Werners  Blog

Liebe – Verwirklichung – Substanz


«Wenn ich mit Menschen- und mit Engelszungen rede, aber keine Liebe habe, so bin ich ein tönendes Erz, eine lärmende Zimbel.»
1. Kor. 13,1.   (Es lohnt sich hier weiter zu lesen.)

Hier möchte ich, was ich in Meditation erfahre, teilen. Für mich ist die Erfahrung von LIEBE das, was ich in der Meditation anstrebe. Klar ist, dass innere Wahrheit mit Worten nur angetönt werden kann. Doch innere Bilder helfen, sich dem Gemeinten anzunähern.

Ich möchte zuerst drei Aspekte der LIEBE nennen – wie sie mir in Versenkung begegnen:

  • Liebe ist die Ausweitung der Erfahrung und Ausstrahlung tiefer Zugehörigkeit, von Aufgehoben-sein und dies in einer wunderbaren nährenden und zarten Stille.
  • Liebe verbindet, vereint, hebt ins Bewusstsein der Einheit.
  • Liebe verwirklicht, was erkannt wird und bildet die Substanz des gegenwärtigen Schöpfungs-Geschehen. Sie ist kreativ; sie gebiert.

In diesem Blog-Beitrag möchte ich näher auf den dritten Aspekt eingehen:

Manchmal, wenn ich in Stille versunken bin, steigen Erkenntnisse hoch. Sie sind wie Samen. Ich erkenne und verstehe, das mir jetzt etwas geschenkt worden ist, was ich nun benötige. Ich sehe und fühle vielleicht Licht, Weisheit und das Wirken der Intelligenz des Herzens. Meine üblichen Alltags-Gedanken sind in den Hintergrund getreten und ich spüre, dass ich dabei bin, mich meinem Wesenskern anzunähern.

Und dann kann es passieren, das ich erkenne, dass etwas fehlt.
Dann wird mir plötzlich klar, dass es die Liebe ist, die innerste Beteiligung meiner Seele, die fehlt.
Ich verbinde mich in solchen Momenten mit meinem Atem und fange an liebevolle zu atmen.

Dies habe ich in den letzten Jahren gelernt, Atem, Liebe und Licht miteinander in Einklang zu bringen. Diese Art von Vereinigung erlebe ich als eine Art von Alchemie. Der Liebesatem hebt mich aus den Verstrickungen meines Egos und befreit mich. Er hebt mich in den grossen universellen Umkreis, in das «Runde», welches abrundet und vervollkommnet.

Erkenne ich also, dass es mir an Liebes-Beteiligung fehlt und ich mich dann in der Folge auf mein Herz konzentriere und den göttlichen Liebesatem (oder Odem) den ich damit freisetze, so öffnet sich mein Wesenskern, den ich als golden erlebe, wie auch die Blüte meines Herzens, und alles kommt, was in mir bereit liegt, auf den Weg, in Fluss.
Dem Wesenskern entströmt nun eine Art von Liebes-Duft, der alles sanft durchdringt und mit Lebendigkeit erfüllt und ich weiss, ich bin dieser Duft.
Dieser Duft der Liebe bringt alles, was vorher angelegt war an höherem Wissen und an Gaben in die Verwirklichung, wenn nötig in die Verkörperung (Inkarnation), in die Geburt. Dieser Vorgang ist im wahrsten Sinne des Wortes wunderbar.
Der erwachte Mensch ist ein gebärendes Wesen.
Der Mensch wird zu einem gebärenden Wesen, wenn er sich dem innersten, göttlichen Wesenskern, der seine wahre Identität begründet, hingibt. Von dem Moment an ist er nicht mehr nur reproduzierend, sondern im ursprünglichen, tiefsten Sinne schöpferisch – und dies ist nicht einfach ein Gedanke, sondern eine Tatsache, die sich mir in Innern als Gewissheit darstellt.

Dieser Duft, voll von Frieden und Anmut, der dem inneren Kern entströmt, bildet Substanz. Erschöpfte und entleerte innere Speicher füllen sich mit nährender Kraft. Oft sehen Meditierende Substanz mit dem inneren Auge wie Milch: sowohl in der Farbe, wie auch in der Konsistenz. So wie Muttermilch substantiell für das Kind ist, benötigen wir seelische Substanz für den Aufbau neuen Lebens. Sie beruht auf Liebe, Wahrheit und Weisheit. Sie bildet der Boden für das, was sich dem höheren Willen gemäss, erschaffen will.
Mitarbeitende, Co-Creative, wissen, dass sich der neue Menschheits-Zyklus, der sich anbahnt, aus dem sich öffnenden Lichtherz des Menschen hervorgeht, insbesondere bei Menschen die sich in Gruppen und Gemeinschaften verbinden. Taten, die daraus erwachsen, bilden das werdende Fundament der neuen Menschheits-Epoche, die auf der Würde des Menschen beruht. Dadurch verfeinert und durchlichtet sich Mensch und Erde.

 

 

 

 

 

Hypnose und Anpassung

Zunehmend erlebe ich die Welt unter Hypnose gefangen. Anders gesagt: verengt im Irrlicht von Illusionen. Andere sagen «Maya». Ein Leben jenseits des Wahrheits-Bewusstseins, ein Leben im Wahn. Ich frage mich: Hat sich meine Wahrnehmung verändert, eventuell geschärft, oder ist die Welt anders geworden: unwirklicher, gefangen in einer Art von Hypnose?

Ich war ein Nachkriegskind, ein Nachkriegs-Jugendlicher. Ich verschlang die Nachkriegs-Literatur, beschäftigte mich mit grossem Entsetzen mit dem Holocaust.

Folgender Text von Günter Eich packte mich:

«Nein, schlaft nicht, während die Ordner der Welt geschäftig sind… Tut das Unnütze. Singt die Lieder, die man aus eurem Mund nicht erwartet. Seid unbequem, seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt.»                                                                      G. Eich, 1907 bis 1972

Dieses Zitat war mir ein Leitspruch während meiner Jugend. Es half mir, mich selbst zu finden, mich nicht an Fremdem, sondern an meinen eigenen Träumen zu orientieren.

Viel später beschäftigte ich mich wieder mit Anpassungs-Bereitschaft, als ich von Hannah Ahrendt hörte: Sie bezeichnete die Charakteristik des Bösen als banal, als eine Form der Anpassung bis hin zur Unterwerfung, als Gedankenlosigkeit, wo die Folgen der eigenen Gedanken und Taten nicht bedacht werden. Sie fand im Guten, im Gütigen Gedankentiefe, nicht aber im Bösen, welches sie als oberflächliche Pflichterfüllung, als Ordentlichkeit ohne Mitgefühl betrachtete.

