Übergangs-Wesen

Es ist anzunehmen, dass viele Seelen, die zu dieser Zeit ins Leben und ins Menschsein gerufen worden sind, die Aufgabe und den Auftrag erhalten haben, die Welt im derzeitigen Übergang, in dem wir uns befinden, zu begleiten und zu unterstützen und zwar durch ihre eigene Wandlungs-Bereitschaft, wie auch durch Taten, welche den schmerzvollen Übergang in eine neue Menschheitsepoche lindern und gleichzeitig ermöglichen helfen.

Es sind Übergangs-Wesen, die helfen ein neues Fundament zu erschaffen, auf dem sich leben und lieben lässt. Es sind Wesen, die helfen ein Zeitalter des Teilens, der Anteilnahme, des Mitgefühls und der Solidarität vorzubereiten und/oder einzuleiten.

Diese Menschen spüren ganz klar, dass das jetzige, eingeschränkte und reduzierte Bewusstsein, das auf einem «negativen Materialismus» beruht, untauglich ist, den Erfordernissen der Zeit gerecht zu werden.
Menschen mit einer ganzheitlichen, integralen Sichtweise leben einen positiven Materialismus. Sie erkennen die Materie als beseelt und durchgeistigt und begegnen ihr mit Respekt. Sie wissen um die Heiligkeit der Erde.

Die Übergangswesen, sind Begleiter*innen, von denen gefordert ist, Spannungen auszuhalten und zu halten in Hoffnung. Sie stehen zwischen dem Alten, das sich verabschiedet und dem Neuen, das in Geburtswehen liegt. Sie empfinden und bejahen den nötigen «Spannungs-Schmerz», der sich im Prozess des Übergangs ausdrückt.

Viele Menschen – sicher auch Leser*innen dieses Blogs – spüren diese Zeit des Übergangs als eine Erschütterung und als eine Aufforderung handelnd Verantwortung zu übernehmen und mehr noch: sich selbst dem Wandlungsgeschehen zur Verfügung zu stellen, denn wer wandeln will, wird gewandelt, wer das Neue ersehnt, wird erneuert.

Kosmische Wesenheiten, benötigen offene und empfangsbereite Menschen um ihre Energien einfliessen lassen zu können: empfangende Übergangs-Wesen, die um die Wichtigkeit ihrer Gebete und Meditationen wissen und denen es bewusst ist, wie nötige es ist, diese Verbindungen zwischen sich und hohen geistigen Wesenheiten (wie dem kosmischen Christus) offen zu halten und auszuweiten. In Verbindung mit dem geistigen Licht ist Fülle, ohne es beziehen wir die Energie, die wir benötigen mittels Ausbeutung der Erde bis zu ihrer Erschöpfung. Es braucht nicht nur hingebungsvolle Empfänger, sondern auch Tätige, die Mauern durchstossen und die verkrustete Gesellschaft durch ihr Herzensfeuer erwärmen. Ein eindrückliches Beispiel für tatkräftige Erneuerungs-Bewegungen stellen die Jugendlichen dar, die sich für die Verbesserung des Klimas einsetzen. Ihre Frische bringt heilsamen Wind in die so kühlen und verfestigten von der Ratio übersteuerten gesellschaftlichen Strukturen.

Die herrschende materialistische Weltanschauung, wie sie etwa in den Wissenschaften Ausdruck findet, verleugnet im Allgemeinen die Existenz von Psyche und Geist und schneidet sich damit ab vom geistigen Strom, sucht das Leben innerhalb ihres Bezugsrahmens und wendet sich der künstlichen Intelligenz zu. Dadurch wird der Einstrom von Liebe und lebendigem Leben vermindert. Damit wird auch ausgegrenzt, was uns Menschen heilen kann. Deshalb ist es existentiell höchst bedeutsam, dass die helfenden Seelen des Übergangs nicht nachlassen darin, sich offen zu halten und im Vertrauen zu stehen. Unbeirrt. Indem sie das tun, erinnern sie sich ihres inneren Licht-Wesens, das sie sind und ihr Lichtkörper entwickelt sich.
Deshalb ist es heute so wichtig, dass wir die bewährten Mittel der Bewusstseinsentwicklung, nämlich Meditation, Gebet und Mantra-Singen, Visionssuche, Vertiefung unserer Beziehung zu Natur und Erde anwenden, um uns zu stärken und zurück zu verbinden mit der Quelle, aus der wir stammen.

In meinem Blog-Beitrag über Nahtod-Erfahrungen versuchte ich aufzuzeichnen, wie fundamental unsere Erfahrung mit lebendigem Licht ist.

Die Übergang-Wesen ahnen, wie wichtig es ist, sich ihrer Gemeinschaft bewusst zu sein als die Vereinigung derer, die beide Arme ausbreiten, um eine Brücke zu bilden, einen Steg über den Abgrund. Sie wissen wohl auch mehr und mehr, dass wir Menschen bedürftig sind und auf Hilfe angewiesen sind. Sie sind bereit diese zugesagt Hilfe mit ihrem Herzen zu empfangen.

Ich glaube, dass die Zeit nun da ist (Kairos), uns klar darüber zu sein, wie wir in der Welt stehen, wonach wir uns ausrichten wollen und wie wir uns einbringen wollen als Menschen dieses Planeten. Vermutlich, und das sagen mir auch Freunde, werden unsere Grund-Einstellungen in den nächsten Monaten und Jahren darüber entscheiden, ob die Lebensqualität in Richtung grundlegender Erneuerungen wieder ansteigen wird, oder ob die destruktiven Kräfte (noch mehr) überhand nehmen werden.

Beitrags-Bild: Christus-Kreuz (Ausschnitt) von Karlheinz Oswald, im Dom St. Martin, Mainz.

 

Abwesenheit – Anwesenheit

Abwesenheit von Leben zeigt sich in substantiellen Mängeln, in einer kühlen, statischen Atmosphäre, in Bewegungs-Armut (dabei meine ich vor allem die innere Unbeweglichkeit), in einem Mangel von Wärme, Intimität und Zärtlichkeit.

Der Mensch wird zum Abwesenden, zum Unsichtbaren, Tauben, wenn er seine Seele, die ihm Wohnung sein kann, verlässt, wenn er sich also selbst verlässt, meidet, genauso wie öffentliche Plätze rasch abkühlen, wenn sie nicht mehr von Menschen, Tieren und Pflanzen beseelt werden.

Ich erinnere mich, wie es früher in kleinen und mittleren Unternehmungen, in sozialen Einrichtungen, in Läden und Restaurant oft eine sogenannt gute Seele gab. Treue Mitarbeiter*innen, über Jahre verwachsen mit dem Betrieb, in dem sie arbeiteten, oft Vermittler*innen mit mütterlichen Zügen, welche Wärme und Anteilnahme verbreiteten, bei denen man sich notfalls auch ausweinen konnte oder mit denen man mit einem Glas Sekt anstossen konnte bei freudigen Ereignissen. Sie waren erreichbar für die Chefs, wie auch für die Lehrlinge und die kleinen Angestellten. Auch die Putzfrauen und Ausläufer fühlten sich von ihnen geschätzt. Sie wurde respektiert. – Dann kam die Zeit des Neo-Liberalismus. Es hiess, die Unternehmungen müssten schlank werden. Man sprach von Effizienz-Steigerung und von Optimieren. In diesem Trend wurden die guten Seelen eliminiert und, falls sie in Pension gingen wurden ihre Plätze gestrichen. Die freien Wärme-Räume schlossen sich. Wo früher eine gute Seele die Fäden in der Hand hatte – liebevoll! – sind es heute Roboter, die Weisungen erteilen oder es sind kalte Leer-Räume entstanden, wo früher Wärme-Zentren waren.

