das äussere, physische Universum ist der Körper Gottes, der seine Glorie und Wesenheit umhüllt und doch physisch ausdrückt.

In diesem Essay beziehe ich mich primär auf die innere Seele, also auf die subliminale psychische Wesenheit des Menschen.

 Die Reise zum Mittelpunkt der Seele

Der folgende «Reisebericht» ist eine Skizze. Ich spreche von einigen Stationen und Phasen auf dem Weg zum Mittelpunkt unserer Seele. Auf dieser Reise gibt es unendlich viele Reise-Varianten, so viele, wie es Menschen gibt. Ich versuche hier Phasen aufzuzeigen, die ich als häufig und wahrscheinlich erlebe.

Die Reise beginnt mit der Erkenntnis, dass wir mehr sind als unser Charakter, weit mehr als die hier auf Erden angelernten Gedanken- und Gefühlsmuster, viel mehr sind, als unsere Identifikationen (z.B. mit unserem Geschlecht, dem Beruf, unserem IQ, unseren emotionalen Auffälligkeiten, etc.). Wir spüren immer deutlicher, dass hinter dem angelernten Bereich eine weitere, umfassende Wirklichkeit anwesend ist. Dies erfahren wir meistens, wenn wir uns in Stille nach innen wenden.
Öffnet sich das Herz weiter kann es zur umwälzenden Erfahrung der Erweckung kommen. Die bisherigen Prägungen werden nun relativiert und mit dem Einfluss weiterer Wirklichkeits-Ebenen dehnt sich das menschliche Bewusstsein aus.

Die bisherigen Trennungslinien werden durchlässig (licht-durchlässig) und das bisher Abgespaltene wird neu als bekannt und vertraut erlebt und es verbindet sich wieder mit dem Kern der Person. «Ich bin auch, was mir entgegenkommt; ich bin nicht nur das Geschaffene, sondern auch der schöpferische, kreative Mensch. Ich bin nicht nur der Körper, sondern auch die Kraft, die ihn erschaffen hat.» So etwa kann der Prozess zu Wort kommen.

Parallel zum beschriebenen Prozess rückt die Arbeit am Schatten ins Blickfeld. Indem sich die Grenzen aufzulösen beginnen, fällt mehr Licht in das Innenleben des Menschen, wodurch sich das, was bisher verdrängt wurde, zum Vorschein kommt und damit greifbar und allmählich verstehbar. Die angehäuften Ängste, Verletzungen und die damit verbundenen Schmerzen zeigen ihre Umrisse, intensivieren sich. Die Angst vor einem endlosen Abgrund tut sich auf und wir spüren, dass nicht nur persönliche Ängste in uns stecken, sondern auch kollektive.
Da ist nun Geduld und Vertrauen gefragt: das Vertrauen nämlich, dass jenseits dieser finsteren Abgründe eine Macht wirkt, die uns liebt, die will, dass wir hier und im Leben sind.

In einer folgenden Phase erkennen wir, dass sich die Dunkelheit auflockert. Schimmer von Licht sind bemerkbar, erst schwach, dann stärker werdend.

Plötzlich treten Einbrüche von starkem Licht auf, manchmal an eine Flut erinnernd. Es ist sehr lebendiges Licht, das zu uns spricht, uns in unserer individuellen Wirklichkeit wahrnimmt, Licht, das uns meint, erkennt und wir sind fassungslos, freudig überrascht: wie kann das nur sein! Bis wir realisieren, dass wir geliebt sind. Bedingungslos mit all unseren Fehlern und Schwächen. Geliebt, angestrahlt, aufgehoben in unendlicher Zärtlichkeit.

Unterdessen sind wir umgestiegen, vom Verstand in das «Fahrzeug» der feinsten Sinne, also der Fein-Sinnigkeit und der Übersinnlichkeit. Hier sind wir zugänglich für die Wahrnehmung der bedingungslosen LIEBE, die uns durch alles, was wir sind, heilend berührt.
Je mehr wir uns verfeinern, desto besser kann sich uns die wahre Kraft, das hohe Bewusstsein und die umfassende Liebe offenbaren.