«Es kommt immer anders, wenn man denkt.» So das Leitwort von Rubikon, dem wachen, empfehlenswerten alternativen Nachrichten-Magazin im Internet.
Kann man das Böse eventuell als Gedankenlosigkeit ansehen? Ich glaube, dass sie ein Aspekt davon ist.

Viele Trends in unserer Gesellschaft erinnern mich an Hypnose, die uns in eine Art von trance-ähnlichem Schlaf spült, in dem es spukt. Es ist ein Schlaf der uns betäubt zurück lässt, welcher es uns nicht erlaubt, klar zu denken und Entscheide zu fällen.

Zu den Herrschaftsmechanismen im Bildungsbereich äusserte sich Rainer Mausfeld* wie folgt:

«Im Gefolge der neo-liberalen «Revolution von obewurde auch das gesamte Bildungssystem ökonomischen Kategorien unterworfen. Die Aufgabe der Universität besteht nun in der marktkonformen Produktion von «Humankapital».
Dazu korrespondierend besteht die Aufgabe der Studierenden darin, ihr Fremdverwertbarkeitskompetenz zu optimieren, um so flexibel auf dem Arbeitsmarkt verwertbar zu sein. Die Verinnerlichung einer solchen Haltung und die Unterwerfung unter sie werden dann als «Selbstverwirklichung» bezeichnet. Eine solche Pervertierung der Idee einer Entfaltung eigener Neigungen und Fähigkeiten führt zwangsläufig zu geistiger und psychischer Fragmentierung der Studierenden und auch zu grossen Zukunftsängsten. Beides beeinträchtigt aus naheliegenden Gründen die Möglichkeit und die Bereitschaft, Dinge zu hinterfragen und führt zu Entpolitisierung, ja, politischer Lethargie.»*

 Ich glaube, dass die Anpassungs- und die Hinnahme-Bereitschaft bis hin zur Unterwerfung zunehmend unbewusst geschieht. Die «Intelligenz» des gesellschaftlichen Systems bewirkt, dass die Anpassungsleistungen, die die Leute erbringen, jenseits der Bewusstheit abläuft – eben in Hypnose.

Gewalt wird mit Wohlgeruch ummantelt, mit kleinen Vergnügungen. Infotainment ist eines der Mittel der Kaschierung. Euphemismen okkupieren die Sprache; die Meinungs-Vielfalt der Presse, der Medien, zerfällt zusehend. Zucker liegt auf den rohen Tatsachen.

Wir wissen immer weniger, dass wir hypnotisiert sind.

Beginnender Widerstand in der Bevölkerung wird ignoriert, unsichtbar gemacht oder ins Lächerliche gezogen. Oder: es wird ein Geschäft aus ihm gemacht, denn alles was stört, wird vermarktet und die Beschleunigung behindert das Erwachen. Das mag eine Erklärung dafür sein, warum die Lämmer schweigen.
Als Illustration zum Gesagten empfehle ich das Buch von Sibylle Berg: „GRM – Brainfuck» zu lesen. Es ist schwere Kost, aber analytisch brillant. Es geht im Buch um die total gesteuerte und überwachte Welt.

Und jetzt drängt es sich auf, das oben genannte Zitat noch einmal zu lesen:

«Nein, schlaft nicht, während die Ordner der Welt geschäftig sind… Tut das Unnütze. Singt die Lieder, die man aus eurem Mund nicht erwartet. Seid unbequem, seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt.» 

*Rainer Mausfeld: Warum schweigen die Lämmer. Westend

Beitrags-Bild: Bild von HR Giger

 

 

Interview mit dem Autor – ein Trauer-Gesang

„Der Mensch ist heilig und seine Würde ist unantastbar.“  (kcm)

Der erste Teil des Gesprächs besteht aus den Antworten auf die Fragen einer Freundin, der zweite Teil aus den Erörterungen auf eine Frage, die der Autor, also ich, sich selbst gestellt hat.
Beim Durchlesen merkte ich, dass es sich um eine Art von Trauer-Gesang handelt.

 Was ist aus deiner Sicht das grösste Problem, dass wir momentan auf unserem Planeten haben?

Ich glaube, dass das grösste Problem, das wir auf unserem Planeten haben, ist, dass wir Menschen uns in den letzten Jahrzehnten bedrohlich stark von unserer Seele abgelöst und abgetrennt haben.
Ohne Seele verhungern wir… und weil wir verhungern, fressen wir uns selber auf und die Erde auf der wir leben, weil wir unterernährt sind.
Befänden wir uns in unserer Seele, wäre unsere körperliche Existenz umgeben und durchströmt von unserer seelischen Wirklichkeit, dann wären wir vollständig genährt und könnten ohne Einschränkungen bescheidener und ruhig leben.

Ja. – Dazu kann ich nicht mehr sagen.

Wie siehst du aus deiner Sicht den Weg, wie es uns möglich sein könnte, uns mit unserer Seele wieder zu verbinden, also die Trennung zu überwinden?

Ich verspüre nun Trauer, weil wir Menschen im Allgemeinen so weit weg von unserer Seele sind, weil wir uns so stark von ihr abgetrennt und abgespalten haben.
Es gibt einen langen Weg zurück, der sehr langsam ist und einen anderen Weg, der sehr schnell und höchst intensiv ist und auch mit Schmerzen verbunden ist. Der zweite, schnelle Weg drängt sich auf, weil die Dringlichkeit so gross ist. Um zu verstehen, wie dringlich er ist und warum wir Menschen uns so weit vom eigenen Zentrum entfernt haben, bräuchte es eine Erschütterung unserer eigenen Fehl-Meinungen, die wir uns angewöhnt haben. Der Veränderungsschritt, der nötig ist, ist enorm, so dass ich mir gar nicht vorstellen kann, wie dieses Ereignis geschehen könnte.
Wir können nur hoffen, dass wir Mensch bereit sein werden, uns für die Ganzheit und die Befreiung zu öffnen, und wir bereit sein werden, uns in diesem Öffnungs-Prozess zu helfen und uns zu ermutigen, zugänglich zu werden für das Leben und unsere Seele.

*

Wie zeigt sich die Abtrennung des Menschen von seiner Seele im gesellschaftlichen Alltag?

Wenn wir Menschen nicht in Verbindung mit unserer Seele sind, sind wir den zerstörerischen Impulsen, die in und um uns wirken, ausgeliefert. Sie können dann ungehindert auf uns «einschlagen». Wir sind dann jeder Indoktrination, allen brutalen Impulsen, der Gewalttätigkeit schlechthin, ausgesetzt. Es ist sehr schwer in einer weitgehend seelenlosen Verfassung, sich gegen negative Impulse zu wehren, und bei vollem Bewusstsein zu handeln, noch ist es möglich, empathisch zu sein.