Die Anonymisierung in der materiellen Gesellschaft nimmt aber auch heute ihren raschen Lauf. Viele der restlichen, organisch gewachsenen Menschennetzwerke zerfallen, deren emotionaler Mittelpunkt diese «guten Seelen» bildeten. Geblieben sind winzige Teil-Funktionen, deren Zusammenhalt nicht durch Menschen gewährleistet sind, sondern durch Roboter. Bezweckt werden reibungslose Abläufe und die Mehrung der Rendite. Man spricht auch von Rationalisierung oder vom Weg-Rationalisieren von nicht effizienten Dienstleistungen oder umständlichen Abwicklungen von Geschäften. Damit können auch Menschen gemeint sein; es können auch gute Seelen sein, deren soziale zwischenmenschliche Aufgabe und Funktion keine Rolle mehr zu spielen scheinen. – Viele von ihnen haben sich in den letzten Jahren in Enklaven oder auf Inseln zurückgezogen und bauen dort im Stillen ihre Oasen, oder sie fühlen sich verlassen und nicht mehr gebraucht in ihren kleinen engen Wohnungen.

Mit der Schilderung des Rückzuges der guten Seelen wollte ich auf das übergreifende Phänomen hinweisen: der Entseelung der Gesellschaft und der Auflösung des menschlichen Zusammenhaltes. Die Welt braucht ein globales Netzwerk, hilfsbereiter, wärmender «Seelen», damit das Herz der Erden-Menschheit weiterhin seine überlebensnotwendigen Impulse aussenden kann. Ich glaube, dass zu dieser Zeit der globale Herzschlag schwach ist, wodurch das Leben auf Erden gefährdet ist und die Verbindung zur Quelle nicht genügend stark ist, damit sich das Leben auf Erden erholen kann.

Um wahre lebendige Wesen zu sein und zu bleiben, also Anwesende zu sein, die mit dem Herzen hören, ist es wohl nötig innere Stärke zu entwickeln, um nicht in den Sog der Abwesenheit zu geraten, in die Unsichtbarkeit abzurutschen oder in der Unbeweglichkeit des Toten zu landen. Das Schlimmste ist Stagnation und  Verbitterung.
Sollten wir den Weg der Liebe (des Herzens) wählen, werden wir zu Pilger*innen. Als solche brauchen wir für unsere Wanderung dreierlei: Den Licht-Mantel, die Laterne und den Wander-Stab.

Der Lichtmantel: Die Umkleidung mit dem Lichtmantel schützt uns. Sie ist die Umhüllung mit dem Geist, dem göttlichen Atem (Prana), der uns umkreist und uns in Verbindung mit unserem Ursprung hält. Dieses Kleid wird uns geschenkt, wenn wir es wagen, uns regelmässig in Stille beschenken zu lassen, zum Beispiel in Form von Meditationen.

Die Laterne: Um auch in einer rauhen und dunklen Welt lebendig zu bleiben, ist es nötig, dass wir eine stets brennende Laterne fest in der Linken halten. Sie stellt das innere Licht dar und die Wärme des Lebens. Sie ist die lebendige Liebesflamme in uns. Die Lampe brennt durch unsere Erinnerung an sie, wenn möglich bei jedem Atemzug. Sie ist es, die bewirkt, dass wir Lichtstrahlen in diese Welt bringen können, ohne uns im Dunkeln zu verirren und verwirren zu lassen.

Der Stab: Er symbolisierte die menschliche Vertikale. Er erinnert uns, dass wir als Menschen, den Übergang und die Verbindung bilden zwischen Erde und Himmel, zwischen Tier und Engel. Er erinnert uns daran, aufrecht und würdig zu gehen, im Bewusstsein unserer Verantwortung.

Es ist hilfreich, uns jeden Morgen symbolisch und imaginativ auf diese Weise einzukleiden, um bewusst in den Tag zu gehen. Wir können diese Handlung durch kleine Gesten verlebendigen.

Ob wir es auf diese oder andere Weise tun spielt nicht so eine Rolle, wichtig ist, dass wir möglichst jeden Tag bewusst beginnen, denn die Kräfte der Verdrängung, der Spaltung und der Abnützung sind in unserer Welt – ich habe sie als rauh bezeichnet – gross.

Ich fühle, dass es gut ist, wenn ich weiss, worauf ich mich ausrichte, denn ich bin nicht gefeit davon, mich von dieser Welt vereinnahmen zu lassen. Denn ich bin ja auch ein Kind dieser Erden-Welt und sie fasziniert mich, obwohl ich weiss, dass sie in Schieflage geraten ist durch den ausufernden Materialismus und den Hyper-Individualismus, der uns einsam macht.

Ich vermute, dass die nächsten Erdenjahre uns durch unsere selbst geschaffenen Widersprüche, Einseitigkeiten und Ungerechtigkeiten durchschütteln werden. Ich will deshalb auf innere Stärke setzen und mit der inneren Flamme in Beziehung bleiben.

Neben meinem Bett steht der Stab, die Laterne und das Kleid liegt über der Stuhllehne und ich nehme die drei zu mir, wenn ich aufstehe.

 

Kriterien für die eigene spirituelle Entwicklung

Folgende Sätze, als subjektive Aussagen, bzw. Merkpunkte formuliert, sollen dir (und mir) Aufschluss geben über die Schritte auf deinem spirituellen Weg. Kannst du einige oder gar mehrere von ihnen bejahen, so kannst du davon ausgehen, dass du dich in einem Prozess der Transformation, des Wandels befindest, auf dem Weg zu dir selbst, dem wahren Wesen, das du bist. Ich habe diese Kriterien so notiert, wie sie in mir aufgeschienen sind und ohne die Erwartung sie logisch zu ordnen. Ausserdem erhebe ich nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.
Wenn Du Dir Zeit nehmen magst, lasse jeden Satz einzeln eine Weile auf Dich wirken.

  • Vermehrt empfinde ich, dass nicht ich, also mein kleines Ich, mich lenkt, sondern dass es ein grösseres, ein Umfassenderes gibt, das aus einer höheren Ordnung wirkt, welches mich lenkt und leitet. Nennen wir es das höhere Selbst oder das ICH.
  • Ich akzeptiere die Unsicherheiten, die auftreten, wenn ich mich der Führung durch das höhere Selbst anvertraue, wage sogar später die Erleichterung zu geniessen, die auftritt, wenn ich nicht mehr glaube, alles selbst richtig einordnen und machen zu müssen.
  • Ich ersetze übertriebene Anstrengung durch Vertrauen und Hingabe und egozentrische, angst-besetzte Gedanken durch bewusstes Atmen.
  • Vermehrt treten Phase in meinem Leben auf, wo ich nicht von Gedanken und Gefühlen getrieben bin, sondern in Stille bin, und/oder mich von einem Mantel (Kleid) aus Zärtlichkeit und Licht umhüllt und geborgen fühle. Nach wie vor, lasse ich Gedanken und Gefühle zu, schätze sie, ohne mich an sie anzusaugen oder mich an sie zu binden. Ich lasse sie kommen und gehen.
  • Dem Leben gegenüber verhalte ich mich biegsam, weich, mitschwingend, sträube mich also nicht gegen seine Äusserungsweisen.
  • Stärke und Nachgiebigkeit wachsen gleichzeitig heran und ergänzen sich.
  • Ich ärgere mich immer weniger über eigene Schwächen und Mängel, fange sogar an, sie zu mögen. Derselbe Prozess zeigt sich anderen Menschen gegenüber.
  • Die innere Stimme, mit der ich mit mir rede, wird zunehmen zärtlicher und milder.
  • Ich gebe mich vermehrt den Wesens-Strömen aus Licht, Liebe und Weisheit hin.
    Ich stelle fest, dass ich nicht mehr so oft über andere und mich urteile und einfach kommentarlos hinnehme und annehme was geschieht, was nicht heisst, dass ich es mir verbiete, eigene, kreative, ev. auch kritische Gedanken anzustellen.
  • Es gelingt mir besser zu unterscheiden, ob ich mich durch kollektive Schwärme unerlöster, abgenützter Gedanken und Gefühle bestimmen lasse, oder ob ich mich höheren Inspirationen aus der geistigen, schöpferischen Welt hingebe.
  • Es ist mir wichtig aus der Intelligenz des Herzens zu denken und zu handeln, indem ich auf mein Herz höre und nicht auf die Meinungen, die mich umschwirren.
  • Ich erkenne die Ausweitung, Ausdehnung meines seelischen Innen-Raumes. Es ist mir klar, dass Angst einengt, während Liebe und Vertrauen mein Bewusstsein erweitern.
  • Oft überkommen mich Liebesgefühle ohne äusseren Grund. Es ist ein Verliebtsein ins Leben und ich weiss, dass die Liebe, die ich fühle, Grund und Ursache meines Lebens ist.
  • Meine Angst vor Sterben und Tod nimmt ab.