Nun nimmt unser inneres, hauchfeines Wesen Gestalt an. Diese ist durchlichtet und sehr fein. Wir fühlen uns zart, filigran. Manchmal meinen wir nichts zu sein, feiner als Hauch. Wenn wir dann ausharren, erleben wir diese Feinheit, die bis ins Nichts reicht als eine Realität, eine Wirklichkeit: der Hauch des Lebens, der Seelen-Odem. Es ist die Realität unseres innersten Seelen-Raumes und seine Wirklichkeit, das heisst seine Ausstrahlung. Dieser innerste Seelen-Raum ist individuell und universal/kosmisch.

Auf dem Weg zum Ursprungslicht, unserem Seelen-Zentrum, reinigt uns unsere Seele. Narzisstische Höhenflügel und Fehl-Identifikationen halten dem Licht der Wahrheit nicht stand. Sie trocknen allmählich aus, wahre Demut breitet sich aus. In der mystisch-christlichen Tradition spricht man auch von geistiger oder geistlicher Armut. Die Sufis sprechen von Fana, der Vernichtung des falschen Selbst.
Wir erfahren, dass alles, was an uns wesentlich, essentiell ist, Geschenk ist. Gegebenes.

Anstelle des mentalen Überbaues (unser Grössen-Selbst) breitet sich in unserem Bewusstsein Realität aus, die primäre Wirklichkeit dessen, was wir wahrhaftig sind. Es ist unspektakulär und wunderbar. Wo nichts mehr zu sein scheint, geht die Sonne des Bewusstseins und der ewigen Liebe auf.
Nun sind wir ganz nahe an unserem Wesenskern. Dieser ist der göttliche Funke oder die göttliche Flamme, die niemals erlischt. In sie werden wir einst eingehen.

Im Umkreis des Wesenskern tut sich der Himmel auf, wirkt die Aura Gottes. Da ist reines Strahlen. Wenn wir sterben fallen wir in den Kernbereich (den Wesens-Kern) unserer Seele, der heilig ist. Das Innerste unserer Seele ist vollständig durchgeistigt. Dort ist der Ewige/die Ewige, der Gebärer/die Gebärerin, der Liebende, die Liebende, die uns in LIEBE empfängt.

*Sri Aurobindo: Das göttliche Leben, Band 1, S.252

Der dritte und letzte Teil des Essays über DIE SEELE erscheint voraussichtlich in eine Woche.

DIE SEELE Teil 1

Ich glaube, dass die verbreitete Abspaltung von der Seele, die wir zunehmend beobachten können, die Haupt-Ursache für die globale Krise, u.a. die ökologische Problematik, darstellt. Ihre Re-Integration erscheint mir als dringlich. Wenn wir uns gegenseitig helfen, unsere Herzen zu öffnen ist dies vielleicht das Sinnvollste, was wir heute tun können, um die verhärteten inneren und äusseren Strukturen aufzuweichen, damit unsere Seelen, wie auch die Seele der Welt wieder frei atmen und kreativ wirken können.

  • Die Krankheit der Welt: Seelenlosigkeit
    Nichts sind wir mehr als unsere Seele: Wir leben in ihr, aus ihr sind wir körperlich geboren, in ihr geht unsere Reise dem Ursprung entgegen, aus dem wir kommen. Die Seele wird über weite Strecken verleugnet und verneint. Sie existiert nicht, so denken vor allem Natur-Wissenschaftler.

    Warum, so frage ich mich oft, interessieren sich nicht mehr Menschen für die wahre, die unsterbliche Seele? Denn: Alle Menschen haben ja schon gespürt, dass es hinter den Dingen, eine unsichtbare Welt gibt, die sich zum Beispiel in Kunstwerken niederschlägt, sich in Träumen zeigt oder in Stimmungen, die uns über das Bekannte hinaustragen. Also noch einmal: Warum interessieren sich so Wenige für den manchmal doch sehr spürbaren Hintergrund unseres Daseins, den wir Seele nennen? Das Interesse an unserer Seele ist gering. Sie hat allenfalls Geltung als Bereich, in dem unsere Gefühle zu finden sind.
    Das Weltbild, welches die Seele (und meistens auch den Geist) ausschliesst, der pure Materialismus, ist arm, weil eindimensional. So hoch-komplex unsere Welt auch erscheinen mag, so ist sie doch elend, verarmt, auf Weniges, meist Materielles, reduziert. Dieses Wenige, das uns bleibt, verschlingen wir mit Heisshunger, nämlich unsere physische Existenz-Grundlage.
    Die Seele halten viele Menschen für ein Konstrukt, eine Einbildung, eine neurotische Vorstellung.“Die Krankheit der Welt besteht darin, dass der Einzelne seine wahre Seele nicht finden kann, und die Ursache an der Wurzel dieser Krankheit ist wieder, dass er, wenn er die äusseren Dinge ganz umfassen will, mit der wirklichen Seele der Welt, in der er lebt, nicht in Verbindung kommen kann.“  Sri Aurobindo*