Was wir gesellschaftlich erleben sind Eingriffe des Menschen gegen sich selbst, gegen das Leben schlechthin, die immer weiter gehen und wo das Gefühl «jetzt ist es genug» und «jetzt ist es zu viel» nicht mehr vorhanden ist. Was bleibt ist ein rationales Zweckdenken, ein «Machen», wann immer es geht – eine Art von Trauer-unfähigem Dasein. Die Unfähigkeit zu trauern * und mitzufühlen ist das Resultat einer seelenlosen Gesellschaft. In ihr zeigen sich akute Mangelerscheinungen. Es fehlt an ausreichender Zärtlichkeit, an erfüllter und geerdeter Sexualität und an einem liebvollen Miteinander.
In einer solchen Gesellschaft unterjochen wir das Leben unter unserem brutalisierten Eigenwillen. Die zwischenmenschliche Distanz vergrössert sich. Lebendige Nähe wird ersetzt durch digitale, oberflächliche Kontakte. Natürliche Erkenntnis- und Heilungsprozesse werden ersetzt durch pharmazeutische und nano-technische Eingriffe bis in die Kleinst- Bausteine des Lebens. Die Menschheit beginnt sich selbst zu überwachen und zu verwalten.
Es wird unheimlich auf dieser Welt zu leben, weil das Herz gefangen ist.
Ich beobachte Selbstmord-Impulse, selbst-destruktive Prozesse aller Art, Prozesse der Entfremdung und Entmenschlichung, Tendenzen zur Bildung von Autokratien und Diktaturen. Der Reichtum verlagert sich zunehmend schnell von unten nach oben. Wohlfahrt und soziale Verantwortung wird privatisiert, in Enklaven verlegt und funktionalisiert. Starre Regeln statt Mitgefühl regieren. Eine diabolische Welt baut sich auf, wenn wir unsere Seelen vernachlässigen, sowohl in unserer individuelle Seele, wie auch in der Seele der Welt.

Also müssten wir lernen zurückzufinden zu unserer Innenwelt, sollten wieder lernen zu trauern, damit wir fähig werden zu erschrecken über die selbst-destruktiven Mächte in uns, die sich breit machen, wenn ein Vakuum vorhanden ist, ein Vakuum, wo einst Seele war.

Corona ist vor allem eine soziale und moralische Krise, eine kulturelle und wirtschaftliche Krise der Menschheit, die sich um ein Virus rankt, das sich weder fassen, noch isolieren lässt. Möglicherweise die erste Welle von mehreren gewaltigen Erschütterungen**.

Da, wo Begegnungen Kern des Lebens waren, sind es nun digitale, eher kalte Kontakte, die das wahre Miteinander niemals ersetzen werden.

Wir leben in einer Zeit des Hungerns und des Durst-Habens, welche sich ausbreitet.

Und so wie wir Menschen die Seele grob vernachlässigen, vernachlässigen wir auch die Natürlichkeit und die Natur, das Leben von Pflanzen und Tieren.

Es ist eine Art von Vernachlässigung im Gange, die uns verdorren lässt, wenn wir den Weg zurück nicht bald antreten.

Wir werden den Weg bald antreten, wenn wir solidarisch sind und auf die LIEBE horchen, die sich in uns zusammengeduckt hat in den letzten Jahrzehnten. Zusammengedruckt wie ein vergessenes Kind. Sie möge sich aufrichten. Das erfordert Stärke. Das ist der einzige Weg, der zurück zum wahren Menschsein führt, zurück zum Beseeltsein und zum Erkennen der Heiligkeit allen Lebens.

LIEBE versetzt das Entworfene und Bereitgestellte
ins Leben.
Liebe versetzt das schon Vor-Geformte,
das Gebackene,
also die Vision des freien Menschen
ins Leben,
versetzt das Schlafende
in Bewegung.

 

*Alexander und Margarete Mitscherlich: Die Unfähigkeit zu trauern. – Dieses Buch, vor über 50 Jahren geschrieben, beschäftigt sich mit der traumatischen, nicht beweinten Nachkriegszeit in Deutschland. Es ist auch heute aktuell.

** Die Erschütterungen können sowohl positiver wie auch negativer Art sein. Sowohl Schmerz wie auch Freude enthalten eine transformative Kraft.

Zum Beitrags-Bild: Diese Blume ist Bild und Symbol für das erwachende Herz.

 

 

 

Stärke und Hingabe

Da mein Gesundheitszustand seit einigen Jahren fragil ist, bin ich genötigt, tägliche verschiedene Medikamente zu verschiedenen Zeiten regelmässig zu mir zu nehmen und mich eines Lebensstiles zu befleissigen, der mir guttut. Da komme ich um ein Stück Selbst-Disziplinierung nicht herum. Ich nenne es auch Stärke. Ich lasse mich auch nicht von Ängsten und Ohnmachtsgefühlen wegtragen, sondern versuche, in dem stehen zu bleiben, was geschieht. Wenn ich nun, was ich versuche, das Beschwerliche meines Lebens nicht einfach nur zu erleiden, sondern mich diesem Geschehen, das mit zu meinem Lebensplan und meiner Lebensaufgabe gehört, hinzugeben und es anzunehmen, so stimme ich dem, was geschieht, zu und bin somit in Übereinstimmung mit meinem Lebensprozess.

Beim Nachspüren und Nachdenken über Stärke und Hingabe wurde mir klar, dass es sich hier nicht um Pole oder Gegensätze handelt, sondern um zwei Seiten einer Kraft.

Der womöglich wichtigste Aspekt von Stärke besteht darin, anzunehmen, was ist – und in dem, was ist, zu verweilen bis die gegenwärtige Gefühls- oder Gedanken-Welle abklingt. Negativ ausgedrückt: es ist nicht förderlich, ein Gefühl oder einen Gedanken zu verlassen, bevor er sich aufgebaut und ausgestaltet hat. Ich halte es für eine Zeitkrankheit, dass wir Menschen die Tendenz haben, von Gefühl zu Gefühl, von einem Gedanken zum nächsten zu springen, flüchtig, zerstreut, gehetzt, um hinter uns ein Spur von Unfertigem zurück zu lassen.

Die versteckte Absicht hinter diesem beschleunigten, angetriebenen Leben ist, dass der Mensch nicht zu sich kommt und damit manipulierbar bleibt.