Innen-Raum-Entwicklung

Wir helfen mit, den Welten-Raum, das heisst die globale Atmosphäre zu erneuern, in dem wir unseren seelischen Innen-Raum entwickeln. Die äussere Welt ist ein Spiegel der menschlichen Bewusstseinsverfassung. Beginnen wir also damit, an unserem inneren Raum so zu arbeiten, dass er auf uns selbst, wie auch auf unsere Umgebung lebensdienlich wirkt.
Dieser Essay stellt den Versuch dar, einen langen Prozess in Kürze zu beschreiben.

Der Innen-Raum öffnet sich dem Menschen, wenn er nach innen schaut und sich in seinen seelischen Innen-Raum lauschend versenkt.

Dieser Raum ist, wenn wir ihn noch mit wenig Bewusstheit betreten haben, vorerst einmal verstellt, angehäuft mit Gedanken und Gefühlen, die, verkeilt ineinander und zu Mustern verformt, sich repetitiv, manchmal mechanisch bewegen und uns einen starken Eindruck von nervöser Betriebsamkeit geben. Ein völlig nach aussen gerichteter Mensch findet bei ersten Meditationsversuchen oft nicht die ersehnte Ruhe, sondern hektisches Gedankentreiben in einer kühlen, manchmal sogar abweisenden Atmosphäre, wo das Gedachte keine wahre Heimat findet, sondern sich in einem abstossenden Raum aufhält, eingezont, gefangen, ungeliebt, wodurch es sich nicht in positivem Sinne entwickeln kann.

Die Grund-Stimmung und die Atmosphäre sind entscheid für die Innen-Raum-Entwicklung.

Die inner-seelische Stimmung und Atmosphäre entwickeln sich aufgrund des Klanges, des Tones, mit dem wir zu uns sprechen. Ist die innere Stimme, mit der wir zu uns sprechen, unduldsam, gereizt, kritisch oder wohlwollend, gütig, nachsichtig? –
Ist sie wohlwollend und mitfühlend, dann entwickelt sich in unserem Seelen-Innen-Raum Milde, die Wachstum und Versöhnung mit uns und anderen Personen, die in uns leben, erlaubt und ermöglicht.
«C’est le ton, qui fait la musique.» – Die Herzens-Präsenz entscheidet über den Gang der Entwicklung.

Viele Menschen genügen sich selbst nicht. Das ist sehr verbreitet. Aufgrund dieser Einstellung, ist die Stimme, mit der sie zu sich reden, streng, fordernd, Druck ausübend, depressiv oder aggressiv machend. Dadurch wird das Binnen-Klima frostig und die verinnerlichten Gedanken- und Gefühlsmuster werden dementsprechend härter und kälter. Das Ego schafft eine Atmosphäre, welche kühl und feindselig ist.

Die menschliche Befindlichkeit ist vollständig davon abhängig, in welchem Ton wir mit uns sprechen. Der Klang unserer inneren Stimme bestimmt darüber, ob es uns in unserer Haut wohl ist oder ob wir lieber aus ihr fahren möchten.

Klar, auch der Inhalt unserer Weisungen und Kommentare zu uns, sind mitbestimmend über die Qualität in unserem Innen-Raum, entscheidender aber ist der Ton, mit der wir unsere inneren Inhalte qualifizieren.

Das Mitgefühl und die Einfühlung, die sich im Klang unserer inneren Stimme ausdrückt, transformieren uns. Zum Beispiel: Schmerz und Verlust wandelt sich durch Selbst-Einfühlung und Verständnis in Nachsicht und in Heilkraft.

Baut sich Freundschaft zu uns auf (durch den freundschaftlichen Ton, mit dem wir zu uns sprechen), wird es sehr viel leichter, uns dem höheren Selbst (der Innen-Raum im Innen-Raum), dem Seins-Raum (vergl. Im Seins-Raum, 17. Aug. 19) gegenüber zu öffnen.

In einer wachsenden Atmosphäre der LIEBE, erkennen wir unsere Ego-Struktur leichter; wir können ihr zulächeln und uns von ihren Zwängen leichter befreien. Dadurch lebt auch das innere Kind, nun nicht mehr eingeschüchtert, auf.

Wir erkennen nun die Relativität unserer inneren Programmierung und bekämpfen sie nicht mehr – wodurch wir ihr viel Energie gegeben haben – sondern wir lösen uns sanft von ihr ab.

Durch die Empathie zu uns selbst, entwickelt sich unser Verständnis für andere.
Es entsteht nun ein Raum der Heilung und des Wachstums in uns: der Seins-Raum.

In der alten gereizten und unduldsamen Stimmung binden wir uns an innere, alte Prägungen und Strukturen,
durch die wohlwollende, einfühlsame und nachsichtige Stimme, welche aus unserer Seele kommt, lösen wir uns von den alten Gedanken- und Gefühlsmuster, die uns bisher geformt haben, ab.

Das innere Gefängnis wandelt sich somit in einen Raum der Heilung und der Freude für andere, wie für uns selbst.

Wenn wir auf der Suche nach der inneren Wahrheit sind, eingestimmt auf unser Herzens, so können wir leicht am Ton erkennen, ob wir die die Stimme des Herzen hören oder eher die Stimme(n) der verinnerlichten Stimmen unserer Eltern, Lehrer, Erzieher oder der herrschenden Kultur.
Ist der Klang der Stimme, die wir vernehmen eher kritisch, schroff und unduldsam, so handelt es sich wahrscheinlich um die verinnerlichte Stimme (Über-Ich), die eher im Kopf angesiedelt und ihren Ursprung in der Aussenwelt hat und nicht der inneren Wahrheit entsprechen,
hört sich die innere Stimme klar, mild und liebevoll an, so handelt es sich sehr wahrscheinlich um die Stimme des Herzens, um die Stimme der eigenen, tiefliegenden Wahrheit, die der Seele entströmt. Sie ermöglicht es uns, unsere innere Wahrheit zu erkennen, jenseits aller Moral und Verurteilung.

Beitragsbild: Aquarell von WB „Raum“

 

Entscheiden

Ich betrachte die Möglichkeit Entscheidungen treffen zu können und für diese Verantwortung zu übernehmen, als eine grosse Freiheit. – Wahl-Freiheit.
Als Kind werden wir weitgehend von aussen geprägt. Später dann, als Erwachsene, steht uns die Möglichkeiten offen, unsere Persönlichkeit auszubilden und wenn erforderlich umzubilden, sie mehr nach dem auszurichten, was unserem inneren Wesen entspricht – durch tiefgehendes Lauschen auf die Stimme des Herzens und die folgerichtigen Entscheidungen.

Als ich mich vor etwa zweieinhalb Jahren nach einer schlimmen Diagnose dafür entschieden hatte, diese, trotz dringlicher Empfehlungen dreier Ärzten, die mir von ihnen nahe gelegten Operationen nicht zu machen und darüber hinaus auf eine schulmedizinische Behandlung zu verzichten -ein Entschluss, den ich über Wochen hinaus zäh errungen hatte-, fühlte ich mich von starken Energien erfüllt. Nach bangen Wochen spürte ich, wie nach dem Fällen des für mich stimmigen Entscheids, alle Kräfte, die sich zurückgezogen hatten, plötzlich wieder da waren, in ungeahnter, überraschender Stärke.