Unsere Reise
Lange vor unserer physischen Existenz entstanden wir – so die mystische Sicht- aus einem Liebesgedanken Gottes, der zu unserer Seele wurde. Dieser Liebesgedanke drückt einen Aspekt Seiner umfassenden Wirklichkeit aus. Dieser Aspekt, beziehungsweise dieser Liebesgedanke ist der heilige Kern unserer inneren Wesenheit, unsere subliminale Seele.

Durch alle Bewusstseinsebenen und alle Leben hindurch speichert die Seele alle wesentlichen Erfahrungen und Erkenntnisse, die sie auf ihrem Weg der Reifung und Vervollkommnung braucht, damit sie einmal reiche Früchte trägt, als Segen für die Schöpfung und alle Lebewesen.

Die Seele bildet die Substanz höheren Wissens und Weisheit. Sie ist aber auch Empfängerin von Glückseligkeit.
Die Seele zieht es in grosser Sehnsucht zurück zu ihrem Ursprung, in den göttlichen Bereich, in dem sie geboren wurde. Also zu Gott, dem All-Einen, All-Umfassenden. Der Weg in die materielle Welt und zurück zur geistigen Welt dient der Bewusstwerdung, der Intensivierung des Lichts und der Vervollkommnung an Schönheit und Liebeskraft.
Die Seele ist unsere Reise-Begleiterin, die innere Weisheits-Lehrerin, der innere Seher.
Alle Stationen der Emanation aus der Quelle des Lichtes bis in die physische und individuelle Verkörperung des göttlichen Licht-Gedankens in den materiellen Welten, leben in unserer Seele als lebendiges Wissen, das aber vorerst weitgehend verborgen ist, bis es geweckt wird.

Die Erweckung
Durch eine Tiefen-Berührung wird unsere Seele erweckt. In Momenten, wo wir weich, offen und durchlässig sind und im Bewusstsein unserer tiefsten Sehnsucht, kann es geschehen, dass wir in der Tiefe bewegt und ergriffen werden von einem hohen lebendigen Impuls (Christus-Impuls) aus dem göttlichen Bereich.
Wir fühlen uns bewegt, berührt, weinen vielleicht oder lachen und es fühlt sich so an, als ob wir aus einem langen Schlaf erwachen würden, der uns nun eine neue, grosse lichtvolle Wirklichkeit voller LIEBE in unser Leben bringt.

Durch das kontinuierliche Interesse an unserem Innenleben, also an unserer Seele, unserer innersten Wesenhaftigkeit, entwickelt sie sich. Sie wird stärker und kann uns ihr Potential vor die inneren Augen und Ohren führen. Gleiches gilt ja für unsere Kinder, die dann seelisch wachsen, wenn wir uns auch für ihr Innenleben, ihre Wesenhaftigkeit interessieren.

Indem wir auf unsere Seele hören, entwickelt sich unsere Selbst-Wahrnehmung. Unser ganzes Wesen verfeinert sich. Es kommt der Moment, wo das innere Wesen, die Führung übernimmt, wo sich die kleine Persönlichkeit, das Ego, vollständig ins zweite Glied zurückzieht, nun nicht mehr herrscht, sondern dient.

Spätestens dann ist es uns zur Gewissheit geworden, dass diese so feine, zarte, fast hauchartige Seele die wahre Trägerin unseres Lebens ist, ausgestattet mit grosser Wirklichkeit und Wirksamkeit. Nun sind wir nicht mehr dem Hin und Her des polaren Lebens unterworfen, sondern können jeden Moment als gegeben, als ein Geschenk schätzen.

So wie wir nun unseren Körper als beseelt wahrnehmen und erkennen, dass er nicht nur durchdrungen, sondern auch von Seele umhüllt ist, so fangen wir an, auch die Erde und das Universum als von Seele durchdrungen zu erfahren.

Jeder Moment, weiss die Seele, ist uns gegeben.

*Sri Aurobindo, Das göttliche Leben, 1. Band, S. 253.

Der zweite Teil dieses Essay folgt demnächst.