Für viele Menschen ist es das Schwierigste, die Fülle, Schönheit und LIEBE anzunehmen und in sich hineinfliessen zu lassen, weil sie eine falsche Bescheidenheit erlernt haben oder weil sie glauben, dass sie es nicht wert sind, Gutes trotz eigener Schwächen geschenkt zu bekommen.

Alles braucht seine Zeit, damit es sich manifestieren kann. Es ist Hingabe an das Leben und gleichzeitig Stärke, den eigenen Rhythmus und das eigene Tempo zu finden.

Stärke bedeutet auch, Lebensphasen auszuhalten und zu bejahen, die weder aufregend, noch sensationell, sondern gewöhnlich, ja sogar langweilig sind. Manchmal stagnieren wir halt oder das Leben braucht eine Verschnaufpause. Manchmal ist es nicht die Zeit, zu liefern, Erkenntnisse oder Erfolg anzuhäufen, sondern geduldig zu warten, sanft und ruhig.

Wenn jemand zu lange die Seite der Stärke betont hat und ihm dies bewusst geworden ist, so ist es an der Zeit, die Seite der Hingabe zu beflügeln.

Hingabe: wir geben uns dem Leben hin, dem Nächsten, dem Geliebten und gleichzeitig – das ist die andere Art von Hingabe, wir erkennen das Leben als all das, was uns gegeben ist (das Leben als Gegebenes!). Hingabe hat etwas Rundes, Biegsames, Schmelzendes und Weiches an sich, während Stärke eher das Strenge und Aufrechte betont. Deshalb ist es vor allem die Hingabe, die uns wieder ins Fliessende des Lebens bringt.

Während wir vielleicht vorerst zwischen Stärke und Hingabe pendeln, kann es uns mit der Zeit möglich werden, beide Aspekt dieser Kraft gleichzeitig zu fühlen und zu erleben. Das ist im Alltagsbewusstsein kaum möglich, aber auf einer höheren Bewusstseinseben (etwa in Meditation) sehr wohl.

Stärke bedeutet auch die Kraft etwas zu halten, wenn nötig festzuhalten: zum Beispiel eine Beziehung, die eine Basis in unserem Leben darstellt, an der intuitive Absicht eine schwankende Brücke zu überschreiten, an einer zentralen Überzeugung beharrlich und treu festzuhalten, die eigenen Vision umzusetzen.
Gleichzeitig braucht es die Hingabe an den als nötig erkannten Prozess, mit der Strömung des Lebens und nicht gegen sie zu gleiten – in Leichtigkeit.

Manchmal ist die Zeit da, beharrlich zu sein, manchmal ist der Moment gekommen, nachgiebig zu sein. Es ist eine Lebenskunst zu spüren, wann welche Haltung erforderlich ist und mir jetzt die Gelegenheit bietet, zu lernen.

Jede Situation, die mir meine Seele kreiert, gibt mir die Gelegenheit bewusster und wacher zu werden. Es ist Stärke und Festigkeit, die sich bildet, wenn ich mich der Herausforderung, die in der Situation liegt, stelle. Wenn ich mich dem gegenwärtigen Prozess hingebe, dient er meiner Entfaltung.

Stärke/Festigkeit und Hingabe/Vertrauen bilden in ihrem Zusammenwirken die sanft-kraftvolle Herzenskraft (Tipharet).

In jeder Phase einer Meditation gilt es zu erkennen, ob es nun mehr der Stärke oder mehr der Hingabe bedarf, mehr der Konzentration und Verweil-Kraft oder mehr der Übergabe in den Herzensfluss, also der Hingabe.
Stärke und Hingabe erzeugen zusammen Elastizität und Biegsamkeit. Der starke und gleichzeitig biegsame Stamm eines Baumes hält auch kräftigen Stürmen stand, nicht aber der spröde oder zu weiche Stamm.

Dasselbe gilt für Beziehungen: Durchsetzungskraft und Nachgiebigkeit, Festigkeit und Hingabe in rhythmischem Ausgleich halten die Beziehung jung und elastisch.

RADIKALE HEILUNG – II

Radikale Heilung bedeutet auch, sich der Menschwerdung hinzugeben, welche uns unsere wahre Grösse und Würde (wieder) gibt. Die Wandlung führt durch Demut und Dankbarkeit, welche ich als den Vorhof der Entfaltung betrachte, und durch Hingabe.

2. Teil:  Umhüllt

Bei innerer Energie-Arbeit, wie auch bei kontemplativer Versenkung gilt es die Energieströme zu beachten. Oft entfalten sie sich von innen nach aussen (das ausstrahlende Herz), von unten nach oben (aufsteigenden Erd-Energie) oder von oben nach unten (sich niedersenkende geistige Kraft), oder – und von dieser Strömung sei hier die Rede- in die menschliche Person umhüllende, oft kreisende Energie-Flüsse.

Die den Menschen umgebende Ausstrahlung nennen wir die Aura. Sie ist sowohl ein elektro-magnetisches Feld, wie auch feinstoffliches Ätherlicht. Äther ist die lichte Vor- oder Ur-Form der materiellen, also körperlichen Formen. Sie ist in und um die Körper anwesend. Eine Art Matrix.
Aber auch der astrale Leib bildet eine Schicht der Aura. Er umfasst und enthält die emotionale Welt des Menschen, seine Befindlichkeit, seine Grundstimmung, seine schöpferische Potenz.

Die Kirlianfotografie ist in der Lage, die Aura des Menschen (zumindest seine elektrische Entladung) farblich abzubilden.

Mit dem Älterwerden richten meditierende Menschen ihre Aufmerksamkeit zunehmend auf ihr gebendes, also ausstrahlendes Wesen und nehmen mehr und mehr ihr lichtes, ausstrahlendes Umfeld, ihre Aura, wahr. Zuerst spüren sie sie partiell, im Lauf der Jahre nehmen sie ihre komplette, strahlende Umhüllung wahr. Sie erscheint in vielen Farben. Die Hülle ist gleichzeitig fest und bewegt.

Sie bildet eine Art von Filter (oder Membran). Das dem Menschen Zuträglich gelangt ganz leicht durch das Aura-Umfeld, schädliche Stoffe, Partikel, werden weggehalten. Sie dringen nicht ein, insbesondere dann nicht, wenn sie ihre Aura regelmässig mit Hilfe von Mantras* reinigen.

Der Kontemplierende realisierst, dass die Grenze seiner Individualität nicht mit der Körpergrenze aufhört. Er bezieht seine Aura, sein gebendes, strahlendes Potential, in sein Selbstverständnis mit ein.
Er spürt, dass das, was ihn fühlbar umgibt, erweitert, schützt und ihm bei der Verwirklichung seines Lebensplanes hilft.