In Phasen der Unentschiedenheit, in denen wir verschiedene Optionen offenhalten und zwischen ihnen abwägend hin und her pendeln, und das ist manchmal nötig, sind unsere Energien unruhig, umherirrend, suchend. Sie können sich auf kein Ziel fokussieren. Das absorbiert. Bei langen Zeiten des inneren Suchens kann dieser Zustand zu einer seelischen Lähmung führen oder zumindest zu einer Schwächung der Lebensgeister. – Ambivalenz schwächt auf die Dauer. Das innere Feuer kann nicht brennen.

Natürlich kehrten bei mir die Energie nicht nur deswegen zurück, weil ich mich entschieden hatte, sondern weit mehr deshalb, weil ich mich richtig, meinem Wesen gemäss, entschieden hatte.
Indem ich mich in der Tiefe des Herzens entscheide, richte ich mich nach dem aus, wonach sich meine Seele sehnt.

Ich spreche hier natürlich nicht von kleinen Alltags-Entscheiden, sondern von den grossen Entscheidungen, die dem Leben Richtung und Sinn geben. Beispiele: Wünsche ich mir inneren oder äusseren Reichtum? Möchte ich ein liebender oder ein erfolgreicher Mensch sein?
Setze ich auf die Karte Vertrauen oder auf Skepsis und Vorsicht?

Bei solchen Fragen geht es um die zentrale Ausrichtung des Lebens, darum, was Priorität haben soll. Deshalb kann der Mensch die genannten Fragen in den meisten Fällen nicht mit «ich will beides» beantworten.

Durch die Entscheidung, die ein Mensch tief in seinem Herzen getroffen hat, verändert sich sein Leben spürbar.- Sollte er sich zum Beispiel für äusseren Reichtum entschlossen haben, so werden viele Aspekte des Themas, die mit äusserem Reichtum zu tun haben, in sein Leben geschwemmt: er gewinnt oder verliert Geld, Leute wollen von seinem Reichtum profitieren oder mit ihm Geschäfte machen. Er erbt oder wird enterbt; er wird bestohlen. Er wird ein gerissener Spekulant, kennt sich an der Börse aus, verliert vielleicht dennoch, usw.

Was er gewählt hat, tritt nun vermehrt in sein Leben und das, wogegen er sich ausgesprochen hat, tritt in den Hintergrund.

Die Seele ist es, die jene Situationen kreiert, die der Mensch braucht, um am Thema oder der Ausrichtung, die er gewählt hat, Erfahrungen zu machen und zu lernen und zu verstehen, was er ist und/oder sein möchte. Er wird zunehmend zu dem, was er anstrebt, wonach er sich ausrichtet.
Wenn er sich gänzlich auf die LIEBE ausrichtet, so wird er zu Liebe. Sollte er dies tun, so wird er bald erfahren, wie ihn dieser Entscheid tiefgehend verwandelt. Sein kleines Ich wird nicht weiter die Herrschaft über «ihn» haben, da er sich dem höheren Selbst übergeben hat, welches ihm die alten vermeintlichen Sicherheiten, die (eingebildete) Kontrolle über sich selbst, entziehen wird.

Darum ist der Entscheidungsprozess so wichtig. Er sollte niemals überstürzt, aber auch nicht verschleppt werden. Es ist wichtig antizipatorisch die Folgen seines Entschlusses abzuschätzen und sich zu fragen: Will ich den möglichen Konsequenzen meines Entscheides auch zustimmen? Bin ich bereit für die Verwirklichung meines Ideals oder Impulses ein Opfer zu erbringen?
Zum Beispiel: Wenn ich das Bedürfnis habe, mein Mitgefühl zu entwickeln, muss ich damit rechnen, sensibler, empfindsamer zu werden. Ich werde womöglich auch verwundbarer, werde mich ev. mit Schlaflosigkeiten auseinanderzusetzen haben, da mir Schmerz und Unrecht bis in den Schlaf zusetzen werden. Ebenso habe ich zu bedenken, dass ich wahrscheinlicher auch beziehungsfähiger und einfühlsamer werde, worüber sich zum Beispiel meine Freunde freuen werden. Auf jeden Fall: Bei jedem tiefgehenden Entscheid, wird nicht alles beim Alten bleiben. Positive und negative Folgen sind zu erwarten.

Wenn ein Mensch also ein Versprechen oder gar ein Gelübde eingeht und er dieses verbindlich meint und es auch feierlicher bezeugen möchte, ist dies mit einem Opfer verbunden, das u.a. darin besteht, von alten Sicherheiten und Gewohnheiten loszulassen oder möglicherweise abgelehnt zu werden.
Verspricht er es sich selbst und seinen geistigen Wesen, mit denen er in Verbindung steht und/oder Personen, die ihm nahestehen, dass er seinen Beschluss verbindlich umsetzen will und sich die Konsequenzen, die Opfer, die damit verbunden sind, tragen und annehmen will, so handelt es sich um ein Gelübde.

Ein derartiger Entscheid, der in ein Versprechen oder Gelübde mündet, ist ein sehr kraftvoller, ja feierlicher Akt, der vorher über lange Zeit gereift sein sollte.

Ein gereifter Entscheid ist eine Weise schöpferisch tätig zu sein, sein Leben bewusst zu gestalten in Selbst-Verantwortung.

Bewusste Entscheidungen sind Absichten, die in Tätigkeiten münden, die richtungsweisend sind und etwas in die Manifestation bringen, welches vorher nur latent anwesend war. Wage ich es zum Beispiel mich für eine Sache stark zu machen, die nicht logisch und sichtbar ist, wie es zum Beispiel die Seele ist, die ich zwar nicht recht fassen kann, die ich aber spüre und erfahre, so begebe ich mich auf eine Art von Pilgerreise, auf der ich ungeahnte Entdeckungen machen werde. Die Treue zur visionären Entscheidung – und tiefe richtungsweisende Entschlüsse sind visionär und geben uns Sinn, wenn sie aus dem Herzen kommen – ist mit einer Liebeserklärung zu vergleichen, die nicht einfach umgestossen werden kann.

Leben wir unentschieden, so wird über uns entschieden. Wir folgen dann einfach den Trends und Bedürfnissen anderer und den gesellschaftlichen Stoss-Richtungen, die oft von kommerziellen Absichten geleitet sind. Oder wir nehmen unsere schöpferische Kraft wahr, die uns von innen erwärmen wird (vergleiche letzter Blog-Beitrag).

 

Weltschmerz

Wie viele meiner Freundinnen und Freunde kenne auch ich die Empfindung von Schmerz, wenn ich mir den Zustand der Erde vergegenwärtige: Schmerz, eng verbunden mit Trauer, die mich manchmal zu überwältigen droht.
Dies schon seit Jahrzehnten. Viele sind sich darin einig, dass sich die Menschheit in einer sehr schwierigen und schmerzvollen Krise befindet, die vielleicht einen Übergang in eine höher Bewusstseinsphase anzeigt. Mit dem Bewusstsein, welches zu den vielen Fehlentwicklungen dieser Zeit geführt hat, können die Fehl-Haltungen nicht korrigiert werden. Es braucht ein anderes Bewusstsein, eine andere Lebens-Grundlage, die wir vielleicht mit Weisheit oder Herzens-Intelligenz umschreiben können.
Der Weltschmerz verweist auf das leidende, verkümmerte, vergessene und/oder gequälte Leben hin.
Ein Beispiel: Europa nimmt es hin, das seit Jahrzehnten Jahr für Jahr viele Hunderte oder Tausende Flüchtlinge im Mittelmeer ertrinken. Europa will sie nicht haben. Menschen, die dem nicht zu sehen wollen, die helfen, werden verhaftet.
Wir haben gelernt unseren Schmerz und unsere Trauer weitgehend zu betäuben. Eine mächtige Betäubungsmittel-Industrie «unterstützt» uns dabei. Fast-Food  und Drogen gegen den Schmerz. Hektik, Stress, Ultra-Mobilität, Konsum gegen den Schmerz. Wir sind eine Schmerz-Abwehr-Gesellschaft.

Doch der verdrängte, abgewehrte, verleugnete Schmerz sucht Herzen, die ihn aufnehmen. Das ist immer so: Schmerz will gehört und wahrgenommen werden. Abgelehnte Kinder, aber auch Erwachsene unternehmen alles, um endlich ernst genommen, gehört und verstanden zu werden.

Ein Arzt in einer psycho-somatischen Klinik, so lass ich, wurde von seinen Mitarbeiterinnen gerufen, weil da eine Patientin ununterbrochen, seit Stunden, schreie. Durch nichts war sie zu stoppen. Der erfahrene Psychiater setzte sich an das Bett der Frau und lauschte. Voller Aufmerksamkeit versuchte er die Schreie dieser Frau zu verstehen. Er hörte, hörte mit grossen Ohren zu, war nur noch Gehör, über eine sehr lange Zeit, ohne die Frau je zu unterbrechen. Dann sagte er nach langer Zeit: Wir haben sie nun verstanden; sie können jetzt aufhören. Die Frau hörte auf zu schreien.

Ich habe mich gefragt, wie ich mit dem Weltschmerz umgehe und wie meine Freunde und Freundinnen damit umgehen.
Nicht Wenige verwandeln ihren Schmerz in Arbeit, indem sie sich für Benachteiligte einsetzen, für die Natur, für gepeinigte Tiere, im weitesten Sinne ein Engagement eingehen, das Leiden lindert und Gerechtigkeit stärkt. Sie bewegen sich oft im Bereich der Sozialen Arbeit oder der Politik. Mir scheint dieser Weg konstruktiv und hilfreich zu sein.

Der Dalai Lama sagte, dass Mitgefühl die Quelle der Glückseligkeit sei.

Tatsächlich finden sich unter den so Engagierten mehr heitere Menschen, als unter den Resignierten.
Bei dieser Gruppe von Menschen -den Engagierten- neigen nicht Wenige dazu, sich zu überfordernd bis hin zur Erschöpfung oder ernsthaften Krankheiten. Wahrscheinlich gehörte ich selbst dieser Gruppe an.

Andere wählen den Weg der Kontemplation und der Meditation. Sie suchen den inneren Frieden, Liebe und Wahrheit. Sie gehen davon aus, dass nur aus einem Zustand der inneren Stille und Gelassenheit Friede und Heilung für die Welt ausströmen kann, Kraft zur Wiederherstellung des Gleichgewichtes.
Mit dieser Überlegung haben sie recht. Aber sie vergessen manchmal, dass Einsichten und innere Erfahrungen nur durch Taten geerdet werden können.

Eine dritte Gruppe, die einen konstruktiven Weg aus der Erfahrung des Schmerzes gehen, sind jene Menschen, die ein zukunftsträchtiges Modell für eine nachhaltige, liebevolle Welt in Gemeinschaft erarbeiten wollen. Sie bilden neue Wohn- und Arbeitsgemeinschaften, gründen Netzwerke oder erarbeiten ganzheitliche pädagogische Schulkonzepte; sie bauen Bildungsstätten auf, oder sie geben ihre Kraft in die Erziehung ihrer Kinder, in der Absicht ihnen Bedingungen zu schaffen, die der freien Entfaltung ihrer Gaben und ihrer Menschlichkeit dienen.

Schliesslich möchte ich noch eine vierte Gruppe erwähnen: die der KämpferInnen für eine gerechte Welt und für Strukturen, die dem Frieden unter den Völkern dienen. Es sind Kämpfer*innen aus Mitgefühl, vielleicht auch aus Zorn, nicht aber aus Hass. Sie verwandeln den Schmerz in Kraft und Tatkraft. Sie sind mutig, manchmal bis zur Selbstgefährdung.

Viele Menschen sind in zwei oder mehrerer dieser skizzierten Gruppen tätig. Ich meine, dass sie sich bestens ergänzen. Alle diese Ansätze, die aus dem Weltschmerz und dem daraus hervorgegangenen Mitgefühl geboren worden sind, sind meiner Meinung nach zu respektieren und zu schätzen.

Am Anspruch gemessen, eine neue, gute Welt zu kreieren, eine Welt, in der die Wunden weitgehend heilen, werden vielleicht alle genannten Gruppen der engagierten Menschen teilweise oder weitgehend scheitern. Vielleicht werden sie, global betrachtet, das verbreitete Leiden aufgrund globaler Zerstörungsprozesse nur ein bisschen lindern können, was aber kein Grund darstellt, die Bemühungen für das Gute einzustellen. Geläuterte Engagierte orientieren sich nicht mehr am Erfolg. Sie lassen sich einfach von ihrem Herzen leiten.

Ein zu rasches Eingreifen, ein schnelles Tun, so gut die Absicht auch immer sein mag, verhindert jene wichtige Phase des reinen Zuhörens, des Lauschens, des tiefen Verstehens des Schmerzes der Welt – so wie jener Psychiater, der die Schreie jener Patientin einfach an sich herankommen liess, ohne Massnahmen zu ergreifen. Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: jene Handlungsweisen, die ich oben beschrieben habe, sind zweifellos sinnvoll und hilfreich, doch -und dies möchte ich hier betonen- sollten sie jene Phase des reinen Zuhörens nicht verhindern oder abkürzen. – Weshalb?

Wenn Menschen mit einem offenen Herzen, das auch mit dem Herzen der Welt verbunden ist, zuhören, findet der abgespaltene Schmerz, das vergessene Leiden zurück in das Leben, in das Sein des Welten- und des Menschheits-Körpers. Die Verbindung des abgetrennten Schmerzkörpers mit dem Herzen der Welt, mit deinem und meinem Herzen, wird dadurch hergestellt. Das, was aus dem Ganzen herausfiel, kann so reintegriert werden.

Beim Prozess der Verlebendigung ist auch die mitfühlende Trauer von Bedeutung. In meinem Blog “Unsere aufgeschreckten Seelen“ (13. Juli 19) schrieb ich:

„Das lebendige Bewegt-Sein unserer licht-durchlässigen Trauer (ja, die gibt es) kann die Entfremdung von unserem eigenen Leben und der eigenen Lebenskraft beenden. Diese weiche Trauer, die sich im Herzen bildet und Licht freisetzt, ist heilend. Dabei werden auch weibliche Qualitäten wiederbelebt. Transformation bleibt niemals im Kopf begrenzt! Es ist ein Abstieg in die Tiefe der Seele, die uns erhebt, damit wir Neues schaffen können“.

Das offene Ohr bietet Hör-Raum; es ist eine Art von Gebärmutter. Darin kann sich das Bedürftige, das zuvor keinen Platz hatte, aufrichten und aufatmen. Somit löst sich der Schmerz, findet der Traurige, die Traurige Trost.

Aber haben wir denn die Stärke, dem Schmerz der Welt -der Mutter Erde- in uns Raum zu geben? Müssen wir uns nicht davor schützen? Uns schützen vor seiner ungeheuren Wucht?

Ich glaube, dass wir die Wucht des Schmerzes dann ertragen, wenn wir mit der LIEBE, aus der das Mitgefühl quillt, verbunden sind. Wenn wir uns also an die LIEBE wenden, aus der wir leben, wird uns die Kraft gegeben, Schmerz in Leben zu verwandeln.

Das ist zweifellos keine leichte Aufgabe, aber sie hilft uns auf dem Weg zum Menschsein.

Schmerz scheint mir vorwiegend die Folge von Trennung zu sein, insbesondere die Trennung von uns selbst. Mitfühlendes Hören erlaubt die Rückkehr dessen, was abgespalten war. Wiedervereinigung ist die glückliche Folge.