Das Wissen und Spüren des Umhüllt-seins ist sehr wohltuend. Man ist aufgehoben, geborgen.

*

Es ist ja keine Frage, dass die Menschen pausenlos und immer heftiger von saugenden und destruktiven Kräften attackiert werden: auf der körperlichen Ebene ist es zum Beispiel Elektrosmog, sind es zahleiche Umweltgifte, 5 G-Strahlungen, auf seelisch-geistiger Ebene sind es gewalttätige Gedankenmächte (z.B. Gier, Habsucht), Propaganda, Ideologien, welche die Macht haben, uns anzugreifen und zu zersetzen.

Wir Menschen benötigen also einen schützenden Umkreis, um im Gleichgewicht zu bleiben. Spirituelle und psychologische Aufbauarbeit, zu der es auch gehört, dass wir unsere Gedanken- und Gefühlswelt reinigen, sind zur Notwendigkeit geworden.

Beim Aufbau der schützenden Umhüllung ist es wichtig, dass wir uns liebevoll ausdehnen, liebevoll und lichtvoll ausatmen.

*

Die oben erwähnten Schritte, zum Aufbau und zur Ausdehnung unserer Aura, bilden die Vorbereitung für das nachfolgende Geschehen, welches wir als Antwort auf unser Vorbereitungsarbeiten verstehen können.

Was nun folgt, wenn die Zeit dafür reif geworden ist, ist der grosse Segen, der über uns kommt, der um uns gelegt wird, vergleichbar mit einem Licht-Kleid. Der Licht-Segen wirkt auf den hingebungsvoll geöffneten Menschen ein, durchdringt ihn vollständig bis in sein Innerstes hinein. Dieser uns umhüllende Licht-Segen, der sich wie eine sanfte, alle unsere Spannungen lösende Umarmung anfühlt, die aus bedingungsloser LIEBE strömt, erzeugt grosses Glück, Fülle und Schönheit. Es ist ein Glanz von Unsterblichkeit, der sich auf den Menschen legt.
Es ist die Antwort auf den Menschen, der es wagt, sein Herz zu öffnen und bereit ist auf die Gnade zu vertrauen.

Ich spreche hier von einer inneren Erfahrung vieler Menschen.
Paulus schilderte sie so:

«Es gibt himmlische Körper, und es gibt irdische Körper. Doch anders ist der Glanz der himmlischen als der der irdischen. 40
Gesät wird in Vergänglichkeit, auferweckt wird in Unvergänglichkeit. 42
Gesät wird ein natürlicher Leib, auferweckt wird ein geistlicher Leib. 44
Der erste Mensch ist aus Erde, ein irdischer, der zweite Mensch ist vom Himmel. 47
Denn was jetzt vergänglich ist, muss mit Unvergänglichkeit bekleidet werden, und was jetzt sterblich ist, muss mit Unsterblichkeit bekleidet werden. 53″              1. Korinther 15

*

Es gibt Menschen, die betonen, dass innere Arbeit notwendig sei, um Erkenntnis und schliesslich Erleuchtung zu erlangen, und andere sagen, alle Erleuchtung komme durch Gnade.
Ich persönlich bin der Meinung, dass es sowohl Arbeit, wie auch Gnade brauche, um in die Ewigkeit einzugehen, allerdings, so finde ich ausserdem, ist es vor allem Gnade, die Erleuchtung bewirkt.
Die Sufis sagen: Wenn der Mensch einen Schritt auf Gott zu mache, so tue Gott 100 (andere sagen 1000) Schritte auf den Menschen hin. Dieses Bild überzeugt mich. Ich fühle, dass es mit meiner Erfahrung übereinstimmt.

Ich nenne den Erleuchteten den Liebenden: beides ist für mich dasselbe : Es ist der Mensch, der sich von der bedingungslosen LIEBE durchströmen lässt und vom ewigen Licht.
Der Mensch, der es zulässt, vom Licht-Segen, von dem ich gesprochen habe, um- und durchlichtet zu werden ist mitten in der Wandlung: er übergibt sich dem Liebesstrom.

*   Wahrscheinlich in allen spirituellen Traditionen finden sich Mantras, die der inneren Reinigung und Klärung dienen. Es ist nicht nur hilfreich, sondern (gerade in dieser Zeit) notwendig, sie oft zu wiederholen.

 

Nähe

Jetzt, in Zeiten von Corona, gilt es an die Bedeutung von Nähe zu erinnern. Jedenfalls habe ich das Bedürfnis dazu. Vielleicht auch, weil mir Nähe alles ist, oder fast alles.

Vorerst noch eine Bemerkung zum Beitrags-Bild. Ich habe die Statue im Zürcher Seefeld aufgenommen. Sie zeigt eine Frau, die hingebungsvoll ihr Haar bürstet. Sie ist ganz im Hier und Jetzt, ganz eins mit dem, was sie tut: mit dem sinnlichen Vorgang des Bürstens ihrer Haare. Sie ist sich nahe.

Im Lächeln, so scheint mir, findet intime Nähe zwischen zwei Menschen ihren Höhepunkt, lässt sie manchmal in die Knie sinken, weil die Berührung so stark ist und die Achtung vor der Göttlichkeit im andern so durchdringt und erschüttert, dass es zum Verlangen wird, sich vor dem andern zu verneigen und niederzuknien. Das kann auch ohne Pathos und Melodrama gehen: schlicht, einfach, aus Liebe.

Im gemeinschaftlichen Geflecht von tiefen und erfüllenden Beziehungen erhebt sich unsere Seele in eine Sphäre höherer Intelligenz, wo sie intuitiv Zusammenhänge und Verbindungen wahrnimmt, für die die sonst nicht zugänglich ist. Insbesondere ist es die emotionale, soziale und intuitive Intelligenz, die sich im gelebten Gemeinschaftsgeist entwickelt.

Natürlich können wir in Büchern und Hörsälen etwas (zum Beispiel) über Bäume und Vögel lernen, insbesondere Fakten über die materielle Beschaffenheit dieser Lebewesen, aber erst wenn wir mit ihnen, also den Bäumen und Vögel, sprechen, gelangen wir mit Ihnen in Beziehungen, können Nähe aufbauen und sie auch auf eine non-verbale Art verstehen und erleben. Das gilt für alles: für die Erde, die Landschaften, Dörfer und Städte, die Vorfahren, die Engel und Bodhisattva, die Sterne, das All, das Universum.
Wenn wir also Nähe spüren zu verschiedenen Wesenheiten in den verschiedenen Sphären, gelangen wir schliesslich zu jener Ebene des Bewusstseins, wo wir uns im Kosmos zu Hause fühlen und spüren, dass alles mit allem spricht, dass wir nicht alleine sind, sondern all-eins.