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Vergleiche auch den Blog-Beitrag: «Der Weltschmerz und die Samen des Guten» vom 28. Dez. 2018.

Beitragsbild: Farbstift-Zeichnung von Werner Binder

 

Unrast und Geborgenheit

Dies ist der zweite kleine Reise-Bericht. – Sind die kleinen Reisen Übungen zur Entwicklung der Bewusstmachung der grossen Lebens-Reise? Bildet sich in jeder kleinen Reise eine Sequenz, also ein Schritt im Prozess der seelischen Bewusstseins-Entwicklung, ab? Anders gesagt: Ist es so, dass ein jetzt virulenter Teil meiner inneren, spirituellen Reise sich über meine äussere Reise legt und, dass sich durch die Interaktion der beiden Ebenen ein Beziehungs-Muster entwickelt, das es zu lesen gilt? Könnte man also eine so kleine Reise, wie die meine von Zürich nach Olten sogar als eine Pilgerreise verstehen?

Ich sitze im Zug und beobachte mich. Ich schaue mir zu, wie meine Blicke herumwandern, um etwas zu finden, das meine Blicke anzieht: sehe jetzt die Frau dort, höre ihre Stimme, bemerke wie sie gestikuliert, einige Sekunden oder Minuten lang, bis meine Blicke weiterziehen, auf der Suche nach etwas, das meine Sinne neu fesselt: die Schneeflecken draussen, der Flusslauf da unten. Schön. Und dann kehre in den Sessel zurück, in dem ich mich ausgestreckt habe. Der Mann, mir gegenüber, hat wässrige Augen, sonst aber ein beherrschtes, angestrengtes Gesicht. Nur die Augen hat er nicht unter Kontrolle. Sie drücken Kummer aus.
Ich bemerke, dass ich im Innersten Halt suche. Jetzt fällt meine Aufmerksamkeit auf die Rundungen der Brüste jener Frau dort… nun nehme ich nur noch Farben, Formen, Geräusche wahr. Jetzt: die freundliche Zugführerin, die geduldig auf Fragen eingeht.

Ich bin auf der Suche. Wenn ich meine Suche auf etwas richten kann, das meine Aufmerksamkeit erregt, gibt mir das Halt für eine paar Sekunden, dann nehme ich Kontakt, ja vielleicht Beziehung auf, bleibe eine Weile bei dem, was ich sehe oder höre, ruhe mich dann ein bisschen aus. Etwas wärmt mich, wenn auch nur für kurze Zeit. Es kann auch ein Gedanke sein, der mich fesselt oder eine schöne Idee oder eine Erinnerung. Dann schweife ich wieder weiter. Ich suche, um anzukommen.

So, hat mein innerer Beobachter festgestellt, läuft es seit Jahrzehnten. Diese Art des Suchens, nach etwas, das mich hält, mich birgt und beruhigt, ist mir zur Gewohnheit geworden. Es ist ein suchendes Umherwandern. – So weit, so gut.

Doch hat diese Gewohnheit auch eine problematische Seite. Das, worauf sich meine Aufmerksamkeit richtet, ist oft von kurzer Dauer. Es ist eine Art von Gedanken-Streunen und ein Suchen nach Attraktoren. Manchmal ist es unruhig und beunruhigend. Streunen und Zerstreuung. Die einzelnen Objekte, an die ich mich kurzfristig anhafte, wärmen mich nur flüchtig und deshalb erhöhe ich mein Tempo des Suchens. Es entsteht Unrast, Anzeichen von Sucht und von Angst. Es ist ein Suchen am falschen Ort, auf der falschen Ebene. Immer, wenn Sucht im Spiel ist, sind wir auf der falschen Ebene, im Bereich der Kompensation.

Vielleicht ist es ein Suchen nach der Mutter. Oder doch eher ein Suchen nach Aufgehoben-sein in Gott.

Dann, nach dieser Einsicht – immer noch im Zug- habe ich den Fokus (den Modus) gewechselt und mich nach innen gewandt. Ich habe in mein Herz geatmet und ich habe mich mit allem verbunden, mit allen mir bewussten Dimensionen, die mich ausmachen: mit meinem Körper, meiner Seele, Mutter Erde, dem Kosmos, dem EINEN. Und ich fühle wahres, bleibendes Aufgehoben-sein. Viellicht hat Jesus das gemeint (dieses sich nach innen wenden), als er von Umkehr gesprochen hat.

Der äussere Such-Modus, so wurde mir dann bewusst, ist Ersatz für die Suche und das Finden des Einen. Ich irre im Vielen herum, wenn ich mich – MICH – vergesse. Ich zerstreue mich aus Angst davor, nicht zu SEIN.

Sind wir Menschen nicht alle mehr oder weniger konditioniert zu einer Art von «Miniaturisierung». Ich meine damit, dass wir uns in der materiellen Vielfalt verlieren, weil wir das Wissen und Spüren der grenzenlosen Zusammengehörigkeit vergessen haben.

Was ich im Zug erlebt habe, war eine Erinnerung – ein Wiedererinnern dessen, was ich bin: ein vielschichtiges Wesen mit einem Kern, der alles hält. ICH BIN GEHALTEN, ICH BIN GEBORGEN.

Nach dem mich mein innerer Beobachter (der Zeuge) auf diese alte Prägung des suchenden Herumirrens aufmerksam gemacht hat, blicke ich wieder nach aussen, sehe mich in diesem kleinen vorübergehenden Ausschnitt des Bahnwagens, der durch den kalten Wintertag rast und ich sehe nun die gleichen Objekte wie vorher, aber nun aus der Klarheit und Stille des Herzens und ich kann mich an dem Vielen erfreuen ohne Unrast, ohne die Seitentriebe irgendwelcher Süchte. Ich sehe aus dem Einen in das Spiel der Mannigfaltigkeit – ohne zu klammern und ohne zu jagen.

Mein innerer Beobachter hat auch bemerkt, dass diese alte Gewohnheit an Macht über mich eingebüsst hat.
Es wird mir auch bewusst, dass diese hier geschilderte Gewohnheit nicht nur meine individuelle Schwierigkeit ist, sondern auch ein gesellschaftliches Korsett, das mich prägt, eine Art von Verhaltens-Zwang, die auf Ausweglosigkeit hinweist. Wir Menschen scheinen in einem Käfig zu sein, in dem wir herumtigern, weil wir den Zugang zum unendlichen Lebensraum, der in uns ist, verloren haben. Die Reduktion auf die materiellen und äusseren Dinge und Reize hält uns auf einem ganz kleinen Platz fest; wir sind abgeschnitten von unserer Seele, an die wir den Glauben fast verloren haben, wenn wir nicht manchmal aus unruhigem Schlaf erwachen würden, mit der diffusen Angst, etwas vergessen zu haben.

wenn wir nicht manchmal aus unruhigem Schlaf erwachen würden, mit der diffusen Angst, etwas vergessen zu haben

Die Geburt – der Ton

Der folgende Text ist N.B. gewidmet

Den nachfolgenden Text verstehe ich als den Versuch einer Zusammenfassung der Substanz meiner letzten Artikel. Es ist auch der paradoxe Versuch Unerklärliches zu erfassen. – Dieser Text basiert auch auf rhythmischen Wiederholungen und auf Bilder, die kaum ins Rationale zu übersetzen sind.

Wir brauchen eine existentielle und radikale Spiritualität, die uns berührt (wie die Zärtlichkeit), ergreift (wie die Hingabe) durchströmt (wie lebendiges Wasser) und durchrüttelt (wie ein Sturm und feurige Leidenschaft), eine Spiritualität also, die nicht im Kopf, im Verstand hängenbleibt, sondern bis in die Organe und Knochen eindringt, bis ins Seelenzentrum und uns umwandelt.

Die Metamorphose – durch Vertrauen ausgelöst.

Spiritualität ist Leben, dem wir uns vorbehaltlos hingeben, ist die Bereitschaft, uns vollkommen vom Leben berühren und durchströmen zu lassen. Sie beginnt, wenn wir uns vom Verstand und vom Ego nicht mehr beherrschen lassen und aufgehört haben, zu diskutieren. Wenn wir also die Bücher schliessen, aufstehen und weinen. Weinen, weil wir gerührt, berührt sind.

Stirb und werde durch die befreiende und erlösende Kraft der Metamorphose, die uns über die Schwelle trägt, heiter wie ein Herbstblatt im Wind.
Es ist ein Fallen, ein Gleiten in allem (in Abwandlung von Rilke).


Wir brauchen eine existentielle und radikale Spiritualität – Zärtlichkeit und Hingabe.
Umwandlung, durch das Sterben hindurch, in Heiterkeit.

Die wahre – die zweite Geburt des Menschen- findet dann statt, wenn sein Herz ganz aufgeht und «die Rose» den vollen Duft zu verströmt.

Es ist ein leiser Vorgang. Bevor sich das Herz ganz öffnet ist es bewegt, «schwanger», hervorgerufen durch «die Berührung». Die Rose des Herzens beginnt zu knospen, benötigt nun zärtlichen Schutz.

Doch dann:
Wenn sich die neue Quelle gebildet hat, im Moment der Herz-Öffnung, entsteht ein Ton. Manche sagen: Ein Engel sei geboren worden.
Dieser Ton «sprüht» durch das Universum.

Das Werden des inneren, wahren Menschen ist sehr leise, in einer für das menschliche Ohr unhörbare Frequenz, eine sehr feine Schwingung, die in die Schöpfung eingeht.

Die Schwingungen aller «Neugeborenen» wirken vereinend im Leibe der Schöpfung. Es bildet sich die Gemeinschaft der Liebenden. Aus diesen Schwingungen heilender Liebe erneuert sich der Planet und der Menschheitskörper.

Ist diese Vision auszuhalten? Ich glaube, dass es innere Stärke braucht, um Visionen zu halten. Das verleiht ihnen die Kraft der Verwirklichung.

Der Menschheitskörper erneuert und regeneriert sich fundamental durch das Opfer von Menschen, die bereit geworden sind, dem abgespaltenen Weltenschmerz, dem verdrängten Leiden zu antworten. Opfer ist Darbringung.

Die Antwort des Erwachenden ist Mitgefühl, wahres Mit-Leiden im Vertrauen und im Glauben an das Wirken der heilenden Schwingung, die im «Ton», dem aufbauenden Klang lebt, der in der Stille ist.

Wer hört, wird ins Leben gerufen. Wer hört, wird. Wer hört und empfängt, wird zu dem, was er gehört und empfangen hat. Empfängt er Lebenswasser, wird er zur Quelle.

Wer die Stimme, den Ton/Klang, auf dem Grund der Seele empfindet und empfängt, wird ins Leben hinein verwandelt.

Im «Ton» schwingt der sich in Freude verwandelnde Schmerz.

Wenn Menschen in Stille und Hingabe atmen, entsteht Licht, entsteht Bewusstheit. Darin richtet sich der Licht-Mensch auf, verbunden mit der Quelle, aus der er existiert.

Wo sollen sich die neuen, so benötigten Quellen bilden, wenn nicht im Herzen des Menschen?

Wir Menschen haben die Möglichkeit und Chance, bewusst an der grossen Umwandlung teilzunehmen, um ganz Mensch zu werden, als Mitfühlende, wodurch wir zu Strahlenden werden.

Dafür ist es unerlässlich, dass wir die Schreie der Notleidenden hören, wahrnehmen, zu Herzen nehmen. Der Karfreitag geht Ostern voraus.

Der Wandlungsvorgang ist ganz leise, still, sanft; weit weg von allem Getöse.

Wenn sich eine neue grundlegende Qualität, also eine neue Quelle, gebildet hat, entsteht ein Ton, der eine Brücke zwischen Schmerz und Freude bildet – eine Brücke zwischen Hier und Dort, Himmel und Erde.

Der Erwachende ist ein Antwortender. Im Licht der Stille richtet er sich auf.


Zusammenfassung: Eine tiefgreifende Berührung kann den hingebenden Menschen so zentral ergreifen, dass es in ihm zu einem Prozess der Umwälzung kommt. Dabei öffnete sich sein Herz und er kommt in Verbindung mit der göttlichen Quelle, aus der er lebt. Kann und will er dieses erweiterte Bewusstsein und die einströmende Liebe halten, wird er vielleicht zu einer Lichtträgerin oder zu einem Träger göttlichen Wassers. Im Prozess der Rückverbindung zum Ursprung ist dabei ein Klang oder ein Ton entstanden. Die Töne/Klänge der Erwachten finden zu einer Art Chor zusammen, der heilend und regenerierend auf die ausgetrocknete Erde und die durstige Menschheit einwirkt.

ATEM – Teil 2

Im ersten Teil des Artikels «Atem» versuchte ich aufzuzeigen, dass uns die Mittel gegeben sind, um uns zu entfalten und in eine höhere Schwingung, in ein höheres Bewusstsein zu gelangen. Dies gilt vor allem für unser Atemsystem, mit welchem wir mit unserem Körper, unserer Seele und unserem Geist verbunden sind.

Der Atem, insbesondere in Kombination mit Wort (Mantra) und Stimme (Klang) helfen uns die Gedanken-Schwere und die damit verbundene Trägheit unseres Alltags-Bewusstsein zu überwinden.

Was meine ich mit Gedanken-Schwere? Viele Gedankenformen sind aufgeladen mit der Vorstellung, dass wir alles mit Leistung zu erringen haben, dass auch nur Wenige Erfolg haben können, nämlich die Stärkeren. Die beiden spirituellen Wege/Methoden helfen uns, unser Bewusstsein auszuweiten und zu erfahren, dass alles da ist, was wir benötigen,um uns zu entfalten.

Das Herzensgebet
Das Gebet entstand bei den Wüstenvätern und Wüstenmüttern in Ägypten, entwickelte sich weiter bei den Mönchen auf Berg Athos und verbreitete sich vorerst in Ost-Europa.
Es ist ein mantrisches Gebet. Die wenigen Worte, die bei jedem Atemzug gedacht, gesagt und gefühlt werden, sollen sich von der Zunge ins Herz fortpflanzen. Ziel ist, dass das Herz selbsttätig und fortwährend betet. – Beten bedeutet in Resonanz mit unserem innersten göttlichen Kern zu kommen.

Eine ursprüngliche Formel lautet: Herr Jesus Christus, Sohn Gottes (beim Einatmen), erbarme dich mir/unser (beim Ausatmen).
Eine verkürzte Formel: Jesus Christus (einatmen), Barmherzigkeit (ausatmen)

oder nur:
Jesus (einatmen) – Christus (ausatmen).

Es ist sinnvoll, zwischen dem Ein und Aus des Atems eine kleine Pause zu machen; in ihr entfaltet sich das Bewusstsein der Einheit, des Einsseins.

Die Worte können zu Beginn gesagt oder gesungen werden. Beim Einatmen sollen sie den Weg zum Herzen finden und beim Ausatmen sollen sie rundum verströmen. Während das Mantra zu Beginn gesagt wird, entwickelt es sich nach einiger Zeit zur gefühlten, erlebten und erfahrenen Wirklichkeit. Was erfahren wird ist Barmherzigkeit, Liebe, Mitgefühl, Schutz und Segen. Dabei wird der Atem sehr weit, kosmisch, alles umhüllend, lichtvoll und wärmend. Natürlich werden nicht bei jedem Menschen genau dieselben Gefühle geweckt*. Im tiefsten Seelengrund wird aber die bedingungslose Liebe und Akzeptation, wie sie in Christus lebt, aktiviert und die Beziehung zu seiner Wesenheit, die immer jetzt präsent ist, vertieft sich dabei.
Es ist der Dreiklang von Wort/Stimme – Atembewusstsein – und die Ausrichtung auf das Herz, die zusammen die Wandlung und die Erfahrung der Ausweitung des psychischen Herzens schneller und nachhaltiger geschehen lassen, als wenn nur eines der genannten Elemente zum Ausdruck fände.
Normalerweise ist es so, dass Projektionen, hervorgerufen durch unsere Erziehung und durch kirchlichen Prägungen, die unmittelbare direkte Erfahrung der Christus-Wirklichkeit beeinträchtigen. Das Herzensgebet erlaubt uns wieder Zugang zu finden zur unmittelbaren, direkten Begegnung mit dem Christus, der dadurch in uns zum Erblühen kommt, wenn wir dazu bereit sind. Unser Beitrag aber wird Geduld sein müssen. Es ist wie bei einer zwischenmenschlichen Begegnung: Zwei, die sich voneinander angezogen fühlen, nehmen sich zuerst wahr, gehen zart aufeinander ein, bis die Seelen der Zwei in Schwingung kommen. Feinfühlig gehen sie dann in Resonanz mit der jeweiligen Schwingung des anderen. Sie treffen sich in der Mitte, im Binnen-Raum, zwischen ihren Herzen, wodurch die Beziehungsebene ins Wachsen kommt. Vielleicht wächst da eine Rose – oder wie auch immer wir es bildlich wahrnehmen. Es ist Hingabe-Bereitschaft, die eine Begegnung ermöglicht, in der es zu einem vertraulichen Austausch, zu Intimität kommt.
Beim Herzensgebet ist die Bereitschaft, eine Liebes-Beziehung zu wagen zentral.

Genau so ist es bei allen Arten von zwischenmenschlichen Liebes-Beziehungen: Wir brauchen den Mut, unser Sicherheits-Dispositiv hinter uns zu lassen, uns verletzlich zu zeigen, uns rückhaltlos zu öffnen. Erst dann kann das Herzensgebet, das seine dazu beitragen.

Tonglen
Diese Atem-Meditation, welche die Entfaltung des Mitgefühls bezweckt, wird vor allem im tibetischen Buddhismus praktiziert:
Beim Einatmen verbinden wir uns mit dem Leiden, dem Schmerz von Lebewesen. Wir nehmen uns dieses Leid zu Herzen. Wir fühlen mit, lassen dieses Leid, diesen Schmerz im Lichte unseres Herzens wandeln in Segen, Glück und Wohlwollen für die betreffenden Wesen. Auf diese Weise atmen wir verströmend, schenkend, gebend aus.
Wir können mit uns selbst beginnen, indem wir unser eigenes Leiden anerkennen, verstehen, es in unserer Herzens-Lichtkammer in Glück und Segen verwandeln, den wir liebevoll uns zuatmen. Dasselbe könne wir tun für das Leiden unserer Freunde und unserer Feinde, auch für Gruppen von Menschen oder Völker – schliesslich für das globale Leid, für den gepeinigten Planeten, die ausgebeutete Natur.

Bei dieser wunderbaren Meditation ist es wichtig, dass wir das Tonglen gut vorbereitet beginnen. Wir erden uns zuerst gut, verbinden uns mit der Welten-Seele, öffnen unser Herz und lassen es warm und anteilnehmend werden. Dann beginnen wir die Tonglen-Atmung wie beschrieben.

Auf diese Weise kann der Graben zwischen uns und den anderen überwunden werden. Wir erleben, dass wir alle zusammengehören.

Das Herzensgebet und das Tonglen sind zwei Wege, wie wir uns bei der Heilung von uns selbst, wie auch dem Planeten beteiligen können/dürfen. Dabei kann es geschehen, dass wir uns als leuchtende und strahlende Wesen erleben können, was unserer wahren Natur entspricht.

Natürlich gibt es zahlreiche Literatur für die hier in Kürze vorgestellten Atem-Meditationen.

*Uns werden immer jene Qualitäten zuerst zufallen, die wir gegenwärtig besonders benöti-
gen und sie werden jene körperlichen und seelischen Regionen berühren, in denen ein
Mangel und ein Bedürfnis zu erkennen ist. Dies ist eine der Weisen, wie die Liebe wirkt.

 

Weihnachten

was sich als heilig entkleiden möchte.

Was erkennen wir, wenn wir nun nach über zweitausend Jahren nach Christi Geburt die Erde von einem hohen Bewusstseinsstandpunkt aus betrachten?

Wir sehen,
wie weite Bereiche der Erde von einem diffusen, trüben Licht bedeckt sind: Smog, Nebel, durchlöchert von eher dunklen und gleichzeitig grellen Erscheinungen einer überhitzten und doch auch kalten Zivilisation, die sich ausbreitet wie ein Moloch: Mega-Citys, die von Nähe betrachtet von tausendfachen irisierenden Scheinwerfen wie in Aufruhr erscheinen. Ein Atmosphäre von Hetze, nicht zu bremsender Geschwindigkeit bei gleichzeitiger Dumpfheit, Schwere und Depression.
Dann nehmen wir Zerfallserscheinungen wahr: Abfallberge, austrocknende Seen, abgeholzte Wälder. Wir bemerken Maschinenparks, chaotisch wirkende Infrastrukturanlagen, Menschenmengen, die Gesetze und Konzepte schmieden und verwerfen, eben neu Gemachtes, als veraltet erklären in immer schneller werdendem Tempo… und dann wieder lange Menschenzüge, Flüchtlinge auf Pfaden des Schreckens, plötzlich von hohen Mauern blockiert , nicht weit entfernt Vergnügungsparks, Tankstellen, Waffen-Depots, Erklärungen suchende Intellektuelle in Thintanks, Scharmützel zwischen Bevölkerungsteilen und der Polizei. Auffällig viele weisse quaderartige Krankenhäuser wachsen zwischen den Wohnsilos aus dem Boden. Ein Gefühl von lähmender Ausweglosigkeit breitet sich aus. Überall riesige Reklametafeln. Werbung per Videos wohin man sieht. Suchende, die vergessen haben, was sie suchen. Durstende.

Beim Anblick tränen die Augen

Wie Inseln tauchen klare oasenartige Landschaften auf, fast unwirklich, Auenwälder, Weiden, Dörfer und Menschen, die sich langsam und bewusst bewegen. Die Inseln erinnern an Oasen. Sie sind in weiches Sonnenlicht eingetaucht, fast unwirklich, aber an den Rändern schwarz eingefärbt, bedroht.
Man erkennt Bestrebungen, wie sich die Bewohnerinnen und Bewohner dieser Inseln durch Landzungen miteinander zu verbinden beabsichtigen. Aus einer grösseren Distanz erkennt man Leuchtpunkte und lichte Verbindungslinien zwischen ihnen. Es sieht wie eine Zeichnung einer werdenden Gestalt aus, bruchstückhaft zwar und unvollständig, doch ein innerer Drang treibt den Betrachter weiter, herauszufinden, was diese Zeichnung zur Darstellung bringen möchte.

Des Betrachters Blicke wandern rasch hin und her zwischen dieser unruhigen, dunklen und Angst geschüttelten Welt und den Lichtspuren.

Mit der Zeit wird es manchen hellsichtigen Beobachtern allmählich bewusst, dass es der Lichtmensch, der Menschheits-Leib ist, der sich manifestieren möchte. Es ist der werdende Mensch, der auf den Morgen wartet, auf das erkennende Herz.

Die Welt wartet auf das erkennende Herz.

Was sich als heilig entkleiden möchte ist nur mit den Augen des Herzens erlebbar.

Die Umrisse der Zeichen und ihre zusammenhängende Gesamt-Gestalt liegen in den Niederungen des Erden-Bewusstsein im Verborgenen.

So braucht es die Stille der Nacht um zu sehen, was sich als heilig entkleiden möchte.

Es braucht die Stille, um zu sehen.

Stille Nacht – heilige Nacht