Zuerst aber ist es ein Mensch, mit welchem wir eine tragende Beziehung aufbauen. Oft ist es die Mutter, manchmal der Vater oder Geschwister. Später die Geliebte/der Geliebte, das Kind, der Lehrer, die Freundin. Dann kommen manchmal Teams, Wohngemeinschaften, spirituelle Gemeinschaften hinzu.
Und es ist immer auch mit Arbeit verbunden, wir wissen das, tragfähige Beziehungen aufzubauen und zu halten. Beziehungen, die Intimität, Zärtlichkeit und Konfrontation erlauben. Vor allem Zärtlichkeit. Sie ist die Grundlage jeder Beziehung und Nähe.

Insbesondere bildet Zärtlichkeit den festen, tragenden Grund und Boden für Sexualität, für Auseinandersetzungen und beharrliche Zusammenarbeit. Das göttliche Fluidum ist zärtlich.

Es ist die Liebe, die sich in zärtlicher Intimität und Nähe ausdrückt, die bewirkt, dass sich die Erde um die Sonne dreht, ja, dass alles ins Kreisen und ins Tanzen kommt.

Nähe hält uns am Leben, direkte Nähe, die sich besonders schön in der Umarmung ausdrückt. Und beim Küssen. In jedem Alter.
Ohne Nähe können wir nicht wirklich denken. Ohne Nähe wird das Denken steif und starr, dogmatisch, gewaltsam. Fast hätte ich gesagt wissenschaftlich: dann, wenn diese herzlos zu werden droht.

Nähe ist mitverantwortlich dafür, dass wir gesund bleiben oder werden. Mangelnde Nähe schwächt uns Menschen, macht uns angreifbar. Daran müssten wir jetzt in der Corona-Krise unbedingt denken.*
Unzählige Surrogate gaukeln uns Nähe vor. Zum Beispiel Zoom-Konferenzen, SMS, an Stelle von handschriftlichen Briefen, etc.

Längere Zeit habe ich am 1. August im Live-Stream die Gesichter der Demonstrierenden in Berlin betrachtet. Die Leute badeten in der Menge, keine Masken. Ich sah viele, viele fröhliche Gesichter, Menschen, die sich frei bewegten. Und es wurde mir einmal mehr klar, dass wir Menschen jede Art von Nähe brauchen, auch reine körperliche Nähe, mimischen Austausch, Ausdünstung, Schreie, Geflüster. Lächeln. Also Sinnlichkeit, ohne Apparate dazwischen und 2 Meter Distanz.

Was uns allzu sehr schützt, macht uns krank. Zuviel an Kontrolle schwächt den Menschen.

Zärtlichkeit, Intimität und Nähe heisst sich wagen, sich ermutigen, Grenzen respektvoll überwinden. Frieden mittels Nähe wagen.
Wir brauchen die Nähe zu anderen, um zu spüren, wer wir sind. «Du bist mein Spiegel, in dem ich mich erkenne.»
Die Intelligenz in unseren Zellen leuchtet auf, wenn wir uns körperlich und seelisch feinfühlig berühren (lassen). Wir leuchten auf.

Darin besteht der andere, der alternative Weg der menschlichen Evolution. Der grosse, breite Weg, ist die Strasse der zunehmenden Kontrolle, der Aussen- und digitalen, chemisch-pharmazeutischen Fremd-Lenkung. Der andere, leider schmale Weg, der sich zu verlieren droht, ist jener der authentischen Berührung, die zu echter Nähe und damit zu sich selbst -auch zum höheren Selbst- führt.

Ohne Nähe können wir nicht wirklich denken.

  • Anmerkung: „Gesundheitsämter in mehreren Bundesländer fordern Eltern in der Coronakrise auf, ihre Kinder in häuslicher Quarantäne  getrennt von der Familie in einem Raum zu isolieren, wenn ein Corona-Verdacht besteht… es soll keine gemeinsamen Mahlzeiten geben, etc.“

Radikale Heilung

In lockerer Reihenfolge möchte ich zum Haupt-Titel «Radikale Heilung» einzelne Aspekte des Heilens zur Sprache bringen, da ich glaube, dass es in der jetzigen Zeit von ausserordentlicher Bedeutung ist, dass sich Menschen, denen die Zerfalls-Erscheinungen der heutigen Zeit bewusst sind, ihre Heilqualitäten wahrnehmen und entwickeln. Als Anteilnehmende scheint mir dies geradezu eine folgerichtige Konsequenz zu sein, und – wie bei allem, welches wir als essentiell bedeutsam wahrnehmen – beginnen wir bei uns selbst.

I.   Die Quelle – der Anfang

Im Zentrum, in der Mitte der Welt, in der einen Quelle, am Ort in dem alles wurzelt und hervorgeht in die Vielfalt der Verästlungen des Lebendigen, – da also, wo alles ruht, hervorgeht, emaniert, da, wo die Sonne des Herzens aufgeht:
hier erstrahlt der Geliebte;
da beginnt die Heilung unseres Planeten und die Heilung der Menschenwelt, da erhebt sich der wahre Mensch, so wie er gemeint ist. Im Licht. Der Geweitete, der Heiler der Welt. Da geschieht die radikale Heilung der Welt-Gesellschaft, die Transformation des Geknechteten in die Würde des Erstrahlenden, Geheilten, All-Liebenden.

Der Menschheitskörper erkrankt weiter oder er öffnet sich der Heilung.

Im Prozess, wo das Licht Heilgestalt annimmt, kommt wieder Farbe in das Verbleichende (Verblichene), und wieder bewegt sich einst Gelähmtes von Neuem.
Es ist der Seelen-Innen-Raum, in dem das Licht heilende Gestalt annimmt, wo der innere Heiler zum Leben kommt.

Im Anfang lebt das Vollkommene, wie im Samen schon der vollständige Baum abgebildet ist. – Abgespalten vom Ganzen, abgetrennt vom Ursprung verliert sich jedes Tun im Einzelnen, verkümmert zur Reparatur oder zur Symptom-Heilung.

In erlebter Verbindung mit dem Anfang, der Quelle, geht die Ur-Wirklichkeit in das Einzelne, mit dem wir uns beschäftigen, ein, so wie der Musiker, der die Symphonie im Ohr des Herzes hört, die Schönheit und Kraft des Gesamt-Kunstwerkes in den einzelnen Ton legt, den er gerade spielt.
Der erwachte, bewusste Mensch beginnt den Anfang, den Ursprung in allem zu spüren mit dem er im Kontakt ist. Der Klang des Anfangs, der aus ihm in völliger Ruhe aufsteigt wird ihm zum Grund im Leben in seiner Vielfalt.

Der Arzt, um ein anderes Beispiel zu nennen, der ein bestimmtes Organ seines Patienten untersucht und gleichzeitig in Verbindung bleibt mit dem Organismus, aber auch mit der körperlich-seelischen Ganzheit seines Patienten, wird heilende Energie verströmen und den ganzen Menschen, den er behandelt, stärken.

An der Quelle
Jeder Anfang, wenn sich neues Leben gebiert, ist hauchfein, zart, leise. Jeder Anfang ist rein, frisch, jung.
Jeder Anfang ist ewig.

Es gibt eine windhauchartige Regung im erblühenden Geist, der sich in feinstem Licht zu erkennen gibt und aus sich Leben gebiert, welches an eine weisse Flamme erinnern mag. Der Übergang, wo beide zugleich -Geist und Leben- erlebbar und «sichtbar» sind, ist heiliges Geschehen, Offenbarung der LIEBE, Geschenk, wenn es uns erlaubt ist, am Geschehen mit offenem Herzen teilzunehmen, eine heilende Initiation, der Anfang eines jeden Heilens, jeder Wiederherstellung und Wiederbelebung zerrütteten Lebens. Zeuge dieses Überganges, dieses Wunders zu sein, lässt uns zu Mit-Gebärenden werden.

Im Übergang gibt es jedenfalls den berührenden Moment, wo Licht, Liebe und Leben nicht mehr unterscheidbar sind; es ist der Moment, der uns zu unserem Wesen führt.

Ich werde im Moment geboren, wo Leben dem Geist-Licht entsteigt.

Dieser innere Geburts-Bereich im Seelenzentrum lässt sich erschaffen und ausweiten, wenn der Mensch ihm fortwährend Raum und Aufmerksamkeit zukommen lässt. Dies ist auch eine Art des Betens.

Da der Mensch niemals über die Quelle verfügen kann, wird er sich damit begnügen dürfen, Gefäss für das Wasser des Lebens zu sein.

Wie mysteriöse und paradox zugleich ist es doch, dass das Höchst und Tiefste, das göttliche Leben, im Menschen ist, sein Zentrum ausmacht, so dass man sagen könnte: «Zuinnerst sind wir göttliche Wesen», und gleichwohl steht es uns nicht zu, eigenmächtig darüber zu verfügen. Das, was uns am meisten ausmacht, ist nicht unser Besitz. – Ich fühle, dass es so gut ist.

 

Liebeskummer

Ich bin ein Liebender mit Liebeskummer. Das ist eine sehr persönliche Aussage. Die Liebe zwischen meinen Eltern fand nicht in die Blüte, obwohl sie eingepflanzt war -irgendwie.

Meine Liebe galt primär den Frauen, wo sie Wurzeln bildete. Ebenso galt meine Liebe Mutter Erde, wo sie auch, mindestens ansatzweise, Wurzeln bildete.

Ich fühle mich auch als Teil der Erde und der Menschheit. Es scheint mir, dass ich, du, wir, die Verbindung zu dem, was uns trägt verlieren. Das was uns trägt, materialisiert sich in Mutter Erde und es scheint, dass es uns verloren geht.

Ich sehe die Erde als eine schwarze Perle, die das Weisse, das Licht, in sich trägt. Diese Perle wird gehalten von Christus und von allen Liebenden.
Der Glanz der Perle wird vom vordergründigen Strom (dem Mainstream) abgelehnt, da sie nicht ins favorisierte Weltbild passt. Das bereitet mir Kummer. Liebes-Kummer. Nicht nur mir.

Diesen Kummer, diese Trauer spüre ich ringsum:

  • Wenn ich spirituelle Musik höre (Tchaikovsky, wie im letzten Blog eingeblendet), Bach, Pärt, Abdullah Ibrahim, und, und…
  • Wenn ich mich in das Corona-Feld einschwinge.
  • Wenn ich mein Herz gegenüber allen Lebewesen dieser Welt öffne,
  • ich meinen Durst, deinen Durst unseren Durst wahrnehme nach Leben, Freude und Friede.
    Die Vision des wahren Menschen hat sich zurückgezogen, um sich zu schützen. Doch sie ist bereit, wieder gefunden zu werden. (Vergl. letzter Blog). 
    Die Wieder-Erinnerung an unsere wahre Existenz und Herkunft, also an die Vision des wahren Menschseins, kann uns helfen, das System, das droht, sich ganz zu verriegeln, wieder zu öffnen. Lasst uns also Mantras singen. Singen ist die rechte Antwort auf Verlust und Trauer.
    Wenn Klänge aus höheren Welten zu mir dringen, spüre ich, wie ich mich öffne für das Ganze, das ich oft als Schönheit bezeichne. Dann verwandelt sich meine Trauer (mein Liebeskummer) zu Freude. – Oft geht Trauer der Freude voraus.
  • Die Luft, in ihrer höchsten Manifestation ist Geist. Ohne sie ersticken wird. Auf tieferer Ebene beobachten wir, dass Lungenkrankheiten zunehmen.
    Vor einigen Jahren schlug der Schlager von Helene Fischer «Atemlos durch die Nacht» wie ein Blitz aus dem Pop-Himmel in den Mainstream ein. Vielleicht war es weniger die Melodie als vielmehr die Worte, die eine markantes Empfinden des kollektiven Unbewussten zum Ausdruck brachten: Viele individuelle Menschen fühlten sich angesprochen im Bild, einsam und atemlos durch die Nacht zu gehen. Ich möchte weiter gehen und fragen, ob es nicht der Menschheitskörper als Ganzes ist, der atemlos durch die Nacht zieht und kaum mehr genügend vom grossen Atem durchpulst ist.
    Das Welt-System, die globale Gesellschaft verkapselt sich, schliesst sich ab. Weil es die Seele ausschliesst. Damit verliert es die nötige Atemluft, letztlich den Odem, den göttlichen Einhauch, wodurch das System möglicherweise kollabieren wird. Der dominierende Materialismus schliesst ab, verhindert die Bewegung des Lebendigen. (Ist das verständlich ausgedrückt?)Es ist vor allem die göttliche Mutter, die diesen Liebeskummer trägt: Maria, die Jungfrau, Tara, Kanzeon /oder Kanon). Die Mutter mit all ihren Namen. Wer die Trauer trägt, trägt auch die Heilung in sich:
  • wenn ich stille bin und es geschehen lasse,
  • wenn ich dich streichle, umarme
  • und spüre, bei geschlossenen Augen, wie du mich streichelst,
  • wenn ich dem äusseren und dem inneren Fluss folge,
  • mich trösten lasse, mich hingebe,
  • mich bedanke,
  • mich in meine Seele tragen lasse.

Hinter allem, was Menschen tun zu glauben müssen – Vorsicht walten zu lassen, sich ängstlich um etwas zu sorgen, Kontrolle auszuüben, strategisch vorwärts zu streben, sich abzusichern (auch gegen den Tod) – , spüre ich die bewegende Trauer, den Liebeskummer und die damit verbundene Zärtlichkeit.

Es ist die Trauer über das, was der Menschheit fühlbar verloren geht: Die Verbundenheit mit dem Leben und seiner Quelle.

Diese wenig bewusste Trauer erzeugt die Kompensationen, den Überbau, die Last, unter der Mensch zu ersticken droht.

Kriechen Menschen, so stelle ich mir vor, unter dem Überbau hervor in die freie Luft und in die Weite des Lebendigen, Atem holend, weinend, verbunden mit der ursprünglichen Sehnsucht nach dem, was sie erfüllt, werden sie zu sich kommen. Ankommen.

Es ist ein Strömen in allem, wissen die Angekommenen. Alles, was ist, ist Gegebenes, Kraft, die erhebt, aufrichtet, tröstet und heilt. Dies ist erfahrbar in der Tiefe des Seins.

Dieser Ein-Fluss (der grosse Atem) ist massiv gebremst, durch das System, dass sich angstvoll zusammenzieht, sich verengt, verkrampft. Es ist eine Tendenz der Selbst-Erstickung zu beobachten. Es ist der Wahn, der so wirkt, als hätte es zu wenig. Also Panik. Das gesellschaftliche bi-polare System schwankt zwischen Hypererregung/Stress und Lähmung/Starre. So wirken Traumata, so wirken starke Existenz-Ängste, – Abwesenheit von Vertrauen. – Die traumatisierte, globale Gesellschaft.

Es ist ein Strömen in allem. Alles, was ist, ist Gegebenes, Kraft, die erhebt, aufrichtet, tröstet und heilt. – Dieses Wissen hat sich mancherorts zurückgezogen. Es wartet über mir/uns und hinter mir/uns mit offenen, darreichenden Händen.

Und es ist schon sehr traurig, wenn grosse Teile der Menschheit so leben, als wäre da nichts, als wäre da niemand, der hört.

Manchmal verspüre ich Liebeskummer.

Die Vision des Menschen

I Der Mensch in seiner Vision

Der Mensch
hat sich in seine Vision zurückgezogen,
wo er auf uns wartet,
damit wir ihn wiederentdecken.

II   Was uns rettet

Was uns rettet
ist die Erfahrung
der Schönheit
in ihrer höchsten Ausprägung.
Sie bildet die Krone aus Licht
unseres höchsten
ICH BIN.
Sie zieht uns empor.
In ihr lebt
die Vision unseres wahren Mensch-seins.
Diese Vision kann und soll
nun geweckt werden –
im reinen Herzen:
Sie offenbart uns, wer und wie wir sind.

III   Schönheit

Schönheit ist ent-zündetes Leben.
Millionen kleinster Funken
bewegen sich über deine Gestalt.,
bringen deine Seele ins Leuchten,
deine Haut ins Vibrieren,
deine Aura ins Strahlen.

Und danach:

Tau,
für deinen Durst,
der sich in Frieden verwandelt,
welcher dich begleitet
in jedem Moment
und deine Augenlider
zu kleinen Flügeln verwandelt.

IV   Wiederentdecken

Der wahre Mensch hat sich
– nach den langen Jahren der Trockenheit –
in seine Vision zurückgezogen,
wo er über uns
auf uns wartet,
damit wir ihn wieder in seiner alles bewegenden Schönheit
wahrnehmen,
uns an seine schwebende und tanzende Existenz erinnern.

V   Der Beweggrund

Die Vision des wahren Menschen
ist der Grund
auf dem sich das neue Zeitalter der Liebe erbaut.

***

Die folgende wunderbare Hymne von Tchaikovsky (Hymn of the Cherubim) kann ein Gefühl für die wahre Vision des Menschen erzeugen:

Beitrags-Bild; Cherubim, Thronengel.

Überfliessende Himmel

 

Meiner Meinung nach ist die sprachliche Schönheit Rilkes unübertrefflich. Was kann man dazu noch sagen, ausser das Gedicht in seiner Kraft und Weisheit stehen zu lassen. Ich will es deshalb nicht interpretieren, mir aber Gedanken machen zur Zeile: Statt in die Kissen, weine hinauf.

Zum Gedicht:

Überfliessende Himmel

Überfliessende Himmel verschwendenter Sterne
prachten über der Kümmernis. Statt in die Kissen,
weine hinauf. Hier, an dem weinenden schon,
an dem endenden Antlitz,
um sich greifend, beginnt der hin-
reissende Weltraum. Wer unterbricht,
wenn du dort hindrängst,
die Strömung? Keiner. Es sei denn,
dass du plötzlich ringst mit der gewaltigen Richtung
jener Gestirne nach dir. Atme
Atme das Dunkel der Erde und wieder
aufschau! Wieder, leicht und gesichtslos
lehnt sich von oben Tiefe dir an. Das gelöste
nachtenthaltene Gesicht gibt dem deinigen Raum.

Statt in die Kissen, weine hinauf.
Vielen Menschen ist es ein wenig peinlich, wenn sie von ihrer Trauer überwältigt werden. Zeiten der Trauer, erst recht, wenn sie sich in Tränen ausdrücken, sind so persönlich, intim, dass manchmal das Bedürfnis aufkommt, sich dabei zu verstecken, ins Kissen zu vergraben. Bei Männern öfter als bei Frauen.

Der weinende Mensch ist mir ein bisschen heilig. Er ist sich und dem Freund so nah, so zerbrechlich, zart, unausweichlich echt.

Unausweichlich, weil dann keine Schummrigkeiten, keine Halbwahrheiten Platz haben.

Deshalb ist der Tränen übersäte Blick nach oben so köstlich. Vor allem in dem Moment, wo himmlisches Licht in die Tränen fällt. Tränenlicht.

Die Tränen der Trauer und die Tau-Tropfen des Trostes vereinigen sich nun und es entstehen so etwas wie Diamanten.

Es ist ähnlich, wenn Trauernde zu tanzen beginnen – oder zu singen. Blues!

Das Schmelzende in der wahren Trauer lässt uns weich werden und was oben ist, kommt uns entgegen, uns umarmend.
«Leicht und gesichtslos lehnt sich von oben Tiefe dir an.»

 

Hier  nochmals mit Stimme, Musik und Bild – klicken: